Kalimpong Leukämie Ist das ansteckend? Ist das eine Chance? - Harald Meier - E-Book

Kalimpong Leukämie Ist das ansteckend? Ist das eine Chance? E-Book

Harald Meier

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Beschreibung

Plötzlich aus dem Leben gerissen, findet sich der Autor, gerade 61 Jahre alt geworden, mit der (vermeintlich tödlichen) Diagnose Akute Leukämie auf einer Intensivstation wieder, gefolgt von Monaten Chemotherapie in der Klinik und Jahre ambulanter Nachbehandlung. Als Zäsur erkennt er schnell, das auch dies nun ein Teil seines Lebens ist. Er wird aktiv, um die vermeintlich kurze ihm verbleibende Lebenszeit noch zu leben. Neben den immer wieder Höhen und Tiefen einer Krebsbehandlung sieht er nun auch Lustiges, hat schöne Erlebnisse, schließt Freundschaften. Während der Nachbehandlung beginnt er sich Notizen über seine Zeit in der Klinik und der Nachbehandlung zu machen. Und dann findet er plötzlich seinen persönlichen Rückzugsort für drei Monate, eine kleine Bergfarm im unteren Himalaya. Hier verknüpfen sich seine Erlebnisse und Eindrücke aus der zurückliegenden Krankheit mit dem täglichen Leben in Darjeeling. Wird das Thema Leukämie damit abgeschlossen sein?

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für

Fabian, Sarah-Lena und Simon

und

in Gedenken an Peter und Rainer

Inhaltsverzeichnis

Ein Wort zuvor

Danke

Auf nach Kalimpong

Die neue Wahrheit Ankommen in Kalimpong

Erste Tage in Kalimpong Klinik intensiv

Gefangen im Körper Leben in Kalimpong

Heimat Kalimpong Chemotherapie als Alltag

Anschlussheilbehandlung Kalimpong ade

Erinnerungen an Kalimpong Jahre Nachbehandlung

Die Wahrheit bleibt … Kalimpong auch

Ein Wort danach

Bücher, für mich relevant

Fotos zum Leben in Darjeeling unter www.iftq-cert.de

Ein Wort zuvor

Die Idee zum Buch kam kurzfristig. Mit 61 Jahren bekam ich die Diagnose Akute Leukämie; unbehandelt ist sie in wenigen Wochen tödlich. Heute, nach Monaten Klinik und Jahren Nachbetreuung gelte ich medizinisch geheilt.

Natürlich lässt einen diese Zäsur nicht mehr los. Doch es gab auch lustige und schöne Erfahrungen, Freundschaft mit Menschen im gemeinsamen Schicksal; wenn auch teilweise nur wenige Tage, Wochen oder Monate. Und so hat sich mit allem mein Einstellung zum Leben von Grund auf geändert.

Als ich wieder (vermeintlich bewusst) lebte, schon noch auf der Intensivstation, habe ich in den mir begrenzt körperlichen und räumlichen Möglichkeiten im Bett begonnen, aktiv zu werden. Nicht nur beruflich, denn es gab viel zu regeln mitten im Semester für meine Studenten. Sondern auch für mich persönlich die mir (vermeintlich) nur kurz verbleibende Lebenszeit als auch einen wichtigen Teil des Lebens akzeptieren und leben.

Damals wusste ich nicht, hätte es mir auch nicht vorstellen können, viele Monate in einer Klinik quasi isoliert zu werden, gefolgt von Jahren als Nachbetreuung. Wie wahrscheinlich die meisten in meiner Situation, suchte ich Informationen bis hin zu pseudowissenden Internetblogs, wo jemand einen kennt, der gehört hat ... und meine Fragen direkt an meine medizinische Betreuung wurden freundlich, aber für mich unklar beantwortet.

Heute weiß ich, unbewusst suchte ich nur eine Zahl, wie wahrscheinlich ist es zu sterben oder zu überleben. Auch wenn mit Leukämie die meisten immer noch den bevorstehenden Tod assoziieren, unsäglichen Schmerz, Angst und Verlust, sah ich mit der Zeit schrittweise auch immer öfter Lustiges, Positives und Interessantes.

Ob meine Eindrücke verlegt werden ist zunächst Nebensache, es geht mir zuerst einmal um meine Familie und mich und Freunde. Vielleicht hilft es aber auch anderen zu verstehen und zu ermutigen.

Damit möchte ich keinesfalls diese schreckliche Krankheit relativieren; und selbst Menschen, die ich persönlich nicht mag, wünsche ich sie nicht.

Als ich vor genau einem Jahr wieder nach Indien konnte – da war ich seit Jahren häufig kurz beruflich und privat in Projekten der Entwicklungszusammenarbeit – saß ich beim Tee einer kleinen Selbstversorger-Bergfarm im unteren Himalaya; bekannt als Region Darjeeling mit dem berühmten Tee. Im November war hier das Klima im Gegensatz zu den schwül-heissen Tiefebenen für mich als Europäer sehr angenehm.

Und dann war da mein Zimmer; Bett, Tisch, Stuhl. Und an einer Türe draußen las ich Western toilet. Inmitten grüner Nutzgärten am Berghang mit unbeschreiblichen Ausblicken auf die uns bekannten Himalaya-Bilder. Hier musste ich eine Zeit lang leben.

Und nach genau einem Jahr bin ich nun für drei Monate hier. Schon in den Tagen zuvor hatte ich die Idee, die Geschichte meiner Leukämie mit einem Tagebuch ähnlichen Eindrücken hier zu verknüpfen.

Wird das Thema Leukämie damit für mich abgeschlossen sein?

Harald Meier Kalimpong/ Bonn, im April 2024

Nachsatz

Rote Beete hilft bei Krebs hat sicher jeder schon gehört, von Menschen, die es von anderen gehört haben, als journalistisches Halbwissen oder esoterische Selbstmedikation. Ja, es stimmt, manches hilft, wie auch zum Beispiel den Eurythmie-Fünfstern schreiten oder transzendieren; aber wohin? Es hilft, Krebs für Momente vergessen und tanzen genießen, aber die Entwicklung von Krebszellen hält es nicht auf. Trotz einem Jahrhundert Forschung gibt es keinen Nachweis sogenannter alternativer Medizin. Mitpatienten, die in Verzweiflung solche Pseudotherapien als vermeintlich rettenden Strohhalm sahen, lagen dann auch neben mir; meist war es zu spät.

Natürlich überfordern mich medizinische Fachbegriffe. Auch wiederholt gehört und richtig geschrieben heißt nicht, ich begreife und nutze sie richtig. Auch mit nun etwas mehr Wissen kann ich nur meine Wahrnehmungen darstellen. Sicher habe ich auch einiges vergessen oder verdrängt. Oder ich möchte es aus persönlichen Gründen nicht schreiben, und auch um andere oder mich nicht bloßzustellen. Doch ich versuche ehrlich und realistisch zu sein. Hinweis: Ich bitte Mediziner um Nachsehen, wenn ich in allerbester subjektiven Patientensicht etwas falsch benenne oder interpretiere.

Sie haben ein zweites Leben bekommen. Vergessen Sie das nie. Was wollen Sie jetzt damit machen?

Danke

Ich danke den vielen Menschen von Herzen, die mich unterstützt, für mich gebetet oder einfach nur einen Moment im Mitgefühl innehielten.

Besonders hervorzuheben sind natürlich meine Kinder Fabian, Sarah-Lena und Simon, und auch ihre Partner, die sie in der für sie auch so schlimmen Zeit unterstützt haben. Meine beiden Söhne werden verstehen, das ich Sarah – das hört sie lieber, als das als Kind immer streng gemeinte Sarah-Lena – nochmal hervorhebe. Neben ihrem beruflichen und privaten Stress und der enormen Fahrtzeit ließ sie es sich nicht nehmen, sich regelmäßig um mich zu kümmern.

Herrn Dr. Joest für die richtige Entscheidung, als ich nur eine Bronchitis vermutete. Der gesamten Station Liebermeister und ihrer Intensivstation in der Uniklinik Bonn für ihre nicht nur physische, sondern auch psychische Unterstützung. Nicht nur in der Klinikzeit, sondern auch in der jahrelangen Nachsorge danke ich Herrn Professor Dr. Brossart mit Frau Dr. Schwab und Frau Lerbs, sowie den Mitarbeitern der Studie; getreu meinem Motto, egal wie oft für Blut oder Knochenmark gestochen wird, ohne gehe ich nicht weg.

Und Frau Martini mit der Leukämiehilfe Bonn e.V. als wichtige seelische Stütze für die Patienten.

Ich danke Sujoy, als mein Student brachte er mich vor langer Zeit zurück in die Entwicklungszusammenarbeit, und seiner Frau Sarah; beide sind mir inzwischen liebe Freunde. Nicht zu vergessen die Teams SOCEO, Stuttgart, und Symagine, Kolkata, sowie Suniti, der Mutter in unser aller Herzen. Auch Herrn Ziegler von ChildFund Deutschland, der mir half mit einer eigenen Stiftung dauerhaft ein Zuhause für Straßenkinder im Ost-Kongo zu unterstützen.

Lieben Dank auch meinen Nachbarn Herrn und Frau Griem für die Gespräche auch während der kritischen Zeit, sowie Frau Knobel, die mir Rilkes Stundenbuch mit auf die Reise gab, sowie ihrer Freundin Jutta für den Schutzengel in der Klinik. Und auch meiner Doppelkopf-Kochgruppe Barbara, Martina und Torsten, die mich in der langen Klinikzeit immer wieder an einen hoffentlich baldigen Doko-Termin erinnerten.

