Ist Lohengrin ein Terrorist? - Horst Claußen - E-Book

Ist Lohengrin ein Terrorist? E-Book

Horst Claußen

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Beschreibung

Die Texte, die ich aus Lust am Schreiben verfasst habe, sollen zur Lust am Lesen animieren. Wagners Opern Lohengrin und Tannhäuser werden ebenso persifliert wie Goethes Faust und Schillers Wilhelm Tell. Auch Sport und Chor sowie die für meine Heimat so typische Kohlfahrt werden nicht verschont und Ereignisse des Familienlebens (Geburtstage und Hochzeiten) werden liebevoll, aber auch ironisch kommentiert.

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Vorwort

Die mit der Corona-Krise verbundene Empfehlung, Kontakte so weit wie möglich zu vermeiden, hat mich veranlasst, doch mal alte und uralte Unterlagen zu sichten. Dabei bin ich auf Texte gestoßen, die ich zum Teil einfach aus Lust an der Freud verfasst und im privaten Kreis vorgetragen habe. Das gilt ibs. für die Persiflagen zu Werken des Theaters (Oper und Schauspiel). Die beiden Texte über eine Chorprobe und einen Sportabend beruhen auf eigenen Erfahrungen, haben somit konkrete Hintergründe, die aber – da anonymisiert – nicht mehr so ohne Weiteres erkennbar sind. Wie diese sind auch die Texte zum 60. Geburtstag, zum Ruhestand und zu den Hochzeiten natürlich zu konkreten Anlässen geschrieben, wobei Hinweise auf die „handelnden“ Personen gestrichen wurden.

Entstanden sind diese poetischen Ergüsse im Wesentlichen in den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts. Das Gedicht über den Sportabend stammt allerdings aus dem Jahre 2018. Die Urfassung von Wilhelm Tell hat mein Bruder Geert Claußen im Jahre 1962 verfasst. Sie wurde erstmals in Zweisimmen in der Schweiz aufgeführt, wohin eine Jugendgruppe aus Oldenburg in die Ferien gefahren war. Ich habe diese erste Fassung im Laufe der Jahre immer mal wieder bearbeitet und ergänzt, da sie mehrfach im privaten Bereich aufgeführt wurde.

Die Texte, die ich aus Lust am Schreiben verfasst habe, sollen zur Lust am Lesen animieren. Und wenn über den Spaß an der Freud noch ein bisschen Nachdenklichkeit hinzukommt, dann ist das schon fast zu viel des Guten. Und selbstverständlich dürfen die Texte gerne als Bausteine für eigene poetische Ergüsse benutzt werden.

Inhalt

Lohengrin

Oper von Richard Wagner, entmythologisiert und auf eine emanzipatorische Basis gestellt

Tannhäuser

Oper von Richard Wagner, ohne Pilgerchor und Posaunen, eingerichtet für eine Solostimme

Faust

Drama von Johann Wolfgang von Goethe, auf die wesentlichen Elemente und auf eine Rolle reduziert

Wilhelm Tell

Drama in 3 Akten mit 6 Personen, frei bearbeitet nach dem berühmten Werk des Dichterfürsten Friedrich Schiller von Geert Claußen

Vorteile einer Ehe

In Anlehnung an W. Busch

Hochzeitsvorbereitungen

Über die Hektik im Vorfeld der Hochzeit

Paare der Weltgeschichte

Betrachtet und kommentiert unter dem Gesichtspunkt der Ehe an historischen und literarischen Beispielen

Die Chorprobe

Eigene Erfahrungen mit Chorleiter:innen aus Jahrzehnte währender Chortätigkeit

Ein Sportabend

Sport ist gesund und macht Spaß, aber man kann das auch anders sehen.

Die Freuden des Ruhestandes

Gute Ratschläge für den Ehemann einer noch berufstätigen Ehefrau gegen seine Langeweile im Ruhestand

Der 60. Geburtstag

60 heißt: Voll ausgereift

Vorbemerkungen zur Tradition der Kohlfahrt

Das Lied von der Kohlfahrt

In Anlehnung an Schillers Lied von der Glocke

LOHENGRIN

Oper von Richard Wagner,

entmythologisiert

und auf eine emanzipatorische Basis gestellt

Der Vorhang geht auf. Man hört großes Getöse.

Da scheinen einige Leute recht böse.

Ballett, Solisten und der Chor

die schreien laut aus vollem Rohr.

Sie schlagen als Helden auf ihre Schilde

und gebärden sich wie Wilde.

Denn grad erklärt Graf Telramund

dem König Heinrich und tut kund,

dass Elsa, sie stammt aus dem Lande Brabant,

das Leben des Bruders als störend empfand

und dass sie dann aus Neid und Groll

den Knaben ermordet haben soll.

