Irrlicht 72 – Mystikroman - Alice Walton - E-Book

Irrlicht 72 – Mystikroman E-Book

Alice Walton

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Beschreibung

Der Liebesroman mit Gänsehauteffekt begeistert alle, die ein Herz für Spannung, Spuk und Liebe haben. Mystik der Extraklasse – das ist das Markenzeichen der beliebten Romanreihe Irrlicht: Werwölfe, Geisterladies, Spukschlösser, Hexen und andere unfassbare Gestalten und Erscheinungen erzeugen wohlige Schaudergefühle. Auf einmal wurde sie von den beiden Männern gepackt. Sie wollte um Hilfe schreien, aber eine kräftige Hand hielt ihr den Mund zu. Sie wehrte sich mit Armen und Beinen, aber die Araber waren ­stärker. Sie wurde in einen dunklen Flur gezerrt und eine enge, steile Treppe hinaufgestoßen. Blitzschnell hatte ihr einer der Männer ein Tuch um die Augen gebunden. Sie stolperte, wurde aber aufgefangen. Ein kühler Wind umwehte sie plötzlich. Wahrscheinlich hatte sie am Ende der Treppe eine Dachterrasse erreicht. Was hatten die Männer mit ihr vor? Wohin würde die Männer sie bringen? Sie hörte das Öffnen der Tür. Man schob sie vorwärts und löste ihre Augenbinde. Es war so finster in dem Raum, daß sie ohnehin nichts sehen konnte. Ihr Fuß stieß an eine Matratze, auf die sie erschöpft niedersank. Hinter ihr schloß sich die Tür. Das ist nun meine Hochzeitsreise… Linda Moorton las den Brief aus den USA zum zweiten Mal. Da teilte ihr die New Yorker Kanzlei Down & Mitchel mit, daß ihre Mutter Betty Wallis gestorben sei, und sie empfand so gut wie nichts dabei. Wochenlang hatte sie geweint, nachdem die Mutter sie und ihren Vater verlassen hatte, um einen reichen Amerikaner zu heiraten. Aber eines Tages hatte sie die Erinnerung an die schöne blonde Frau aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Ein einziger Brief war noch gekommen, der wenig überzeugende Begründungen und Entschuldigungen enthielt. Sie hatte sich noch enger ihrem Vater angeschlossen, und er hatte alles getan, um ihr über den Verlust hinwegzuhelfen, obgleich er selbst sehr darunter litt. John

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Irrlicht – 72 –

Hochzeitsreise in die Hölle

Aus dem Traum vom großen Glück wurden Horror, Panik, Todesangst…

Alice Walton

Auf einmal wurde sie von den beiden Männern gepackt. Sie wollte um Hilfe schreien, aber eine kräftige Hand hielt ihr den Mund zu. Sie wehrte sich mit Armen und Beinen, aber die Araber waren ­stärker.

Sie wurde in einen dunklen Flur gezerrt und eine enge, steile Treppe hinaufgestoßen. Blitzschnell hatte ihr einer der Männer ein Tuch um die Augen gebunden. Sie stolperte, wurde aber aufgefangen. Ein kühler Wind umwehte sie plötzlich. Wahrscheinlich hatte sie am Ende der Treppe eine Dachterrasse erreicht. Was hatten die Männer mit ihr vor? Wohin würde die Männer sie bringen? Sie hörte das Öffnen der Tür. Man schob sie vorwärts und löste ihre Augenbinde. Es war so finster in dem Raum, daß sie ohnehin nichts sehen konnte. Ihr Fuß stieß an eine Matratze, auf die sie erschöpft niedersank. Hinter ihr schloß sich die Tür. Das ist nun meine Hochzeitsreise…

Linda Moorton las den Brief aus den USA zum zweiten Mal. Da teilte ihr die New Yorker Kanzlei Down & Mitchel mit, daß ihre Mutter Betty Wallis gestorben sei, und sie empfand so gut wie nichts dabei. Wochenlang hatte sie geweint, nachdem die Mutter sie und ihren Vater verlassen hatte, um einen reichen Amerikaner zu heiraten. Aber eines Tages hatte sie die Erinnerung an die schöne blonde Frau aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Ein einziger Brief war noch gekommen, der wenig überzeugende Begründungen und Entschuldigungen enthielt.

Sie hatte sich noch enger ihrem Vater angeschlossen, und er hatte alles getan, um ihr über den Verlust hinwegzuhelfen, obgleich er selbst sehr darunter

litt.

