Jenseits der Brackigen Berge - Julian Grosse - E-Book

Jenseits der Brackigen Berge E-Book

Julian Grosse

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Beschreibung

Lyrische Texte einer suchenden Seele. Der Dichter lebt dabei in einem Wechselverhältnis von innerlich-seelischer und sinneszugewandter lyrischer Inspiration.

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Ein Bild aus der Zeit, die in diesem Lyrikband

thematisiert wird: Die (späte) Jugend

(2019)

Inhaltsverzeichnis

An sich

Danksagung

Auftakt

Willkommen, liebes DU!

Innerer Dialog

Nach-Hall

Sprach-Übung

Wie kam es zum Steinbeißer?

Herzeloh

Herzens-Stück: Frühe, humorvolle „Begegnungen“

Persönliche Sohnes-Anmerkung

Schlüssel ohne „Korsakow“ (Schlüsselanhänger)

Der Strumpfbandwurm

Liebeserklärung

Moral à la Wilhelm Busch

Dichterfürst

Der Ebenbürt

Credo

Ist-Zeit-Tunnel

Töne

Die letzten, sommerwarmen Tage

Der Herbst beginnt

Ein Bild

Dunkelheit. Drei Miniaturen.

Violoncello aus Blüte: Eine Bild-Beschreibung

Still

Einheit – Zweiheit - Vielheit

Zwei Phrasen

Rück-Griff

Jugend-Gedanken

Resilienz

Einsames Haus

Jugendliche Selbst-Spürungs-Versuche

Ich schweige mit dir

Unverstandene Botschaft Oder: Meine Freundschaft mit der Waschmaschine

Schwacher Text“ mit „starker Heldin“.

Prolog

Die Kopfkino-Szene

Epilog

„Zappelphilipps“ Wut

Vertauschte Rollen

Herztöne

Gedanken zu diversen Tastatur-Layouts

Von großen und kleinen Vögeln (Lied)

Zwei Extreme

Lebens-Prüfung

Der Fisch und die Eselin: Eine „queere“ Fabel

Watzlawick'scher Monolog

Max Mustermanns Scham

Hinterhältiges Werbeplakat

„Ich brauche Dich“ Schilderung einer Jugend-Beziehung

Allemande

Courante

Sarabande

Gavotte

Polonaise

Menuett

Bourrée

Gigue

Der Floh im Ohr des Elefanten: Eine „toxische“ Fabel

Nachwort des Autors

Jeweils auf anderer Spur

Mögliche Elemente einer Komposition

Wichtigkeits-Paradoxon

Näherung

Gegenüber-Stellung

Eine Parodie

Abraxas-Mutter*

Ist doch klar!

Der Klügste ist …

Potenz-Stimmen

2 Gedichte zur Französischen Suite Nr. 5 von J. S. Bach

Allemande

Gavotte

Gefährliche DU-Botschaften

Das Tier

Ende einer Schreib-Blockade (und einer Beziehung)

Erkenntnis-Fluchtpunkte

„Beziehungs-Sümpfe“

Einvernehmliches Ende regelmäßiger Treffen

Diminuendo

Eifersucht?

Entwurzelter Kampfhahn

Ein Rat aus späterer Zeit

Dem folgenden Abschnitt möchte ich ein Zitat vorausschicken

Geschieh!

Bei dir selbst

Binge-Watching und Trigger

(Fiktives) klärendes Gespräch

Ich und hier

Letzte Hürde

Am Ende eines Weges

Pseudo-DU-Befragung

Tot – Lebendig

Ein erster Rausch

Auf einer Yacht

Laufen. Ein Spaziergang.

Rapperin

Umgang mit Skandalen

Verunglücktes „Chaos“

Stadt meiner Väter

Kümmern?

Verstand versus Eifersucht

„Mein bester Kuss“

Zu vermeidende Selbst-Entlarvung

Denk-Schablonen

„Worum es geht“

Nachtfalter mit gebrochenen Flügeln

Silent Treatment

Es folgt ein innerer Dialog des Ignorierten:

On-Off-Beziehungen

Frühstücks-Ei

Gelitten

Zum Valentins-Tag 2020

„Schmerzens-Knöpfe“

Schönes Beispiel

Gelungene Chat-Bekanntschaft

Ehrlichkeit eines „Lernenden“

Langsam-Atmer

Vorgestellter Dialog

Wachsen

Tony und Permaneder*

Re-inszeniert

Seltsam zurück-versetzt

Wiederkehr

An sich

Sei dennoch unverzagt!

