INVASION - Kevin Rombold - E-Book

INVASION E-Book

Kevin Rombold

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Beschreibung

Seit Jahren Tobt ein Krieg zwischen der Menschheit und unbekannten außerirdischen Invasoren. Viele Opfer hat dieser Krieg bereits gefordert. Doch dann beginnt der Konflikt sich seinem Ende zu zuneigen. Die letzten freien Sonnensysteme fallen und damit der Widerstand gebrochen. Doch gibt es noch eine Chance, das Schlimmste zu verhindern. Die Last Hope, wird tatsächlich zur letzten Hoffnung für die Menschheit und ihr Überleben.

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Kevin Rombold

INVASION

Last Hope

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Dramatis Personae

Prolog

1

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4

5

6

7

8

9

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Epilog

Rechtliches

Impressum neobooks

Dramatis Personae

2230

Jonathan Ripley: Captain der GT Totoga, ein Frachtschiff der GTA

George Fields: 1. Offizier und Bord Arzt der Totoga

Joelie Garlen: Ingenieurin der Totoga

Eric Sloane: Oberster Kanzler des Rates

2320:

Kate Morgan: Jüngster Captain der Flotte und Mitgründerin der UMS.

William Sloane: Gerald Sloanes Sohn und Erster Offizier an Bord der Last Hope

Greg Jordan: Waffen Experte der Last Hope und ein guter Freund von Kate Morgan

Lilly Yang: Bordärztin der Last Hope und gute Freundin von Kate Morgan

Quinn Joung : 1. Ingenieur der Last Hope und langjähriger Freund von Kate Morgan

Damian Wells: 2. Ingenieur der Last Hope und ebenfalls ein guter Freund von Kate Morgan

Zefram Lynch:

Prolog

24. Oktober 2230 – GTTotoga (Frachtschiff der Galaxy Transport Assosiation):

Fracht: 10 Kilotonnen Erz der äußeren Zone nahe der galaktischen Grenze

Ziel:Minora Prime, Kolonie New Berlin

Besatzung: 3 Personen (Captain Jonathan Ripley, 1. Offizier und Bord Arzt George Fields, Bordingenieurin Joelie Garlen)

Jonathan Ripley sah gelangweilt auf das Projektionsfeld, das einen kleinen und kargen Planeten zeigte, der für etwa ein Jahr das Zuhause seiner Crew dargestellt hatte. Er war erleichtert, dass er hier endlich wegkam. Diese Transportflüge waren einfach trist und öde. Gelangweilt trommelte er auf die Armlehne seines Sessels. „Wie lang dauert es noch bis zum Start?“ Eine junge Frau mit längerem blondem Haar wandte sich ihm zu. Joelie Garlen. Von ihren Freunden wurde sie jedoch nur Joe genannt. Sie war ein Jahr jünger als er selbst, zeigte jedoch große Begabung in Sachen Technik und Steuerung. Sie war ein ausgezeichneter Ingenieur und Pilot. Ihre strahlenden blauen Augen zeigten, dass sie ebenfalls darauf aus war, diesen Felsbrocken so schnell wie möglich hinter sich zu lassen. „Wir müssen nur noch den Container andocken, dann kann’s auch schon losgehen. Ich würde sagen noch etwa eine viertel Stunde.“ Noch eine viertel Stunde? Na es konnte schlimmer sein. Eine viertel Stunde konnte er noch aushalten. Die Reise nach Hause würde schwieriger sein. Da die Totoga zehn Kilotonnen Erz geladen hatte, konnten sie nicht in den Hyperschlaf. Das hieß, dass sie während der ganzen Reise zu Minora Prime, etwa vier Monate, wach bleiben mussten, um sicher zu gehen, dass beim Flug nichts schief ging. Er hasste diese Art von Flügen. Nicht zum ersten Mal wünschte er sich etwas mehr Abwechslung. Ein kleines Abenteuer vielleicht oder einfach etwas mehr Action. Doch das war wohl einfach zu viel verlangt. Er seufzte. „Na gut. Bringen wir das hinter uns. Ich kann diese Felskugel nicht mehr sehen.“ „Ich weiß, wie es dir geht.“, erwiderte Joe mit einem breiten Grinsen. „Bald sind wir zu Hause, freu dich doch!“ „Hast ja Recht.“ In diesem Moment hörte man ein leichtes Rauschen aus den Lautsprechern. „John, Joe? Könnt ihr mich hören?“ „Laut und deutlich Fields“ „Ich docke jetzt mit der Fähre an. Ich hab etwas Interessantes gefunden und werde das gleich auf der Krankenstation untersuchen. Ich möchte nicht gestört werden, verstanden?“ Joe konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. George Fields war schon immer ein Geheimnistuer gewesen. John erwiderte das Lächeln, als er den Sendeknopf an der Armlehne seines Sessels erneut drückte. „Kein Problem.“ „Danke Captain.“ Damit wurde der Kanal geschlossen.

Das Andockmanöver hatte ohne Probleme funktioniert. Der riesige Frachtcontainer ließ das Schiff noch etwas größer wirken. Jonathan Ripley saß noch immer auf der Brücke. Er hatte den ganzen Vorgang beobachtet. „Dann bring uns endlich von hier weg Joe.“ „Nichts lieber als das.“ Die Maschinen der Totoga brüllten laut auf, als sie von minimal auf maximale Beschleunigung hochgefahren wurden. Dennoch setzte der Frachter sich zunächst nur langsam in Bewegung. Das Gewicht des Erzes bremste die Totoga extrem ab. Ohne Fracht könnte sie die Strecke bis zur Minora Prime Kolonie in etwas mehr als zwei Monaten zurücklegen. Doch die Totoga war das beste Frachtschiff, das es gab. Jemand anderes hätte für diesen Flug acht Monate oder gar ein ganzes Jahr gebraucht. Die Totoga schaffte es in nur vier. Zufrieden betrachtete John wie der Planet langsam kleiner wurde und schließlich verschwand. „Wir haben die maximale Geschwindigkeit von Achtzigtausend Kilometern pro Sekunde erreicht.“ „Danke.“ Es war gerade mal die Hälfte dessen, was die Totoga leisten konnte. Aber eine noch höhere Geschwindigkeit war aufgrund der Last nicht möglich. Zudem hätte es den Frachtcontainer zerrissen, wenn sie mit Hundertsechzigtausend Kilometern in der Sekunde geflogen wären. „Ich ziehe mich in mein Quartier zurück, kommst du soweit alleine klar?“ Joe drehte sich zu ihm um und grinste breit. „Aber natürlich. Geh ruhig.“ Damit verließ er die Brücke und legte sich in seiner Kabine auf ein Bett und schlief fast sofort ein.

