5,99 €
DIE SÜßE RACHE DES MILLIONÄRS von MONROE, LUCY Mit allem hat Millionär Angelo Gordon gerechnet - nur nicht damit, dass er sich in die schöne Tara verliebt! Schließlich hat er sie nur umworben, um sich an ihrem Exfreund zu rächen. Soll Angelo ihr seine Absichten gestehen und riskieren, Tara für immer zu verlieren? ZÄRTLICH VERFÜHRT von CELMER, MICHELLE Emily ist fassungslos! Viele Jahre nachdem Matt sie ohne Erklärung verließ, taucht er plötzlich wieder auf und beginnt, hemmungslos mit ihr zu flirten! Kann Emily seinen Verführungskünsten widerstehen? Insgeheim sehnt sie sich nämlich noch immer nach Matts Berührungen … RING AUS FEUER von WEST, ANNIE Ausgerechnet am Tag seiner Verlobung kreuzt Tessa bei Stavros Denakis auf und stürzt ihn in ein wahres Gefühlschaos! Fakt ist: Stavros hat nie aufgehört, Tessa zu lieben. Doch was steckt hinter ihrem Besuch? Der Milliardär ahnt: Tessa will nicht ihn, sondern sein Geld!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 568
Lucy Monroe, Michelle Celmer, Annie West
JULIA SAISON BAND 26
IMPRESSUM
JULIA SAISON erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
Erste Neuauflage by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg, in der Reihe: JULIA SAISON, Band 26 – 2015
© 2005 by Lucy Monroe Originaltitel: „Wedding Vow of Revenge“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Kara Wiendieck Deutsche Erstausgabe 2006 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe JULIA EXTRA, Band 253
© 2004 by Michelle Celmer Originaltitel: „The Seduction Request“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Alina Lantelme Deutsche Erstausgabe 2005 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1354
© 2007 by Annie West Originaltitel: „The Greek Tycoon’s Unexpected Wife“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Annike Pahl Deutsche Erstausgabe 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe JULIA, Band 1838
Abbildungen: CoffeeAndMilk / Getty Images, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 07/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733705558
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY, CORA CLASSICS
Tara schwebt auf Wolke sieben! In dem attraktiven Millionär Angelo Gordon glaubt sie ihren Traummann gefunden zu haben. Verliebt bis über beide Ohren, lässt sie sich von ihm verführen. Als Angelo ihr kurz darauf einen Heiratsantrag macht, scheint Taras Glück perfekt. Doch dann erfährt sie: Angelo verfolgt einen perfiden Plan! Ist seine Zuneigung nur gespielt?
Noch immer knistert die Luft, als Matt die hübsche Emily wiedersieht. Nie hat er die laue Sommernacht vergessen, in der er sie am Strand des Lake Michigan geliebt hat. Erneut verspürt Matt heftige Sehnsucht nach ihr – doch Emily zeigt ihm die kalte Schulter! Kann Matt sie erneut erobern? Schließlich ist er damals ohne ein Wort der Erklärung verschwunden …
Wild pocht Tessas Herz – genau wie bei ihrer ersten Begegnung mit dem Milliardär Stavros Denakis. Endlich will sie ihm den wertvollen Ring zurückgeben, den er ihr einst anvertraut hat. Seit Jahren träumt sie davon, in Stavros’ Armen zu liegen. Doch jetzt scheint es zu spät: Noch an diesem Abend feiert ihr Traummann seine Verlobung – mit einer anderen!
In Angelo Gordons Augen erschien ein interessiertes Funkeln.
„Bist du dir sicher, amico mio?“, fragte er noch einmal nach. Der unbewusste Wechsel ins Italienische zeigte deutlicher als die Worte, wie sehr ihn die Neuigkeiten erregten.
Hawk nickte. „Absolut. Steve Randall hat Tara Peters stets im Auge behalten, seit ihre Affäre vor zwei Jahren endete.“
„Wie hast du das herausgefunden?“
„Nach ein paar Whiskey Sours redet Randalls Privatdetektiv mehr, als er sollte.“ Hawk selbst unterliefen solche Fehler nicht, aber er hatte nichts dagegen, seinen Vorteil aus der Unprofessionalität anderer zu ziehen.
„Gut. Gib mir den vollständigen Bericht, und lass nichts aus.“
Hawk legte das Dossier auf Angelos Schreibtisch und wartete, bis der Sizilianer die Mappe öffnete.
Zuoberst lag ein Foto, auf dem der Feind seines Auftraggebers seinen Arm um eine Frau gelegt hatte, die mehr als zehn Jahre jünger als er selbst sein musste. „Randall und Miss Peters haben sich vor vier Jahren auf einer Modenschau in New York kennengelernt. Er kam in Begleitung eines anderen Models, hat die Veranstaltung aber gemeinsam mit Miss Peters verlassen. Man könnte sagen, er hat die junge Frau vom Laufsteg direkt in sein Bett gelockt. Sie hat das Modeln aufgegeben und angefangen, Kurse am College zu belegen. Ihre Affäre dauerte achtzehn Monate und zerbrach, als er sich mit seiner jetzigen Frau verlobte. Gerüchten zufolge hat er Miss Peters gebeten, seine Geliebte zu bleiben.“
„Sie hat abgelehnt.“
„Ja.“
„Dann war sie stärker als meine Mutter.“ Eine Spur von neidischem Respekt hatte sich in Angelos Stimme geschlichen. „Warum lässt er sie beobachten?“
„Laut meinem Informanten begehrt er sie immer noch. Randall hat sogar den Auftrag erteilt, eine mögliche neue Beziehung zu einem anderen Mann zu verhindern. Bis jetzt musste mein Kollege nichts dergleichen unternehmen.“
Angelo stand auf, wandte sich um und blickte aus dem Fenster hinter seinem Schreibtisch auf die Hochhäuser Manhattans hinunter. „Was zur Hölle erhofft er sich davon?“
„Offensichtlich will er sie zurück.“
Mit ungläubiger Miene drehte Angelo sich zu seinem Freund um. „Das ergibt keinen Sinn. Sie hat bereits ‚Nein‘ gesagt.“
„Stimmt. Man muss sich allerdings fragen, ob Steve Randall davon ausging, dass seine Ehe lange dauern würde. Nach der Hochzeit wurde bei dem Vater seiner Braut ein inoperabler Herzfehler diagnostiziert.“
„Aber mit gesunder Ernährung und Sport kann man selbst damit ein langes Leben führen.“
Hawk lächelte zynisch. „Zweifellos sehr zu Randalls Ärger. Seine Ehe war nie besonders glücklich.“
Und daran war Angelo nicht ganz unschuldig.
Tara war nicht die einzige Frau gewesen, der Randall den Vorschlag gemacht hatte, seine Geliebte zu sein. Andere waren auf sein Angebot eingegangen, und weil Angelo und Hawk hinter den Kulissen einige Fäden gezogen hatten, wusste die junge Mrs Randall darüber Bescheid.
„Laut meiner Quelle wird sie noch in diesem Monat die Scheidung einreichen.“
Mit einem Nicken nahm Angelo die nicht sonderlich überraschende Information zur Kenntnis. „Und du glaubst, Randall will wieder dort anknüpfen, wo er aufgehört hat?“
„Das scheint mir eine gute Erklärung für sein Verhalten zu sein. Die Beziehung zu Miss Peters war die einzige innerhalb von zehn Jahren, aus der er keinen geschäftlichen Profit geschlagen hat. Er hat sie nur betrogen, wenn er auf Reisen war. Für einen unmoralischen Schürzenjäger wie ihn ist das bemerkenswert.“
Auf Angelos Gesicht erschien ein Ausdruck, den Hawk noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. „Du meinst, er liebt sie?“
„Liebe?“ Hawk machte eine abwehrende Handbewegung. „Unwahrscheinlich. Ich glaube, er ist fasziniert von ihr. Sie scheint eine einzigartige Frau zu sein, selbst wenn es nur ihre Standhaftigkeit ist, nicht zu ihm zurückzukehren. Doch mein Instinkt sagt mir, dass mehr an ihr sein muss. Als sie noch als Model gearbeitet hat, war sie sehr karriereorientiert. Er war ihr erster richtiger Freund.“
„Sie war noch Jungfrau, als sie ihn kennenlernte? Wie alt ist sie?“
„Vierundzwanzig. Und ja, ich glaube, Randall ist der einzige Liebhaber, den sie je hatte. Aber ich weiß noch mehr.“
„Was ist es?“
„Du wirst es mir nicht glauben.“ Hawk konnte es selbst kaum fassen. „Es ist wirklich zu perfekt. Sie hat vor sechs Monaten ihren Collegeabschluss gemacht, und seit vier Monaten nimmt sie am Management Trainingsprogramm bei Primo Tech teil.“
Angelo hatte das Hochtechnologieunternehmen in Portland, Oregon vor drei Jahren gekauft. Und wie alle anderen Firmen, die er gekauft und saniert hatte, war auch diese zu einem weltweit führenden Unternehmen geworden. Doch der Erfolg seiner Firma interessierte ihn im Moment weit weniger als die Tatsache, dass Tara Peters dort arbeitete.
„Das muss Schicksal sein.“
Hawks Lachen klang genauso zweifelnd wie Angelos. „So kann man es auch sehen.“
Nachdem Hawk gegangen war, las Angelo das Dossier über Tara Peters sorgfältig durch. Einige Fotos waren auf diversen Modenschauen entstanden. Sie zeigten eine Frau von nahezu ätherischer Schönheit, umgeben von einem Schleier der Unschuld. Aber sie trug Kleider, die einen Heiligen verführen würden. An ihrem großen, schlanken Modelkörper – mit atemberaubenden Kurven an den richtigen Stellen – waren die Kleider mehr als eine Versuchung … sie waren die vollkommene Provokation.
