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Navigare necesse est - Seefahrt ist not! - Johann Wilhelm Kinau alias Gorch Fock schildert in diesem Buch spannend die harte Arbeit der Finkenwerder Nordseefischer - Dramatische Darstellungen prägen die Texte - Die Seefahrt hat sich seit jenen Tagen drastisch geändert - die Meere sind überfischt - die Fischbestände können sich kaum noch regenerieren - die Handelsschifffahrt war Vorreiter bei der Globalisierung - Die Digitalisierung hat die Schifffahrt revolutioniert - Das vollautomatisch ohne Menschen an Bord fahrende Schiff ist greifbar nahe
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Seitenzahl: 95
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Jürgen Ruszkowski
Johann Wilhelm Kinau - Navigare necesse est - Seefahrt ist not
Band 103 in der maritimen gelben Buchreihe bei Jürgen Ruszkowski
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Vorwort des Herausgebers
Finkenwerder Plattdeutsch
Johann Wilhelm Kinau – alias Gorch Fock
Kaiserlichen Marine
Navigare necesse est
Erster Stremel
Vierter Stremel
Neunter Stremel
Zwölfter Stremel
Dreizehnter Stremel
Fünfzehnter Stremel
Letzter Stremel
Bezug zum Heute
Die maritime gelbe Buchreihe
Weitere Informationen
Impressum neobooks
Von 1970 bis 1997 leitete ich das größte Seemannsheim in Deutschland am Krayenkamp am Fuße der Hamburger Michaeliskirche, ein Hotel für Fahrensleute mit zeitweilig bis zu 140 Betten. In dieser Arbeit lernte ich Tausende Seeleute aus aller Welt kennen.
Im Februar 1992 kam mir der Gedanke, meine Erlebnisse bei der Begegnung mit den Seeleuten und deren Berichte aus ihrem Leben in einem Buch zusammenzutragen, dem ersten Band meiner maritimen gelben Reihe „Zeitzeugen des Alltags“: Seemannsschicksale.
Insgesamt brachte ich bisher über 3.800 Exemplare davon an maritim interessierte Leser und erhielt etliche Zuschriften als Reaktionen zu meinem Buch.
Reaktionen auf den ersten Band und die Nachfrage nach dem Buch ermutigten mich, in weiteren Bänden noch mehr Menschen vorzustellen, die einige Wochen, Jahre oder ihr ganzes Leben der Seefahrt verschrieben haben. Inzwischen erhielt ich unzählige positive Kommentare und Rezensionen, etwa: Ich bin immer wieder begeistert von der „Gelben Buchreihe“. Die Bände reißen einen einfach mit und vermitteln einem das Gefühl, mitten in den Besatzungen der Schiffe zu sein. Inzwischen habe ich ca. 20 Bände erworben und freue mich immer wieder, wenn ein neues Buch erscheint. oder: Sämtliche von Jürgen Ruszkowski aus Hamburg herausgegebene Bücher sind absolute Highlights der Seefahrts-Literatur. Dieser Band macht da keine Ausnahme. Sehr interessante und abwechselungsreiche Themen aus verschiedenen Zeitepochen, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt haben! Man kann nur staunen, was der Mann in seinem Ruhestand schon veröffentlich hat. Alle Achtung!
Zu den von mir bevorzugt gelesenen Büchern gehören Auseinandersetzungen mit der Zeitgeschichte und Biographien. Die meisten der von mir herausgegebenen Bücher befassen sich mit Seeleuten und Schiffen.
In diesem neuen Band 103e geht es um Johann Wilhelm Kinau alias Gorch Fock und die Seefischer von Finkenwerder.
Hamburg, 2018 Jürgen Ruszkowski
Meine 1910 in Lübzin, einem am Dammschen See am östlichen Rande der Oderniederung gelegenem Dorf in Pommern geborene und dort aufgewachsene Mutter sprach von frühester Kindheit an pommersches Platt.
Ihr erstes überliefertes kleinkindliches Zitat: „Ick kann up’n Disch kieken!“ Selbst im hohen Alter sprach sie mit Ihrer älteren Schwester, wenn sie diese im Rheinland besuchte, plattdeutsch.
Im März 1945 endete die dramatische Flucht mit dem letzten Zug in dachlosen Güterwagen im westmecklenburgischen Grevesmühlen, wo man Fritz Reuters Platt sprach. Dort schaltete sie um etwa 1950 gerne im Radio den Nordwestdeutschen Rundfunk ein, in dessen Sendereihe „Hör mol ’n beten tau“ morgens regelmäßig die Rudolf Kinau aus Hamburg-Finkenwerder seine plattdeutschen Geschichten erzählte.
