Inselschönheiten - Hans Buring - E-Book

Inselschönheiten E-Book

Hans Buring

0,0

Beschreibung

Mit der literarischen Form des Limericks betritt der politische Autor Neuland. Der stets den Sinn in der Gesellschaft Suchende entdeckt den Unsinn, den Nonsense. Aber er ist viel zu lange Lehrer gewesen, um nicht auch dieser spielerischen Form noch aufklärende Aspekte abzugewinnen. Buring nimmt sich im hohen Alter die Freiheit, über Themen zu schreiben, die er weder in der Schule noch auf der Kabarettbühne behandeln konnte. Er tut das mit spürbarem Vergnügen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 75

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Mein Dank gilt meiner Tochter Carmen für ihre Korrekturen und Korrekturvorschläge.

Das Titelblatt zeigt einen irischen Dudelsack: Uilleann Pipes. Hier wird anders als beim schottischen Dudelsack der Blasebalg nicht mit dem Mund, sondern mit dem Ellbogen aufgeblasen. Er ist in der Welt der Musikinstrumente ein typisch irisches Produkt und gleicht insofern dem Limerick in der Welt der Lyrik.

Michael Weyhe hat den Dudelsack freundlicherweise als Fotoobjekt für das Titelbild zur Verfügung gestellt.

Inhaltsverzeichnis

Über dieses Buch

Überschrift der Limericks (alphabetisch)

Limericks

Personenverzeichnis

Inselverzeichnis

Weitere Bücher des Autors

Über dieses Buch

Warum Limericks?

Über 40 Jahre habe ich mit Schülerinnen und Schülern der Oberstufe Kabarett gemacht. Ich hatte mit den „Kettwichten“ vom Theodor-Heuss-Gymnasium in Essen-Kettwig mehr als 700 Auftritte in ganz Europa1. Allein zehnmal traten wir mit verschiedenen Programmen im Mekka des deutschen Kabaretts, im „unterhaus“ in Mainz auf. Damals schrieb die Mainzer Rheinzeitung (15. 11. 95): „Heraus kommt, was alljährlich im unterhaus zu besichtigen ist, was Kabarett sein sollte: vergnüglich, peppig, bissig und produktiv.“

Wie unsere großen Vorbilder standen wir in oppositioneller Mission auf der Bühne, die Musik benutzten wir – wie Brecht – als gefühlweckenden Ansatz, der Humor war böse oder diente zur kurzzeitigen Lockerung, damit unser Publikum durchhielt.

Dann wurde ich pensioniert, verlor auch meine aktiven Kabarettisten und das Publikum. Ich schrieb für meine sich noch im Schuldienst befindende Frau (weitere) Kindermusicals, dann eigene Romane und Jugendromane und eine Anthologie voller Satiren.

Eines Tages begegnete mir, dem ständig Sinnsuchenden, das scheinbar Sinnlose: der Limerick. Einer der ersten und bedeutendsten Limerick-Dichter, Edward Lear, nannte seine Sammlung von 107 Limericks „A Book of Nonsense“ (London 1843). Das Buch ist vollständig ins Deutsche übersetzt von Hans Magnus Enzensberger.

Je mehr ich mich mit dem Limerick befasste, umso mehr erkannte ich eine neue Dimension des Schreibens: Der Limerick wollte nicht – wie ich bis dahin – eine Botschaft an den Mann/die Frau bringen, er ließ an mehr oder weniger zufälligen Reiz- und Reimwörtern entzündet, die Sprache selbst erzählen.

Und in der Tat: Wie oft muss ich selbst darüber lachen, was mir der Limerick mit seiner Reimform angeboten hatte. Hinzu kam, dass ich als Pensionär nicht mehr an die moralischen Ansprüche der Schule gebunden war. Das galt vor allem für die Themen. Der Reim drängte mir geradezu, Themen auf, die anstößig waren. Das bestätigen alle Autoren, die sich dem Limerick verschrieben haben. Vielleicht aber verstecken wir Feiglinge uns auch hinter dem Reimzwang. Und kein Satiriker verzichtet auf eine gute Pointe. Machen Sie den Test mit den neuseeländischen Inseln „Cavalli“. Suchen Sie zu dem Reim „-alli“ zwei weitere Reime. Meine Lösung finden Sie im Limerick Nr. 260.

