In Italien sagt man "Ti amo" - Melanie Milburne - E-Book

In Italien sagt man "Ti amo" E-Book

Melanie Milburne

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Beschreibung

So leidenschaftlich der Sex mit Milliardär Vinn Gagliardi ist, so vergeblich hofft Ailsa auf seine Liebe. Aber kaum fordert sie traurig die Scheidung, will Vinn sie plötzlich zurück. Natürlich bloß, um für seinen kranken Großvater in Mailand die heile Familie zu spielen, oder?

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Seitenzahl: 178

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Melanie Milburne

In Italien sagt man „Ti amo“

IMPRESSUM

JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/82 651-370 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2018 by Melanie Milburne Originaltitel: „Blackmailed into the Marriage“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRABand 455 – 2018 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Elfie Sommer

Umschlagsmotive: Harlequin Book S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 12/2024 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751532518

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. Jegliche nicht autorisierte Verwendung dieser Publikation zum Training generativer Technologien der künstlichen Intelligenz (KI) ist ausdrücklich verboten. Die Rechte des Autors und des Verlags bleiben davon unberührt. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Ailsa hatte geglaubt, es könne nichts Schlimmeres geben, als ihren zukünftigen Exmann Vinn Gagliardi nach fast zwei Jahren wiederzusehen. Aber sie hatte sich geirrt. Noch nervenaufreibender war es nämlich, auf das Wiedersehen warten zu müssen.

Fünf Minuten vergingen.

Zehn.

Zwanzig.

Am Ende saß sie eine geschlagene Stunde im Empfangszimmer seines Büros und blätterte sämtliche Hochglanzmagazine durch, die Vinns junge Assistentin kunstvoll auf dem eleganten Couchtisch aufgefächert hatte. Dankbar nahm sie die angebotene Tasse mit dem köstlichen Cappuccino entgegen, und als dieser ausgetrunken war, griff sie zu dem bereitgestellten Mineralwasser. Die Schale mit den Pfefferminzbonbons ignorierte sie. Stattdessen kaute sie auf ihren Fingernägeln herum.

Natürlich ließ er sie absichtlich warten. Ailsa sah ihn im Geiste vor sich. Er saß an seinem schicken Schreibtisch, zeichnete Skizzen von neuen Designerstücken für sein Möbelimperium und lächelte in sich hinein, weil er jede Sekunde genoss, die er sie in seinem Empfangszimmer schmoren ließ.

Entnervt schloss Ailsa die Augen und versuchte, das Bild von seinem lächelnden Mund zu verdrängen. Himmel, dieser Mund. Welche Glücksgefühle er ihr beschert hatte. Wie viele Stellen ihres Körpers er geküsst und verwöhnt hatte …

Nein, nein, nein. Bloß nicht an seinen Mund denken. Im Kopf wiederholte sie das Mantra, das sie in den letzten zweiundzwanzig Monaten wieder und wieder aufgesagt hatte. Sie war über ihn hinweg. Definitiv. Unter ihrer Ehe mit Vinn Gagliardi prangte ein dicker Schlussstrich. Sie selbst hatte ihn gezogen.

„Mr. Gagliardi wird Sie nun empfangen.“ Die Stimme der Assistentin riss sie aus ihren Gedanken. Sofort begann ihr Herz, wie verrückt zu klopfen. Warum war sie nur dermaßen nervös? Sie wollte doch nur mit ihm reden, weil es um ihren kleinen Bruder ging.

Allerdings hätte sie sich einen Termin bei ihm geben lassen sollen, bevor sie nach Mailand geflogen war. Aber sie war in Florenz bei einem Treffen mit einem wichtigen neuen Kunden gewesen, als ihr Bruder Isaac angerufen und ihr mitgeteilt hatte, dass Vinn sich als Sponsor für seine Karriere als Golfprofi angeboten hatte. Und Ailsa würde nicht nach England zurückkehren, bevor sie Vinn zur Rede gestellt hatte. Er sollte ihr erklären, warum er ihrem Bruder Geld geben wollte. Wenn es sein musste, würde sie in seinem Büro kampieren. Zum Glück hatte sie für den Kurztrip nach Florenz eine kleine Reisetasche dabeigehabt, sodass sie sich wenigstens hatte umziehen können.

