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Erlebe das erste packende Buchabenteuer von YouTuberin IsyCheesy! Heute ist Isys Geburtstag! Sie freut sich schon auf tolle Geschenke und viel Spaß mit ihren Freunden Lia und Aiden. Ihr Schweinchen Schinken darf natürlich auch nicht fehlen. Doch der Tag hält eine Überraschung für Isy bereit, mit der sie nicht gerechnet hätte. Sie bekommt einen Wunsch geschenkt! Was wohl wäre, wenn Wünsche wirklich wahr würden? Isy probiert es aus, doch schnell wird klar: Ihr Wunsch war ein großer Fehler. Sie muss ihn unbedingt rückgängig machen, und zwar schnell! Zum Glück hat sie Lia, Aiden und Schinken an ihrer Seite. Mutig stürzen sich die Freunde in ein magisches Abenteuer. Wenn sie es gemeinsam meistern, werden sie verstehen, wie groß die Macht von Wünschen sein kann – und wie wichtig es ist, sie mit Bedacht zu wählen.
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Der magische Wunsch
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen
Originalausgabe
1. Auflage 2023
© 2023 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Türkenstraße 89
80799 München
Tel.: 089 651285-0
Fax: 089 652096
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.
Redaktion: Mirka Uhrmacher
Text: IsyCheesy, Klarissa Gist
Illustrationen, Umschlaggestaltung: Melanie Hölscher
Satz: Achim Münster, Overath
eBook: ePUBoo.com
ISBN Print 978-3-96775-116-1
ISBN E-Book (PDF) 978-3-96775-117-8
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96775-118-5
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
www.rivaverlag.de
Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de
Kapitel 1: Der große Tag
Kapitel 2: Die Überraschung
Kapitel 3: Das Wunschkästchen
Kapitel 4: Der Geburtstags-Tag
Kapitel 5: Der Wunsch
Kapitel 6: Geburtstags-Tag-Tag?
Kapitel 7: Erklärungen
Kapitel 8: Sackgasse
Kapitel 9: Ein Blick in die Vergangenheit
Kapitel 10: Betreten verboten!
Kapitel 11: Im Hexenhaus
Kapitel 12: Das Kaufhaus aller Dinge
Kapitel 13: Eine sprechende Karte?
Kapitel 14: Sand und Stein
Kapitel 15: Gefährliche Gänge
Kapitel 16: Schatzsuche
Kapitel 17: Der Sprung
Kapitel 18: Ein gefährlicher Abgrund
Kapitel 19: Die Brücke
Kapitel 20: Kein Zurück
Kapitel 21: Am Ziel
Kapitel 22: Überall Fallen
Kapitel 23: Gefangen
Kapitel 24: Wilder Ritt
Kapitel 25: In letzter Sekunde
Kapitel 26: Erinnerungen
Kapitel 27: Alles beim Alten?
Danksagung
13!
Die Zahl hüpfte und tanzte in Isys Kopf, als sie am Morgen die Augen öffnete. Warmes Sonnenlicht fiel durch die Herzchengardinen am Fenster ihres Zimmers und malte helle Streifen auf den Boden und an die Wände. Draußen zwitscherten Vögel. Der Himmel war strahlend blau und wolkenlos.
Mein 13. Geburtstag! Und dazu auch noch Wochenende!
Isy schwang sich aus ihrem Himmelbett. Es kam ihr so vor, als hätte sich alles durch dieses Ereignis verändert. Der rosa gepunktete Teppich schien förmlich zu leuchten. Die Maus auf dem Poster an der Wand neben ihrem Bett sah aus, als würde sie Isy angrinsen. Die Welt freute sich mit ihr.
Als Isy die Zimmertür öffnete, drang das Klirren von Geschirr aus der Küche zu ihr hinauf. Es duftete köstlich nach Kakao und Pfannkuchen. Ihr Magen knurrte. Am liebsten wäre sie gleich nach unten gelaufen, aber sie ermahnte sich, zuerst ins Bad zu gehen. Schnell putzte sie sich die Zähne, spritzte sich etwas warmes Wasser ins Gesicht und kämmte ihre langen blonden Haare. Ihr Lieblings-Onesie lag bereits zusammengefaltet über dem Rand der Badewanne, als würde er auf sie warten. Er war aus weichem rosafarbenem Stoff, und auf die Kapuze war ein niedliches Mäusegesicht mit Öhrchen genäht. Isy schlüpfte hinein, zog den Reißverschluss bis zum Hals nach oben und setzte sich die Kapuze auf den Kopf.