Den Kollegen Professor Muck und Professor Lemke, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg; ihre Flexibilität half den Studierenden meinen plötzlichen Ausfall zu bewältigen. Besonders hat mich meine Kollegin Erika schon während der Klinikzeit und auch danach durch eigene Erfahrungen unterstützt. Und Judith, eine frühe Absolventin, die nebenberuflich meine Arbeit im Lehrauftrag fortsetzte.

Lieber Peter wir waren trotz unserem gemeinsamen Schicksal ein immer tolles und oft lustiges Zimmerteam; unterstützt von Deiner Frau Ute und Tochter Hannah. Und meine Gedanken bleiben für immer auch bei Dir Rainer Du hast mir als langjähriger Freund so oft da oben auf dem Berg Mut zugesprochen.

Nicht zuletzt bedanke ich mich bei Manju und Giri mit Sohn Prashant, wo ich mich nach drei Monaten als erster Home staying-Gast am Ende mit Tränen verabschiedete; धन्यवाद Dhan'yavāda (dhon-ya-wad).

Natürlich habe ich viele Menschen vergessen. Ich hoffe, das auch sie meine hier geschilderten Erlebnisse, Eindrücke und Gedanken als Dank fühlen.

Auf nach Kalimpong Vor der neuen Wahrheit

Auf nach Kalimpong

Was wird mich erwarten?

Seit über 10 Jahren bin ich regelmäßig für ein paar Tage in Indien zur Zertifizierung von Gründertraining. Menschen in prekären Lebensumständen wie Frauen-Self Help Groups, Kleinbauern in strukturschwachen Regionen oder Jugendliche als ehemalige Kinderarbeiter lernen sich selbständig zu machen, weil sie ohne Ausbildung keine Chance auf dem Arbeitsmarkt sind oder schlichtweg nicht existiert.

Ende 2022 besuchte ich im hohen Norden von Westbengalen im unteren Himalaya, uns bekannt als Darjeeling-Region, zwei Kooperativen aus sich zusammengeschlossenen Self Help Groups. Alle haben einen Nutzgarten mit einer Kuh, Ziege oder Hühner, kleinere Felder, und oder arbeiten noch als Teepflücker oder im Reisanbau sechs Stunden täglich für durchschnittlich zwei Euro am Tag. Ihre Männer sind kleinbäuerliche Selbstversorger oder arbeiten zum Teil auch im Teegarten, als Saisonarbeiter oder Tagelöhner auf Baustellen in der Umgebung. So versuchen sie ihren Lebensunterhalt zu sichern und ihre Kinder zur Schule schicken zu können. Bei einem Projekt richtete die Familie gerade zwei Räume als Gästezimmer ein mit Bett, Tisch, Stuhl; und sie hatten schon eine Western toilet und Shower angebaut.

Sofort war für mich klar, hier möchte ich einige Zeit verbringen. Das ist es, was ich im nächsten Jahr nach meiner Pensionierung brauche; weit abgeschieden, inmitten Natur lesen, schreiben. Also die Seele baumeln lassen, wie man so schön sagt. Und weil das Klima hier im Hochland so angenehm ist; nicht die für uns Europäer in Indien dauerhaft schwüle und oft unerträgliche Hitze, sondern hier maximal 24°C, geringe Luftfeuchtigkeit, tagsüber immer eine leichte angenehm kühlende Brise vom kalten Fluss im Tal den Berg herauf und abends und nachts kühl.

Damals fragte ich spontan, ob sie das Zimmer auch für eine längere Zeit vermieten, so für ein paar Wochen oder auch Monate? Noch hatten sie gar nicht überlegt, wie sie es vermarkten wollten. Ich machte ein paar Fotos und hielt Kontakt über meinen Kollegen und Freund in Kolkata – wir kennen es seit den britischen Kolonialherren als Calcutta – der hier Gründertrainings eingeführt hatte.

Und ich las dann natürlich viel über die indische Provinz Westbengalen; ähnlich einem Bundesland bei uns, aber mit rund 92 Millionen Einwohnern und nur ein mittelgroßer indischer Bundesstaat schon deutlich größer als Deutschland. Und besonders über die wechselvolle Geschichte der Region Darjeeling hier im Nordosten Indiens im Grenzviereck mit Nepal, China, Bhutan. Von willkürlich gezogenen Grenzen durch die britischen Kolonialherren, ihren Gebietsabtrennungen und -einverleibungen und gewaltsamen Deportation von Menschen, ungeachtet Ethnien, Religionen und historisch regionalen Zugehörigkeiten; obwohl über Jahrhunderte Hindus, Christen, Muslime und andere Religionen hier friedlich zusammengelebt hatten.

Regional wird auch heute in dieser Region weiter Nepali gesprochen. Die über Jahrhunderte gewachsenen Familienverbände sind ihnen wichtiger als ein nationaler Pass.

Gleichzeitig begann ich in meiner langsam anwachsenden Euphorie, das der Traum dort längere Zeit zu verbringen wirklich wahr wird, eine To do-Liste. Sie nahm ich zum täglichen Nachmittagskaffee immer wieder mal mit zur schrittweisen Vervollständigung. Parallel wuchs auch der Bücherstapel, den ich über die Gegend und ihre Geschichte las, sowie Bücher, die ich mitnehmen wollte. An E-Books will ich mich aus Prinzip als auch langjähriger Autor (Fachbücher) nicht mehr gewöhnen. Und auch ohne Internet, Social-media & Co., das würde mich im Denken, Schreiben, Seele baumeln lassen usw. nur ablenken.

Ich wollte spartanisch leben. Davor hatte ich keine Angst. Schon im Zivildienst in Nordafrika hatte ich so gelebt, und später immer wieder auch zum Schreiben am Meer oder in den Bergen; das tägliche Improvisieren als eine schöne Herausforderung.

Unbewusst fehlte mir – hier im Vorgriff, wie ich es dann später merkte – wohl auch irgendwie noch einmal die Einsamkeit und Eintönigkeit des Krankenzimmers während der Leukämie, die mich zu Kreativität und der Beschäftigung mit mir selbst .

Trotz im internationalen Flug zugelassen zweimal 23 Kilogramm Gepäck, schaffte ich mit nur einer großen Reisetasche sowie einem Handgepäck-Rucksack auszukommen. Und das mit einem Geschenk für die Freunde in Kolkata und meine Gastgeber in den Bergen. Später erwies es sich als einerseits hilfreich, andererseits auch als Herausforderung.

Denn auf dem Tage später gesondert zu buchenden Inlandsflug einer anderen Fluggesellschaft von Kolkata nach Shiliguri in den Norden West-bengalens am Fuße des Himalaya, war nur einmal 15 Kilogramm-Gepäck neben dem Handgepäck erlaubt.

Mir geht die Reiseroute und -zeit durch den Kopf. Erst mit dem Zug am Rhein entlang und Umstieg in Mainz nach Frankfurt-Flughafen. Dann ein Flug abends nach Neu Delhi mit einer um viereinhalb Stunden verkürzten Nacht als Zeitunterschied, da wir der Sonne entgegen fliegen. Dort nach ein paar Stunden Aufenthalt ein zweistündiger Anschlussflug nach Kolkata.

Kein Problem, das hatte ich schon öfter gemacht. Ich liebe langsames Ankommen. Gäbe es als Möglichkeit eine tagelange Zugreise, ich würde ensthaft darüber nachdenken.

So habe ich wie üblich den Flug mit Zwischenstopp in Delhi genommen. Dort würde ich wie gewohnt am Flughafen abgeholt und müsste mich nicht der Scharen pausenlos auf einen einredenden Taxi-Anwerbern erwehren. Und noch zwei Stunden durch ein unglaubliches Gewirr von Bussen und Autos, Rikschas und Tuk-Tuks, dreirädrige halboffene Autorikschas als Taxis, in das Zentrum von Kolkata als sogenannte Mega-City mit über 15 Millionen Menschen. Die Großstadt Bonn (knapp 340.000 Einwohner) wäre weniger als ein Stadtteil.

Dort haben meine indisch-deutschen Freunde Sujoy und Sarah gerade ein altes Stadthaus mit Dachterrasse renoviert inklusive der traditionellen alten Deckenventilatoren und auch moderner Air-Condition. Sonst wäre das feucht-heiße Klima für mich nicht auszuhalten.

Kolkata, diese Stadt fasziniert mich immer wieder; sie ist so ganz anders wie Delhi oder Mumbai. Bengalen fühlen sich als ein eigenes Volk mit einer großen intellektuellen, kulturellen und politischen Tradition; Kolkata war früher die Hauptstadt Indiens, bis es, wie der Name es schon ausdrückt, Neu-Delhi wurde. Und man merkt in Kolkata, das sie sich auch heute noch dem restlichen Indien vor allem intellektuell und kulturell überlegen fühlen.

Nach drei Tagen wird es dann in die Einsamkeit gehen, in ein Gästezimmer einer kleinen Bergfarm in einem kleinen Dorf weit verteilt am Berg ohne richtiges Zentrum.

Ich verstehe ihre Sprache nicht – erst dachte ich Bengali, die Sprache des Bundesstaates Westbengalen, doch stellte es sich später mit Nepali als eine ganz andere Sprache heraus. Und wer wird dort Englisch sprechen? Bei dem Kurzbesuch vor einem Jahr hatten wir den ortskundigen Projektmanager als Übersetzer dabei.

