Just Keep Buying - Nick Maggiulli - E-Book

Just Keep Buying E-Book

Nick Maggiulli

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Beschreibung

Wenn es um das eigene Geld geht, stellen sich viele Fragen: Wie kann man am effektivsten sparen? Wie hält man das Risiko beim Investieren gering? Wie geht man verantwortungsvoll mit seinem Geld um? Leider beruhen viele Antworten der Finanzindustrie auf Überzeugungen und Vermutungen und nicht auf Daten und Beweisen – bis jetzt. In Just Keep Buying rechnet der beliebte Finanzblogger Nick Maggiulli die wichtigsten Fragen zu persönlichen Finanzen und Investitionen durch und zeigt bewährte Wege auf, um sofort mit dem Aufbau eines Vermögens zu beginnen. So erfahren Sie, warum Sie weniger sparen müssen, als Sie denken, und warum es keine gute Idee ist, sein Geld zu sparen, um während Markttiefs zu kaufen. Maggiulli zeigt Ihnen auch, wie Sie einen Crash überleben (und sogar davon profitieren können) und vieles mehr. Mit den vorgestellten Strategien machen Sie mehr aus Ihrem Geld und mehr aus Ihrem Leben. Just Keep Buying – einfach weiter kaufen – ist der Weg zur finanziellen Unabhängigkeit.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 279

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NICK MAGGIULLI

JUST KEEP BUYING

NICK MAGGIULLI

JUST KEEP BUYING

DER EINFACHE WEG, GELD ZU SPAREN UND EIN VERMÖGEN AUFZUBAUEN

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

Wichtiger Hinweis

Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.

1. Auflage 2023

© 2023 by FinanzBuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Copyright © Nick Maggiulli 2022

Originally published in the UK by Harriman House Ltd in 2022, www.harriman-house.com.

Die englische Ausgabe erschien 2022 bei Harriman House Ltd unter dem Titel Just keep buying.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Die im Buch veröffentlichten Ratschläge wurden von Verfasser und Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann jedoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfassers beziehungsweise des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.

Übersetzung: Martin Bauer

Redaktion: Petra Sparrer

Korrektorat: Manuela Kahle

Umschlaggestaltung: Karina Braun, München, in Anlehnung an das Cover der Originalausgabe von Christopher Parker

Umschlagabbildung: © Harriman House Ltd.

Satz: ZeroSoft, Timisoara

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-95972-646-7

ISBN E-Book (PDF) 978-3-98609-224-5

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-98609-225-2

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de.

Inhalt

Wie dieses Buch zu lesen ist

Einleitung

Kapitel 1 Wo fangen Sie an?

I. Sparen

Kapitel 2 Wie viel sollten Sie sparen?

Kapitel 3 Wie Sie mehr sparen

Kapitel 4 Wie Sie ohne Schuldgefühle Geld ausgeben

Kapitel 5 Wie viel schleichende Erhöhung des Lebensstandards ist okay?

Kapitel 6 Sollten Sie jemals Schulden aufnehmen?

Kapitel 7 Mieten oder kaufen?

Kapitel 8 Wie Sie Geld für größere Anschaffungen ansparen

Kapitel 9 Wann dürfen Sie sich zur Ruhe setzen?

II. Investieren

Kapitel 10 Warum sollten Sie überhaupt investieren?

Kapitel 11 In was sollten Sie investieren?

Kapitel 12 Warum Sie nicht in einzelne Aktien investieren sollten

Kapitel 13 Wie bald sollten Sie investieren?

Kapitel 14 Warum Sie nicht auf Tiefstkurse warten sollten

Kapitel 15 Warum der Investitionserfolg vom Glück abhängt

Kapitel 16 Warum Sie Volatilität nicht fürchten müssen

Kapitel 17 Wie Sie Krisenzeiten nutzen

Kapitel 18 Wann sollten Sie verkaufen?

Kapitel 19 Warum Sie sich niemals reich fühlen werden

Kapitel 20 Ihr wichtigstes Vermögen

Zusammenfassung: Die Just Keep Buying-Regeln

Danksagung

Anmerkungen

Wie dieses Buch zu lesen ist

Ich habe dieses Buch so geschrieben, dass es Sie möglichst wenig Zeit kostet. Sie können es von vorne bis hinten durchlesen, vielleicht finden Sie es aber auch nützlicher, gleich zu dem Kapitel zu springen, das am besten zu Ihrer aktuellen Situation als Anleger passt.

Dieses Buch besteht aus zwei Teilen – Sparen und Investieren. Der Teil Sparen behandelt alles rund um das Zurücklegen von Geld, darunter: Wie viel Sie sparen sollten, wie Sie mehr sparen können, wie Sie Ihr Geld ohne Schuldgefühle ausgeben und so weiter. Der Teil Investieren beleuchtet die vielen Facetten, wie Sie Ihr Geld für sich arbeiten lassen können, darunter: Warum Sie investieren sollten, in was Sie investieren sollten, wie oft Sie investieren sollten und vieles mehr.

Ich habe das Buch so aufgebaut, dass Sie alle benötigten Informationen schnell finden und umsetzen können. Wenn Sie keine Beratung brauchen, wie Sie mehr Geld sparen können, dürfen Sie das Kapitel gern überspringen. Glauben Sie mir, das macht mir nichts aus. Mir ist es lieber, Sie entdecken beim Durchblättern etwas für sich Wertvolles, als dass Sie es einfach weglegen und gar nicht lesen.

Im Schlussteil finden Sie eine kurze Zusammenfassung der zentralen Ideen und praktischen Tipps.

