IsyCheesy: Die Höhle der Geheimnisse - IsyCheesy - E-Book

IsyCheesy: Die Höhle der Geheimnisse E-Book

IsyCheesy

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Beschreibung

Der Nachfolger des Dein-SPIEGEL-Bestsellers von YouTuberin IsyCheesy! Für Isy und ihre Freunde Lia und Aiden ist heute ein ganz besonderer Tag: Als erste Besucher überhaupt dürfen sie mit ihrer Schulklasse die Überreste einer uralten Stadt besichtigen, die in einer gigantischen Höhle entdeckt wurde. Auch Schweinchen Schinken hat eine Sondererlaubnis bekommen und darf mitfahren. Fasziniert schauen sich die Freunde in den Ruinen um – bis Isy ein komisches Gefühl beschleicht. Was wohl wäre, wenn die verlassene Stadt gar nicht so verlassen ist? Aus den Augenwinkeln scheint Isy Bewegungen wahrzunehmen, vorbeihuschende Schatten … und war das nicht gerade ein Flüstern?! Isy will unbedingt herausfinden, was in der Stadt wirklich vor sich geht. Zusammen mit Lia, Aiden und Schinken schleicht sie sich nachts zurück in die Höhle. Zunächst sieht alles unverändert aus. Doch das soll sich schnell ändern ...

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Seitenzahl: 187

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IsyCheesy

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Die Höhle der Geheimnisse

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Originalausgabe

2. Auflage 2025

© 2024 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285–0

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Redaktion: Mirka Uhrmacher

Umschlaggestaltung, Illustration: Melanie Hölscher

Texte: IsyCheesy, Klarissa Gist

Satz: Achim Münster, Overath

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-96775-124-6

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96775-125-3

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96775-126-0

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.rivaverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Inhalt

Kapitel 1. In der Schule

Kapitel 2. Die Höhle

Kapitel 3. Die uralte Stadt

Kapitel 4. Weckdienst

Kapitel 5. Nachtwanderung

Kapitel 6. Eine unerwartete Begegnung

Kapitel 7. Der unbekannte Junge

Kapitel 8. Das Erwachen

Kapitel 9. Steinschlag

Kapitel 10. Die Mine

Kapitel 11. In den tiefen Tunneln

Kapitel 12. Kein Zurück

Kapitel 13. Der Diamantwächter

Kapitel 14. Auf der Flucht

Kapitel 15. Wilde Jagd

Kapitel 16. In der Falle

Kapitel 17. Überraschungen

Kapitel 18. Antworten

Kapitel 19. Die Drohung

Kapitel 20. Brockners Verrat

Kapitel 21. Hoffen und Bangen

Kapitel 22. Der explosive Plan

Kapitel 23. Ein rosa Retter

Kapitel 24. Wiedergutmachung

Kapitel 25. Monsterparty

Epilog

Kapitel 1

In der Schule

»Schaut mal, wie Schinken das macht. Macht es ihm ruhig nach. Aber bitte mit den Händen, nicht mit der Nase. Danke sehr!«

Isy musste bei den Worten ihrer Klassenlehrerin Frau Reinhard lachen. Sie kraulte ihr kleines Schweinchen Schinken stolz hinter dem Ohr. »Hörst du das? Ich glaube, du bekommst heute eine Eins.«

Schinken grunzte zufrieden und wühlte wieder mit der Nase zwischen grünen Blättern. Nur ein paar Sekunden später kam eine dreckverschmierte Kartoffel zum Vorschein. Am liebsten fraß er zwar Karotten, und an rohen Kartoffeln hätte er sich sowieso den Magen verdorben. Aber mit seiner feinen Nase etwas aufzuspüren, daran hatte das Schwein jede Menge Spaß. Lia legte seinen Fund in den großen Korb, der zwischen ihr und Isy stand. Er war schon fast voll. »Wir sind gleich fertig«, sagte sie. »Glaubst du, wir sind die Ersten?«

Isy stand auf und sah sich auf dem kleinen Acker um. Ihre ganze Klasse hockte zwischen Reihen aus grünen Pflanzen und erntete verschiedenes Gemüse. Etwas weiter entfernt rankten sich Bohnen an langen Stangen empor. Dazwischen gab es, je nach Jahreszeit, Beete mit Radieschen, Spinat, Zucchini, Erdbeeren und Grünkohl. Beim Gedanken an Letzteren schüttelte sich Isy unwillkürlich. Sie fand es zwar toll, dass die Schule die meisten Lebensmittel für das Mittagessen in der Mensa selbst anbaute, aber die Auswahl traf nicht immer Isys Geschmack. Zum Glück war Schinken nicht wählerisch und fraß alles, was sie ihm heimlich unter dem Tisch zusteckte.