Und zuletzt denke ich, wird es dort gefühlt so sein, wie vor fünf Jahren in meinen sechs Monaten auf der Leukämie-Station der Uni-Klinik? Dort war mein Radius meist auf das Klinikzimmer und ab und zu den Gang auf der Station rauf und runter schlurfen begrenzt.

Ein langer Donnerstag

Es geht es los, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Der Flug Frankfurt– Delhi ist wie geplant für abends angekündigt. Ich bin natürlich viel zu früh am Flughafen. Was soll ich zuhause einen halben Tag herum sitzen? Auch habe ich sowieso die halbe Nacht nicht schlafen können.

Beim Warten im Check-in lerne ich eine indische Professorin kennen; sie ist regelmäßig in Deutschland und hat länger in Köln gearbeitet. Der Check-in läuft problemlos, und ich schaffe es, den gebuchten Sitzplatz am Gang auf den letzten freien Platz im Notausgang zu verbessern. Super, so habe ich mehr Beinfreiheit und kann immer aufstehen und mir die Füße vertreten, ohne meine Sitznachbarn zu stören.

Kurz vor dem auf der Anzeigetafel angekündigten Boarding ist es schon sehr laut um mich herum. Der Flug scheint ausgebucht. Viele Inder und insbesondere Bengalen, fliegen zu den Eltern auf Besuch oder nach Hause. In Bengalen steht das 10-tägige Durga Puja-Fest als höchste Feiertage bevor.

Inder sind kulturbedingt generell lauter in ihrer Kommunikation miteinander und lachen immer viel dabei; das mag ich. Babys schlafen oder schreien, Kleinkinder quengeln übermüdet oder wegen des scheinbaren Chaos um sie herum. Und andere rollen vergnügt das Bordcase ihrer Eltern am liebsten natürlich weit weg von ihren Eltern. Nonnen, Reisegruppen im Trecking-Look, junge, europäisch-weiße Frauen und auch ein paar Männer im für sie vermeintlichen Indien-Look.

Vermutlich wollen sie nach Puna und Goa. Schlimmstenfalls sind sie bei ihrer Ankunft dann europäisch schulterfrei körperbetont in Leggins. Keine Inderin würde so etwas tun, meint mein indischer Freund einmal bei einem gemeinsamen Flug. Sehr bewandert in der indischen Geschichte und Kultur und mit einer Deutschen verheiratet, pendeln sie seit vielen Jahren zwischen beiden Wohnorten Kolkata und Stuttgart. Inder machen darüber Witze, so mein Freund, diese Frauen wüssten meist gar nicht, was die vielen Stirnzeichen bedeuten. Selbst die Tika als kleines rotes Mal zwischen den Augenbrauen im Stirnansatz würde nicht immer und überall verheiratet bedeuten. Je nach Ausübung der Religion, Ethnie und Situation hätte es auch eine andere Bedeutung. Selbst er kenne sich da nicht für ganz Indien aus. Und das gelte auch für traditionelle Kleidung und Schmuck. Er vergleicht es mit Deutschland, als wenn sie mit Lederhose, Dirndl und Halskettchen mit Jesus-Kreuz hier ankommen, um irgendwie deutsch zu wirken; und egal zu welchem Anlass, in welcher Region und zu welcher Jahreszeit.

Der Flug beziehungsweise das Boarding, obwohl das Flugzeug schon an der Gangway steht, verzögert sich im Viertelstundentakt. Geschäftsleute telefonieren. Junge Menschen sind aufgeregt in den Socialmedia unterwegs. Eltern blicken genervt. In sich gekehrte Menschen, ein paar Nonnen und ein buddhistischer Mönch, sie alle blicken stumm vor sich hin, beten, oder sie meditieren. Ein paar junge Inder, wahrscheinlich Studenten oder Ingenieure und IT’ler, holen sich schnell ein letztes deutsches Bier.

Dann endlich kommt der Aufruf zum Boarding. Es bilden sich sofort entsprechende Schlangen zum Einstieg. Ich stehe hinter einem Inder und wir machen Smalltalk. Er ist Chemiker, regelmäßig in Deutschland und kommt gerade von einer Konferenz aus Leipzig; promoviert hatte er bei einem späteren Chemie-Nobelpreisträger.

Dann wird es unruhig, ich höre erste aufgeregte Rufe. Es stellt sich raus, das die Maschine nicht starten kann. ein Ersatzteil ist nötig, das am nächsten Tag mit der täglichen Linienmaschine aus Delhi hier ankommen soll.

Ich frage mich, haben Flugzeughersteller keine Ersatzteile hier in Europa bei täglichen sicherlich tausenden von Flügen ihrer Maschinen? Oder von der Lufthansa als Star Alliance-Partner? Denn viele Fluggäste hier haben Lufthansa-Tickets im Shared Flight mit Air India, wie es sich später zeigt.

Es sind draußen Busse zu Hotels reserviert, und man könne sich jetzt hier am Boarding-Schalter eine App auf sein Handy laden mit einem 25 Euro-Verzehrgutschein für einen bekannten Lieferservice. Mache ich natürlich nicht. Es geht auf Mitternacht zu. Ich werde keinesfalls irgendein Fastfood mitten in der Nacht auf einem Hotelzimmer in mich reinstopfen.

So komme ich mit vielen anderen rund eine halbe Stunde später in einem sogenannten 4-5-Sterne-Hotel einer international bekannten Hotelgruppe unter. Das bedeutet aber nichts; das Zimmer wirkt oberflächlich zunächst ansprechend, aber im Bad liegen Haare vor und in der der Dusche, Schreibtisch und Beistelltisch wurden gefühlt mal vor einer abgewischt. Aber egal, es ist Buchmesse und Frankfurt ausgebucht; damit entschuldigen sie alles, wie wir später merken.

… und Freitag, Samstag, Sonntag

Das Frühstück im Hotel – eigentlich sollte ich in Delhi beim Umstieg nach Kolkata sein – ist toll und alle sind gut drauf. Ich sehe an einem Tisch Leute aus der Warteschlage vom Check-in beziehungsweise der Busfahrt zum Hotel in der Nacht und setze mich dazu. Wir werden (vorweg genommen) zum Team; eine indische Master-Studentin in Deutschland, eine mexikanische Kakaoimporteurin; später setzt sich die indische Check-in-Bekanntschaft noch zu uns.

Die letzte Information war, den gleichen Flug nun am Abend zu nehmen; unser Flugzeugt würde dann parallel zur täglichen Linienmaschine fliegen. Und wir können tagsüber alles auf dem Zimmer lassen und uns im Hotel aufhalten, das Essen wird von Air India geliefert. Das hört sich professionell an, und wir kommen zum Ergebnis, Air India ist ja nicht für den technischen Defekt verantwortlich. Unser aufgegebenes Gepäck von gestern Abend ist ja schon in der Maschine.

So teilen wir uns ein Taxi zum Flughafen, um zu sehen, ob das alles so in Ordnung ist. Die knapp 40 Euro bezahle ich natürlich als quasi deutscher Gastgeber; ich wehre jegliche Versuche aus unserem Team sich zu beteiligen freundlich ab.

Am Flughafen ist nun ein neuer Check-in notwendig. Es ist zwar dasselbe Flugzeug, aber für den neuen Tag gibt es eine neue Flugnummer. Die normale Flugnummer hat die tägliche Linienmaschine, unsere angegebene Abflugzeit entspricht der von gestern, und wir bekommen ein anderes Gate zum Boarding. Der normale Linienflug steht natürlich am täglichen Gate; alles klingt logisch. Wir sollen zum Hotel fahren, dort gibt es gleich Mittagessen sowie auch noch einen Nachmittags-Snack für uns.

Wir erfahren von anderen wie uns gestrandeten Passagieren, sie hätten Umbuchungen versucht. Für Business Class-Gäste hätte es noch am Abend vorher und auch jetzt schnelle Umbuchungen auf Maschinen anderer Fluggesellschaften gegeben; das gab es natürlich nicht für uns aus der Economy Class. Fluggäste mit einem Lufthansa-Ticket wurden gebeten sich an diese zu wenden. Das ist natürlich ein Trick, um sie erst einmal als Problem loszuwerden. Denn bei Lufthansa wiederum fühlt man sich nicht zuständig; im Air India-Shared Flight sei man nicht der Geschäftspartner. Das bestätigt (nicht nur) meinen Eindruck, der Lufthansa-Service ist über die Jahre immer schlechter geworden und viel Kleingedrucktes schließt vieles aus.

Auf der großen Anzeigetafel wird unser Flug nun mit der neuen Flugnummer angezeigt; trotzdem aber mit Flugzeit verschoben angezeigt. So gibt es kein Anrecht auf Umbuchung.

So kommt immer mehr Unmut auf, weil wir untereinander merken, das es unterschiedliche, teilweise widersprüchliche Aussagen gibt. Lufthansa kümmert sich noch nicht mal um Informationen. Das wäre ja das Mindeste an Kundenfreundlichkeit, so ein verärgerte Passagier mit Lufthansa-Ticket. Hier weiß offensichtlich die rechte Hand nicht, was linke Hände tun.

Viele versuchen so wie ich vergeblich über die angegebenen Telefonnummern auf der Air India-Webseite und der Rechnung deren Stadtbüro Frankfurt zu erreichen; doch man landet immer in einer Ansage-Schleife. Dann hat jemand indirekt Kontakt über den zentrale Flughafen-Infoschalter. Die freundliche Dame dort hatte lächelnd eine offenbar andere Telefonnummer, und sofort jemanden von Air India in der Leitung. Und sie macht Druck und wird sogar lauter. Man verspricht ihr, das sofort jemand zum Flughafen an ihren Infoschalter kommen wird, wo wir inzwischen zu rund 30 Passagieren stehen.