Die dunkelbraunen Augen, ihr perfektes ovales Gesicht, umrahmt von seidigen kastanienbraunen Haaren, weckten sein Interesse … trotz seines Wissens, dass sie einst Steve Randall gehört hatte.
Er blätterte durch die Fotos, bis er zu denen aus den Klatschzeitungen kam, die ihre Trennung von Randall in allen Einzelheiten publik gemacht hatten. Der Unterschied zwischen den beiden Bildern berührte etwas in Angelos Innerem, von dem er gedacht hatte, es sei vor langer Zeit gestorben. In denselben braunen Augen spiegelten sich jetzt Schmerz über den Betrug und der Verlust der Unschuld.
Genau wie bei seiner Mutter.
Er musste diese Information bewerten und entscheiden, wie er sie am besten verwenden konnte. Viel Zeit blieb ihm nicht. Denn in der Minute, in der Randalls Frau die Scheidung einreichte, würde er nach Tara suchen.
Damit hatte Angelo einen Monat, um Randalls unerwartete Schwäche auszunutzen.
Denn der Mann, der Angelos erste Firma gestohlen und das Leben seiner Mutter zerstört hatte, musste vollständig ruiniert werden. Und Angelo würde sich verdammt sorgfältig darum kümmern, dass genau das passierte.
Tara Peters fieberte wie alle anderen weiblichen Teilnehmer des Managementtrainingsprogramms bei Primo Tech Angelo Gordons Ankunft entgegen, als sei er ein Rockstar.
„Trägst du noch nicht einmal Lippenstift auf?“, fragte ihre Freundin Danette Michaels mit der ihr eigenen Direktheit, nachdem sie ihre eigenen Lippen mit Gloss geschminkt und den kleinen Spiegel wieder in ihrer Schreibtischschublade verstaut hatte. „Auf seiner Besichtigungstour kommt er auch in unsere Etage.“
„Keinen Lippenstift.“ Tara hatte Jahre ihres Lebens damit verbracht, das richtige Make-up aufzulegen, sich stilvoll zu kleiden und all ihre körperlichen Vorzüge perfekt zur Geltung zu bringen. Nicht umsonst hatte ihr das bereits mit zwanzig Jahren eine Karriere als Topmodel beschert.
Und es hatte die Aufmerksamkeit von Steve Randall auf sie gelenkt – allein dafür würde sie in ihrem weiteren Leben auf Make-up verzichten und konservative Businesskostüme tragen.
Sie ordnete die Papiere auf ihrem Schreibtisch. „Ich will Mr Gordon mit meiner Arbeit beeindrucken, und dazu brauche ich keinen Lippenstift.“
Danette verzog das Gesicht. „Du hast immer nur die Arbeit im Kopf. Wo bleibt da der Spaß? Mit dieser Einstellung wirst du noch eine richtige Langweilerin und bekommst außerdem noch vor deinem dreißigsten Geburtstag ein Magengeschwür.“
„Meinem Magen geht es ausgezeichnet, danke der Nachfrage. Du kennst meine Meinung: besser langweilig als ausgenutzt werden.“
„Nicht alle Männer sind wie Steve Randall.“
Wie die meisten Menschen hatte auch Danette in den Klatschzeitungen lesen können, wie Steve sich von Tara getrennt hatte, um die Erbin eines Ölmagnaten zu heiraten. Doch anders als die meisten Menschen hatte Danette nicht alles geglaubt, was über ihre Freundin geschrieben worden war. Im Gegenteil, sie wusste, wie die Wahrheit wirklich aussah, und hielt Steve für ein Schwein. Tara war ohne ihn sowieso besser dran.
Tara stimmt ihr zu. Mittlerweile.
Vor zwei Jahren hatte sie geglaubt, an Liebeskummer und den seelischen Qualen über die öffentliche Demütigung sterben zu müssen.
„Natürlich sind nicht alle Männer so“, stimmte sie Danette zu. „Aber im Augenblick bin ich nicht daran interessiert, es herauszufinden. Mir fehlt einfach die Zeit für eine neue Beziehung. Ich weiß nicht, wie du das schaffst.“
Danette zuckte die schmalen Schultern, ihre bernsteinfarbenen Augen funkelten. „Manche kommen mit Mehrfachbelastungen eben besser zurecht als andere“, erwiderte sie grinsend. „Aber auch wenn du nur an deine Karriere denkst, solltest du Angelo Gordon beeindrucken wollen. Ihm gehört schließlich diese Firma.“
„Ich will ihn ja beeindrucken … mit meinen Fähigkeiten.“
„Er ist bereits beeindruckt, Tara.“
Tara drehte sich in ihrem Stuhl herum. Hinter ihr stand überraschenderweise ihr Vorgesetzter. Warum war er nicht in der Besprechung mit den anderen Managern und dem Firmenbesitzer?
„Mr Gordon möchte mit Ihnen sprechen. Allein.“
Die Erinnerung an das Gespräch mit ihrer Agentin aus Modeltagen durchfuhr sie, ihr Körper versteifte sich. Damals hatte ihr die Frau gesagt, dass Steve Randall sie treffen und allein mit ihr sprechen wolle. Tara, naiv, wie sie vor vier Jahren gewesen war, hatte sich geschmeichelt gefühlt.
„Warum alleine?“
Falls ihr Vorgesetzter das für eine merkwürdige Frage hielt, ließ er sich nichts anmerken. „Ihre Abhandlung zur Steigerung der Effektivität am Arbeitsplatz hat ihm gefallen. Er möchte einige Punkte mit Ihnen diskutieren.“
Sie entspannte sich und lächelte. Arbeit. Es ging um ihre Arbeit, nicht wie damals, als das erste Treffen der Auftakt ihrer Affäre war.
„Das ist großartig, Tara“, sagte Danette. „Ich habe gehört, der Mann ist ein Genie. Wenn er bereits am ersten Tag deinen Intellekt zu schätzen weiß, muss es wohl stimmen.“
„Möchte er mich sofort sehen?“, fragte sie, und ein Gefühl, als würde sie auf Wolken schweben, stieg in ihr auf.
In ihren Tagträumen hatte sie sich natürlich ausgemalt, wie begeistert der Firmenchef von ihren Vorschlägen war, dass er mit ihr sprechen wollte. Welcher aufstrebende Manager tat das nicht? Aber diese Dinge passierten selten in der Wirklichkeit.
Der Vorgesetzte blickte auf seine Uhr und runzelte die Stirn. „Vor fünf Minuten, um genau zu sein. Ich wurde auf dem Weg zu Ihnen von einem Anruf aufgehalten.“
Mit geradem Rücken und selbstbewusster Miene betrat Tara Peters das provisorische Büro. Das einzige Anzeichen ihrer Nervosität waren ihre zu festen Fäusten geballten Hände.
Angelo musterte sie aufmerksam. Für eine Frau ihrer Größe hatte sie einen sehr zarten Körper, was sicherlich ihren Erfolg als Laufstegmodel erklärte. Doch sah sie ganz anders aus als auf den Fotos, die Hawk dem „Tara Peters Dossier“ beigefügt hatte. Allerdings hatte sie auch keine Ähnlichkeit mit dem Mädchen auf den Bildern aus den Zeitungen nach ihrer Trennung von Randall.
Alle diese Bilder hatten eine junge Frau gezeigt, die das Beste aus ihrer Schönheit zu machen wusste. Niemand würde der Tara Peters, die jetzt in seinem Büro stand, vorwerfen können, sie würde ihre Schönheit benutzen, um in ihrem heutigen Job erfolgreich zu sein.
Die langen kastanienbraunen Haare hatte sie zu einem einfachen Zopf geflochten, der ihr über den Rücken fiel. Sie trug weder Make-up noch Nagellack. Eine marineblaue Hose und ein Blazer ließen wenig von ihrer Figur erkennen.
Angelo war sich nicht sicher, was er erwartet hatte. Aber ihr momentanes, fast androgynes Erscheinungsbild passte zu dem Verhalten, das Hawk seit Steve Randalls Hochzeit mit der anderen Frau hatte beobachten können.
Tara hatte keine Verabredungen und zeigte auch keinerlei Interesse an Männern im Allgemeinen. Ob sie immer noch an diesem Mistkerl Randall hing? Der Gedanke gefiel Angelo überhaupt nicht, und bevor er es verhindern konnte, hatte sich sein Gesicht zu einer Grimasse verzogen. Rasch senkte er den Kopf, um seine Mimik wieder unter Kontrolle zu bringen.
„Mr Gordon?“ Ihre Stimme klang fragend, aber nicht zögerlich. Das gefiel ihm.
Er bewunderte Stärke, weil Schwäche immer mit einem hohen Preis bezahlt werden musste.
Angelo sah auf und blickte in ihre braunen Augen. „Miss Peters. Setzen Sie sich bitte.“
Sie durchquerte den Raum und ließ sich anmutig in den Sessel gegenüber seinem Schreibtisch gleiten. Seine Meinung über ihr Kostüm änderte sich. Die Art und Weise, wie die Kleidung ihre weiblichen Kurven zwar nicht betonte, aber auch nicht völlig verstecken konnte, erweckte in ihm den Wunsch, sie auszuziehen und den sicherlich wundervollen Körper darunter zu entdecken.
Dass vor seinem inneren Auge Bilder aus dem Dossier, die sie im knappsten Bikini zeigten, aufblitzten, machte die Sache auch nicht besser.
Ein so plötzliches und heftiges Verlangen durchfuhr ihn, dass er froh über den Sichtschutz war, den die massive Schreibtischplatte bot. Seit der Pubertät hatte der bloße Anblick einer Frau keine solchen körperlichen Reaktionen mehr bei ihm ausgelöst.