Nach einem kurzen Blick in den Spiegel sauste sie auch schon die Treppe hinunter in die Küche. Auf der Arbeitsplatte warteten schon eine Karaffe Ahornsirup und zwei Becher mit dampfend heißer Schokolade und Sahnehäubchen auf sie. Ihre Oma stand am Herd und summte leise ein altes Kinderlied vor sich hin, während sie Pfannkuchen in der Pfanne brutzelte.
Als sie Isys Schritte hörte, drehte sie sich um. Sie hatte ein freundliches rundes Gesicht, graue, zu einem Dutt zusammengesteckte Haare und eine große Brille. Wie meistens trug sie ihr blaues Lieblingskleid mit den Blümchen drauf und darüber eine Schürze, auf der in geschwungener Schrift »Beste Oma der Welt« stand. Seit Isy ihr die Schürze vor zwei Jahren zu Weihnachten geschenkt hatte, trug sie sie jeden Tag.
Lächelnd legte Isys Oma den Pfannenwender zur Seite. »Guten Morgen, Geburtstagsk…«
Isy hob die Hand, ohne stehen zu bleiben. »Ich komme gleich, Moment!« Sie hatte zwar Geburtstag, aber das hieß nicht, dass sie das vierbeinige Mitglied ihrer kleinen Familie vernachlässigen durfte.
Noch diese eine Aufgabe, dachte Isy, als sie die Terrassentür öffnete, die sich gleich rechts neben der Treppe befand. Dann kann der Geburtstag endlich richtig losgehen.
Sie betrat den Garten. Steinplatten führten an einem Teich vorbei, zwischen Beeten voller bunter Blumen hindurch. Sogar einen eigenen Pool hatten Isy und ihre Oma! Und etwas abseits davon, im hinteren Teil des Gartens, standen ein einfacher Schuppen und eine kleine Holzhütte mit weiß gestrichenen Wänden und einem roten Dach. Isy hatte sie selbst gebaut. Sie erinnerte sich gern an die Zeichnungen, die sie dafür angefertigt hatte, an das Sägen, Hämmern und Schrauben. Das hatte Spaß gemacht, und das Ergebnis konnte sich sehen lassen! Vor der Hütte lag laut schnarchend der Bewohner des Hauses: ein kleines rosafarbenes Schwein.
»Guten Morgen, Schinken!«, rief Isy fröhlich, als sie näher kam. Das Minischwein fuhr mit einem Grunzen hoch und schüttelte sich. Dann lief es auch schon auf Isy zu und schob den Kopf unter ihre Hand. Es schloss genüsslich die Augen, als die weichen Borsten hinter seinen Ohren gekrault wurden.
»Weißt du, dass ich heute Geburtstag habe?«, fragte Isy.
Das Grunzen, das Schinken ausstieß, klang fast wie ein »Ja«.
»Das soll nicht nur ein toller Tag für mich werden, sondern auch für dich«, fuhr sie fort, während sie zum Schuppen ging. Die Tür war mit einem Riegel weit oben verschlossen, sodass sich Isy auf die Zehenspitzen stellen musste, um heranzukommen. Diese besondere Vorsicht hatte einen guten Grund. Denn im Schuppen lagerte nicht nur Gartenwerkzeug, sondern vor allem Schinkens Futter. Und das kleine Schwein war äußerst erfinderisch, wenn es ums Essen ging. Alles, was nicht versteckt oder verschlossen wurde, landete früher oder später in seinem Bauch.
Isy öffnete die Tür des Schuppens und tastete nach dem Sack, der dort von einem Wandhaken hing. Schinken trat aufgeregt von einem Huf auf den anderen und grunzte ungeduldig. Er wusste, dass sie nach dem Sack mit den Karotten suchte, seinem Lieblingsfutter.