Eine andere Gruppe, wir hatten uns geteilt, hat sich am Check-in versammelt, der um 17 Uhr geöffnet werden soll. Vielleicht zeigt sich ja schon vorher jemand? Nach zwei Stunden ist immer noch niemand von Air India da. Die hilfsbereit-freundliche Dame am Infoschalter meint lakonisch, ja, das passiert häufiger mit Air India.

Wir tauschen uns aus, was dieses Chaos für den Einzelnen bedeutet. Eine Familie hatte dem Sohn zum Abi eine fünftägige Reise mit Besuch des Taj Mahal geschenkt; eines der sieben neuen Weltwundert mit jährlich fast 10 Millionen Besuchern; ihre Gruppe, die sich in Delhi treffen sollte, war nun weg. Gleiches für zwei sportlich wirkende ältere Männer, die ihren Weiterflug nach Katmandu in Nepal zum Himalaya-Trecking jetzt verpasst haben; das trotz eingeplantem Puffertag wahrscheinlich, da auch die folgenden Flüge in der Regel lange vorher ausgebucht sind ... und so weiter, und so weiter.

Junge Eltern mit Babys und Kleinkindern kommen nicht an ihr Gepäck, das seit gestern in der Maschine ist. Doch die wenigen Business Class-Passagiere, die eine Umbuchung geschafft haben oder auf eigene Faust weiterfliegen, konnten ihr Gepäck schon seit gestern Abend in einem besonderen Raum abholen. So brüsten sich Air India und Lufthansa, zusammen mit anderen Star Alliance-Partnern mit ihrer Corporate Social Responsibility als familien- und kinderfreundlich; offensichtlich aber nicht für Familien und Kinder der Economy Class.

Ich selbst bin relativ relaxt, da es eigentlich unerheblich ist, wann ich ankomme. So denke ich zunächst, denn ich habe ja schließlich drei Monate vor mir; da kommt es auf ein oder zwei Tage auch nicht an.

Zwischenzeitlich fahren wir im Viererteam mal wieder zum Hotel um schon mal unser Handgepäck wieder zu packen und etwas zu essen. Dort ist die Information, das Mittagsessen kommt gleich; es ist aber schon nachmittags und das Essen kommt kurz vor 17 Uhr. Doch kaum jemand isst etwas, und wir fahren zu viert wieder im gemeinsamen Taxi zurück zum Flughafen. Langsam wird es teuer, mir geht das Bargeld aus und meine Mitreisenden haben kaum noch welches. Die beiden Inderinnen geben mir einen Anteil in Rupien, was ich als sehr praktisch für mich empfinde. Und die Mexikanerin kann ich überreden, ihren Anteil in Mexiko für einen guten Zweck einzusetzen; wir scherzen, am besten Fluggast-Opfer.

Pünktlich um 17 Uhr öffnet der Air India Check-in. Es gibt das neue Flugticket mit neuer Flugnummer und neuem Gate für die inzwischen hoffentlich reparierte Maschine von gestern. Manche schaffen es auf einen freien Platz im regulären Flugs umzubuchen. Ich muss schmunzeln, denn sie sind ziemlich überzeugend am Check-in abergläubisch zu wirken.

Alles klappt, und mit nur einer Stunde Verspätung wird das Boarding ausgerufen. Ein Mann in meiner Nähe meint zu anderen Passagieren, wir werden nicht starten, wir sind schon wieder zu spät. Beim Boarding herrscht jetzt Chaos, Air India- sowie das Flughafen-Personal scheinen sich nicht abgesprochen zu haben. Es wird wieder laut unter uns Wartenden. Ich soll trotz Boarding-Pass nun mein Visum vorzeigen, und es nun schon zweimal beim Check-in geprüft wurde. Auch ist es im Reisepass ja groß ganzseitig gestempelt; die Jahre zuvor reichte immer der Pass. Doch als ein typischer Deutscher habe ich natürlich alles noch mal ausgedruckt und krame nun nach dem Papierausdruck des E-Visum (!) im Rucksack.

Dann plötzlich eine Durchsage, bitte alle in einer Reihe hintereinander aufstellen und nur den Boarding-Pass zeigen, alles andere machen wir im Flugzeug. Nun läuft es und wir hasten nacheinander die Treppe runter zu einem Warteraum. Draußen vor den beiden Drehtüren stehen zwei große Flughafenbusse und nach kurzen Warten steigen wir ein. Beide Busse sind voll und wir stehen dichtgedrängt. Die Stimmung ist aufgelockert. Witze werden gemacht, es ginge nun im Bus nach Delhi, so ein Gedränge im Bus sei man schließlich gewohnt. Endlich fahren beide Busse los. Eine lange und kurvenreiche Fahrt zum Außenstandplatz unserer reparierten Maschine. Wieder ein Witz Richtung Fahrer, er soll besser direkt zur Startbahn fahren und den Tower um Starterlaubnis bitten. Ein anderer ergänzt laut, Landweg wäre aber besser, Busse in Deutschland sind immer so schön pünktlich.

Boarding geschafft; Bordgepäck verstaut, alle sitzen, Boarding completed-Ansage, Sicherheitshinweise laufen in verschiedenen Sprachen über Bildschirme und die Anschnallzeichen leuchten auf. Die Maschine steht noch. Und sie steht weiter, und weiter, und weiter ... nichts passiert.

Langsam wird es wieder unruhig. Nur eine kurze Startverzögerung, wir warten auf die Freigabe vom Tower, so eine Durchsage aus dem Cockpit. Erste Passagiere beginnen zu lachen, es sind sarkastische Bemerkungen zu hören. Viele der Inder arbeiten wahrscheinlich hier und sprechen relativ gutes Deutsch; meist mit schwäbischen oder bayerischen Dialektanteilen. Neue Durchsage, wir hatten Probleme die Außentreppe abzubekommen. Air Traffic Control muss jetzt noch die Freigabe bestätigen, weil der Start jetzt nach 23 Uhr ist.

Jetzt wird es noch unruhiger. Die Stewardessen versuchen zu beruhigen. Sie tun mir leid, denn sie haben nichts damit zu tun. Neue Durchsage, wir haben keine Freigabe von den deutschen Behörden. Aber wir holen die Ausnahmegenehmigung im Ministerium. Das ist hier nur Routine, aber es ist nun mal so vorgeschrieben.

Die ersten rufen, das ist eine Lüge. Und, ob der Pilot schon mal Freitags abends in Deutschland jemanden in einer Behörde haben arbeiten gesehen? Viele lachen, Beamte arbeiten Freitags sowieso nur bis mittags, ruft einer. Und sitzen Freitag abends sowieso in der Kneipe, ergänzt ein anderer. Die Stimmung wird aufgeheizter.

Neue Durchsage, wir bekommen keine Freigabe, wir können jetzt nicht starten. Sie können die Bordverpflegung hier noch an Bord essen. Dann kommen Busse und bringen Sie zum gleichen Hotel. Es tut uns leid. Es gab Probleme die Außentreppe abzubekommen.

Jetzt explodiert die Stimmung. Passagiere stehen auf und schreien rum. Dann beginnt rhythmisches Klatschen und erste skandieren Don‘t leave the plane, we don‘t leave the plane ...

Nach gefühlt fünf Minuten kommt ein Air India-Manager an Bord. Ein älterer, gesetzt wirkender Mann, dunkelblauer Anzug, grauer Schnäuzer; ganz gentlemanlike. Der traut sich was, denke ich. Er wiederholt, er habe mit dem deutschen Verkehrsministerium gesprochen, der Flug darf nicht mehr starten. Nun lachen auch ein paar Deutsche, ob er wirklich glaube, im Ministerium säße jetzt einer, der auf allen deutschen Flughäfen nachts Flug-freigaben mache? Ob er überhaupt weiß, wo das Verkehrsministerium ist? Ein Inder ergänzt, Air-Control sei doch gar keine deutsche Behörde, wieso er das Problem auf Deutschland schiebe? Aber der Air India-Manager hat natürlich im Punkt Abflug. Er und auch der Flughafen können sich nicht über gesetzliche Bestimmungen hinwegsetzen.

Jetzt ist die Stimmung gänzlich gekippt. Eine junge indische Stewardess, Bengalin oder Tamilin vermute ich, tippt zitternd in ihr Smartphone; ihr ist die Angst anzusehen. Auch ich habe Angst, das es nun in Gewalt umschlägt. Denn einige Inder beschweren sich jetzt nicht mehr lautstark und lächelnd, sondern sie schreien aggressiv und drängen den Manager immer weiter im Gang nach hinten. Er bleibt standhaft und ich – den unbeholfenen Air India-Halbwahrheiten nun auch nicht mehr glaubend – bewundere seinen Mut in diese aufgeladene Stimmung hier ins Flugzeug zu kommen.

Schon holen sich erste Passagiere in den beiden Bordküchen das Essen und ziehen sich in ihre Sitzreihe zurück. Sie sind müde, und mir tun die Kinder und jungen gestressten Eltern leid. Für sie kommt keine besondere Ansage. Langsam beruhigt sich die Stimmung, es spricht sich herum, das Polizei an Bord ist. Es stimmt, vorne am Cockpit am Ausgang stehen einige in dunkelblauen Einsatzuniformen. Sie schirmen mit Maschinenpistolen im Anschlag das Cockpit ab; draußen auch den Bereich um die Maschine und Busse auf dem Rollfeld. Beim Rausgehen fragt ein Passagier vor mir eine Polizistin, zu wessen Schutz sie da sind? Er antwortet aber sofort selbst, besser Sie schützen uns vor Air India als die vor uns. Und die angesprochene Polizistin nickt ihm unmerklich entschuldigend zu.