14. November 2230 – GTTotoga:

Drei Wochen waren bereits vergangen seit sie PV 4587 verlassen hatten. Bisher hatte es keine besonderen Schwierigkeiten gegeben. John saß im Pilotensessel und korrigierte den Kurs der Totoga geringfügig. Joe schlief gerade. Sie und Ripley wechselten sich immer wieder beim Fliegen ab. Fields hatte sich seit dem Abflug nicht mehr blicken lassen und reagierte auch auf keinen seiner Rufe. Es musste schon etwas ganz Besonderes sein, was er da gefunden hatte, wenn er die Kommunikation ganz abschaltete und sich in der Krankenstation verbarrikadierte. John kannte Fields noch nicht sehr lange, aber er war der beste Arzt den er sich vorstellen konnte. Zudem war er ein sehr guter erster Offizier, das hatte er mehrmals unter Beweis gestellt, als sie einmal einen Einsatz mit einer größeren Crew hatten fliegen müssen. Ohne ihn hätten sie es nie geschafft.

Ein leises Zirpen weckte ihn schließlich aus seinen Gedanken. Er blickte sich auf der Brücke um und erblickte einen Indikator der rot blinkte. Er sprang aus seinem Sessel auf und näherte sich der Konsole. Es war weder der Antrieb noch der Frachtcontainer. Er blickte auf das Display der Konsole und erstarrte fast. Auf dem Display leuchtete eine rote Schrift.

Warnung, Kollisionsgefahr!

Er wechselte die Darstellung auf dem großen Bildschirm, der bisher abgeschaltet gewesen war. Ein gewaltiges Gebilde aus Metall ragte vor der Totoga auf. Es war kein Meteorit, wie John bis gerade eben gedacht hatte. Es war ein Schiff! Aber wie war das nur möglich? Hier draußen sollte es keine anderen Schiffe geben. Zudem konnte er an dem Schiff keine vertrauten Formen erkennen.

„Was zur Hölle…“

Er betätigte den Schalter für die interne Kommunikation.

„Joe!“

Er wartete einige Sekunden.

„Ja John? Was ist?“

„Komm auf die Brücke, das musst du dir selbst ansehen. Und versuch Fields aus seiner Krankenstation zu bekommen. Das dürfte auch ihn interessieren.“

„Verstanden.“

Erneut blickte er auf den Bildschirm und auf das bedrohlich wirkende Schiff, das langsam auf die Totoga zu schwebte. Er betätigte die Navigationskontrollen und sorgte dafür, dass sich der Abstand zwischen der Totoga und dem Schiff nicht verringerte. Schließlich betraten Joe und Fields die Brücke. Fields wirkte eher wütend, als besorgt oder neugierig. Er war der älteste an Bord mit neunundzwanzig und trug eine der Uniformen die eigentlich nur im Militär üblich waren. Allerdings gab es keine Rangabzeichen auf der Uniform. Fields hatte bis vor zehn Jahren im Militär gedient, bis er sich dazu entschlossen hatte, etwas anderes zu tun. Seine braunen Augen blitzen ihn wütend an, als er zu ihm sah.

„Was kann denn so dringend sein, dass…“

John ließ ihn nicht zu Ende sprechen und wies Fields nur auf den Hauptbildschirm zu sehen. Sofort erstarrte er und sein Zorn wich einer überraschten Miene.

„Was ist denn das?“

„Wow!“, fügte Joe nur noch hinzu.

„Was ist das für ein Schiff?“, fragte sie.

„Keine Ahnung. Es lässt sich nicht identifizieren. Es gehört keiner uns bekannten Bauart an. Und wir hätten es fast gerammt.“

„Das ist einfach unglaublich!“, platzte es nun aus Fields hervor.

Er hatte sich an die wissenschaftliche Konsole gestellt und einige Scans von dem Schiff gemacht.

„Was ist denn los? Hast du was Interessantes entdeckt?“, fragte John, der die Aufregung in Fields Stimme nachvollziehen konnte.

So etwas war noch nie passiert. Es war wie ein unerwartetes Abenteuer.

„Und ob!“, antwortete der Bord Arzt.

„Ich habe einen Strahlungsscan vorgenommen und einige Hinweise darauf gefunden, dass dieses Schiff nicht von hier stammt.“

„Und was ist da so besonders dran?“, fragte John nun etwas in seiner Euphorie gedämpft.

„Dann kommt es eben aus einem anderen Teil der Galaxis.“

„Eben nicht.“, berichtigte Fields ihn.

„Die Strahlungswerte deuten darauf hin, dass es aus dem Bereich außerhalb unserer Galaxis stammt.“

„Das ist doch unmöglich. Das würde ja heißen, dass es sich bei dem Schiff um ein…“

„…Schiff nichtmenschlichen Ursprungs handelt. Genau.“, beendete Fields Joes Satz.

Eine Wahnsinns Entdeckung, dachte John.

„Sollten wir uns das nicht etwas genauer ansehen?“, fragte Joe unvermittelt.

Sie hatte einen Glanz in den Augen, der darauf hinwies, dass sie auf dem Schiff irgendetwas finden könnten, das sich zu Geld machen ließ.

„Ich halte das gar nicht für eine so schlechte Idee.“, meldete sich nun Fields wieder zu Wort.

Bis jetzt hatte er geschwiegen, doch Ripley wusste, dass es hinter seiner Stirn kräftig rumort hatte. Er war Wissenschaftler und als solcher, war dieses Schiff die größte Entdeckung der Menschheit. So etwas war eine Abwechslung ganz nach seinem Geschmack gewesen.

„Na gut. Fields, sie und ich sehen uns das genauer an. Joe, du bleibst hier und überwachst alles. Wenn dir etwas Ungewöhnliches auffällt, warnst du uns sofort.“

„Aber Joh…“

„Keine Wiederrede. Das war ein Befehl. Wenn etwas schief geht brauchen wir den besten Piloten an Bord. Wenn wir etwas von Wert finden sollten, erfährst du es als erstes.“

„Na gut.“, schmollte Joe und schürzte dabei die Lippen. Damit war erst mal alles geregelt.

„Machen sie den Gleiter startklar. Wir brechen in zehn Minuten auf.“

„Aye Captain.“, erwiderte Fields und verließ die Brücke sofort. Plötzlich veränderte sich Joes Miene. Sie wirkte besorgt.

„Pass auf dich auf.“

„Tu ich doch immer, oder?“

Joes Gesichtszüge verhärteten sich.

