Janes Tagebuch - Heike Doeve - E-Book

Janes Tagebuch E-Book

Heike Doeve

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Beschreibung

Jane White hat ein Kribbeln im Bauch. Denn in wenigen Tagen wird ihr Austauschjahr beginnen. Doch dann wird ihre Mutter tot aufgefunden. Wie wird sie mit dieser Situation umgehen? Und wer steckt hinter dem Tod? War es vielleicht sogar Mord?

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Für meinen Mann, den ich sehr liebe und für sein Verständnis danke.

Inhaltsverzeichnis

1. Die Abreise

2. Die Ankunft

3. Der Traum

4. Der Spaziergang

5. Der erste Schultag

6. Die schlechten Nachrichten

7. Das Erwachen

8. Gespräch mit Karin

9. Gespräch mit Michael

10. Der Entschluss

11. Gedanken einer Nacht

12. Michaels und Olivers Wandlung

13. Ausflug zu zweit

14. Geständnisse

15. Spaziergang zu zweit

16. Der Brief

17. Zurück nach London

18. Das Gespräch

19. Das Ausräumen

20. Ausflüge in London

21. Ein Abend zu dritt

22. Der letzte Tag in London

Nachwort

1. Die Abreise

Lieber Leser danke, dass sie sich für dieses Buch entschieden haben. Doch was erfahren Sie hier? Nun, ich habe dieses Tagebuch als Reisetagebuch begonnen, doch es wurde etwas ganz anders. Was das werde ich hier nicht verraten. Nur so viel, es wird Ihnen mit Sicherheit an manchen Stellen wie eine Fantasygeschichte vorkommen- aber ich kann Ihnen versichern, dass alles wahr ist, denn ich habe es so erlebt.

Sind Sie jetzt neugierig geworden? Wenn dass so ist, freue ich mich darüber. So nun genug der Vorrede, denn jetzt werde ich anfangen zu erzählen.

Ich kam gerade vom Deutschsprachkurs zurück in die Wohnung. Diesen Intensivkurs besuchte ich seit 6 Monaten dreimal die Woche abends nach der Schule. Heute war der letzte Abend gewesen.

Ich wohnte in London. Hier lebte ich mit meiner Mutter Anna zusammen, welche als Sekretärin arbeitete. Außerdem trat sie dreimal die Woche abends, zusammen mit ihrer Freundin Tina Schmitz, in unterschiedlichen Pubs auf.

Tina stammte ursprünglich aus Deutschland, da sie aber schon sehr lange hier lebte, sprach sie inzwischen fließend Englisch. Meinen Vater habe ich nie kennengelernt, denn meine Mutter hatte ihn bevor ich geboren wurde verlassen. Inzwischen soll er mit einer anderen Frau verheiratet sein. Ich besuchte hier die State-School und werde in einer Woche nach Deutschland fliegen, um an einem Schüleraustauschjahr teilzunehmen, welches ich aufgrund meiner guten Noten als Stipendium bekommen habe. „Hallo“, sagte meine Mutter, als ich hereinkam. „Ich treffe mich gleich mit Tina. Wir wollen noch etwas wegen eines Auftritts besprechen. Bis dann!“ Mit diesen Worten verließ sie die Wohnung. Nachdem mich meine Mutter allein gelassen hatte, ging ich in die Küche, um mir ein Käse-Sandwich zu machen. Danach sah ich mir die Nachrichten und den Film: "Remember Me – Lebe den Augenblick“ an. Ich benutzte die deutsche Version, um mich an die Aussprache zu gewöhnen.

Die restliche Woche verging sehr schnell. Von morgens bis nachmittags besuchte ich die Schule. Am Montag- und Donnerstagnachmittag arbeitete ich im Geschäft eines Buchhändlers. Diesen Job machte ich schon seit zwei Jahren und ich hatte ihn angenommen, um etwas eigenes Geld zu verdienen. Vor einen Monat musste ich ihn leider kündigen, denn es hatte mich Spaß gemacht mit den Kunden umzugehen.

Abends bereitete ich meine Abreise vor, und lernte weiterhin deutsche Vokabeln und Grammatik.