Er zwang seine Gedanken, die mentalen Übungen, die er beim Aikidotraining gelernt hatte, zu vollziehen. Dieses Mal musste er erstaunlich lange warten, bis die Reaktionen seines Körpers verschwunden waren und er sich wieder auf die Arbeit konzentrieren konnte. „Ich habe Ihren Artikel zur Steigerung der Effektivität am Arbeitsplatz gelesen. Sie haben einige sehr interessante Schlussfolgerungen gezogen, und Ihre Vorschläge verdienen eine genauere Betrachtung.“
Ihre Augen schienen aufzuleuchten, als sie sich vorbeugte. „Viele Studien zu diesem Thema haben jede Menge Daten und Ansätze geliefert, die von den aktuellen Managementtheorien schlichtweg ignoriert werden.“
Er nickte. Was auch immer Miss Peters noch sein mochte, in ihrem gewählten Beruf war sie ein Naturtalent. „Mich persönlich interessieren Ihre Anregungen in den Bereichen Urlaub und Freizeit.“
„Einige Untersuchungen haben gezeigt, dass Arbeitnehmer, die kaum Überstunden machen, ihren Urlaub jedes Jahr nehmen und auch ihre Mittagspause einhalten, effektivere Arbeit leisten als diejenigen, die länger im Büro bleiben und weniger Urlaub machen.“ Sie lächelte. „Außerdem sind sie gesünder. In dieser Gruppe gibt es weniger Herzinfarkte und Magengeschwüre.“
„Sie haben Ihre Hausaufgaben wirklich gut gemacht.“ So wie sie sich ihm präsentierte, musste er annehmen, dass ihr ihre Schönheit weniger wichtig war als ihre Arbeit.
Interessant.
Und ungewöhnlich.
„Viele Ihrer Vorschläge widersprechen jeder gängigen Theorie.“
Tara lehnte sich noch ein Stückchen nach vorne. „Diese Managementmethoden sind genauso veraltet wie die Meinung, Führungspositionen könnten nur mit Männern besetzt werden. Gerade im Hochtechnologiebereich muss man sich den dynamischen Arbeitsbedingungen der heutigen Zeit anpassen.“
„Warum haben Sie einen Job bei einer Hightech-Firma angenommen?“
Seine Frage schien sie etwas aus der Fassung gebracht zu haben, denn sie lehnte sich zurück und biss sich unsicher auf die Unterlippe. „Der Stellenausschreibung zufolge werden für meine Arbeit keine technischen Kenntnisse verlangt.“
„Dessen bin ich mir bewusst, aber Sie haben meine Frage nicht beantwortet.“
Jetzt lächelte sie zaghaft. „Entschuldigung, Sie haben recht.“ Ihr Lächeln wurde offener. „Die Welt verändert sich, nicht nur die Produkte, auch die Arbeitsmethoden. Ich wollte einen Job, in dem ich wirklich etwas bewirken kann.“
„Und Sie glauben, Primo Tech ist die richtige Adresse dafür?“
„Ja.“
Er nahm die Mappe mit ihrem Aufsatz in die Hand, der auch dann sein Interesse geweckt hätte, wenn es nicht der ideale Aufhänger für ihr erstes Treffen gewesen wäre. „Ich würde sagen, Sie sind auf dem besten Weg, Ihr Ziel zu erreichen.“
„Vielen Dank.“
Er erwiderte ihr Lächeln, etwas, das er sehr selten tat.
Sein Telefon klingelte in genau dem Moment, den er seiner Sekretärin angewiesen hatte.
Er nahm den Hörer ab. „Gordon.“
„Mr Gordon, Sie wünschten, zu diesem Zeitpunkt angerufen zu werden.“
„Danke. Und meine anderen Aufträge?“
„Die Reservierung wurde gemacht. Dinner um halb acht im Restaurant in Ihrem Hotel.“
„Einen Moment bitte.“ Er legte eine Hand über die Sprechmuschel und setzte eine entschuldigende Miene auf – einen weiteren Gesichtsausdruck, den er selten gebrauchte. „Es tut mir leid, ich muss diesen Anruf annehmen.“
Eilig stand Tara auf. „Natürlich.“
Sie war schon durch die Tür gegangen, als er sie zurückrief. „Miss Peters.“
„Ja?“
„Ich würde Ihre Ansätze gerne weiter mit Ihnen besprechen. Können Sie mich heute Abend in meinem Hotel zu einem Geschäftsessen treffen?“
Trotz der Tatsache, dass er ausdrücklich von einem Arbeitsessen gesprochen hatte, erschien ein vorsichtiger Ausdruck in ihren Augen. „Dinner?“
„Ja. Ist das ein Problem?“, fragte er und legte in seine Stimme genau die richtige Mischung aus Überlegenheit und Missbilligung, um sie daran zu erinnern, wer er war.
Sie holte tief Luft und straffte die Schultern. „Nein. Welches Hotel und um welche Uhrzeit?“
Angelo gab ihr die Informationen. Als sie sein Büro verließ, beobachtete er, wie ihre marineblaue Hose ihren Po umschmeichelte. Dieser Aspekt seines Racheplans schien mehr Vergnügen als Arbeit zu verheißen.
Tara Peters zu verführen würde ihm überhaupt nicht schwerfallen.
Am Abend, bereits fertig für das Dinner mit ihrem Chef umgezogen, fühlte Tara eine extreme Nervosität in sich aufsteigen. Ihre Nerven waren angespannter als jemals zuvor in den letzten zwei Jahren. Warum? Weil in der Sekunde, in der ein weiterer sexy Tycoon auf der Bildfläche erschienen war, ihr Körper heftig auf ihn reagiert hatte. Sie konnte es selbst kaum fassen.
Aber es kam noch schlimmer. Denn sie hatte sofort erkannt, dass die unerwartete Anziehungskraft auf Gegenseitigkeit beruhte. Auch wenn sie kaum praktische Erfahrungen mit Männern hatte, konnte sie doch die Zeichen lesen, wenn ein Mann sich zu ihr hingezogen fühlte.
Sie hatte nicht die letzten zwei Jahre die Männerwelt gemieden, um nun auf einen zweiten Steve Randall hereinzufallen. Oh nein, sie war klüger!
Nur sandten irgendwelche Impulse, die wenig mit Intelligenz, aber viel mit Emotionen zu tun hatten, seltsame Signale an ihr Gehirn. Sie drängten sie, Make-up aufzulegen, in ein feminines Kleid zu schlüpfen und um Himmels willen die langen Haare offen zu tragen.
Ruhe! befahl sie den unliebsamen Gedanken, als sie die letzte Haarnadel in ihren Zopf steckte. Sie hatte die Hose gegen einen schwarzen Rock getauscht, statt Bluse und Blazer trug sie nun ein schlichtes Jackett, die Knöpfe bis zum Ausschnitt geschlossen.
Zusammen mit den flachen schwarzen Schuhen und der transparenten Strumpfhose erinnerte ihr Outfit – auch ohne Lippenstift und Schmuck – an den Stil von Jackie O.
Perfekt.
So angezogen konnte ihr Chef ihr Aussehen auf keinen Fall als Versuch, ihn zu verführen, missinterpretieren. Dass Angelo Gordon sie auf eine Weise berührt hatte, die sie seit Steves Betrug für tot gehalten hatte, gedachte sie einfach zu verdrängen. Denn dass auch sie ihn begehren könnte, erschreckte sie viel zu sehr, als dass seine Aufmerksamkeit ihr schmeicheln konnte.
Sehnsucht war ein Gefühl, das kluge Frauen zu dummen Entscheidungen verleitete.
Hatte sie das nicht lange genug bei ihrer eigenen Mutter beobachten können, die von einer destruktiven Beziehung in die nächste geflüchtet war? Ihre Mom hatte nie verstanden, warum keiner der Männer bei ihr blieb. Sie hatte nicht begriffen, dass die starken, charismatischen Männer, auf die sie stand, einfach genau diese Eigenschaften einsetzten, um zu bekommen, was sie wollten: Sex mit einer wunderschönen Frau.
Keiner hatte ihr geben können, was sie brauchte … Liebe.
Nur durch ein Wunder war es Taras Mom gelungen, den Teufelskreis zu durchbrechen. Denn einer dieser starken, sexy Männer hatte tatsächlich ein Herz besessen.
Doch Darren Colby war eine Ausnahme, das wusste Tara. Und sie glaubte nicht daran, dass sich solche Anomalien häufiger als einmal in jedem Jahrtausend ereigneten.
Sie würde sich auf ihre Arbeit konzentrieren und nicht darauf, wie Angelo Gordons geheimnisvolle Attraktivität ihre Sinne beeinflusste.
Etwas unsicher betrat Tara das schicke Hotel in der Innenstadt. Das Selbstvertrauen, das sie zur Schau trug, war nur hauchdünn. Innerlich war sie so nervös wie an ihrem ersten Arbeitstag. Schlimmer noch, damals hatte sie gegen die Angst vor dem Ungewissen angekämpft. Heute Abend kämpfte sie gegen ihre eigene Schwäche.
Angelo erwartete sie in einem kleinen privaten Separee des Hotelrestaurants. Selbst auf diese Entfernung hin spürte sie seine maskuline Aura, die ihren Herzschlag unregelmäßig werden ließ.
Er stand auf, als sie seinen Tisch erreichte. Mit ihren eins achtzig war sie nicht gerade klein, doch musste sie den Kopf leicht in den Nacken legen, um ihm in die Augen zu sehen. Das war ein seltsames Gefühl. „Guten Abend, Mr Gordon.“
Angelo wartete, bis der Oberkellner ihren Stuhl zurechtgerückt hatte, bis auch er wieder Platz nahm. „Angelo, bitte. Ich bevorzuge in meinen Firmen einen entspannteren Umgangston.“
„Ihre Methode scheint sehr effektiv zu sein. Keine Ihrer Firmen hat bislang Konkurs anmelden müssen.“
Für einen Moment verdüsterte sich sein Blick, als er den Wein in ihr Glas einschenkte. „Doch, eine. Aber das war vor langer Zeit.“
Da sie spürte, dass er keine Lust hatte, dieses Thema weiter zu vertiefen, trank sie einen Schluck und fragte dann: „Ist Angelo ein italienischer Name?“
Mit seinen strahlend blauen Augen, die gar nicht so unüblich für italienische Männer waren, dem dunklen Haar und der sonnengebräunten Haut entsprach er in der Tat dem mediterranen Typ.