„Ja, aber ich habe ein ungutes Gefühl bei diesem Schiff. Ich wollte es vor Fields nicht zeigen, aber ich fürchte, das etwas ganz Schlimmes passieren wird, wenn wir dieses Schiff untersuchen.“

„So schlimm wird es schon nicht sein. Der Scan hat keine Lebensformen auf dem Schiff angezeigt. Es dürfte also unwahrscheinlich sein, dass uns ein Alien angreift.“

„Trotzdem. Seid vorsichtig.“

Als John Ripley die Brücke verlassen hatte blickte Joe erneut auf die Darstellung des Schiffes auf dem Bildschirm. Es wirkte jetzt wie ein bedrohlicher Greifvogel, der bereit zum Angriff war. Hoffentlich hatte John Recht und es würde nichts passieren. Doch selbst die Aussicht auf fette Beute an Bord des Schiffes konnte Joe nicht davon abhalten ein mieses Gefühl bei der Sache zu bekommen.

1

02. November 2320 – Hauptquartier der UMS(United Military Starfleet) Washington

D.C. (Erde):

Status: Seit Gründung der UMS Sitz der Admiralität auf der Erde (Pentagon)

Aufgabe: Gewährleistung des Friedens in den vereinigten Sternensystemen

Bevölkerung: Mehr als sieben Milliarden

William Sloane war außer sich vor Wut. Der dunkelhäutige Offizier stürmte auf das offizielle Hauptquartier der UMS – Washington D.C. – zu. In der linken Hand hielt er einen zerknüllten Brief, der für seine üble Laune verantwortlich war. Nicht nur dass er sich durch die Worte, die dieser Brief enthielt denunziert und abgewertet fühlte. Es war dieser fade Beigeschmack in seinem verletzten Stolz, den dieser Brief in ihm hervorrief, der ihn umso mehr verärgerte. Doch er war hier um Antworten zu erhalten und nicht um sich mit seinen Vorgesetzen anzulegen. Wenn es triftige Gründe für diese Entscheidung geben sollte, so wollte er sie selbstverständlich persönlich hören.

Er betrat den fünfeckigen Gebäudekomplex, der noch aus der Zeit vor der Wende stammte. Es war eines der Wenigen Gebäude die aus dieser Zeit noch erhalten waren. Die UMS hatte dieses Gebäude aus einem bestimmten Grund zum Hauptquartier gewählt. Anscheinend hatte es früher schon zur Planung militärischer Schläge gedient, zumindest ging dies aus den Aufzeichnungen hervor, die man ebenfalls in diesem Gebäude gefunden hatte. Heute stellte es ein Symbol für den Überlebenswillen der Menschheit dar. Doch diese Tatsachen interessierten William im Moment überhaupt nicht.

Er betrat das Gebäude, ohne dabei von den Wachen aufgehalten zu werden. Das ging leichter, als er erwartet hatte. Sein Gefühl sagte ihm, dass etwas ganz und gar nicht stimmte, dennoch zwang er sich weiter zu gehen, um sein Ziel zu erreichen. Er wollte Antworten.

Schließlich stand er vor einer großen Tür, die zu einem Konferenzsaal führte. Diese war jedoch, wie um dem mangelnden Wachpersonal zu trotzen, fest verschlossen. William nutzte diese Gelegenheit noch einmal um sich zu sammeln. Er hatte hart und lange für sein Ziel gearbeitet. Ein Ziel, welches ihm durch den Brief in seiner Hand nun vorenthalten werden sollte. Er hatte lange um seine Position in der UMS gekämpft und hatte keine Mühen gescheut um der Beste zu werden. Doch nun schien die UMS jemand anderen zu bevorzugen. Das nagte natürlich an seinem Stolz, denn er konnte sich momentan niemanden vorstellen, der diesen Posten mehr verdient hätte als er. Dennoch war er auch zu sehr Offizier, als dass er zumindest die Möglichkeit eines Konkurrenten ignorieren durfte. Er atmete noch einmal tief durch und klopfte schließlich an die große Tür zum Konferenzsaal.

Ein mechanisches Klacken wies darauf hin, dass sich die Tür entriegelte.

„Kommen sie herein Commander Sloane.“ Die Stimme war dunkel volltönend und unverkennbar. Er hatte diese Kälte und Emotionslosigkeit nur bei einem Menschen kennen gelernt. Admiral Damian Fuller. Oberbefehlshaber der Streitkräfte des terrestrischen Sonnensystems. Man erzählte sich von ihm, dass er einer der Ersten gewesen war, dem es gelungen sei einen der Invasoren zu töten. Er wusste nicht, ob das der Wahrheit entsprach. Aber die unzähligen Narben in seinem inzwischen von Falten durchsetzten Gesicht schienen die Geschichten zu bestätigen.

Der Admiral war ein großgewachsener hagerer Mann der auf die Siebzig zuging. Er war einer der wenigen Menschen, die den Anfang der Invasion beinahe selbst miterlebt hatten. Das war auch einer der Gründe, warum er zum Admiral der terrestrischen Streitkräfte ernannt worden war. Niemand kannte den Feind besser als er. Sloane empfand großen Respekt vor diesem Mann. Doch seine Wut darüber, dass er bei dieser hart erarbeiteten Beförderung übergangen worden war, war unverändert.

Langsam betrat er den Konferenzsaal, der nur mäßig Beleuchtet war und den Admiral in einen nahezu undurchdringlichen Schatten hüllte.

„Sie wollten mich sprechen Commander?“

Die Art, wie der Admiral diese Frage aussprach zeigte Sloane, dass er genau wusste, worum es ging und der Förmlichkeit wegen so sprach.

„Nun, gibt es ein Problem?“, erklang erneut die sonore Stimme. Sloane zögerte zunächst. Er trat einen Schritt näher an den Admiral heran. Sein Blick fiel dabei erneut auf das Stück Papier, welches er noch immer krampfhaft in seiner Hand festhielt. Schließlich gewannen der Zorn und sein verletzter Stolz über seine Vernunft und Ausbildung.

„Wieso haben sie mich als Captain der Last Hope abgelehnt?“, fragte er und versuchte dabei immer noch ruhig zu bleiben. Immerhin sprach er hier mit einem Vorgesetzten.