Isys Finger glitten über Holz, die spitzen Zinken einer Gartenhacke und die glatte Oberfläche eines alten Regenmantels. Danach hätten sie den Sack berühren müssen, doch stattdessen trafen sie auf etwas Hartes.
»Was ist denn das?«, fragte sich Isy verwundert. Sie zog den Gegenstand, der zwischen dem Sack und dem Mantel klemmte, heraus. Stirnrunzelnd betrachtete sie das kleine Päckchen, das sie nun in der Hand hielt. Es war in braunes Packpapier eingewickelt, das jemand mit einer hellen Kordel zusammengebunden hatte. »Isy« stand in einer ziemlich krakeligen Handschrift darauf. Ein Absender fehlte.
»Das ist ja merkwürdig«, murmelte sie. Es konnte kein Zufall sein, dass sie dieses Päckchen ausgerechnet an ihrem Geburtstag entdeckte. Aber wer würde ein Geschenk zwischen Karotten und einem Regenmantel verstecken? Und warum?
Sie zuckte zusammen, als Schinken seine feuchte Schweinenase auffordernd in ihre Kniekehle schob und schnaubte.
»Ups, tut mir leid«, sagte Isy lachend und strich ihm über den Kopf. »Dein Frühstück kommt sofort.«
Sie legte das Päckchen beiseite und nahm den Karottenbeutel aus dem Schuppen, um Schinken zu füttern. Eine Karotte nach der anderen verdrückte das Schwein laut schmatzend. Isy lächelte, als es mit der letzten Karotte im Maul fröhlich grunzend zurück zu seinem Haus trabte. Dort ließ sich Schinken ins Gras plumpsen und klemmte die Möhre zwischen die Vorderhufe, um sie nach und nach abzuknabbern.
Isys Blick fiel auf das Nachbarhaus. Die Rollläden im ersten Stock waren noch nicht hochgezogen worden. Also schlief Lia noch. Sie war Isys beste Freundin und würde ihren dreizehnten Geburtstag natürlich mit ihr zusammen feiern. Nur noch nicht jetzt. Lia schlief gerne lang.
Ich könnte sie wecken, dachte Isy. An der Fassade vor Lias Fenster war eine Hängebrücke verschraubt worden. Sie führte zu einem Baum in Lias Garten, und von dort schwang sich eine zweite Brücke zu einer riesigen Eiche in Isys Garten. Zwischen ihren Ästen hatten Isy und ihre Freunde ein Baumhaus gebaut. Kein klappriges Ding, sondern ein richtiges Haus mit einem Dach, Fenstern und einer Tür. Bunte Teppiche lagen auf dem Boden, und sie hatten mit vereinten Kräften sogar ein Sofa hinaufbekommen. Man erreichte das Baumhaus entweder über eine weitere Brücke von dem Balkon vor Isys Schlafzimmer aus oder über eine Strickleiter am Stamm der Eiche. Isy und ihre Freunde verbrachten viel Zeit da oben. Kein Erwachsener kam dorthin. Das Baumhaus gehörte ganz allein ihnen.
»Isy!«, rief ihre Oma durch die offene Terrassentür. »Komm rein. Die Pfannkuchen werden kalt!«
»Ich komme!« Isy beschloss, Lia nicht zu wecken. Sie hatten noch den ganzen Tag Zeit, ihren Geburtstag zu feiern. Da konnte sie ihre beste Freundin ruhig ausschlafen lassen. Sie klemmte sich stattdessen das Päckchen unter den Arm und ging zurück ins Haus.
»Alles Liebe zu deinem dreizehnten Geburtstag, mein Schatz«, sagte ihre Oma lächelnd, während sie einen Teller vor ihre Enkelin stellte. Die Pfannkuchen darauf waren mit feinem Puderzucker bestäubt. Genau so mochte Isy sie am liebsten.
»Danke, Oma!«, sagte sie und sprang auf einen der drei Barhocker, die am Küchentresen standen. Das Päckchen legte sie vor sich auf die Tischplatte. »Willst du dich nicht auch setzen?«
»Sobald der Toast fertig ist.« Ihre Oma holte ein Glas selbst gemachte Erdbeermarmelade aus dem Schrank. »Was hast du denn heute …«
BRRRRR!