Gib dennoch unverloren!

Weich keinem Glücke nicht,

steh höher als der Neid,

vergnüge dich an dir

und acht es für kein Leid,

hat sich gleich wider dich

Glück, Ort und Zeit verschworen.

Was dich betrübt und labt,

halt alles für erkoren;

nimm dein Verhängnis an.

Lass alles unbereut.

Tu, was getan muss sein,

und eh man dir's gebeut.

Was du noch hoffen kannst,

das wird noch stets geboren.

Was klagt, was lobt man noch?

Sein Unglück und sein Glücke

ist ihm ein jeder selbst.

Schau alle Sachen an:

dies alles ist in dir.

Lass deinen eitlen Wahn,

und eh du fürder gehst,

so geh in dich zurücke.

Wer sein selbst Meister ist

und sich beherrschen kann,

dem ist die weite Welt

und alles untertan.

Zitiert nach Paul Fleming (1641)

Danksagung

Was ich von meinem Vater kenne

(und das an ihm bewunder(t)e ich sehr),

ist seine Fähigkeit,

Kritik so zu verpacken,

als ob's Berührung einer Feder wär'.

Ich tat, als Kind, nur selten, was ich sollte,

doch wenn ich etwas wirklich wollte,

hat er sich immer für mich eingesetzt.

So blieb mir nicht nur stets

der Geist beweglich;

Mein Dichten wäre ohne ihn nicht möglich:

Und dafür danke ich ihm jetzt!

Auftakt

Neue Gesichter um mich her,

die mir noch nicht verschlossen sind:

Ich kann in allen Augen lesen,

und nehme, wie ein kleines Kind,

mit Sternen-Augen alles auf,

was neu ist und schon da gewesen!

Willkommen, liebes DU!

Willkommen, liebes DU, ich bin dein ICH

und hab was läuten hören: Du suchst mich?

Was immer dich gefangen nahm,

während ich dir abhandenkam,

ist heute nicht mehr wesentlich;

was an Entfremdung dich beschlich,

das machte dir viel Selbsterkenntnis möglich!

Willkommen liebes ICH! In deinem DU trug sich tatsächlich viel Verwirrung und Kampf zu!

Das Leben sei ein „Ofenrohr“?

Nun, ein „Dahinter“, ein „Davor“

stellten sich mir mitunter dar,

wenn ich mit mir in Frieden war!

Beide machten mir deutlich klar,

was ich vergessen hatte, doch nie ganz verlor.

Innerer Dialog

Farbenrausch -- an graue Seele:

„Schwarz war es wohl lang genug

um dich her. Doch nun verfehle

nicht mehr deinen Höhenflug!“

Graue Seele -- Farbenrausch:

-Soll ich nun in bunten Bildern

meiner Dunkelheit entfliehen

und auf fremden Wegen pilgern?-

„Gaue Seele, bist ein Mönch,

doch das ist dir nicht natürlich!

Lebe! Nicht aus Überschwang,

sei stattdessen mäßig fröhlich.“

Nach-Hall

Tritt einen Schritt zurück;

sieh dich von außen an,

und hab Geduld mit dem,

was sich nicht planen lässt;

Nimm deinen Weg auf Sicht,

tu stets, was nötig ist.

Nichts halte künstlich fest!

Sprach-Übung

Baue mir, Baal, ein Schloss

jenseits der brackigen Berge;

bilde mir Bauern aus Brot,

brünstig aus brodelnder Brandung.

Prahle aus preislichem Prust

protzig beprimelter Prosa!

Posen gepriesener Preisbrunst

preisen Prinzipien prollig.

Es sind immer mal wieder Gedichte eingestreut, die der Autor unter der Rubrik „Steinbeißers Gebrauchs-Lyrik.“ für sich zusammenfasst.

Wie kam es zum Steinbeißer?

Dazu eine „poetische“ Erklärung des Autors:

Als ich noch klein war, ging es oft

mit der Familie an den See

zum Entenfüttern; dieser Brauch

war nützlich und tat keinem weh.

Zu diesem Zweck lagen auch immer

Brotkanten, alt und hart, bereit;

Die Tüte war in meinem Schoß und

verkürzte mir die Ausflugs-Zeit.

Mein Vater mochte sich wohl wundern;

er zeigte sein Erstaunen klar --

am See war für die „armen Enten“

zum Füttern kaum noch etwas da.

Was er genau darüber dachte,

wurde mir nie so recht bekannt;

doch hat er mich dann manchmal scherzhaft,

halb neckend „Steinbeißer“ genannt.

