Kampfstationen - Frank Makowski - E-Book

Kampfstationen E-Book

Frank Makowski

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Beschreibung

Bilder aus Worten - eine Geschichte aus Bildern. Als Aliens den Kolonial-Planeten Chanrath II angreifen, ist es mit Hara Domenays ruhigem Garnisonsleben vorbei. Ein galaktischer Konflikt bricht los und reißt die junge Soldatin in einen Abgrund aus Schmerz, Tod und Verzweiflung. Hara steht vor den Trümmern ihres Lebens. Da erfährt sie Beistand von ungeahnter Seite. Doch um den Weg aus der Finsternis zu finden, muss sie einer Macht vertrauen, die außerhalb alles menschlich Vorstellbaren liegt. Eine illustrierte Science-Fiction-Erzählung. Ein erzählerischer SciFi-Bildband. In Worten und Bildern. Enthält 35 Bildtafeln.

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Inhalt

1. Garnisonsdienst

2. Piratenjagd

3. Der Tod trägt Schuppen

4. Drei Tage

5. In Transit

6. Biomechanoid

5. Limit

8. Übergang

Nachwort

1. GARNISONSDIENST

Meine Mutter ist überzeugt davon, dass ich keinen Ehrgeiz habe. Sie redet so, seit ich denken kann: »Du verkaufst dich immer unter Wert, Hara. Schau nur, was aus dir geworden ist. Du könntest so viel mehr aus dir machen.« Auf diese Weise habe ich Geduld von ihr gelernt.

Ich liebe und ehre meine Mutter über alles. Sie hat sieben Kinder auf Sagittaria Prima großgezogen, im Grunde allein. Auf einem Scheißhaufen von Planeten, von dem normalerweise keine Einheimische wegkommt. Schon gar nicht, wenn sie in den Favelas der Zentralstadt aufwächst. Deshalb höre ich Mamás Tiraden mit dieser Engelsgeduld zu, die ich über die Jahre gelernt habe. Ich weiß ja, dass sie es nur gut meint, dass sie mich auf diese Weise anspornen will. Ich weiß aber auch, dass sie mich völlig falsch sieht. Thomas

Wenn ich keinen Ehrgeiz hätte, dann würde ich diese Uniform nicht tragen. Die offizielle Dienstkleidung der United Systems Colonial Rangers mit meinem verdammten Namen darauf: Hara Domenay. Sehen Sie das auf meinem Arm? Das ist ein Wing. Die USCR würde niemals ein rotznäsiges Mädchen von irgendeinem Hinterwäldlerplaneten in eine ihrer Uniformen stecken, sie für teures Geld ausbilden und eine Lance Corporal aus ihr machen, wenn sie nicht zielstrebig wäre. Nur so konnte ich diese verdammte planetengroße Sackgasse namens Sagittaria Prima hinter mich lassen. Sorry, Mamá, aber das ist Bullshit: Wenn ich keinen Ehrgeiz habe, dann haben die Drillsergeants der Rangers keine Eier. Und der Allmächtige ist Zeuge, wie knallhart die sind.

Dass ich mich nach meiner Ausbildung für den Wachdienst in einer Kolonie-Garnison beworben habe und nicht für den Kampfeinsatz, das hat auch nichts mit mangelnder Strebsamkeit zu tun. Die Sache ist: Die Rangers sind mein Leben, im wahrsten Sinne des Wortes. Aber ich bin nicht dafür geschaffen, als Rädchen in der Kriegsmaschine zu dienen, bis es bricht. Ich bin das Wartungspersonal, dass ein Leben lang mit dem Ölkännchen hinterherläuft und an den richtigen Stellen für gutes Funktionieren sorgt. Das ist eine verdammt ehrenvolle Aufgabe und ich liebe dieses Leben. Ich habe nie etwas anderes gewollt.

Bis ich Trish begegnete.

Lieutenant Patricia Namara kam mit der 18. Raumlandedivision des Eridani-Chapters der USCR nach Thalassa.