Ein lautes Summen unterbrach sie. Das Päckchen neben Isys Ellenbogen wackelte plötzlich hin und her und hüpfte auf und ab, als wäre es lebendig. Oder als wäre etwas Lebendiges darin …
Ihre Oma fuhr erschrocken herum. »Was ist denn das?«
Isy schluckte und brachte den Becher Kakao in Sicherheit, damit das Paket ihn nicht umwerfen konnte. »Das habe ich im Schuppen gefunden. Jemand muss es da für mich versteckt haben. Es steht sogar mein Name drauf!«
Sie drückte das Päckchen vorsichtig auf den Tisch. Es vibrierte, wackelte und summte. Vorsichtig streckte sie die andere Hand danach aus.
»Willst du das wirklich aufmachen?«, fragte ihre Oma. Sie hielt den Pfannenwender hoch wie eine Fliegenklatsche.
Isy nickte. »Ich will wissen, was da drin ist.«
Sie nahm die Kordel in die Hand und zog.
Nachdem sie die Kordel gelöst hatte, konnte Isy das Packpapier mühelos abstreifen. Darunter kam eine schlichte graue Schachtel zum Vorschein. Sie vibrierte, als Isy sie in den Händen drehte. Es gab keinen Geburtstagsgruß, kein Bild, nichts. Nur diese graue Box aus Kunststoff und einen kleinen Haken, der den Deckel verschlossen hielt.
Isy drückte vorsichtig gegen den Verschluss. Ihre Oma nahm den Pfannenwender fester in die Hand.
Das Häkchen rutschte aus der Öse. Isy griff nach dem Deckel und …
»Überraschung!«
Puuuf!
Der Deckel flog auf. Plötzlich saß Isy inmitten einer Wolke aus funkelndem, buntem Glitter. Tausende der kleinen Partikel waren förmlich aus der Schachtel explodiert. Isy versuchte, sie mit den Händen wegzuwedeln, während ihre Oma erschrocken mit dem Pfannenwender danach schlug, als wären es Mücken.
Durch das offene Küchenfenster hörte Isy ein lautes Lachen. Sie kannte diese Stimme.
»Vielen Dank, Aiden! Jetzt habe ich Glitter im Kakao!«, beschwerte sie sich.
Und nicht nur im Kakao, wie sie im nächsten Moment feststellte. Die Pfannkuchen, Toastscheiben, die Butterdose, die Marmelade … Alles funkelte und glitzerte.
Draußen hob Aiden den Kopf und sah durch das Küchenfenster zu ihr hinein. Er prustete los, als Isy ihn vorwurfsvoll musterte. »Du hättest dein Gesicht sehen sollen!«
Sein Lachen war ansteckend. Isys Mundwinkel zuckten, während sie Glitter von ihrem Onesie pflückte. Sogar ihre Oma musste lächeln. Sie legte den Pfannenwender neben den Herd und sagte: »Komm rein, Aiden. Du kannst mit uns frühstücken.«
Aidens Augen leuchteten. »Gerne!«
Er machte einen Hechtsprung aus dem Blumenbeet unter dem Fenster, wobei Isy hoffte, dass er keine von Omas geliebten Pflanzen zertrampelte. Aiden war ein ziemlich chaotischer Junge, bei dem öfter mal was zu Bruch ging. Er wohnte im Haus gegenüber. Isy mochte ihn, aber er konnte manchmal auch ganz schön anstrengend sein. Zum Beispiel, wenn er die gesamte Küche mit Glitter verwüstete. Aber sie musste ihm zugutehalten, dass er tatsächlich an ihren Geburtstag gedacht hatte. Und eine Überraschung war es wirklich gewesen!
»Herzlichen Glückwunsch!«, rief er grinsend durch die geöffnete Haustür und strich sich die helle Locke aus der Stirn. Eigentlich hatte er braune Haare, nur diese eine Tolle war dunkelblond. Das sah irgendwie lustig und verwegen aus, was gut zu seiner Persönlichkeit passte.
