Jeff - Christine Swientek - E-Book

Jeff E-Book

Christine Swientek

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Beschreibung

Jeff hat sich auf eine Baude in den Alpen zurückgezogen. In die Einsamkeit der Bergwelt, hat er gesagt und sich bedeutsam gefühlt. Die Einsamkeit, die weißen Berge, das weiße Schreibpapier - alles macht ihn verrückt. Er kann nicht arbeiten. Er hat Fluchtgedanken. In diese Situation platzt ein Telefonat: sein verhasster Bruder, der ihm einst nach dem Leben trachtete. Katharina liegt im Sterben. Sie will dich sehen. Aufgelegt. Keine Rückrufmöglichkeit. Er fährt. Nach 14 Stunden Fahrt durch Eis und Schnee kommt er bei der Sterbenden im Krankenhaus an. Er habe ihr Leben auf dem Gewissen, und deswegen solle er ihren letzten Willen erfüllen. Sie wolle auf ihrer Insel am Strand sterben, und er müsse sie dort hinbringen. Jeff gehorcht. Er hat Schuldgefühle. Er legt sie ins Auto und fährt weiter nach Norden. Er durchlebt alle alten Ängste, allen Hass, alle Unsicherheit seines Lebens. Er überlegt, wie er die Sterbende loswerden könnte. Ein Blick auf den Zettel mit der Fahrtroute, die Katharina ihm in die Hand gedrückt hat, lässt ihn erschrecken: mit der Fahrt hat sein Bruder ihn in die Falle gelockt. Er ist vernichtet. Sie erreichen das Ziel ...

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„Flüchte nicht vor der Wirklichkeit – du wirst sowieso an der Grenze der Vorstellungskraft festgenommen!

(Wiesław Brudziński)

„… Zu spät. Und Stummheit. Und Feindschaft. Für immer.“

(Konstantin Balmont)

Inhalt

I. Bergeinsamkeit

II. Nächtliche Fahrt

III. Am Krankenbett

VI. Angst

V. Angekommen

VI. Der nächste Morgen

I. Bergeinsamkeit

Ich habe lange um einen schönen, einprägsamen, zur Bewunderung nötigenden Satz gerungen. 'Ich muss mal allein sein' –platt, 'Ich zieh mich mal zurück' – hört sich an wie das vorzeitige Zubettgehen, 'Ich will in Ruhe arbeiten' – es hätte kaum jemand geglaubt. Sie wissen alle, dass ich wenig arbeite, zu wenig, dass ich faul bin, dass ich arbeite wie ein Quartalssäufer säuft. Dann fiel mir eine Formel ein, die überzeugend klang und sogar mich selber in ihren Bann zog: Ich ziehe mich für einige Zeit in die Einsamkeit der Bergwelt zurück. Welch ein Satz! Was für eine Ansage!

Ich Idiot! Es war ein Rückfall. Das war mir schon in dem Moment klar, als ich Fabian klagte, ich müsse mal wieder alleine sein – so richtig. Ich wusste, was er anbieten würde. Und ich wusste, dass er wusste. Er ist wohl der Einzige, der intuitiv erahnt, was mit mir los ist. Aber er tut so, als ob er nichts merken würde. Insofern nimmt er mich ernst. Das bedeutet, dass er meinem Klagen nachgibt, so tut, als sei alles in Ordnung, und eben nicht sagt: Komm' runter, Jeff. Du hast mal wieder deine Angeberphase. Das würde mich kränken. Zum einen, dass er es merkt, zum anderen, dass er es sagt, und zum Dritten, dass er es Angeberei nennt.

Das ist es nicht! Es gibt immer wieder, immer seltener, Phasen in meinem Leben, in denen ich anderen und vor allem mir selber zeigen muss, wer ich bin. Wer ich eigentlich bin. Eher: Wer ich gerne sein würde, oder werden, noch auf dem Wege ins Irgendwo.

Noch Jahre meines Lebens nach dem Rauswurf aus der Familie kämpfe ich mit meiner Selbststilisierung. Seht her! Am schlimmsten ist es, wenn ich selber an meine Ansagen glaube.

Und da sitze ich nun seit drei Tagen. Alleine in einer Baude in 1700 Meter Höhe. Ich starre durch die riesige Panoramascheibe auf das riesige Gebirgspanorama, das mich bedroht. Die Berge sind weit weg, aber ich habe das Gefühl, von ihnen erschlagen zu werden. Ich harre aus und sie kommen näher. Sie werden mich begraben und weiterwandern, als sei nichts geschehen. Vor dem Riesenfenster ist eine Arbeitsplatte fest installiert. Wer hat hier jemals daran gesessen und auf die weißen Gipfel geschaut in der Hoffnung, dass ihm etwas Existentielles, Substanzielles, Weltbewegendes einfallen möge?