Einleitung

Mein verstorbener Großvater war süchtig nach Pferdewetten. Als ich noch klein war, gingen wir oft zur Los Angeles County Fair und sahen zu, wie Vollblüter mit Namen wie Magnificent Marks oder Jail Break über die Bahn galoppierten. Ich fand das damals ganz amüsant, doch wie ich später erfuhr, kämpfte mein Großvater sein Leben lang gegen seine Wettleidenschaft an.

Seine Sucht begann mit Pferdewetten, später zockte er am Kartentisch. Blackjack, Baccara, Pai Kao – er spielte absolut alles. Von manchen dieser Spiele hatte ich noch nie gehört, aber mein Großvater kannte sie gut. Und entsprechend mutig setzte er 25 Dollar auf ein Blatt. 50 Dollar. Manchmal 75 Dollar. Erhebliche Summen, um sie beim Kartenspiel zu verzocken.

Dazu muss man wissen, dass mein Großvater damals schon in Rente war – er hatte sich mit 55 zur Ruhe gesetzt – und lebte bei seiner Mutter (meiner Urgroßmutter). Dort wohnte er umsonst und wurde bekocht. Seine Frührentenbezüge beliefen sich auf 1000 Dollar im Monat. Als er sieben Jahre später das reguläre Rentenalter erreichte, kamen weitere 1200 Dollar monatlich hinzu.

Doch obwohl er 2200 Dollar im Monat überwiesen bekam und fast keine Ausgaben hatte, starb er im Mai 2019 ohne jedes Vermögen. Während seines 26-jährigen Ruhestands hatte er alles verzockt.

Was, wenn mein Großvater nur die Hälfte seiner Einnahmen (Geld, das er sonst nur verspielt hätte) in amerikanische Aktien investiert hätte? Was wäre dann passiert?

Er wäre als Millionär gestorben.

Er hätte während seines gesamten Ruhestands sein halbes Einkommen verzocken können und mit der in Aktien investierten anderen Hälfte immer noch ein Vermögen aufbauen können.

Und all das, obwohl ein Großteil seiner Investitionen in eines der schlechtesten Jahrzehnte der US-Aktienmärkte gefallen wäre – 2000 bis 2009. Selbst das hätte nichts ausgemacht. Wenn er nur Monat für Monat die Hälfte seiner Bezüge investiert hätte, hätte mein Großvater den Rest noch immer verzocken und trotzdem ein Vermögen bilden können. Jetzt nehme ich einmal an, dass Sie nicht spielsüchtig sind. Umso leichter sollte es Ihnen fallen, mit dieser Strategie ein Vermögen aufzubauen.

Ich bin eher zufällig über die optimale Anlagestrategie gestolpert, Jahre vor dem Tod meines Großvaters. Sie lässt sich in nur drei Wörtern beschreiben: Just Keep Buying – einfach weiter kaufen. Diese Strategie könnte auch Sie reich machen.

Just Keep Buying.

Dieses Mantra hat mein Leben verändert.

In meiner Kindheit und Jugend hatte ich keine Vorstellung davon, was Vermögen war und wie man es bildet. Ich wusste nicht, dass das Wort Sommer auch als Verb »übersommern« in Analogie zu überwintern verwendet werden kann (»Ich verbringe den Sommer in den Hamptons«). Ich wusste nicht, was Dividenden waren. Meine Güte, die meiste Zeit meines Lebens habe ich geglaubt, Sizzler und Red Lobster seien Nobelrestaurants.

Meine Eltern arbeiteten zwar hart, hatten aber ihr Studium abgebrochen und wussten nichts über Geldanlage. Entsprechend ahnungslos wuchs ich auf. Erst an der Uni verstand ich überhaupt, was eine Aktie war.

Dieses theoretische Wissen über Investitionen half mir aber noch nicht, meine Geldprobleme zu lösen. Zwar hatte ich eine tolle Ausbildung, aber nach dem Studium war meine finanzielle Situation mit Unsicherheit und Stress belastet. Ich hinterfragte so ziemlich jede finanzielle Entscheidung, die ich traf.

In was sollte ich investieren?

Spare ich genug?

Soll ich jetzt einsteigen oder abwarten?

Diese Neurose, wenn es um Geld ging, plagte mich, bis ich Mitte 20 war. In diesem Alter galt ich schließlich als erwachsener Mensch, der eine Karriere beginnen und sein Leben im Griff haben sollte. Doch ich wurde diese leise Stimme im Hinterkopf nicht los. Meine Unsicherheit in finanziellen Fragen verfolgte mich ständig. Also begann ich, alles über Geld und Geldanlage zu lesen, was ich in die Finger bekam. Ich löcherte die Mitglieder von Online-Foren mit Fragen, las jeden Aktionärsbrief von Berkshire Hathaway und wühlte mich durch die Fußnoten obskurer Bücher über Finanzgeschichte. Das half, doch ich zögerte weiter, was ich als Nächstes tun sollte.

Dann beschloss ich Anfang 2017, über persönliche Finanzen und Geldanlage zu bloggen. Ich wollte mich selbst dazu zwingen, diese Dinge zu verstehen. Meinen großen Aha-Moment erlebte ich wenig später, als ich das YouTube-Video »3 Wörter, die mir 3 MILLIONEN ABONENNTEN verschafften« von Casey Neistat sah. Darin beschrieb Neistat, wie er Millionen Menschen für seinen Kanal begeistert hatte, indem er dem Rat seines Mit-YouTubers Roman Atwood gefolgt war: Just. Keep. Uploading. (Einfach. Weiter. Uploaden.) Obwohl es Neistat nicht um Geldanlage ging, sondern um YouTube-Follower erkannte ich die Parallele zu Investitionen und Vermögensbildung sofort.