Die Limerickpuristen werden aufheulen über meinen sträflichen Umgang mit dem Versmaß. Ich bin abgerückt vom anapästischen Versmaß in allen Zeilen, auch von dem festgelegten Kontrast zwischen zwei- und dreihebigen Zeilen.

Im Englischen, der Ursprungssprache des Limericks, sind solche Abweichungen reimtechnischer und rhythmischer Art gang und gäbe. Aber die Briten sind auch nicht so TÜV genormt.

Schließlich wollte ich auch nicht - bei immerhin 300 Limericks - einer rhythmischen Gleichtönigkeit verfallen und so habe ich vor allem das Tempo zur Aufmerksamkeitssteigerung bewusst variiert.

Warum Inseln?

Ortsnamen haben im Limerick – wie gesagt – keine semantische Funktion. Das gilt auch für die Namen der Inseln, auch sie dienen nur dem Reimklang. Die Welt besteht nur aus Inseln, selbst die Kontinente sind nur große Inseln. So steht dem Autor, der über Inseln schreibt, ein nahezu unendlicher Fundus zur Verfügung. Halbinseln sind per definitionem auch Inseln, häufig waren sie zuvor reine Inseln und sind mit dem Festland verbunden worden.

Nun erklärt das allein noch nicht, warum ich mich für die Namen von Inseln als Reiz- oder Reimwort entschieden habe.

Ich bin – so würde ein Satiriker sagen – inselgeschädigt. Aufgewachsen bin ich in einem Mehrfamilienhaus dicht am Rande der Ruhraue in Essen. Das führte dazu, dass ich im Mai 1943 erlebte, wie unser Haus zu einer Rettungsinsel in der Möhneflut wurde. Die Royal Air Force hatte die Talsperre bombardiert und wir uns in den zweiten Stock geflüchtet. Ein entsetzliches Katastrophenerlebnis, erst recht für einen Fünfjährigen.

Später waren die alljährlichen Hochwasser der Ruhr ein sehnlichst erwartetes Spiel- und Abenteuerangebot. Wir bauten ein Floß und schipperten damit zu den höhergelegenen Ruhrwiesen-Flecken und nahmen diese „Inseln“ in Besitz, gaben ihnen Namen und hissten selbstgemachte Flaggen (vgl. auch meinen Jugendroman!1).

Neben diesen nur sporadischen (siehe Nr. 115) Inseln gab es aber auch eine, die uns ganzjährig begeisterte. In die Ruhr hatte man für die „Rote Mühle“ ein Wehr gebaut und notwendigerweise dann nebenan eine Schleuse für die Ruhrschifffahrt. Die Schleusentore waren zu unsrer Zeit – wie die gesamte Schifffahrt – schon verschwunden, aber die Schleuseninsel war für alle, die das Schwimmen lernen wollten (und das waren alle Kinder an der Ruhraue!) ein Traumziel. Wer die 4 – 5 Schwimmzüge über das tiefe Wasser der alten Fahrrinne geschafft hatte, konnte schwimmen.

Mein erster Schulausflug auf dem Gymnasium ging in die Jugendherberge Duhnen bei Cuxhaven. Sehnsüchtig blickten wir von dort auf eine Insel hinüber: Neuwerk. Der Klassenlehrer gab unserem Drängen nach und wir machten dorthin eine Stippvisite. Das Reizklima des Wattenmeeres hatte mich wohl so gereizt, dass ich eine Feldbahnlore – unbemerkt von der Aufsicht – auf dem Deich so weit geschoben hatte, dass sie am Deichhang Fahrt aufnahm, die ich auch mit Hilfe zweier Kameraden nicht mehr stoppen konnte. Die Lore durchbrach krachend das Holztor zu ihrer Garage.

Dass der empörte Klassenlehrer mich nicht umgehend mit der Bahn nach Hause schicken konnte, lag daran, dass meine minderbemittelten Eltern die Fahrkarte nicht hätten bezahlen können. Aus diesen frühen Tagen stammt wohl auch meine Begeisterung für besonders kleine Inseln, die sich in dieser Limerick-Sammlung natürlich niederschlägt (vgl. die Halligen-Seiten, Limericks 77 – 82 und die Scharhörn-Seiten, 232 – 236).