Isys Blick glitt über den Gemüsegarten und die kleine Obstplantage. Unter den Apfel- und Kirschbäumen standen lange Holztische mit Bänken. Die Seiten aufgeschlagener Schulbücher und Hefte flatterten im Wind. Es sah aus, als würden unsichtbare Wesen sie lesen. Frau Reinhard unterrichtete am liebsten draußen, wenn es das Wetter erlaubte. Dort konnte sie Theorie und Praxis am besten miteinander verbinden.

Isy grinste, als sie Aiden in einem der Bäume entdeckte. Seine langen Beine baumelten von einem Ast, während er einen frisch gepflückten tiefroten Apfel aß. Sein Korb, den er eigentlich mit Kartoffeln füllen sollte, stand leer und vergessen auf dem Feld.

»Wir sind jedenfalls nicht die Letzten«, sagte Isy und zeigte auf ihren gemeinsamen Freund. Aiden sprang gerade vom Baum und schlenderte in Richtung Bohnen. Frau Reinhard beachtete ihn nicht, sondern wandte sich an den Rest der Klasse. Sie war eine ältere, streng aussehende Frau, die allerdings nie ungerecht zu ihren Schülern war. Die Haare trug sie in einem festen grauen Dutt, von dem keine einzige Strähne jemals abstand. An ihrem sehr kleinen goldenen Brillengestell baumelte eine ebenfalls goldene Kette, die immer leise klimperte. Isy fand, dass Frau Reinhard wie eine ganz typische Lehrerin aussah.

»Kann mir jemand sagen, zu welcher Familie die Kartoffel gehört?«, fragte sie.

Lia hob die Hand. Isy runzelte die Stirn, als sie sah, dass auch Aiden sich meldete. Frau Reinhard schien das ebenfalls zu überraschen. »Aiden?«, sagte sie auffordernd.

»Die Kartoffel gehört zu Lias Familie«, antwortete der Junge grinsend. »Bei uns gibt’s meistens Nudeln.«

Die ganze Klasse lachte. Frau Reinhard seufzte und nickte Lia zu. »Deine Antwort?«

»Aiden hat nicht unrecht«, gestand Isys beste Freundin, was zum nächsten Lacher führte. »Aber gemeint war wohl die Familie der Nachtschattengewächse.«

»So ist es.« Die Lehrerin nickte. »Und was bedeutet das für den Verzehr?«

Aiden meldete sich erneut. Frau Reinhard ahnte zwar schon, dass sie wieder keine passende Antwort bekommen würde, nahm ihn aber erneut dran.

»Nur nach Sonnenuntergang essen!«, rief Aiden mit erhobenem Zeigefinger. »Und am besten frittiert. Als Pommes!«

Die Lehrerin seufzte und zeigte auf Silas, einen Mitschüler. Der Junge war meistens sehr still, wusste aber auf fast alle Fragen eine Antwort. So auch diesmal.

»Sie sind ungenießbar, wenn man sie nicht gut kocht«, flüsterte der schüchterne Silas.

Frau Reinhard nickte zufrieden, dann sah sie auf die Uhr. »Oh, wir sind ja schon fast durch. Zählt eure Kartoffeln und sagt mir das Ergebnis. Isy und Lia?«

Die beiden Mädchen sahen auf. »Ja?«, fragten sie gleichzeitig.

Die Lehrerin lächelte. »Ihr lauft außer Konkurrenz. Schinkens gute Nase war ein zu großer Vorteil.«

Ein Blick auf die Körbe der anderen Schüler verriet Isy, dass niemand auch nur annähernd so viele Kartoffeln wie sie gesammelt hatte. »Wir haben also gewonnen, aber auch nicht gewonnen?«, hakte Lia nach.

