Kalt, stumm und friedlich #2 - Niklaus Schmid - E-Book

Kalt, stumm und friedlich #2 E-Book

Niklaus Schmid

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Beschreibung

Auch in Folge 2 reihen sich gleich drei Kriminalgeschichten aneinander, deren tragische Wendungen skurriler gar nicht sein können. Und auch hier heißt es am Ende: Ruhen Sie sanft! KALT, STUMM, FRIEDLICH! Railway to Hell: Luigi ist unterwegs für sein "Familie". Er soll einen säumigen Kunden daran erinnern, sein Schutzgeld zu zahlen. Ausgerechnet heute muss er die Bahn nehmen. Da begegnet er einem einfachen Arbeiter, ebenfalls Italiener, der in der Gepäckabfertigung des naheliegenden Flughafens arbeitet. Zwischen beiden Männer entwickelt sich ein Gespräch und Luigi erfährt von ihm Erstaunliches. Der Augenzeuge: Taubenzüchter ist nicht gleich Taubenzüchter. Lafleurs Taube ist tot. Er vermutet einen Vereinskollegen dahinter und erhebt schwere Vorwürfe bei einem Vereinstreffen. Als sich die Wogen scheinbar wieder geglättet haben, werden bei einem Wettbewerb alte Rechnungen beglichen. Stumm, kalt und friedlich: Ein Ausflug mit dem Wohnmobil, bezahlt vom Unternehmen für zwei Vertriebsmitarbeiter, um sich besser kennenzulernen, endet für einen der beiden tödlich. Die Leiche muss verschwinden, doch da tauchen zwei junge Frauen mit einer Autopanne auf und es beginnt, kompliziert zu werden.

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Seitenzahl: 45

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KALT, STUMM

UND FRIEDLICH

#2

 

 

 

 

Impressum:

Cover: Karsten Sturm, Chichili Agency

Foto: fotolia.de

© 110th / Chichili Agency 2013

EPUB ISBN 978-3-95865-079-4

MOBI ISBN 978-3-95865-080-0

 

 

Urheberrechtshinweis:

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors oder der beteiligten Agentur „Chichili Agency“ reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

 

 

Kurzinhalt

Auch in Folge 2 reihen sich gleich drei Kriminalgeschichten aneinander, deren tragische Wendungen skurriler gar nicht sein können. Und auch hier heißt es am Ende: Ruhen Sie sanft! KALT, STUMM, FRIEDLICH!

Railway to Hell: Luigi ist unterwegs für sein „Familie“. Er soll einen säumigen Kunden daran erinnern, sein Schutzgeld zu zahlen. Ausgerechnet heute muss er die Bahn nehmen. Da begegnet er einem einfachen Arbeiter, ebenfalls Italiener, der in der Gepäckabfertigung des naheliegenden Flughafens arbeitet. Zwischen beiden Männer entwickelt sich ein Gespräch und Luigi erfährt von ihm Erstaunliches.

Der Augenzeuge: Taubenzüchter ist nicht gleich Taubenzüchter. Lafleurs Taube ist tot. Er vermutet einen Vereinskollegen dahinter und erhebt schwere Vorwürfe bei einem Vereinstreffen. Als sich die Wogen scheinbar wieder geglättet haben, werden bei einem Wettbewerb alte Rechnungen beglichen.

Stumm, kalt und friedlich:

Railway to Hell

Meine Familie, ständig hat sie an mir was auszusetzen. Luigi, deine Weibergeschichten, du bist ein Träumer. Luigi, warum trinkst du so viel? Jetzt ist dein Führerschein weg. Was wirst du machen? Wie willst du ohne patente deinem Beruf nachgehen?

Na, mit öffentlichen Verkehrsmitteln, sage ich, wie Hunderttausende andere auch.

Luigi, fehlt nur noch, dass du dir eine blonde Frau nimmst, sagen sie.

Ja, warum eigentlich nicht, denke ich, während ich wieder in diesem bescheuerten Zug, der Hellweg-Bahn, sitze und mir durch das Fenster die Landschaft anschaue. Flaches Land, Nieselregen fällt auf Äcker und Weiden und lässt die Industriebrachen noch trostloser aussehen, Windräder in der Ferne. Dieser Regen, maledetto! Ich vermisse die Sonne, das Grün der Orangen- und Olivenbäume, den Duft der blühenden Macchia. San Luca ist weit.