„Ganz einfach. Wir, also die UMS, wollen einen erfahreneren Kommandanten auf unserem neuen Flaggschiff. Die Last Hope ist, wie ihr Name schon sagt, unsere letzte Hoffnung die Schlacht um unsere Galaxie, um die gesamte Menschheit, zu unseren Gunsten zu entscheiden. Unsere letzten Ressourcen stecken in diesem Projekt. Dies sollte Ihnen eigentlich ganz besonders bewusst sein, Commander. Ein weiteres solches Schiff wird es nicht mehr geben, wenn wir unsere letzten Kolonien auch noch verlieren.“

Der Admiral machte eine kurze Pause in seinen Ausführungen. Man merkte es William Sloane an, dass diese Worte tatsächlich Wirkung bei ihm zeigten. Auch wenn er dabei seine Hände zu Fäusten ballte und dem Brief dabei nur noch mehr zusetzte.

„Doch um diese letzte Chance nicht ungenutzt verstreichen zu lassen brauchen wir einen Captain, der in einer Ernstsituation richtig und schnell handelt. Es tut mir Leid für sie Commander aber die Entscheidung wurde von allen drei Mitgliedern dieses Komitees einstimmig getroffen.“ William war tatsächlich schon bereit gewesen mit dem Admiral einen Streit vom Zaun zu brechen, doch die Worte drangen in ihn vor und ließen ihn noch einmal über die letzten Monte reflektieren. Konnte es tatsächlich sein, dass sein Ehrgeiz und seine Ambitionen dafür gesorgt hatten, dass seine Bewertung in diesem Komitee dermaßen ausgefallen sein konnte? Er musste zugeben er hatte oft die eine oder andere voreilige Entscheidung getroffen. Auch war er des Öfteren mit direkten Vorgesetzten in Clinch geraten. Doch seine Akte war bis auf diese zwei Aspekte makellos. Zudem fragte er sich gerade, welchen erfahreneren Captain es noch gab, der nicht bereits ein Schiff kommandierte oder im Krieg gefallen war. Doch in diesem Gedankengang wurde er jäh unterbrochen, als der Admiral weiter sprach.

„Allerdings können wir sie als 1. Offizier an Bord der Last Hope brauchen.“

Beinahe wäre ihm ein Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst herausgerutscht, doch er konnte sich gerade noch beherrschen. Wollte er tatsächlich seine Karriere oder gar die letzte Chance der Menschheit riskieren, nur um seinem verletzten Ego nachzugeben? Dafür hatte er eigentlich nicht so hart gearbeitet. Daher schluckte er nun doch langsam seine Wut herunter und zwang sich diese Diskussion sachlich fortzusetzen.

„Es gibt niemanden, der sich mit den Instrumenten an Bord der Last Hope besser auskennt als ich. Bei allem Respekt, ich habe die Installation der Last Hope vom ersten Moment an beaufsichtigt und ich sollte der Captain sein. Dafür habe ich all die Zeit hingearbeitet.“

„Wie ich bereits sagte, die Entscheidung wurde bereits getroffen. Sie bleiben als 1. Offizier an Bord, um den neuen Captain in alles einzuweisen. Haben sie verstanden?“ Wer war nur diese Person, welche die UMS als erfahren genug einstufte, um Commander Sloanes Anspruch zu untergraben?

„Dürfte ich wenigstens erfahren, wen sie als Captain im Sinn haben?“, fragte er schließlich und überlegte in dem Moment auch den Brief irgendwo in seiner Uniformjacke verschwinden zu lassen, denn dieses Gespräch entwickelte sich ganz und gar nicht so, wie er es erwartet hatte. Und doch war seine Aufmerksamkeit geweckt worden. Er wollte nun wissen, wer diese Person war, der er unterstellt werden sollte.

„Aber natürlich. Ein 1. Offizier sollte seinen Captain gut kennen, um ihm als Berater und Freund zur Seite zu stehen. Das verstehe ich gut und zeigt mir, dass sie die Situation langsam besser einzuschätzen vermögen.“ Der Admiral schien kurz zu zögern, oder war es eine absichtliche Pause, um ihn zu verunsichern? Ohne den Gesichtsausdruck des Admirals richtig zu sehen, konnte er es nicht genau sagen. „Es handelt sich um Kate Morgan.“

Sloane schnappte unwillkürlich nach Luft. Kate Morgan. Sie war eine Legende. Sie war es gewesen, die einen ersten Präventivschlag gegen die Invasoren durchgeführt und Erfolg damit gehabt hatte. Sie war diejenige gewesen, welche die Gründung der UMS vorangetrieben hatte. Sie war eine Volksheldin und das Vorbild für alle Flotten-Captains der UMS.

Doch vor fünf Jahren war sie spurlos verschwunden. Niemand hatte mehr etwas von ihr gehört, seit ihre Schwester ums Leben gekommen war. Ihre Geschichte war unglaublich gewesen.

Ein junges Mädchen im Alter von dreizehn Jahren, das als Einzige den Angriff auf das Schiff ihrer Eltern überlebt hatte. Sie waren gerade auf dem Flug nach Hause gewesen, um ihre Schwester abzuholen und sich einem Forschungsschiff anzuschließen. Unterwegs waren sie angegriffen worden. Kate Morgan übernahm die Kontrolle über das Schiff und ließ es mit dem Schiff der Invasoren kollidieren. Beide Schiffe wurden zerstört. Sie entkam mit Hilfe einer der Fluchtkapseln, wo sie schließlich nach etwa drei Tagen von einem Militärschiff gefunden worden war. Nach dieser Aktion hatte sich gezeigt, dass der Feind nicht unverwundbar war. Man konnte ihn töten.

Sechs Monate später wurde die UMS mit dem Ziel gegründet die letzten drei freien Sonnensysteme zu beschützen und die Invasion zu stoppen. Kate Morgan wurde zu einer Art Maskottchen der neuen Streitkräfte, die endlich die kleineren territorialen Streitigkeiten der Kolonialwelten beendeten und diese im Kampf gegen den wahren Feind vereinigte. Danach nahm sie an der militärischen Ausbildung zum Offizier teil, welche sie in Rekordzeit absolvierte und somit mit achtzehn Jahren zum jüngsten Captain der Flotte wurde.

Als Kate Morgan schließlich zwanzig wurde, starb ihre Schwester, welche sich für eine wissenschaftliche Laufbahn entschieden hatte, an einer seltenen Krankheit. Die UMS hatte zwar ein Heilmittel gegen diese Krankheit, hielt es aber für Verschwendung, um damit Kates Schwester zu retten. Daraufhin hatte Kate der UMS den Rücken gekehrt und sich an einen unbekannten Ort zurückgezogen.

Einige glaubten zwar, dass sie Selbstmord begangen hatte, oder zum Feind übergelaufen war, doch Sloane hielt das für eher unwahrscheinlich.