Aiden wollte sich schon an den Tresen setzen, aber Isys Oma sah ihn streng an. Er räusperte sich und ging zur Spüle. Normalerweise hätte er den Schmutz einfach an seiner Hose abgeputzt, aber unter dem strengen Blick von Isys Oma wusch er sich ausnahmsweise rasch die Hände. Anstatt sie mit dem Handtuch abzutrocknen, wischte er sie an seinem grauen T-Shirt mit dem aufgedruckten Wolfskopf ab. Er liebte dieses Shirt, das wusste Isy. Wahrscheinlich würde er es so lange tragen, bis es eines Tages auseinanderfiel. Das Gleiche galt auch für seine zerrissene schwarze Jeans und das dunkelgraue Jeanshemd, das er nie zuknöpfte.
»Pfannkuchen!«, rief er jetzt erfreut, als er auf einen der zwei freien Barhocker sprang. Isys Oma hatte ihm bereits einen Teller mit Pfannkuchen hingestellt und Besteck bereitgelegt.
»Sogar mit Glitter«, fügte sie hinzu, als sie die Flasche Ahornsirup zu ihm herüberschob.
Aiden lachte. »Ich bekomme so selten Pfannkuchen zum Frühstück, dass mich ein bisschen Glitter nicht stört.« Er übergoss seinen Turm aus Pfannkuchen großzügig mit der klebrig-süßen Flüssigkeit. »In dem Zeug könnte ich baden!«
Isy pikste ihm in die Seite. »Lieber nicht. Du bist auch so schon schmutzig genug.«
»Pfft!«, machte er. »Wer immer sauber bleibt, hat keinen Spaß. Ich nutze meine Zeit lieber sinnvoll!«
»Indem du dir Blödsinn ausdenkst zum Beispiel?«, erwiderte Isys Oma, klang dabei aber nicht tadelnd, sondern eher amüsiert. Sie hatte die Teigschüssel aus dem Kühlschrank geholt, um weitere Pfannkuchen zu backen. Aiden hatte in der kurzen Zeit schon fast drei Stück vertilgt – mit Glitter –, und es sah nicht so aus, als wollte er danach mit dem Essen aufhören.
»Aber ziemlich beeindruckenden Blödsinn«, sagte Isy, während sie kauend die Schachtel betrachtete. Sie vibrierte nicht mehr. Der Glitter war beim Öffnen durch eine Platte hinausgeschleudert worden, die auf einer Sprungfeder klebte. Ein bisschen wie bei einem Katapult. Am Boden gab es eine kleine Digitalanzeige, die Isy nicht ganz verstand.
»Wie funktioniert das?«, fragte sie.
Aiden schluckte die Reste von Pfannkuchen Nummer drei herunter. »Das ist ein umgebauter Springteufel. Du weißt schon, so eine Schachtel, aus der ein kleines Männchen schießt und einen erschreckt. Ich habe das Männchen durch die Platte mit Glitter ersetzt. Das da am Boden ist ein Empfänger, der vibrieren kann. Wie ein kleiner Wecker. Den habe ich mit einer Fernsteuerung vom Fenster aus aktiviert. Kriegt man alles im Internet.«
Er grinste stolz.
Das ist so typisch, dachte Isy. Sie freute sich zwar nicht darauf, später den ganzen Glitter in der Küche aufzukehren, doch sie konnte Aiden auch nicht böse sein. Er hatte immer Unsinn im Kopf, aber netten Unsinn, nicht solchen, über den man sich wirklich ärgerte. Und er gab sich große Mühe bei der Umsetzung seiner Ideen. Das musste man ihm lassen.
Isy hob den Kopf, als sie ein lautes Rattern aus dem Garten hörte. Die Rollläden im Nachbarhaus wurden hochgezogen.
»Lia ist wach!«, verkündete sie.
Aiden schob sich rasch noch die Hälfte des vierten Pfannkuchens in den Mund, den Isys Oma gerade erst auf seinen Teller gelegt hatte. »Uff, heiff!«, nuschelte er und wedelte mit den Armen. »Moll’n meh imff Bauauff geh’n?«, fragte er kaum verständlich.
