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Er war einer der bestinformierten Männer im Reich, bekleidete einen Spitzenposten in der Regierung Hadrians – und saß gewissermaßen an der Quelle: Für die kaiserliche Korrespondenz zuständig, hatte Sueton Zugang zu den staatlichen Archiven und den Briefen der römischen Machthaber. Auf Basis dieser reichen Primärquellen schrieb er Biographien der ersten zwölf römischen Herrscher: von Caesar über Augustus und Nero bis Domitian. Mit Informationen über deren Abstammung, Aussehen, Charakterzüge und militärische wie politische Leistungen – und trotz der Prise Klatsch und Tratsch – sind Suetons Kaiserviten für Historiker eine unschätzbare Quelle zur frühen römischen Kaiserzeit. Nun liegen sie in einer Gesamtausgabe vor. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.
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Seitenzahl: 1112
Sueton
Kaiserbiographien
Aus dem Lateinischen übersetzt und kommentiert von Ursula Blank-Sangmeister, Marion Giebel, Hans Martinet und Dietmar SchmitzHerausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Ursula Blank-Sangmeister
Reclam
2018 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Made in Germany 2018
RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart
ISBN 978-3-15-961411-3
ISBN der Buchausgabe 978-3-15-019284-9
www.reclam.de
1(1) Im Alter von 15 Jahren verlor Caesar seinen Vater.1 Im folgenden Jahr wurde er zum Priester des Iuppiter bestimmt;2 zuerst war er als Jugendlicher3 mit Cossutia verlobt, die einer ritterlichen, aber ungemein wohlhabenden Familie entstammte; nachdem er diese Verbindung gelöst hatte, heiratete er Cornelia, die Tochter des viermaligen Konsuls Cinna4; aus dieser Ehe ging bald eine Tochter namens Iulia hervor. Von dem Diktator Sulla5 konnte er durch nichts dazu gedrängt werden, Cornelia zu verstoßen. (2) Daher verlor er sowohl seine Priesterstelle als auch die Mitgift seiner Frau sowie seine Erbschaften und galt als Anhänger der Gegenpartei, so dass er gezwungen wurde, sich aus der großen Welt zurückzuziehen; obgleich sich sein Fieber6 verschlimmerte, musste er fast jede Nacht einen anderen Schlupfwinkel aufsuchen und sich von seinen Verfolgern mit Geld freikaufen, bis ihm durch die Vermittlung der Vestalischen Jungfrauen und seiner Freunde und Verwandten, Aemilius Mamercus und Aurelius Cotta, Vergebung gewährt wurde. (3) Es ist genügend bekannt, dass sich Sulla, nachdem er ziemlich lange die Bitten von besonders engen Freunden und sehr angesehenen Männern abgeschlagen hatte, aufgrund ihres beharrlichen Drängens schließlich geschlagen gab und, sei es durch göttliche Eingebung oder durch irgendeine mutmaßliche Annahme, heftig ausrief: Sie sollten sich mit ihrem Willen durchsetzen und ihn behalten, wenn sie nur wüssten, dass er, dessen Unversehrtheit sie so sehr wünschten, einst für den Untergang der Adelspartei sorgen werde, die sie gemeinsam mit ihm verteidigt hätten; denn in Caesar stecke mehr als ein Marius7.
[6]2 Seinen ersten Kriegsdienst leistete er in Kleinasien in der Gefolgschaft8 des Prätors Marcus Thermus9, von dem er nach Bithynien entsandt wurde, um die Flotte einzuberufen; er verbrachte eine längere Mußezeit bei König Nikomedes, wobei das Gerücht aufkam, er habe sexuelle Beziehungen zu ihm aufgenommen. Dieses Gerücht erhielt dadurch neue Nahrung, dass er innerhalb weniger Tage ein zweites Mal Bithynien aufsuchte, und zwar unter dem Vorwand, für einen seiner Klienten, einen Freigelassenen, eine Geldschuld10 einzufordern. In der restlichen Dienstzeit genoss er einen besseren Ruf, und es wurde ihm von Thermus bei der Eroberung von Mytilene die Bürgerkrone11 verliehen.
3 Caesar hat auch unter Servilius Isauricus in Kilikien gedient, aber nur kurze Zeit. Denn nach dem Bekanntwerden von Sullas Tod kehrte er schnell nach Rom zurück, auch in der Hoffnung auf neue Unruhen, die von Marcus Lepidus geschürt wurden. Freilich verzichtete er auf ein Bündnis mit Lepidus, obwohl dieser ihn durch beträchtliche Angebote zu verlocken suchte, weil er zu dessen Fähigkeiten und den politischen Umständen kein Vertrauen hatte, die er ungünstiger vorfand, als er erwartet hatte.
4(1) Übrigens belangte er nach Beilegung dieser offen ausgetragenen Parteikämpfe den ehemaligen Konsul Cornelius Dolabella, einen Mann, der einen Triumph gehalten hatte, gerichtlich wegen Erpressung; nach dessen Freispruch beschloss er, sich nach Rhodos zurückzuziehen, sowohl um der üblen Stimmung zu entgehen als auch um in Ruhe und Muße bei Apollonios Molon12, dem zu dieser Zeit angesehensten Lehrer der Beredsamkeit, zu studieren. Nach Rhodos fuhr er bereits zur Winterszeit und wurde dabei in der Nähe der Insel Pharmakussa von Seeräubern aufgegriffen; bei ihnen musste er, in höchstem Grade entrüstet, an die 40 Tage ausharren, lediglich in Begleitung eines einzigen Arztes und zweier [7]Kammerdiener. (2) Denn seine übrigen Begleiter und Sklaven hatte er gleich am Anfang ausgesandt, um das verlangte Lösegeld aufzutreiben. Nach Zahlung von 50 Talenten wurde er umgehend an der Küste freigelassen, machte sich sofort daran, eine Flotte zusammenzustellen und die Verfolgung der Fliehenden aufzunehmen, und ließ sie, nachdem er sie in seine Gewalt gebracht hatte, hinrichten, wie er es ihnen oft im Scherz angedroht hatte. Mithridates zerstörte zur selben Zeit die seinem Reich benachbarten Gebiete,13 und deshalb begab sich Caesar sogleich von Rhodos, wohin er geeilt war, nach Kleinasien14, um nicht als untätig zu erscheinen, wo doch die Bundesgenossen in Gefahr waren; er konzentrierte Hilfstruppen, vertrieb den Befehlshaber des Königs aus der Provinz und brachte die bereits schwankend und unsicher gewordenen Städte dazu, den Römern weiterhin die Treue zu halten.
5 Im Amt des Militärtribuns, das ihm als Erstes nach seiner Rückkehr nach Rom durch Volksabstimmung zufiel, unterstützte er nach besten Kräften die Befürworter einer Wiederherstellung der tribunizischen Machtbefugnis, die Sulla geschmälert hatte. Auch erwirkte er für seinen Schwager L. Cinna15 und diejenigen, die mit ihm im Bürgerkrieg Anhänger des Lepidus gewesen waren und nach dem Tod des Konsuls zu Sertorius geflüchtet waren, auf Gesetzesvorschlag des Plotius16 die Rückkehr nach Rom und hielt selbst im Zusammenhang mit dieser Angelegenheit eine Rede in der Volksversammlung.
6(1) Als er Quästor17 war, hielt er nach alter Sitte auf dem Forum eine Leichenrede auf seine Tante Iulia und auf seine Gattin Cornelia. In der Rede auf seine Tante berichtete er über deren und seines Vaters Abstammung Folgendes:
»Die Familie meiner Tante Iulia stammt mütterlicherseits von Königen, väterlicherseits von den unsterblichen Göttern ab. Denn von Ancus Marcius nehmen die Nachfahren des Marcius Rex ihren Ursprung, einen Namen, den ihre Mutter trug, [8]von Venus18 aber die Iulier, zu deren Geschlecht unsere Familie gehört. Demnach verbindet sich in ihrer Abstammung sowohl die Ehrwürdigkeit der Könige, die unter den Menschen den größten Einfluss haben, als auch die Heiligkeit der Götter, unter deren Herrschaft selbst die Könige stehen.«
(2) An Stelle Cornelias aber heiratete er Pompeia, die Tochter des Quintus Pompeius und Enkelin des L. Sulla. Später ließ er sich von ihr wieder scheiden, weil er die Vermutung hatte, sie habe Ehebruch begangen mit Publius Clodius, der während öffentlicher Feierlichkeiten in Frauenkleidung zu ihr ins Gemach vorgedrungen sein soll;19 und das Gerücht hielt sich so hartnäckig, dass der Senat eine Untersuchung wegen Entehrung der gottesdienstlichen Zeremonie anordnete.
7(1) Als Quästor fiel ihm Südspanien zu. Weil er dort auf Weisung des Prätors an verschiedenen Orten Gerichtstage abhielt und auch nach Gades gekommen war, seufzte er beim Anblick des Bildnisses von Alexander dem Großen in der Nähe des Herkules-Tempels laut auf und empfand gewissermaßen Ekel über seinen eigenen Mangel an Tatkraft, weil er in einem Alter, in welchem Alexander bereits den Erdkreis bezwungen hatte, noch nichts Denkwürdiges vollbracht hatte; er forderte unverzüglich seine Entlassung, um möglichst bald in Rom Gelegenheiten zu bedeutenderen Taten zu erhalten. (2) Auch war er durch einen Traum in der vorangegangenen Nacht aus der Fassung gebracht worden – denn es war ihm im Schlaf so vorgekommen, als habe er seine Mutter vergewaltigt; Traumdeuter weckten in ihm überaus weitreichende Hoffnungen, indem sie erklärten, dies bedeute die unbeschränkte Macht über den Erdkreis, weil die Mutter, die er im Traum überwältigt habe, nichts anderes sei als die Erde, die doch als die Mutter aller Menschen gelte.