»Genau«, bestätigte die Lehrerin. »Findet ihr das unfair?«

»Nein«, sagte Isy. Sie ging in die Hocke und wischte Schinken sanft den Dreck von der Schnauze. »Es hat trotzdem Spaß gemacht. Und aus den vielen Kartoffeln wird in der Küche bestimmt ein toller Salat gemacht.«

Bevor Frau Reinhard darauf antworten konnte, rief Aiden: »Wenn ich behaupte, dass mir das Spaß gemacht hat, können wir uns dann darauf einigen, dass ich verloren, aber auch nicht verloren habe?«

Er hatte eine der ungenutzten Kletterhilfen der Bohnen aus der Erde gezogen und drehte die Metallstange nachdenklich in der Hand. Isy kannte diesen Blick. Aiden überlegte, welchen Unsinn er damit anstellen konnte.

Frau Reinhard bemerkte das anscheinend auch. »Wir können uns darauf einigen, dass du sehr großen Ärger mit mir bekommen wirst, wenn du diese Stange wirfst«, erwiderte sie.

»Okay«, sagte Aiden rasch und drehte die Holzstange so, dass die Spitze nach oben zeigte. Er bemühte sich sichtlich, ganz besonders unschuldig auszusehen. »Das wollte ich eh nicht.«

Die Lehrerin musterte ihn noch einen Moment lang, dann wandte sie sich wieder der Klasse zu. »Bevor ich euch zum Mittagessen schicke, noch ein paar Worte zum Ausflug morgen.«

Isys Herz schlug schneller. Der Ausflug! Sie und Lia freuten sich schon die ganze Woche auf die Klassenfahrt nach Ferrestal. Und jetzt war es fast so weit.

»Wer kann mir denn sagen, warum wir nach Ferrestal fahren?«, fragte Frau Reinhard.

Die ganze Klasse hob die Hand, auch Aiden. Die Lehrerin riskierte es tatsächlich, ihn ein drittes Mal um die Antwort zu bitten.

Mutig, dachte Isy lächelnd.

»Wir wollen uns dort die Tropfsteinhöhle ansehen«, antwortete Aiden.

»Und warum wollen wir das?«

»Frau Reinhard fordert ihr Glück ziemlich heraus«, flüsterte Isy ihrer besten Freundin zu. Lia kicherte leise und nickte.

»Weil dort bei Ausgrabungen eine große und uralte Stadt gefunden wurde«, erklärte Aiden zur allgemeinen Verblüffung ernst. »Unser Schuldirektor ist mit der Bürgermeisterin von Ferrestal verwandt. Deshalb konnte er sie überreden, dass wir die Stadt als allererste Gruppe besichtigen dürfen. Bisher waren nur Wissenschaftler und Reporter dort.«

Frau Reinhard fehlten kurz die Worte. Isy konnte in ihrem Gesicht lesen, dass sie mit so einer guten und richtigen Antwort nicht gerechnet hatte. Dann riss sie sich zusammen. »Sehr gut, Aiden«, lobte sie. »Ich bin froh, dass du aufgepasst hast.«

Der Junge strich sich die blonde Locke in seinen sonst braunen Haaren aus dem Gesicht, als wäre das ein Klacks für ihn gewesen. »War nicht schwer. Ich finde alles superspannend, was mit Dinos zu tun hat.«

Die Augen der Lehrerin weiteten sich. »Dort lebten doch keine Dinosau–« Doch dann unterbrach sie sich, als sie Aidens Grinsen sah.

Isy lachte unwillkürlich. Frau Reinhard fiel nicht oft auf Aidens Streiche rein. Doch dieses Mal hatte er es geschafft. Darauf war er sichtlich stolz.

Lia schüttelte den Kopf. Ihre Locken hüpften auf und ab. »Wenn er sich nur halb so viele Gedanken über die Schule wie über Blödsinn machen würde, wäre er Klassenbester.«

»Ich glaube eher, es wäre ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen euch beiden«, widersprach Isy.

»Kann schon sein«, sagte Lia lächelnd und klang dabei kein bisschen arrogant. Sie wusste, dass sie nicht dumm war, und konnte zu Recht stolz darauf sein.