Wollen wir ins Baumhaus gehen?, übersetzte Isy innerlich. »Na kl…« Sie hielt inne, als ihr Blick auf den Glitter fiel, der Tisch und Boden der Küche bedeckte. Sie seufzte. »Wenn ich hier sauber gemacht habe.«
»Aff fo, fimmt.« Aiden schluckte und trank einen großen Schluck Kakao aus Isys Becher, ehe er mit dem Ärmel einmal quer über den Küchentresen wischte. Glitter rieselte zu Boden. »Also der Tisch ist schon mal sauber!«
Isys Oma drehte sich zu ihnen um. »Isy, du hast heute Geburtstag. Du machst dir einen schönen Tag. Ich kümmere mich um den Rest.«
Begeistert sprang Isy vom Hocker. »Danke, Oma!« Sie aß das letzte Stück Pfannkuchen im Stehen und umarmte ihre Oma dann stürmisch. Aiden lief bereits zur Tür. »Wer als Letztes ins Baumhaus klettert, ist eine alte Stinkbohne!«, rief er.
Isy hatte zwar keine Ahnung, was eine Stinkbohne war, aber sie wollte definitiv keine sein. Also rannte sie hinter ihm her in den Garten. Er trug schwarz-weiße Chucks mit abgewetzten, fast glatten Sohlen. Das war Isys Glück, denn er schlitterte über das taunasse Gras.
»So ein Mist!«, fluchte Aiden. Beinahe hätte er das Gleichgewicht verloren.
»Ich weiß, wer gleich eine Stinkbohne ist!«, rief Isy, als sie lachend an ihm vorbeilief. Sie erreichte die Strickleiter deutlich vor ihm und kletterte durch die Bodenluke ins Baumhaus, bevor er überhaupt an der Eiche angekommen war.
In dem Häuschen war es schon richtig warm geworden. Die Sonne schien durch die Fenster, und Staubkörner tanzten in ihrem Licht. Dank des bunten Teppichs und des alten, aber bequemen Sofas war es im Baumhaus richtig gemütlich.
Isy achtete an diesem Morgen jedoch kaum auf ihre Umgebung. Sie öffnete rasch die Tür und trat auf die Hängebrücke, die das Baumhaus mit Lias Fenster verband. Ihre beste Freundin war endlich wach und wartete bestimmt schon mit einem Geschenk auf sie.
Ich weiß zwar nicht, was es ist, dachte Isy, während sie über die schaukelnde, knarzende Brücke ging, aber eine Plastikschachtel voller Glitter wird es schon toppen.
Aufgeregt klopfte sie an Lias Fenster.
»Alles Gute zum Geburtstag!«
Lia umarmte Isy lächelnd durch das geöffnete Fenster. Sie hatte sich schon fertig angezogen, was ziemlich klug war. Immerhin konnte sie fest damit rechnen, dass Isy in dem Moment auftauchen würde, in dem die Rollläden hochgezogen wurden. Nur die Schuhe fehlten noch. Lia setzte sich gerade auf die Bettkante, um sie anzuziehen. Es waren weiße Sneaker, die so sauber waren, dass es fast an ein Wunder grenzte. Lias lockige braune Haare hingen fast bis auf den Boden, als sie sich nach vorn beugte.
Isy warf einen Blick durch das Fenster. Lias Zimmer war das Gegenteil von Aidens. Während es in seinem meistens aussah, als wäre gerade ein Wirbelsturm hindurchgefegt, war Lias tadellos ordentlich. Deshalb bemerkte Isy auch sofort das Geschenk auf dem aufgeräumten Schreibtisch. Es war in buntes Papier eingepackt und mit einer roten Schleife versehen. Das Päckchen war größer als Aidens Glitterschachtel, aber nicht viel. Daneben lag ein Zettel, auf den mit sehr eleganter Handschrift »Notfallnummern« geschrieben stand. Isy las die Nummern der Feuerwehr und der Polizei, vom örtlichen Krankenhaus und, mit einem Smiley versehen, die Nummer vom Pizza-Lieferdienst. Ein Geldschein schaute an einer Ecke unter dem Zettel hervor.