„Glauben sie tatsächlich, dass sie zur UMS zurückkommen wird? Nach all diesen Geschichten?“, Fragte Sloane schließlich, um die entstandene Stille zu unterbrechen.

Er kannte Menschen wie Kate Morgan sehr gut. Wenn sie sich einmal für etwas entschieden hatte, würde sie ihre Meinung nicht so schnell ändern.

„Sie wird sich der UMS wieder anschließen, das garantiere ich ihnen.“

Sloane hatte da so seine Zweifel. Auch wenn die Tatsache, dass man eine solche Person ihm vorziehen wollte, ihm immer noch nicht schmeckte, so musste er zumindest zugeben, dass sie tatsächlich eine sehr gute Wahl sein könnte. Aber wie wollte der es anstellen?

„Wie wollen sie Kate überhaupt finden?“

„Das lassen sie mal unsere Sorge sein. Kümmern sie sich darum, dass die Last Hope rechtzeitig startklar ist.“

„Ja Sir!“

Das war soweit kein Problem. Doch noch immer fragte sich Sloane, wie der Admiral sein Vorhaben umsetzen wollte.

„Habe verstanden.“

Antwortete er und verneigte sich knapp, bevor er den Konferenzraum verließ.

20. November 2230 – GT Totoga (Interstellarer Raum):

Es war nun beinahe eine Woche her, dass sie das fremde Schiff entdeckt hatten. Fields verhielt sich noch zurückgezogener, als gewöhnlich. Wenn das überhaupt noch möglich war. Er hatte die Kommunikation deaktiviert und sich seit ihrer Rückkehr auf die Totoga im Labor eingeschlossen. Zu Joes Verdruss hatten sie nichts Besonderes an Bord gefunden. Auch John hatte sich von dem Ausflug mehr erhofft. Das Schiff musste schon sehr alt sein und Jahrhunderte im All dahingetrieben sein. Es war reiner Zufall gewesen, dass sie gerade jetzt auf dieses Wrack gestoßen waren. Es gab nur eine Sache, die ihm daran seltsam vorgekommen war. Es schien vollkommen aus organischem Material zu bestehen. Leider hatte es nicht einmal einen Hinweis darauf gegeben, woher das Schiff stammte. Es wies keinerlei Markierungen oder Symbole auf. Nicht einmal ein Logbuch oder etwas Ähnliches war zu finden gewesen. Das einzig Ungewöhnliche bei der Untersuchung des Schiffes war, dass der Kontakt mit Fields für einige Minuten unterbrochen gewesen war. Als Ripley ihn gefunden hatte, war er Bewusstlos in einer großen Kammer gelegen.

Er hatte sich den Kopf gestoßen, wie er selbst berichtete. Danach hatten sie das Schiff sofort verlassen. John war froh gewesen wieder auf der Totoga zu sein. Das fremde Schiff hatte ihm einen kalten Schauer über den Rücken gejagt. Er hatte die Fundstelle noch mit einer Sensorboje markiert und einen Funkspruch an seine Vorgesetzten abgesetzt und dann den Flug fortgesetzt. Der Funkspruch würde einige Zeit brauchen bis er die richtige Stelle erreichte. Sollte sich jemand anderes um die Bergung kümmern. Fields war zwar dafür gewesen das Schiff ins Schlepptau zu nehmen, doch Joe und er waren einstimmig dagegen gewesen und hatten ihn damit überstimmt. Es wäre ohnehin sehr schwer gewesen das Schiff ins Schlepptau zu nehmen. Es bot keinerlei Halt für die Seile und für den Traktorstrahl war es zu groß. Sie hätten den Frachtcontainer abkoppeln müssen, doch dazu war John nicht bereit. Er hatte noch nie einen Auftrag nicht erledigt. Und er würde jetzt nicht damit anfangen.

„Joe, wie wär’s mit einem Snack in der Kantine, ich habe einen riesen Hunger!“

Joe grinste ihn breit an.

„Kannst du etwa meine Gedanken lesen?“

Er erwiderte das Lächeln. Er schaltete auf Autopilot und dehnte sich, als er aus dem Pilotensessel aufstand. Für eine halbe Stunde würde die Totoga auch ohne einen Piloten am Steuer auskommen.

Das Essen fiel nicht sehr groß aus. Gerade als John in ein Schinken-Käsesandwich beißen wollte, ertönte der Alarm. Die Kantine wurde in rotes Licht gehüllt.

„Na toll. Kann man nicht einmal in Ruhe Essen?“

Sofort eilten er und Joe zurück zu Brücke. John erwartete schon zu sehen, dass das Schiff auf einem Planeten abstürzte, oder etwas anderes. Doch der Himmel war noch immer leer und die Totoga schien auf Kurs zu sein. Was ging hier vor sich?

„Was bedeutet das?“, fragte Joe, die einen verwirrten Blick auf die Anzeigen warf.

„Das ergibt keinen Sinn.“

John näherte sich der Konsole und warf selbst einen Blick darauf. Doch auch er konnte mit diesen Werten nichts anfangen.

„Wenn man mal einen Wissenschaftler braucht, dann ist keiner da.“

Die Sensorkonsole zeigte eine enorme Gravitationsverschiebung an. Die Totoga wurde langsam, aber sicher darauf zugezogen. Sofort betätigte er die Schubkontrollen, um das Schiff in einem sicheren Abstand zu halten. Erneut warf er einen Blick auf die Konsole.

„Das ist unmöglich.“

Der Computer hatte die Gravitationswelle untersucht und eine Anomalie der Kategorie eins erkannt. So etwas war doch unmöglich. Bisher hatte es keine schwarzen Löcher in interstellarem Raum gegeben. Er führte erneut einige Tests durch. Plötzlich veränderte sich etwas. Auf dem Bildschirm zeigte sich plötzlich ein gleißendes helles Licht. Das konnte kein schwarzes Loch sein. Sonst gäbe es kein Licht von sich. Doch was war es dann? Er konnte es sich nicht erklären. Zumindest musste er nicht mehr gegen einen Sog ankämpfen. Die Totoga wurde nun von dem Gebilde regelrecht fortgeschoben. In diesem Moment glaubte John etwas in diesem Licht zu erkennen. Einen kleinen schwarzen Punkt, der sich rasch bewegte. Doch es musste eine Täuschung gewesen sein. Kein Objekt konnte solche gravimetrischen Kräfte überstehen ohne in seine einzelnen Atome zerrissen zu werden.

Das Licht verblasste und der Druck ließ nach. Die Totoga verlangsamte und hielt schließlich ihre Position. Keines der Systeme war beschädigt. Zumindest auf den ersten Blick.

„Ist alles Ok?“

Joe blickte ihn an, als wäre diese Frage überflüssig.

