Kaltschwarze Rache - Rolf Düfelmeyer - E-Book

Kaltschwarze Rache E-Book

Rolf Düfelmeyer

4,6

Beschreibung

Ein Mann versucht sich als Geisterfahrer auf der Autobahn bei Göttingen das Leben zu nehmen. Warum? Was treibt ihn zu dieser Wahnsinnstat, bei der ein Familienvater den Tod findet und eine Familie zerstört wird? Jahre später wird eine alleinerziehende Mutter in der ostwestfälischen Kleinstadt Werther erhängt auf dem Dachboden ihres Hauses aufgefunden. Hat sie es selbst getan? Abgründe von Hass und menschlichem Leid tun sich auf, als Frank Sommer und die ermittelnden Kommissare der Bielefelder Mordkommission die Zusammenhänge erkennen. Die Ermittlungsgruppe droht darunter zu zerbrechen. Doch es ist noch nicht zu Ende …

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Inhalt

Titelseite

Impressum

Über den Autor

Prolog

Erster Teil: Vergangenheit

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Zweiter Teil: Verhängnis

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Dritter Teil: Verschleierung

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Vierter Teil: Verachtung

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Nachwort und Danksagung

Rolf Düfelmeyer

Kaltschwarze Rache

Frank Sommers dritter Fall

Im Verlag CW Niemeyer sind bereits folgende Bücher des Autors erschienen:

Septemberwut

Sonnenuntergang

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.ddb.de

© 2015 CW Niemeyer Buchverlage GmbH, Hameln

www.niemeyer-buch.de

Alle Rechte vorbehalten

Der Umschlag verwendet Motive von shutterstock.com

Grunge Room Valentin Agapov 2014, Kitchen Knife stuart.ford 2014

Druck und Bindung: Nørhaven, Vibrog

eISBN 978-3-8271-9873-0

EPub Produktion durch ANSENSO Publishing www.ansensopublishing.de

Der Roman spielt hauptsächlich an allseits bekannten Orten von Ostwestfalen, doch sind die Geschehnisse reine Fiktion. Sämtliche Handlungen und Charaktere sind frei erfunden.

 

 

Über den Autor

Rolf Düfelmeyer, geboren 1953 in Herford, lange Jahre als evangelischer Pfarrer und Religionslehrer in Werther und Lübbecke tätig, legt nach „Septemberwut“ und „Sonnenuntergang“ nun mit „Kaltschwarze Rache“ seinen dritten Krimi vor. Er lebt mit seiner Frau, einer gebürtigen Bielefelderin, in Werther bei Bielefeld. Sie haben zwei erwachsene Söhne. Zusammen mit dem älteren und ihrer Schwiegertochter freuen sie sich über eine Enkeltochter.

Mehr über Rolf Düfelmeyer erfahren Sie auf:

www.rolf-duefelmeyer.de

Prolog

Noch steht die Sonne hoch am Himmel an diesem warmen Juniabend. Aber die Schatten werden länger. Bald wird die Dämmerung einsetzen. Die Nacht steht bevor.

Ich versuche die letzten Strahlen auf dem Balkon zu genießen, aber es fällt mir schwer. Er ist wieder aufgetaucht. Nach Jahren der Ruhe hat er mich aufgespürt, werde ich eingeholt von den Ereignissen, die ich glaubte, hinter mir gelassen zu haben. Aus den schwarzen Tiefen meiner Erinnerung ist er hervorgekrochen und ist zu mir gekommen. Die Wohnung, in der ich lebe, hat aufgehört, ein sicherer Zufluchtsort zu sein. Die Angst ist zurückgekehrt und greift nach mir. Die Tage verdüstern sich. Sogar die Sonne scheint dunkler zu scheinen und die Wärme des Sommers verliert ihre Kraft.

Wie konnte er mich finden? Wie weit soll ich laufen, um nicht aufgespürt zu werden? Plötzlich stand er wieder vor meiner Tür und mein ganzes Denken kreist erneut um ihn und um alles, was er mir und meinen Kindern angetan hat. Ich will diese Gedanken nicht. Ich wünsche mir, sie abstellen zu können. Aber es gelingt nicht. Gefangen im kaltschwarzen Strudel meiner Angst werde ich in die Tiefe gezogen. Meine mühsam zurückgewonnene Sicherheit verfliegt wie Staub im Wind. Oder ist die Ruhe immer nur eine Täuschung, eine Illusion gewesen?