In den 1970-90er Jahren unternahm ich mit meiner Familie von der Hamburger Innenstadt aus am Wochenende gerne Wanderungen und Spaziergänge nach Finkenwerder, wo ich immer wieder an einem Haus vorbeikam, an dem eine Gedenktafel darauf hinwies, in diesem Hause sei am 22. August 1880 Johann Wilhelm Kinau geboren, der Bruder jenes im Radio plattdeutsch plaudernden Rudolf Kinau. Dem Herausgeber, der meinte, die niederdeutschen Redewendungen fast alle zu verstehen, merkte beim Redigieren dieses Bandes, dass Wörter aus dem finkenwerderischen Plattdeutsch unbekannt waren. Darum hier zuvor die
Verklarung einiger Schiffsausdrücke und plattdeutscher Wörter:
ans sonst (entstanden aus anders)
back brassen einen Teil der Rahsegel so stellen, dass
der Wind von vorn hineinfällt, wodurch das Schiff aus
der Fahrt kommt; im übertragenen Sinne: stoppen
ballern poltern, werfen, dass es knallt
bannig sehr
barg viel
batz plötzlich
Black Tinte
blangen neben
Blösch Eisscholle (Mehrzahl: Blöschen)
Blutstropfen Fuchsie
Boitel Wicht, Kerlchen
Bünn mittschiffs eingebauter, durch
Löcher mit dem Wasser verbundener Fischbehälter
Bunge Reifenstellnetz in Trommelform
Buscherump Oberhemd (entstanden aus
Burschenrumpf)
Büt Beute, Strandgut
Buttpedder Buttentreter, Neckname der
Elbfischer
Daak Dunst, Nebel
Dachhaus Strohdachhaus
diesig dunstig, unsichtig
Dönß Stube
Draggen vierzahniger Anker
Dreuchewer Frachtewer, der keinen Bünn hat,
also „trocken“ ist
drok dreist
Ducht Bootsbank
dümpeln schwanken, schaukeln
dwars quer
Dweel kleines Tischtuch
Dweil gestielter Schiffsfeudel
elk jeder, jedes
Euschfatt Holzschaufel zum
Wasserausgießen
Ewer zwei- oder dreimastiger Segler auf
der Elbe (der Name bedeutet Eber; vergleich Bollen:
Bulle – Anleger, Buck: Bock – stumpfes Schiff)
Fall Sand- oder Schlickriff, das sich
durch den „Fall“ der vom Wasser mitgeführten
Bestandteilen gebildet hat
fieren herunterlassen
Flage Schauer, Bö
Fleek Fläche
Flögel Windfahne auf den Masten
Gaffel oberer Segelbaum (Gabel)
Gat Hinterteil des Schiffes
gau schnell
Geutjen Kinder (eigentlich Gänschen)
Giekbaum Schlagbaum, unterer Segelbaum
gnostern knirschen
Grientje schmieriges Lachen
gucheln in sich hinein lachen
Heck Hinterwand des Schiffes
heilen, ausheilen ein Netz flicken
Helmholz oberer Teil des Ruders
Hemdsmauen Hemdsärmel
hieven aufziehen
hild eilig
Hödjihöh Ahoi
Huk Ecke (holländisch: hoek)
jumpen springen (aus dem Englischen)
Jalk Tjalk, kleines breitbugiges
Frachtfahrzeug
Kapp Deckverschluss der Kajüte
Kapuze Wandbett mit Schiebetür
Kastetten Staket
Kieker Fernrohr
Kimmung Horizont
klamüstern grübeln
Klitsch leichte Mütze
Klür Farbe, Couleur
klüsen scharf segeln, hart ankern,
dass das Wasser durch die
Klüsen (Kettenlöcher) kommt
Kluten Erdstück
Knipptasche Geldtasche, Portemonnaie
kodimmen kondemnieren,
ein Schiff abschlachten
Kolosen Vorhänge, Rouleaus
Kombüse Küche, auch Schiffskajüte
krüssen ersticken
Kule Vertiefung, Senkung, Wasserloch
Kurre Schleppnetz
Kurrgut Netzgarn
labsalen die Masten und Stengen
schmeeren
lavieren kreuzen, hin und her segeln
Lee die dem Winde abgekehrte
Schiffsseite
leege Wall gefährliche Nähe von Land
Liek Tau, das das Segel einfasst