8 Daher verließ er die Provinz vorzeitig und begab sich in die mit dem latinischen Bürgerrecht ausgestatteten Kolonien, die [9]sich um das römische Bürgerrecht bemühten,20 und er hätte sie auch aufgewiegelt, sich mutig auf Kampfhandlungen einzulassen, wenn nicht die Konsuln die für Kilikien ausgehobenen Legionen gerade wegen dieser Gefahr eine kurze Zeit zurückgehalten hätten.
9(1) Dessen ungeachtet arbeitete er in Rom bald auf bedeutendere Unternehmungen hin. Er geriet nämlich wenige Tage, bevor er sein Amt als Ädil antrat, in den Verdacht, sich mit dem Konsular Marcus Crassus, ebenso mit Publius Sulla21 und Lucius Autronius, die nach ihrer Ernennung zum Konsul wegen Wahlbestechung verurteilt worden waren, verschworen zu haben, um zu Beginn des Jahres den Senat tätlich anzugreifen und diejenigen, die zuvor bestimmt worden seien, niederzumetzeln; Crassus sollte dann gewaltsam die Diktatur22 errichten, er selbst zu seinem Stellvertreter ernannt werden, und nach einer in ihrem Sinne erfolgten Umstrukturierung der Verfassung sollten Sulla und Autronius wieder ihr Konsulat erhalten. (2) An diese Verschwörung erinnert Tanusius Geminus in seinem Geschichtswerk23, Marcus Bibulus24 in seinen Verordnungen und Gaius Curio der Ältere in seinen Reden25. Darauf scheint auch Cicero in einem Brief an Axius hinzuweisen, wenn er berichtet, Caesar habe während seines Konsulats die Königsherrschaft gestärkt, über die er als Ädil bereits nachgedacht habe. Tanusius fügt hinzu, Crassus habe entweder aus Reue oder aus Furcht den für den Mord festgesetzten Tag nicht eingehalten, und daher habe auch Caesar das Zeichen, das sie verabredet hatten, nicht geben können. Wie Curio berichtet, hatte man vereinbart, dass Caesar seine Toga von der Schulter herabfallen lassen solle. (3) Derselbe Curio, aber auch Marcus Actorius Naso verbürgen sich dafür, dass Caesar sich ebenfalls mit dem jungen Gnaeus Piso verschworen habe; ihm sei wegen des Verdachts, er wolle in Rom eine Verschwörung anzetteln, wider alle Ordnung die Provinz Spanien gegeben worden. [10]Man sei übereingekommen, dass sich beide zugleich, Piso außerhalb von Rom, Caesar in Rom, gegen den Staat erheben sollten, und zwar mit Hilfe der Ambraner und Transpadaner26. Gescheitert sei der Plan der beiden nur wegen Pisos Tod.
10(1) Als Ädil schmückte er außer dem Comitium, dem Forum und den Basiliken27 auch das Kapitol mit Säulenhallen, die nur für kurze Zeit errichtet wurden und in denen – angesichts der vorhandenen Überfülle – nur ein Teil der Gerätschaften28 ausgestellt werden sollte. Tierhetzen und Spiele veranstaltete er aber entweder mit einem Amtskollegen oder unter eigener Regie, was dazu führte, dass er allein den Dank erntete, selbst wenn sie die Unkosten gemeinsam bezahlt hatten; seinem Kollegen Marcus Bibulus blieb dies nicht verborgen, so dass er sich folgendermaßen äußern konnte: Ihm werde dasselbe Los zuteil wie Pollux; wie nämlich der für die Zwillingsbrüder auf dem Forum erbaute Tempel stets nur Kastor-Tempel heiße, so spreche man von seiner und Caesars Freigebigkeit immer von der des Caesar allein. (2) Obendrein veranstaltete Caesar noch ein festliches Gladiatorenspiel, jedoch mit deutlich weniger Fechterpaaren, als er vorgesehen hatte; denn da er mit seiner von überall her gekauften Truppe seine Feinde eingeschüchtert hatte, wurde die Höchstzahl der Gladiatoren gesetzlich festgelegt und verfügt, dass in Rom niemand mehr Gladiatoren aufbieten dürfe.
11 Nachdem er sich die Volksgunst verschafft hatte, versuchte er durch die Beteiligung einiger Tribunen zu erreichen, dass ihm auf der Grundlage eines Volksbeschlusses die Provinz Ägypten29 übertragen werde; ihm bot sich nämlich die Gelegenheit für einen außerordentlichen Oberbefehl, weil die Einwohner von Alexandria ihren König, der vom Senat als »Bundesgenosse und Freund«30 tituliert worden war, verjagt hatten,31 eine Maßnahme, die allgemein getadelt wurde. Aber er vermochte sich mit seinem Vorhaben nicht durchzusetzen, [11]weil sich die Partei der Optimaten dem widersetzte. Um andererseits deren Ansehen mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln herabzusetzen, ließ er die Siegeszeichen des Gaius Marius, die dieser wegen seiner Siege über Iugurtha und über die Kimbern und Teutonen hatte aufstellen lassen und die von Sulla einst zerstört worden waren, wieder aufrichten. Des Weiteren rechnete er bei einer Untersuchung wegen Meuchelmords auch diejenigen zu den Mördern, die zur Zeit der Proskriptionen, da sie die Köpfe römischer Bürger abgeliefert hatten, Gelder aus der Staatskasse bekommen hatten, obwohl sie durch Sullas Gesetze von Strafe ausgenommen waren.
12 Insgeheim stiftete er auch jemanden an, Gaius Rabirius32 wegen Hochverrats vor Gericht zu bringen; insbesondere mit seiner Hilfe hatte der Senat einige Jahre33 zuvor den Tribunen Lucius Saturninus, der in seiner Amtszeit mehrfach für Aufruhr gesorgt hatte, in seine Schranken gewiesen. Caesar wurde durch das Los als Richter über den Angeklagten eingesetzt und betrieb so engagiert seine Verurteilung, dass ihm bei der Berufung an das Volk34 nichts mehr nützte als die rücksichtslose Strenge des Richters.
13 Nachdem er sich gezwungen gesehen hatte, die Hoffnung auf eine Provinz35 aufzugeben, begehrte er die Würde des Oberpriesters36, nicht ohne höchst kostspielige Bestechungen. Beim Nachdenken über seine immensen Schulden soll er an dem Morgen, als er zu der Wahl gehen wollte, seiner Mutter beim Abschiedskuss vorhergesagt haben, er werde nur als Oberpriester nach Hause zurückkehren. Und so war er denn auch seinen beiden Mitbewerbern, sehr mächtigen Männern, die ihn sowohl an Alter als auch an Würde bei Weitem übertrafen, bei den Wahlen derart überlegen, dass er sogar in ihren eigenen Wahlkreisen mehr Stimmen bekam als beide in allen zusammen.
14 (1) Nach Caesars Wahl zum Prätor37 wurde die [12]Verschwörung des Catilina aufgedeckt; obgleich der gesamte Senat für die Todesstrafe gegen die Mittäter stimmte,38 beantragte er als Einziger, dass man sie auf einzelne Landstädte verteilen und in Haft halten und zudem ihr Vermögen konfiszieren müsse. Ja, er jagte den Senatoren, die härtere Maßnahmen empfohlen hatten, durch den wiederholten Hinweis auf den großen Hass, den sie zukünftig beim römischen Volk zu erwarten hätten, eine solche Angst ein, dass sich der designierte Konsul Decimus Silanus39 nicht schämte, sein bereits abgegebenes Votum durch folgende Auslegung abzuschwächen – weil es als schändlich gegolten hätte, es zu ändern –: Es sei schärfer aufgefasst worden, als er es selbst gemeint habe. (2) Caesar hätte seinen Willen durchgesetzt, hatte er doch schon mehrere Senatoren auf seine Seite gebracht, unter ihnen auch den Bruder Ciceros, des amtierenden Konsuls, wenn nicht Marcus Cato40 durch seine Rede dem bereits schwankend gewordenen Senat Mut zugesprochen hätte. Aber nicht einmal in dieser Situation ließ Caesar davon ab, den Fortgang der Verhandlung zu behindern, bis eine Schar römischer Ritter, die bewaffnet als Schutzwache die Versammlung stehend umgab, ihn, der immer zügelloser auf seinem Widerspruch beharrte, mit dem Tod bedrohte; sogar mit gezückten Schwertern bedrohten sie ihn, so dass sich die in seiner Nähe Sitzenden von ihm entfernten und nur wenige ihn mit ihrem Körper und durch Vorhalten der Toga schützten. Ganz und gar eingeschüchtert gab er damals nicht nur nach, sondern blieb auch den Senatssitzungen für den Rest des Jahres fern.