„Soweit alles klar. Aber was war das?“

„Keine Ahnung. Der Computer konnte mit den Daten nichts anfangen. So etwas hat es bisher noch nicht gegeben.“

Plötzlich weckte ein kleiner blinkender Indikator seine Aufmerksamkeit.

„Was ist denn das?“

Joe blickte ebenfalls darauf.

„Warte mal. Lass mich kurz nachsehen.“

Die Darstellung der Konsole änderte sich und zeigte jetzt eine taktische Ansicht. Joes Augen weiteten sich. „Es ist ein Schiff!“

02. November 2320 – Teutonis II (Wüstenähnlicher Planet):

Status: Unabhängiger Außenhandelsposten

Bevölkerung: 20.000 Einwohner mit etwa 20 Siedlungen

Kate Morgan stand der Schweiß auf der Stirn. Sie wusste nicht mehr wie lang sie schon an den Maschinen ihres Schiffes arbeitete. Doch es war lange genug, um erschöpft zu sein und einen unglaublichen Hunger zu empfinden. Dieses Schiff war eine absolute Schrottmühle. Nicht zum ersten Mal versuchte sie die Maschinen wieder flott zu bekommen. Doch ihr fehlte das nötige Geld, um das Schiff anständig zu reparieren. Hätte sie sich dieses Ding nur nicht andrehen lassen. Andererseits wäre sie ohne diese wohl sinnlose Beschäftigung wohl längst durchgedreht. Seit beinahe vier Jahren lebte sie nun auf diesem Wüstenplaneten in einer der kleinen Siedlungen. Hier draußen brauchte sie sich wenigstens keine Gedanken um ihre Vergangenheit zu machen. Hier draußen war sie weit von all dem entfernt, was einmal ihr Leben gewesen war. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie sich damit, in dem sie in einer der kleineren Schiffswerften aushalf. Doch das reichte gerade so zum Leben. Sie würde niemals genug verdienen, um diesen Schrotthaufen flugfähig zu bekommen. Doch das Schrauben und Basteln an diesem Ding bewahrte sie wenigstens davor daran zu denken, dass sie hier im Grunde völlig allein war. Die Einwohner der Siedlungen duldeten sie nur, weil sie gute mechanische Fähigkeiten hatte. Doch richtig dazu gehörte sie nicht, hatte sie nie. Teutonis II war absolutes Niemandsland. Niemand kam freiwillig hier her. Es sei denn, er wollte nicht gefunden werden.

Genau das war einer der Gründe dafür gewesen, dass sie sich dazu entscheiden hatte hier her zu kommen. Ihre Vergangenheit und all die schlechten Erinnerungen, die damit verbunden waren, lagen weit hinter ihr und verblassten zunehmend. Zumindest glaubte sie das.

Der isolineare Schraubenzieher rutschte ab und Kate verlor für einen Moment den Halt, so dass ihr das Gerät aus den Fingern rutschte. „Verdammt.“ Vorsichtig tastete sie nach dem Schraubenzieher. In diesem Moment hörte sie etwas, was sie schon lange nicht mehr gehört hatte. Es war das Antriebsgeräusch eines Schiffes mit Singularitätsantrieb. Das letzte Mal hatte sie dieses Geräusch gehört, als sie auf dem Schiff ihrer Eltern gewesen war.

Schweißgebadet kroch sie unter dem Plasmakern hervor und wischte sich die schmierigen Hände am ohnehin schon dreckigen Overall ab und sah aus dem verschmierten Sichtfenster hinaus auf die weite Sandebene vor der Siedlung. Zunächst konnte sie nicht viel erkennen, da das Schiff eine Menge Sand umherwirbelte und somit eine Art kleinen Sandsturm erzeugte. „Was geht hier eigentlich vor?“ Der Sandsturm ließ nach und das Dröhnen der Maschinen verebbte langsam.

Kate näherte sich dem Schiff und erstarrte, als sie am Rumpf ein großes Symbol erkannte. Drei Sterne durch eine Linie miteinander verbunden. In der Mitte zeigte sich die Darstellung eines der Invasoren Schiffe, wie es durch ein Schwert geteilt wurde. Darunter drei große Buchstaben UMS. Es war ein Schiff der Sternenflotte. Was hatte es hier nur zu suchen? Seit ihrem Ausscheiden aus der Flotte hatte sie noch keines dieser Schiffe hier gesehen. Doch eigentlich kannte Kate die Antwort auf ihre Frage bereits. Es hatte keinen Sinn mehr jetzt zu verschwinden. Daher beschloss sie zu ihrem Schiff zurückzukehren und dort auf die Ankunft ihrer Gäste zu warten.

Sie musste nicht lange warten. Nur eine Minute, nachdem das Schiff gelandet war, klopfte es an das Schott des kleinen Schiffs. Kate machte keine Anstalten sich zu beeilen. Gemütlich, und ihre Besorgnis zu verbergen versuchend, öffnete sie das Schott und blickte einem jungen Mann in die Augen. Er musste noch etwa zwei Jahre jünger sein als sie, und man konnte ihm die Aufregung deutlich ansehen.

Wann begegnet man schon einmal einer lebenden Legende? dachte Kate verbittert.

„Was ist los?“, fragte sie den jungen Mann etwas zu scharf. Er zuckte zusammen, verharrte jedoch vor dem Schott. „Ich…ich m-muss sie bitten m-mich zu begleiten Miss Morgan.“

Kate lehnte sich lässig an eine Wand des Schiffes und betrachtete den jungen Mann genau. „Warum sollte ich das tun?“ Der junge Mann wusste offensichtlich nicht weiter. Eine weitere Person tauchte auf. Ein älterer Mann so Mitte vierzig. Er wirkte selbstsicherer und kam ihr durchaus bekannt vor. Doch es dauerte einen Moment, bis sie das Gesicht des Mannes zuordnen konnte und darin eines der drei Ratsmitglieder der UMS erkannte. Im Gegensatz zu Admiral Fuller war dieser Mann das Gesicht der UMS in offiziellen Videostatements und bei feierlichen Anlässen, daher kannte sie ihn auch. Er war zudem eine Art Mentor für sie gewesen, der sich um sie in den ersten Jahren ihrer Ausbildung um sie gekümmert hatte. Sie hatte einiges von ihm gelernt und er schien auch immer verstanden zu haben, was sie damals angetrieben und beschäftigt hatte. Auch wenn sich das später etwas gelegt hatte, so verdankte sie ihm doch einiges.