Im Bus zurück zum Terminal ist die einhellige Meinung, das nicht die technischen Probleme ausschlaggebend sind, sondern die vielen ungenauen und auch widersprechenden Informationen, sowie die Ungleichbehandlung der Passagiere. Ein Inder pflichtet lautstark und deutsche Gesichter suchend bei, so ist das bei uns, sie behandeln uns wie kleine dumme Kinder, anstatt uns einfach die Wahrheit zu sagen. Schuld sind immer andere, nie sie selbst. Das passiert bei Air India laufend, deshalb waren sie ja quasi so was wie Konkurs gewesen, ergänzt ein anderer. Und weiter ... nun von Tata übernommen – Tata kenne ich, erfolgreicher indischer Weltkonzern, PKW- und LKW-Firmen, Stahlfirmen, Airlines, Telekommunikation, Software usw. mit über eine Million Mitarbeiter weltweit – aber die dürfen dieses unfähige mittlere Management nicht austauschen. Ein anderer ergänzt, weil das noch Jahre dauert, hat Tata gleich Vistara als zweite Airline gegründet, die jetzt auch international fliegen.

Na toll, denke ich, und ich habe die nicht gebucht, weil ich einen Flug mit Zwischenstopp nehmen wollte. Und dann fällt mir ein, einige haben ja vorgegeben abergläubig zu sein und auf das andere Flugzeug umgebucht. Aberglauben kann also doch mal helfen, schmunzele ich selbstironisch für mich, zumindest bei Indern.

Natürlich sind die angekündigten Busse nur ein Bus, in den unmöglich alle hinein passen. Er fährt erst mal zu einem anderen Hotel, aber die Abfahrt dauert auch noch etwas, so der Busfahrer. Und dann wäre er frühestens nach 40 Minuten zurück. Er empfiehlt uns ein Taxi zu nehmen. Darin ist unser Team schon geübt und es ist schon nach Mitternacht, als wir im Hotel ankommen. Das Hotel sei ausgebucht wegen Buchmesse und so, so der Desk Manager, so glänzt es und auf seinem Namensschild am Revers entgegen. Wir fassen es nicht, und ich merke an, das da gleich noch ein Bus mit vielen anderen kommen würde.

Er würde den Night Manager anrufen. Also lassen wir uns erschöpft in eine Sitzgruppe fallen. Die junge indische Studentin nickt sofort ein, und die Mexikanerin tippt in ihre Socialmedia. Der Desk-Manager schäkert mit vier aufgetakelten Prostituierten, sie warten üblicherweise bei Messen in Hotels auf Freier nach deren Zug durch die Gemeinde. Vom Anruf zum Night Manager keine Spur.

Ich überlege, was macht so ein Night Manager die ganze Nacht, und ich komme zum Ergebnis, entweder spielt er auf seinem Smartphone, tippt in seinen Socialmedia herum oder steht am Fenster und raucht. Draußen gehe ich auf die hintere Seite des Hotels zu einer Reihe Türen und Fenster. Bingo, da steht jemand in einer offenen Tür und raucht. Und als ich hinzukomme, sehe ich drinnen sehr lässig einen vor einem Computer sitzen und mit dem Smartphone zugange.

Er schaut in seinen Computer. Natürlich sind die Zimmer weiter auf uns gebucht, wir waren ja auch tagsüber noch auf dem Zimmer und nicht aus-gecheckt; Air India hatte unsere Buchung ohnehin beibehalten. Wieder eine neue Wahrheit? So haben wir unsere Zimmer. Sie sind entsprechend auch nicht gemacht, aber egal, Hauptsache duschen und schlafen.

Böse schaut uns der Desk Manager nach, als wir vor den Aufzügen stehen, und er von seinem Vorgesetzten vor den Prostituierten abgekanzelt wird.

Zum Glück habe ich eine Wechselgarnitur im Kulturbeutel. Das Frühstück ist vielfältig wie am Tag zuvor, doch die Stimmung ist dahin. Immer mehr Dramen eröffnen sich im Smalltalk miteinander. Alle haben nun Probleme mit teilweise noch zwei schon gebuchten Anschlussflügen und Zügen. Ein junges Paar mit Baby ist auch auf dem Weg nach Kolkata zum Durga Puja-Fest und den Eltern die Enkelin vorstellen.

Ein Manager eines international bekannten Landmaschinen-Herstellers war mit seinem Team in der süddeutschen Zentrale. Er hat gestern Abend eine WhatsApp-Gruppe aufgemacht; in kürzester Zeit hat sie nun schon über hundert Mitglieder. Er will Druck machen, damit Air India die gesetzlich vorgeschriebenen 600 Euro Kompensation an jeden Fluggast wirklich auszahlt.

Diesmal wird das gelieferte Essen mittags pünktlich in der Lobby ausgeteilt. Wir sollen es mit auf das Zimmer nehmen und nicht in der Lobby essen. Das ist verständlich, auch wenn die Lobby und das integriert-offene Bar-Restaurant freie Tische haben. Es macht eben keinen guten Eindruck auf ankommende Gäste, wenn wir da alle unsere Alu-Schalen auspacken. Wir entern einfach den Bankettraum, wo schon gestern das Essen hingestellt wurde; da stehen auch noch Getränke vom Vortag. Eine Hotelmitarbeiterin gibt es schließlich auf, uns wiederholt hinaus zu bitten. Ein weinendes Baby kann mehr als genervt-erschöpfte Reisende.

Kaum sind wir beim Essen, da muss es plötzlich ganz schnell gehen. Zimmer auschecken, Bustransfer, neue Tickets an einem für uns reservierten Check-in, Sicherheitskontrolle und schnell zum Boarding; es wird Dampf gemacht. Man bekommt das Gefühl, wir seien Schuld an allem. Natürlich ist keine Maschine draußen am nun neuen Gate zu sehen. Wieder macht sich Unruhe breit, was ist los? Und wieder wird das Personal am Boarding-Schalter belagert. Und fast alle von Air India, die uns gestern unterschiedliche Geschichten glaubhaft machen wollten, sind auch da.

Plötzlich brandet Applaus auf, die Maschine mit unserem Gepäck wird langsam von einer Zugmaschine ans Gate gezogen. Wie fast alle mache auch ich ein Foto.

Dann wieder Chaos, denn ein Air India-Manager will, das wir uns in Reihen nach Sitzbereichen von hinten nach vorne aufstellen; das ist logisch. Ein anderer organisiert vom Ende der Schlangen her um. Er will erst Pässe und Bordkarten kontrollieren; auch das scheint logisch; obwohl wiederholt geschehen. Und ein Dritter hat einfach vorne schon die Türe zur Gangway geöffnet und lässt erste Passagiere durch.

Der ältere Air India-Manager, der gestern bei uns in der Maschine war, schaut gequält auf das neue Wirrwarr, das seine und Mitarbeiter des Flughafens offensichtlich unabhängig voneinander hier wieder neu schaffen.

Dann nimmt er einem Mitarbeiter am Boarding-Desk das Mikrofon aus der Hand und macht eine Durchsage. Er zeigt seine Flexibilität; bitte in zwei Reihen hier durch und in der Maschine am Sitzplatz Boarding Ticket und Passport hochhalten, das machen wir alles dann drinnen. Gesagt und getan. Als die Maschine langsam zum Runaway rollt, klatschen einige verhalten. Und als wir dann abheben, brandet voller Applaus auf. Ich glaube sie sind hier froh uns loszuwerden ... so wie wir sie.

Wir landen in Delhi, es ist früher Sonntagmorgen. Beim Touch down brandet wieder lauter Beifall auf. Später stehen wir in kleinen Gruppen mit unseren neuen Flugbekanntschaften am Kofferband. Und als die ersten Gepäckstücke ausgeworfen werden, brandet wieder unser Beifall auf. Was mögen die vielen hundert anderen Fluggäste an den vielen anderen Kofferbändern, so weit das Auge reicht und uns man hört, wohl denken?

Ich gehe neben vielen anderen schnell zur Einreisekontrolle und weiter zum Check-in, um das neue Ticket für den vermeintlichen Anschlussflug zu holen. Um in die Halle zum Check-in zu kommen, müssen wir durch eine Sicherheitskontrolle; das machen hier Soldaten. Indien ist wie viele andere Länder nach vielen Anschlägen an sensiblen Orten hochgerüstet. Einzelne Fluggäste vor mir werden abgewiesen und aus der Warteschlange hinaus komplementiert; andere kommen durch ... wieso? Schon wieder beginnen einige zu schimpfen. Auch der mir bekannte indische Chemie-Professor ist dabei und wird lauter. Dann werde auch ich nicht zum Check-in gelassen und erst freundlich, und auf meine wiederholte Nachfrage, why, I have a valid ticket? ... etwas fester hinter den Absperrgurt hinaus geschoben.

Die Soldaten, ob sie mein Englisch verstanden haben oder nicht, kennen kein Pardon. Später erfahre ich, das mein Ticket für den Weiterflugticket ja das alte Datum hat; aus Sicht der Soldaten ist es also ungültig.