Sie hatten die Einheit bei uns geparkt, weil in den letzten Monaten Schmuggel und Piraterie im Eridani-Sektor immer mehr zugenommen hatten. Der kommerzielle Raumflugverkehr war fast zum Erliegen gekommen und nur mit aufwendigem Geleitschutz aufrechtzuerhalten. Irgendwelchen hohen Tieren bei den United Systems war das ein eiternder Dorn im Auge. Kein Problem unserer Garnison auf Thalassa: Wir waren für die planetare Sicherung zuständig und lieferten nur als Sekundäraufgabe Infrastruktur und Nachschub für die kämpfenden Raumtruppen. So wurden wir zur Operationsbasis der Achtzehnten.

Zweitausend Mäuler mehr zu stopfen, dafür war die Garnison ausgelegt, das war schon okay so. Außerhalb der Dienstzeit trat man sich im Freizeitbereich trotzdem auf die Füße. Die Raumlandesoldaten wurden von uns liebevoll Containeraffen genannt, weil sie wenig mehr sahen als ihre Wohnbuchten auf den Sprungschiffen. Sie begegneten uns mit derselben Umsicht und Nächstenliebe, die wir ihnen angedeihen ließen. Da gab es immer irgendwelche Reibereien, das gehörte dazu. Im schlimmsten Falle wurde von Stab diszipliniert. Aber wir Rangers sind ein intelligentes Volk. Wir hauen uns nur aufs Maul, wenn wir dienstfrei haben. Und wir prügeln uns gerade so windelweich, dass wir am nächsten Tag wieder antreten können. Auf diese Weise vermeidet man Einträge in die Personalakte oder gar Disziplinarverfahren. Ein paar Tage im Bunker waren schon mal drin, aber da kommt man auch wieder raus und der Himmel ist danach immer noch blau, oder grün, violett oder sonst wie.

Patricia Namara lernte ich nicht auf diese harte Tour kennen. Sie stand eines Tages auf dem Flugfeld und sah mir zu, wie ich eine unserer Langstrecken-Aufklärungsdrohnen kalibrierte. Mein Zug gehörte zum Abschirmdienst, Zweig Datenbeschaffung. Klingt nicht danach, aber wir mischen vorne mit, wenn es heiß wird. Sie kennen doch sicher Erdmännchen. Diese kleinen Wüstenfrettchen, bei denen immer ein harter Arsch auf dem Hügel steht und nach Gefahr sucht. Das bin ich, das Alarm-Erdfrauchen. Der Begriff Gefechtsaufklärerin gefällt mir besser, aber auch der ist nicht offiziell.

»Ihr setzt die Tempest Mark IV ein? Ich wusste nicht, dass Thalassa für das HQ so wichtig ist, dass sie euch solche Geschenke machen.«

»Die sind nicht für uns. Das sind Präsente für die armen Schweine, die sich mit uns anlegen wollen.« Ich sah von dem Terminal auf, vor dem ich hockte. Die Drohne lief gerade in der Einsatzsimulation und mein Augmented-Reality-Helm versuchte die Frau als potenzielles Ziel aufzunehmen. Der unbestückte Waffenträger der Drohne ruckte hoch und visierte sie an. Offenbar wusste die Erfassungselektronik mit der einzelnen Gestalt nichts anzufangen und stufte sie als potenzielle Bedrohung ein.

Meine eigene Analyse fiel da wesentlich klarer aus. Sie besaß ein scharf geschnittenes Gesicht, blondes Haar und eine verdammt gute Figur. Auf ihren Schultern prangte der silberne Balken eines Lieutenants. Der Gestus der Frau, die Art, wie sich bewegte und gab, machte unmissverständlich klar, dass sie nicht zum Wartungspersonal der Kriegsmaschine gehörte. Sie war auch kein einfaches kleines Zahnrad im Getriebe. Das hier war Schwungmasse. Jemand, der den Militärapparat eisern und mit Macht nach vorne treibt und daraus eine Urgewalt macht. Unerbittlich professionell. Ich mag starke Frauen, sie ziehen mich magisch an. Ich weiß, dass irgendwo hinter der harten Schale ein warmes, weiches Wesen steckt. Und die Neugier darauf macht sie unwiderstehlich für mich.