Was willst du machen, hatte Fabian gefragt, und ich habe - ohne rot zu werden - gesagt, ich müsse endlich mit meiner Doktorarbeit weiterkommen. Er war so anständig, nicht zu fragen, ob ich denn überhaupt schon angefangen habe. Hab' ich nicht. Ich habe Ideen um den großen Wurf. Ich weiß, dass ich für diese Arbeit mit Auszeichnungen und Preisen überhäuft würde, dass ich plötzlich einen Namen hätte, dass ich das wäre, was ich nicht bin: WER.

Ich war schon weiter. Meine beste Zeit waren damals die Monate auf dem Bauernhof und die Zeit mit den sechs Anderen im Landschaftsschutzjahr. Wir waren nur Originale. Jeder hatte seine Ticks, seine Eigenheiten, seine Spezialitäten, sein Können. Wenn ich nur an den flippigen Mirco denke, der bei Einsätzen immer rief „Auf die Bäume ihr Affen, der Wald wird gefegt“. Und schon saß er in einer Astgabel. Je höher, desto besser. Das machte ihm keiner nach. Wir sieben plus Vater Karl. Karls Wilde Sieben – und wir waren stolz auf uns.

Aber dann kam die Uni. Menschenmassen wohin man trat. Seminare überfüllt. Hörsäle gerammelt voll und stickig. Die Mensa geruchs- und geräuschintensiv bis zum Erbrechen. Und jeder ging unter. Ich bin für Masse nicht gemacht. Es sei denn, ich kann aus ihr hervorstechen.

Ich sollte nicht ungerecht sein. Ich kannte Franz und Fabian noch aus der Zeit des Landschaftsschutzes. Und David und Matthias kamen dazu, wenngleich ersterer mich nicht zur Kenntnis nahm und zweiterer mich ablehnte. Immerhin. Ich gehörte zu einer Clique, das konnte nicht jeder an der Uni von sich behaupten. Den dicken Burckhard habe ich verges-sen. Wir alle spielten Rollen – oder kam es mir nur so vor? Manchmal dachte ich, dass ich die Rollen der anderen brauchte, man hätte auch sagen können, die Schubladen, in die ich sie steckte. Wer war wer? Und wer war ich? Vor allem aber, wer war ich für die anderen fünf? Was hatten sie an mir? War ich nur geduldet? Wurde ich aus Gewohnheit mitgeschleppt? Hatte ich eine bestimmte Funktion, von der ich nichts ahnte? Ich habe einmal versucht, mit Fabian darüber zu sprechen. Er hat mich nicht verstanden. Er wusste nicht, was ich meine. Du gehörst zu unserer Gruppe wie jeder andere auch, sagte er abschließend. In einer Gruppe hat jeder seine Aufgabe, jeder erfüllt eine Funktion, darüber braucht man nicht zu reden …

Wie jeder andere auch? Fabian war das ungewählte Oberhaupt. Ich bin nie dahintergekommen, wieso eigentlich. Er ist mittelgroß, mittelblond, mittelblass. Er sieht nach nichts aus. Er spricht mit leiser Stimme … und schon schweigen alle. Sie tun, was er sagt. Widerspruch? Ja, natürlich, Jeff, wir leben in einer Demokratie … aber letztlich machen alle doch, was er vorgeschlagen hat. Fabian ist eine geborene Führernatur, hatte Burckhard mal gesagt. Er betete ihn an, und ich sagte Scheißführer, das hatten wir doch schon mal. Burckhard lachte und schlug ein paar Filmsequenzen vor. Die brüllten alle, sagte er lachend, einstudiert vor Spiegeln und mit Hilfe von Schauspielern. Fabian ist so wie er ist, den braucht keiner zu belehren.

Fabian, so erfuhr ich nach und nach, entstammte einer Diplomatenfamilie. In den ersten zehn Lebensjahren zog er mit Vater und Mutter alle drei Jahre um – Berlin, Warschau, Berlin, Brüssel, Berlin … das väterliche Karriereprogramm. Die Mutter sorgte dann dafür, dass er stationär in einem Internat am Bodensee zur Ruhe kam. Von dort dann noch ein bisschen Oxford, etwas London, und dann wieder nach Süddeutschland auf die Uni.

Wird man so, wenn man gegen seinen Willen hin- und hertransportiert wird und alle Bindungen regelmäßig gekappt werden? Brodelt in diesem stillen Kerl ein Vulkan, oder liegt ihm eine Depression auf der Seele, die ihn an einer wirklich lebendigen Lebensäußerung hindert?