Liekedeeler Gleichteiler, mittelalterliche
Seeräuber der Nordsee
Luv die dem Winde zugekehrte
Schiffsseite
Macker Kamerad, Gefährte
mall krank, verrückt
meuten aufhalten (inne Meut: entgegen)
mooi gut, schön, angenehm
mörr mürbe
Muck schmale Henkeltasse (engl.: mug)
Nachthaus Kompasshäuschen
Ness Nase, Westspitze von Finkenwärder
Nock Ende der Rah
Nüff Nase
offermorgen übermorgen
Patt Pfütze
Plicht kleine Koje
Poller kurzer Deckspfahl
Posensteel Gänsekiel, Federhalter
Priel schmaler Wasserarm
Putt Sumpf
Pütze Schiffseimer, an einem Tau
befestigt
Ramm Hexenschuss
raum Wind, der von hinten kommt
Reepschläger Seiler
reffen die Segel durch Zusammenrollen
verkleinern
Reff der zusammengerollte Teil des
Segels
Rickels Zaun
Riemen Ruderstange
rollen Bewegung des Schiffes um seine
Längsachse
Ruder Steuer
sacken sinken
Schallen Schlickvorland
Scharben scharfschuppige Schollenart
scheckten ausschreiten
Scheger Holzbrettchen, das beim
Netzmachen die Maschen hält
scheistern schwanken
Schleef Schlingel, eigentlich großer Löffel
schölen spülen, waschen
Schote unteres Segeltau
Schütt Hauszaun
schwoien drehen von Schiffen
Setzbord Reling, Bordwand
Sickberg Eisberg
Siel kleine Schleuse im Deich, aus
hohlen Baumstämmen gemacht
slarpen lässig, schlürfend gehen
sleupen schleppen
Smutje Schiffskoch
Spake dicke Holzstange zum Bewegen
des Spills
Spill Ankerwinde
stampfen Bewegung des Schiffes um seine
Querachse
Steert Netzende, eigentlich Schwanz
Steegel Weg vom Deich ins Land hinab
Streek Strich, Zug
Stremel Streifen, Stück
Stropp dickes Tau
Stubben Baumstumpf
stur aufrecht (Mann), hart (Wetter)
Tamp kleines Tau
Tamp legen ein Schiff anbinden
Törn Reihe, Tour, Zug, auch Schlinge
treunen betteln
tross stolz
Tunner Zunder
Vogel Bunt Vagabund
Wake Wasserstelle im Eis
Warbel Drehriegel
Wanten Taue, die die Masten seitlich
halten
Wart Enterich
Wichel Weide
Wiem Hühnerstall
Winsch Winde
Wisch Wiese
ziepen piepen – ein Fahrzeug ziept, wenn
es wenig leckt
Dieser Johann Wilhelm Kinau ist uns eher bekannt unter seinem Schriftsteller-Pseudonym als Gorch Fock.
Der Vater Heinrich Wilhelm Kinau war ein in Finkenwerder lebender Hochseefischer, der seinen ältesten Sohn Johann Wilhelm wegen seiner körperlichen Konstitution für nicht seetauglich hielt und ihn daher nach seinem Schulbesuch in Finkenwerder zu einem Onkel nach Geestemünde schickte, wo er eine kaufmännische Lehre durchlief.
Von 1897 bis 1898 besuchte er die Handelsschule in Bremerhaven. Ab 1899 war er jeweils kurzzeitig als Buchhalter und Kontorist in Meiningen, Bremen und Halle (Saale) tätig. In Meiningen besuchte er oft das Hoftheater. Das inspirierte ihn zur Schriftstellerei.
Er veröffentlichte seit 1904 unter den Pseudonymen Gorch Fock, Jakob Holst und Giorgio Focco zahlreiche Gedichte und Erzählungen, die in den Hamburger Zeitungen erschienen. Der Vorname Gorch ist eine lokaltypische Abwandlung von Georg. Fock war eine Linie großelterlicher Vorfahren.
Er schrieb meist in seiner Muttersprache, einem breiten finkenwerderischen Plattdeutsch.
1904 kam er nach Hamburg zurück und arbeitete bei der Zentraleinkaufsgesellschaft deutscher Kolonialwarenhändler. 1907 wurde er Buchhalter bei der Hamburg-Amerika-Linie.