„Meine Mutter war Sizilianerin.“
Tara erinnerte sich an die Männer, die sie während eines Fotoshootings in der Nähe von Palermo kennengelernt hatte. „Die meisten Sizilianer sind nicht so groß wie Sie.“
„Mein Vater war Amerikaner.“
„Und mindestens eins neunzig“, riet sie.
„Ja. Meine Mutter hat immer gesagt, deshalb sei er ihr sofort aufgefallen. Mein Vater war über einen Kopf größer als meine Mutter, aber sie schienen perfekt zusammenzupassen.“
„Ich habe gehört, die Liebe glättet alle Unterschiede“, sagte sie mit einem Anflug von Ironie, von der sie wünschte, sie nicht zu empfinden.
Aber nach ihrer katastrophalen Kindheit und einer grauenhaften Affäre hatte sie wenig Vertrauen in die Kraft, die so viele Menschen als das Allheilmittel für alle Krankheiten ansahen.
„So sagt man.“ Sein Tonfall war genauso zynisch wie der ihre.
In diesem Moment trat der Kellner an ihren Tisch, um die Bestellungen aufzunehmen.
„Sie wollen also meine Ideen mit mir besprechen“, fragte sie, nachdem der Ober wieder gegangen war.
„Ich denke, ich sollte zuvor ein wenig mehr über Sie wissen, Tara.“
„Ich bin sicher, alles Wesentliche über mich steht in meiner Personalakte.“
„Vielleicht. Doch ich bevorzuge Informationen aus erster Hand.“
„Ich hatte den Eindruck, dies hier sollte ein Geschäftsessen sein.“ Sie verlieh ihrer Stimme einen heiteren Klang, um ihren Chef nicht zu beleidigen, aber nicht heiter genug, als dass er nicht über ihre Worte nachdenken musste.
Ein Blick aus seinen blauen Augen glitt über ihren Körper. Sie schaffte es gerade noch, nicht zu erzittern.
„Meine engsten Freunde waren früher meine Geschäftspartner.“
„Sie kommen mir nicht wie ein Mann mit vielen engen Freunden vor.“ Ihre Worte hatten weltgewandt und kultiviert wirken sollen. Stattdessen war ihre Stimme zwei Oktaven tiefer als normal und klang ziemlich kokett.
„Sie sind eine gute Beobachterin.“ Er neigte den Kopf. „Warum sollten Sie nicht Teil dieses erlesenen Kreises werden?“
„Und Sie sind sehr direkt.“
„Ich habe meine Ziele nicht durch Zögern und Zaudern erreicht.“
„Wenn Sie meinen Sachverstand haben wollen, gerne. Falls Sie auf eine persönliche Beziehung mit einer Angestellten aus sind, muss ich ablehnen.“ Deutlicher konnte sie nicht werden, ohne die Regeln des Anstands zu verletzen, aber dieser Mann verstand offenbar nur eine unumwundene Sprache.
Er nickte. „Das kann ich respektieren.“ Dann lächelte er. „Ich werde trotzdem versuchen, Ihre Meinung zu ändern.“
„Mir wäre es lieber, Sie würden das unterlassen.“
„Und mir wäre es lieber, Sie würden mich nicht wie einen Unberührbaren behandeln, nur weil mir die Firma gehört, für die Sie arbeiten.“
„Aus beruflichen Gründen Distanz wahren zu wollen ist wohl kaum dasselbe, wie Sie wie einen Unberührbaren zu behandeln.“
„Und mir eine mögliche Freundschaft zu verweigern?“
„Sie brauchen meine Freundschaft nicht.“
„Das sehen Sie falsch.“ Und der Ausdruck in seinen Augen verriet ihr, dass er die Wahrheit sagte. Aber wie konnte das sein?
„Ich habe kein Interesse daran, die Geliebte eines Tycoons zu werden.“
„Ist Steve Randalls Charakter Ihr Maßstab für die Beurteilung aller Männer?“
Dass Angelo Gordon über ihre Vergangenheit Bescheid wusste, war für Tara keine Überraschung. Die Hälfte der Menschheit hatte über sie in den Zeitungen gelesen – zumindest kam es ihr manchmal so vor.
„Das geht Sie wirklich nichts an, Mr Gordon.“
„Angelo.“
Es gelang ihr gerade noch, nicht das Gesicht zu verziehen. „Angelo. Ich arbeite für Sie. Und soweit ich informiert bin, ist eine intime Beziehung zu meinem Chef nicht Teil meiner Aufgaben.“
Sein amüsierter und zugleich durchdringender Blick verursachte ein ungesundes Kribbeln in ihrem Bauch. „Auch Sie sind sehr direkt und sehr selbstbewusst.“
„Ja.“ Er war nicht der Einzige, der seine Ziele kannte und wusste, wie er sie erreichte. Allerdings wusste sie eher, was sie nicht wollte – die Wiederholung einer verhängnisvollen Affäre mit einem Tycoon.
Und obwohl Angelo sich bemühte, das weitere Gespräch während des Essens beim Thema Arbeitsplatzeffektivität zu halten, musste Tara sich eingestehen, dass der Mann sie faszinierte. Er war aufrichtig, zielstrebig und intelligent. Und er akzeptierte ihre Meinung, auch wenn sie von der seinen abwich.
Während ihrer Beziehung mit Steve war das anders gewesen.
Sie hatte nicht voraussehen können, wie Angelo auf ihre Weigerung, ein persönliches Verhältnis zu ihm einzugehen, reagieren würde. Aber er führte die Unterhaltung mit einer Professionalität und Reife, die sie bewundern musste. Sie hatte weit ältere Männer getroffen, die zu schmollenden kleinen Jungen mutierten, wenn sie von Frauen abgewiesen wurden.
Deshalb konnte sie sich auch mehr und mehr entspannen und witterte nicht hinter jeder Frage, die sich nicht direkt auf die Arbeit bezog, eine Falle und den Versuch, sie doch noch zu verführen.
Bevor sie es bemerkte, war eine Stunde vergangen.
Der Kellner trat wieder an ihren Tisch und fragte nach ihren Wünschen für das Dessert. Angelo blickte sie an. „Möchten Sie etwas Süßes? Es gibt hier eine fantastische Crème brûlée mit Himbeeren.“
„Crème brûlée ist mein Lieblingsnachtisch“, musste sie zugeben.
Mit einem seiner seltenen atemberaubenden Lächeln bestellte er für jeden eine Portion.
Als die Desserts serviert wurden, konnte sie gerade noch ein lustvolles Aufstöhnen unterdrücken.
„Sie sehen gerade so aus, als hätten Sie eine Schale mit Ambrosia vor sich.“
„Ist das nicht auch der Fall?“
Er lachte, und sie fühlte sich genötigt, ihr übertriebenes Verhalten zu erklären. „Ich habe jahrelang überhaupt keinen Zucker gegessen. Ich musste ständig auf meine Figur und meinen Teint achten.“
Sein anerkennender Blick glitt über ihren Körper. Tara fühlte sich, als würde sie nur ein Minikleid statt des Jackie O.-Kostüms tragen.
„Ihre Figur ist fantastisch.“ Unverhohlene männliche Bewunderung lag in seiner Stimme.
Zum ersten Mal seit vielen Jahren errötete sie wegen eines Kompliments über ihr Aussehen. Sie hatte sich daran gewöhnt, ihren Körper als funktionierendes Werkzeug zu betrachten, doch dieser Mann machte ihr ihre Weiblichkeit auf nachdrückliche Weise wieder bewusst.
Sie zuckte die Schultern, täuschte Sorglosigkeit vor. „Es ist noch nicht so lange her, dass ich mit dem Modeln aufgehört habe.“
„Ich dachte, Sie seien direkt vom College zu Primo Tech gewechselt.“
„Das stimmt auch. Aber während des Collegebesuchs habe ich meinen Lebensunterhalt mit Modeln verdient.“
„Nach der Trennung von Randall?“
Tara verzog das Gesicht. „Ja.“
„Und vorher hat er Ihre Ausbildung bezahlt?“
Sie wusste nicht warum, aber sie wollte seine Frage beantworten. Normalerweise blockte sie solch persönliche Themen immer sofort ab.
„Er wollte so viel Zeit wie möglich mit mir verbringen, deshalb habe ich zugestimmt, nicht mehr zu arbeiten.“
„Es überrascht mich, dass er Ihnen nicht verboten hat, weiterhin zum College zu gehen.“
„Oh, das hat er getan.“ Aber egal wie sehr sie glaubte, diesen Kerl zu lieben, nie hätte sie ihre Unabhängigkeit für ihn aufgegeben oder ihre Träume von der Zukunft.
„Sie haben Ihren Willen durchgesetzt.“
„Ja.“
„Aber vom Modeln haben Sie sich auf seinen Wunsch hin zurückgezogen?“
Und wieder war es nicht so, dass seine Frage sie unter Druck setzte, sondern ihr vielmehr die Möglichkeit gab, über etwas zu sprechen, das sie zwei lange Jahre für sich behalten hatte. „Es war immer mein Plan, früh genug damit aufzuhören, um wieder zur Schule gehen zu können und eine zweite Karriere zu beginnen. Als Steve mich also darum gebeten hat, war ich einverstanden. Tatsächlich habe ich mich geschmeichelt gefühlt, dass er mich ganz für sich alleine haben wollte.“
Sie konnte selbst den Unmut über ihre damalige Naivität in ihrer Stimme hören.