In den Wochen, bevor ich das Video sah, hatte ich mich mit Analysen des US-Börsenmarkts beschäftigt. Dabei war mir etwas Entscheidendes aufgefallen: Es spielte für den Vermögensaufbau keine Rolle, wann man US-Aktien kaufte. Es reichte, dass man kaufte und immer weiter kaufte. Egal, ob die Kurse gerade hoch oder niedrig waren. Egal, ob am Markt gerade Überschwang oder Depression herrschte. Es kam allein darauf an, immer weiter zu kaufen.

Aus dieser Erkenntnis, verknüpft mit Neistats YouTube-Rat, entstand Just Keep Buying. Diese Strategie kann Wunder für Ihre Finanzen bewirken, wenn Sie es zulassen.

Ich rede hier von regelmäßigen Investitionen in eine diversifizierte Palette von Einkommen generierenden Vermögenswerten. »Einkommen generierend« bedeutet, dass diese Vermögenswerte weit in der Zukunft für Sie ein Einkommen erzeugen, selbst wenn dieses Einkommen nicht direkt an Sie ausbezahlt wird. Zu diesen Assets gehören Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Immobilien und viele andere. Wie Sie im Detail vorgehen, spielt keine entscheidende Rolle, solange Sie der Gesamtstrategie folgen.

Es kommt nicht darauf an, wann man einsteigt, wie viel oder was man kauft – wichtig ist, dass man einfach weiter kauft. Klingt einfach? Ist auch einfach! Machen Sie es sich zur Gewohnheit, ebenso selbstverständlich jeden Monat Geld anzulegen, wie Sie Ihre Miete oder Rate für den Hypothekenkredit bezahlen. Investieren Sie, wie Sie Lebensmittel einkaufen: regelmäßig.

Formal heißt dieser Ansatz Dollar Cost Averaging (DCA; Durchschnittskosteneffekt), bei dem die gleichen Assets kontinuierlich zugekauft werden. Der einzige Unterschied zwischen DCA und Just Keep Buying besteht darin, dass Just Keep Buying über eine eingebaute psychologische Motivation verfügt.

Es handelt sich um einen aggressiven Investitionsansatz, der Ihnen ermöglicht, mühelos Vermögen zu bilden. Stellen Sie sich einen Schneeball vor, der einen Hügel hinunterrollt. Kaufen Sie einfach immer weiter – und sehen Sie zu wie der Schneeball immer größer wird.

Tatsächlich lässt sich Just Keep Buying heute leichter umsetzen als je zuvor.

Warum?

Weil Sie beim Befolgen dieses Rats noch vor zwei Jahrzehnten heftige Transaktionsgebühren hätten zahlen müssen. In den 1990er-Jahren kostete jeder Börsentrade noch 8 Dollar, da wäre sehr schnell einiges an Kosten zusammengekommen.

Aber seitdem hat sich viel getan. Auf vielen größeren Investment-Plattformen ist der Handel inzwischen gratis. Es ist viel leichter geworden, Bruchteile von Aktien zu kaufen und günstig zu diversifizieren. Just Keep Buying hat mehr Vorteile als je zuvor.

Heutzutage können Sie einen einzigen Anteil an einem S&P-Indexfonds kaufen und jeder Beschäftigte der 500 größten Aktiengesellschaften Amerikas arbeitet daran, Sie reicher zu machen.1 Und wenn Sie internationale Indexfonds kaufen, arbeitet sogar (mehr oder weniger) der ganze Rest der Welt für Sie.

Für minimale Summen können Sie einen Anteil am zukünftigen Wirtschaftswachstum der Menschheit erwerben. Dieses Wirtschaftswachstum wird Ihnen ermöglichen, im Verlauf der Jahrzehnte ein Vermögen zu bilden – was ich übrigens nicht einfach so behaupte, sondern mit einer Fülle von Daten belegen kann, die ein Jahrhundert umfassen, unabhängig von der geografischen Lage und Assetklasse.

Natürlich ist Just Keep Buying nur der Startpunkt Ihrer Anlage-Reise. Obwohl der Ansatz ganz einfach ist, werden Sie sich unterwegs sicher viele Fragen stellen. Um sie zu beantworten, habe ich dieses Buch geschrieben.

Im folgenden Text gehe ich auf einige der am häufigsten gestellten Fragen rund um Geld und Investieren ein. Jedes Kapitel widmet sich ausführlich einem Fragenkomplex und liefert konkrete, sofort umsetzbare Ratschläge.

Diese Ratschläge – ganz wichtig – habe ich mir nicht aus den Fingern gesaugt. Sie beruhen auf harten Daten und Fakten. Einige meiner Tipps widersprechen den üblichen Finanztipps – manche mögen in Ihren Ohren regelrecht schockierend klingen.

Unter anderem erkläre ich in diesem Buch,

warum Sie weniger sparen müssen, als Sie glauben,

warum Kreditkartenschulden nicht unbedingt etwas Schlechtes sein müssen,

warum es keine gute Idee ist, Bargeld zu sparen und auf einen guten Einstiegszeitpunkt zu warten,

warum Sie keine einzelnen Aktien kaufen sollten und warum das gar nichts mit der Gefahr von Underperformance zu tun hat, und

warum starke Marktkorrekturen in der Regel Chancen bieten, günstig einzukaufen.

Mein Ziel ist es nicht, kontrovers zu sein, sondern Daten zu nutzen, um nach der Wahrheit zu suchen, wie auch immer diese aussieht.

Letztlich zeigt Just Keep Buying nur bewährte Wege auf, wie man richtig Geld spart und Vermögen bildet. Folgen Sie den hier erläuterten Strategien und Sie werden klüger handeln und reicher leben.

Wir beginnen mit der Frage: »Wo fangen Sie an?« Im ersten Kapitel erörtere ich, ob Sie sich – je nach Ihrer aktuellen finanziellen Situation – aufs Sparen oder Investieren konzentrieren sollten.