Alles habe ich hinter mir gelassen. Selbst zu meiner Mutter ist der Kontakt selten geworden. Sogar sie hat er mir geraubt. Ich kann es nicht mehr ertragen, in jener Stadt zu sein, in der alles Erinnerung ist, bittere, dunkle Erinnerung. Niemals wieder seit damals bin ich zurückgekehrt.

Wohin kann ich fliehen, wie weit rennen, um endlich Ruhe zu finden für mich und für meine Tochter, das einzige Kind, das mir geblieben ist? Gezeichnet ist sie von ihm, hat unter ihm zu leiden bis heute. Niemals wieder darf er in ihre Nähe kommen. Sie gilt es zu schützen, unbedingt. Aber was kann ich tun? Ich weiß es nicht. In Schockstarre erdulde ich seine Besuche, lasse sie über mich ergehen. Und ich weiß: Er wird keine Ruhe geben. Er wird wiederkommen, immer wieder. Jedes Geräusch an der Tür versetzt mich in Angst und Schrecken. Die Dämmerung hat eingesetzt, die Nacht kommt.

Erster Teil

Vergangenheit

Kapitel 1

Göttingen 2007

Durch einen hinter ihm mit Lichthupe heranrasenden Porsche wurde er aus seinen Gedanken geholt. Er lenkte seinen Passat auf die rechte Spur, nachdem er einen Lkw überholt hatte. Links durch das Seitenfenster konnte er, angestrahlt von der im Westen stehenden Sonne, einige markante Häuser in Göttingen erkennen. Bald würde er zu Hause sein.

Große Veränderungen standen bevor, Veränderungen, die er selbst verursacht, ja gewollt hatte, die Olaf Henneberger aber nun mehr und mehr in Unruhe versetzten. Schließlich betrafen sie nicht nur ihn, sondern die ganze Familie.

Seit Monaten schon pendelte er wegen seiner neuen Stelle zwischen Wolfsburg und Kassel hin und her. Eine neue, gut bezahlte Position bei VW war ihm in der Autostadt angeboten worden, die er, so hatte es auch der Familienrat empfunden, nicht ablehnen durfte. Jetzt aber, da der Abschied immer näher rückte, waren ihm mehr und mehr Zweifel gekommen. War es die richtige Entscheidung, wegen des höheren Gehalts alles aufzugeben und einen Neuanfang zu wagen? Gab es noch einen Weg zurück? Schwierig, aber vielleicht nicht unmöglich. Er musste unbedingt noch einmal in aller Ruhe mit Anke und den Kindern sprechen. Allerdings: Es wurde höchste Zeit! Heute Abend bereits sollte es eine letzte große Grillparty in Kassel geben. Danach würden alle Zeichen unwiderruflich auf Umzug gestellt.

Eine Dreiviertelstunde noch, dachte er. Ein Blick auf die entsprechende Anzeige seines Navis bestätigte sein Gefühl. Zeit, sich anzukündigen. Auf dem Handy wählte er die eins, die Kurzwahl für Zuhause. Bereits nach dem dritten Klingeln wurde abgenommen.

„Hallo Papa!“ Die Stimme seiner Tochter Julia klang wie immer fröhlich beschwingt. „Wie geht’s? Wo bist du gerade? Du kommst doch pünktlich?“

„Ja sicher! Keine Sorge. Bin schon in Göttingen. Wenn alles klappt, bin ich um ...“, er schaute erneut auf das Navi, „... um halb acht zu Hause.“

„Ist das Papa?“ Im Hintergrund hörte er seine Frau rufen. „Gib mir mal das Telefon.“

„Hallo Olaf! Ich bin’s!“ Ups, dachte er, in Ankes Stimme lag etwas Irritierendes. Vorsichtig fragte er zurück: „Ist irgendwas los? Du klingst so genervt.“

„Na ja, ist schon sehr viel Arbeit, die wir mit der Vorbereitung des Grillabends haben. Ich hoffe, du hast an den Wein gedacht, den du in Wolfsburg besorgen wolltest. Das hast du doch nicht vergessen, oder?“

„Nein, keine Sorge, alles erledigt.“

Anke wurde hörbar ruhiger. Es wäre nicht das erste Mal, dass er etwas zu besorgen vergaß, wenn er bei seiner Arbeit noch aufgehalten wurde und dann überhastet losfuhr. Aber heute war alles in Ordnung.

„Hast du auch an den Rosé-Wein gedacht und nicht nur an deinen Roten?“, schob seine Frau dennoch sicherheitshalber nach.