15 Am ersten Tag seiner Prätur41 rief er Quintus Catulus42 zur Rechenschaft über den Wiederaufbau des Kapitols43 vor das Volk, nachdem er einen Gesetzesvorschlag zur allgemeinen Kenntnis gebracht hatte, aufgrund dessen er die Leitung darüber auf einen anderen zu übertragen gedachte. Der einmütigen Haltung der Optimaten fühlte er sich nicht gewachsen; [13]als er allerdings bemerkte, dass diese sogleich das Geleit, das sie den neuen Konsuln gaben,44 abbrachen und zum Widerstand fest entschlossen in großer Zahl zusammenliefen, zog er diesen Gesetzesvorschlag zurück.45
16 (1) Im Übrigen erwies er sich als überaus energischer Förderer und Vorkämpfer des Volkstribunen Caecilius Metellus46, als dieser in höchstem Maße revolutionäre Gesetze gegen das Veto seiner Kollegen einbrachte, bis beide aufgrund eines Senatsbeschlusses47 aus der Staatsverwaltung entlassen wurden. Und trotzdem unternahm er das Wagnis, im Amt zu bleiben und Recht zu sprechen; sobald er aber erfahren hatte, dass Leute angeworben worden seien, die ihn durch Waffengewalt daran hindern sollten, entließ er seine Liktoren48, legte sein Amtskleid ab und flüchtete heimlich nach Hause, um sich angesichts der besonderen Situation ruhig zu verhalten. (2) Er beruhigte auch die Menge, die sich zwei Tage später ganz und gar aus eigenem Antrieb vor seinem Haus einfand und ihm recht geräuschvoll versprach, ihn bei der Wiedereinsetzung in sein Amt tatkräftig zu unterstützen. Weil dies wider Erwarten geschehen war, trat der Senat gerade wegen dieser Zusammenrottung eilends zusammen, sagte durch seine angesehensten Mitglieder Caesar Dank und ließ ihn ins Rathaus kommen; der Senat setzte ihn mit erlauchten Lobesworten wieder in sein Amt ein, nachdem der frühere Beschluss für ungültig erklärt worden war.
17 (1) Er geriet wiederum in eine neue gefährliche Situation, weil ihm vorgeworfen wurde, er gehöre zu den Genossen des Catilina, und zwar einerseits beim Untersuchungsrichter Novius Niger49 von dem Denunzianten Lucius Vettius50, andererseits im Senat von Quintus Curius51, welchem im Namen des Staates Belohnungen zuerkannt worden waren, da er als Erster die Pläne der Verschwörer aufgedeckt hatte. Curius behauptete, er habe es von Catilina erfahren, Vettius versprach sogar, [14]einen eigenhändig geschriebenen Brief Caesars an Catilina vorzulegen. (2) Weil Caesar dies für unerträglich hielt, erbat er Ciceros Zeugnis und belegte damit, dass er ihm gewisse Informationen bezüglich der Verschwörung freiwillig überbracht hatte; auf diese Weise setzte er durch, dass dem Curius die Belohnungen nicht bezahlt wurden. Vettius, der durch Pfändung und Verschleuderung seines Hausrats hart mitgenommen und in einer Versammlung vor der Rednertribüne beinahe in Stücke gerissen worden wäre, ließ er ins Gefängnis werfen. Dasselbe Schicksal erlitt der Untersuchungsrichter Novius, weil er es zugelassen hatte, dass ein höherstehender Amtsinhaber vor sein Gericht zitiert wurde.
18 (1) Als unmittelbar nach seiner Prätur Caesar durch das Los das südliche Spanien (als Provinz) bestimmt wurde, entzog er sich den Gläubigern, die ihn nicht abreisen lassen wollten, durch den Beistand von Bürgen und brach gegen Sitte und Recht auf, noch bevor der Senat ihm für die Verwaltung der Provinz alles Erforderliche angewiesen hatte. Es ist unsicher, ob er dies aus Furcht vor einem Prozess tat, der gegen ihn als Privatmann52 geplant war, oder weil er den Bundesgenossen möglichst rasch zur Hilfe kommen wollte, die sich in ihrer Not an ihn wandten. Er stellte den Frieden in der Provinz wieder her und verließ sie in gleicher Eile, ohne einen Nachfolger abzuwarten,53 um seinen Triumph zu feiern und sich zugleich um das Konsulat zu bewerben.54(2) Aber der Termin für die Abhaltung der Komitien55 war bereits anberaumt, und er konnte nur für den Fall berücksichtigt werden, dass er als Privatmann die Stadt betrat;56 daher sah er sich gezwungen, als sich viele seiner Bitte widersetzten,57 von den gesetzlichen Regelungen befreit zu werden, auf den Triumph zu verzichten, um nicht von der Bewerbung um das Konsulat ausgeschlossen zu werden.
19 (1) Von seinen beiden Mitbewerbern um das Konsulat, Lucius Lucceius58 und Marcus Bibulus59, zog er Lucceius auf seine [15]Seite; sie verständigten sich darauf, dass dieser in ihrer beider Namen in den einzelnen Zenturien Geldversprechungen machen sollte, weil Lucceius zwar geringeres Ansehen genoss, dafür aber über sehr viel Geld verfügte. Als die Optimaten von diesem Plan erfahren hatten, wurden sie von der Furcht befallen, Caesar werde vor nichts mehr zurückschrecken, wenn er einmal das höchste Amt bekleidete, zumal an der Seite eines mit ihm harmonierenden und gleichgesinnten Kollegen; sie rieten Bibulus, ebensoviel Geld zu versprechen, und die meisten stellten Geldbeträge zur Verfügung, ja nicht einmal Cato bestritt, dass eine solche Art von Spenden im Interesse des Gemeinwesens geschehe.
(2) So wurde Caesar mit Bibulus zum Konsul gewählt. Aus dem gerade erläuterten Grund waren die Optimaten darum bemüht, dass den zukünftigen Konsuln nur Amtsgeschäfte von sehr geringer Bedeutung übertragen wurden, das heißt die Aufsicht über Wälder und Gebirgstriften60. Insbesondere durch diese Kränkung angestachelt, schloss er sich mit allen möglichen Gefälligkeiten Pompeius61 an, der sich durch die Senatoren verletzt fühlte, weil diese die von ihm erlassenen Verfügungen nach seinem Sieg über König Mithridates nur recht zögerlich bestätigten.62 Caesar versöhnte auch Pompeius mit dessen altem Feind Marcus Crassus; die Feindschaft zwischen ihnen war in der Zeit ihres Konsulats entstanden, das beide gemeinsam in größter Zwietracht verwaltet hatten.63 Caesar schloss mit beiden ein Bündnis des Inhalts, dass nichts im Gemeinwesen geschehen solle, was einem der drei missfalle.64
20 (1) Nach Amtsantritt richtete er als erste von allen Verfügungen ein, dass die täglichen Verhandlungen sowohl des Senats als auch des Volkes schriftlich protokolliert und veröffentlicht werden sollten.65 Auch stellte er die alte Sitte wieder her, dass in dem Monat, in welchem er nicht die Amtsgeschäfte führte, ein persönlicher Diener vor ihm hergehen und die [16]Liktoren ihm folgen sollten.66 Nach der öffentlichen Verkündigung des Agrargesetzes67 vertrieb er seinen Kollegen, der Einspruch einlegte,68 mit Waffengewalt vom Forum; als sich Bibulus am folgenden Tag im Senat darüber beklagte, aber niemanden fand, der es gewagt hätte, bezüglich eines derart empörenden Benehmens einen Antrag zu stellen oder auch nur seine Ansicht darüber zu äußern, obgleich bei geringeren Streitereien oft amtliche Verordnungen erlassen worden waren, geriet er in eine solche Verzweiflung, dass er sich bis zu seinem Rücktritt vom Amt in seinem Haus versteckt hielt und lediglich durch Edikte seine Einwände erhob.
(2) Seit diesem Zeitpunkt regelte Caesar alle staatlichen Maßnahmen allein und nach freiem Ermessen, so dass einige geistreiche Leute, wenn sie etwas zur Beurkundung unterzeichnen sollten, scherzhaft schrieben, es sei im Konsulatsjahr von Iulius und Caesar anstatt im Konsulatsjahr von Caesar und Bibulus geschehen; demnach setzten sie zweimal dieselbe Person ein, und zwar mit Gentilnamen und Beinamen69; und so verbreiteten sich im Volk bald darauf folgende Verse:
Nicht unter Bibulus geschah neulich etwas, sondern unter Caesar;
denn ich erinnere mich nicht, dass unter dem Konsul Bibulus etwas geschehen ist.
(3) Das Stellatische Land, das die Vorfahren feierlich zum Staatseigentum erklärt hatten, und das Gebiet von Kampanien, das der Staat als Steuereinnahme für Notfälle hatte brachliegen lassen, verteilte er ohne zu losen auf 20 000 Bürger, die drei oder mehr Kinder besaßen. Den Generalpächtern der römischen Staatseinkünfte70, die einen Nachlass erbaten, erließ er ein Drittel ihres Pachtgeldes, ermahnte sie aber öffentlich, bei der Verpachtung neuer Abgaben nicht maßlos hoch zu [17]gehen. Ebenso verschenkte er alles reichlich an jeden, der etwas von ihm erbat, wobei ihm niemand widersprach, und wenn es jemand versuchte, so wurde er davon abgeschreckt. (4) Er ließ Marcus Cato, der Einwände erhob, durch einen Liktor71 aus der Kurie schaffen und ins Gefängnis abführen.72 Lucius Lucullus, der sich ihm allzu offen widersetzte, jagte er eine solche Furcht vor einer Verleumdungsklage ein, dass er ihm freiwillig zu Füßen fiel. Als Cicero in einem Prozess die derzeitigen traurigen Zeiten beklagte, gestattete er es dem Todfeind Ciceros, Publius Clodius, noch am selben Tag zur neunten Stunde [gerechnet ab Sonnenaufgang] von dem Patrizier- in den Plebejerstand überzuwechseln, worum sich dieser schon lange vergeblich bemüht hatte.73(5) Schließlich ging er gegen sämtliche politische Gegner vor, indem er den Denunzianten Vettius mit Bestechungen zum Geständnis bewegte, er sei von einigen Leuten aufgefordert worden, Pompeius zu töten; Vettius sollte auch vor die Rednertribüne zitiert werden und die Urheber des Plans entsprechend der Verabredung mit Namen bezeichnen. Aber als der eine oder andere Name ohne Erfolg genannt wurde und ein Betrugsverdacht aufkam, ließ Caesar die Hoffnung auf ein Gelingen des voreiligen Planes fahren und soll den Denunzianten durch Gift umgebracht haben.74
21 Um diese Zeit heiratete Caesar Calpurnia, die Tochter des Lucius Piso, der ihm im Konsulat folgen sollte, und verheiratete seine Tochter Iulia mit Gnaeus Pompeius, nachdem er ihre Verlobung mit dem früheren Bräutigam Servilius Caepio, mit dessen Hilfe er vor allem kurz zuvor den Bibulus bekämpft hatte, annuliert hatte.75 Nach dieser neuen verwandtschaftlichen Beziehung begann er Pompeius zuerst um seine Stellungnahme zu bitten, obwohl er sonst gewöhnlich bei Crassus anfing und es üblich war, dass der Konsul die Reihenfolge der Befragung, die er am 1. Januar festgelegt hatte, das ganze Jahr über beibehielt76.