Kapitel 1

Wo fangen Sie an?

Warum Sparen etwas für Arme ist und Investieren etwas für Reiche

Mit 23 Jahren glaubte ich, das Rezept zu kennen, wie man möglichst schnell Vermögen bildet: Vermeide unnötige Gebühren, diversifiziere, halte langfristig. Diese Ratschläge hatte ich unzählige Male von legendären Investoren wie Warren Buffett, William Bernstein und dem verstorbenen Jack Bogle gehört. Sie waren zwar nicht falsch, sorgten aber dafür, dass ich mich als Berufseinsteiger bei meiner Finanzplanung auf völlig falsche Dinge konzentrierte.

Obwohl ich damals gerade mal 1000 Dollar fürs Alter zurückgelegt hatte, grübelte ich Hunderte Stunden darüber, wie ich mein Geld im folgenden Jahr anlegen sollte. Ich erstellte Excel-Arbeitsblätter mit Einträgen meines Nettovermögens und der erwarteten Erträge. Täglich überprüfte ich den Stand meines Vermögens. Fast schon neurotisch hinterfragte ich immer wieder, wie ich mein Portfolio zusammensetzen sollte.

Sollte ich 15 Prozent meines Gelds in festverzinslichen Wertpapieren halten? Oder 20 Prozent? Warum nicht 10 Prozent?

In solche Fragen konnte ich mich unendlich verbeißen. Es heißt, Obsessionen seien etwas für junge Leute. Wie wahr!

Während ich mich fast zwanghaft mit meinen Investitionen beschäftigte, verschwendete ich kaum einen Gedanken auf mein Einkommen und meine Ausgaben. Ich ging regelmäßig mit Kollegen essen, kaufte eine Runde Drinks nach der anderen und nahm dann ein Uber nach Hause. In San Francisco, wo ich damals lebte, konnte ich an einem Abend problemlos 100 Dollar ausgeben.

Vergegenwärtigen Sie sich mal, wie närrisch ich mich damals verhielt. Ein investiertes Vermögen von gerade mal 1000 Dollar, wie ich es damals besaß, wirft selbst bei einer Rendite von 10 Prozent mickrige 100 Dollar im Jahr ab – 100 Dollar, die ich an einem einzigen Abend mit Freunden verpulverte. Essen, Drinks, Uber – und schon war der Gesamtertrag meiner Investitionen (eines guten Jahrs) futsch.

Nur auf einen Partyabend in San Francisco zu verzichten, hätte mir genau so viel Geld gebracht wie die Kapitalrendite eines Jahrs. Erkennen Sie, wie völlig verquer meine finanziellen Prioritäten waren? All die Buffetts, Bogles und Bernsteins dieser Welt konnten mir da nicht helfen.

Und vergleichen Sie meine Situation nun mit der eines Menschen, der 10 Millionen Dollar investiert hat. Würde der Wert seines Portfolios nur um 10 Prozent sinken, verlöre er 1 Million Dollar. Glauben Sie, er könnte 1 Million im Jahr sparen? Wohl kaum. Dafür bräuchte er schon ein gewaltiges Einkommen. Folglich muss jemand mit 10 Millionen investierten Dollar viel ausgiebiger über seine Investitionen nachdenken als jemand, der nur 1000 Dollar besitzt.

Sie sehen schon: Es hängt von Ihrer aktuellen finanziellen Situation ab, ob Sie sich aufs Sparen oder Investieren konzentrieren sollten. Solange Sie nicht viel Geld angelegt haben, sollten Sie hauptsächlich darüber nachdenken, wie Sie mehr sparen (und investieren) können. Besitzen Sie hingegen schon ein ansehnliches Portfolio, sollten Sie vorwiegend über die Details Ihres Anlageplans nachdenken.

Einfacher ausgedrückt: Sparen ist für Arme, Investieren für Reiche.

Wobei diese Etiketten natürlich relativ sind. Als Uniabsolvent, der in San Francisco Party machte, war ich nicht absolut arm, sehr wohl aber im Vergleich zu meinem zukünftigen Ich.

Folglich hätte ich mich als armer 23-Jähriger mehr darauf konzentrieren sollen, Karriere zu machen und mehr zu verdienen (und zu sparen), statt mich ständig um mein Portfolio zu sorgen (Investieren ist etwas für Reiche). Fine-Tuning am Portfolio hätte ich immer noch betreiben können, wenn tatsächlich etwas im Sparstrumpf steckte.

Wissen Sie, wo Sie auf dem Sparen-Investieren-Kontinuum, wie ich es nenne, stehen? Falls nein, lässt sich das mit folgender einfacher Rechnung schnell ermitteln.

Überlegen Sie sich zunächst, wie viel Sie nächstes Jahr bequem sparen könnten. Mit »bequem« meine ich, dass es Ihnen nicht weiter schwerfallen sollte, dieses Ziel zu erreichen. Nennen wir das Ihre erwartete Ersparnis. Bei einem Sparziel von 1000 Dollar monatlich würde Ihre erwartete Ersparnis über das Jahr 12.000 Dollar betragen.

Überlegen Sie dann, welche Wertsteigerung Ihres Portfolios (in Dollar) Sie für das nächste Jahr erwarten. Wenn Sie 10.000 Dollar investiert haben und eine Rendite von 10 Prozent erwarten, hoffen Sie auf eine Wertsteigerung um 1000 Dollar. Das nennen wir die erwartete Wertsteigerung Ihrer Investitionen.

Und jetzt vergleichen Sie die zwei Werte. Was ist größer, Ihre erwartete Ersparnis oder Ihre erwartete Wertsteigerung?