Nun stehe ich auch in der schimpfenden Gruppe, die sich schnell vergrößert. Das Air India-Personal an den zwei Schaltern zum Check-in in der für uns nun nicht zugänglichen Halle schaut immer wieder zu uns herüber, während sie andere Fluggäste abfertigen.

Aber was sind schon ein paar zig Passagiere gegenüber hier täglich rund 160.000 Passagieren? Der Flughafen Delhi, Mega-City mit fast 20 Millionen Menschen, gehört zu den 10 größten Flughäfen der Welt.

Die Gruppe wird größer und mehrere Fluggäste lauter. Wir blockieren zunehmend auch den Gang zu anderen Hallen für Check-in anderer Fluggesellschaften. So kommt zusätzlich Unmut auf unter unbeteiligten Fluggästen auf, die hier lang müssen. Junge Eltern unter uns sitzen demonstrativ zusammen mit ihren Kindern und Gepäck auf dem Boden. Dazwischen auch ältere Menschen zum Teil in Rollstühlen; man sieht ihre Erschöpfung.

Unauffällig haben sich etwas entfernt zu beiden Seiten mehrere Soldaten zusammengezogen. Droht ein neues Chaos?

Endlich kommt jemand vom Air India Check-in zum für uns gesperrten Halleneingang. Ich stehe nahe dem mir nun bekannten Chemie-Professor. Er raunt mir lachend mit dem typischen indischen Kopfwackeln zu, ich solle einfach nichts tun und sie mal machen lassen. Und es wird wieder laut und ein rhythmisches Let us check in, let us check in ... kommt auf.

Erst langsam, dann immer schneller, rennen zwei Mitarbeiterinnen mit unseren Pässen und alten Flugscheinen zwischen uns und einem dritten neu eröffneten Check-in hin und her. Nach über einer Stunde habe ich ein neues Ticket. Nun von der anderen Fluggesellschaft Vistara, die auch zum Tata-Konzern gehört; ich darf passieren. So wie andere vor mir, wird jeder mit einem neuen nun gültigen Flugticket, der durchkommt beziehungsweise zu einer anderen Check-in-Halle hastet, von der Menge noch ohne neue Tickets freundlich klatschend verabschiedet.

Wieder habe ich mich zu beeilen, das Boarding für meinen neuen Flug nach Kolkata hatte schon begonnen. Ein Vistara-Mitarbeiter lotst mich an anderen Fluggästen vorbei zur Gepäckaufgabe. Es muss schnell gehen, aber das geht es nicht. Zunächst habe ich zu schweres Gepäck. Für Vistara ist es ein einfacher Inlands- und kein internationaler Anschlussflug. Es sind nur 15 Kilogramm Aufgabegepäck erlaubt. Wie soll das jetzt gehen?

Ich schaffe es, meine quasi Air India-Mitarbeiterin aus ihrem Hin und Her für weitere Fluggäste kurz zu meinem neuen Check-in-Schalter heranzuwinken. Es wird diskutiert und ein Vistara-Manager kommt. Indische Lösung, mal einfach machen; have a good flight Sir, sorry for any inconvenience. Das dann auch noch der Drucker für den Gepäckaufkleber ausfällt und erst eine neue Ersatzrolle benötigt, ist Murphys Gesetz geschuldet.

Persönlich begleitet mich ein junger Vistara-Mitarbeiter, schnell schnell, die am Boarding warten schon auf Sie, zur Sicherheitskontrolle. Dort sind zwar nur wenige Menschen, doch ich werde vorbei geschoben. Alles wie gehabt, Handy, Laptop usw. in eine Kunststoffwanne, Handgepäck und Plastiktüte mit Flüssigkeiten daneben inklusive Hosengürtel in die nächste Plastikwanne und auf in den Scan-Tunnel. Ich hatte gesehen, das einige auf Socken durch den Körper-Scan gehen und gefragt, die Schuhe auch?

Nein nein, Schuhe können Sie anlassen. Prima, doch das Signal schlägt an. Kommen Sie einfach durch, kein Problem Sir. Ich stehe auf dem Podest am Ende der Sicherheitskontrolle und werde zusätzlich per Handgerät abgetastet. Es piept unten, im Schuhabsatz muss Metall sein. Sie hätten also wie die anderen Sachen ausgezogen werden müssen. Was soll ich machen?

Der Vistara-Mitarbeiter bittet mich schon mal alles schnell zusammen zu packen. Er hastet mit den Schuhen zurück. Ob sie wohl inzwischen etwas müffeln? Dann kommt die Schale mit meinen Schuhen aus dem Scannertunnel heraus, doch das Laufband stoppt. Mehrere Sicherheitsleute stehen am Bildschirm und diskutieren. Scheinbar ist etwas Unklares in dem Gepäck einer nachfolgenden Schale.

Wir kommen nicht an die Schale, hohe Schutzscheiben sind zwischen uns und den Schuhen. Ich sehe, wie mein Begleiter jemanden vom Security-Service länger die Hand schüttelt; in Indien eigentlich nur üblich, wenn man sich sehr lange kennt oder ein Geldgeschenk ohne Umschlag gibt. Der holt dann die Wanne mit meinen Schuhen, lässt sie auf einem nächsten Band wieder durch den Gepäckscanner laufen und bringt sie uns lächelnd. Double check, one for right, one for left shoe, lacht er mit dem typischen indischen Kopfwackeln; ich lächele wohl eher gequält.

Beim Boarding bin ich gefühlt der letzte Passagier. Zwei Reihen vor meinem Sitz komme ich am indischen Chemie-Professor vorbei. Im Vorbeigehen reckt er sich grüßend zu mir hoch. You see, our kind of communication works, und kopfwackelnd lacht er, Give me five.

Durga Puja in Kolkata

Bei der Ankunft in Kolkata ist der mir bekannte Fahrer Sonu nicht da und auch niemand anderes. So stehe ich draußen in der schon morgens schwülen Hitze und kann auch trotz Flugticket und Reisepass nicht mehr zurück in die klimatisierte Abfertigungshalle. Die Soldaten kennen natürlich keine Ausnahme, jedes Land scheint ähnliche Probleme zu haben. Und Indien als Vielvölkerstaat von der Größe eines Kontinents mit seinen von britischen Kolonialherren willkürlichen Grenzziehungen leidet noch heute darunter. Jetzt beim Schreiben wird mir bewusst, das Indien ja noch 10 Jahre vor meiner Geburt unter britischer Kolonialherrschaft war.

Endlich schaffe ich über die deutsche Handynummer meine Freunde zu erreichen; wahrscheinlich habe ich sie so früh am Morgen aus dem Bett geklingelt. Sie haben keine meiner Nachrichten, die ich aus Frankfurt und auch aus Delhi getextet hatte, bekommen. Ihre Büros sind geschlossen, alle und auch ihr Fahrer haben wegen dem Durga Puja-Fest frei.

Ich soll mir ein Taxi nehmen von der Gesellschaft im blauen Häuschen, von mir aus gesehen links auf der gegenüber liegenden Straßenseite. Und ich soll aufpassen beim Überqueren der (vierspurigen) verkehrsberuhigten Drop on/off-Zone, da hielte sich niemand an irgendwelche Regeln. Die Taxi-Gesellschaft und das Überqueren solcher Straßen kenne ich schon, und ich gehe langsam stoisch über mehrere Straßenspuren. Hupen ohne Ende, aber jeder stoppt im letzten Moment, wenn er merkt, man ist einen Schritt voraus. So kann ich auch die vielen Taxivermittler mit ihren Schleppersprüchen, Sir, best taxi ... best price ... fastest way to centre ... I know best hotel ... ignorieren.

Am Häuschen der Taxigesellschaft bin ich schon durchgeschwitzt. Alles ist neu. Man muss erst die App der Gesellschaft laden. Doch es funktioniert nicht, ich bekomme kein Internet. Aber one die App geht es nicht.

Zumindest kann ich mit Google-Maps zunächst den großen Park mit Seen in der Nähe meiner Freunde identifizieren. Dann kenne ich den Weg und finde auch die Sackgasse, in der ihr Haus am Ende steht. Ein Junge, ich schätze 12-13 Jahre alt, spricht gut Englisch. Er macht es über sein Smart-phone und registriert die Taxibestellung auf sich. Ich bin gerettet, möchte ihm ein Trinkgeld geben, aber er lehnt ab. You’re welcome Sir, where do you come from?

Aus dem Flughafengelände raus geht es schnell, doch dann sind wir mitten im Fest.; heute ist der zweite Tag von Durga Puja und zudem Sonntag.

Der Fahrer spricht kein Englisch, doch wir schaffen es in einer guten Stunde bis zumindest in den Stadtteil. Aber hier ist es nicht mehr so einfach. Mit Hilfe von Sujoy am Telefon schafft er es im schon relativ frühen Feiertags-Chaos irgendwie in die Nähe meines Zieles zu kommen. Nicht ohne dabei einige Male im Straßengewirr irgendwo vor oder hinter einem die Straße versperrenden Altar mit vielen Menschen wenden zu müssen und einen Umweg suchen. Dann endlich sehe ich auf der gegenüber liegenden Straßenseite einen Laden, den ich kenne. Da müssen wir rein, dann zweite links und wir sind in der gesuchten Sackgasse.

Aber wie in einer zweimal vierspurigen Straße, durch ein Gitter getrennt mit Lücken nur für Fußgänger, da rüber kommen? Doch das ist für meinen Fahrer die allerkleinste Übung. Er setzt einfach rückwärts gegen den vierspurigen Verkehr schrittweise wieder rund 100 Meter zurück, auch wenn es rund 15 Minuten dauert. Trotz wilden Gehupe bleibt er stoisch ruhig; es ist halt seine tägliche Arbeit.