Für mich ist Fabian die Zwiebel mit den sieben Schalen. Wäre ich ihm je nähergekommen, hätte ich ihm eine nach der anderen vom Leibe gerissen. Wer steckt in dir, hätte ich ihn angebrüllt …

Ich bin nun bald dreißig, und ich finde mich nicht. Ich weiß nicht, wer ich bin. Ich weiß nicht, wer ich sein werde. Ich weiß nur, wer ich sein will: WER! Ich will endlich WER sein. Für mich, für andere, vor anderen. Diese ganzen Aktionen der Selbststilisierung, die Angst, dabei ertappt zu werden: des Kaisers neue Kleider! In der Gruppe nehmen sie mich hin. Wenn ich übertreibe, lachen sie. Aber es ist ein freundliches, kein hämisches Lachen. Ich weiß, dass all diese Aktionen einschließlich des einsamen Wissenschaftlers in der grandiosen Schneewelt der Berge mich nicht weiterbringen werden. Im Gegenteil. Ich lasse mich aus meiner Alltagsrolle fallen und kehre entzaubert zurück.

Ich habe keine Wurzeln. Ich stehe nicht stabil. Ich bin nirgends zugehörig. Meine ganze Kindheit und Jugend über war ich der Doofe, bestenfalls das Nesthäkchen. Und das selbst noch mit 19! Ich hatte das Gefühl, keine Entwicklungschancen zu haben. Ich weiß, dass meine Familie anders darüber gedacht hätte, aber es ging um meine Identität, und die gab es nur in eingeschränkter Form. Wie kastriert. Da hätte noch was kommen müssen. Stets ging es um das Abitur, so als ob danach das eigentliche Leben beginnen würde. Vielleicht hatte ich diese Auffassung internalisiert – Unabhängigkeit, Freiheit, Leben, Campus, Reisen, Ich-werdung …

Die Schule bereitete auf nichts anderes vor. Viel unsinniges Zeug, lernen für die nächste Klausur, Reinziehen von Stoff, egal welchen. Der Sinn: gute Zensuren. Wofür? Fürs Abi.

Vielleicht hätte es geklappt. Zuhause der Blödmann, aber in der Schule der Opinionleader. Wo geht’s lang, Alter? Immer noch einen draufgesetzt, nie Schluss gemacht, keinen Einwurf akzeptiert, die Lehrer belästert und belächelt … vielleicht hätte das alles gereicht. Die Zensuren waren angemessen. Ich strebte nicht nach Höherem. Ich wollte noch was vom Leben haben.

Und dann kam die Zäsur. Der Riss. Die Panne. Der Fehler. Und das System spuckte mich aus. Ich weiß, dass ich danach einen Weg ging, der mir zuvor nie im Traum eingefallen wäre. Mit Cicero in der Tasche Gurken ernten und Gräben säubern. Es war eine Chance, das Leben anders wahrzunehmen, das Leben der Anderen. Aber ich hätte es gerne aus der Sicherheit einer heimischen Adresse heraus erlebt. Ein-, zweimal im Jahr nach Hause fahren, natürlich lästernd, auf alle Fälle Weihnachten. Vielleicht wäre ich sogar mit den Eltern zur Christmette gegangen. Vielleicht hätte ich dann irgendwann eine Frau mitgebracht, wäre Georg ebenbürtig gewesen. Vielleicht später mit Kindern – eine glückliche Dreigenerationengroßfamilie …

Egal! Scheiß drauf! Es war nicht so, es ist nicht so, es wird nicht so sein. Ich mache mir Illusionen. Vielleicht suchen andere auch noch sich selber, reden aber nicht darüber. Vielleicht hängen tausende deswegen in psychologischen Praxen, warten auf psychotherapeutische Termine und verpassen das Leben, ähnlich wie ich.

Ich habe im Zusammensein mit Studenten oft gedacht, wie naiv, wie kindlich sie noch sind. Die Hälfte von ihnen lebt bei Papa und Mama – und ich war der Große, der Reife. Ich hatte Bauernhof- und Landschaftsschutzerfahrung. Ich ließ es raushängen (Ich!), und ich ließ mich dafür bewundern und beneiden.

Dann machte Matthias einen seiner Filmabende. Kino ist seine Leidenschaft. Vor allem alte Filme, möglichst schwarz-weiß. Zwanziger Jahre mit Untertitel. Fünfziger Jahre, Kitsch in Deutschland, Action aus den USA. Tolle Streifen. Er bot sie im Studentenheim an. Wer kam, zahlte zwei Euro, manche spendierten Bier, manche brachten das übliche Fett-Salz-Gebäck in raschelnden Tüten mit. Ich ging meistens hin, weil Franz hinging. Und dann traf ich eines Abends meinen Schicksalsgefährten. Der junge, blendend aussehende, in seiner Killer-Rolle glänzende Frank Sinatra, der mit seinem minderen ICH kämpft und brillant darlegt, wie viele Menschen er am Monte Cassino getötet hat – mehr als andere – und dass er endlich jemand wurde, als er seine erste Knarre in der Hand hielt, die ihn zu einem Gott machte. Er entschied über Leben und Tod … und bekam dafür den Silverstar …

Diese Szene war lang ausgespielt, großer Monolog: ICH! ICH BIN WER! Ich war ein Niemand, jetzt bin ich ein GOTT. Meine Waffe gibt mir Gewalt und Entscheidung. ICH sage Ja oder Nein. ICH töte oder lasse am Leben. ICH BIN WER. Endlich.