[18]22 (1) Mit Unterstützung seines Schwiegervaters und Schwiegersohnes [Piso und Pompeius] wählte er sich aus der gesamten Zahl der Provinzen vor allem Gallien aus, ein Land, das durch seinen Reichtum und seine günstige Lage eine geeignete Voraussetzung für das Feiern von Triumphen bot. Anfangs erhielt er nur Gallia Cisalpina gemeinsam mit dem Illyricum, und zwar auf Antrag des Vatinius, bald darauf aber auch durch Senatsbeschluss Gallia Comata77; denn die Senatoren befürchteten, dass das Volk ihm auch diese Provinz zusprechen könne, wenn sie selbst ihm diese verweigerten. (2) Außer sich vor Freude konnte er der Versuchung nicht widerstehen, sich wenige Tage später vor der fast vollzähligen Ratsversammlung zu brüsten: Gegen den Willen und unter Seufzen seiner Gegner habe er erreicht, was er sich gewünscht habe; daher könne er von nun an allen auf den Köpfen herumtanzen. Als aber jemand den Einwand erhob, um ihn zu beleidigen, dies sei für eine Frau78 nicht leicht, antwortete er, wie wenn er darauf zum Spaß einginge, auch in Syrien [d. h. das antike Assyrien] habe eine Semiramis79 geherrscht, und einen großen Teil Kleinasiens hätten einst die Amazonen innegehabt.
23 (1) Als nach Beendigung seines Konsulats die Prätoren Gaius Memmius und Lucius Domitius Berichte über die Amtshandlungen des vergangenen Jahres vorlegten, übertrug Caesar dem Senat die Untersuchung. Da aber jener diese Aufgabe nicht übernahm und bereits drei Tage in erfolglosen Wortwechseln verstrichen waren, reiste Caesar in seine Provinz ab. Sofort danach wurde sein Quästor80 wegen einiger Vorwürfe zu einer Vorentscheidung vor Gericht geladen.81 Bald darauf wurde Caesar selbst von dem Volkstribunen Lucius Antistius angeklagt; und nur dadurch, dass er schließlich das gesamte Kollegium (der Tribunen) um Hilfe anrief, setzte er durch, dass er nicht angeklagt werden durfte, da er ja im Interesse des Gemeinwesens abwesend war. (2) Um sich also für die [19]Zukunft abzusichern, hielt er es für seine Hauptaufgabe, sich die Amtsträger eines jeden Jahres zu verpflichten und von den Bewerbern lediglich solche zu unterstützen oder zu einem Amt gelangen zu lassen, die die Absicht bekundet hatten, in seiner Abwesenheit seine Interessen zu vertreten. Er hatte auch keine Skrupel, zur Bestätigung dieser Übereinkunft eine eidesstattliche Erklärung und sogar eine schriftliche Verpflichtung einzufordern.
24 (1) Als sich aber Lucius Domitius um das Konsulat bewarb und öffentlich damit drohte, er werde als Konsul durchsetzen, was er als Prätor nicht habe erreichen können, und Caesar seine Truppen wegnehmen, drängte dieser Crassus und Pompeius dazu, nach Luca82 zu kommen, einer Stadt seiner Provinz, und bewegte sie, sich erneut83 um das Konsulat zu bewerben, um Domitius der Aussicht auf das Amt zu berauben; er erreichte auch, dass ihm aufgrund der Unterstützung der beiden sein Kommando um fünf Jahre verlängert wurde. (2) Im Vertrauen darauf fügte er den Legionen84, die er vom Staat erhalten hatte, noch andere auf eigene Kosten hinzu; eine hob er sogar mit Bewohnern aus der Provinz Transalpina aus, wobei er ihr auch einen gallischen Namen gab, nämlich Alauda85. Allen Soldaten dieser Legion, die ganz und gar nach römischem Muster ausgebildet und bewaffnet war, schenkte er später das römische Bürgerrecht. (3) Seit dieser Zeit ließ er keine Gelegenheit zu einem Krieg aus, nicht einmal wenn es sich um einen ungerechten86 und gefährlichen handelte; aus freien Stücken griff er sowohl verbündete als auch feindliche und wilde Stämme an, so dass der Senat einmal den Beschluss fasste,87 Gesandte zu schicken, die die Lage in Gallien prüfen sollten; einige Senatoren traten sogar für eine Auslieferung Caesars an die Feinde ein.88 Aber weil alle seine Aktionen günstig ausgingen, erhielt er häufigere und längere Dankfeste als jemals irgendjemand zuvor.89
[20]25 (1) Er hat in den neun Jahren seines Kommandos90 ungefähr Folgendes vollbracht:
Ganz Gallien, ein Gebiet, das von den Pyrenäen, den Alpen, den Cevennen und von Rhein und Rhône umschlossen wird und das einen Umfang von annähernd 3200 Meilen hat, hat er mit Ausnahme einiger verbündeter und um Rom verdienter Städte zu einer Provinz gemacht und hat ihr die Zahlung von jährlich 40 Millionen Sesterzen auferlegt. (2) Die Germanen, die jenseits des Rheins wohnten, griff er an und brachte ihnen besonders schwere Niederlagen bei, nachdem er als erster Römer eine Brücke über den Rhein errichtet hatte.91 Er griff auch die vorher noch unbekannten Britannier an, besiegte sie und verlangte von ihnen Geld und Geiseln.92 Bei so vielen erfolgreichen Unternehmungen erlitt er lediglich dreimal ein Missgeschick: In Britannien verlor er wegen eines gewaltigen Sturmes beinahe seine ganze Flotte,93 in Gallien wurde bei Gergovia94 eine Legion niedergeworfen, und auf germanischem Gebiet95 gerieten die Legaten Titurius und Aurunculeius in einen Hinterhalt und wurden getötet.
26 (1) Zur selben Zeit verlor er zunächst seine Mutter96, dann seine Tochter und kurz darauf sein Enkelkind97. Inzwischen herrschte wegen der Ermordung des Publius Clodius98 im Gemeinwesen Unruhe; daher hatte der Senat beschlossen, es solle lediglich ein einziger Konsul, und zwar Pompeius, gewählt werden; Caesar verhandelte demzufolge mit den Volkstribunen,99 die ihn zum Amtskollegen des Pompeius ausersehen hatten, sie möchten lieber beim Volk folgenden Antrag stellen: Es solle ihm trotz seiner Abwesenheit von Rom, da sich ja die Zeit seines Oberbefehls dem Ende zuneige, die Bewerbung um sein zweites Konsulat gestattet werden, damit er nicht aus diesem Grund zu früh das Feld räumen müsse, obwohl er den Krieg bis dahin noch nicht beendet hätte. (2) Sobald er dieses Ziel erreicht hatte, dachte er über höhere nach und ließ, da er [21]überhaupt voller Hoffnung war, keine Gelegenheit zu Spenden oder Gefälligkeiten öffentlicher oder privater Art gegenüber möglichst vielen Personen aus. Vom Erlös seines Beuteanteils begann er den Bau eines neuen Forums100, dessen Grundstück allein über 100 Millionen Sesterzen verschlang. Ein Gladiatorenspiel und ein Festessen versprach er dem Volk zur Erinnerung an seine Tochter, was vor ihm noch niemand getan hatte.101 Um eine möglichst große Spannung darauf zu erzielen, ließ er die für das Festessen benötigten Speisen auch in Privathäusern zubereiten, obgleich er mit der Lieferung Fleischwarenhändler beauftragt hatte. (3) Bekannte Gladiatoren hat er, sobald sie auf Wunsch des Publikums einen gefährlichen Kampf austragen sollten102, mit Gewalt aus der Arena abführen und für sich aufsparen lassen. Neulinge ließ er weder in einer Fechtschule noch durch Fechtlehrer ausbilden, sondern in Privathäusern von römischen Rittern, ja sogar von im Umgang mit Waffen erfahrenen Senatoren, die er – was aus seinen Briefen hervorgeht – dringend bat, die Unterweisung jedes Einzelnen zu übernehmen und persönlich bei ihren Fechtübungen die Kommandos zu erteilen. Den Legionen verdoppelte er den Sold für alle Zeiten. Getreide verteilte er, sooft in genügendem Maße davon vorhanden war, auch ohne Rücksicht auf ein bestimmtes Limit; manchmal gab er aus der Beute jedem Mann einen Sklaven.