„Bereuen Sie Ihre Entscheidung?“
„Ich halte Reue für Zeitverschwendung. Als ich für meinen Lebensunterhalt wieder mit dem Modeln anfangen musste, war es schwieriger, an lukrative Aufträge zu kommen. Aber ich habe es überlebt und in dieser Zeit viel gelernt.“
Angelo musterte sie eindringlich; Respekt und Hochachtung schienen in seinem Blick zu liegen. „Sie sind eine sehr zielstrebige Frau. Und jetzt probieren Sie.“ Er deutete mit seinem Löffel auf die Crème brûlée.
Ob er wohl eine Ahnung hatte, welche Gefühle sie bei dem dunklen, warmen Klang seiner Stimme durchfuhren? Natürlich nicht, und auf gar keinen Fall würde sie sich das Geringste anmerken lassen. Es war besser, irgendwie diese merkwürdigen Reaktionen ihres Körpers zu ignorieren, als noch länger darüber nachzudenken. Doch jedes seiner Worte wirkte wie ein zärtliches Vorspiel auf ihren sexuell ausgehungerten Körper.
Sie ergriff ihren Löffel, um seiner Aufforderung nachzukommen. Hilflos stöhnte sie auf, als das wundervolle Dessert ihre Sinne berauschte. Ihre Augen schlossen sich wie von alleine, während sie in dem Genuss schwelgte, den sie sich so selten gönnte.
Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte sie eine erotische Reaktion auf eine Speise erfahren. Doch als der Geschmack von Vanille sich auf ihrer Zunge ausbreitete, geschah genau das: Hitze durchströmte ihren Körper, Gänsehaut breitete sich auf ihrer Haut aus, und ein angenehmes Prickeln im Bauch ließ sie erschauern.
Rasch öffnete sie wieder die Augen, richtete sich auf dem Stuhl auf und versuchte, eine neutrale Miene aufzusetzen. „Ja, das ist wirklich sehr gut.“ Sie zwang sich, seinem Blick nicht auszuweichen. „Ich muss gestehen, der Geschmack hat mich etwas überwältigt.“
Eine Art Hunger schimmerte in seinen Augen, doch er schüttelte den Kopf. „Entspannen Sie sich. Sie machen ein Gesicht, als würde ich gleich über Sie herfallen.“
„Nicht?“ Tara war weder dumm noch naiv. Sie wusste genau, wie ihre Reaktion auf das Dessert gewirkt haben musste.
„Sie haben Ihren Standpunkt, was eine mögliche Beziehung zwischen uns angeht, sehr klargemacht, Tara.“ Er sprach mit ihr, als würde er einem kleinen Kind etwas erklären. „Ich werde die Reaktionen eines Ex-Models auf einen in der Tat superben Nachtisch nicht als Einladung missverstehen.“
„Danke.“ Und dankbar sollte sie sein. Extrem dankbar.
Auf keinen Fall enttäuscht.
„Kein Problem. Und nun genießen Sie es.“
Warum nur fühlte sie sich, trotz seiner Versicherung, sie nicht weiter zu bedrängen, tiefer in ein mysteriöses Netz aus gegenseitiger Anziehungskraft verstrickt als zuvor?
„Wie war das Essen?“, fragte Danette mit einem lauernden Unterton. Sie und Tara arbeiteten gerade an einer Präsentation, die ihr Vorgesetzter am nächsten Morgen Angelo und dem Vorstand vorführen sollte.
Tara sah sich um. Niemand war in der Nähe, der die Frage ihrer Freundin hätte mithören können. Denn nicht jeder hätte das Dinner als reines Geschäftsessen bezeichnet.
„Pst. Ich will im Moment nicht darüber sprechen.“
Danette sah sie neugierig an. „Dann ging es nicht nur um die Arbeit?“
„Ja“, erwiderte Tara schroff, bemerkte dann aber, wie falsch ihre Antwort verstanden werden konnte. „Ich meine, nein … es ging um die Arbeit, nur um die Arbeit.“ Zumindest wenn sie die überwältigenden Gefühle beim Dessert außer Acht ließ. „Okay?“
„Ich weiß nicht. Angelo Gordon ist ein bemerkenswert attraktiver Mann, und für eine Frau, die eine rein geschäftliche Verabredung hatte, siehst du ziemlich erschöpft aus.“
„Es war keine Verabredung!“
„Willst du mir sagen, er hat nicht versucht, dich anzumachen?“
Wie sollte sie darauf antworten? Am Anfang ihres Treffens hatte er doch so etwas in der Art versucht, hatte ihre Ablehnung aber recht schnell akzeptiert.
Sie ließ sich mit ihrer Antwort zu viel Zeit, denn in Danettes Augen erschien ein amüsiertes Funkeln. „Also, dann hat er Interesse an dir?“
Das abzustreiten wäre eine Lüge. „Können wir das Thema auf später verschieben? Wir haben noch einen Haufen Arbeit zu erledigen.“
„Klar. Aber eine Frage noch … wenn euer Treffen gestern Abend ausschließlich ein Geschäftstermin war, warum bist du dann jetzt bis in die Haarspitzen rot geworden?“
Als Danette schließlich Feierabend machte, war Tara immer noch keine passende Antwort eingefallen. Und das irritierte sie. Zum hundertsten Mal seit dem Aufwachen verdrängte sie jeden Gedanken an Angelo. Sie zwang sich, sich auf die Unterlagen vor ihr zu konzentrieren.
Und endlich gelang es ihr zu arbeiten. Erst als der Wachmann kam und ihr mitteilte, dass bis auf den Haupteingang alle Ausgänge jetzt abgeschlossen wurden, bemerkte sie, wie spät es war. Ihre Armbanduhr zeigte weit nach sieben Uhr an.
Sie hätte schon vor zwei Stunden gehen sollen.
Ihre Muskeln waren vom langen Sitzen verkrampft, deshalb stand sie auf und streckte sich. Ihr Magen grummelte, doch der fast fertige Bericht auf ihrem Schreibtisch nahm ihre Aufmerksamkeit sofort wieder in Anspruch. Noch eine Stunde, und die Präsentation wäre komplett.
„Warum sind Sie noch hier?“
Angelos Stimme ließ sie zusammenzucken, und sofort breitete sich Wärme in ihrem Körper aus – dabei hatte sie sich noch nicht einmal nach ihm umgedreht.
Als sie das schließlich tat, nahm ihr sein Anblick fast den Atem. Warum musste dieser Mann so verdammt sexy sein? Die meisten anderen Vorstandsmitglieder waren mindestens zehn Jahre älter und hatten ansehnliche Wohlstandsbäuche. Angelo hingegen war groß und schlank, sein Körper muskulös und durchtrainiert.
„Ich habe an einem Projekt gearbeitet und die Zeit vergessen.“
„Was ist mit Ihrem Effektivitätssteigerungsmodell, das sie dem Management präsentieren wollen? Müssten Sie danach nicht pünktlich Feierabend machen?“
Schuldbewusst zuckte Tara mit den Schultern. „Die Theorie lässt sich nicht immer mit der Praxis vereinbaren.“
Als er lächelte, blitzten wunderbar weiße Zähne auf. „Stimmt. Aber wenn Sie den Vorstand überzeugen wollen, sollten zumindest Sie Ihre eigene Theorie beherzigen.“
„Sie haben natürlich recht.“ Sie seufzte. Warum war im Leben nicht alles so einfach, wie eine Idee zu Papier zu bringen? „Ich vermute, auch Sie waren ganz in Ihre Arbeit vertieft?“
Seine Miene wurde merklich kühler, ohne dass sie einen Grund dafür erkennen konnte. „Ich habe die Unterlagen für mein nächstes Vorhaben zusammengestellt.“
„Sie kaufen eine weitere Firma?“
Kurz flackerte Befriedigung in seinen Augen auf, doch sein Blick blieb seltsam distanziert. „Ja.“
„Herzlichen Glückwunsch.“
„Danke.“ Mit den Fingern fuhr er durch seine kurzen dunklen Locken. „Haben Sie schon zu Abend gegessen?“
„Nein. Ich werde auf dem Nachhauseweg eine Kleinigkeit einkaufen.“ Tara wandte sich um und nahm ihr Jackett vom Haken.
Während sie das tat, stellte sie entsetzt fest, dass ihr weißes T-Shirt, das unter dem Jackett so perfekt als Arbeitsoutfit funktionierte, ohne die Jacke viel zu durchsichtig war. Als sie an sich heruntersah, konnte sie den Schatten ihrer aufgerichteten Knospen erkennen. Diese Tatsache war Angelo wohl kaum entgangen.
„Essen Sie mit mir.“ Seine Stimme verriet keine Regung, doch gab er auch nicht vor, die ihm gebotene Aussicht zu ignorieren. Sein Blick wanderte von ihren Brüsten zu ihrem Gesicht. „Also?“
Um dem Kribbeln, das ihren Körper fest im Griff zu haben schien, ein Ende zu setzen, zog sie mit einer resoluten Geste ihr Jackett an. Dann, vor lauter Panik über die verlockende Einladung und aus Scham über die Reaktionen ihres Körpers, sprach sie die erste Entschuldigung aus, die ihr in den Sinn kam. „Ich bin wirklich nicht so hungrig.“
Das Grummeln ihres Magens überführte sie sofort als Lügnerin. Verlegen biss sie sich auf die Lippe.
„Sind Sie sich sicher?“
„Nun …“
„Schauen Sie, Tara. Ich möchte nur in Ihrer Gesellschaft zu Abend essen. Hören Sie auf, sich Sorgen zu machen. Ich werde nicht über Sie herfallen.“
Das war das zweite Mal, dass er sie von der Redlichkeit seiner Absichten überzeugte. Langsam beschlich sie das Gefühl, dass nicht er es war, um den sie sich Sorgen machen musste.