Ich hatte eine unruhige Nacht. Nein, ich bräuchte keine Waffe, ich würde nicht töten wollen – aber da war ein Mann, der sein Leben lang damit haderte, ein Niemand zu sein. Irgendwie müsse man es doch stemmen. Doktortitel? Familie? Traumjob? Aber ich weiß tief innen, dass es all das nicht ist.

Mir fehlt ein Versatzstück im Leben, Schule, Abi wie geplant … und dann wäre ein geruhsames Orientieren, eine Suche und eine langsame Ablösung dran gewesen. Der Auszug, eine eigene Bude, eine Mutter, die noch Päckchen schickt, eine Familie, die im Hintergrund wirkt, den Rücken stärkt, das Taschengeld aufbessert, stolz ist …

Diese Zeit gibt es bei mir nicht. Der langsame Abschied dauerte zwei Stunden: Brutalstmöglich. Ohne Wiederkehr.

Irgendwann merkte ich, dass meine Versuche, mich selbst zu stilisieren, nicht ankamen. Bei mir nicht und bei den anderen schon gar nicht. Sie ließen es mich spüren, wenngleich sie nicht sagten, dass ich ihnen auf den Senkel gehe. So ungefähr: Lass' ihn, der hat mal wieder seine Tage. Vielleicht bildete ich es mir aber nur ein. Ich überzeugte mich ja selber nicht, wenngleich die jeweilige Thematik einem Grundempfinden entsprach. Wie wäre ich sonst drauf gekommen? Wenn ich es heute nach so vielen Jahren bedenke, ging es immer nur um eines: meine Einsamkeit. Ich gab ihr Namen. Ich gab ihr Aktionen. Ich scheiterte an ihr. Ich, der große Einsame …

Ich hatte gehofft, dass sie sich darauf eingelassen hätten, mich aus meiner Isolation geholt hätten, sich mit mir beschäftigt hätten. Aber sie akzeptieren meine Zustände: Er braucht mal wieder seine Einsamkeit. Irgendwann taucht er aus ihr auch wieder auf.

Ich kam mir vor wie das Kind, das von zu Hause fortläuft in der Hoffnung, dass jemand hinter ihm herläuft, es sucht, sich Mühe gibt, es zu finden, um zu zeigen, dass es wert ist, geliebt, gesucht, gefunden zu werden. Und das dann erleben muss, dass keiner ihm folgt. Lass' ihn laufen, der kommt schon wieder. Und wenn nicht, dann nicht.

An diesem Punkt angekommen, habe ich beschlossen, mir Hilfe zu suchen. Die Uni warb mit professioneller Beratung und Psychotherapie. Das war eher ein Witz. Ich saß einem älteren Studenten der Psychologie gegenüber, der ausprobieren durfte, ob er's schon kann. Letztlich hatte er nur zwei Themen drauf: Kommst du mit dem Schotter nicht klar, und hast du Leistungsprobleme? Als beides nicht zutraf, stand er auf dem Schlauch. Da begann er, mit den Händen zu fuchteln und verfiel in allgemeines Psychogeschwafel: Da musst du nach den Ursachen forschen. Das ist doch klar, dass jeder sich selber finden muss. Freu' dich am Leben, genieße die Studentenjahre. Sei einfach mal du selbst … Blablabla. Dass gerade das mein Problem war, schnallte er nicht. Mehr oder weniger ginge es uns doch allen so oder ähnlich.

Es war nicht gut. Ich fand mich nicht. Ich hatte Angst, mich mit meinen Aktionen aus der Gruppe um Fabian zu katapultieren. Ich belauerte sie. Wie sahen sie mich an? Sahen sie weg, wenn ich was sagte? Ging einer raus, wenn ich den Raum betrat? Einmal fragte ich, ob das mit mir zu tun hätte. Daraufhin maulte Matthias mich an, dass nicht alles auf der Welt nur mit mir zu tun hätte. Der müsse einfach mal pinkeln. Ich war beschämt und wurde gleich noch geringer.

Ich ziehe mich in die Einsamkeit der Gebirgswelt zurück. So ein Schmarren! Da sitze ich nun an der Arbeitsplatte und starre entweder auf das weiße, leere Papier oder auf die weiße, leere Landschaft, die mich erschlägt.