Durga Puja, das hinduistische Fest zu Ehren der Muttergöttin Durga in ihrer populärsten sechsarmigen Erscheinungsform der Schöpfung. Es gehört zum UNESCO immateriellen Weltkulturerbe; es dauert je nach Region und Auslegung mindestens 10 Tage. Höhepunkt ist der Vollmond Ende September, Anfang Oktober. Besonders in Bengalen, aber zum Beispiel auch in Assam oder Nepal, dauern die Feiern oft zwei Wochen. Eine Besonderheit in West-bengalen und besonders Kolkata ist Kali, eine grimmig-böse schwarze Erscheinungsform mit heraushängender blutroten Zunge und abgeschlagenen Köpfen in den Hände haltend; das Fest des Guten über das Böse.

Neben religiösen Ritualen gibt es gesellschaftliche Events wie Konzerte, Geschenke, festliche Mahlzeiten oder gemeinsames Flanieren. Feiern reicht von familiären und nachbarschaftlichen Aktivitäten bis zu zentralen Großveranstaltungen. Oft sind mit überdimensionalen Älteren bis hin zu begehbaren Kunstwerken ganze Straßen gesperrt; Musik und Feiern dauern bis zum nächsten Morgen. Mit den Altären, religiösen Ritualen, allerorten festlich geschmückt usw. wird es bei uns oft mit der Adventszeit, Weihnachten oder Ostern verglichen; aber es hat natürlich inhaltlich eine vollkommen andere Bedeutung. Und an das schier unglaubliche indische Lichter- und Farbenmeer kommt selbst der Nürnberger Christkindle-Markt nicht heran.

Die Hitze und sehr hohe Luftfeuchtigkeit machen mir wie so oft wieder zu schaffen. Obwohl ich seit vielen Jahren jährlich mindestens einmal für ein paar Tage hier bin, werde ich mich daran nicht gewöhnen können.

Ich dusche und wechsele die durchgeschwitzte Kleidung, damit ich mich hier im Haus nicht erkälte. Hier ist es angenehm, am liebsten liege ich unter dem alten Deckenventilator auf niedrigster Stufe und genieße die Trägheit über Mittag und nachmittags; es ist auch ein prima Schutz gegen Mücken.

Doch ich weiß, auf dem Weg zum Restaurant werde ich dann wieder schwitzen und dort mit einer neuen Klimaanlage zunächst die angenehme Kühle genießen und letztendlich dann frieren. Das ich mich durch diesen laufenden Wechsel zwischen den Klimaanlagen der letzten Tage in Hotel, Flügen und nun wieder erkälten werde, das weiß ich. Es wäre seltsam, wenn nicht? Doch die Aussicht auf vor mir liegende Monate in dem für mich so angenehmen Klima in den Bergen in ein paar Tagen relativieren das jetzt.

Die Tage in Kolkata sind schön wie immer. Im Haus wohnt unten die noch rüstige Mutter Suniti. Sie kenne ich nun schon so lange, seit ich zum ersten Mal in Indien war; inzwischen hat sie nach dem Tod des Mannes nochmal ein wenig Englisch gelernt, und ist sehr rüstig. Sie war auch schon mal in Deutschland bei uns; so sind wir alle eine tolle Gemeinschaft.

Die alte Wohnung in einem anderen Stadtteil, wo ich neben Hotels auch häufig übernachtet habe, haben sie noch und sind unschlüssig zu vermieten oder verkaufen? Ich bin hier oben auf der Dachterrasse untergebracht, ein inzwischen modern ausgebautes Zimmer-Apartment. Tolle Aussicht, und nachts lässt es sich da gut aushalten mit einem kühlen Bier, oder zwei, drei. Da ich wusste, das sie auf der Terrasse inzwischen viele Pflanzen aufgestellt haben, und Suniti auch gerne oben auf dem Dach ist, habe ich ihr als ein Geschenk einen großen Gartenzwerg dazwischen gestellt.

Einen Tag zuvor waren mein jüngster Sohn mit Partnerin angekommen; sie sind in der alten Wohnung im anderen Stadtteil untergebracht. Indien kennen sie beide schon und sind entsprechend relaxt in dem Gewusel dieser Mega-City. Sie waren in Nepal im Himalaya Bergwandern zu Beginn ihrer zunächst einjährigen Weltreise; der Besuch in Kolkata und später bei mir im Darjeeling-Gebiet ist geplant. Weil die Zeit hier für mich nun deutlich verkürzt ist aufgrund der deutlich verzögerten Anreise, ist Suniti traurig für mich. Meine Antwort, ich würde meinen Sohn ja nun schon 35 Jahre kennen, zählt nicht. Inder haben ein völlig anderes Familienverständnis wie wir, und wenn man nicht mindestens einmal täglich telefoniert, stimmt etwas nicht.

Auch die Mutter von Sara aus Stuttgart mit einer Mitarbeiterin ihrer deutschen Organisation SOCEO sind hier. Sarah will ihrer Mutter auch zeigen, wie sie in Kolkata leben und mit ihr und der Mitarbeiterin eine kleine Rundreise zu Projekten, die sie beraten; geplant ist auch in den Bergen auf einen Tee bei uns zu halten.

So verbringen wir gemeinsam drei schöne Tage und lassen uns alle vom Durga Puja-Trubel mitreißen. Suniti lässt es sich natürlich nicht nehmen, uns zu diesem Anlass der Tradition gemäß zu bekochen.

Am nächsten Tag essen wir im über 150 Jahre alten Calcutta Rowing Club; das hat was, wenn man die Schrecken der britischen Kolonialherrschaft mal ausklammert.

Und wir sind am meinem letzten Abend hier eingeladen im gerade neu eröffneten kleinen, und für indische Verhältnisse teuer-exquisiten Table-Restaurant, das traditionelle Organic Cuisine serviert mit Produkten aus ländlichen Frauen-Kooperativen, die meine Freunde trainiert und beraten haben.

Das Restaurant wird später noch mal eine ganz besondere Bedeutung für mich bekommen, aber davon ahne ich im Moment noch nichts

Der Weg nach Kalimpong

Durch das zuvor gebuchte Flugticket und meinen vorherigen umgebuchten Inlandsflug weiß ich nun, es sind nur 15 Kilogramm Aufgabegepäck erlaubt. Das war mir in den Jahren zuvor nie bewusst geworden, da wir zu Projekten auf dem Sub-Kontinent Indien immer nur mit Handgepäck für wenige Tage unterwegs waren.

Ich schaffe durch Herausnehmen des über 30 Zentimeter großen Garten-zwergs aus Gips, aller Bücher usw. das Aufgabegepäck auf 17 Kilogramm zu reduzieren; zwei Kilo zu viel gehen erfahrungsgemäß mit lächelnden indischen Kopfwackeln. Auch das Handgepäck ist neuerdings auf sieben Kilogramm begrenzt, wird aber erfahrungsgemäß nicht gewogen; die Größe muss passen und muss leicht aussehen. Vermeintlich locker über die rechte Schulter gehängt, schneidet mir der schwere Rucksack ganz ordentlich in die Schulter.

Am ersten Check-in der Billigfluglinie IndiGo, die aber erfahrungsgemäß immer pünktlich und sehr ansprechend ist, schickt mich die Mitarbeiterin lächelnd und dem (für mich zunächst scheinbar) zustimmenden typischen Kopfwackeln, No problem Sir, dann aber doch zu einem anderen Schalter, die zwei Kilogramm Übergepäck zu bezahlen.

Mist, denke ich. Doch bin ich erfahren genug, es möglichst weit weg von ihr erneut am letzten der fünf Schalter neu zu versuchen. Während ich in der Schlange warte, sehe ich sie ihren Schalter verlassen; Personalwechsel. Super, also möglicherweise noch ein zusätzlicher Versuch.

Doch hier klappt es auf Anhieb und mein Aufgabegepäck läuft ohne Aufpreis auf dem Transportband der Maschine entgegen; und ich mit dem nicht kontrollierten und mir ordentlich in die Schulter schneidenden Rucksack relaxt zum Sicherheits-Check und weiter zum Boarding.

Es ist nur ein kurzer Flug von knapp einer Stunde. Viel später lerne ich die feinen Nuancen beim indischen Kopfwackeln; es hätte ebenso auch freundlich bejahend, ich weiß ich nicht, ich kann nicht entscheiden ... bedeuten können.

Letztes Jahr bin ich die Strecke mit dem Zug gefahren. Ich hatte mich darauf gefreut, das ich dann langsam die Landschaft betrachtend in den Norden Bengalens eintauchen bis in die so berühmte Darjeeling-Region ... leider war es ein Nachtzug. Doch es war auch meine erste Zugfahrt in Indien mit ihrem ganz eigenen Leben und deshalb nicht weniger interessant. Damals hatte die Reise zusammen mit dem Taxi in die Berge insgesamt so rund 14 Stunden gedauert.

Die Bergregion war für rund 100 Jahre bis zum Ende der britischen Kolonialherrschaft 1947 ihr Verwaltungs-Sommersitz aufgrund des für sie wundervoll milden Klimas. In der Jubiläumsbroschüre eines traditionellen Bremer Teehauses, die ich im Internet gefunden habe, las ich, das man zum Beispiel 1830 zunächst von Calcutta mit dem Boot den Ganges hinauf reisen musste; das dauerte eine Woche.