»Zurück zum Thema«, erklärte Frau Reinhard. »Wie schon erwähnt, befindet sich die Stadt – die rund sechzig Millionen Jahre nach dem Aussterben der Dinosaurier errichtet wurde – in einer Tropfsteinhöhle. Das heißt, dass es kalt und feucht sein wird. Also nehmt bitte eine warme Jacke mit. Und festes Schuhwerk, keine Flip-Flops oder Sandalen.«

Ein Mädchen mit langen roten Haaren meldete sich. »Was ist mit Bettzeug?«

»Das stellt die Jugendherberge. Wir werden dort eine Nacht verbringen und am nächsten Morgen zurückfahren.« Die Lehrerin machte eine kurze Pause. »Ihr habt ja gehört, dass wir die erste Gruppe sind, die diese Ausgrabungsstätte besucht. Wenn wir uns nicht benehmen, wird wahrscheinlich nie wieder eine Schule so einen tollen Ausflug machen dürfen.«

Sie machte eine kurze Pause, damit alle darüber nachdenken konnten. »Das heißt«, fuhr sie dann eindringlich fort, »dass wir kein abgesperrtes Gelände betreten werden. Wir werden die Anweisungen des Personals befolgen. Wir werden leise, höflich und aufmerksam sein. Und vor allem …« Ihr Blick glitt mahnend zu Aiden. »… werden wir niemals unerlaubt in der Stadt herumturnen oder irgendetwas mitgehen lassen. Haben das alle verstanden?«

»Ja, Frau Reinhard«, murmelten Isy und Lia zusammen mit den anderen Schülern. Sie gaben sich eingeschüchtert, aber in Wirklichkeit waren sie aufgeregt und voller Vorfreude.

»Sehr schön. Also, dann sehe ich euch morgen früh am Busbahnhof. Pünktlich um …«

»Whaaa!« Das war Aidens Stimme.

Als Isy sich umdrehte, sah sie, dass er sich an das obere Ende der eisernen Bohnenstange klammerte. Das spitze untere Ende steckte tief im Dreck. Die Stange schwankte unter ihm hin und her. Anscheinend hatte er versucht, sie zum Stabhochsprung über das Erdbeerbeet zu benutzen. Doch sie war nicht biegsam genug.

Frau Reinhard stemmte die Hände in die Hüften. »Aiden!«

»Ich habe sie nicht geworfen«, entgegnete er rasch, bevor sie mehr sagen konnte. Dann sprang er zu Boden und zog die Stange aus dem Dreck. »Und ich lege sie dahin zurück, wo ich sie gefunden habe.«

Die Lehrerin schüttelte seufzend den Kopf. »Also gut. Geht jetzt alle zum Mittagessen und seid morgen früh pünktlich um acht am Busbahnhof.«

»Eine Nacht weg von zu Hause«, sagte Isy zu ihrer Freundin, als sie in Richtung Speisesaal gingen. »Ich kann das kaum erwarten.«

Lia nickte. »Sonst lassen meine Eltern mich allein. Jetzt ist es mal umgekehrt. Und sie kommen so gar nicht damit klar.« Sie kicherte. »Mein Vater wollte mich sogar abends in Ferrestal abholen. Zum Glück konnte ich ihm das ausreden. Das wäre so peinlich gewesen.«

»Meine Oma hat für die eine Nacht einen Koffer gepackt, der auch für sechs Wochen reichen würde«, fügte Isy hinzu. Sie hatte fast alles wieder ausgepackt. Vor allem den Schal und die Handschuhe. Schließlich war es Frühling.

Aiden tauchte hinter ihnen auf und legte beiden einen Arm um die Schulter. »Ich weiß ja nicht, wie’s euch geht«, sagte er atemlos, »aber ich freue mich total auf morgen.«

»Ich auch«, stimmte Lia zu.

Isy lächelte. Sie konnte es kaum erwarten. Nur noch einmal schlafen.

Kapitel 2

Die Höhle

Die Türen des Busses öffneten sich zischend. Aiden sprang als Erster von seinem Sitz auf und überwand die drei Stufen zum Boden mit einem großen Satz.

»Nicht rennen!«, rief Frau Reinhard ihm nach.

Isy schüttelte den Kopf. »Da könnte sie auch gleich von ihm verlangen, nicht zu atmen«, sagte sie.

Lia lachte leise. Zusammen mit Schinken und der restlichen Gruppe verließen die beiden Mädchen den Bus. Vor ihnen ragte ein Berg steil empor. Fichten klammerten sich an graue Felsen. Schilder am Rand des Parkplatzes warnten vor Steinschlag. Direkt vor ihnen befand sich ein großes Loch im Berg, das von einer flatternden Plane bedeckt wurde. Das musste der Eingang sein. »Tropfsteinhöhle Ferrestal« stand in goldenen Buchstaben darüber. Ein einfaches Holzschild neben dem Eingang wies Besucher darauf hin, sich am Empfang zu melden.