»Sind deine Eltern unterwegs?«, fragte sie, als Lia aufstand und ihren schwarzen, schulterfreien Pulli zurechtzupfte. Am linken Ärmel war eine rote Rose aufgenäht.
»Ja, sie sind für zwei Nächte in ein Wellness-Hotel gefahren.« Lia warf einen Seitenblick auf die Liste mit Telefonnummern. »Sie befürchten wohl, dass ich das Haus abfackeln könnte. Oder verhungere.«
Nun nahm sie das Geschenk vom Schreibtisch, gähnte und schüttelte sich. »Ich bin noch nicht ganz wach«, sagte sie entschuldigend. »Ist Aiden auch schon da?«
Isy trat zur Seite, damit Lia aus dem Fenster klettern konnte. »Ja, er hat schon eine ganze Schachtel Glitter in der Küche verteilt. So als Geburtstagsüberraschung.«
Lia rollte mit den Augen. »Da hat sich deine Oma bestimmt gefreut.« Sie hatte nicht viel übrig für Aidens ständige Streiche.
»Aber dafür werden die beiden das bestimmt nicht so schnell vergessen!«, rief Aiden. Er lehnte lässig im Türrahmen des Baumhauses.
Isy schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Wie auch? Den Glitter werden wir noch an Weihnachten finden.«
»Klasse!«, freute sich Aiden. »Dann brauch ich dir ja nicht noch mal was zu schenken!«
Er machte ein wenig Platz, damit Isy und ihre beste Freundin das Baumhaus betreten konnten. Die beiden Mädchen setzten sich auf das Sofa.
»Ich verspreche«, begann Lia und hob feierlich die Hand, »dass mein Geschenk nicht voller Glitter ist.« Sie übergab das kleine Päckchen an Isy.
»Vielen Dank«, sagte die aufgeregt. Sie fand es toll, dass ihre Freundin an sie gedacht hatte. Da war es gar nicht so wichtig, was sich unter dem Geschenkpapier befand.
Aiden trat neben die beiden Mädchen. Gespannt sah er zu, wie Isy die rote Schleife aufzog und das bunte Papier abstreifte. Darunter kam ein dunkles Holzkästchen zum Vorschein. Es sah ziemlich alt aus und war mit vielen goldenen Ornamenten verziert. Vorn am Deckel befand sich ein kleiner Griff. Isy zog daran, aber das Kästchen ließ sich nicht öffnen.
»Moment.« Lia griff in ihre Jeans und zog einen winzigen goldenen Schlüssel heraus. »Du brauchst den hier.«
Isy nahm den Schlüssel und hob das Kästchen an. Nun bemerkte sie auch das Schloss an der Vorderseite. Sie steckte den Schlüssel hinein. Obwohl das Kästchen so alt aussah, ließ er sich mühelos drehen. Nichts knirschte oder hakte. Es machte nur leise klick, als das Schloss aufsprang.
Lia lächelte erwartungsvoll. Aiden beugte sich neugierig vor. Isy hielt den Atem an und klappte den Deckel auf.
Das Kästchen war leer.
Nein, Moment! Es war nicht ganz leer. An einer Seite, halb versteckt im Schatten des Deckels, lag ein vergilbter Zettel.
Isy nahm das Stück Papier und drehte es zwischen den Fingern. Darauf stand …
… nichts?
Sie runzelte verwirrt die Stirn. Sie wollte bestimmt nicht undankbar erscheinen, aber sie verstand nicht richtig, was Lia ihr mit dem Geschenk sagen wollte. Oder war die Kiste an sich das Geschenk? Sie war sehr hübsch, ohne Frage. Allerdings musste sich Lia doch etwas dabei gedacht haben.