Herzeloh

Ein schöner Prinz -- v. Herzeloh,

geht seiner Wege, wäre froh,

wenn er eine Prinzessin fände,

aufdass er nicht allein mehr stände.

Und dabei trifft er nun -- o je,

die schöne Frau v. Herzeweh!

Auch sie fühlt lang schon sich allein,

erzählt nun aber nun lang und breit,

dem Prinzen, wie das Leben war

mit ihrem Herrn -- v. Herzeleid.

Der ist zwar längst verflossen schon,

doch niemand kommt an ihn heran!

Da kommt sie nicht gegen sich an. --

Dem Prinzen klingt das bald wie Hohn.

Er denkt an einen Namenstausch

mit jenem hochverehrten Herrn --

könnte er nicht wie jener wern?

Der Prinz erwacht aus seinem Rausch!

Herzens-Stück

Frühe, humorvolle „Begegnungen“

I.

„Wenn de' schon nicht auf mir hörst,

dann wenigstens auf mich!“

-Freund ich höre gern auf „dir“,

weniger auf „dich.“-

J. G.

II.

„Biest, steh auf!“ -Du kannst mich mal!

Hab ich nicht von dir gelernt,

dass, wer ausspricht, was ihn stört,

selten sich vom Zweck entfernt?-

„Biest, das ist ja unerhört!

Bist doch bloß ein dummes Tier!“

-Doch nicht dumm genug für „dir“!

Denn, obzwar grammatikalisch

nicht korrekt -- ganz bestialisch,

zähle langsam ich bis vier --

und bei fünf, da fress‘ ich „dir“!-

R. M. G.

Persönliche Sohnes-Anmerkung:

„Denn, obzwar grammatikalisch

nicht korrekt“? -- Nun ja, stilistisch

ziehe ich den Hut vor diesem,

mir bestimmten Vater-Vers.

J. G.

III.

Mit seinem Zinken schob er die Nacht weg.

Nun: die Nacht war weg.

Aber. leider -- auch sein Zinken

verschwand in der schwarzen

Unsichtbarkeit des Nichts.

Man sollte eben vorher wissen,

was aus seinem Tun erwächst.

R. M. G.

IV.

In seiner Badewanne saß Malporeè.

Er hatte das Wasser bis zum Hals.

Als er es ausgetrunken,

glich er der Badewanne;

aber niemand wollte sich hineinsetzen,

denn Malporeè hatte,

in seinem unsäglichen Durst,

den Stöpsel mit verschluckt.

R. M. G.

V.

„Im Sommer und im Winter,

wenn's sonnet und wenn's schneet,

dich allerorten segnet,

der durch die Orte geht.“

-Es ist der liebe Pelikan,

der meine Seele zieht heran!

Ich füttere ihn mit Herzens-Stück,

er gibt sich mir dafür zurück.-

R. M. G.

Schlüssel ohne „Korsakow“

(Schlüsselanhänger)

Was nützt der Schlüssel ohne „Korsakow“?

Man kann sich nicht so leicht an ihn erinnern!

Kommt es dann abends, wie es kommen muss,

(man steht vor seiner Wohnung voll Verdruss),

beginnt die Welt zu kippen und zu flimmern.

Vielleicht erinnert man sich noch daran,

wo er nicht liegen kann,

und zieht daraus den Schluss,

(nachdem man seine Tante Bertha fragt;

dort gab es gestern Kuchen, kurz gesagt),

wo der verflixte Schlüssel liegen muss.

Wenn man nicht fündig wird, übt man Geduld,

(indem man sich und andre überzeugt,

dass er sehr gern nach fremden Taschen äugt)

und ist natürlich niemals selber schuld!

Was nützt denn nun, im Umkehrschluss,

der „Korsakow“ ganz ohne Schlüssel?

Man merkt sofort: Man hat ihn nicht

und nimmt sich selbst nun in die Pflicht --

es regt sich der Gewissens-Rüssel!

Ich war so stolz auf meinen „Korsakow“,

dass ich den Schlüssel darüber vergaß!

Wen wundert es, dass trotz des Missgeschicks,

schon binnen eines kurzen Augenblicks,

ein Lachen sich durch meine Seele fraß?

Der Strumpfbandwurm

Ein strumpfbandloser Strumpfbandwurm

kroch flehentlich auf meine Hand

und klagte, da ihm -- nur noch Wurm --

sein Daseinszweck im Leben schwand.

„Das ist zwar tragisch“, sagte ich,

„doch läge mir auch viel daran --