„Es gibt doch bestimmt noch andere weibliche Bekanntschaften, die Sie anrufen können.“ Den zynischen Unterton in ihrer Stimme hatte sie nicht verhindern können.
„Es wird Sie überraschen, aber ich habe Frauen mit Dollarzeichen in den Augen nie sehr geschätzt.“
„Als ob Frauen nur an Ihrem Geld interessiert wären.“
„Ist das ein Kompliment?“
„Ja.“ Tara hasste Lügen und Ausflüchte, vor allem, weil Steve Randall sie so spektakulär belogen hatte.
„Wenn Sie mich attraktiv finden, warum essen Sie dann nicht mit mir?“
„Weil Sie sind, wer Sie sind, und ich ich bin.“
„Sie meinen die Tycoon-und-Angestellte-Sache?“, fragte er mit charmantem Witz.
Sie musste lächeln. „Ja, diese Sache.“
„Warum tun wir nicht einfach so, als würde ein ungebundener Mann die Gesellschaft einer Frau, die er sehr bewundert, zum Dinner schätzen?“
Er bewunderte sie? Sehr? Steve hatte immer nur ihre Schönheit und sexuelle Unerfahrenheit interessiert; ihren Intellekt hatte er nie wahrgenommen.
„In Ordnung. Aber nichts Ausgefallenes. Es ist schon spät.“
„Machen Sie einen Vorschlag.“
Sie führte ihn in ein Restaurant, das zu einer Kette gehörte, die für ihren schnellen und freundlichen Service bekannt war. Anscheinend legte Angelo keinen Wert darauf, nur in den besten Restaurants zu essen.
Das gefiel ihr, und sie sagte es ihm.
Er zuckte mit den Schultern. „Wenn man die Freiheit und die finanziellen Möglichkeiten besitzt, überall essen gehen zu können, warum sollte man sich dann selbst Beschränkungen auferlegen? Mein Dad liebte es, in diesen Restaurants zu essen. Als ich klein war, sind wir oft in eines davon gegangen.“
„Wo sind Sie aufgewachsen?“
„Seattle.“
„Und ich dachte immer, alle Milliardäre kommen aus New York.“
„Ich besitze dort ein Apartment“, erwiderte er lachend. „Genügt das?“
„Das kommt darauf an … bezeichnen Sie New York als Ihr Zuhause?“
„Ich reise sehr viel. Mein Haus in Palermo kommt einem Zuhause wohl am nächsten.“
„Sie sprechen Italienisch?“
„Fließend.“
„Oh … Ich habe Französisch auf der Highschool gelernt. Aber Zahlen haben mich schon immer mehr interessiert als Sprachen.“
„Meine Mutter hat immer Italienisch mit mir gesprochen. Und einen Teil des Jahres haben wir immer in Sizilien bei ihrer Familie verbracht.“
„Warum sprechen Sie in der Vergangenheit? Lebt Ihre Mutter nicht mehr?“
„Sie und mein Vater sind innerhalb von zwei Jahren nacheinander gestorben.“
„Ich habe von dieser Art Seelenverwandtschaft gehört … der eine kann nicht ohne den anderen leben.“ Insgeheim hatte sie immer daran gezweifelt, ob zwei Menschen sich wirklich so sehr brauchten.
Für einen winzigen Moment schien Schmerz in seinen Augen aufzuflackern, doch sofort war seine Miene wieder unlesbar.
„Sie haben einander sehr geliebt.“ Er sagte es so kalt, als seien ihm die Gefühle seiner Eltern völlig gleichgültig.
„Ihr Tod muss Sie sehr getroffen haben.“
„Ich habe es überlebt.“
Sie nickte. Natürlich hatte er das, aber für eine Sekunde fragte sie sich, wie hoch der Preis gewesen sein musste, dass er heute so distanziert davon erzählen konnte.
„Mein Vater hat die Familie verlassen, als ich zwei Jahre alt war“, brach sie schließlich das Schweigen. „Er kannte die Bedeutung von Seelenverwandtschaft nicht.“ Oder von Treue. Oder von Liebe.
„Hat Ihre Mutter wieder geheiratet?“
„Nach langer Zeit, ja. Vorher gab es einige Onkel, die uns aber alle schnell wieder verließen. Und dann kam glücklicherweise Darren Colby.“
„Das klingt nicht gerade nach einer idealen Kindheit.“
„So kann man es auch ausdrücken.“ Sie lachte und war innerlich entsetzt, dass sie so viel von sich einem Mann preisgab, der ihr vollkommen gleichgültig sein sollte.
Gestern Abend war dasselbe passiert. Die Mauer, die zwischen ihr und ihren Mitmenschen normalerweise existierte, schien in seiner Gegenwart in sich zusammenzufallen. Es war zwar seltsam, aber sie konnte nichts dagegen tun. Gott sei Dank würde er nicht mehr lange in Portland sein.
„Ihre Mutter muss einen schlechten Männergeschmack gehabt haben.“
„Das kommt auf die Sichtweise an. Sie fühlt sich zu starken, mächtigen Männern hingezogen. Männern wie Sie.“
„Wenn es so viele männliche Bezugspersonen in Ihrer Kindheit gegeben hat, müssen sich die Männer doch auch zu ihr hingezogen gefühlt haben.“
„Zumindest für eine kleine Weile. Sie war wunderschön.“
„Sie sagen das, als sei Schönheit ein Fluch.“
„Keiner der Männer hätte ihr auch nur eine Sekunde seiner Aufmerksamkeit geschenkt, wenn sie hässlich gewesen wäre.“
„Und vielleicht wären Sie Steve Randall gar nicht aufgefallen, wenn Sie nicht genauso hübsch wären?“
„Ich möchte nicht über ihn sprechen.“
„Aber er ist der Grund, warum Sie meine Freundschaft ablehnen.“
„Das habe ich nie gesagt.“
„Wollen Sie es abstreiten?“
„Nein.“
„Der Mann, der Ihre Mutter schließlich geheiratet hat …“
„Darren würde Mom auch lieben, wenn sie fünfzig Kilo Übergewicht und ein Doppelkinn hätte.“
„Das scheint ja ein wirklich anständiger Mann zu sein, aber am Anfang ist doch auch ihm bestimmt ihre Schönheit aufgefallen?“
„Wahrscheinlich.“
„Dann ist gutes Aussehen nicht immer ein Fluch?“
„Nein, aber andererseits gibt es auf der Welt nicht viele Männer wie Darren.“
„Vielleicht gibt es mehr, als Sie denken.“
Wollte Angelo, dass sie ihn für einen davon hielt? Die Aussicht, dass das stimmte, erschreckte sie mehr als ihr Wunsch, es herauszufinden.
In den nächsten Tagen hatte Tara immer wieder das Gefühl, dass Angelo versuchte, ihr genau diese Tatsache zu beweisen.
Und gegen ihren Willen musste sie auch feststellen, dass sie sich mehr und mehr zu ihrem Chef hingezogen fühlte. Er war charmant und liebenswürdig zu allen. Danette erlitt beinahe einen Schwächeanfall, als er ihre Einladung zu einem zwanglosen Barbecue am Donnerstagabend akzeptierte.
Hinter ihrer vorlauten Fassade war Danette recht schüchtern, und diese Party war das erste größere Ereignis, bei dem sie als Gastgeberin fungieren würde. Denn das Fest sollte im Garten ihres neuen Apartments stattfinden.
„Und denk nicht mal daran, nicht zu kommen, nur weil du jetzt weißt, dass er da sein wird“, drohte Danette, nur Sekunden nachdem Angelo ihr Büro verlassen hatte.
„Ich habe dir gesagt, dass ich nicht mit einem zweiten Steve Randall enden will.“
„Meine Güte, Tara! Bist du blind? Angelo ist zehn Jahre jünger als dieser Mistkerl. Außerdem sind die beiden so unterschiedlich, sie könnten verschiedenen Spezies angehören.“
„Ach, wirklich? Worin unterscheiden sie sich?“
„Steve Randall hat sein Imperium aufgebaut, indem er andere Menschen ausgenutzt hat.“
Diese Information hätte Tara nur zu gerne besessen, bevor sie sich auf ihn eingelassen hatte.
„Angelo kauft und saniert Firmen. Er hat seinen Reichtum und seinen Status verdient, nicht gestohlen. Und er ist kein Schürzenjäger.“
„Wirklich?“
„Ja. Ich habe meinen Freund Ray gebeten, im Archiv der Zeitung für mich zu recherchieren. Seit zwei Jahren hat Angelo keine feste Freundin mehr, auch keine Affären mit verheirateten Frauen.“
„Als ob Ray das mit Bestimmtheit wüsste.“
„Angelos Leben ist immer eine Schlagzeile wert. Wäre er zweimal mit derselben Frau ausgegangen, hätten wir es in der Zeitung lesen können.“
„Mit Geld kann man sich auch das Schweigen der Journalisten erkaufen.“
„Steve Randall ist auch reich. Trotzdem stehen seine Affären in den Klatschspalten.“
„Vielleicht ist es ihm egal.“
„Warum glaubst du, dass es bei Angelo anders ist?“
„Okay, eins zu null für dich. Wahrscheinlich ist er kein Schürzenjäger.“ Rasch wechselte sie das Thema. „Kommt Ray auch zum Barbecue?“
„Sicher. Er bringt seine Kamera mit und macht Bilder für mein Fotoalbum.“ Danette lächelte versonnen. „Es passiert nicht alle Tage, dass ein gut aussehender Multimillionär in deinem Garten gegrilltes Steak isst.“
Tara musste lachen. „Du bist einfach unverbesserlich.“
Auch ihre Freundin grinste jetzt.