Ailsa erhob sich von der Ledercouch, aber sie hatte so lange gesessen, dass ihre Beine unter ihr nachzugeben drohten. Ganz ruhig bleiben. Mit schweißfeuchten Händen strich sie sich den Rock ihres Kostüms glatt, zog den Schulterriemen ihrer Handtasche hoch und rollte mit dem Trolley auf die geschlossene Tür zu Vinns Büro zu. Wut flammte in ihr auf. Wieso nahm Vinn sie nicht persönlich in Empfang? Warum ließ er sie an seine Tür klopfen wie einen dahergelaufenen Niemand? Verdammt. Sie war seine Ehefrau gewesen. Sie hatte in seinem Bett geschlafen und alles mit ihm geteilt.

Nun ja, genau genommen nicht alles …

Sie ignorierte den Anflug von Gewissensbissen. Schließlich stand nirgendwo geschrieben, dass sich Mann und Frau jedes kleinste Detail aus ihrem Vorleben erzählen mussten. Das galt schon gar nicht für eine Ehe, wie Vinn und Ailsa sie geführt hatten. Ihre Beziehung war von Lust geprägt gewesen, nicht von Liebe. Sie hatte ihn geheiratet, obwohl sie gewusst hatte, dass er sie nicht liebte. Aber sie hatte sich eingeredet, dass sein Verlangen nach ihr reichen würde. Am Ende war er es dann gewesen, der sich nicht mit einer Vorzeigefrau begnügt, sondern mehr von ihr verlangt hatte. Mehr, als sie ihm zu geben bereit gewesen war.

Trotzdem war Ailsa überzeugt, dass auch Vinn ihr nicht alles über seine Familie erzählt hatte. So hatte er nie gern über die Zeit gesprochen, als sein Vater wegen Betrugs im Gefängnis gesessen und die Firma fast in den Ruin getrieben hatte. Ailsa hatte einige Male den Versuch gestartet, mit ihm darüber zu reden, es am Ende aber aufgegeben. Schließlich hätte es ihr ebenfalls nicht behagt, wenn er sie nach ihren Familiengeheimnissen ausgefragt hätte. Viele Leichen hatte ihre Familie nicht im Keller, aber die eine, die es gab, stank zum Himmel.

Jetzt stand sie vor der Tür zu seinem Büro und straffte die Schultern, als wolle sie in den Kampf ziehen. Nein, sie würde auf gar keinen Fall anklopfen und darauf warten, dass er sie hereinbat.

Sie umklammerte den Griff ihres Rollkoffers mit der einen Hand und drückte die Türklinke mit der anderen. Dann holte sie noch einmal tief Luft und trat ein. Vinn saß auf seinem Chefsessel. Aber er hatte ihr den Rücken zugewandt und schaute aus dem großen Fenster mit Blick auf die geschäftigen Straßen Mailands. Und als wäre das noch nicht beleidigend genug, besaß er die Frechheit und unterhielt sich mit jemandem am Telefon. Bei Ailsas Eintreten drehte er sich kurz zu ihr um, beachtete sie aber nicht weiter, sondern deutete mit einer Hand auf den Stuhl auf der anderen Seite seines Schreibtisches, bevor er sich wieder zum Fenster drehte und die Unterhaltung fortführte. Gerade so, als wäre Ailsa eine dahergelaufene Bittstellerin, die er zwischen zwei wichtigen Terminen eingeschoben hatte.

Ailsa spürte einen Stich in ihrer Brust. Wieso tat er ihr gegenüber dermaßen gleichgültig? Hatte sie ihm denn gar nichts bedeutet?

Vinn unterhielt sich weiter auf Italienisch, und Ailsa versuchte, die Ohren zu verschließen. Wenn sie ihn in seiner Muttersprache reden hörte, ging ihr der Klang durch und durch. Vermutlich hätte er auch in einer erfundenen Sprache reden können, und ihr wäre ein heißer Schauer über den Rücken gelaufen, und jeder Zentimeter ihrer Haut hätte geprickelt.

Vinn nahm das Telefon in die linke Hand, drehte sich zu dem Computer auf seinem Schreibtisch und klickte auf die Maus. Warum würdigte er sie keines Blickes? Etwas mehr Interesse hätte er ihr schon entgegenbringen können. Ailsa war zwar nicht eitel, wusste aber, dass sie gut aussah. Für das Treffen mit dem wichtigen Kunden hatte sie sich extra ein neues Designerkostüm gekauft und sich die Haare bei einem Promifriseur machen lassen. Auch hatte sie sich für ihr Make-up mehr Zeit genommen als sonst. Äußerlich gut auszusehen half ihr ein wenig darüber hinweg, dass sie sich innerlich wertlos fühlte.