Doch allen scheint, dass das Mädchen, das fromme,

für einen Mord nicht in Frage komme.

Das zu beweisen ist jedoch schwer.

Ein Kommissar, der müsste her,

damit Gerechtigkeit kann walten.

Man ruft nach Derrick und dem Alten.

Der König hört das mit Verdruss

und er ruft laut: „Jetzt aber Schluss!

Hiermit gebe ich bekannt:

Ich nehm‘ die Sache in die Hand."

Und was der König sich ersann,

erklärt der Herold uns sodann:

Ein kühner Ritter, stark und gesund,

soll dem Grafen Telramund

das Maul stopfen. Drum möge sich melden

einer der angetretenen Helden.

Doch keiner rührt sich. Welch Skandal!

Schon ruft der Herold zum zweiten Mal

und die Posaunen tönen dazu.

Ein jeder denkt: „Lass mich in Ruh!

Was soll ich für die Dame streiten?

Das bringt nur Unannehmlichkeiten."

Es tritt also keiner der Helden hervor.

König Heinrich kratzt sich verlegen am Ohr.

Doch da erscheint mit einem Schwan

ein fremder Held in einem Kahn.

Mit großer Müh und großer Not

klettert er aus seinem Boot.

Er stöhnt und ächzt, schnaubt wie ein Bär,

das Laufen fällt ihm furchtbar schwer.

Man sieht es dann im hellen Licht:

Er ist von einigem Gewicht.

Sein Silberpanzer, welch ein Glück,

hält seinen dicken Bauch zurück.

Das Volk herum ist richtig bös‘,

und findet es ganz skandalös,

dass er sich zieh‘n ließ von dem Schwan,

statt mit der Deutschen Bahn zu fahr‘n.

Doch scheint's den Fremden nicht zu stören.

Er holt tief Luft und man kann hören:

Er singt ein fast ganz hohes C,

damit ein jeder deutlich seh‘

und wahrnehm‘ mit dem linken Ohr:

Dies ist ein richtiger Tenor.

Das rechte Ohr hingegen hört,

dass Elsa hoch und heilig schwört,

dass sie nichts Böses hat getan,

doch nur mit mäßigem Sopran.

Deshalb heißt man sie dann auch schweigen

und der Tenor kann richtig zeigen,

welche Stimmkraft in ihm steckt.

Das Volk herum ist sehr erschreckt.

Als es dann aber hat vernommen,

dass dieser Mann hierher gekommen,

der armen Elsa beizusteh‘n,

da gibt's Applaus der Stärke 10.

Ein jeder Held schlägt auf sein Schild,

das Publikum, das klatscht wie wild.

Doch als dann Ruhe eingezogen,

scheint die Begeisterung verflogen.

Man fragt sich nämlich, ob der Mann

Elsa wohl erretten kann.

Denn Telramund ist gut in Form

und seine Kraft ist ganz enorm.

Und der Tenor, der ist zwar chic,

aber leider auch sehr dick.

Man denkt: „Wie will der Mann hier siegen?

Der wird was auf die Mütze kriegen.“

Doch unbeeindruckt ist der Held,

der nun seine Bedingung stellt:

Zwar tut ihm Elsa schrecklich leid,

und trotzdem ist er nur bereit,

den Kampf mit Telramund zu wagen,

wenn sie verspricht, ihn nie zu fragen,

wie er heißt und was er tut.

Er ist nun da und damit gut.

Und Elsa denkt: „Was soll das auch?

Name ist nur Schall und Rauch."

Sie will nicht wissen, wie sein Nam‘.

Es ist nur wichtig, dass er kam.

Er soll ja gar nicht ewig bleiben,

soll nur den Telramund vertreiben,

und dann kann er gleich wieder geh‘n.

Denn wie hier die Dinge steh‘n,

ist rundherum und weit und breit

niemand sonst zum Kampf bereit.

So sagt denn Elsa keusch und still,

dass sie ihn nie befragen will,

wie er heiße, was er tu‘,

auch sonst ließ‘ sie ihn gern in Ruh‘,

wenn er nur für sie Kopf und Kragen

im Kampf mit Telramund würd‘ wagen.

Also wird nicht lang gefackelt,

man schlägt, dass die Kulisse wackelt,

munter aufeinander ein.

Da stellt der fremde Held ein Bein

und der Graf, der Telramund,

fällt gar grässlich auf den Mund.

Ihm wird gar schwül und mächtig heiß

und er schreit: „Ist das ein Scheiß!“

Doch da er am Boden liegt,

erklärt er schnell sich für besiegt

und im hellen Licht der Bühne

steht der Schwanen-Held, der Kühne.

Er wird nun lang und laut gefeiert.

Telramund ist abgemeiert.

So vergeht der Ruhm der Welt,

wenn man auf die Schnauze fällt.