Fabian hatte gleich – verständnisinnig, wie er immer war – telefoniert, wann die Baude frei sei. Vom 4.1. bis 6.2. kannst du sie haben. Das ist viel Zeit zum Arbeiten. Wenn du einsam bist, steigst du vom Berg herab. Unten gibt es Menschen …

Heute ist der 8.1. Fabian hatte den Gästen vor mir gesagt, sie könnten alle Vorräte und Reste stehenlassen, sollten nur einen Zettel auf den Tisch legen, wo ich alles finden könne. Einen Kühlschrank gibt es hier nicht. Die Außenwelt ist Dauerkühlschrank. Garage, Vorraum 1, Vorraum 2, Box neben dem Feuerholz. Wie Ostern. Eier suchen. Ich hatte mich auf alle Fälle mit Grundnahrungsmitteln eingedeckt. Es wird alles reichen. Aber es gibt keine Menschen hier. Die Einsamkeit der Gebirgswelt eben.

Ich kannte diese Hütte schon von früher. Fabian hatte die ganze Gruppe mal eingeladen hochzufahren. Einfach so. Wofür? Was sollten wir dort oben? Schneewandern? Schussfahrt auf Brettern in den Tod? Oder eine der angesagten, widerwärtigen Selbsterfahrungssitzungen?

Ich war erregt. Ich hatte schon immer Angst vor Situationen, die ich nicht einnorden konnte. Ohne Schublade. Nur so. Die anderen schienen damit keine Probleme zu haben. Sie waren eben einfacher gestrickt als ich. Ich, der große Einsame, der Denker, der Komplizierte … Aber sie nahmen mich mit. Hätte ich abgelehnt, wäre es so gewesen. Keiner hätte versucht, mich zu überzeugen und zu überreden. Das nahm ich ihnen übel und fuhr mit.

Diese Gruppe ist ein eigenartiges Konstrukt. Aber vielleicht verstehe ich sie einfach nicht. Sie sind einzeln und gemeinsam aus der Zeit gefallen. Wenn ich an sie denke, fällt mir ein: edel, asexuell, intellektuell, religiös (?), sozial, feinsinnig … aus der Zeit gefallen, aus meiner. Und weil das so ist, weiß ich nicht, wieso ich dazugehöre. Ich bin nichts von all dem. Ich fühle mich wie ein Klotz, wenn ich mehrere Stun-den mit ihnen verbringe. Ordinär, egoistisch, plump, blöd. Von Sexualität ganz zu schweigen. Die wird noch nicht mal in Ansätzen diskutiert. Ab und zu denke ich, sie gehören alle einem speziellen Männerorden an, so wie früher in Frankreich die Arbeiterpriester, von denen niemand wusste, dass sie Priester sind, weil sie als Hauer unter Tage, an Werkbänken und bei der Straßenreinigung arbeiteten. Und vermutlich Seelen für ihre Kirche retten wollten … beim Stullenfrühstück am Wegesrand. Und unsere hier – Studentenpriester? Universitätspriester? Und ich als eines ihrer Opfer? Gerettet aus dem Sumpf des Alltags und der schmutzigen Phantasien?

Ziemlich am Anfang, als wir mal feierten, fragte ich Matthias, der neben mir saß, wieso es hier nie Weiber gäbe. Er sah mich einen Moment irritiert an und zischte dann: Ich polier' dir gleich die Fresse. Was Fabian zu einem milden Tadel veranlasste: Matthias, bitte! Matthias konnte mich von Anfang an nicht leiden, aber mit solchen Fragen machte ich mich bei ihm endgültig unbeliebt. Aber die Frage blieb! Ich gehöre jetzt acht Jahre dazu. Wir haben viel unternommen, viel gefeiert, viel „getagt“ und gedacht und gelesen – aber nie war eine Frau dabei. Nach dieser Abfuhr wagte ich nicht, noch einmal zu fragen. Obwohl … Franz war mir vertrauter und vernünftiger. Er schien mir nicht so verbohrt. Und ich hätte meine Frage ja auch anders formulieren können.

Dass es seit eh und je Männergruppen gibt, bei denen Frauen nichts zu suchen haben, ist geläufig. Schützenvereine, schlagende Verbindungen, irgendwelche politischen Kleinstadtklüngel …. Vor kurzem habe ich in einem regionalen Käsewochenblatt von der Verabschiedung irgend- eines Vorstandes gelesen. Er war achtzig, wurde gegangen, weil endlich die Jüngeren, die Fünfundsechzigjährigen, nachrücken wollten. Er sagte in einer launigen Abschiedsrede, dass in dieser unserer Stadt politische Entscheidungen über die Leber gefällt werden. So waren sie dann wohl auch, aber Frauen werden sicher nicht anwesend gewesen sein.

Wenn schon nicht in der Gruppe wird doch wohl der eine oder andere von meinen fünf Gruppenbrüdern in irgendeiner Weise beweibt sein. Freundin, Geliebte, vielleicht Ehefrau. Alt genug sind wir alle. Aber auch dazu kein Wort.