Stattdessen Dortmund. Jetzt schon den dritten Tag. Grauer Himmel, graue Häuser, graue Gesichter. Eine Frau mit Einkaufswägelchen, eine andere, die mit einem Hund spricht, ein Mann in bunter Radlerkleidung, Schulkinder, Arbeiter. Der Kerl mit dem Schnauzbart da drüben, der saß gestern schon auf demselben Platz, hält eine Aktentasche auf dem Schoß, wahrscheinlich stecken eine Thermosflasche und eine Butterbrotdose darin. Bestimmt ist er auf dem Weg zu irgendeiner schlecht bezahlten Arbeit, hat einen Stall voller Kinder zu Hause und eine Frau, die auf eine neue Küche spart. Was für ein armseliges Spießerleben!

Ausstieg in Fahrtrichtung links, schnarrt es aus dem Lautsprecher. Was soll das? Sind die Fahrgäste etwa blind?

Vorhin stand Signal Iduna Park auf dem Schild, dann Hörde, danach Aplerbeck, immer noch Dortmund. Hört dieser Häuserbrei denn nie auf? Rechts ziehen jetzt Werkshallen mit zerbrochenen Fensterscheiben vorbei, aus bröckelnden Backsteinen wachsen Birkenstämme, Brombeergestrüpp bildet neben den Gleisen dichte Hecken und auf einem Wegweiser steht Bezirksfriedhof. Wie passend, denn wer will in dieser Umgebung schon leben. Ich möchte hier nicht einmal begraben sein, in diesem Land der toten Seelen.

Der Schaffner kommt. Der Mann mit der Aktentasche zeigt ihm einen Ausweis. Er hat ein kariertes Flanellhemd an, trägt Turnschuhe zu einer braunen Cordhose, bunte Socken. Orribile! Mit solchen Menschen auf engstem Raum, in dieser Bahn, während mein BMW, das elegante 6er Coupé, in Dortmund in einem Parkhaus wartet, nachtschwarz wie die Sünde und mit getönten Scheiben, die keine neugierigen Blicke zulassen.

Ich fische meine Automatenkarte aus dem Sakko. Der Schaffner glättet sie, beäugt sie, nickt mir zu: „Gute Fahrt!“

„Grazie!“, entfährt es mir ungewollt auf Italienisch. Ich habe nicht so gern, wenn man meine Herkunft sogleich einordnen kann.

Der Schnauzbärtige kommt zu mir herüber, spricht deutsch mit italienischer Betonung: „Auch zur Arbeit?“

„Sì, ja.“

„Dann besser Monatskarte oder NRW-Ticket, ist günstiger.“

Was sonst noch, Stützstrümpfe, Seniorenpass? Ich bin achtundzwanzig, trage Stiefeletten von Fratelli Rosetti, einen Anzug von Brioni und darunter eine vernickelte Walther PPK. Für alle Fälle.

„Wo?“

„Wo, was?“

„Wo arbeiten?“

„Hier.“ Ich mache eine Handbewegung nach links und rechts. „Ruhrgebiet, Westfalen.“ Das ist nicht mal gelogen. Denn ich bin auf dem Weg zur Arbeit. Ich muss was regeln, hier zwischen Hörde und Unna, zwischen Werl und Soest.

„Was arbeiten?“

„Vertreter.“ Auch das stimmt. Ich bin tatsächlich Vertreter. Denn ich vertrete die Interessen meiner Familie. Luigi, sagt sie, bring das in Ordnung, unsere Kunden proben den Aufstand. Obwohl wir ihnen die Einrichtung bezahlt haben und sie beschützen, zeigen sie sich undankbar. Die einen weigern sich, einen Freund unserer Familie einzustellen, die anderen wollen kein pizzo bezahlen. Hier ist die Liste, präg dir die Namen ein. Fang an mit dieser Küchenschabe in Unna, zwei Monate ist sie im Rückstand, wenn wir nicht eingreifen, geht uns die ganze Region verloren.

Die Region? Da muss ich lachen. Ein bescheuerter, regennasser Schmutzfleck. Aber er bringt Geld, das zählt. Und er ist, verdammt noch mal, unser territori, er ist das Herrschaftsgebiet meiner Familie.

„Aha, Vertreter“, wiederholt mein Gegenüber.

„Ja“, antworte ich.

„Landmaschinen?“

„Nein, bin im Gaststättengewerbe.“ Auch das ist nicht gelogen. Vorgestern war ich im Ristorante Costa Azzurra