Vinn warf einen prüfenden Blick auf den Monitor und setzte das Telefongespräch fort. Unweigerlich fragte Ailsa sich, ob sie vielleicht einen etwas gewagteren Ausschnitt hätte tragen sollen, um Vinn zu zeigen, was ihm in den letzten Monaten entgangen war. Er selbst sah noch immer so unverschämt gut aus wie bei ihrer letzten Begegnung. Sein schwarzes Haar war weder zu lang noch zu kurz, weder zu glatt noch zu wellig, sondern eine sexy Mischung aus allem. Es erinnerte Ailsa an die vielen Male, bei denen sie die Finger hineingekrallt hatte, während sie den fantastischen Sex mit ihm genoss. Vermutlich hatte er sich am Morgen rasiert, aber der dunkle Schatten um seinen Mund und an seinem markanten Kinn ließ sie an die vielen Male zurückdenken, als seine Stoppeln über ihre zarte Haut gekratzt hatten. An ihrem Gesicht, auf ihren Brüsten, zwischen ihren Schenkeln …

Ailsa konnte gerade noch verhindern, wohlig zu erschauern. Stattdessen warf sie Vinn einen Blick zu, der Lava hätte gefrieren lassen. „Ich will mit dir reden. Sofort“, unterbrach sie seine Unterhaltung, wobei sie das letzte Wort mit Nachdruck aussprach.

Um Vinns Mundwinkel zuckte es, als würde er ein Lächeln unterdrücken. Er sagte noch einen Satz auf Italienisch, bevor er das Gespräch beendete. „Wenn du dir wie jeder andere einen Termin hättest geben lassen, hätte ich Zeit genug für dich gehabt.“

„Ich bin aber nicht jeder andere“, fuhr sie ihn an. „Ich bin deine Frau.“

In seinen espressobraunen Augen funkelte es, als hätte jemand ein Streichholz darin angezündet. „Meinst du nicht eher zukünftige Exfrau?“

Hieß das etwa, dass er die Scheidungspapiere endlich unterschreiben wollte? Da sie nach englischem Recht geheiratet hatten, mussten sie beweisen, dass sie seit zwei Jahren nicht mehr unter einem Dach wohnten, bevor die Scheidung rechtskräftig wurde.

„Ich bin nicht wegen der Scheidung hier, Vinn.“

„Lass mich raten, was dich zu mir geführt hat.“ Er schaute kurz zu Ailsas Reisetasche und lächelte dann. „Du kommst zu mir zurück.“

„Nein“, erwiderte sie empört. „Ich komme nicht zu dir zurück. Es geht um meinen Bruder. Isaac hat gesagt, du willst seine Golfkarriere im nächsten Jahr als Sponsor unterstützen.“

„Stimmt.“

Sie schluckte. „Warum?“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Weil er mich darum gebeten hat.“

„Wie bitte?“ Ungläubig riss sie die Augen auf. „Das hat er mir nicht erzählt.“ Sie holte tief Luft. „Er hat nur gesagt, dass du angeboten hast, ihn finanziell zu unterstützen. Und dass du Bedingungen gestellt hast, die meine Person betreffen.“

„Setz dich doch, Ailsa. Dann können wir in Ruhe darüber reden.“

Sie nahm auf dem Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtisches Platz. Nicht weil Vinn sie dazu aufgefordert hatte, sondern weil ihre Beine erneut unter ihr nachzugeben drohten. Warum hatte Isaac ihr nicht die Wahrheit gesagt? Und warum war er so unsensibel gewesen und hatte ihren zukünftigen Exmann wieder in ihr Leben geholt? Ihr Bruder war schuld, dass sie Vinn jetzt gegenübersitzen musste. Dabei hätte sie ihm auf Teufel komm raus aus dem Weg gehen müssen.

In seiner Nähe wurde sie immer schwach und verwandelte sich in eine Frau mit ganz normalen Hoffnungen und Träumen. Dabei hinderte sie ein schreckliches Geheimnis an einem normalen Leben. Ein Geheimnis, das nicht einmal ihr Bruder kannte.

Ihr Halbbruder, genau genommen.