Natürlich fällt einem geistig unterbelichteten Mittelschichtsjungmann wie mir nichts anderes ein als schwul. Bin ich in eine Gruppe Homosexueller geraten? Wollen die was von mir? Alle oder nur einer? Welcher? Aber in so langem Miteinander hätte sich schon mal etwas ereignen müssen. Ich war darauf vorbereitet und wusste, dass es bei der geringsten Annäherung mächtig einen auf die Nuss gegeben hätte. Aber nichts. Manchmal hatte ich richtig Lust auf so einen Kontaktversuch. Dann wären die Fetzen geflogen, und ich hätte die Situation bereinigt. Für mich.

Unbewusst lag ich auf der Lauer. Fabian und David, das waren meine bevorzugten Kandidaten. Aber damit fiel ich bös auf die Nase.

Wir waren zu diesem ominösen Wochenende hier auf dem Berg. Ich wartete darauf, dass sich mal was bewegt, dass was passiert, dass jemand Programm macht, action. Aber nix. Wir waren im großen Zimmer beisammen. Die beiden an den Schmalseiten angrenzenden Schlafzimmer haben keine Fenster, das rechte ist buchstäblich in den Fels gebaut. Das beanspruchte bei Ankunft sofort Fabian für sich und David. Ruhig und selbstverständlich, und niemand erhob Einspruch. Ich hielt lieber auch den Mund … von wegen demokratische Abstimmung und so. Aber ich hatte schon gelernt. Die Türen, das ergab sich aus der baulichen Struktur, mussten offen bleiben. Die beiden Räume sind licht-und luftlos und können nicht beheizt werden. Alles geht vom großen Zimmer aus.

Fabian und David also. Ich hatte es doch lange schon gewusst. Was Sex anbelangt, konnte man mich nicht täuschen.

Wir waren aufgestanden, fummelten im Zimmer mit Aufräumen, Abwaschen und Tischdecken herum, und ich sah, dass Fabian seine Schlafzimmertür bis auf einen Spalt zuschob. Na also, jetzt geht’s dort drinnen zur Sache, dachte ich und platzierte mich mit meinen Räumaktionen so, dass ich durch den Spalt sehen konnte.

Ich sah nicht, dass Matthias mich beobachtete. Was ich sah, hat mich beschämt und geschockt. David saß auf der Bettkante, und Fabian kniete vor ihm … und half ihm beim Anlegen einer Beinprothese …

Als ich mich umdrehte, sah ich direkt in Matthias' Augen. Sie waren voller Hass.

Dabei fiel mir eine Situation ein, bei der er mir schon mal eine Tracht Prügel angedroht hatte. Mir war Davids Name entfallen, und ich hatte gefragt, wo denn heute der Hinkefuß blieb.

Ich habe später von Franz erfahren, dass David in seinem Heimatland als Kind beim Spielen auf eine Mine getreten war. Seine Eltern brachten ihn für eine bessere Versorgung nach Deutschland, und irgendwo und irgendwann begegnete er Fabian. Ich hatte ihre Nähe immer falsch bewertet. Fabian kümmerte sich soweit, dass Davids Gehschwäche zwar auffiel, er aber den Alltag problemlos bewältigte. Einmal habe ich sie in der Mensa gesehen. Rappelvoll, laut, Gedränge, und David setzte sich schon an den Tisch. Fabian holte zwei Tabletts, seines und Davids. Nach der Offenbarung war mir klar, dass ein versehentlicher Tritt oder Zusammenstoß den armen Kerl hätte zu Boden gehen lassen.

All das und vieles andere … ich passe nicht in diese Clique. Sie hatten mich kommentarlos als Mitarbeiter von Franz willkommen geheißen, und dann gehörte ich dazu. Aber ich habe es nie begriffen, habe mich immer unwohl gefühlt, war aber gleichermaßen froh, dass ich eingebettet und nicht alleine war. Uni ist Moloch. Es war kein Psychologe oder Pädagoge unter ihnen. Dann hätte es sicher klärende Gespräche und gruppendynamische Sitzungen gegeben. Und ich hätte mehr erfahren. Jedenfalls und für alle Zeit habe ich erfasst, dass ich von meinem Problem in dieser Gruppe nie würde etwas verlauten lassen können. Und weil ich mit niemandem in all den Jahren sprechen konnte, bin ich seelisch verkrüppelt. Aussprechen, was damals geschah. Mit mir. Mit ihr. Warum es so abgrundtief schlimm und verworfen gewesen sein soll, dass ich für alle Zeit aus meiner Familie ausgeschlossen wurde. Erfahren, was andere darüber dachten. Männer, nicht Frauen. Ich weiß, dass es falsch war, aber sooo …