John Moorton ließ mehrere Möglichkeiten, sich wieder zu verheiraten, ungenutzt verstreichen, nicht nur aus Liebe zu seiner Tochter, sondern weil eine unheilbare Krankheit an ihm zehrte. Kurz nach ihrem achtzehnten Geburtstag war er gestorben und ließ eine verzweifelte Linda zurück.

Immer wieder war sie versucht, ihrer Mutter zu schreiben, gab es aber jedesmal auf. Was würde diese Frau ihrem ungeliebten Kind antworten? Zuviel Zeit war inzwischen vergangen. Die Entfremdung konnte nicht mehr überbrückt werden.

Trotz der vielen jungen Menschen um sie herum fühlte sie sich während ihres Biochemie-Studiums oft sehr einsam. Ihr fehlte die Geborgenheit einer Familie. Es gab niemanden mehr, der sie liebte, niemanden, den sie hätte lieben können. Verbissen steuerte sie auf ihr Examen zu und bestand es recht gut. Aber an einen Arbeitsplatz war nicht zu denken.

In dieser Situation war nun dieser Brief gekommen, der nun ihr ganzes Leben gründlichst ändern sollte. Sie war Alleinerbin der reichen Witwe Betty L. Wallis. Von den krisensicher angelegten Wertpapieren würde sie gut leben können. Am meisten faszinierte sie an dem Erbe aber die Tatsache, daß sie Herrin eines Schlosses in Zentralfrankreich war.

»Mon Désir« hieß das Anwesen am Loir, einem kleinen Nebenfluß der Loire. Das bedeutete Wunsch oder Begierde. Der frühere Besitzer mußte sich damit einen langersehnten Traum erfüllt haben.

Der Gedanke, dem unwirtlichen Klima in Südschottland zu entfliehen und im milden Frankreich ein angenehmes Leben zu führen, gab ihr ungeheuren Auftrieb. Wenn alle Formalitäten, die der Tod ihrer Mutter mit sich brachte, erledigt waren, würde sie sich auf den Weg machen, um ihr neues Heim in Besitz zu nehmen. Vielleicht würde sie hier in Schottland alle Brücken hinter sich abbrechen; denn was hielt sie hier noch? Schwierigkeiten würde es allerdings mit der Verständigung in Frankreich geben. Von ihren Schulkenntnissen war nicht viel übriggeblieben. Sie würde sofort Unterricht nehmen müssen.

Endlich war es soweit. Das Abenteuer begann schon in Folkstone, wo sie mit ihrem roten Austin in den Zug hineinfuhr, der sie unter dem Ärmelkanal hindurch nach Calais bringen sollte. Voller Sorge malte sie sich aus, was geschehen würde, wenn die Fluten des »Channel« auf sie einstürzen würden. Aber das Vertrauen in die moderne Technik trug den Sieg davon. Energisch schob sie den Alptraum beiseite. Aber die Beklemmung blieb wie eine Ahnung von den schlimmen Dingen, die sich noch ereignen würden…

Als sie nach fünfunddreißig Minuten das Festland unter sich spürte, wich die Beklommenheit.

Trotz ihrer Neugier auf weitere Abenteuer entschloß sie sich, auf der Autobahn an Paris vorbeizufahren. Zu gern hätte sie die pulsierende Weltstadt kennengelernt. Aber der Drang, ihre neue Heimat zu sehen, trieb sie vorwärts.

Gegen Abend hielt sie an einem kleinen Hotel und nahm sich ein Zimmer. Als man sie fragte, ob sie auch ein Abendessen wünsche, wollte sie zuerst dankend ablehnen, weil sie bisher zu sparsamer Lebensführung gezwungen gewesen war. Nun aber erinnerte sie sich an ihre neuen Möglichkeiten und stellte sich ein gutes Menü zusammen. Während sie das vorzügliche Essen und den ausgezeichneten Rotwein genoß, wurde ihr bewußt, daß erst jetzt für sie das wirkliche Leben begonnen hatte.

»Schmeckt Ihnen der Beaujolais?« fragte ein Mann um die Vierzig vom Nebentisch her auf Französisch.

Sie lächelte hilflos und nickte, obgleich sie sich nicht sicher war, ob er nach ihrer Zufriedenheit mit dem Wein oder dem Essen gefragt hatte.

»Die Dame ist Engländerin«, erklärte der Wirt, der ihre Unsicherheit bemerkt hatte.

»Oh, pardon«, erwiderte der Mann und wiederholte seine Frage auf Englisch.