Ailsa war fünfzehn gewesen, als sie durch Zufall erfahren hatte, wer ihr richtiger Vater war. Bis dahin hatte sie nämlich ihren Stiefvater Michael dafür gehalten. Fünfzehn Jahre lang hatte die Lüge ihre Familie zusammengehalten … obwohl es mit dem Zusammenhalt nicht weit her war. Ihre Eltern waren nicht glücklich miteinander gewesen und hatten sich oft gestritten. Und bis zu ihrem fünfzehnten Lebensjahr hatte Ailsa geglaubt, dass sie ihre Eheprobleme hätten lösen können, wenn sie sich nur mehr Mühe gegeben hätten.

Nie wäre sie darauf gekommen, dass sie allein schuld am schlechten Verhältnis der beiden war.

Das war ihr erst klar geworden, nachdem sie herausgefunden hatte, was es mit ihrem richtigen Vater auf sich hatte.

Nervös strich Ailsa sich den Rock glatt, dann fiel ihr Blick auf einen silbernen Bilderrahmen auf Vinns Schreibtisch. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Warum hatte er ihn nicht weggeworfen? Sie hatte Vinn den Rahmen kurz nach der Hochzeit geschenkt. Er enthielt ihr Lieblingsfoto: Vor der untergehenden Sonne standen sie einander gegenüber und lächelten sich an. Mit dem Geschenk hatte sie sich selbst vorgaukeln wollen, dass es sich um eine richtige Ehe handelte und nicht nur um eine Verbindung, die praktisch für Vinn war, weil er sich eine hübsche, kluge Frau an seiner Seite wünschte. Von ihrem Platz aus konnte Ailsa das Foto nicht sehen. Vielleicht hatte Vinn es gegen das Bild einer anderen Frau ausgetauscht. Bei dem Gedanken zog sich ihr Magen zusammen. Natürlich war das albern, schließlich war sie diejenige gewesen, die ihn verlassen hatte. Trotzdem verletzte es ihren Stolz, dass er sich womöglich so schnell über sie hinweggetröstet hatte.

Und es war nicht nur ihr Stolz, der litt …

Sie hatte sich immer an der Hoffnung festgehalten, dass Vinn sich eines Tages doch noch in sie verlieben würde. Denn welche Braut wünschte sich keinen Mann, der sie aufrichtig liebte? Während ihrer kurzen Ehe hatte sie sich vorgemacht, es würde reichen, das Bett mit ihm zu teilen.

Doch sie hatte sich auch nach einem Platz in seinem Herzen gesehnt. Sie wollte der wichtigste Mensch für Vinn sein. Doch bei ihm kam sie nicht an erster Stelle. Er hatte sie nicht geliebt – und würde es vermutlich nie tun.

Vinn lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und musterte Ailsa von oben bis unten. „Gut siehst du aus, cara.“

Sie straffte die Schultern. „Nenn mich nicht so.“

Als fände er ihre Empörung amüsant, zog er leicht die Mundwinkel nach oben. „Gehst du immer noch gleich an die Decke?“

„Und wenn schon?“, konterte sie. „Woher weiß ich, dass du Isaac nicht die Idee in den Kopf gesetzt hast, ihn zu sponsern? Hattet ihr seit unserer Trennung regelmäßig Kontakt?“

„Meine Freundschaft mit deinem Bruder hat nichts mit unserer Beziehung zu tun“, gab er zurück.

„Wir haben keine Beziehung mehr.“

Er verengte die Augen. „Und wessen Schuld ist das?“

„Wir hatten von Anfang an keine richtige Beziehung. Du hast mich nur geheiratet, weil du eine Vorzeigefrau gebraucht hast. Eine Frau, die sich wie in den fünfziger Jahren um den Haushalt kümmert, während du den erfolgreichen Geschäftsmann gibst. Als würde mein Beruf überhaupt nicht zählen.“

Missbilligend presste er die Lippen aufeinander. „Ich hoffe doch, dein Beruf hält dich nachts warm. Oder hast du dir einen neuen Liebhaber zugelegt?“

„Mein Privatleben geht dich nichts an“, erwiderte sie trotzig.

„Von Isaac weiß ich, dass du dich in den letzten beiden Jahren noch nicht mal mit einem Mann getroffen hast.“

Ailsa würde ihren kleinen Bruder gehörig zurechtweisen, so viel stand fest. „Er weiß eben nicht alles“, erklärte sie hochmütig.