27 (1) Zur Erhaltung der verwandtschaftlichen und freundschaftlichen Verbindungen zu Pompeius bot er ihm Octavia, die Enkelin seiner Schwester, die mit Gaius Marcellus verheiratet war,103 als Frau an und bewarb sich um die Tochter des Pompeius, die für Faustus Sulla vorgesehen war. Er verpflichtete sich die gesamte Umgebung des Pompeius und auch einen großen Teil des Senats durch zinslose Kredite oder durch Darlehen zu äußerst günstigen Konditionen und beschenkte Personen aus allen Ständen, die er entweder eingeladen hatte104[22]oder die ihn von sich aus aufgesucht hatten, überaus reichlich; darüber hinaus auch deren Freigelassene und Sklaven, je nachdem, wie sehr sie von ihren Herren und Patronen geschätzt wurden. (2) Zum damaligen Zeitpunkt war Caesar der einzige und bereitwilligste Rückhalt für Angeklagte, Schuldner und verschwenderische junge Leute, außer wenn ein zu großes Maß an Verbrechen, Schulden und Verschwendungssucht sie bedrängte, als dass er ihnen hätte beistehen können. Solchen Leuten sagte er gewöhnlich ganz offen, für sie sei ein Bürgerkrieg zweckmäßig.105
28 (1) Mit nicht geringerem Eifer versuchte er, Könige und Provinzen auf dem gesamten Erdkreis für sich zu gewinnen, indem er den einen Tausende von Kriegsgefangenen zum Geschenk anbot, anderen ohne Vollmacht des Senats und des Volkes Hilfstruppen schickte, wohin und so oft sie nur wollten. Überdies verschönerte er die mächtigsten Städte Italiens, Galliens, Spaniens sowie Kleinasiens und Griechenlands mit prächtigen Bauwerken. (2) Alle waren darüber bereits bestürzt und machten sich Gedanken darum, auf welches Ziel dies gerichtet sei, bis endlich der Konsul Marcus Claudius Marcellus in einem Edikt öffentlich erklärte, er werde für das höchste Wohl des Staates Maßnahmen einleiten, und an den Senat den Antrag stellte, einerseits solle für Caesar vorzeitig ein Nachfolger bestimmt werden, weil der Krieg beendet, der Friede wiederhergestellt sei und das siegreiche Heer entlassen werden müsse; andererseits solle bei den Konsulwahlen106 keine Rücksicht auf Caesar genommen werden, auch wenn er abwesend sei, da Pompeius das entsprechende Gesetz später ja nicht mittels eines Volksbeschlusses abgeändert habe. (3) Es hatte sich nämlich zugetragen, dass Pompeius bei der Einbringung des Gesetzesantrages über das Recht der Magistrate in dem Abschnitt, in dem er Abwesende von der Bewerbung um die Ehrenämter ausschloss, aus Vergesslichkeit107 auch für Caesar [23]keine Ausnahme gemacht hatte; bald darauf hat er, nachdem das Gesetz bereits in Erz eingemeißelt und im Archiv deponiert worden war, den Irrtum berichtigt. Da aber Marcellus nicht damit zufrieden war, Caesar die Provinzen und jenes Sonderrecht zu entziehen, stellte er sogar den Antrag, den Kolonisten, die Caesar aufgrund des Vatinischen Gesetzes in Novum Comum angesiedelt hatte, das römische Bürgerrecht wieder wegzunehmen, da es ihnen in eigennütziger Absicht und in Übertretung des Gesetzes verliehen worden sei.
29 (1) Caesar, durch diese Entwicklung sehr beunruhigt und wohl der Meinung – die er oft geäußert haben soll –, es sei schwieriger, ihn, den ersten Mann des Staates, vom ersten an den zweiten Platz als vom zweiten an den letzten Platz zu verdrängen, leistete mit allen Mitteln Widerstand, teils durch die Einsprüche der Volkstribunen, teils mit Hilfe des zweiten Konsuls, Servius Sulpicius108. Auch im folgenden Jahr, als Gaius Marcellus, der Nachfolger seines Vetters Marcus im Konsulat, dieselben Ziele zu erreichen versuchte, gewann Caesar dessen Amtskollegen Aemilius Paulus109 und Gaius Curio, den ungestümsten unter den Volkstribunen, mit enormen Geldsummen zu seinen Verteidigern. (2) Als er aber sah, dass man in allem noch hartnäckiger gegen ihn zu Werke ging und auch die designierten Konsuln110 von der gegnerischen Partei gestellt wurden, bat er den Senat schriftlich, ihm das vom Volk gewährte Vorrecht nicht zu nehmen oder aber auch die übrigen Feldherren von ihren Heeren abzuziehen. Er vertraute nämlich – wie man meinte – darauf, dass er leichter seine Veteranen zusammenrufen könne, sobald es ihm beliebe, als Pompeius neue Soldaten. Mit seinen Gegnern aber kam er überein, dass er acht Legionen entlasse und auf Gallia Transalpina verzichte, dass ihm hingegen zwei Legionen und Gallia Cisalpina oder auch nur eine einzige Legion mit dem Illyricum überlassen werde, bis er Konsul sei.
[24]30 (1) Der Senat indes nahm sich der Sache nicht an, und seine Gegner weigerten sich, mit ihm hinsichtlich des Gemeinwesens eine Vereinbarung zu treffen; daher begab sich Caesar ins diesseitige Gallien, hielt Gerichtstage ab und blieb in Ravenna; er hatte die Absicht, durch kriegerische Maßnahmen seinen Ansprüchen Geltung zu verschaffen, wenn der Senat gegen die für ihn eintretenden Volkstribunen zu harte Beschlüsse fassen sollte.
(2) Auch dies war in der Tat für ihn nur der Vorwand für den Bürgerkrieg; seine eigentlichen Gründe waren nach allgemeiner Auffassung andere. Gnaeus Pompeius pflegte Folgendes zu sagen: Caesar habe deswegen alles vollkommen durcheinanderbringen wollen, weil er weder die von ihm begonnenen Vorhaben vollenden noch die Erwartung des Volkes, die er anlässlich seiner Ankunft geweckt hatte, mit eigenen Mitteln hätte erfüllen können. (3) Andere hingegen sagen, er habe gefürchtet, sich rechtfertigen zu müssen wegen jener Maßnahmen, die er während seines ersten Konsulats gegen Auspizien111, Gesetze und die Einsprüche der Volkstribunen112 ergriffen habe; denn Marcus Cato habe wiederholt unter Eid angekündigt, er werde ihn anklagen, sobald er das Heer entlassen habe. Des Weiteren wurde allgemein mit Nachdruck hervorgehoben, dass Caesar, wenn er als Privatmann zurückkehre, sich dann wie Milo113 vor einem mit Soldaten umstellten Gericht114 verantworten müsse. (4) Dies gewinnt durch einen Bericht des Asinius Pollio115 an Wahrscheinlichkeit, dem zufolge Caesar nach der Schlacht bei Pharsalos, als er die getöteten und niedergemetzelten Gegner erblickte, Folgendes gesagt haben soll: »Sie haben es so gewollt! Nach meinen so bedeutenden Taten wäre ich, Gaius Caesar, verurteilt worden, wenn ich nicht das Heer um Hilfe ersucht hätte.« (5) Manche vertreten die Auffassung, durch die lange Vertrautheit mit der Befehlsgewalt und nach Abwägen seiner eigenen Kräfte und [25]derer seiner Feinde sei er veranlasst worden, die Gelegenheit zu ergreifen, die Alleinherrschaft an sich zu reißen, die er bereits in früher Jugend begehrt habe. Diese Meinung scheint auch Cicero vertreten zu haben, wenn er im dritten Buch seiner Schrift Über die Pflichten schreibt, Caesar habe stets die von Cicero übersetzten Verse des Euripides116 im Munde geführt:
Wenn Recht gebrochen werden soll, so muss es um der Königsherrschaft willen
gebrochen werden: In anderen Fällen sollst du die Treue zum Gesetz bewahren.