„Ja, auch Rosé. Hab ihn extra zusammen mit Eis akkus in die Kühlbox gelegt, damit er nicht vollkommen warm ist, wenn ich ankomme. Sechs Flaschen, ich hoffe, das reicht! Und sechs Rote.“

„Ja sicher, das reicht.“ Ankes Stimme klang jetzt entspannter. Es würde ein schöner Abend werden mit ihren Freunden, unter denen sich auch seine wichtigsten Arbeitskollegen befanden. Ein bisschen wehmütig war aber auch ihr zumute, so schien es Olaf. Er meinte das aus ihrer Stimme herauszuhören. Oder waren es nur seine eigenen Zweifel, die er in die Stimme seiner Frau projizierte? Sie hatte gern in Kassel gewohnt. Den Bergpark Wilhemshöhe unterhalb des Herkules‘ würde sie vermissen, das wusste Olaf, auch die Karls-Aue und nicht zuletzt alle fünf Jahre die Documenta, die auch dauerhaft künstlerische Spuren in der Stadt hinterlassen hatte. Andererseits, ihre Arbeitsstelle in Kassel hatte sie in den letzten Jahren immer weniger gemocht. Da käme ihr, hatte sie gesagt, der Wechsel in eine andere Stadt verbunden mit einem beruflichen Neuanfang nicht ganz ungelegen. Aber Wolfsburg?

„Na, denn“, schloss Anke das Gespräch, „bis gleich, und fahr vorsichtig. Es ist noch genügend Zeit und wir haben hier alles im Griff. Nicht, dass noch irgendetwas passiert ...“

„Scheiße! Nein! Anke! Anke!“

Seine letzten Worte gingen unter in einem schier entsetzlichen Angstschrei, der durchs Telefon zu ihr drang.

„Olaf?“ Sie horchte in das Telefon. „Olaf? Was ist los?“ Ankes Stimme bebte. „Was ist passiert? Antworte doch!“

Statt einer Antwort, quietschende Bremsen, ein dumpfer Knall, kreischende Reifen. Noch einmal ein Angstschrei ihres Mannes. Schließlich ein ohrenbetäubender, krachender, splitternder Knall und das scheppernde Geräusch, wenn Metall über Asphalt schlittert. Dann plötzlich Ruhe, vollkommene, gespenstische Ruhe. Verwirrt und ungläubig sah sie auf das Display ihres Telefons. Der Teilnehmer hat das Gespräch beendet, las sie dort. Die Leitung war tot.

„Olaf, Olaf!“ Ihre Stimme wurde lauter. Sie überschlug sich, als könne Anke Henneberger ihren Mann so zur Antwort zwingen. Aber die Leitung blieb tot. Kraftlos, wie erstarrt, lag ihr Blick auf dem Display. Der Teilnehmer hat das Gespräch beendet, stand dort nach wie vor menetekelhaft. Dann fiel ihr der Hörer aus der Hand und sie bemerkte gerade noch, dass sie von irgendjemandem gehalten und gestützt wurde, bevor sie in sich zusammensackte.

„Mama? Was ist passiert? Was ist los? Mama!“ Julia war es gewesen, die ihre Mutter aufgefangen hatte und nun auf einen Stuhl hinunterließ. Mit angsterfüllten Augen stand sie vor ihr und hielt sie mit beiden Händen an den Schultern. Auch Ankes Schwester Sabine und Jan, Julias Bruder, waren dazugekommen. Von draußen waren sie hereingestürzt, die Festvorbereitungen unterbrechend. „Gib mir das Telefon“, sagte Sabine mit gewollt fester Stimme. Dann wählte sie Olafs Handynummer.

Als sie die Ansage hörte, ließ sie sich neben ihrer Schwester auf einen Stuhl fallen. „Der gewünschte Gesprächsteilnehmer ist vorübergehend nicht erreichbar.“

„Anke!“ Sie griff nach dem Arm ihrer Schwester. „Was ist geschehen? Erzähl doch! Bitte!“

„Was? – Ich – weiß nicht – Unfall“, stammelte Anke. Ihre Stimme war kaum zu hören. Dann schwieg sie. Ihr Gesicht wirkte grau und eingefallen. „Anke, Anke!“, fuhr sie nach einer Weile fort, „immer wieder hat er meinen Namen gerufen. Dann nichts mehr. Nur noch Krachen.“ Ankes Entsetzen schien sich noch zu vergrößern. „Immer wieder meinen Namen, immer wieder. Er braucht mich! Ich muss sofort ...“ Sie wollte aufspringen, wurde aber von ihrer Schwester daran gehindert. Kraftlos fiel sie auf den Stuhl zurück.