Ein Muskel zuckte an Vinns markantem Kinn. „Na, deine Liebhaber werden sich in den nächsten drei Monaten anderweitig beschäftigen müssen. Ich habe nämlich Pläne mit dir.“

„Wie bitte?“ Empört lachte sie auf. „Du machst keine Pläne mehr für mich. Ich bestimme allein, was in meinem Leben geschieht.“

Er stützte das Kinn auf seine rechte Hand und musterte sie mit einem Blick, der ihr einen Schauer über den Rücken sandte. Dann sah sie den goldenen Ring an seinem Finger, und ihr Magen zog sich erneut zusammen. Warum trug er ihn immer noch?

„Ohne Sponsor wird Isaac es nie in die erste Liga der Golfer schaffen“, sagte er. „Das weißt du.“

„Mag sein. Aber warum stellst du Bedingungen an mich? Wenn du ihn finanziell unterstützen willst, sehr gern. Aber lass mich da bitte raus.“

Langsam schüttelte er den Kopf. „So funktioniert das nicht, cara. Du bist der einzige Grund, warum ich ihn unterstützen will.“

Sie blinzelte. Hatte sie sich in ihm getäuscht? Hatte er sie doch aus Liebe geheiratet? Trug er den Ehering deshalb noch?

Nein. Er hatte sie nie geliebt, das war sicher.

Schließlich hatte er die magischen drei Worte nie zu ihr gesagt. Natürlich hatte sie ihm auch nie anvertraut, dass sie ihn liebte. Und das aus gutem Grund, denn hätte sie es jemals laut ausgesprochen, wäre sie in der Beziehung die Schwächere gewesen. Und sie hatte ihm nicht noch mehr Macht über sich geben wollen. Es reichte schon, dass er ihren Körper manipulieren konnte.

Er hatte sie mit seinem Charme umgarnt und sie als seine Ehefrau in sein Leben geholt. Am Anfang hatte er noch gesagt, er würde ihre Entscheidung, niemals Kinder haben zu wollen, akzeptieren. Doch wenige Monate nach der Hochzeit hatte er plötzlich seine Meinung geändert. Oder vielleicht hatte er von Anfang an darauf gesetzt, dass Ailsa sich im Lauf der Zeit umstimmen lassen würde.

Aber da hatte er sich gründlich getäuscht.

Sie schaute wieder zum Bilderrahmen. „Ist es das, wofür ich es halte?“

Vinn drehte den Rahmen herum, und sie erkannte das Foto von ihrem Hochzeitstag. Sie hatte sich die Bilder seit der Trennung nicht mehr angeschaut. Zu viele schmerzhafte Erinnerungen waren damit verbunden. Sie war so dumm gewesen und hatte zugestimmt, seine Vorzeigefrau zu werden. Dadurch war sie zu einem Besitztum geworden. Wieso hatte sie nur geglaubt, dass eine reine Zweckehe funktionieren würde? Hatte sie wirklich gedacht, durch die Heirat mit Vinn würde sie sich endlich so akzeptiert fühlen wie seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr nicht mehr? Ihre Ehe hatte nicht einmal ein Jahr gehalten. Genau genommen waren es elf Monate und dreizehn Tage gewesen.

Dann hatte Vinn das B-Wort erwähnt. Er wollte ein Baby – um die Gagliardi-Dynastie fortzusetzen. Ailsa wäre am Ende nur eine Gebärmaschine gewesen und hätte ihre eigene Karriere vergessen können.

Doch ihre Inneneinrichtungsfirma bedeutete Ailsa alles. Für sie hatte sie unzählige Opfer gebracht. Ein Baby zu bekommen kam für sie nicht infrage. Dafür gab es zu viele offene Fragen, was ihre eigene Abstammung betraf.

Wie konnte sie jemals ein Kind zur Welt bringen, wenn sie keine Ahnung hatte, welch schreckliches Erbe sie weitergab?

Sie schluckte den bitteren Kloß in ihrem Hals hinunter und schaute wieder zu dem Foto. „Warum steht es immer noch auf deinem Schreibtisch?“

Er drehte den Rahmen wieder herum und starrte auf das Bild. „Einer der besten Ratschläge, den ich je bekommen habe, lautet: niemals die Fehler der Vergangenheit zu vergessen. Nimm sie als abschreckendes Beispiel, und wachse daran.“

Seit Ailsa die Hintergründe ihrer Empfängnis erfahren hatte, hielt sie sich für einen Fehler. Die meisten Kinder wurden aus Liebe gezeugt. Sie aber war das Produkt eines Gewaltaktes. „Was denken deine Geliebten, wenn sie das Foto auf dem Schreibtisch sehen?“

„Bisher war das kein Problem.“

Bei der Antwort zog sich etwas in Ailsas Brust zusammen. Wollte er damit andeuten, dass er unzählige andere Frauen hatte? Behielt er den Ehering am Finger, wenn er mit ihnen ins Bett ging? Sie schaute ihm ins Gesicht, in der Hoffnung, darin ein Zeichen zu finden, dass er innerlich so aufgewühlt war wie sie. Aber er wirkte unbeteiligt, als wäre sie eine Fremde, die zufällig in sein Büro gestolpert war.