Und dann vom Fuße des Himalayas noch mal eine Woche lang zu Fuß mit Trägern und Packeseln, und später auf etwas ausgebauten Wegen mit Ochsenkarren.

Ende des 19. Jahrhunderts gab es dann von Calcutta aus die Eisenbahn und Jahre später eine eigene Bergbahn für die letzten rund 80 Kilometer; sie wurde in erster Linie für den Transport von Tee und Soldaten gebaut.

Noch heute ist sie bei Touristen sehr beliebt, um langsam in diese Landschaft einzutauchen.

Ich benötige neben einer Stunde Fahrt zum Flughafen und dem kurzen Flug zum Fuße des Himalaya dann nur noch drei Stunden mit dem Auto bis zum meinem endgültigen Ziel.

Vor der neuen Wahrheit

Rückblick

Nach einer kaufmännischen Ausbildung, Studium und Bank- und Beraterkarriere bin ich im Anfang meiner 40er Lebensjahre an eine Hochschule gewechselt. Immer wieder neu mit jungen Menschen zusammenarbeiten, viel Zeit unabhängig zu forschen und schreiben, interessierte mich mehr, als quasi immergleiche Projekte bei immergleichen Kundenorganisationen und immergleichen Hotelaufenthalten kreuz und quer im Land.

Für mich persönlich war die Hochschule im Großen und Ganzen eine hierarchiefreie Organisation mit einer Vielfalt von Typen und Eigenarten. Aus der sogenannten freien Wirtschaft und Selbständigkeit kommend – da ist man nicht wirklich frei, sondern total abhängig von Vorgesetzten und Kunden, Umsatz und Erwartungen der sozialen Schicht – gab es nun neue und oft seltsam anmutende Vorschriften, Vorgänge und nicht immer sachlogisch nachvollziehbare Sonderbarkeiten. Aber auch viel Freiheit, lustige Erlebnisse und interessante Menschen; und für mich auch nicht mehr die übliche Karrierehysterie um mich herum. Denn eine Hochschule oder eine Fakultät wollte ich keinesfalls managen, dann wäre ich ja wieder zurück im Karrierekarussell, aus dem ich mich ja vorher befreit hatte.

Und wie so viele in meinem Alter, war ich nach rund 20 Jahren Ehe auch geschieden, habe drei tolle erwachsene Kinder und noch viele Pläne. Insbesondere hatte ich auch schon die ersten Weichen für die Zeit der Pension gestellt sowie meine auch immer schon internationale Orientierung und auch oft Tätigkeit in diese Richtung gelenkt.

Nun bin ich gerade 61 Jahre alt und die letzten fünf Jahre der regulären Berufstätigkeit an der Hochschule haben im März begonnen. Ich fühle mich körperlich schlapp und führe das auf die allgemeine Frühjahrsmüdigkeit zurück. Auch kann ich mich nicht aufraffen, wie die letzten Jahren gewohnt, das Mountain-Bike für anstehende kleine Touren als quasi Frühjahrsputz vorzubereiten. Immer wieder habe ich Schwindel und im April wochenlang das Gefühl einer aufkommenden Grippe. Kein Grund zur Besorgnis, das kennt man ja und kann damit umgehen.

Doch der Zustand hält länger an und ich schwitze in der Nacht leicht. Das Schwitzen wird immer stärker und ich bekomme kleine rote Pickel an den Beinen, die manchmal aufplatzen und bluten oder wenn ich daran kratze. Natürlich weiß ich, das man das nicht tun sollte, aber so ganz widerstehen kann man (zumindest ich) dann doch nicht. Auch tagsüber fühle ich mich, trotz längerem Schlaf morgens oder auch mal tagsüber, geschwächt. Und irgendwie bin ich immer müde. Aber das gehört für eine kommende Grippe eben dazu, denke ich mir.

Ich kann ohne Probleme am Schreibtisch arbeiten, aber sobald ich aufstehe und eine Etage in den Keller gehe, oder morgens das Bett gemacht habe, bin ich erst einmal erschöpft und muss mich setzen. Sobald ich sitze, kann ich wieder klar denken, Zeitung lesen oder arbeiten. Doch jeder Gang wird mir irgendwie zu schwer.

Vorlesungen halte ich zu Semesterbeginn scheinbar normal. Doch ich gehe dabei nicht mehr wie üblich beim Vortrag oder im Seminar im Hörsaal herum oder im Seminar von einer Gruppe zur nächsten, sondern ich bleibe vorne sitzen; das habe ich sonst noch nie gemacht.

Die Schwindel werden stärker. Beim Gehen habe ich schon nach wenigen Metern das Gefühl unsicher und schwankend zu gehen. Was denken wohl die Menschen um mich herum? Sicher, das ich angetrunken bin, und das schon am Vormittag, kommt mir immer wieder in den Sinn.

So setzte ich mich alle paar Meter wieder kurz hin. Ich nehme eine CD von einem Angebotstisch vor einem Bücherladen und setze mich im Laden erst wieder einmal hin und tue, als wenn ich die Inhaltsangaben interessiert lese. Draußen auf halben Weg zu meinem Rad wieder dasselbe, die CD-Hülle lesend auf einem Mäuerchen um ein Blumenbeet in der kleinen Fußgängerzone meines Stadtteils.

Endlich schaffe ich es zum Fahrrad; mit dem Rad geht es. Es zu schieben stabilisiert meinen Gang. Und ich kann aufsteigen und die fünf Minuten nach Hause ohne Probleme radeln.

Kaum zu Hause angekommen bekomme ich einen gefühlt nicht mehr enden wollenden Hustenanfall.

Grüner Wundersaft

Das leichte Grippegefühl, in der Nacht schwitzen, Schwindel tagsüber und wiederholt lange Hustenanfälle wie bei einer Bronchitis, das kenne ich von vor ein paar Jahren. Damals hatte ich eine Bronchitis verschleppt, Fieber bekommen und war irgendwann umgekippt. In der HNO-Praxis stellte sich als beidseitig versteckte Lungenentzündung heraus, und ich musste dann umgehend in die Klinik.

Also denke ich nun zuerst an Grippe und Bronchitis und kaufe in der Apotheke in der Nachbarschaft – die 200 Meter fahre ich mit dem Auto – den giftgrünen chemischen Wundersaft; dreimal hintereinander einen auf den Verschluss aufgesteckten kleinen Portionsbecher zur Nacht einnehmen und man schläft gut und schwitzt die Grippe aus. Also rein damit, schmeckt eklig, aber es half schon mal, wenn ich mir beruflich keine Grippe leisten konnte.

Nachts wache ich auf und liege im wahrsten Sinne klatschnass im Bett. Alles ist nass, nicht nur T-Shirt, Shorts, Betttuch und Steppdecke, sondern durch bis auf die Matratze. Ich trockne mich ab, ziehe frische Sachen an, und ich lege mich auf ein Saunatuch auf die Matratze am Rand neben die Nässe für den Fall, das es nochmal passiert. Zwei Stunden später wache ich wieder auf. Wieder ist alles klatschnass, so als wenn mich jemand mit einer Gießkanne gewässert hat. Wieder abtrocknen und frische Wäsche. Ich friere und ziehe noch einen Bademantel darüber an; ich lege mich ins Gästezimmer. Früh am Morgen wache ich frierend auf, wieder ist alles klatschnass.

Nach einem heißen Bad fühle ich mich wohler, aber auch schwach. Tagsüber werfe ich Kapsel als grüner Wundersaft-Pendant ein und habe so kein Fiebergefühl mehr; und ich trinke schnell auflösende Husten-Tabs zum Abhusten. Schwindel merke ich kaum noch, da ich mir schon unbewusst angewöhnt habe, viel zu sitzen und das Fahrrad als Stütze zu nehmen.

Am Abend sorge ich vor. Nach einer Portion grüner Wundersaft bereite ich das Gästezimmer mit Badetuch und trockener Wäsche und parallel auch das Sofa im Wohnzimmer vor.

Wieder muss ich in der Nacht den Schlafplatz über nun alle Stationen wechseln. Also kommt eine Lungenentzündung? Oder ist es schon eine? Und wie auf Bestellung bekomme ich einen Hustenanfall. Es dauert lange bis mein Hals sich beruhigt. Das Umziehen strengt mich ungewöhnlich an, und ich muss mich sofort danach wieder hinsetzen. Nach ein paar Minuten stehe ich auf, aber der Schwindel ist stark, das ich richtige Angst habe umzufallen. Ich setzte mich sofort wieder zurück auf das Sofa.

Die Dinge um mich herum sind irgendwie anders. Ich krächze selbstironisch, wow Alter, voll auf Drogen, der Saft hat es in sich; was ja auch irgendwie stimmt. Auf dem Boden vor mir liegt ein Buch. Ich beuge mich vor es aufzuheben. Doch ich greife ins Leere und denke, aber es liegt doch direkt vor meinen Füßen? Ich beuge mich tiefer und weiter vor. Doch wieder greife ich ins Leere. Es sieht alles irgendwie verzerrt aus, wie ein Dali-Bild geht es mir durch den Kopf. Auch meine Füße sind irgendwie so weit weg.

Irgendwann wache ich zitternd vor Kälte auf. War es eine Ohnmacht? Wieso liege ich auf dem Boden? Was passiert hier gerade?

Verzage nicht, auch bei allzu großem Leid; vielleicht ist das Unglück die Quelle eines Glücks.

Menander, griech. Dichter 341-290 v. Chr.

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