Ich habe es immer wieder versucht, aber es hat mich niemand verstanden. Lies Kafka, da findest du eine Antwort. Oder dein Jugendgebetbuch. Ich bin ich, und du bist du, aber wir sind eins. Ein Psychotherapeut hat mich mehrmals kommen lassen, hat gut kassiert und hat dann gesagt, ich solle mich mal mehr mit der Außenwelt beschäftigen und weniger mit meinem seelischen Kleinkram. Es gebe genug zu tun. Und einer – der letzte – hat pragmatisch gesagt: Wenn Ihre Selbststilisierung Sie stört, dann lassen Sie's doch einfach. Das war einprägsam, aber gelegentlich hat es mich eingeholt. Ein Vortrag über Selbstoptimierung – ich denke dabei immer an etwas Schlangenmäßig-glitschiges, das sich kantenlos überall durchwindet ohne Anstoß zu erregen – hat mich wieder zurückgeworfen. Wenn ich mich selbst optimieren würde, mir die Ecken und Kanten abschleifen, mich geschmeidig machen, dann würde ich so anerkannt, dass ich eine Selbststilisierung nicht mehr bräuchte.

Manchmal wurde es albern. Als meine Clique sich zu einem spontanen Besuch bei mir anmeldete – ich hatte gerade meine erste kleine Wohnung bezogen – postierte ich überall aufgeschlagene Bücher. Es sah echt nach Arbeit aus. Als sie kamen, legte ich scheinbar besorgt überall Lesezeichen rein, klappte sie zu und stapelte sie auf dem Schreibtisch. Sorry, hatte ich noch gesagt. Fabian sah mich schweigend an, den anderen imponierte es offenbar. Mannomann, sieht ja toll aus hier, oh mein Gott ... das tat gut. Doch Fabians Blicke löschten mein warmes Wohlgefühl sofort.

Und jetzt? Ich ziehe mich in die Stille der Bergwelt zurück … oder hatte ich noch schweigend hinzugefügt? Scheiße! Nun sitze ich hier, starre aus dem Fenster in eben diese scheußliche Bergwelt aus Fels und Schnee, friere, muss mich alleine versorgen, sehe keinen Menschen und habe keine Ahnung, was ich je zu Papier bringen wollte. Drei Tage sind um, drei bis vier Wochen habe ich mit Fabian vereinbart. Solange ist die Baude nun blockiert für potenzielle Interessenten.

Ich könnte krank werden. Ich könnte einen Termin vorschieben, den ich vergessen hatte, oder einen, der sich plötzlich ergab. Aber wie? Fabian weiß, dass ich nicht erreichbar bin. Das gehört zur Einsamkeit in der Gebirgswelt – Scheiße! Ich habe nur ein Notfallhandy dabei, neu, ohne Einspeisung, pre-paid, die Nummer hat nur mein Vater. Es könnte ja was sein … auch wenn sie von mir seit acht Jahren nichts mehr wissen wollen. Aber im Ernstfall … Sie sind beide nicht mehr jung, und seit der Sache damals – folge ich den knappen Angaben meines Vaters – auch angeschlagen.

Krank

schwerkrank

Termindruck

anhaltender Fön mit unerträglicher Migräne

plötzliche Schneeschmelze mit stürzenden Wassermassen

Dachschaden

Holzmangel

Konservendosenvergiftung – wie war das damals noch mit den Bohnen? Und dem Blei?

Arbeitshemmung wäre kontraindiziert. Die schreiben sie mir eh zu. Nennen es lachend Faulheit, Trägheit, Unlust, mangelnde Motivation. Warum willst du überhaupt promovieren? hat Franz mich gefragt. Ich umschrieb wortreich die Situation an der Uni. Ich konnte doch nicht sagen, damit ich endlich jemand bin. Ein JEMAND, ein WER. Fabian wird es ahnen. Aber er schweigt.

Mir ist kalt. Vielleicht werde ich wirklich krank?

Hier werde ich verrückt. Ich habe das Gefühl zu ersticken. Betonbau, und ich habe keine Ahnung, wie ich lüften kann. Damals waren wir zu sechst hier und sind nicht erstickt. Das Panoramafenster lässt sich nicht öffnen. Die beiden anhängenden kleinen Zimmer sind fensterlos. Ich suche ständig nach irgendwelchen Lüftungsschlitzen. Auf was habe ich mich bloß eingelassen!

Die Monsterjalousie vor dem großen Fenster ist mir auch ein Rätsel. Metall, dick, breite Lamellen, schwerfällig. Man muss sie mit der Hand mittels monströser Riemen betätigen. Auf oder zu oder irgendwo mittig anhalten. Die Lamellen müssten sich bei geschlossenem Zustand kippen lassen, aber ich weiß nicht wie. Ich weiß nicht, wer damals diese ganze Technik bediente. Ich habe nicht drauf geachtet. Ich habe nie auf etwas geachtet, schon gar nicht auf andere Menschen und das, was sie taten.