Auch Aiden kratzte sich am Kopf. »Komisches Geschenk.«
Doch Lia lächelte geheimnisvoll. »Es geht nicht um das, was ist, sondern um das, was sein wird.« Sie sah Isy mit festem Blick an. »Das ist ein Wunschkästchen«, erklärte sie. »Du denkst dir einen Wunsch aus, schreibst ihn auf den Zettel und verschließt das Kästchen. Dann geht er in Erfüllung.«
Isys Augen weiteten sich. »Wirklich?«
Lia nickte. »Das hat der Verkäufer im Laden gesagt.«
»Jeder Wunsch geht in Erfüllung?«, hakte Isy nach. »Egal, welcher?«
Ihre beste Freundin zuckte mit den Schultern. »Ich glaube schon. Ich habe das natürlich nicht ausprobiert. Das ist ja dein Geschenk.«
Isy griff aufgeregt nach einem Bleistift, der auf dem Fenstersims lag. Ihr schossen tausend Ideen durch den Kopf. Vielleicht eine neue Schultasche? Oder ein rosa Fahrrad? Sie hielt unsicher inne. Die Bleistiftspitze schwebte über dem Zettel.
»Was wünschst du dir denn jetzt?«, fragte Aiden. Seine Stimme klang ungeduldig.
Isy knuffte ihm spielerisch in die Seite. »Man darf doch nicht verraten, was man sich wünscht«, wies sie ihn zurecht.
Lia nickte. »Sonst geht der Wunsch nicht in Erfüllung.«
Sie sah Isy an. »Du musst dich nicht jetzt entscheiden. Das Wunschkästchen läuft ja nicht weg.«
Das stimmt, dachte Isy und legte den Bleistift wieder auf den Sims. »Ich werde so lange warten, bis mir der perfekte Wunsch eingefallen ist«, verkündete sie.
»Echt jetzt?«, maulte Aiden. »Ich dachte, du wünschst dir vielleicht einen Riesenvogel, auf dem wir herumfliegen können.«
Isy lachte. »Keine schlechte Idee, aber ein bisschen unpraktisch. Wo soll der denn wohnen?«
»Und wie viel frisst so ein Riesenvogel?«, fügte Lia hinzu.
Aiden verschränkte die Arme vor der Brust. »Das Futter und das Vogelhaus wünschen wir uns natürlich dazu«, erklärte er.
»Das wäre aber mehr als ein Wunsch«, korrigierte Isy. »Wenn ich das richtig verstanden habe, gibt es nur den einen.«
»Das stimmt.« Lia nickte. »Dir wird schon was einfallen, da bin ich mir sicher. Und bis dahin darfst du aussuchen, was wir heute machen. Ist schließlich dein Geburtstags-Tag.«
»Geburtstags-Tag?« Isy lächelte. Sie mochte das Wort. Rasch schloss sie das Wunschkästchen ab und steckte den Schlüssel in die Tasche ihres Onesies. Es war erst Morgen, und der ganze Tag lag noch vor ihnen. Sie nahm sich vor, ihn mit den tollsten Erlebnissen zu füllen, die sie sich vorstellen konnte. Doch auch wenn es ihr Geburtstag war, wollte sie trotzdem nur Dinge tun, zu denen ihre Freunde ebenfalls Lust hatten. Dann machte alles gleich doppelt so viel Spaß.
Ein Blick nach draußen, wo ein wolkenloser Himmel einen perfekten heißen Sommertag versprach, machte ihr die Wahl leicht. »Wollen wir zum Badesee fah–?«
Sie hatte die Frage noch nicht zu Ende gestellt, da lief Aiden schon zur Luke. »Tolle Idee! Ich hole mein Fahrrad und die Badehose!«
Isy klatschte in die Hände. »Dann treffen wir uns an der Kreuzung und fahren von da aus zusammen zum See?«
»Okay!« Aiden zog die Luke auf und kletterte an der Strickleiter nach unten. »Wer als Letztes an der Kreuzung ankommt, ist eine alte Stinkbohne!«
Lia sah ihm stirnrunzelnd hinterher. »Was ist eine Stinkbohne?«
Isy hob die Schultern. »Ich habe keine Ahnung.«
Die beiden Freundinnen lachten. Das würde ein wunderschöner Geburtstags-Tag werden. Und am Ende würde sich Isy für einen Wunsch entscheiden. Das nahm sie sich fest vor.
Isy trat in die Pedale. Ihr altes Fahrrad ächzte und klapperte, aber das störte weder sie noch Schinken. Das Minischwein saß vorn im pinken Fahrradkorb und grunzte vor Freude. Seine Ohren flatterten mit den bunten Schleifen am Korb um die Wette.