Dort stand Aiden bereits und trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. »Wieso trödelt ihr denn so?«, beschwerte er sich. »Je mehr Zeit wir hier draußen vergeuden, desto weniger haben wir in der Höhle!«

Die anderen Schüler beachteten ihn nicht. Sie unterhielten sich aufgeregt und versuchten, einen Blick hinter die Plane zu werfen. Isy sah, dass ein Weg vom Parkplatz zu einem mehrstöckigen Haus mit vielen Fenstern führte. Sie stupste Lia an. »Das ist bestimmt die Jugendherberge, in der wir heute übernachten.«

»Ich will auf jeden Fall mit dir und Schinken in ein Zimmer«, sagte ihre beste Freundin.

Bevor Isy ihr versichern konnte, dass sie das genauso sah, klatschte Frau Reinhard in die Hände. Sie stand neben zwei Frauen, die gelbe Helme und dicke Fliespullover trugen. »Wir dürfen jetzt die Höhle betreten«, rief die Klassenlehrerin. »Das hier sind die Archäologinnen Svenja und Alissa. Sie werden uns begleiten und für Fragen zur Verfügung stehen.«

Die beiden Frauen winkten. »Ich bin Svenja«, sagte die kleinere der beiden. »Seid nicht schüchtern. Meldet euch, wenn ihr etwas über die Höhle und die Ausgrabung wissen wollt.«

»Oder darüber, wie man Archäologin wird«, fügte Alissa lächelnd hinzu. »Falls ihr lieber in einer feuchten, kalten Höhle sitzen möchtet als in einem warmen, trockenen Büro.«

Einige Schüler lachten. Doch die meisten folgten Aiden, der bereits unaufgefordert die Plane zurückschlug. »Hereinspaziert!«, verkündete er, als wollte er seine Mitschüler in eine Touristenfalle locken. »Heute gibt’s alles zum halben Preis!«

»Keine Sorge, er ist harmlos«, sagte Isy zu den Archäologinnen, als sie an ihnen vorbeiging.

»Meistens harmlos«, ergänzte Lia, was die beiden Frauen nicht zu beruhigen schien. Sie warfen sich vielsagende Blicke zu. Isy und Lia kannten solche Reaktionen. Aiden fiel immer sofort auf, allerdings selten gut.

»Wir behalten ihn trotzdem im Auge«, sagte Svenja und scheuchte Aiden von seinem Platz am Eingang.

Einer nach dem anderen traten die Schülerinnen und Schüler aus Isys Klasse unter der flatternden Plane hindurch in die Höhle. Kalte Luft schlug ihnen entgegen. Das Ritschratsch von Reißverschlüssen war zu hören, als alle ihre Jacken schlossen.

Isy sah sich neugierig um. Sie befanden sich in einem Vorraum der eigentlichen Höhle. An den Wänden reihten sich große Regale mit Kisten, Schaufeln und Eimern. Regenmäntel und Helme hingen an Haken, Gummistiefel standen darunter. Das musste die Ausrüstung der Archäologen und Grabungshelfer sein, die wie Svenja und Alissa hier arbeiteten.

»Alle drinnen?«, rief Alissa und nickte Svenja dann aufmunternd zu. Die junge Archäologin streckte den Daumen nach oben und ließ die Plane los. Schlagartig wurde es dunkel. Nur schwach leuchtende Streifen auf dem Boden wiesen jetzt noch den Weg.

»Bitte zusammenbleiben«, drang Frau Reinhards Stimme aus der Dunkelheit. »Wir folgen den Markierungen ins Innere.«

Zunächst schien es noch dunkler zu werden, während sich die Gruppe im Schneckentempo vorwärtsbewegte. Isys Augen gewöhnten sich nur langsam an das schummrige Licht. In der Ferne glaubte sie, Tropfen von der Decke fallen zu hören. Schinken neben ihr nieste.

»Gesundheit«, sagte sie und wäre beinahe in Lia reingelaufen, die wie die anderen Schülerinnen und Schüler stehen geblieben war. Vor ihnen versperrte ein massives Holztor den Weg.