„Die Bedingungen, die du an mich stellst …“, begann sie.

„Mein Großvater muss sich einer Lebertransplantation unterziehen“, sagte er. „Der Chirurg kann nicht dafür garantieren, dass er die Operation überlebt. Aber wenn er sie nicht vornehmen lässt, bedeutet das für ihn den sicheren Tod.“

„Wie schrecklich.“ Betroffen sah sie ihn an. „Aber, was hat das mit mir …“

„Falls er sterben sollte, möchte ich, dass er in Frieden geht.“

Ailsa wusste, wie sehr Vinn an seinem Großvater Domenico Gagliardi hing. Der alte Mann war für ihn da gewesen, als sein Vater im Gefängnis gesessen hatte. Auch Ailsa hatte seinen Großvater sehr gemocht und sich immer gut mit ihm verstanden. Sie konnte sich also ausmalen, welch schmerzhafter Verlust sein Tod für Vinn bedeuten würde.

„Ich weiß, wie sehr du an deinem Großvater hängst. Und ich wünschte, es gäbe etwas, das ich für dich tun könnte …“

„Es gibt da etwas“, erwiderte Vinn. „Ich möchte, dass wir uns versöhnen, bis er halbwegs über den Berg ist.“

Sie schaute ihn an, als hätte er ihr gerade vorgeschlagen, im zehnten Stock aus dem Fenster zu springen. „Wie bitte? Bist du jetzt vollkommen übergeschnappt?“

„Nein. Nur fest entschlossen, alles zu tun, damit mein Großvater die Operation überlebt“, erklärte er. „Er ist ein Mensch, dem die Familie über alles geht. Und ich möchte, dass wir wieder so tun, als wären wir eine Familie, bis sein Leben außer Gefahr ist.“

Ailsa sprang so abrupt auf, dass ihr Stuhl beinahe umgefallen wäre. „Das ist das Unglaublichste, das mir je zu Ohren gekommen ist. Erwartest du etwa, dass ich so tue, als wären die letzten beiden Jahre nicht gewesen, und zu dir zurückkomme? Das werde ich ganz bestimmt nicht tun. Und du kannst mich nicht dazu zwingen.“

„Isaac ist ein großes Talent, aber ohne meine Hilfe wird er es nicht schaffen“, sagte er mit versteinerter Miene. „Ich werde ihn drei Jahre als Sponsor unterstützen, wenn du dich bereit erklärst, für drei Monate wieder als meine Frau zu mir zurückzukehren.“

Auf gar keinen Fall durfte sie sich darauf einlassen. Aber wenn sie nicht auf seinen Vorschlag einging, würde ihr kleiner Bruder seine Golfkarriere vergessen können. Es lag in ihrer Macht, Isaac seinen Lebenstraum zu erfüllen. Trotzdem konnte sie niemals zu Vinn zurückkehren. Nicht für drei Minuten, geschweige denn für drei Monate.

„Hast du da nicht eine winzige Kleinigkeit vergessen? Ich habe in London ein Geschäft zu führen und kann nicht einfach meine Siebensachen packen und nach Italien ziehen.“

„Du könntest für die Zeit doch eine Zweigstelle in Mailand eröffnen“, erwiderte er seelenruhig. „Immerhin hast du hier schon ein paar wohlhabende Kunden.“

Ailsa runzelte die Stirn. „Woher weißt du das?“

Seine Lippen verzogen sich zu einem überheblichen Grinsen. „Ich bin Italiener und habe Kontakte im ganzen Land.“

Ein Verdacht beschlich sie. „Habe ich die Aufträge in Florenz und Rom etwa dir zu verdanken?“

„Warum hätte ich dich nicht weiterempfehlen sollen? Schließlich machst du deinen Job hervorragend.“

Sie verengte die Augen. „Du meinst als Inneneinrichterin, nicht als Ehefrau?“

„Vielleicht machst du dich beim zweiten Mal besser.“