„Wir müssen die Polizei anrufen. Wo war Olaf, als er anrief?“, erkundigte sich Sabine, aber Anke blickte nur noch starr auf die gegenüberliegende Wand. Ihre Hände zitterten.

„Papa hat irgendwas von Göttingen gesagt und dass er in einer Dreiviertelstunde da sein wollte.“ Julia wirkte gefasster als ihre Mutter.

„Auf der Autobahn?“, fragte Sabine nach.

„Weiß nicht“, antwortete Julia. „Ja, wahrscheinlich.“

„Dann ruf ich da jetzt an. Welche Nummer hat denn die Poli ... Ach egal, ich wähle die 110.“ Auch Sabine kämpfte mehr und mehr um ihre Fassung. Mit dem Telefon in der Hand, das sie vom Boden aufgehoben hatte, blieb sie einen Augenblick fast regungslos sitzen. Dann wählte sie.

„Leitstelle der Polizei Kassel.“

„Ja, hallo, ich bin Sabine Wolter.“ So gefasst wie möglich versuchte sie die schreckliche Situation zu erläutern. Der Beamte der Leitstelle strahlte wohltuende Routine aus. Ein paar wichtige Fragen konnte Sabine mit Hilfe von Julia beantworten. Dann schloss er: „Bleiben Sie unbedingt zu Hause. Ich werde die Autobahnpolizei Göttingen informieren und sie bitten, Sie anzurufen, damit Sie Klarheit haben. Zur Vorsicht gebe ich Ihnen die Nummer. Vielleicht meldet sich aber auch ein Kollege von der Polizeiwache ganz in Ihrer Nähe. Deshalb, zwanzig bis dreißig Minuten sollten Sie schon warten, auch wenn das sehr schwer fällt. Haben Sie etwas zu schreiben?“

Sabine ließ sich schnell Stift und Papier geben und notierte die Nummer. Dann bedankte sie sich und legte auf.

Es dauerte fast eine ganze Stunde, bis ein Beamter der zuständigen Polizeiwache an der Tür klingelte. Sabine öffnete. Neben dem älteren Polizisten stand ein jüngerer Mann in Jeans und Sporthemd, der sich als der örtliche Gemeindepfarrer vorstellte. Augenblicklich wurde Sabine klar, was das bedeutete. Etwas sehr Ernstes war geschehen.

„Guten Abend“, begann der Polizist. „Sie sind Frau Henneberger, Frau Anke Henneberger?“

„Nein, nein, ich bin die Schwester, Sabine Wolter. Aber kommen Sie doch herein. Die anderen sind alle im Wohnzimmer. Die Kinder Julia und Jan sind auch da.“

„Ich glaube, es ist besser, wenn ich vorgehe“, sagte der junge Pfarrer an den Polizisten gerichtet. „Ich kenne die Familie seit der Konfirmation der Tochter im letzten Jahr.“ Jetzt erinnerte sich Sabine daran, ihn im Gottesdienst gesehen zu haben. Aber im Talar hatte er natürlich anders gewirkt. Drinnen ging der Pfarrer direkt auf Anke Henneberger zu, die bleich im Gesicht und mit angstvoll verzerrten Zügen aufstand, sich aber nicht vom Fleck bewegte. „Herr Seydel, was ist passiert?“ Ihre Stimme zitterte.

„Ich habe tatsächlich keine guten Nachrichten“, begann der Pastor. „Wie die Autobahnpolizei Göttingen mitgeteilt hat, ist Ihr Mann in einen schweren Unfall verwickelt gewesen und ...“

„Unfall, ja. Wo ist Olaf jetzt? Wohin haben sie ihn gebracht? Kann ich ihn besuchen?“ Ankes Stimme zitterte nicht mehr, jetzt überschlug sie sich.

„Frau Henneberger, Ihr Mann lebt nicht mehr. Er ist tot.“

Klar und deutlich sprach der junge Geistliche. Seine Sachlichkeit ließ keinen Zweifel an der Wahrheit des Gesagten zu.