Sie nickte begeistert und griff zu der Flasche, um sich ein weiteres Glas der roten Köstlichkeit einzuschenken.

Der Herr hatte sich hastig erhoben. »Bitte, darf ich das machen?« fragte er eifrig.

»Bitte sehr!«

Er goß ihr Glas voll. »Gestatten Sie, daß ich mich vorstelle? Mein Name ist Roger Latout.«

»Angenehm. Ich heiße Linda Moorton.«

»Aus welchem Teil von Großbritannien kommen Sie, wenn ich fragen darf?«

»Aus Schottland, westlich von Edinburgh.«

»Oh, Edinburgh! Eine schöne Stadt.«

Sie nickte. »Es gibt schöne Bauten. Aber ich finde die Stadt ein bißchen düster. Vielleicht, weil ich sie fast immer bei Regen gesehen habe.«

»Ja, das Klima dort ist nicht gerade angenehm. Sie werden sich deshalb bestimmt in Frankreich wohlfühlen. Wohin fahren Sie, Madam?«

Linda war es nicht lieb, sich von dem Fremden ausfragen zu lassen. Ihr Reiseziel ging niemanden etwas an. Aber das zwingende Lächeln dieses Mannes machte ihr eine abweisende Bemerkung unmöglich.

»Ich will nach Seiches am Loir.«

»Eine sehr schöne Gegend«, lobte er. »Machen Sie dort Urlaub?«

»Nun, ja, ich…«

»Haben Sie Verwandte dort?«

»Nein. Ich kenne dort niemanden.«

»Dann haben Sie sicher eine gute Adresse, nicht wahr? Ein Hotel oder eine Pension?«

Sie fühlte sich in die Enge getrieben. »Es ist eher privat«, wich sie aus.

»Wie interessant. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mich ein bißchen zu Ihnen setze? Ich habe mich am Knöchel verletzt und kann nicht so lange stehen.«

Sie wollte erwidern, er könne sich ja wieder an seinen eigenen Tisch setzen. Aber schon hatte er nach seinem Glas gegriffen und ihr gegenüber Platz genommen.

Verlegen trank sie ihr Glas leer, das er sofort wieder füllte. »Ich darf doch?« fragte er überflüssigerweise.

Sie resignierte. Eine leichte Müdigkeit hatte sie ergriffen. Das war kein Wunder nach so vielen Stunden am Steuer. Zu spät merkte sie, daß der Wein ihren Willen zu lähmen begann.

»Erzählen Sie mehr von Ihren Plänen«, drängte er.

Sie nahm noch ein paar kräftige Züge aus ihrem Glas und fühlte, wie sich ihre Zunge gegen ihren Willen löste. Nach wenigen Minuten hatte sie alles ausgeplaudert: daß sie ein Schloß mit dem Namen Mon Désir geerbt hatte und dort vorläufig zu leben gedächte, und daß ihre verstorbene Mutter sie großzügig versorgt hatte.

»Ist ein Schloß für Sie allein nicht ein bißchen zu groß?« fragte er erstaunt.

»Nun ja, zuerst sicher. Aber ich weiß ja noch gar nicht, wie es aussieht.«

Er zog eine Visitenkarte aus der Westentache. »Hier ist meine Adresse, Miss Moorton. Ich bin Makler. Wenn Sie sich zum Verkauf entschließen sollten…«

Sie griff nach der Karte und steckte sie in ihre Umhängetasche. »Danke. Aber ich glaube nicht…«

»Man kann nie wissen«, erwiderte er lächelnd.

Sie wollte sich erheben, fühlte aber auf einmal eine Zentnerlast in ihren Beinen und sank auf den Stuhl zurück.

Er hatte zum Glück nichts bemerkt, denn er drehte sich gerade nach dem Wirt um. »Die Rechnung bitte.« Er schien es auf einmal sehr eilig zu haben.

Am liebsten hätte sie ihn um Unterstützung beim Aufstehen und Hinausgehen gebeten. Aber ihr Stolz verbot ihr, sich eine Blöße zu geben. Ungeduldig wartete sie, bis er bezahlt hatte und sich erhob.

»Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nacht und schöne Träume, Miss Moorton«, sagte er galant.

Sie blickte ihm überrascht nach und bemerkte, wie er in einer Nische verschwand, die man durch die Glastür im Flur erkennen konnte. Darin befand sich ein Telefon.