Liegt die erwartete Ersparnis höher, sollten Sie sich vornehmlich darauf konzentrieren, mehr zu sparen und so Ihr investiertes Vermögen zu vergrößern. Ist hingegen die erwartete Wertsteigerung größer, sollten Sie der Frage mehr Zeit widmen, wie Sie das bereits vorhandene Vermögen anlegen sollten. Ähneln die beiden Werte sich, sollten Sie beiden Fragen Zeit widmen.

Unabhängig davon, wo Sie sich auf Ihrer finanziellen Reise gerade befinden, sollte sich der Fokus im Verlauf der Zeit von den Ersparnissen zu den Investitionen verschieben. Nehmen wir zur Illustration folgendes Beispiel: Anna arbeitet 40 Jahre lang, spart dabei jährlich 10.000 Dollar an und erwirtschaftet auf ihr Vermögen eine jährliche Rendite von 5 Prozent.

Nach einem Jahr hat sie 10.000 Dollar investiert und darauf 500 Dollar Kapitalerträge bekommen. In dieser Phase ist ihr jährlicher Vermögenszuwachs durch Ersparnis (10.000 Dollar) 20-mal so hoch wie der durch Kapitalerträge (500 Dollar).

Die relative Bedeutung von Ersparnissen und Kapitalerträgen verschiebt sich im Zeitverlauf

Springen wir jetzt 30 Jahre in die Zukunft. Inzwischen verfügt Anna über ein Gesamtvermögen von 623.227 Dollar und wird im nächsten Jahr daraus Erträge von 31.161 Dollar beziehen (bei weiterhin 5 Prozent Rendite). Jetzt macht ihr jährlicher Vermögenszuwachs durch Ersparnisse (10.000 Dollar) weniger als ein Drittel des Vermögenszuwachses durch Kapitalerträge (31.161 Dollar) aus.

Diese Verschiebung veranschaulicht das Diagramm oben.

Wie Sie sehen, sorgt in den ersten Jahrzehnten von Annas Arbeitsleben vor allem die Ersparnis (dunkelgraue Balken) für Vermögenszuwächse. In späteren Jahrzehnten hingegen tragen die Kapitalerträge (hellgraue Balken) deutlich mehr zum jährlichen Vermögenszuwachs bei.

Und zwar erheblich mehr: Am Ende ihres Arbeitslebens stammen fast 70 Prozent ihres Gesamtvermögens aus Kapitalerträgen, nicht aus Ersparnissen. Deswegen spielt auch das Sparen-Investieren-Kontinuum eine so große Rolle bei der Entscheidung, worauf Sie sich am besten konzentrieren.

Ganz am Anfang Ihres Berufslebens ist offenkundig, wo Ihre Aufmerksamkeit die höchste Rendite erzielt: Da Sie nichts zum Investieren haben, müssen Sie das Augenmerk ganz auf das Sparen richten. Und ganz am Ende der Reise ist die Lage ebenso klar: Wenn Sie in Rente sind, nicht mehr arbeiten und folglich auch nicht mehr fürs Alter sparen, müssen Sie sich auf Ihre Investitionen konzentrieren.

Für alle anderen, die sich zwischen diesen beiden Punkten befinden, ist die Frage nicht so leicht zu beantworten. Deswegen hat dieses Buch auch zwei Teile. Im ersten Teil behandle ich das Sparen (den ersten Teil des Sparen-Investieren-Kontinuums), im zweiten das Investieren (den zweiten Teil des Sparen-Investieren-Kontinuums).

Sehen wir uns zunächst an, wie man richtig über das Sparen nachdenkt.

I. Sparen

Kapitel 2

Wie viel sollten Sie sparen?

Vielleicht weniger, als Sie denken

Wenn Sie jemals in den Flüssen des südlichen Alaskas fischen gehen, werden Sie Hunderte Dolly-Varden-Forellen in den klaren Gewässern schwimmen sehen. Was Sie jedoch nicht sehen werden: Besonders viel zu fressen für die Forellen. Zumindest den Großteil des Jahres über. Doch dann kommen im Sommer die Lachse.

Sobald die Forellen auf ihre mit Eiern gefüllte Beute stoßen, verfallen sie in einen Fressrausch und füllen sich die Bäuche bis zum Platzen.

»Sie sind total verrückt nach den Eiern«, sagt Jonny Armstrong, Forscher an der Universität von Wyoming. »Ihre Mägen sind mit Eiern vollgestopft, von Kämpfen mit den Lachsen sind die Fische mitgenommen und zerkratzt.«

Sind die Lachse dann wieder weg, bleiben die meisten Forellen, obwohl es für sie nicht mehr viel zu futtern gibt. »Wenn man die Energiebilanz zieht und die im Wasser verfügbare Menge an Nahrung ermittelt, sieht man schnell, dass es den Forellen eigentlich nicht möglich sein sollte, dort zu überleben«, erklärt Armstrong. »Aber irgendwie schaffen sie es.«

Wie kann das sein? Armstrong und sein Kollege Morgan Bond fanden heraus, dass die Forellen bei Nahrungsmittelknappheit ihren Verdauungstrakt verkleinern, um Energie zu sparen. Wenn die Lachse kommen, wachsen ihre Verdauungsorgane auf das Doppelte ihrer vorherigen Größe.2

In der Biologie nennt man das Phänomen, dass ein Organismus seine Physiologie an die Umgebung anpasst, phänotypische Plastizität. Es hilft nicht nur Pflanzen, Vögeln und Fischen, sich an veränderte Umgebungsbedingungen anzupassen, sondern es kann auch Ihnen helfen zu ermitteln, wie viel Geld Sie sparen sollten.