Julias Schrei war schrill und angstvoll. Jan rannte kreidebleich aus der Tür. Sabine ging ihm sofort nach. Anke schlug die Hände vor ihr Gesicht und ließ sich wieder auf das Sofa fallen. Gespenstische Ruhe breitete sich aus. Seydel setzte sich neben Frau Henneberger und legte ihr eine Hand auf den Arm. Der Polizist schluckte heftig und setzte sich schließlich in einen freien Sessel. Niemand sagte etwas.

Nach einiger Zeit kam Sabine wieder herein. Jan war hinter ihr, blieb aber im Flur an der geöffneten Tür stehen. Schließlich war es Ankes Schwester, die als Erste etwas fragte: „Was ist denn geschehen? Was genau ist passiert? Weiß man das schon?“

„Die genauen Umstände sind noch nicht gänzlich geklärt“, antwortete der Polizist. „Fest steht bis jetzt nur, dass es einen schweren Unfall auf der A 7 bei Göttingen gegeben hat, in den mehrere Pkw und ein Lkw verwickelt waren. Offenbar war ein Geisterfahrer die Ursache. Die Autobahn ist noch gesperrt. Es gab einige Verletze, darunter zwei Schwerverletzte, und ...“ Er zögerte fortzufahren. „... es gab einen Toten. Der Tote wurde als Ihr Mann identifiziert.“ Lautes Schluchzen der Frauen unterbrach ihn.

„Aber wieso denn? Woher wollen Sie das denn wissen? Das ist doch gerade erst gewesen. Das könnte doch auch ... Papa ist doch kein Geisterfahrer!“ Jan war wieder ganz in den Raum zurückgekommen und schrie in Richtung des Polizisten.

„Nein. Du hast recht. Dein Vater war nicht der Geisterfahrer“, versuchte der Beamte so sachlich wie möglich zu antworten. „Er wollte wohl noch ausweichen. Und dabei wurde sein Wagen vom nachfolgenden Verkehr erfasst, wenn ich die Kollegen aus Göttingen richtig verstanden habe. Aber ...“ Der Beamte seufzte tief. „Dein Vater ist tatsächlich der Tote. Daran gibt es offenbar keinen Zweifel. Die Kollegen haben entsprechende Ausweisdokumente sichergestellt.“

„Das glaube ich erst, wenn ich Papa gesehen habe.“ Und nach einer Pause fügte Jan hinzu: „Ich ruf ihn jetzt an. Der antwortet bestimmt sofort auf seinem Handy.“ Dabei flogen seine Finger schon über die Tastatur. Mit sichtbarer Anspannung horchte er in den Hörer. Aber es dauerte nur wenige Sekunden, dann ließ er den Apparat mit versteinert enttäuschter Miene sinken. Stumm rutschte er am Türrahmen hinunter und blieb schließlich am Boden sitzen.

Kapitel 2

Ostwestfalen – Gegenwart

Es versprach ein schöner Morgen zu werden. Marina Burmann hatte an diesem Samstag länger als erwartet geschlafen, jedenfalls wenn sie bedachte, dass sie Bereitschaftsdienst hatte. Da kann ich von Glück sagen, dachte sie, dass ich bisher noch nicht gestört wurde.

Seit einem Jahr war sie Kommissarin bei der Bielefelder Mordkommission und sie hatte den Schritt von Minden nach Bielefeld nie bereut, jedenfalls beruflich nicht. Sehr gut war sie in das Team um den Leiter Frank Sommer aufgenommen worden. Vor allem mit ihrem Kollegen Karsten Linnemann verstand sie sich wunderbar. Auch er musste heute abrufbereit sein.

Sie blickte aus dem Fenster ihrer kleinen Dachgeschosswohnung. Bielefeld-Schildesche, dachte sie wieder einmal, eine Welt für sich mitten in der Großstadt, besonders der Kern hinter der Stiftskirche. Nach rechts konnte sie erkennen, dass der Wochenmarkt schon gut besucht war. Besser kann man es nicht haben, Marktstände direkt vor der Haustür. Dann glitt ihr Blick nach links zur Buchhandlung Welscher. Auch hier war schon geöffnet. Kurz nach ihrem Einzug in die Wohnung vor etwa einem Jahr hatte sie dort zum ersten Mal hineingeschaut. Sie bezeichnete sich selbst gern als Leseratte, und eine Buchhandlung vor der Tür, an diesen Gedanken konnte sie sich sofort gewöhnen. Inzwischen war sie bereits so etwas wie eine Stammkundin und wurde jedes Mal mit einem freundlichen Hallo wie eine alte Bekannte begrüßt. Besser kann man es nicht haben, dachte sie erneut.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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