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Ein lyrisches Werk der besonderen Art! In seinem erstmals 1895 veröffentlichten Gedichtzyklus kombiniert Christian Morgenstern phantastische Elemente mit Themen wie der Schönheit der Natur. Die Gedichte seines Debütwerkes entführen den Leser ins Reich des Übernatürlichen – Begegnungen mit Drachen und anderen Fabelwesen sind keine Seltenheit! Doch auch Morgensterns charakteristischer Wortwitz prägt den Stil dieser Sammlung – so gelingt ihm eine spannende Mischung aus Fantasie, Humor und meisterhafter Poesie.-
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Seitenzahl: 35
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Christian Morgenstern
Ein Zyklus humoristisch-phantastischer Dichtungen
Saga
In Phanta's Schloß
Coverbild/Illustration: Irena Janczewska privat collection of Anna Bachtin
Copyright © 1895, 2021 SAGA Egmont
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 9788726997231
1. E-Book-Ausgabe
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.
Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.
www.sagaegmont.com
Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com
Sei's gegeben, wie's mich packte,
mocht es oft auch in vertrackte
Bildungen zusammenschießen!
Kritisiert es streng und scharf, –
doch wenn ich Euch raten darf:
Habt auch Unschuld zum Genießen!
Längst Gesagtes wieder sagen,
hab ich endlich gründlich satt.
Neue Sterne! Neues Wagen!
Fahre wohl, du alte Stadt,
drin mit dürren Binsendächern
alte Traumbaracken stehn,
draus kokett mit schwarzen Fächern
meine Wunden Abschied wehn.
Kirchturm mit dem Tränenzwiebel,
als vielsagendem Symbol,
Holperpflaster, Dämmergiebel,
Wehmutskneipen, fahret wohl!
Hoch in einsam-heitren Stillen
gründ ich mir ein eignes Heim,
ganz nach eignem Witz und Willen,
ohne Balken, Brett und Leim.
Rings um Sonnenstrahlgerüste
wallend Nebeltuch gespannt,
auf die All-gewölbten Brüste
kühner Gipfel hingebannt.
Schlafgemach –: mit Sterngoldscheibchen
der Tapete Blau besprengt,
und darin als Leuchterweibchen
Frau Selene aufgehängt.
Längst Gesagtes wieder sagen,
Ach! ich hab es gründlich satt.
Phanta's Rosse vor den Wagen!
Fackeln in die alte Stadt!
Wie die Häuser lichterlohen,
wie es kracht und raucht und stürzt!
Auf, mein Herz! Empor zum frohen
Äther, tänzergleich geschürzt!
Schönheit-Sonnensegen, Freiheit-
Odem, goldfruchtschwere Kraft,
ist die heilige Kräftedreiheit,
die aus Nichts das Ewige schafft.
Blutroter Dampf . .
Rossegestampf . .
«Keine Szenen gemacht!
Es harren
und scharren
die Rosse der Nacht.»
Ein lautloser Schatte,
über Wiese und Matte
empor durch den Tann,
das Geistergespann . .
Auf hartem Granit
der fliegende Huf . .
Fallender Wasser
anhebender Ruf . .
Kältendes Hauchen . .
Wir tauchen
in neblige Dämpfe . .
Donnernde Kämpfe
stürzender Wogen
um uns.
Da hinauf
der Hufe Horn!
In die staubende Schwemme,
hoch über den Zorn
sich sträubender Kämme
empor, empor!
Aus klaffenden Wunden
speit der Berg
sein Blut gegen euch.
Mit Wellenhunden
fällt euch an
der Haß der Höhe
wider das Tal.
Aber ihr fliegt,
blutbespritzt,
unbesiegt,
empor, empor.
Vor euch noch Farben
verzuckenden Lebens,
auf grünlichem Grau
verrötender Schaum;
hinter euch
Schwarz und Silber,
die Farben des Todes.
Ein Schleier,
an eure Mähnen geknüpft,
schleppt
geisterhaft nach.
Wie ein Busentuch
zieht ihr hinauf ihn
über des Bergs
zerrissene Brust.
Müde sprang sich
der Sturzbach.
Nur mit den Lippen
wehrt er sich noch.
Und bald
wird er zum Kind
und hängt sich selber
spielend an eure Schweife.
Weiter! weiter!
Da!
Winkende Gipfel
im Sicheldämmer!
Langsamer traben
die Rosse der Nacht.
Heilige Sterne
grüßen mich traut.
Ewige Weiten
atmen mich an.
Langsamer traben
die Rosse der Nacht,
gehen,
zögern,
stehen still.
Alles liegt nun
florumwoben.
Schlaf umschmiegt nun
Unten, Oben.
Nur die fernen
Fälle toben.
Leise Geisterhände
tragen
mich vom Wagen
in des Schlummers
Traumgelände.
AllerNotdurft,
alles Kummers
ganz befreit,
fühle ich ein höhres Sein
mich durchweben.
Wird die tiefe Einsamkeit
mir auf alles Antwort geben?
Wer möcht am trägen Stoffe kleben,
dem Fittich ward zu Weltenflug!
Ich lobe mir den süßen Trug,
das heitre Spiel mit Welt und Leben.
In tausend Buntgewande steck ich,
was geistig, leiblich mich umschwebt;
in jedem Ding mich selbst entdeck ich:
nur der lebt Sich, der also lebt.
Mir ist, ich sei emporgestürmt
über stürzende Wasserfälle.
Mir engt's die Brust, um mich getürmt
ahn ich schützende Nebelwälle.
Aus dumpfen Regionen,
aus Welten von Zwergen,
trieb's mich fort,
ob auf ragenden Bergen
ein besserer Ort
dem Freien, zu wohnen.
Es weht mir um die Stirne
ein Hauch wie von Frauengewand . .
Folgte zum steilen Firne
mir wer aus dem Unterland?
Es beugt sich zu mir nieder
ein liebes, schönes Gesicht . .
Glaubst Du, ich kenne Dich nicht,
Sängerin meiner Lieder?
Du bist ja, wo ich bin,
mein bester Kamerade!
Bei Dir trifft mich kein Schade,
meine Herzenskönigin!
«Du flohest aus Finsternissen,
mühsamen Mutes,
ich weiß es.