18,99 €
Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich BWL - Wirtschaftspolitik, Note: 1,3, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Institut für Wirtschaftswissenschaften), Veranstaltung: Asien-Pazifik-Kolloquium, Sprache: Deutsch, Abstract: Malaysia ist ein islamischer Staat, der wie viele islamische oder islamisch geprägte Staaten in Südostasien eher in Vergessenheit geraten ist. Die Kernländer des Islam auf der und um die arabische Halbinsel halten das Öffentliche Interesse an ihren Entwicklungen wach, so dass in Europa meist nur unter dem Stichwort der „Tigerstaaten“ von Malaysia, Indonesien und den Philippinen berichtet wird. „Despite efforts by individual scholars an institutions in both the islamic world and in Western Europe and North America, the equation of Islam with the Middle East and with violence, backwardness, injustice, and being ´anti-West` still dominate Western views of Islam and Muslim countries. [...] Despite having the world's most populous Muslim country (Indonesia, with about 200 million Muslims) and about a quarter of the world's total Muslim population, Southeast Asia is rarely seen as Muslim.“ Natürlich ist diese „Vernachlässigung“ der südostasiatischen Staaten nicht als andauernde Tendenz in den Politik-, Islam- und Wirtschaftswissenschaften auszumachen, da es selbstverständlich Institute und Wissenschaftler gibt, die sich intensiv mit diesem Raum beschäftigen. Der Tenor, dass Islam einzig eng mit dem Nahen Osten verbunden wird, ist aber in der Öffentlichkeit noch weit verbreitet. Malaysia ist von den Staaten Südostasiens in so fern von Bedeutung, als es seit etwa 1981 versucht, den Islam in seine Wirtschaftspolitik einzubinden und sich in neuerer Zeit als Musterstaat für eine erfolgreiche islamische Wirtschaftsentwicklungspolitik in der islamischen Welt darstellen will. Die Frage, ob die malaysische Wirtschaft tatsächlich in dem Maße islamisch ist, dass sich die Möglichkeit eröffnet, Malaysia als Vorbild für die wirtschaftliche Entwicklung der islamischen Welt herangezogen werden kann, ist der Kern der vorliegenden Arbeit. Ich möchte dabei nach einer kurzen einleitenden Information über Malaysia besonders auf die verschiedenen wirtschaftspolitischen Ansätze seit 1970 eingehen, die sich in den Schlagworten der New Economic Policy (NEP), der National Development Policy (NDP) und der National Vision Policy (NVP) manifestieren. Zum Schluss habe ich einige der strikten islamischen Elemente der malaysischen Wirtschaft herausgestellt und will abschließend eine kurze Definition der durchaus interessanten und erst 2004 entwickelten Idee eines zivilisierten Islam (Islam Hadhari) als Mittel zur Islamisierung der malaysischen Wirtschaft geben.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Page 1
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Malaysia als islamischer Staat mit islamischer Wirtschaft?
Page 3
Malaysia ist ein islamischer Staat, der wie viele islamische oder islamisch geprägte Staaten in Südostasien eher in Vergessenheit geraten ist. Die Kernländer des Islam auf der und um die arabische Halbinsel halten das Öffentliche Interesse an ihren Entwicklungen wach, so dass in Europa meist nur unter dem Stichwort der „Tigerstaaten“ von Malaysia, Indonesien und den Philippinen berichtet wird.
„Despite efforts by individual scholars an institutions in both the islamic world and in Western Europe and North America, the equation of Islam with the Middle East and with violence, backwardness, injustice, and being ´anti-West` still dominate Western views of Islam and Muslim countries. [...] Despite having the world's most populous Muslim country (Indonesia, with about 200 million Muslims) and about a quarter of the world's total Muslim population, Southeast Asia is rarely seen as Muslim.“1
Natürlich ist diese „Vernachlässigung“ der südostasiatischen Staaten nicht als andauernde Tendenz in den Politik-, Islam- und Wirtschaftswissenschaften auszumachen, da es selbstverständlich Institute und Wissenschaftler gibt, die sich intensiv mit diesem Raum beschäftigen. Der Tenor, dass Islam einzig eng mit dem Nahen Osten verbunden wird, ist aber in der Öffentlichkeit noch weit verbreitet.