Das Problem mit gängigen Spar-Tipps

Wenn Sie »Wie viel soll ich sparen?« googeln, bekommen Sie mehr als 38 Millionen Treffer. In den ersten zehn Ergebnissen finden Sie Ratschläge wie:

»Sparen Sie 20 Prozent Ihres Einkommens.«

»Sparen Sie anfangs 10 Prozent Ihres Einkommens, arbeiten Sie sich später auf 20 Prozent und schließlich 30 Prozent hoch.«

»Mit 30 Jahren sollten Sie ein Jahreseinkommen gespart haben, mit 35 zwei Jahreseinkommen und mit 40 drei Jahreseinkommen.«

All diese Ratschläge beruhen auf den gleichen irrigen Annahmen. Erstens gehen sie davon aus, dass Einkommen im Zeitablauf relativ konstant bleiben. Zweitens setzen sie voraus, dass Menschen auf allen Einkommensniveaus in gleicher Höhe sparen können. Dabei hat die Wissenschaft beide Annahmen längst als falsch entlarvt.

Daten aus dem PSID, einer regelmäßigen, landesweit repräsentativen Panelstudie zur Einkommensdynamik in den USA, zeigen, dass die Einkommen heute stärker schwanken als früher. Anhand von Daten ermittelten Forscher zum Beispiel, dass »die geschätzten Trends in der Volatilität von Haushaltseinkommen« für die Zeit zwischen 1968 und 2005 »ein Wachstum von 25 bis 50 Prozent aufweisen«.3

Ein Grund war wohl der Trend zum Doppelverdiener-Haushalt, mit der Folge: Eine typische Familie musste sich nicht mehr nur darum sorgen, dass einer, sondern dass beide ihren Job verlieren.

Zudem hängt die Sparquote vor allem vom persönlichen Einkommen ab, da ist sich die Fachliteratur weitgehend einig. So können laut Erhebungen des Federal Reserve Board und des National Bureau of Economic Research die 20 Prozent einkommensschwächsten Haushalte gerade mal 1 Prozent ihres Jahreseinkommens zurücklegen, während die 20 Prozent einkommensstärksten 24 Prozent ihres Einkommens sparen. Die reichsten 5 Prozent legten volle 37 Prozent ihres Einkommens zurück, das reichste 1 Prozent sogar 51 Prozent.4

Bestätigt wird dieses Ergebnis durch eine Studie zweier Ökonomen von der University of California in Berkeley. Ihr zufolge bestand in den USA in jedem Jahrzehnt zwischen 1910 und 2010 (mit Ausnahme der 1930er-Jahre) eine positive Korrelation zwischen der Sparquote und dem Vermögen von Haushalten.5

Deswegen sind Ratschläge wie »Sparen Sie 20 Prozent Ihres Einkommens« so unangebracht. Tipps dieser Art ignorieren nicht nur den Umstand, dass Einkommen heute stärker schwanken, sondern gehen auch davon aus, dass jeder mit der gleichen Rate sparen kann, was empirisch widerlegt ist.

An dieser Stelle kommen die Dolly-Varden-Forellen und die phänotypische Plastizität ins Spiel. Statt das ganze Jahr über die gleiche Menge an Kalorien zu verbrauchen, kann die Forelle ihren Stoffwechsel und damit ihren Grundverbrauch an das Nahrungsmittelangebot anpassen.

Und wir sollten beim Sparen das Gleiche tun. Wenn wir die Möglichkeit haben, mehr zu sparen, sollten wir mehr sparen – und in schlechten Zeiten sollten wir weniger sparen. Angesichts oftmals schwankender Einkommen wäre es Unfug, unveränderlichen Regeln zu folgen.

Ich kann aus eigener Erfahrung berichten: Meine Sparquote, die in Boston noch 40 Prozent betragen hatte, fiel im ersten Jahr nach meinem Umzug nach New York auf magere 4 Prozent. Meine Sparquote sank, weil ich beruflich umsattelte und mir in New York eine eigene Wohnung nahm, statt wie vorher in einer WG zu leben.

Wenn ich mir geschworen hätte, auf jeden Fall immer 20 Prozent meines Einkommens zu sparen, hätte ich mir das erste Jahr in New York gründlich verdorben. Und so möchte man ja nicht leben.

Deswegen lautet der beste Rat: Sparen Sie, so viel Sie können.

Wenn Sie diesem Rat folgen, werden Sie viel stressfreier und glücklicher leben. Das darf ich so pauschal behaupten, weil ich weiß, dass Menschen sich sowieso schon zu viele Sorgen um Geld machen. Der American Psychological Association, einem großen Fachverband für Psychologie, zufolge »steht Geld, unabhängig vom wirtschaftlichen Klima, seit der ersten Stress in AmericaTM-Umfrage beständig an Platz eins der Themen, von denen Amerikaner sich gestresst fühlen.«6

Und in Finanzangelegenheiten gehört die Frage, ob man genug spart, zu den größten Stressfaktoren. Der Versicherungskonzern Northwestern Mutual vermerkte 2018 in einer Studie, dass 48 Prozent der erwachsenen Amerikaner »starke« oder »mittelgroße« Angst hatten, nicht genug zu sparen.7

Die Daten sprechen eine eindeutige Sprache: Menschen machen sich Sorgen um ihre Sparquote. Das verursacht ihnen Stress und beeinträchtigt ihre Lebensqualität, was viel schlimmer ist als der Umstand, dass sie vielleicht zu wenig sparen. So bestätigten Forscher vom Brookings Institute, dass »die negativen Effekte von Stress die positiven Effekte des Einkommens oder der allgemeinen Gesundheit überwiegen«.8

Folglich bringt Sparen nur dann etwas, wenn man es stressfrei bewältigen kann. Sonst tut man sich damit keinen Gefallen.

Ich weiß das aus persönlicher Erfahrung. Sobald ich aufhörte, nach einer starren Regel Geld zurückzulegen, hörte ich auch auf, mich zwanghaft mit meinen Finanzen zu beschäftigen.