„Miss Morgan… Kate. Ich muss darauf hinweisen, dass dies ein offizieller Befehl.“

Kate sah ihn an und wusste nicht ob sie nun lachen oder schreien sollte.

„Ich gehöre nicht mehr zur UMS Admiral Lew. Ihre Befehle haben für mich keine Bedeutung. Also verschwinden sie und lassen sie mich in Ruhe!“

Der ältere Mann räusperte sich.

„Es tut mir leid sie da enttäuschen zu müssen Miss Morgan.“, begann er dann auch wieder, und sprang auch wieder zur förmlichen Anrede, da die persönliche Verbindung offenbar momentan kein Thema für sie darstellte.

„Aber sie sollten sich wirklich anhören, was der Rat ihnen zu sagen hat. Das Schicksal unserer Galaxie hängt davon ab.“

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02. November 2320 – UMSOrtega (Militärtransporter):

Status: Zu 100% intakt

Aufgabe:Geheim

Besatzung: Fünf (Captain Hogan, Commander Bigs, Lieutenant Galen, Crewman Sota und Molen)

Daniel Hogan wartete ungeduldig auf seinen Gast. Er hatte Crewman Sota zusammen mit dem Admiral losgeschickt, um sie freundlich zu bitten ihn anzuhören. Eigentlich hätten sie schon längst zurück sein sollen. Er wollte Teutonis II so schnell wie möglich wieder verlassen. Ihm behagte dieser Ort nicht sonderlich. Es lag an der Hitze. Er vertrug sie einfach nicht. Schweißgebadet saß er am Schreibtisch in seinem Quartier und hoffte, dass alles glatt laufen würde. Ein leises Summen wies ihn darauf hin, dass jemand eintreten wollte. Er betätigte einen Knopf an seinem Schreibtisch, worauf sich die Tür zu seinem Quartier zischend öffnete. Crewman Sota trat ein. Er wirkte sichtlich nervös. „Miss Morgan ist bereit mit ihnen und dem Admiral zu sprechen…“

„Danke. Schicken sie Miss Morgan herein.“

„Aye.“

Der Crewman verließ den Raum und kurz darauf trat eine junge Frau mit mittellangem welligem schwarzem Haar ein. Hogan hätte sie sich nicht so attraktiv vorgestellt. Sie hatte durchaus ihre Reize, die sie auch nicht zu verbergen versuchte. Ihre Augen deuteten darauf hin, dass sie reifer war, als ihr Alter es vermuten ließ. Zudem spiegelten sich Schmerz und Trauer in ihnen, die Hogan bei einer solchen Frau nicht für möglich gehalten hätte. Sie funkelte ihn mit einem Hasserfüllten Blick an. Er hatte die Geschichten vom Tod ihrer Schwester gehört. Doch bisher hatte er sie für übertrieben gehalten. Doch in ihren Augen konnte er erkennen, dass es sich um die Wahrheit gehandelt haben musste. Dichtauf folgte der Admiral in die Kabine des Captains und setzte sich gemütlich in einen für ihn bereit stehenden Sessel. Hogan wusste eigentlich nicht genau was er bei dieser Unterredung beisteuern sollte, doch da dies sein Schiff war, schien der Admiral ihm hierbei entgegenkommen zu wollen.

„Was wollen sie von mir?“, fragte Kate Morgan barsch und ohne Umschweife. Offensichtlich wollte sie sofort zur Sache kommen. Dies schien auch dem Admiral zu passen, denn dieser antwortete auch ohne zu zögern.

„Zunächst möchte ich ihnen danken, dass sie sich dazu bereit erklärt haben mit mir zu sprechen.“, begann er und faltete dabei seine Hände.

„Kommen sie zur Sache. Diese Höflichkeitsfloskeln können wir uns wirklich sparen.“

„Na gut. Sie können sich denken, dass ich als Ratsmitglied von der Admiralität der UMS geschickt wurde, um ihnen einen Vorschlag zu unterbreiten.“

Kate schnaubte und wandte ihren Blick von ihm ab und schien kurz Captain Hogan unter die Lupe zu nehmen. Man sah ihr an, dass das Gespräch bisher für sie eher belastend zu sein schien, als angenehm.

„Dann unterbreiten sie mal und lassen uns nicht so zappeln.“, meinte sie schon etwas weniger gereizt aber immer noch abweisend.

„Ich weiß, dass Befehle der UMS für Sie keinerlei Bedeutung haben. Daher kann ich es mir sparen den genauen Wortlaut des Beschlusses vorzulesen. Aber sie müssen auch meinen Standpunkt verstehen. Ich bin Admiral der UMS und ich bin an diese Befehlskette gebunden, die diese Organisation ausmacht. Also hören sie sich bitte an, was ich ihnen zu sagen habe.“

„Ich bin schließlich noch hier, oder? Also schießen sie endlich los.“

Hogan lächelte leicht. Auch wenn man die Abneigung dieser Frau gegen den Admiral förmlich spüren konnte, so schien doch noch genug ihrer ehemaligen Offiziersausbildung in ihr zu stecken, um sie nicht gleich wie ein gerügtes Kind das Weite suchen zu lassen. Zudem schien der Admiral ebenfalls die richtigen Worte an sie gerichtet zu haben, um sie dazu zu bewegen das Schiff zu betreten und ihn anzuhören.

„Ja, das sind sie. Und ich werte dies als gutes Zeichen für unser Gespräch.“

„Tun sie was sie wollen.“, raunte sie ungeduldig. Es war offensichtlich, dass sie dieses Gespräch so schnell wie möglich beenden wollte.

Sie war Mutig, entschlossen und in ihrer Meinung unbeirrbar. Genauso, wie sie in den Berichten, die Hogan über sie gelesen hatte, beschrieben wurde.

„Ich werde mich kurz fassen. Die UMS steht kurz davor ein neues Schiff fertig zu stellen, dessen Fähigkeiten die der anderen Schiffe der Flotte bei weitem übertreffen werden. Das einzige was dem Schiff noch fehlt ist eine qualifizierte Crew.“

„Und sie haben den Auftrag mich als Besatzungsmitglied zu gewinnen?“, fragte sie nun doch etwas überrascht. Dennoch war ihre Aufmerksamkeit geweckt worden.

„Genauso ist es meine Liebe.“, bestätigte er ihren Kommentar. Kurz sah sie noch einmal zu Captain Hogan, der jedoch nichts zu diesem Satz beisteuern konnte und bisher schweigend der Unterhaltung zugehört hatte. Die Erwähnung eines neuen Schiffes schien ihre Neugier geweckt zu haben. Immerhin war sie nicht nur als Captain bekannt gewesen sondern auch als technikbegeistert bekannt. Doch im beinahe selben Augenblick flackerte wieder etwas in ihren Augen auf, als er ihren kurzen Blick unsicher erwiderte, da er keine Ahnung hatte, wovon der Admiral sprach. Es war als würde ihr ganzer Körper für einen Moment zusammensacken, als wenn sie eine Verletzung plagen würde. Dann spannte sie sich wieder an und blickte den Admiral ernst an.