Malaysia ist von den Staaten Südostasiens in so fern von Bedeutung, als es seit etwa 1981 versucht, den Islam in seine Wirtschaftspolitik einzubinden und sich in neuerer Zeit als Musterstaat für eine erfolgreiche islamische
Wirtschaftsentwicklungspolitik in der islamischen Welt darstellen will. Die Frage,
1 Haneef, Mohamed Aslam: Islam and Economic Development in Malaysia - A Reappraisal“ in Journal of Islamic Studies; 12/3 (2001); Oxford; pp. 269 - 290; S. 271
Page 4
ob die malaysische Wirtschaft tatsächlich in dem Maße islamisch ist, dass sich die Möglichkeit eröffnet, Malaysia als Vorbild für die wirtschaftliche Entwicklung der islamischen Welt herangezogen werden kann, ist der Kern der vorliegenden Arbeit.
Ich möchte dabei nach einer kurzen einleitenden Information über Malaysia besonders auf die verschiedenen wirtschaftspolitischen Ansätze seit 1970 eingehen, die sich in den Schlagworten der New Economic Policy (NEP), der National Development Policy (NDP) und der National Vision Policy (NVP) manifestieren.
Zum Schluss habe ich einige der strikten islamischen Elemente der malaysischen Wirtschaft herausgestellt und will abschließend eine kurze Definition der durchaus interessanten und erst 2004 entwickelten Idee eines zivilisierten Islam (Islam Hadhari) als Mittel zur Islamisierung der malaysischen Wirtschaft geben.
Page 5
Malaysia ist ein Staatsgebilde, dessen Nation im Wesentlichen auf der Harmonisierung verschiedener ethnischer Gruppen beruht. Ähnlich wie im Libanon mussten bei der Staatsgründung Malaysias heterogene
Bevölkerungsteile zu einem Staatsvolk vereint werden. In Malaysia ist es jedoch bisher - im Gegensatz zum Libanon - gelungen, auf eine erzwungene Homogenität zu verzichten und die Vielfalt der unterschiedlichen Bevölkerungen im Rahmen einer Nation zu erhalten. Im Weiteren werde ich entsprechend erläutern, welche Ethnien das Bild Malaysias prägen und wie sich diese auch im religiösen Sektor - der Islam ist Religion im Staate und nicht des Staatesauswirken.2
Nach einer längeren Phase kolonialer Besatzung durch Großbritannien, Portugal und die Niederlande wurde Malaysia offiziell 1957 in die Unabhängigkeit entlassen. Neun Sultanate bildeten die „Malaiische Föderation“, welche 1965 ihre heutige geografische Form erreichte3. Die Landessprache ist „Bahasa Malaysia“ (Malaiisch). Malaysia konnte seine Staatswerdung nicht auf traditionelle Strukturen eines Großreiches stützen, wie dies beispielsweise in Indonesien der Fall war. Vielmehr musste der neu geschaffene malaysische Staat eine Vielzahl von unterschiedlichen Traditionen und Kulturen aufnehmen und in sich vereinen. Dies zeigt sich heute noch in einer weitgehenden Heterogenität der Ethnien Malaysias.
Die gegenwärtig etwa 25.6 Mio. Einwohner verteilen sich auf verschiedene Ethnien. So zählt sich die größte Gruppe der Bevölkerung zu den Malaien (65%), die im allergrößten Teil dem sunnitischen Islam folgt4. Die im Laufe der 60er
2 Vgl.: Schumann, Olaf: „Südostasien“ in Steinbach, Udo und Ende, Werner (Hg): Der Islam in der Gegenwart;C.H. Beck, München; 20055; Lizensausgabe der Bundeszentrale für politische Bildung; Bonn; S.384
3 Singapur ist seit 1965 nicht mehr Mitglied der Föderation.
4 Vgl.: Haneef, Mohamed Aslam: Islam and Economic Development in Malaysia - A Reappraisal“