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Georg Trakls lyrisches Werk besticht durch die sinnliche Kraft seiner Bilder und eine "Lyrik in Moll". Er wird zu den bedeutendsten Frühexpressionisten deutscher Sprache gezählt. Sein hermetisches Schaffen weist jedoch weit darüber hinaus. Gebrandmarkt als Vertreter der "Décadence", die den Verfall stilisiert anstatt eine soziale Utopie zu entwerfen, träumt er von einem neuen, 'natürlichen' Menschen, von einer Erneuerung der paradiesischen Unschuld in der Gesellschaft. Charakteristisch für seine Gedichte sind Visionen von düsterer Farbenpracht und eine melodisch-rhythmische Sprache. Im vorliegenden Band sind sämtliche Gedichte aus den Jahren 1909 - 1914 nebst einer Einführung von Katharina Maier enthalten.
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Seitenzahl: 130
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Georg Trakl (1887 – 1914), war das vierte von sechs Kindern des protestantischen Eisenhändlers Tobias Trakl und seiner Frau Maria, einer zwar musischen, doch gegenüber der Familie sehr distanzierten Frau; die Kinderbetreuung überließ sie weitgehend der französischen Gouvernante. Ab 1897 besuchte er in Salzburg das humanistische Staatsgymnasium, dessen Ambiente und der heraufdämmernde Untergang der K. und K.-Monarchie ihn von klein auf prägten. 1905 verließ er das Gymnasium und begann ein Praktikum in einer Salzburger Apotheke. 1906 wurden zwei Einakter, die er später vernichtete, im Salzburger Stadttheater aufgeführt. Auch bewegte er sich zunehmend in Bohème-Kreisen; auf diese Zeit geht auch sein lebenslanger Alkohol- und Drogenkonsum und das leidvolle inzestuöse Verhältnis zu seiner 1891 geborenen Schwester Margarethe zurück. 1908 siedelte er zum Studium der Pharmazie nach Wien über und fand hier allmählich zu seinem eigenen poetischen Stil. Bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 pendelte Trakl in Probediensten und auf der Suche nach Anstellungen, die er meist schnell wieder aufgab, unstet in Apotheken, Ministerien und beim Militär, zwischen Salzburg, Wien und Innsbruck. Ab 1912 wurden seine Gedichte im »Brenner« erstveröffentlicht; außerdem kam eine Verbindung mit Karl Kraus zustande, in dessen »Fackel« er ebenfalls publizierte. 1914 war Trakl mit einer Sanitätskolonne nach Galizien in den Krieg gezogen, von wo er im Anschluss an die Schlacht bei Grodek zur Beobachtung seines Geisteszustandes nach Krakau überwiesen wurde. Dort starb er am 3. November an einer Überdosis Kokain.
M.A. phil. Katharina Maier, geboren 1980, hat Vergleichende Literaturwissenschaften studiert und arbeitet inzwischen als freie Schriftstellerin und Übersetzerin.
»Sein Werk, aus reinster Lyrik bestehend, (...) ist von mythischer, magischer Schönheit.« Otto Basil
Georg Trakls lyrisches Werk besticht durch die sinnliche Kraft seiner Bilder und eine »Lyrik in Moll«. Er wird zu den bedeutendsten Frühexpressionisten deutscher Sprache gezählt. Sein hermetisches Schaffen weist jedoch weit darüber hinaus. Gebrandmarkt als Vertreter der »Décadence«, die den Verfall stilisiert anstatt eine soziale Utopie zu entwerfen, träumt er von einem neuen, »natürlichen« Menschen, von einer Erneuerung der paradiesischen Unschuld in der Gesellschaft. Charakteristisch für seine Gedichte sind Visionen von düsterer Farbenpracht und eine melodisch-rhythmische Sprache. Im vorliegenden Band sind die Gedichte aus den Jahren 1909–1914 nebst einer Einführung von Katharina Maier enthalten.
»Inzwischen habe ich den Sebastian im Traum bekommen und viel darin gelesen; ergriffen, staunend, ahnend und ratlos; denn man begreift bald, daß die Bedingungen dieses Auftönens und Hinklingens unwiederbringlich einzige waren, wie die Umstände, aus denen eben ein Traum kommen mag. Ich denke mir, daß selbst der Nahestehende immer noch wie an Scheiben gepreßt diese Aussichten und Einblicke erfährt, als ein Ausgeschlossener: denn Trakl’s Erleben geht wie in Spiegelbildern und füllt seinen ganzen Raum, der unbetretbar ist, wie der Raum im Spiegel. (Wer mag er gewesen sein?)« So schreibt Rainer Maria Rilke 1915 nach seiner Lektüre von Georg Trakls zweitem Gedichtband, dem posthum erschienenen Sebastian im Traum, den Trakl nicht lange vor seinem Tod im Alter von 27 Jahren noch selbst zusammengestellt hatte. »Unbetretbar« nennt Rilke den Raum dieser Dichtung und scheint so zu derselben Ansicht zu tendieren wie so viele nach ihm; immer noch heißt es von Trakls Werk, es sei ›hermetisch‹, ›dunkel‹, ›unzugänglich‹. Aber Rilke spricht auch von Scheiben und von Spiegeln, gegen die sich der Leser presst, von der unwiderstehlichen Anziehungskraft getrieben, die diese Dichtung auf ihn ausübt; das impliziert, dass, so ›abgeschlossen‹ Trakls Raum sein mag, doch ein Fenster existiert, durch das der Leser hineinblicken kann und aus dem ihm sowohl das Andere als auch das eigene Selbst entgegenschauen mag ewig Getrennt, doch ewig Angesehen. Es ist eine Art Verbundenheit, die gerade durch dieses getrennte Anschauen entsteht, kein wahrhaftes Ausschließen: der Leser ahnt, staunt, wird ergriffen, so Rilke, wenn er auch letzten Endes »ratlos« bleibt. Doch es ist eben eine ergriffene, eine staunende, eine ahnende Ratlosigkeit, welche den Blick in eine andere Wirklichkeit lenkt, die hinter dem Spiegel liegt die wir vielleicht nicht betreten können, die uns aber zeigt und erahnen lässt. Man fühlt sich fast an Paulus’ Wort vom »Spiegel in einem dunklen Wort« erinnert, mit dem der späte Apostel die einzige Form der Erkenntnis beschreibt, die uns im diesseitigen Leben offensteht. Und Trakls Lyrik tut nicht zuletzt das: uns die Dunkelheit unserer eigenen Erkenntnisfähigkeit bewusst machen, dieses Schauen durch Spiegel über Spiegel, aus denen uns etwas grauenhaft Wunderbares und herrlich Fürchterliches entgegenblicken mag oder, in Trakls Worten aus dem : »O! ihr stillen Spiegel der Wahrheit. / An des Einsamen elfenbeinerner Schläfe / Erscheint der Abglanz gefallener Engel.«
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