*

Linda wußte nicht mehr, wie sie in ihr Zimmer gelangt war. Es mußte sie eine ungeheure Energie gekostet haben, einigermaßen aufrecht den Speisesaal zu verlassen, sich die Treppe in den ersten Stock hinaufzuziehen und das Schlüsselloch ihrer Zimmertür zu finden.

In ihren Schläfen pochte das Blut. Noch nie hatte sie soviel Alkohol auf einmal getrunken, fast eine ganze Flasche Rotwein! Wenn sie die Augen schloß, drehte sich ihr Bett diagonal im Zimmer.

Dieser Mann, dachte sie. Warum hatte er sie so ausgefragt? Mit wem hatte er telefoniert? Mit einem Komplizen etwa, der ihr auf ihrem Weg an die Loire auflauern und sie ausrauben würde? Oder war sie mit ihrer neuen Wohlhabenheit ein mögliches Entführungsopfer?

Schaurige Bilder von gefesselten Frauen in dunklen Kellern tauchten vor ihr auf. War sie durch ihren Besitz erpreßbar geworden?

Unsinn, schalt sie sich. Meine Phantasie geht mit mir durch. Dieser Mann war einfach neugierig. Vielleicht waren die Franzosen so, – ganz anders als die Briten, die sich nie aufdrängten…

Sie wälzte sich aus dem Bett und versuchte, ein paar Schritte zu gehen. Aber die Beine versagten ihr den Dienst. Es half alles nichts. Sie mußte auf allen vieren zur Tür kriechen, um abzuschließen. Dann wäre sie wenigstens für diese Nacht in Sicherheit.

Endlich lag sie wieder im Bett und fühlte angenehm die bleierne Müdigkeit. Eine große Welle spülte ihre Ängste hinweg und entführte sie in einen tiefen, ­traumlosen Schlaf.

Sie erwachte spät am Morgen und fühlte sich völlig zerschlagen. Aber eine Tablette vertrieb bald ihre Benommenheit. Voller Schrecken erinnerte sie sich daran, daß sie um diese Zeit bereits unterwegs nach Süden sein wollte. Sie frühstückte in Eile und bezahlte die Rechnung.

»Monsieur Latout läßt Sie grüßen«, sagte der Wirt. »Er ist schon früh abgereist.«

»Danke«, erwiderte sie und wunderte sich, warum es der Makler so eilig gehabt hatte. Am Abend schien sein Interesse an ihr so groß gewesen zu sein. Das Telefongespräch fiel ihr ein. Stand das in einem Zusammenhang mit ihrer Person?

Wieder griff die unerklärliche Angst nach ihr. Sie würde auf der Hut sein müssen. Keinesfalls aber würde sie noch einmal einem wildfremden Menschen ein solches Vertrauen entgegenbringen.

Am frühen Nachmittag hatte sie Seiches erreicht. Von dort aus fand sie ihr Schloß mit Hilfe des Lageplans, den sie in den Unterlagen ihrer Mutter gefunden hatte. Das unscharfe Foto war ihr ebenfalls von Nutzen gewesen. Anhand dieser Aufnahme hatte man ihr den letzten Teil des Weges erklären können.

Da stand es nun vor ihr, umgeben von hohen Bäumen, die in einen Laubwald übergingen. Aus der Ferne sah es wie ein Märchenschloß aus, ihr »Mon Désir«. Erst als sie näher kam, bemerkte sie die baulichen Schäden. An diesem Gebäude war offensichtlich jahrzehntelang nichts getan worden.

Sie parkte vor dem Portal, das durch einen Portikus aus sechs Säulen eine gewisse Erhabenheit ausstrahlte. Bei näherem Hinsehen verlor sich dieser Eindruck allerdings. Von den Säulen blätterte der Verputz ab. Von oben war Gestein herabgerieselt. Die große, zweiflügelige Tür hing etwas schief in den Angeln, die aus dem Mauerwerk herauszubrechen drohten.

Sie kramte das Schlüsselbund aus ihrer Tasche und probierte einen großen Schlüssel nach dem anderen. Schließlich hatte sie den richtigen gefunden und schloß auf. Quietschend und ächzend gab die Tür nach.

Etwas flog an ihrem Kopf vorbei und ließ sie zusammenfahren. Eine Fledermaus etwa? Sie würde als erstes nach den Fenstern sehen müssen. Vielleicht stand eins offen oder war beschädigt.

Als sie sich von ihrem Schrecken erholt hatte, betrat sie die große Halle, von der aus zwei Treppen nach oben führten. Es roch feucht und muffig. Ob es hier überhaupt eine Heizung gab?