Mein Inseltick hörte auch nicht auf, als ich als junger Vater die ersten längeren Reisen mit den Kindern plante. Sechzehn Jahre hintereinander fuhren wir in den Sommerferien auf eine (andere) griechische Insel. Meine Familie und ich kennen die griechischen Inseln besser als die meisten Griechen selbst.

Wir haben auf dem Deck rostiger Fähren ganze Tage verbracht und häufig in der Nacht kleine und kleinste Inseln angefahren mit wunderbaren Erlebnissen. Vielleicht das schönste: Eine griechische Mutter kam mit ihrem Neugeborenen offenbar aus einer Klinik auf dem Festland zurück. Ein verölter Mann stieg aus dem Maschinenraum, nahm der Mutter das Kind aus ihrem Arm und warf es von der Reling in die ausgestreckten Arme des Ruderers, der sein kleines Boot notdürftig an der großen Fähre befestigt hatte. Dann stieg die Mutter auf der Strickleiter hinterher.

Außerdem habe ich Geografie studiert und die vielen unterschiedlichen Entstehungsformen von Inseln haben mich fasziniert: Hallig – Nehrung – Felsinsel – Schäre – Vulkaninsel – Atoll – Flussinsel – Binnenseeinsel – Bohrinsel u.a.m.

Und bald war klar, dass ich die in den Limericks auftauchenden Inseln ordnen und lokalisieren wollte, denn keine der Inseln ist ein Hirngespinst, also von mir erfunden (was für Limerickdichter nicht ungewöhnlich wäre).

Warum Frauen?

Frauen und Inseln gehören seit Urzeiten zusammen. Überall in der Welt gibt es „Fraueninseln“, nicht nur im Chiemsee in Bayern (siehe Limerick Nr. 154), auch in Berlin und anderswo.

Vor allem in der Mythologie waren Frauen und Inseln Verbündete. So stieg Aphrodite aus dem Schaum des Meeres an den Inselstrand (siehe Limerick Nr. 273), zuerst auf Kythera, später auch auf Zypern. Eos, die Göttin der Morgenröte, tat das Gleiche, nur zu einer bestimmten Tageszeit, dafür aber jeden Tag. Bis heute kann man das auf nahezu jeder Insel bestaunen. Beide Göttinnen galten als verführerische Schönheiten, viele berühmte Maler stellten sie in schwelgerischen Bildern dar.

Auch für mich war es selbstverständlich, dass ich in den Limericks die Inseln mit Frauen bestückte und schmückte. Hier hielt ich es mit Goethe: „Das ewig Weibliche zieht uns hinan“ (Faust II, Schlussvers des chorus mysticus).

Nein, ich bin kein moderner Womanizer, noch ein alter Don Juan (obwohl ich dessen Namen trage). Das ließe allein meine Frau nicht zu. Ich bin von starken Frauen beeinflusst worden. Die erste, der ich begegnete, war meine Mutter. Sie war das prägende Oberhaupt der Familie. Mein Vater war ein Haupt kleiner, also kürzer.

Mutter entschied, wo es in der Familie langging, allerdings so geschickt, dass mein Vater glauben musste, er hätte die Entscheidung getroffen.

Natürlich lag auch die Erziehung in Mutters Händen. Für vieles bin ich ihr heute noch dankbar, so zum Beispiel für ihre Sturheit, mit der sie durchsetzte, dass ich, nachdem ich mit dem Klavierspielen begonnen hatte, jeden (!) Tag eine Stunde übte. Sie opferte damals, im Mangel der Nachkriegszeit, jede Woche ein paar Kaffeebohnen für ein Gebräu, das meine alte Klavierlehrerin wachhalten sollte, die immer während meiner Clementi-Etüden einschlummerte.

Und meine Mutter war schön. Vielleicht nicht so wie Aphrodite oder Eos, aber doch so, dass sie meinen Blick und meinen Geschmack für weibliche Schönheit prägte und mich befähigte, Ihnen heute Inselschönheiten zu präsentieren. Dass von denen einige Ecken und Kanten haben, bleibt beim Reimzwang des Limericks nicht aus.

Warum Fußnoten