„Also, ist das etwas Ernstes mit dir und Ray?“
„Ich glaube schon. Zumindest für mich. Er hat noch nicht gesagt, dass er mich liebt, aber er verbringt seine gesamte Freizeit mit mir.“
„Das ist ein sehr gutes Zeichen.“
„Ich hoffe es.“
Wenn das stimmte … was sagte das über sie und Angelo? Sie waren kein Liebespaar, aber es gelang ihm definitiv, den größten Teil ihrer Freizeit für sich zu beanspruchen.
Am Donnerstag war das Wetter heiter und freundlich, die Sonne in Oregon schien von einem wolkenlosen Himmel herab. Auf dem Weg von der Straßenbahnhaltestelle zum Büro umspielte ein kleines Lächeln Taras Lippen. Es war ein schöner Tag, um am Leben zu sein.
Eine starke männliche Hand legte sich auf ihre Schulter, als sie gerade das Gebäude betreten wollte. „Sie sehen glücklich aus.“
Immer noch lächelnd drehte sie sich zu Angelo um. Ausnahmsweise freute sie sich über die körperlichen Reaktionen, die dieser Mann bei ihr auslöste. „Ich genieße den Sonnenschein.“
„Es ist ein großartiger Tag für das Barbecue Ihrer Freundin.“
„Ja, das ist es. Danette wird froh sein.“
„Da wir gerade davon sprechen, soll ich Sie auf dem Weg dorthin mitnehmen?“
„Ich …“ Sie würden beide die Party besuchen, und eine gemeinsame Autofahrt würde schon keinen größeren Schaden anrichten. Immerhin war sie schon zweimal in seinem Wagen mitgefahren und beide Male unbeschadet ausgestiegen. „Sicher, warum nicht?“
In dem Augenblick, in dem er kurz mit den Fingerspitzen ihren Nacken berührte, setzte jedes bewusste Denken in ihr aus.
„Ich freue mich, bis später“, verabschiedete er sich.
Tara blickte ihm nach, wie er das Gebäude betrat. Unbeschadet war vielleicht nicht das richtige Wort, um ihre Zukunft zu beschreiben, wenn sie kurz davor war, sich ein zweites Mal in einen Tycoon zu verlieben.
Das Telefon klingelte Sturm, als Tara um fünf vor halb sechs die Tür zu ihrer Wohnung aufschloss. Sie rannte durch den Flur und nahm den Hörer ab. „Hallo?“
„Hallo … ich wollte nur sichergehen, dass du dir etwas Vernünftiges anziehst. Immerhin wird ja unser großer Chef kommen.“
Danette.
„Du rufst mich an, um mich nach meinem Outfit für dein zwangloses Grillfest zu fragen? Hast du nichts Besseres zu tun?“
„Stimmt … es ist zwanglos, und das bedeutet Shorts und T-Shirt. Komm ja nicht in deinen legeren, aber eigentlich für das Büro bestimmten Kleidern.“
Tara schnitt eine Grimasse. „Was macht das für einen Unterschied?“
„Nun, das ist eine interessante Frage. Es sollte keinen Unterschied machen … für dich. Ich meine, wenn du wirklich nicht am Chef interessiert bist, dann sollte es dir auch nichts ausmachen, ein bisschen Haut zu zeigen.“
Bei der Vorstellung, in Angelos Nähe eine kurze Hüfthose und ein knappes T-Shirt zu tragen, das bei jeder Bewegung ihren nackten Bauch hervorblitzen ließ, durchströmte Hitze ihren Körper …, und zwar nicht aus Verlegenheit.
„Komm schon“, fügte Danette hinzu, „es sind über dreißig Grad. Denk doch mal praktisch.“
„Na gut, ich werde nicht in Rock und Strumpfhose kommen.“
„Prima. Und vergiss deinen Badeanzug nicht.“
In der Wohnanlage befand sich neben dem Garten, in dem Danette ihr Barbecue veranstalten wollte, auch ein großer Pool, den alle Bewohner nutzen durften. Tara liebte es, dort ihre Bahnen zu ziehen. Aber wenn der Gedanke, in Angelos Gegenwart Shorts zu tragen, sie nervös machte, wie würde sie sich dann erst in einem Badeanzug fühlen? „Ich werde nicht schwimmen.“
„Oh, bitte … habe ich schon erwähnt, wie warm es draußen ist? Natürlich kann ich dir bei Bedarf auch einen meiner Badeanzüge leihen.“
Da sich Tara an die Vorliebe ihrer Freundin für winzige Bikinis erinnerte, gab sie auf und beschloss, ihren eigenen Badeanzug einzupacken.
Nur für alle Fälle.
Mit einer Vorfreude, wie er sie seit Jahren wegen einer Verabredung nicht mehr empfunden hatte, klingelte Angelo an Taras Haustür. Tara Peters war nicht nur genauso schön wie auf den Fotos, sie war auch eine interessante Frau. Er konnte gut verstehen, warum Randall von ihr fasziniert war.
Dass Angelo selbst sie mittlerweile begehrte, ließ seine Rache an dem anderen Mann noch süßer erscheinen.
Als sie die Haustür öffnete, stockte ihm der Atem, und alle klaren Gedanken verschwammen zu der einen Fantasie, sie zurück in ihr Apartment zu drängen und ihr die Kleider vom Leib zu reißen.
In den Jeansshorts wirkten ihre goldbraunen Beine endlos. Und das zitronengelbe T-Shirt war ein Hingucker der besonderen Art: Trotz des BHs zeichneten sich ihre Knospen deutlich darunter ab.
Erst als Tara in einer schützenden Geste die Arme vor der Brust verschränkte, kam ihm zu Bewusstsein, dass er sie wie ein Teenager bei seiner ersten verbotenen Stripteasevorstellung anstarrte.
Mühsam wandte er den Blick ab und sah ihr ins Gesicht. Sie hatte die Haare zu einem einfachen Pferdeschwanz gebunden und immer noch kein Make-up aufgelegt. „Sie sehen aus, als seien Sie achtzehn.“
Wie eine verdammt sexy Achtzehnjährige. Angelo war froh zu wissen, dass sie vierundzwanzig war und er sich nicht wie ein alternder Lüstling fühlen musste.
„Und Sie sehen überhaupt nicht wie ein Tycoon aus“, spottete sie scharfsinnig.
Er lehnte sich gegen den Türrahmen und beobachtete neugierig, wie sie einen Schritt zurücktrat, als sei ihr seine Gegenwart unangenehm. „Wollen Sie mir sagen, dass meine Anzüge alles sind, was mich vom Durchschnitt abhebt?“
Sie lachte hell auf und schüttelte den Kopf. „Sie werden nie wie ein gewöhnlicher Typ aussehen. Wissen Sie, die meisten Männer bei dem Barbecue werden weder Armani T-Shirts noch Shorts von Ralph Lauren tragen.“
Angelo hob eine Augenbraue.
„Ich war Model. Designer zu identifizieren war Teil meines Jobs.“
„Über solche Talente verfüge ich nicht.“
Ihr Blick sagte ihm, dass sie ihm nicht glaubte. Beinahe hätte er gelächelt. Denn tatsächlich wussten die Männer in seiner Welt meist bestens über Frauenmode Bescheid – und sei es nur, um leichter ein Geschenk auswählen zu können, mit dem sie einen bestimmten Frauentypus am leichtesten beeindrucken konnten.
Diese Art Frauen hatte ihn nie interessiert.
„Sind Sie fertig?“, fragte er.
Tara nickte und griff nach ihrer Tasche. Sie wartete, dass er einen Schritt zurücktrat, doch er blieb einfach stehen. Vorsichtig ging sie um ihn herum, als hätte sie Angst, ihn zu berühren – gleichzeitig darauf bedacht, sich nichts anmerken zu lassen. Er atmete ihren Duft ein, ließ zu, dass sich seine Sinne kurz berauschten, bevor er ihr Platz machte, damit sie die Tür abschließen konnte.
Dann führte er sie zu seinem Wagen, half ihr beim Einsteigen und suchte unablässig ihre Nähe, indem er ihren Sicherheitsgurt richtete. Als er sich schließlich aufrichtete und die Wagentür schloss, ging ihr Atem flach, und in ihren Augen schimmerte eine unterdrückte Sehnsucht.
Gut, dachte er. Sie begehrte ihn, und es würde nicht mehr lange dauern, bis er sie erobert hatte. Dieser Gedanke verschaffte ihm ein kaltes Gefühl von Befriedigung. Seine Rache an dem Mann, der Menschen benutzte und dann wie Abfall wegwarf, war nahe. Doch anders als Steve war Angelo sich nicht sicher, ob er Tara wieder gehen lassen würde, nachdem er sie besessen hatte.
Und vielleicht war das überhaupt das Beste an seiner Vergeltung.
„Wie viele Bilder brauchst du für dein Album?“, wollte Tara von Danette wissen, als deren Freund ein weiteres Mal auf den Auslöser drückte.
Auch Angelo gefiel nicht besonders, wie Ray Tara in Beschlag nahm. Er stand etwas abseits von der Gruppe und war kurz davor, seinen Unmut über das aufdringliche Verhalten des Hobbyfotografen laut zu äußern.
„Man kann nie zu viele Fotos haben“, antwortete die Gastgeberin schulterzuckend. „Und selbst du musst zugeben, dass du auch ohne Make-up ausgesprochen fotogen bist.“
Dieser Einschätzung musste Angelo durchaus zustimmen.
Aber Tara verzog das Gesicht. „Ich verfluche den Tag, an dem du Fotoalben zu deinem Hobby erkoren hast.“
„Nicht alle hier sind so auf die Arbeit fixiert, dass sie nichts anderes interessiert.“
„Ich interessiere mich für eine Menge Dinge.“
„Zum Beispiel?“
„Einmal die Woche helfe ich in einem Jugendclub aus.“
Davon hatte nichts im Dossier gestanden, dachte Angelo. „Sie arbeiten mit Kindern?“, fragte er deshalb nach.