Seit ich nur noch spare, was ich sparen kann, gelingt es mir auch, ohne Gewissensbisse Geld auszugeben und nicht jede finanzielle Entscheidung zu hinterfragen.

Damit Sie das auch schaffen, müssen Sie zunächst herausfinden, wie viel Sie sparen können.

Wie viel können Sie sparen?

Um diese Frage zu beantworten, brauchen Sie nur folgende simple Gleichung zu lösen:

Wenn Sie Ihr Einkommen nehmen und davon abziehen, was Sie ausgeben, bleibt die Ersparnis. Entsprechend müssen Sie nur zwei Zahlen kennen:

Ihr Einkommen,

Ihre Ausgaben.

Ich empfehle, die Zahlen auf monatlicher Basis zu erheben, weil viele finanzielle Ereignisse sich monatlich wiederholen (Einkommen, Miete, Kreditraten, Abogebühren usw.).

Angenommen Sie verdienen monatlich netto 4000 Dollar und geben 3000 Dollar aus, dann sparen Sie 1000 Dollar im Monat. Ihren Verdienst kennen die meisten gut; die Ausgaben sind schwerer zu ermitteln, weil sie eher schwanken.

Idealerweise sollten Sie wissen, wofür Sie jeden einzelnen Dollar ausgegeben haben, aber ich weiß auch, wie zeitaufwendig es ist, ständig Buch zu führen. Ich jedenfalls habe Ratschläge, meine Ausgaben genau zu ermitteln, immer ignoriert. Ihnen ist das wahrscheinlich auch zu blöd, oder? Deshalb rate ich zu einer deutlich einfacheren Methode.

Statt jeden Dollar festzuhalten, den Sie ausgeben, addieren Sie einfach ihre fixen Ausgaben und schätzen den Rest. Die fixen Ausgaben sind die Ausgaben, die von Monat zu Monat gleichbleiben. Dazu gehören Miete beziehungsweise Raten auf einen Hypothekenkredit, Internet oder Kabelanschluss, Abogebühren, Leasingraten für das Auto und so weiter.

Die Summe dieser Posten stellt Ihre fixen Ausgaben dar. Schätzen Sie jetzt Ihre variablen Ausgaben. Wenn Sie beispielsweise einmal pro Woche einen Großeinkauf im Supermarkt machen und dort 100 Dollar ausgeben, müssen Sie monatlich 400 Dollar für Lebensmittel ansetzen. Schätzen Sie ebenso Ihre Restaurantbesuche, Reisen und so weiter.

Eine weitere Taktik, die mir geholfen hat, meine Ausgaben besser einzuschätzen, besteht darin, alle variablen Ausgaben mit derselben Kredit- oder Bankkarte zu tätigen. Das vereinfacht die Nachverfolgung der Ausgaben enorm.

Wie auch immer Sie es machen, hinterher wissen Sie ungefähr, wie viel Sie sparen können.

Ich empfehle diesen Ansatz, weil viel zu viele Menschen sich Sorgen machen, sie hätten zu wenig Geld. Fragt man etwa 1000 Erwachsene in den USA: »Wie viel Geld braucht man Ihrer Ansicht nach, um als reich zu gelten?«, so lautet die durchschnittliche Antwort 2,3 Millionen Dollar.9 Stellt man die gleiche Frage aber 1000 Millionären (also Menschen mit einem investierbaren Vermögen von mindestens 1 Million Dollar), klettert die Latte auf 7,5 Millionen Dollar.10

Selbst wenn wir reicher werden, legt sich also nie das Gefühl, wir hätten nicht genug. Ständig nagt die Sorge an uns, wir könnten oder sollten mehr sparen. Aber vielleicht stimmt ja auch das Gegenteil und Sie sparen zu viel? Betrachten wir dazu einmal ganz nüchtern die Zahlen.

Warum Sie weniger sparen müssen, als Sie vielleicht denken

Menschen, die auf den Ruhestand zugehen, sorgen sich vor allem, dass ihnen irgendwann das Geld ausgeht. Tatsächlich sprechen überwältigende Indizien dafür, dass genau das Gegenteil zutrifft – Ruheständler geben zu wenig Geld aus.

Wissenschaftler von der Texas Tech University formulierten das so: »Viele Studien haben gezeigt, dass Rentner ihre Ersparnisse nicht allmählich aufzehrten. Vielmehr blieb der Wert ihres Portfolios konstant oder stieg sogar im Zeitablauf.«11 Und zwar, so die Autoren der Studie, weil viele Ruheständler im Jahr weniger ausgaben, als an Renten, Pensionen, Transferleistungen und Anlageerträgen hereinkam. So rührten sie ihr angespartes Kapital nie an, das folglich mit der Zeit tendenziell anwuchs.

Das traf zu, obwohl Rentner in den USA aus steuerlichen Gründen dazu verpflichtet sind, sich aus ihren Rentenplänen gewisse gesetzlich vorgeschriebene Mindestsummen auszahlen zu lassen. Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass »dies ein Beweis dafür ist, dass Rentner den Mindesterlös aus den verkauften Geldanlagen nutzten, um ihn neu zu investieren.«

Welcher Anteil aller Rentner und Pensionäre greift nun tatsächlich im Verlauf eines Jahres sein Vermögen an? Nur etwa jeder Siebte. Wie das Investments & Wealth Institute berichtete, »entnehmen unabhängig vom Gesamtvermögen 58 Prozent der Ruheständler weniger als die Erträge aus ihrem Portfolio, 26 Prozent heben Beträge in Höhe der Erträge ab und 14 Prozent greifen den Kapitalstock an.«12

Ein solches Verhalten führt dazu, dass die Erben jede Menge bekommen. Einer Studie von United Income zufolge »vererben Menschen, die im Alter von 60 bis 69 Jahren sterben, durchschnittlich 296.000 Dollar, die im Alter von 70 bis 79 sterben, durchschnittlich 313.000, die im Alter von 80 bis 89 sterben, 315.000 und die im Alter von 90 bis 99 sterben, 238.000«.13

Diese Zahlen lassen vermuten, dass die Angst, das Geld könnte im Ruhestand ausgehen, viel größer ist als das tatsächliche Risiko. Natürlich ist es denkbar, das zukünftige Rentner deutlich weniger Einkommen und Vermögen haben als heutige, aber die Zahlen deuten nicht darauf hin.