„Vergessen sie es. Kein Schiff ist es Wert, dass ich mich einer Organisation unterordne, die es für Ressourcenverschwendung erachtet ein Menschenleben zu retten.“

Hogan hielt beinahe den Atem an, denn man sah dieser Frau an, dass sie das glaubte, was sie sagte.

„Die UMS versucht hier die gesamte Menschheit zu retten, wie können sie es wagen dieses Ehrenwerte Ziel so in den Schmutz zu ziehen wegen persönlichen Enttäuschungen?“, mischte sich Hogan nun doch ein, da er sich durch die letzte Aussage denunziert fühlte. Immerhin hatte er unter der UMS alles getan um Menschenleben zu retten. Egal was es kostete.

Kate Morgan sah ihn mit wildem Blick an.

„Es liegt mir fern Ihre Absichten oder Kompetenzen in den Schmutz zu ziehen Captain. Es gibt durchaus ehrbare und gute Menschen in der UMS. Doch es ist Tatsache dass in dieser Organisation Entscheidungen getroffen wurden, die einzelne Personen als entbehrlicher einstuften als andere. Und ich habe nicht vor mich dieser…nennen wir es Willkür ein zweites Mal auszusetzen.“ Hogan sah sie noch ein paar Sekunden mit hoher Anspannung an und setzte sich dann wieder, als der Admiral erneut das Wort ergriff.

„Glauben sie mir, diese Entscheidungen, die getroffen wurden bedauere ich zutiefst, auch wenn Ihnen dieses Bedauern nun wenig Trost spenden dürfte oder ihre Schwester zurückbringen wird. Aber glauben sie mir auch, wenn ich sage, dass dieses Schiff es wert ist und zumindest einen Anfang darstellen könnte, ihr Vertrauen in die UMS wieder zu stärken.“

Damit hatte er ihre Aufmerksamkeit wenigstens zum Teil gewonnen. Der Admiral kannte Kate Morgan schon sehr lange und er wusste, dass er an ihre Vernunft appellieren konnte.

„Was ist so besonders an diesem Schiff?“, fragte sie nun sichtlich neugierig. Admiral Lew atmete kurz erleichtert auf. Ihm war nicht entgangen, dass er mit seinen vagen Ausführungen zwar seine Kenntnisse über Kate Morgans Vorlieben und Neigungen ausnutzte, doch er wusste auch, dass er hier alle seine Vorteile nutzen musste, um sie zu überzeugen und vor allem klar zu stellen, dass sie wirklich gebraucht wurde.

„Es ist ein Schiff, das die Entscheidung in diesem Konflikt zu unseren Gunsten wenden könnte. Es könnte viele Menschenleben retten und viele traurige Schicksale verhindern. Doch dazu brauchen wir erfahrene Leute. Wir brauchen einen erfahrenen Captain. Wollen sie das Angebot der UMS annehmen, oder ziehen sie es vor auf diesem staubigen Planeten darauf zu warten, dass die Invasoren die Menschheit langsam auslöschen?“

Der Admiral wartete ab wie sie nun entscheiden würde. Er hatte alles gesagt was es zu sagen gab.

Kate überlegte, was sie jetzt tun sollte. Wie sollte sie sich entscheiden? Captain Hogan hatte ihr vor Augen geführt, dass es durchaus auch vertrauenswürdige Menschen in beim Militär gab. Der Admiral hingegen hatte ihr erneut klar gemacht, weshalb sie damals überhaupt dem Militär beigetreten war. Das konnte sie doch nicht ignorieren. Erst jetzt wurde ihr klar, dass ihre Verbitterung und ihre Entscheidung in Isolation zu leben ihr keine Erleichterung verschafft hatte über die Jahre hinweg. Die Gefühle, die sie seit dem Tod ihrer Schwester bewegten waren noch immer so stark wie damals und hatten dafür gesorgt, dass ein anderer Teil ihres selbst verschüttet wurde. Sie hatte all die Jahre das ignoriert, was sie als Kind bereits ausgemacht hatte.

Sie fühlte sich wie die kleine Kitty, die verwirrt in den leeren Gängen des Schiffes ihrer Eltern umher irrte. Verzweifelt auf der Suche, ohne jedoch ein Anzeichen von ihnen zu finden. Von einem Moment zum Anderen war sie alleine gewesen. Völlig alleine. Genauso hatte sie nach dem Tod ihrer Schwester erneut empfunden, ebenso wie jetzt in diesem Moment. Doch was hatte sie damals angetrieben in diesem entscheidenden Moment vor beinahe zehn Jahren? Plötzlich begriff sie. All ihre Versuche ihren Ängsten und Schmerzen zu entfliehen waren gescheitert. All die Hoffnungen, die sie in der Isolation gesucht hatte, waren plötzlich spurlos verschwunden. Es gab nur einen Weg, um mit diesen Gefühlen fertig zu werden. Diesen Schmerz und die Trauer ein für alle Mal loszuwerden. Sie musste sich ihren Ängsten stellen. Sie musste die Hoffnung in sich finden, die sie beinahe zusammen mit ihrer Schwester beerdigt hätte. Damit stand ihre Entscheidung fest.

Hogan betrachtete Kate Morgan, wie sie mit emotionslosen Augen vor dem Admiral stand. Offensichtlich hatte er etwas losgetreten, das sie in ihrem Innersten erschüttert hatte. Nur für kurze Augenblicke konnte er etwas in ihren abwesend wirkenden Augen erkennen. Kurze Hinweise auf Wut, Zorn, dem Wunsch nach Vergeltung und eine Verzweiflung, die unendlich erschein. Er wusste nicht, was das Ganze zu bedeuten hatte. Aber offensichtlich würde das Gespräch anders ausgehen, als er sich erhofft hatte. Der Admiral würde nicht sehr erfreut darüber sein.

„Ich mache es!“

Hogan hatte die Worte kaum verstanden, da er befürchtet hatte, dass Admiral Lew nun doch härtere Bandagen einsetzen würde. Er hatte auch nicht das zufriedene Lächeln des Admirals bemerkt als Kate für einen langen Moment so in Gedanken versunken schien.

„Wie bitte?“, brachte er stammelnd hervor.