Mich stört die gleißende Sonne über den gleißenden Schneefeldern und schneebedeckten Bergen. Das ist die Einsamkeit der Bergwelt. Ich habe sie mir ausgesucht, weil ich wieder die große Show abziehen musste. Es ist nicht das erste Mal, dass ich voll danebengegriffen habe.

Luft! Ich ersticke!

Der Ofen ist an. Er zieht gut. Es ist warm hier drinnen. Die Schlafzimmertüren habe ich geschlossen, dann wieder geöffnet, dann angelehnt, dann eine auf, eine zu. Dann habe ich beide zugeknallt und dachte im gleichen Augenblick, dass es doch alles egal ist, es hört doch sowieso niemand.

Während ich mich von meinem Furor auszuruhen versuchte - hinsetzen, Augen schließen, tief ein- und ausatmen -, fiel mir ein, dass hier nicht nur niemand mein Türenknallen hört, sondern auch nicht mein Sterben beobachten kann. In vier Wochen wird das Haus wieder genutzt werden. Dann fahren Leute die zehntausend Serpentinen hoch, sind froh, dass sie bald oben sind und sich ausruhen können, wundern sich über das Auto in der Garage … dann über den Gestank, der ihnen beim Öffnen der Außentür entgegenschlägt. Der Ofen wird aus sein, aber die Sonne, die durch die Panoramascheiben knallt …

Immer, wenn es irgendwo schwere Unwetter gibt, Naturkatastrophen, Tsunami, riesige Waldbrände, Lawinen- unglücke, alles mit-sich-reißende Flüsse, Bergstürze, Sturmfluten … wenn nach Tagen die Meldungen eingehen, dass noch immer fünf Menschen vermisst werden … dann kommt meine große Stunde. Dann lebe ich wochenlang als Vermisster, gesucht, beweint, betrauert – und bin schon lange über alle Berge. In diesen Phantasien kann ich mich suhlen wie die Sau im Schlammtümpel. Wenn ich versuche zu sortieren, wird mit klar, dass mein Leben noch nicht einmal zu rückstandslosem Verschwinden taugt.

Zum einen müsste ich vor Ort gewesen sein, und alle müssten davon Kenntnis haben. Der Jeff, wollte der nicht gerade dort auf einem Campingplatz gewesen sein, am Strand von … im Gebirge beim … wollte er nicht am Fuße des … wandern …? Und dann telefonieren sie sich die Ohren heiß. Und keiner weiß, wo ich bin. Aber ich bin nie dort, wo ich sein sollte, noch nicht mal in Katastrophengebieten.

Als nächstes wäre die Frage interessant, wohin? Es müsste weit weg sein. Jenseits aller Zivilisation und Meldetechnik. Im Zeitalter des Massentourismus scheint das schwierig. X wurde von einem urlaubenden deutschen Ehepaar am 7.7. am Strand von … gesehen. Er hatte die Haare gefärbt und einen Bart – im Gegensatz zu den Suchfotos, aber er sprach ein einwandfreies Hochdeutsch und verschwand auffällig schnell in der Menge, als er sich erkannt fühlte. Letzte Spur Marrakesch oder Bali. Oder Seidenstraße im Nirgendwo, kurz hinter Samarkand.

Wenn ich so weit war, überlegte ich ernsthaft, wohin es mich ziehen würde. Wo würde ich gerne leben? Und wie könnte ich mich dort verstecken?

Ich bin zu phantasielos. Ich bin wenig gereist, schon gar nicht auf anderen Kontinenten. Es gibt keinen Sehnsuchtsort, an den ich gerne zurückkehren würde. Noch nicht einmal das. Ich bin der Mensch ohne Eigenschaften, ohne Wünsche, ohne Träume, ohne Ziele. Ich weiß noch nicht mal, wo ich gerne leben würde. Vielleicht in meinem Elternhaus, aber dort will man mich nicht mehr.

Immer, wenn ich an diesem Punkt ankam, am Zentralbahnhof meines Lebens, der mich so hoffnungslos machte, fiel ich wieder auf die Füße. Spinnereien, die im Bewusstsein meiner Unfähigkeiten und meiner Heimatlosigkeit endeten, wenn ohnehin das Wichtigste fehlte: Geld! Verschwinden kann nur jemand, der im Prinzip, in seinem Inneren, in seiner Flexibilität und Mobilität darauf vorbereitet ist. Immer den gepackten Rucksack unterm Bett mit Garderobe, die niemand an mir je gesehen hat und die man mir nicht zutrauen würde. Falsche Bärte, Toupet, Haarfärbemittel, farbige Haftschalen, Schuhe mit Einlagen, dickeren Sohlen und höheren Absätzen – und Geld! Ersparnisse fürs Fortkommen und Wegbleiben. Flugzeug eher nicht, zu viel