31 (1) Als nun gemeldet worden war, das Veto der Volkstribunen sei aufgehoben worden und sie selbst hätten die Stadt verlassen, schickte er sogleich heimlich seine Kohorten voraus, damit kein Verdacht aufkäme, und nahm, um seine Absichten zu verschleiern, an einem öffentlichen Schauspiel teil, betrachtete prüfend einen Bauplan, nach dem er eine Gladiatorenschule errichten lassen wollte, und begab sich wie üblich zu einer Tischgesellschaft, bei der zahlreiche Gäste zugegen waren. (2) Alsdann ließ er nach Sonnenuntergang Maultiere aus der nächsten Mühle vor seinen Wagen spannen und begann in aller Heimlichkeit seine Reise mit kleinem Gefolge. Weil die Fackeln ausgingen, kam er vom Weg ab, irrte lange Zeit umher, bis er schließlich bei Tagesanbruch einen Führer ausfindig machte und über äußerst schmale Pfade zu Fuß sein Ziel erreichte. Er holte seine Kohorten am Rubikon ein, der die Grenze seiner Provinz bildete, legte eine kurze Pause ein, dachte bei sich, welch gewaltigen Plan er da habe, und wandte sich an seine Umgebung mit folgenden Worten: »Jetzt können wir noch umkehren. Wenn wir aber die kleine Brücke überquert haben, müssen die Waffen über alles entscheiden.«
[26]32 Während er noch zögerte, geschah folgendes Wunder: Es erschien plötzlich ein Mann von außergewöhnlicher Größe und Schönheit, der sich ganz in seiner Nähe niederließ und auf einer Flöte117 spielte. Um ihn zu hören, liefen außer Hirten auch sehr viele Soldaten von ihren Posten, unter ihnen auch Tubabläser; nachdem er einem von ihnen die Tuba entrissen hatte, sprang er zum Fluss, begann mit ungeheurer Stärke das Signal zum Angriff zu blasen und eilte zum anderen Ufer. Daraufhin bemerkte Caesar: »Lasst uns also gehen, wohin die Zeichen der Götter und die Ungerechtigkeit der Feinde uns rufen! Der Würfel ist gefallen.«118
33 Und so führte Caesar das Heer119 über den Fluss, zog die Volkstribunen hinzu, die (aus Rom) vertrieben worden waren und sich ihm angeschlossen hatten, und hielt vor den versammelten Soldaten eine Rede, wobei er sie unter Tränen um ihr Vertrauen anflehte und sein Gewand von der Brust riss.120 Es wird auch die Meinung vertreten, er habe jedem Einzelnen das Vermögen eines Ritters versprochen, was aber auf einem Missverständnis beruht. Denn weil er während seiner Ansprache häufiger mahnend den Ringfinger seiner linken Hand zeigte und bekräftigte, er werde, um den Ansprüchen aller, mit deren Hilfe er seine Würde verteidigen könne, Genüge zu tun, ihnen sogar wohlwollend seinen Ring abtreten, glaubten die Leute aus den hinteren Reihen, für die es leichter war, den Redner zu sehen als ihn zu hören, Caesar habe wirklich das gesagt, was sie aus seinen Gesten vermutungsweise herauslasen. Und es verbreitete sich das Gerücht, er habe ihnen das Recht auf den Ritterring121 mitsamt den 400 000 Sesterzen versprochen.122
34 (1) Die Reihenfolge der wichtigsten Aktionen, die Caesar dann unternahm, war diese: Er besetzte das Picenum, Umbrien und Etrurien und brachte Lucius Domitius123, der angesichts der Unruhen zu seinem Nachfolger ernannt worden war und [27]Corfinium besetzt hielt, in seine Gewalt, gab ihm aber wieder die Freiheit. Dann marschierte er am Adriatischen Meer entlang nach Brundisium, wohin die Konsuln und Pompeius geflüchtet waren, um so schnell wie möglich nach Griechenland überzusetzen. (2) Nachdem er vergeblich versucht hatte, sie mit allen möglichen Verzögerungstaktiken an der Abfahrt zu hindern, begab er sich nach Rom,124 hielt vor dem Senat eine Rede über den Zustand des Staates und griff die außergewöhnlich starken Truppen des Pompeius an, die in Spanien unter dem Kommando von drei Legaten standen, nämlich Marcus Petreius, Lucius Afranius und Marcus Varro. Zuvor hatte er zu Vertrauten seiner Umgebung geäußert, er ziehe gegen das Heer ohne Führer und werde von dort zum Führer ohne Heer zurückkehren. Und obwohl er durch die Belagerung von Massilia, das ihm bei seinem Anmarsch die Tore verschlossen hatte, und wegen erheblichen Mangels an Lebensmitteln aufgehalten wurde, unterwarf er dennoch alles in kurzer Zeit.
35 (1) Von dort kehrte er nach Rom zurück, setzte nach Makedonien über und besiegte Pompeius, den er fast vier Monate125 lang durch riesige Belagerungswerke in die Enge getrieben hatte, schließlich in der Schlacht bei Pharsalos126 und verfolgte den Fliehenden bis Alexandria. Da dieser bereits ermordet worden war, traf Caesar ihn nicht mehr lebend an; mit dem König Ptolemaios, der auch ihm – wie er sah – nach dem Leben trachtete, führte er einen überaus gefährlichen Krieg, und dies, obwohl die örtlichen und zeitlichen Verhältnisse ungünstig waren; es war aber Winter, und Caesar hielt sich innerhalb der Stadtmauern eines außergewöhnlich gut ausgerüsteten und besonders raffinierten Feindes auf, während er selbst an allem Mangel litt und nicht (auf den Kampf) vorbereitet war. Gleichwohl war er siegreich und überließ das Königreich Ägypten Kleopatra und ihrem jüngeren Bruder; er scheute sich, das Land zu einer Provinz zu machen, damit es nicht, wenn es [28]einmal einen allzu ungestümen Statthalter erhalten sollte, zum Grund neuer Unruhe werde.127(2) Von Alexandria zog er nach Syrien und von dort nach Pontos; Nachrichten über Pharnakes ließen ihm keine Ruhe. Dieser war ein Sohn von Mithridates dem Großen, der zum damaligen Zeitpunkt die günstige Gelegenheit nutzte, einen Krieg zu führen, und der bereits wegen seiner zahlreichen Erfolge übermütig geworden war. Am fünften Tag nach seiner Ankunft schlug Caesar ihn in einer einzigen Schlacht und benötigte dafür lediglich vier Stunden, nachdem er ihn zu Gesicht bekommen hatte. Häufig brachte er die Rede auf das Glück des Pompeius, dem außerordentliche militärische Anerkennung zuteil geworden sei, obwohl er so unkriegerische Feinde besiegt habe. Daraufhin besiegte er Scipio128 und Iuba129 völlig, die in Afrika die Reste der gegnerischen Partei neu zu stärken versuchten, schließlich die Söhne des Pompeius in Spanien.
36 In allen Bürgerkriegen erlitt Caesar keine Niederlage, nur seine Befehlshaber. Von ihnen fiel Gaius Curio in Afrika, Gaius Antonius geriet im Illyricum in Feindeshand, Publius Dolabella verlor seine Flotte ebenfalls im Illyricum und Gnaeus Domitius Calvinus130 ein Heer in Pontos. Caesar selbst kämpfte stets sehr erfolgreich, und sein Kriegsglück war niemals gefährdet, außer in zwei Fällen: einmal bei Dyrrhachion, wo er von Pompeius geschlagen, aber nicht verfolgt wurde und daher behaupten konnte, Pompeius verstehe nicht zu siegen,131 zum anderen während seiner letzten Schlacht in Spanien, als die Lage so verzweifelt war, dass er sogar an Selbstmord dachte.
37 (1) Nach Beendigung der Kriege feierte er fünf Triumphe, nachdem er Scipio völlig besiegt hatte, und zwar vier in ein und demselben Monat, aber es lagen jeweils einige Tage dazwischen; und dann wieder einen Triumph nach Überwindung der Söhne des Pompeius. Seinen ersten und prächtigsten Triumphzug hielt er über Gallien ab, den folgenden über [29]Alexandria, dann den über Pontos, ihm folgten zunächst der über Afrika, dann der letzte über Spanien, wobei ein jeder in Prunk und Ausstattung verschieden war.132(2) Am Tag des gallischen Triumphes wäre er beinahe, als er am Velabrum vorbeifuhr, infolge eines Achsbruches aus dem Wagen geschleudert worden; er bestieg das Kapitol beim Schein von Fackeln, wobei 40 Elefanten zur Rechten und zur Linken die Leuchter trugen. Beim Pontischen Triumph ließ er unter den Traggestellen des Festzugs (für die Trophäen133) eine Inschrift von drei Worten: »ICH KAM, SAH UND SIEGTE«134 vorantragen; diese Inschrift wies nicht wie sonst auf seine Kriegstaten hin, sondern auf die schnelle Beendigung des Krieges.
38 (1) Auf die einzelnen Fußsoldaten seiner Veteranenlegionen verteilte er von der Beute außer 2000 Sesterzen, die er zu Beginn des Bürgerkrieges hatte auszahlen lassen, noch weitere 24 000. Er wies ihnen auch Grundstücke zu, die aber nicht zusammenhingen, damit kein Besitzer vertrieben werden musste. Dem Volk teilte er Mann für Mann außer zehn Scheffeln Getreide und ebensoviel Pfund Öl auch noch 300 Sesterzen zu, die er jedem einst versprochen hatte, und darüber hinaus weitere 100 für die verzögerte Auszahlung. (2) Er bezahlte auch eine Jahresmiete, in Rom bis zu 2000 Sesterzen, in Italien nicht über 500. Er spendierte außerdem ein Festessen, nahm eine Fleischverteilung an das Volk vor und gab nach dem Sieg in Spanien zwei öffentliche Mahlzeiten zur Mittagszeit. Da er nämlich die Auffassung vertrat, die erste sei zu karg und nicht seiner Freigebigkeit entsprechend ausgefallen, ließ er fünf Tage später eine andere sehr üppige Mahlzeit servieren.
39 (1) Er veranstaltete Spiele verschiedener Art: ein Gladiatorenspiel, auch Theateraufführungen bezirksweise in der gesamten Stadt, und zwar durch Schauspieler aller Sprachen,135 ebenso Circusspiele, Wettkämpfe unter Athleten und eine Seeschlacht. Bei der Veranstaltung auf dem Forum kämpften [30]Furius Leptinus, der einer Prätorenfamilie entstammte, sowie Quintus Calpenus, ein ehemaliger Senator und Rechtsanwalt, auf Leben und Tod.136 Einen Waffentanz137 führten Fürstensöhne aus Kleinasien und Bithynien auf. (2) Bei den Theaterdarbietungen trat der römische Ritter Decimus Laberius in seinem eigenen Mimus138 auf und erhielt dafür 500 Sesterzen als Geschenk und dazu den goldenen Ritterring; daraufhin verließ er die Bühne und schritt durch die Orchestra zu seinem Platz auf den 14 Ritterbänken139. Bei den Circusspielen – der Circus war nach beiden Seiten erweitert und rings mit einem Wassergraben umgeben worden – führten sehr vornehme junge Männer ihre Kunst auf Vier- und Zweigespannen vor und sprangen auch von einem Pferd auf das andere. Das Trojaspiel140 führten zwei Schwadronen älterer und jüngerer Knaben auf. (3) Tierhetzen wurden während fünf Tagen veranstaltet, und bei der letzten wurde ein Kampf gezeigt, in dem zwei Abteilungen von je 500 Mann zu Fuß, 20 Elefanten und 300 Reiter auf beiden Seiten gegeneinander antraten. Damit auf einem geräumigeren Platz gekämpft werden konnte, wurden die Zielsäulen entfernt und an deren Stelle zwei einander gegenüberliegende Lager errichtet. Die Athleten wetteiferten drei Tage lang miteinander in einem in der Gegend des Marsfeldes provisorisch errichteten Stadion. (4) Für die Seeschlacht hatte man in der dort gelegenen Kleineren Codeta einen See ausgehoben; Zwei-, Drei- und Vierdecker vom Typ der tyrischen und ägyptischen Flotte stießen mit einer großen Anzahl Kämpfer aufeinander. Zu all diesen Schauspielen kam von allen Seiten eine so große Menschenmenge herbeigeströmt, dass die meisten Fremden entweder in Gassen oder Straßen in Zelten übernachten mussten; und des Öfteren wurden bei dem großen Andrang sehr viele Leute erdrückt oder ohnmächtig, darunter sogar zwei Senatoren.