Es war zwei Tage vor der Abreise und ich war soeben von der Schule nach Hause gekommen. Dort fand ich einen Brief von der K&J Gesellschaft, in welchem ich alle wichtigen Informationen fand. An diesem Abend nahm ich Kontakt zu der Familie Faber auf und teilte ihnen mit, dass ich mit dem Lufthansa Flug 380 um 15:40 Uhr ankommen würde.

Den restlichen Abend verbrachte ich damit, im Internet zu surfen, um etwas, über meinen neuen Heimatort Wuppertal zu erfahren. Da ich mich schon immer sehr für die Geschichte einer Stadt interessiert habe, fand ich das, was ich las so interessant, dass ich es hier aufschreiben werde, um es später noch einmal nachlesen zu können.

Ich las, dass der Heimatort der Familie Wuppertal-Vohwinkel erstmals 1356 urkundlich erwähnt wurde. Damals war das ein Hof, der Vohwinkel hieß.

Im Jahre 1806 wurde Vohwinkel zum Kanton Elberfeld hinzugefügt. Zehn Jahre später gab es eine neue Kreiseinteilung. Zum Kreis Mettmann wurde Sonnborn, zu dem auch Vohwinkel gehört, hinzugenommen. Zu der Zeit lebten in Sonnborn 6000 Menschen.

Ein Jahr später wurde die Gemeinde Vohwinkel der Bürgermeisterei Haan zugeteilt. Im Jahre 1820 wurden die Kreise Mettmann und Elberfeld vereinigt. Im Jahre 1867 wurde Sonnborn mit Vohwinkel von Haan abgetrennt und zur selbstständigen Bürgermeisterei erhoben.

Zehn Jahre später wurde Vohwinkel Kreisstadt im Kreise Mettmann.

Noch einmal zehn Jahre später wurde Vohwinkel selbstständige Landbürgermeisterei innerhalb des Kreises Mettmann.

Im Jahre 1921 erhielt Vohwinkel Stadtrechte.

Im Jahre 1929 wurde die Wupperstadt Barmen-Elberfeld gegründet. Diese entstand durch die Zusammenlegung unterschiedlicher Stadt – und Landgemeinden. Darunter war auch Vohwinkel. Diese neuentstandene Stadt hatte rund 415.000 Einwohner.

Ein Jahr später erhielt die neugegründete Stadt Barmen-Elberfeld den Namen Wuppertal. Am nächsten Tag hatte ich hier meinen letzten Schultag, was ich traurig und zugleich auch wieder aufregend fand. Ich musste dieses Schuljahr früher beenden, um in Deutschland ein ganzes Jahr machen zu können, denn dort endeten in ein paar Tagen die Sommerferien. Am Ende des Tages bekam ich die Papiere, für die deutsche Schule, mein Stipendium und mein Zeugnis ausgehändigt.

Am Abend desselben Tages nahm ich von meiner Freundin Dorothea Schütter, genannt Doro Abschied. Wir gingen in eine Diskothek und feierten dort, bis zur Sperrstunde. Doro und ich kennen uns, seit wir drei Jahre alt waren, denn wir sind zusammen aufgewachsen. Von ihr fiel mir der Abschied besonders schwer, da wir immer über alles reden konnten. Beim Abschied versprachen wir uns in Kontakt zu bleiben.

Nach ein paar Stunden Schlaf und einem hastigen Frühstück fuhr ich, mit der U-Bahn, zum Flughafen London Heathrow und checkte ein. Von meiner Mutter konnte ich mich nicht verabschieden, denn sie war schon, wie immer, zur Arbeit gegangen. Auch wenn ich das gewohnt war, hätte ich es diesmal schön gefunden, wenn es anders gewesen wäre, da ich sie für längere Zeit nicht sehen würde. Das ich sie überhaupt nicht mehr wiedersehen würde wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Ich nahm mir vor sie, am Abend, anzurufen.

Da ich am Morgen keine Zeit hatte meine E-Mails anzuschauen, denn ich hatte verschlafen, nutzte ich jetzt die Wartezeit dafür. Ich hatte eine von meiner deutschen Gastfamilie bekommen, in der sie schrieb, dass sie sich auf mich freuen würden, und mich am Flughafen Düsseldorf abholen werden.