Archäologin Svenja stand davor und hob die Hand an einen gelb leuchtenden Knopf. »Willkommen«, rief sie, »in der Ferrestaler Tropfsteinhöhle!«

Sie drückte den Knopf, das Tor fuhr beinahe geräuschlos nach oben – und der Anblick dahinter verschlug Isy glatt die Sprache.

»Wow«, sagte Lia neben ihr ebenso beeindruckt. Einige Mitschüler schnappten überrascht nach Luft. Keiner lachte, rempelte oder plapperte mehr. Sogar Aiden stellte sich schweigend zu seinen beiden Freundinnen und legte den Kopf in den Nacken.

Die Höhle, die sich vor ihnen erstreckte, bot einen märchenhaften Anblick. Flechten überzogen die Felsen wie grüne Adern, die in der Dunkelheit sanft zu glühen schienen. Dazwischen wuchsen Pilze so hoch wie Isy selbst, manche sogar so hoch wie Bäume, und sie leuchteten violett, grün, orange und rosa.

Isy trat ein paar Schritte vor. Ihre Sohlen versanken in weichem Moos, aus dem bei Berührung leuchtende Sporen aufstiegen. Hoch über ihr wölbte sich das Gestein zu einer Art Kuppel. Dort oben wuchsen kleine weiße Beeren zu Hunderten wie winzige Glühbirnen zwischen herabhängenden Felsnadeln. Wassertropfen fielen von den Spitzen ins Moos, wo sie in Leuchtfeuern aus Sporen explodierten. Das Pitsch, Pitsch, Pitsch war so gleichmäßig wie das Ticken einer Uhr.

»Ich war mal mit meinen Eltern in einer Kathedrale«, flüsterte Lia voller Ehrfurcht. »Das war ein ganz ähnliches Gefühl. Als wäre ich winzig klein in diesem riesengroßen Raum.«

Isy nickte. »Ich weiß …« …genau, was du meinst, wollte sie antworten, doch eine barsche Stimme unterbrach sie: »Wer hat das Schwein in die Höhle gelassen?!«

Schinken zog erschrocken den Kopf ein. Isy sah sich um und entdeckte einen Mann, der mit langen Schritten auf die Gruppe zukam. Er trug einen Helm, einen dunklen Rollkragenpullover und darüber eine Steppweste. Seine Stiefel zertraten achtlos kleine Blüten im Moos.

»Ich habe euch etwas gefragt!«, fuhr er die beiden Archäologinnen an.

Alissa hob beschwichtigend die Hand. »Doktor Brockner, es gibt hier wirklich kein Problem.«

»Kein Problem?« Brockner schnaubte. »Das ist eine Ausgrabungsstätte und kein Schweinestall. Raus mit diesem Vieh!«

Isy stellte sich schützend vor das kleine Schwein. »Das ist kein Vieh«, erwiderte sie empört. »Sein Name ist Schinken, und er gehört zu mir!«

Lia und Aiden traten zu ihr. Beide verschränkten die Arme vor der Brust, als wollten sie eine Mauer bilden, um Isy und Schinken zu schützen. Doktor Brockner musterte die drei nacheinander. Er hatte ein blasses, weiches Gesicht.

Wie Teig, dachte Isy. So als würde eine Delle zurückbleiben, wenn man den Finger hineindrückte. Bei dem Gedanken musste sie ein Kichern zurückhalten.

Brockners Blick zuckte zu ihr. »Was ist daran denn bitte schön so lustig?«

»Moment, Doktor Brockner.« Jetzt mischte sich Frau Reinhard ein. Sie zog eine Liste aus ihrer Umhängetasche. »Ich habe bei unserer Anmeldung ausdrücklich erwähnt, dass uns das Klassenmaskottchen begleiten wird. Hier steht es. Ein Minischwein namens Schinken.«

»Das ist richtig«, stimmte Svenja zu. »Ich war dabei, als Sie die Liste abgezeichnet haben.«

Brockner zögerte kurz. Dann räusperte er sich. »Also gut, ausnahmsweise. Aber alle hier haften, falls das Schwein Schäden anrichtet.« Sein Blick glitt zur Klassenlehrerin. »Und Sie sollten sich demnächst besser überlegen, wohin Sie so ein ›Maskottchen‹ mitnehmen. Wir sind hier nicht im Streichelzoo.«

Mit diesen Worten stapfte er zurück in die Dunkelheit.