40 (1) Darauf wandte sich Caesar der Ordnung des [31]Gemeinwesens zu, korrigierte alsdann den Kalender, der schon lange durch die Schuld der Priester, die willkürlich Tage eingeschaltet hatten, derart in Unordnung geraten war, dass weder das Erntefest mit dem Sommer noch das Winzerfest mit dem Herbst zusammenfiel. Auch ordnete er das Jahr nach dem Sonnenlauf, so dass es 365 Tage umfasste, der Schaltmonat wegfiel und alle vier Jahre ein Tag eingeschoben wurde. (2) Damit aber zukünftig die Zeitrechnung vom neuen 1. Januar an stimme, schob er zwischen den Monaten November und Dezember zwei weitere ein. So umfasste das Jahr, in dem diese Neuordnung festgelegt wurde, 15 Monate mit dem Schaltmonat, der nach der bisherigen Regelung auf genau dieses Jahr gefallen war.
41 (1) Den Senat ergänzte er, wählte Patrizier dazu und erhöhte die Zahl der Prätoren, Ädilen und Quästoren, auch die der Magistrate niederen Ranges. Diejenigen Amtsträger, die von den Zensoren141 ihres Amtes enthoben oder durch einen richterlichen Beschluss wegen Wahlbestechung verurteilt worden waren, setzte er wieder in ihre alten Rechte ein. (2) Das Wahlrecht teilte er sich mit dem Volk, so dass mit Ausnahme der Bewerber um das Konsulat von den verbleibenden Kandidaten die eine Hälfte nach dem Willen des Volkes, die andere nach seiner Wahl ernannt werden sollte. Er versandte auch Schreiben an die einzelnen Wahlbezirke mit folgenden knappen Worten: »Caesar, der Diktator142, grüßt den Wahlbezirk soundso. Ich empfehle euch den und den, damit sie durch eure Stimmen ihr Amt erhalten.« Zu Ehrenämtern ließ er auch Söhne von Geächteten zu. Die Gerichte beschränkte er auf zwei Arten von Richtern: Ritter und Senatoren; die dritte Art, die Ärartribunen, hob er auf.143
(3) Die Volkszählung ließ er weder in der üblichen Art und Weise noch am gewohnten Ort durchführen,144 sondern straßenweise durch die Besitzer der Mietshäuser145; dabei [32]verminderte er die Zahl derer, die aus öffentlichen Mitteln Getreide erhielten, von 320 000 auf 150 000. Damit aber wegen dieser Volkszählung über kurz oder lang keine neuen Unruhen entstehen könnten, ordnete er an, dass der Prätor anstelle der Verstorbenen jährlich Leute aus der Zahl derjenigen auslosen solle, die noch nicht in die Liste (der Getreideempfänger) aufgenommen worden waren.
42 (1) Nachdem er aber 80 000 Bürger auf überseeische Kolonien verteilt hatte, verfügte er, damit die dezimierte Stadt immer noch genügend Einwohner habe, dass sich kein Bürger über 20 und unter 40 Jahren, der keinen Kriegsdienst leistete, mehr als drei Jahre lang ununterbrochen außerhalb von Italien aufhalten dürfe; auch dürfe kein Senatorensohn ins Ausland gehen, es sei denn als Zeltgenosse eines Feldherrn oder als Begleiter eines Amtsträgers146. Auch sollten die Viehzüchter unter ihren Hirten mindestens ein Drittel erwachsene Freigeborene halten.147 Allen Ärzten und Lehrern der freien Künste148 in Rom schenkte er das römische Bürgerrecht, damit sie selbst umso lieber in der Stadt wohnten und noch weitere hinzukämen. (2) Er machte die häufig geweckte Hoffnung auf neue Schuldbücher hinsichtlich der Darlehen zunichte; schließlich beschloss er, dass die Schuldner die Gläubiger mit ihren Grundstücken, so wie sie jeweils vor dem Bürgerkrieg bewertet worden waren, entschädigen sollten.149 Dabei sollte von der Schuldsumme der Betrag an Zinsen abgezogen werden, der bar oder durch Anweisung bezahlt worden war. Aufgrund dieser Regelung ging beinahe ein Viertel der Schuldsumme verloren. (3) Sämtliche Kollegien mit Ausnahme der in alter Zeit gegründeten löste er auf.150 Das Strafmaß für Verbrechen setzte Caesar herauf; und da sich die Reichen umso leichter eines Verbrechens schuldig machten, weil sie ohne Verlust ihres Vermögens in die Verbannung gehen konnten, bestrafte er – wie Cicero schreibt – die Mörder mit dem Entzug [33]des gesamten Vermögens, die übrigen Verbrecher mit dem der Hälfte.
43 (1) Die Rechtsprechung151 übte er ganz besonders gewissenhaft und streng aus. Solche Senatoren, die der Erpressung überführt worden waren, stieß er aus dem Senat. Er schied die Ehe eines gewesenen Prätors, der eine Frau sofort geheiratet hatte, die sich erst zwei Tage zuvor von ihrem Mann getrennt hatte, obgleich kein Verdacht auf Ehebruch bestand. Für ausländische Waren führte er Zölle ein.152 Die Benutzung von Sänften ebenso wie das Tragen von Purpurkleidern und Perlen räumte er lediglich bestimmten Personen und Altersklassen ein, und dies auch nur an gewissen Tagen.153(2) Vor allem achtete er auf die Einhaltung des Gesetzes gegen den Luxus.154 Rings um den Fleischmarkt ließ er Wächter aufstellen, die verbotene Lebensmittel155 beschlagnahmen und zu ihm bringen sollten, wobei er zuweilen Liktoren156 und Soldaten in die Häuser schickte mit dem Auftrag, auch bereits aufgetragene Speisen aus dem Speisezimmer zu entfernen, wenn die Wächter sie übersehen haben sollten.
44 (1) Was die Verschönerung und die Ausgestaltung Roms anbelangt, ebenso wie den Schutz und die Erweiterung des Reiches, steckte er sich von Tag zu Tag immer zahlreichere und größere Ziele. Insbesondere wollte er einen Mars-Tempel errichten lassen, und zwar von bislang unbekannter Ausdehnung, wobei der See, auf dem er die Seeschlacht157 hatte aufführen lassen, aufgefüllt und eingeebnet worden wäre; sodann ein Theater158 von ungeheuerer Größe, das sich an den Tarpeischen Felsen anschmiegen sollte. (2) Das Zivilrecht159 beabsichtigte er auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren und aus der überaus großen und unübersichtlichen Menge von Gesetzen das Beste und Notwendigste in sehr wenigen Büchern zusammenzufassen. Möglichst große griechische und lateinische Bibliotheken wollte er der Öffentlichkeit zugänglich machen, [34]wobei Marcus Varro160 die Sorge für die Beschaffung und Ordnung der Bücher anvertraut werden sollte. (3) Seine weiteren Pläne bestanden darin, die Pontinischen Sümpfe161 trockenzulegen, den Fuciner See162 ablaufen zu lassen, eine feste Straße vom Adriatischen Meer über den Apenninenkamm bis zum Tiber anzulegen, den Isthmos163 zu durchstechen, die Daker164, die in großer Anzahl in Pontos und Thrakien eingefallen waren, in ihre Schranken zu weisen und bald danach von Kleinarmenien aus mit den Parthern165 Krieg anzufangen, eine Schlacht aber erst dann zu wagen, wenn er (in kleineren Gefechten) ihre Kampfesart kennengelernt hätte.166
(4) Während Caesar solche Maßnahmen vorbereitete und plante, ereilte ihn der Tod. Bevor ich mich aber darüber äußere, wird es nicht deplatziert sein, kurz über sein äußeres Erscheinungsbild, seine Kleidung, seine Bildung und seinen Charakter sowie seine politischen und militärischen Interessen Bericht zu erstatten.
45 (1) Caesar war der Überlieferung zufolge hochgewachsen, seine Haut weiß, seine Gliedmaßen waren schlank, sein Gesicht war ein wenig zu voll, seine Augen schwarz und lebhaft; er soll eine gute Gesundheit gehabt haben, außer dass er am Ende seines Lebens häufig plötzlich ohnmächtig und auch während des Schlafs immer wieder von Traumbildern aufgeschreckt wurde.167 Auch von der Epilepsie168 wurde er zweimal während öffentlicher Versammlungen befallen. (2) In der Pflege seines Körpers war er ziemlich pedantisch, derart, dass er sich nicht nur sorgfältig die Haare schneiden und rasieren, sondern auch – wie ihm manche Leute zum Vorwurf machten – am Körper entfernen ließ; seine hässliche Glatze ertrug er aber mit größtem Widerwillen, da er doch immer wieder die Erfahrung machen musste, dass sie seinen Widersachern Anlass zum Spott bot. Deshalb hatte er es sich angewöhnt, sein lichter werdendes Haar vom Scheitel nach vorne zu kämmen, und [35]von allen Ehrungen, die ihm der Senat und das Volk zuerkannt hatten, nahm er keine lieber an und machte von keiner mehr Gebrauch als von dem Recht, stets einen Lorbeerkranz tragen zu dürfen.