Ein paar Minuten später wurde mein Flug aufgerufen. Also schaltete ich mein Smartphone aus und ging an Bord. Ich war gespannt und aufgeregt, denn dies war mein erster Flug. Außerdem war ich neugierig auf das, was mich in Deutschland erwarten würde.

2. Die Ankunft

Der Flug verlief sehr ruhig, denn das Wetter war schön, und die Landung war sehr sanft. Es war ein sehr schneller Flug, denn wir kamen ein paar Minuten früher an. Die Passkontrolle dauerte länger und die Gepäckausgabe auch. Auf den Weg zum Ausgang verlief ich mich, doch ich merkte dieses recht schnell und korrigierte die Richtung.

Am Ausgang empfing mich dann meine Gastfamilie, welche ich nur erkannte, weil sie ein Schild gebastelt hatten, auf dem stand:

Willkommen in Deutschland Jane White.

Da blieb ich stehen, denn ich war so gerührt, dass mir die Tränen in den Augen standen. Meine Gefühle überwältigten mich, weil ich nie eine wirkliche Familie gehabt hatte, da meine Mutter immer arbeiten musste, und auch sonst kaum Zeit für mich hatte. So kannte ich keine Wärme und Zuneigung, welche ich mir aber immer gewünscht hatte.

Meine Gastfamilie, das sind Karin und Peter Faber mit ihren Söhnen Michael und Oliver.

Da ich wegen meiner Tränen nichts mehr sehen konnte, kam die Familie auf mich zu und fragte, ob ich Jane White wäre. Dieses bejahte ich nickend, denn sprechen konnte ich, in diesem Moment, nicht.

Da nahm Karin mich in die Arme und streichelte mich beruhigend. Meine Tränen versiegten langsam, und ich spürte, wie mich jemand anstarrte. Da drehte ich mich um und begegnete direkt Michaels Blick. Langsam breitete sich auf seinem Gesicht ein Lächeln aus, welches so ansteckend war, dass ich zurücklächelte, obwohl mein Gesicht bestimmt noch gerötet war vom Weinen.

Dann sagte Peter zu Michael: „Wir sollten langsam gehen. Sonst bekommen wir den Zug nicht.“ Nach kurzer Pause fügte er, zu mir gewandt, hinzu: „Wir freuen uns, dass du da bist.“

Michael und Oliver nahmen mein Gepäck, und wir machten uns auf den Weg.

Während wir auf den Flughafenzug zugingen, erklärte mir Michael, dass ich heute auf seiner Fahrkarte mitfahren werde. Der Tag, an dem ich ankam, war ein Samstag und zum Wochenende können auf dieser Fahrkarte zwei Personen fahren.

Wir hatten inzwischen den Flughafenzug erreicht, welcher uns zum eigentlichen Ausgang und zum Bahnhof brachte. Von dort fuhren wir anschließend mit dem Zug nach Wuppertal-Vohwinkel. Auf der Fahrt erzählte mir Michael: „Oliver und ich haben noch eine Schwester. Doch Heike konnte leider nicht mitkommen, denn sie wird morgen nach Hamburg fahren. Dort möchte sie eine Schauspielschule besuchen und dafür wollte sie in dieser Zeit noch einmal ihren Text für die Aufnahmeprüfung lernen. Du wirst sie zuhause treffen und sie freut sich auf dich.“

Weil wir uns, im Zug, gegen über saßen, sah ich ihm direkt in die Augen, welche eine ungewöhnliche Farbe haben, denn sie sind grün, und fragte: „Wie alt bist du?“

„Oliver und ich sind beide17 Jahre alt.“

Ich sah ihn erstaunt an, denn die beiden sahen sich gar nicht ähnlich. Im Gegenteil sie konnten unterschiedlicher nicht sein, somit wäre ich nie auf die Idee gekommen, sie als Zwillinge einzuordnen.

Er bemerkte meine Reaktion und erklärte: „Oliver und ich sind zweieiige Zwillinge. Und wie alt bist du?“

„Ich bin auch 17.“

Das letzte Stück fuhren wir mit dem Bus und gingen dann von der Haltestelle aus noch fünf Minuten zu Fuß.