Die Vermögensstatistik der Federal Reserve etwa zeigt, dass Millenials inflationsbereinigt im gleichen Alter etwa über das gleiche Pro-Kopf-Vermögen verfügten wie Angehörige der Generation X, die wiederum im gleichen Alter und inflationsbereinigt über ungefähr das gleiche Pro-Kopf-Vermögen verfügten wie die Baby Boomer.14

Die folgende Grafik zeigt, wie ähnlich sich das Pro-Kopf-Vermögen dieser Generationen entwickelt:

Inflationsbereinigtes Pro-Kopf-Nettovermögen nach Alter und Generation

Offenkundig bilden Millennials also durchschnittlich nicht weniger schnell Vermögen als frühere Generationen. Allerdings ist dieses Vermögen sehr ungleich verteilt, auf manchen Millennials lasten erhebliche Schulden, aber insgesamt sieht die Lage nicht so düster aus, wie die Medien es manchmal darstellen.

Auch um die Renten steht es nicht so schlecht, wie oft behauptet wird. Volle 77 Prozent der amerikanischen Arbeiter glauben, dass sie im Alter keine nennenswerten Zahlungen aus der Rentenkasse mehr bekommen, dabei scheint es doch sehr unwahrscheinlich, dass das System komplett zusammenbricht.15

Im April 2020 kam ein Bericht zur Lage der amerikanischen Rentenkassen zu dem Schluss, es seien genügend Mittel vorhanden, um »79 Prozent der vorgesehenen Leistungen zu bezahlen«, auch noch nachdem der Treuhandfonds im Jahr 2035 geleert ist.16

Voraussichtlich werden zukünftige amerikanische Rentner also noch etwa 80 Prozent der vorgesehenen Leistungen bekommen, wenn die Nation auf ihrem aktuellen Kurs bleibt. Die Situation ist nicht ideal, aber weit besser, als die meisten befürchten. (Auch in Deutschland sorgen sich 30 Prozent der Befragten um ihre Rente, wie eine Forsa-Umfrage ergab: 84 Prozent sind der Überzeugung, dass die gesetzliche Rente nicht reicht. Und die Bedenken sind nicht unberechtigt: Der Bund muss immer größere Beträge in die Rentenkasse zuschießen, weil die Beiträge schon jetzt nicht mehr reichen, um die fälligen Renten auszubezahlen.17 Dennoch steht auch in Deutschland nicht zu befürchten, dass die Rentenzahlungen komplett ausfallen. [Anm. d. Übers.])

Die harten Fakten belegen: Das Risiko, dass viele aktuelle und zukünftige Rentner tatsächlich verarmen, ist gering. Wahrscheinlich müssen Sie weniger zurücklegen, als Sie glauben. Sparen Sie also ganz entspannt, so viel Sie können.

Und wenn das nicht reicht? Dieser Frage widmet sich das nächste Kapitel.

Kapitel 3

Wie Sie mehr sparen

Die größte Lüge bei der Altersvorsorge

Eine Binsenweisheit in der Gesundheitsdebatte lautet, dass zwei Faktoren zur Verfettung der westlichen Welt beitragen: Fehlernährung und Bewegungsmangel. Ihr zufolge essen wir nicht nur zu kalorienreich, wir verbrennen auch zu wenig Energie, weil wir ständig am Schreibtisch sitzen, statt wie unsere Vorfahren jagen und sammeln zu gehen.

Doch als Anthropologen den täglichen Energieverbrauch der Hadza ermittelten, eines Volksstamms im Norden Tansanias, waren sie verblüfft. Tatsächlich bewegten sich die Hadza, die sich vom Jagen und Sammeln ernähren, erheblich mehr als ein typischer Bewohner der westlichen Welt. Die Männer jagten große Tiere und fällten Bäume, die Frauen suchten nach Nahrung und gruben dabei in felsigem Boden. Ihr Lebenswandel war also ziemlich aktiv.

Allerdings übersetzten sich diese Anstrengungen nicht in einen höheren Energiebedarf. Tatsächlich verbrauchten die Hadza, relativ zum Körpergewicht, genauso viele Kalorien wie ihre sesshaften Zeitgenossen in den USA und Europa.18

Dieser Umstand weist darauf hin, dass der menschliche Körper seinen Energiebedarf langfristig konstant hält, unabhängig von der körperlichen Bewegung. Wenn Sie also beschließen, ab jetzt täglich eine Meile zu laufen, werden Sie zwar anfangs abnehmen, weil Sie mehr Kalorien verbrauchen als zuvor, aber dieser Effekt wird bald verpuffen. Ihr Körper passt sich allmählich an das erhöhte Aktivitätsniveau an und stellt seinen Energiehaushalt entsprechend um.

Dieser Effekt ist seit Jahrzehnten in der wissenschaftlichen Literatur belegt. Eine Übersichtsstudie zu allen Forschungsartikeln zwischen 1966 und 2000, die den Zusammenhang von sportlicher Betätigung und Gewichtsabnahme thematisierten, ergab, dass ein Mehr an Bewegung