(3) Auch soll er auffallend gekleidet gewesen sein: Er habe nämlich eine mit dem breiten Purpurstreifen versehene Tunika getragen, die Fransen hatte, welche bis zu den Händen reichten, und niemals anders als mit einem Gürtel darüber, und zwar recht locker.169 Daher sei ein Ausspruch Sullas bekannt geworden, der die Optimaten des Öfteren ermahnte, sie sollten sich vor dem schlecht gegürteten Knaben in Acht nehmen.170
46 Caesar wohnte zuerst in der Subura in einem bescheidenen Haus171, nachdem er aber Oberpriester geworden war, in einem staatlichen Gebäude in der Via Sacra. Viele sagten ihm nach, er sei der feinen Lebensart und dem Luxus sehr zugetan gewesen: Ein Landhaus in der Nähe des Nemisees, das er von Grund auf neu errichten und mit großem Aufwand fertigstellen ließ, habe er, weil es seinem Geschmack nicht ganz entsprochen habe, vollständig abreißen lassen, obgleich er zum damaligen Zeitpunkt noch unbedeutend und hochverschuldet war. Auch habe er auf seinen Feldzügen Mosaikfußböden und bunte Marmorfliesen mit sich geführt.
47 Nach Britannien sei er gegangen, weil er hoffte, dort Perlen172 zu finden; wenn er deren Größe verglich, habe er zuweilen das Gewicht mit eigener Hand gemessen; Edelsteine, getriebene Kunstwerke173, Statuen und alte Gemälde habe er stets besonders leidenschaftlich angekauft. Schlanke und geistig kultivierte Sklaven habe er zu ungeheuren Summen erworben; dessen schämte er sich sogar derart, dass er einen Eintrag in die Rechnungsbücher verbot.
48 Beständig habe er in den Provinzen Festessen gegeben, und zwar jeweils an zwei Tafeln: An der einen ließen sich die [36]Offiziere und ihre griechischen Begleiter nieder, an der anderen römische Bürger mit den Honoratioren der Provinzen. Auf die Einhaltung bestimmter Grundsätze achtete er in seinem Haus in kleinen wie in großen Dingen so sorgfältig und streng, dass er zum Beispiel einem Bäcker, der den Gästen ein anderes Brot174 vorsetzte als ihm, Fußfesseln anlegen oder einen ihm sehr lieben Freigelassenen, der mit der Gattin eines römischen Ritters Ehebruch175 begangen hatte, hinrichten ließ, obgleich niemand als Ankläger auftrat.
49(1) Dem Ruf seiner Keuschheit schadete nichts so sehr wie das kameradschaftliche Zusammenleben mit Nikomedes176, das ihm jedoch heftige und fortwährende Vorwürfe einbrachte sowie Schmähungen von allen Seiten. Ich übergehe die allgemein bekannten Verse des Calvus Licinius:
Was auch immer Bithynien
und der Verführer Caesars jemals besaß.
Ich gehe auch nicht auf die Reden Dolabellas und des älteren Curio ein, in denen ihn Dolabella »Buhlknabe der Königin«, »Matratze der königlichen Sänfte«, Curio hingegen »Stall des Nikomedes« und »bithynisches Bordell« nennen. (2) Ich lasse ebenfalls die Edikte des Bibulus beiseite, in welchen er seinen Amtskollegen verächtlich als »Königin von Bithynien« bezeichnete und sagte, früher habe ihm ein König am Herzen gelegen, heute aber die Königsherrschaft. Zu dieser Zeit hat auch – wie Marcus Brutus berichtet – ein gewisser Octavius, der geistig verwirrt war und daher ziemlich hemmungslos daherredete, in Gegenwart sehr vieler Leute Pompeius als König, Caesar hingegen als Königin begrüßt. C. Memmius aber machte ihm sogar den Vorwurf, er habe Nikomedes bei einem zahlreich besuchten Gastmahl, an dem auch einige Kaufleute aus Rom, deren Namen er nennt, teilgenommen haben, [37]zusammen mit den anderen Lustknaben als Mundschenk gedient. (3) Cicero hingegen war nicht damit zufrieden, in gewissen Briefen geschrieben zu haben,177 Caesar sei von Begleitern (des Königs) in das königliche Schlafgemach geführt worden, habe sich im Purpurgewand auf das goldene Bett gelegt, und die Blüte eines jungen Mannes, der doch von der Venus abstamme,178 sei in Bithynien besudelt worden; er, Cicero, sagte sogar einmal im Senat, als Caesar die Verteidigungsrede für Nysa179, die Tochter des Nikomedes, hielt und die ihm erwiesenen Gunstbezeugungen des Königs erwähnte: »Lass das, bitte, da es ja bekannt ist, was jener dir und was du ihm gewährt hast.« (4) Beim gallischen Triumph endlich sangen seine Soldaten unter anderen Liedern, die sie, dem Wagen (des Feldherrn) folgend, zum Spaß vortrugen, auch jene sehr verbreiteten Verse:
Beide Gallien hat Caesar bezwungen, Nikomedes den Caesar:
Siehe, Caesar, der beide Gallien bezwungen hat, feiert jetzt einen Triumph,
Nikomedes, der Caesar bezwungen hat, triumphiert nicht.180
50(1) Allgemein ist man der Meinung, dass Caesar zu Ausschweifungen neigte und dafür viel Geld verschwendet hat; so soll er zahlreiche vornehme Frauen verführt haben, unter ihnen Postumia, die Gattin des Servius Sulpicius181, Lollia, die Frau des Aulus Gabinius, Tertulla, die Ehefrau des Marcus Crassus182, sogar Mucia, die Gattin des Gnaeus Pompeius183. Jedenfalls machten Curio, Vater und Sohn, und viele andere dem Pompeius den Vorwurf, später Caesars Tochter aus Machtgier geheiratet zu haben, des Mannes, dessentwillen er seine Frau, von der er drei Kinder gehabt hatte, verstoßen hat und den er seufzend seinen Aigisthos184 zu nennen pflegte. (2) Aber vor allen anderen Frauen liebte Caesar Servilia185, die Mutter des [38]Marcus Brutus, für die er in seinem ersten Konsulat eine Perle im Wert von sechs Millionen Sesterzen kaufte und der er im Verlauf des Bürgerkrieges neben anderen Schenkungen bei öffentlichen Versteigerungen enorme Landgüter zu einem Spottpreis zuschlagen ließ. Als sich freilich viele über den geringen Preis wunderten, sagte Cicero sehr witzig: »Wisst, er hat noch viel besser gekauft – wenn man Tertia abzieht«;186 man glaubte nämlich, dass Servilia auch ihre Tochter Tertia an Caesar verkuppelte.
51 Dass nicht einmal in den Provinzen Ehefrauen vor ihm sicher waren, geht aus folgendem Verspaar hervor, das gleichfalls von den Soldaten beim gallischen Triumph wiederholt gesungen wurde:
Städter, bewacht eure Frauen: Den kahlen Ehebrecher führen wir heran.
Gold hast du in Gallien verhurt, das du hier gepumpt hast.
52(1) Unter seinen Geliebten waren auch Königinnen, zum Beispiel Eunoë, die Gattin des Maurenkönigs Bogud187. Ihr und ihrem Mann machte Caesar sehr viele äußerst kostbare Geschenke, wie Naso schreibt, aber ganz besonders liebte er Kleopatra, mit der er oft bis zum frühen Morgen tafelte; auf ihrem Prachtschiff fuhr er durch ganz Ägypten und hätte beinahe Äthiopien erreicht, wenn sich das Heer nicht geweigert hätte, ihm zu folgen; schließlich holte er sie nach Rom und überhäufte sie mit den allergrößten Ehrungen und Geschenken; danach erst ließ er sie wieder ziehen. Er war auch damit einverstanden, dass der von ihr geborene Sohn nach ihm benannt wurde [Caesarion]. (2) Gemäß der Überlieferung einiger griechischer Autoren habe er Caesar auch im Aussehen und Gang geähnelt. Marcus Antonius bestätigte dem Senat, dieser Sohn sei von Caesar auch anerkannt worden, was ebenfalls Gaius Matius188, [39]Gaius Oppius189 und die übrigen Freunde Caesars wüssten; von ihnen gab Gaius Oppius, als ob die Sache einer Verteidigung und Rechtfertigung ausdrücklich bedurft hätte, ein Buch heraus, in welchem er behauptet, es sei nicht Caesars Sohn, den Kleopatra dafür ausgebe. (3) Der Volkstribun Helvius Cinna bekannte sehr vielen Leuten gegenüber, er habe einen schriftlichen Gesetzesvorschlag190 bereitliegen gehabt, den Caesar ihm in seiner Abwesenheit einzubringen befohlen habe, und zwar, dass es Caesar erlaubt sei, jede beliebige Frau und so viele, wie er wolle, zu heiraten, um Kinder zu zeugen. Damit aber für niemand irgendein Zweifel besteht, dass er wegen seiner Unzucht und seines ehebrecherischen Treibens verrufen war, weise ich darauf hin, dass der ältere Curio ihn in einer Rede als »Mann aller Frauen und als Frau aller Männer« bezeichnet.191
53 Dass er äußerst wenig Wein trank, haben nicht einmal seine Gegner bestritten. Folgender Satz stammt von Marcus Cato: Caesar sei als Einziger von allen nüchtern192