Intensiv leben - Wolfgang Böhler - E-Book

Intensiv leben E-Book

Wolfgang Böhler

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Beschreibung

Der Autor fühlt sich in andere Menschen und spannende Situationen ein. Es geht in den Texten um die Begegnung mit verborgenen Sehnsüchten, um Abenteuer, Grenzerfahrungen und die Kraft der Natur. Intensiv leben bedeutet, sich von den Texten berühren zu lassen und Lust auf neue Erfahrungen zu spüren.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 35

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für Tiko

Der Sehnsucht Räume eröffnen

Begegnungen erfahren

Abenteuer erleben

Wolfgang Böhler

INHALT

Mich verlieben

Verlieben

Sehnsucht

Regen am Meer

Der geheimnisvolle Garten

Lisas Buch

Schwarze Gestalten

Ein später Abend

Mein Schneckenhaus

Die unsichtbare Kraft

Begegnung

Konjunktiv

Wut

Grenzerfahrung

Eukalyptusblätter

Abend in Cavalaire

Pfingsten in Växjö

Ein Baum leistet Widerstand

Abschied

Für Dich

Die vergessene Göttin

Micha hat Angst

Der syrische Junge

Mich verlieben

Möchte wissen, wie das ist, sich zu verlieben?

Einmal hören:

bleib!

Eine Hand an meiner Schulter:

komm!

Einen Körper spüren,

der meine Wärme sucht

einer Stimme lauschen,

die mich meint

in Augen sehen,

die mich suchen

einen Herzschlag fühlen

neben mir

einmal erleben

wie das ist

Verlieben

Möchte wissen, wie das ist, mich zu verlieben?

Einmal sagen:

bleib!

Meine Hand an deiner Schulter:

komm!

Deinen Körper spüren,

der meine Wärme sucht

deiner Stimme lauschen,

die mich meint

in deine Augen sehen,

die mich suchen

deinen Herzschlag fühlen

neben mir

einmal erleben,

wie das ist

Sehnsucht

Ich will in deinen Schuhen gehen

im Rhythmus deiner Schritte

ich gebe mich dem Zauber hin

der deinen Worten innewohnt

in deinen Augen möcht ich mich verlieren

in deine Herzensräume lockst du mich

die Stolpersteine meiner Schüchternheit

du löst sie auf

das Pochen deines Herzens

ich suche es vergeblich

warte immer noch auf dich

aus einem Traum bin ich erwacht

die Sehnsucht ist geblieben

Regen am Meer

Die Luft ist schwül an diesem Morgen

Der Wind spielt mit dem Wasser

Weiße Kronen auf dem Kamm der Wellen

Wolkenhaufen türmen sich

Boote schaukeln hin und her

Surfer suchen Küstennähe

Am Abend tobt der Sturm

Fegt durch die Pinienkronen

Möwen flüchten sich in Felsennischen

Eine Krähe krallt sich am Geländer fest

Wer noch draußen ist, flüchtet nach drinnen

Wogen branden an die Felsen

Immer stärker, immer höher

Brechen sich an scharfen Kanten

Gischt schäumt

Strandholz splittert

Wellen klatschen an die Mauern

Reißen Steine mit

Spülen Feuerquallen an

Tang, Muscheln, Plastikflaschen, Schuhe, ein

zerfetzter Schirm, ein toter Fisch

Dachziegel fallen, eine Bretterwand kippt um

Eine Glasscheibe bricht

Da steigt Poseidon aus der Tiefe

Wirft wütend seinen Dreizack

Sintflut, Weltuntergang?

Aus dunklen Wolkenbänken

Prasseln Regenwände

Hagelkörner bohren Krater in den Sand

Aus rabenschwarzem Dunkel zucken grelle Blitze

Werfen Lichtkegel auf das Wasser

Donner grollt, die Erde zittert

Schwächer wird das Tosen in der Nacht

Der Meeresgott zieht weiter

Die Stille kehrt zurück

Um Mitternacht

Gehe ich entlang der Uferstraße

Durch das Gewühl von Platanenblättern

Und abgerissenen Ästen

Erste Sterne blinken

Und dann in einer Wolkenlücke

Groß und klar: der Mond

– der Vollmond –

Der geheimnisvolle Garten

Sierre, damals in den 70er Jahren noch verträumt in die südlich wirkende Landschaft eingebettet, unten die Rhone, die träge der Mündung in den Genfer See entgegenfließt. Keine Autobahn und Schnellstraßen stören das Bild. Weit oben die Kulisse der schneebedeckten Walliser Alpen. Diese wunderbare Lage wusste auch Rilke zu schätzen, der sich in das Turmzimmer des Château de Muzot zurückzog und sich von der Aussicht inspirieren ließ. Ich mache mich vom Bahnhof aus auf den Weg, den Turm dieses Anwesens zu finden. Die Straße windet sich in einigen Kehren hinauf zum oberen Ortsteil. Bald kann ich auf die Giebel der alten Häuser schauen. An der linken Straßenseite ist eine Lücke in einer verwitterten Mauer. Mein Blick fällt auf ein hohes, schmiedeeisernes Tor, dessen Eingangstür halb offensteht. Es ist nicht ersichtlich, ob es sich hier um den Eingang zu einem öffentlichen Park handelt, der allen Besuchern zugänglich ist, oder um ein privates Grundstück. Meine Neugierde ist stärker als meine Bedenken. Langsam gehe ich auf dem mit feinem Kies bedeckten Weg in das Gelände hinein. Eine mit Efeu bewachsene Mauer spendet Schatten, auf der anderen Seite stehen hohe Zypressen wie Wächter. Man sieht sie oft vor herrschaftlichen Anwesen im Süden. Das Geräusch des Straßenverkehrs verebbt. Unsicher nähere ich mich einer alten Villa. Die kunstvoll geschnitzte Pforte hat einen Türklopfer. Die Fenster im Erdgeschoss sind vergittert. Es ist niemand in der Nähe. Vielleicht ist das Haus unbewohnt? Hinter der Villa erstreckt sich ein