Das Haus ist ziemlich groß und steht auf einem parkähnlichen Grundstück, welches ziemlich verwildert aussah.

Die Zimmer sind alle gemütlich und teuer eingerichtet. Die Möbel wurden alle aus echtem Holz gefertigt und auf den Böden liegt Parkett. Dieses ist unter den Sitzgruppen mit Berberteppichen abgedeckt.

Im Erdgeschoss befinden sich das große Wohnzimmer, das Esszimmer, die Küche und eine Gästetoilette. Auf der ersten Etage findet man die Schlafzimmer der Familie und ein Badezimmer und dann gibt es noch das ausgebaute, große Dachgeschoss, welches als Fremdenzimmer genutzt wird.

Dorthin hatten die Brüder inzwischen mein Gepäck gebracht, und mich dann allein gelassen, damit ich auspacken und mich frisch machen konnte.

Bevor er ging, sagte Michael, dass es in einer Stunde Abendessen geben würde.

Als ich allein war, sah ich mich zunächst einmal um. Ich stellte fest, dass dieser Raum halb als Wohnzimmer eingerichtet war. Ein Teil der anderen Hälfte war abgetrennt worden, um dort ein kleines Badezimmer zu bauen und der Rest war als Schlafzimmer eingerichtet worden. Wie das ganze Haus war auch dieses Zimmer in hellen Farben eingerichtet worden. Beim Blick aus den recht großen Fenstern sah ich, dass ich einen großen Teil des Gartens überblicken konnte.

Ich war gerade fertig mit auspacken, da klopfte es. Nachdem ich die Tür öffnet hatte, sah ich, dass davor ein Mädchen stand, welches ich noch nicht kannte. Ich war so überrascht, dass ich zwei Schritte zurücktrat und sie stumm anstarrte, denn sie war bildhübsch. Sie tat so, als hätte sie es nicht bemerkt und sagte: „Hallo! Ich bin Heike Faber und es tut mir leid, dass ich dich nicht mit abholen konnte. Es ist fast Zeit für das Abendessen, und ich will fragen, ob du mit herunterkommen möchtest.“

Diese Worte lösten meine Erstarrung und ich sagte: „Hallo!“ Etwas verlegen fügte ich hinzu: „Entschuldige bitte, dass ich dich so angestarrt habe."

Da unterbrach sie mich, mit einem Lachen, und meinte: „Wenn ich mich daran nicht gewöhnen kann, sollte ich besser nicht Schauspielerin werden.“

Ich stimmte in ihr Lachen ein, und damit war das Eis gebrochen. „Das stimmt. Komm lass uns gehen.“

Als wir uns auf den Weg nach unten machten, fragte sie: „Hast du eigentlich jemals den Schauspieler gesehen, der auch im Sohoviertel wohnen soll, wo du wohntest?“ „Ja, denn ich wohnte nicht weit von ihm entfernt, und das Haus war fast immer von Fans belagert. Doch seine Eltern hatten dort vor Kurzen seine Wohnung aufgelöst. Das hatte er selbst in einem Interview bestätigt.“

„Ich würde ihn gern mal treffen, denn ich bin Fan von ihm.“

„Ich finde, er ist ein sehr guter Schauspieler, und ich mag viele seiner Filme. Doch persönlich habe ich ihn nicht angesprochen, sondern ihn immer nur von Weitem gesehen.“

„Du wohntest in der Nähe und hast nie die Gelegenheit genutzt ihn persönlich anzusprechen.“

„Ich finde, Schauspieler sind auch nur Menschen, und sie verdienen Privatsphäre. Ich würde nicht ständig angesprochen werden wollen.“

„Das bringt nun mal das berühmt sein mit sich, und ich fände es gut.“

„Vielleicht änderst du deine Meinung, wenn du mal in seiner Lage sein solltest.“

Als wir ins Esszimmer kamen, waren die anderen schon da, und Karin war dabei das Essen aufzutragen. Deshalb setzen wir uns sofort hin.