Er heiratete 1908 Rosa Elisabeth Reich, mit der er drei Kinder hatte. „Des Mannes bester Kamerad ist die Kameradin“. Seine Muse und Seelengefährtin war während der schriftstellerischen Jahre hingegen die Schauspielerin Aline Bußmann.
Sein bekanntestes Werk, der hochdeutsche Roman mit plattdeutschen Dialogen „Seefahrt ist not!“, in dem er das Leben der Hochseefischer auf Finkenwerder in heroisierender Weise beschrieb, erschien 1913. Robert Wohlleben zeigte die verborgene Abhängigkeit von Leitmotiven aus dem Schimmelreiter von Theodor Storm auf.
1915 wurde Gorch Fock zum Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg eingezogen und kämpfte als Infanterist (im Reserve Inf.-Rgt. 207) in Serbien und Russland, später dann in Frankreich bei Verdun. Im März 1916 ließ er sich auf eigenen Wunsch vom Heer zur Marine kommandieren.
Dort tat Dienst als Ausguck auf dem vorderen Mast des 1915 auf der Vulkan-Werft in Stettin gebauten Kleinen Kreuzers SMS „WIESBADEN“ mit 474 Mann Besatzung.
In der Seeschlacht am Skagerrak ging er am 31. Mai 1916 mit seinem Schiff unter. Seine Leiche wurde bei Väderöbod nahe Fjällbacka (nördlich von Göteborg) angetrieben und am 2. Juli 1916 auf der unbewohnten schwedischen Insel Stensholmen östlich der Insel Kalvö auf einem kleinen Soldatenfriedhof zusammen mit weiteren deutschen und britischen Seeleuten beigesetzt. Auf seinem Grab befindet sich ein Anker. Sein Grabstein trägt seinen Namen, seine Lebensdaten und den Titel seines Buches „Seefahrt ist not!
Das Vorpostenboot „GORCH FOCK“ wurde 1917 nach ihm benannt.
Das Boot wurde von der Stülcken-Werft in Hamburg auf eigene Rechnung unter der Baunummer 532 noch 1916 auf Kiel gelegt und im November 1916 von der Kaiserlichen Marine übernommen. Der Stapellauf erfolgte am 17. Juli 1917, die Ablieferung an die Marine am 20. September 1917.
Zwei Segelschulschiffe der deutschen Marine erhielten ebenfalls seinen Namen, die 1933 gebaute „GORCH FOCK“ und die 1958 gebaute „GORCH FOCK“.
Die 1933 gebaute GORCH FOCK 1934
in der Seeschleuse Wilhelmshaven
Die 1933 gebaute GORCH FOCK
Das Schiff kam 1949 unter dem Namen „Товарищ“
(„TOVARISCHTSCH“) in den Besitz der Sowjetunion und liegt heute als Museumsschiff in Stralsund.
Die „GORCH FOCK“ der Bundesmarine im Mai 1915 vom Herausgeber vor Hamburg-Rissen auf der Elbe fotografiert
Band 92 in der maritimen gelben Reihe „Zeugen des Alltags“
Christian Wilhelm Allers:
Bei amazon: ISBN 978-1545334966
Die Kaiserliche Marine
1890 –1914
Unter dem seefahrts- und flottenbegeisterten Kaiser Wilhelm II. (1888–1918) gewann die Marine an Bedeutung. Eine große maritime Rüstungsindustrie entstand. Der 1895 fertig gestellte Kaiser-Wilhelm-Kanal erlaubte eine schnelle Verlegung der Seestreitkräfte zwischen Nordsee und Ostsee.
Levensauer Hochbrücke bei Kiel über den Kaiser-Wilhelm-Kanal
Kaiser Wilhelm II. (Mitte) an Bord des Kleinen Kreuzers SMS GEIER (1894)
https://de.wikipedia.org/wiki/Kaiserliche_Marine
Weitere Bände aus der Epoche der Kaiserlichen Marine
vor 1914:
Briefe des Oberzahlmeisters Otto Schule aus Fernost
zwei Bände
Reisen mit der Kaiserlichen Marine
Seefahrt ist not!
Auflage von 1940 – 291. bis 302. Tausend
Bemerkungen des Herausgebers
Es werden in diesem Band nicht alle Texte des Originalbuches abgedruckt, sondern vor allem die für die Finkenwärder Seefischerei entscheidenden und dramatischsten.