»Er hätte sich wenigstens entschuldigen können«, sagte Lia. »Wir haben schließlich nichts falsch gemacht.«

Isy nickte und ging in die Hocke. »Wir werden uns die Laune nicht von so einem Stinkstiefel verderben lassen. Richtig, Schinken?«

Das Minischwein grunzte, wirkte aber angespannt. Es starrte auf etwas tiefer in der Höhle. Isy folgte seinem Blick. »Ist da was?«, fragte sie leise.

»So, die Aufregung ist vorbei«, rief Frau Reinhard und lenkte Isy damit von Schinken ab. »Seht euch noch ein bisschen um und folgt Alissa und Svenja dann zur Stadt.«

Isy drehte den Kopf … und zuckte zusammen, als etwas am Rande ihres Sichtfelds vorbeihuschte! Sie fuhr herum, sah aber nur Felsen und Pilze.

»Wo willst du hin?«, fragte Lia, als Isy aufstand und zusammen mit Schinken losging. Weg von der Gruppe und tiefer in die dunkle Höhle.

»Mir was ansehen.«

»Das ist verboten!«, zischte Lia, schloss sich ihrer besten Freundin aber trotzdem an. Hinter ihnen erklärte Alissa gerade den Unterschied zwischen Stalaktiten und Stalagmiten mit einer merkwürdigen Eselsbrücke.

»Stalaktiten wachsen aus der Decke und Stalagmiten aus dem Boden. Das T in Stalaktiten für ›Tecke‹ und das M in Stalagmiten für ›Moos‹ am Boden. Eigentlich ganz einfach.«

»Warum gibt man denen nicht vernünftige Namen?«, fragte Aiden. »Aus-der-Decke-Wachser und Aus-dem-Boden-Wachser zum Beispiel?«

Isy hörte nur mit einem halben Ohr zu. Vor ihr waberten Schatten. Es kam ihr fast so vor, als würden die Pilze und Flechten den Bereich meiden, den sie gerade betrat. Schinkens Hufe klapperten auf dem harten Stein. Es gab hier auch kein Moos mehr, dafür schienen sich Blicke aus der Dunkelheit in ihren Nacken zu bohren. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Schinkens Schritte verstummten. Als Isy nach unten sah, bemerkte sie, dass sich seine Rückenborsten aufgerichtet hatten.

»Etwas stimmt hier nicht«, murmelte Isy.

»Richtig«, sagte Lia.

»Du spürst es auch?«

Ihre beste Freundin nickte. »Ja, aber ich weiß nicht so recht, was genau. Das ist so ein komisches Gefühl.«

»Als wären wir nicht allein«, ergänzte Isy. Sie starrte in die Dunkelheit und hörte ein Rascheln und Säuseln, wie eine Brise, die durch Laub strich. Aber es war windstill.

Isy schluckte. »Lass uns zurückgehen«, sagte sie.

Die Blicke schienen die Freundinnen und das Minischwein zu verfolgen, bis das Licht der Pilze sie wieder einhüllte.

Kapitel 3

Die uralte Stadt

Das seltsame Gefühl ließ Isy nicht los. Es begleitete sie durch die Höhle bis zu einem riesigen Spalt in der Felswand. Er war so breit wie ein Auto und sah aus, als hätte ihn ein Riese mit einer Axt in den massiven Stein des Berges geschlagen. Die leuchtenden Flechten wuchsen hier besonders dicht, sodass der Gang fast wie ein Portal in eine andere Welt wirkte.

Nicht schon wieder, dachte Isy und musste an ihr letztes Abenteuer denken, in dem sie tatsächlich durch ein Portal in eine andere Welt gelangt waren. Aber hier, in dieser von Wissenschaftlern bestens erkundeten Höhle, würde ihnen so etwas wohl kaum noch mal passieren. Oder?

Aiden stand neben dem Spalt und trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Er wirkte im Vergleich zu dem meterhohen Riss winzig.

»Da seid ihr ja endlich!«, rief er. »Ich habe auf euch gewartet.«

Isy und Lia gingen schneller. Von der anderen Seite des Spalts hörten sie entfernt die dumpfe Stimme des Ausgrabungsleiters Doktor Brockner. Er hatte wohl schon mit seinem Vortrag angefangen.

»Du hast freiwillig