Ich hatte Hunger und aß deshalb schweigend. Das Gespräch, welches die anderen führten, drehte sich um die Wiederherstellung des Gartens. Da ich noch telefonieren musste, sagte ich, als wir fertig waren, Gute Nacht und ging nach oben in mein Zimmer.

Dort angekommen rief ich, bevor ich ins Bett ging, erst noch meine Mutter und Doro an. Beiden sagte ich, dass ich gut angekommen sei und mich bald wieder melden würde.

Danach duschte ich lange und las noch etwas. Gegen 21:30 Uhr löschte ich das Licht und schlief dann sofort ein.

3. Der Traum

In dieser Nacht träumte ich. Ich war wieder in London und 14 Jahre alt.

Meine Mutter hatte mich, zu sich, in das Wohnzimmer gerufen, was sie vorher noch nie getan hatte.

Als ich kam, sagte sie freundlich: „Jane, komm setze dich zu mir.“ Ich folgte stumm und neugierig ihrer Aufforderung und sah sie dann fragend an. Dabei stellte ich fest, dass ihr Gesichtsausdruck von freundlich auf ernst gewechselt hatte, was mich erahnen ließ, wie wichtig dieses Gespräch war. Das es von da ab mein ganzes Leben verändern würde konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen.

Nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte, fuhr sie fort:

„Du bist alt genug, die Wahrheit zu erfahren.“

Diese Worte machten mir Angst. So dauerte es einen Moment, bis ich fragen konnte, wobei meine Stimme unsicher klang: „Die Wahrheit über was?“

„Die Wahrheit über dich.“

Meine Gefühle waren in diesem Moment total durcheinander. Auf der einen Seite wollte ich die Wahrheit erfahren - doch anderseits hatte ich auch Angst davor. Allerdings war ich auf das, was jetzt folgte, nicht vorbereitet und ich habe einige Zeit gebraucht, um dieses Gespräch zu verarbeiten.

Wie immer nahm meine Mutter meine Gefühle gar nicht wahr, denn sie erklärte: „Als dein Vater und ich uns kennenlernten, waren wir beide sehr jung und sofort ineinander verliebt. Wir hatten zunächst eine schöne Zeit miteinander und lachten viel. Wir gingen spazieren oder ins Kino. Abends lud er mich zum Essen ein, oder wir tanzten bis zum nächsten Morgen. Er war so schön, dass mich alle meine Freundinnen beneideten.“

Hier machte sie eine Pause, und ich versuchte, diese neuen Informationen zu verarbeiten. Es war das erste Mal, dass sie von meinem Vater sprach, und für mich klang es, bis dahin, wie die ganz große Liebe. Deshalb verstand ich bisher nicht, warum sie ihn verlassen hatte.

Nachdem sie noch einmal tief durchgeatmet hatte, fuhr sie fort: „Doch langsam merkte ich, dass etwas, mit ihm, nicht stimmte. Wir stritten immer häufiger, und er veränderte sich immer mehr. Doch ich dachte immer noch, das wäre eine Phase in unserer Beziehung, die wieder vorübergeht. Dann eines Tages entführte er mich. Außerdem hat er mich gebissen und von mir getrunken. Doch das habe ich erst später erfahren, denn als man mich fand, konnte ich mich an nichts erinnern.“

Hier müsste sie ihre Erzählung wieder unterbrechen, denn sie war in Tränen ausgebrochen.

Ich war zu entsetzt, um etwas zu sagen, – denn ich ahnte sofort, was mein Vater war: nämlich ein Vampir. Außerdem konnte ich mir denken, warum sie sich nicht erinnern konnte. Er hatte ihre Gedanken beeinflusst und damit ihre Erinnerungen gelöscht. Ich dachte auch darüber nach, was ich dann war, doch konnte ich sie jetzt nicht danach fragen, weil ich wusste, dass sie mit ihrer Erzählung noch nicht fertig war und ich wollte sie nicht unterbrechen.

Als sie wieder sprechen konnte, sagte sie: „ Ich war, an diesem Abend, mit meinen Freundinnen verabredet. Sie wussten, dass wir uns schon oft gestritten hatten.