Sie wandte sich zu ihm um, ihre Miene spiegelte eine Mischung aus Überraschung und Verlegenheit wider. „Ich habe nicht gewusst, dass Sie hinter mir stehen.“
Angelo reichte ihr ein Glas eisgekühlten Heidelbeersaft. „Ihr Drink, wie versprochen.“
Er hatte sich um Kleinigkeiten gekümmert, wie ihr etwas zu trinken zu holen, und sie schien nicht zu wissen, wie sie damit umgehen sollte. Offensichtlich hatte sich der andere Mann in ihrem Leben nicht so aufmerksam um sie gekümmert. Doch Angelo wusste, dass verwöhnen und verführen Hand in Hand gingen.
„Vielen Dank“, sagte sie lächelnd.
Links von ihr ertönte das Klicken der Kamera; Tara fuhr herum. „Das stört!“
Ray besaß immerhin den Anstand, betreten zu gucken. „Entschuldigung. Fotografieren ist mein neues Hobby.“
Tara seufzte nachdrücklich. „Du und Danette und euer Hobby. Könntest du wohl jetzt eine Pause einlegen?“
„Sicher.“
„Ich hätte gerne Abzüge von den Bildern. Ist das möglich?“
„Sie wollen Fotos von dem Barbecue?“, fragte Tara, ihre Stimme vor Überraschung hoch und dünn.
„Nicht wirklich, nur von ein oder zwei Gästen.“ Er bedachte sie mit einem vielsagenden Blick.
„Wenn Sie ein Bild von mir haben wollen … ich habe eine ganze Kiste voll und kann nichts mehr damit anfangen.“ Sie hatte einen Scherz machen wollen, doch Angelo lächelte nicht.
„Die würde ich mir gerne ansehen. Vielleicht, wenn ich Sie zurück nach Hause bringe?“
Sie öffnete den Mund, aber kein Laut kam über ihre Lippen.
„Wenn Sie Tara dazu bringen, Ihnen ihre Fotos zu zeigen, sind Sie weiter gekommen als alle anderen. Für ein ehemaliges Topmodel ist sie ausgesprochen schüchtern“, meinte Ray leicht verärgert.
Danette knuffte ihren Freund in die Schulter, ihre Augen blitzten schelmisch. „Dich sollten meine Babyfotos interessieren, nicht die alten Fotoshootings meiner besten Freundin.“
Ray grinste und zuckte mit den Schultern. Als Angelo ihn stirnrunzelnd ansah, verschwand sein Grinsen.
„Werden Sie schwimmen gehen?“, wechselte Danette rasch das Thema und warf ihrem Chef einen entschuldigenden Blick zu.
Die Aussicht, Tara im Badeanzug zu Gesicht zu bekommen, versetzte seine Hormone in wilde Aufruhr. „Gerne.“
„Gut.“ Sie wandte sich an Tara. „Was ist mit dir?“
„Diesmal nicht.“
„Komm schon. Es ist so heiß, und ich weiß genau, dass du deinen Badeanzug mitgebracht hast.“
„Wenn Sie nicht schwimmen möchten, lassen wir es“, warf Angelo ein und stellte damit gleichzeitig klar, dass sie die Party seiner Meinung nach als Paar besuchten.
„Sie müssen nicht verzichten, nur weil ich keine Lust habe.“
„Das ist doch nicht schlimm.“
Mit einem sehnsuchtsvollen Ausdruck in den Augen betrachtete Tara das glitzernde Wasser. Unbemerkt trat Angelo näher zu ihr. Erst als er ihr eine Hand auf die Schulter legte, sah sie auf, und ihre Blicke trafen sich.
„Sind Sie sicher, dass Sie nicht schwimmen möchten?“
„Ich …“
„Wovor haben Sie Angst, Tara?“
Sie befeuchtete ihre Lippen, seufzte leise und senkte den Kopf. „Vor Ihnen.“
Diese Offenheit hatte er nicht erwartet. „Ich verspreche, Sie nicht unterzutauchen“, scherzte er.
„Das ist es nicht, wovor ich mich fürchte, und ich denke, Sie wissen das.“ Taras Stimme war nur noch ein Flüstern, sodass Danette und Ray, die gerade über den richtigen Zeitpunkt, mit dem Grillen zu beginnen, diskutierten, sie nicht hören konnten.
„Im Leben muss man ein paar Risiken eingehen.“
„Das habe ich bereits zur Genüge getan.“
„Aber noch nicht mit mir.“
„Warum sollte es mit Ihnen anders sein?“
„Weil ich anders bin.“
Auf eine Art hatte er ihr genau das bereits bewiesen. Andere Männer hätten ihr Zögern, schwimmen zu gehen, als zickiges Getue bezeichnet. Angelo erkannte, was die Entscheidung für sie bedeutete: ihn entweder abzuweisen oder ihn ein bisschen näher an sich herankommen zu lassen.
Vielleicht, dachte sie, ist es nach zwei Jahren an der Zeit, ein kleines Risiko einzugehen.
„Gehen wir schwimmen.“
Er nickte, sein Gesichtsausdruck war nun genauso ernst wie ihrer. „Okay.“
Da ihr marineblauer Badeanzug ziemlich konservativ war, hatte Tara kein Handtuch um die Hüften geschlungen. Er bedeckte ungefähr genauso viel wie ihre vorherige Garderobe, schmiegte sich aber wie eine zweite Haut an alle Kurven ihres Körpers an. Angelo gefiel ganz offensichtlich, was er sah, denn unverhohlene Bewunderung lag in seinem Blick.
Kaum war sie nahe genug bei ihm, legte er seine Hand zwischen ihre Schulterblätter und geleitete sie zum Pool. „Netter Badeanzug.“
„Danke.“
„Der Körper darunter ist fantastisch.“
Tara versteifte sich, mit diesem Kommentar hatte sie nicht gerechnet.
„Erzählen Sie mir nicht, dass Sie nicht wissen, wie großartig Ihre Figur ist. Sie sind seit Jahren Model.“
„Ich war Model.“
„Nun, diese Tatsache sollte Sie nicht daran hindern, sich Ihrer eigenen Schönheit bewusst zu sein.“
„Schönheit bedeutet im großen Plan des Lebens nicht viel.“ Und ihrer Meinung nach störte sie sogar häufig.
„Kombiniert mit Intellekt und Leidenschaft, erhält man eine recht leistungsfähige Persönlichkeit.“
„Die wenigsten Männer interessieren sich dafür, was unter der Oberfläche liegt.“
„Ich bin anders.“
„Ich habe verstanden, dass Sie mich das glauben lassen wollen.“
Angelo führte sie am Pool entlang und weiter durch eine Glastür in das Gebäude, das die Hälfte des riesigen Swimmingpools beherbergte. Da der Tag heiß und sonnig war, hielt sich niemand sonst in dem überdachten Bereich auf. Die Illusion der vollkommenen Abgeschiedenheit steigerte Taras Bewusstsein seiner Gegenwart.
An einer Ecke des Beckens blieb er stehen und sah sie an. Die Intensität seines Blickes ließ sie alles um sich herum vergessen. „Sie schenken niemandem leichtfertig Ihr Vertrauen, nicht wahr?“
„Ich wäre eine Närrin, wenn ich das nach meiner Kindheit und meiner Affäre mit Steve noch tun würde.“
„Eine Närrin sind Sie nicht, nur blind.“
Sie öffnete den Mund, um zu widersprechen. Aber er legte einen Finger auf ihre Lippen. Mühsam gelang es Tara, sich zu beherrschen und nicht seine Hand zu küssen, nicht seine Haut zu schmecken.
„Du beurteilst alles nach deiner Vergangenheit. Aber ich stamme nicht aus deiner Vergangenheit. Ich bin genau hier, hier und jetzt, und ich will, dass du mich ansiehst.“
Tara ergriff sein Handgelenk. Die einfache Berührung fühlte sich so gut, so richtig an.
Ihre Blicke trafen sich.
„Gut.“ Er beugte sich vor, bis seine Lippen nur noch Millimeter von den ihren entfernt waren. „So sollte es sein.“
„Manchmal bist du unglaublich arrogant.“ Wie selbstverständlich hatte auch sie begonnen, ihn zu duzen.
„Ich würde dich zu Tode langweilen, wenn es nicht so wäre.“
Hatte er recht? Begehrte sie denselben Typ Mann, auf den ihre Mutter immer hereingefallen war? Tief in ihrem Inneren hatte sie es immer gewusst. Und aus diesem Grund hatte sie sich von allen Männern ferngehalten. Sie hatte ihrem eigenen Urteilsvermögen nicht vertraut.
Konnte sie das dieses Mal?
„Ich werde dich jetzt küssen.“
Angelo wartete, beobachtete sie geduldig und gab ihr Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Aber das konnte sie nicht, sie wollte ihn, wollte nur noch seinen Kuss. Sie musste wissen, ob sie sich ihre Gefühle nur einbildete oder ob dieser Mann wirklich ihr Seelenverwandter war.
Und dann küsste er sie.
Vorsichtig.
Langsam.
Lange.
Er war nicht fordernd, drängte nicht nach mehr. Alles, was er tat, war, ihr sein Wesen zu offenbaren und in ihrem Bewusstsein fest zu verankern.
„Bereit, schwimmen zu gehen?“
Sein Kuss hatte sie so weit von der Wirklichkeit entfernt, dass sie seine Frage zunächst überhaupt nicht verstand. Erst dann fiel es ihr wieder ein: Sie waren auf Danettes Grillfest und mitnichten allein.
Als sie sich umsah, stellte sie erleichtert fest, dass der Platz, an dem sie standen, von außen kaum einsehbar war – trotz der gläsernen Tür. Ray mit seiner nervigen Kamera schien der Einzige zu sein, der ihnen zugesehen hatte; er trug eine selbstgefällige Miene zur Schau.