»Ma’am.« Ich stand auf, nahm aber keine Haltung an. Auch wenn sie hier rein technisch meine Vorgesetzte war: Respekt muss man sich bei mir verdienen. Und das tat sie.

»Lassen Sie den Ma’am-Scheiß, solange wir unter uns sind.« Sie reichte mir die Hand. »Lieutenant Patricia Namara. Für Sie nur Namara. Ich kommandiere die Iron Eagles, das 47. Squad der Achtzehnten.«

Ich schob das AR-Visier in den Helm zurück und machte eine quittierende Geste mit dem Datenhandschuh. Die Drohne ging in Standby, der Waffenträger senkte sich zu Boden. Ich zog den Dataglove aus und reichte ihr die Hand. Fester, souveräner Druck, sehr angenehm. »Lance Corporal Hara Domenay.« Ich setzte ein Lächeln auf, dass nicht einmal gekünstelt war. »Für Sie Hara. Solange wir unter uns sind.«

»Sie können mit der Tempest umgehen?« Namara deutete mit dem Daumen auf das gute Stück.

»Selbstverständlich. Zweitausend Flugstunden.« Irgendetwas sagte mir, dass ich damit nicht durchkommen würde. »Simuliert«, setze ich wahrheitsgemäß dazu. »Dreißig Einsatzstunden. Wir haben sie erst vor fünf Tagen hereinbekommen.«

»Sie fliegen das Ding sechs Stunden am Tag? Seit letzter Woche?«

»Ich mache keine halben Sachen.«

»Nehmen Sie sie auch abends mit ins Bett?«

»Zum Kuscheln ist die Tempest etwas zu sperrig. Aber ich schlafe drunter.«

»Ja, natürlich.« Namara wandte sich ab, tauchte unter der Tragfläche der Drohne durch und gab vor, die Sensorbatterie unter dem Rumpf zu bewundern. »Ich möchte, dass Sie sich morgen um Nullsechshundert mit ihrem Schätzchen am Flugfeld Acht einfinden und eine Trainingseinheit mit meinem Squad absolvieren. Ich würde gerne sehen, was das Teil kann und was Sie drauf haben.«

Was ich draufhatte? Das war ja mal direkt. Sergeant Bennecker, mein Vorgesetzter, hatte mich nicht zur Achtzehnten abkommandiert. Und ich hätte das auch kaum ohne Murren akzeptiert. Mein freundliches Lächeln war verschenkt. Ich ließ es bleiben. »Wer sagt Ihnen, dass ich das möchte, Namara? Wollen Sie mich rekrutieren?«

»Ihr Sarge hat mir davon abgeraten. Ich respektiere seine Einschätzung. Ich möchte nur sehen, wie Sie arbeiten. Und Sie können sich gerne anschauen, wie wir arbeiten.«

Mir war nicht klar, was das Spiel sollte. Ich sah ihr nach, als sie sich ohne ein weiteres Wort abwandte und gemessenen Schrittes über das Flugfeld fortging, und natürlich hatte sie mich da längst am Haken. Ich war neugierig auf diese Frau und ihre Motive. Und der Gedanke, wieder in ihrer Nähe zu sein, gefiel mir viel zu sehr.

Ich stieß die verbeulte Blechtür zum Smitties auf, der Garnisonskneipe, die unsere Truppe vom Aufklärungszug zu unserer zweiten Heimat auserkoren hatte. Ich hatte meine Leute zu einem Umtrunk eingeladen. Doch als wir den Schuppen enterten, fanden wir unseren Tisch besetzt. Ausgerechnet von Namara und einigen ihrer Kumpanen vom Squad. Unseren Tisch. Ein absolut unhaltbarer Zustand! »Danke fürs Anwärmen«, platzte ich ohne nachzudenken heraus, »aber das ist unser Stammtisch.«

Die Containeraffen sahen erst mich an, dann ihren Lieutenant.

»Ist das so, Lance Corporal?« Aha, jetzt waren wir also wieder offiziell. Namara sah gar nicht erst zu mir auf. Sie grinste nur ihre Leute schief an.

»Ja, das ist so, Lieutenant Namara. Wir sind traditionsbewusst. Wir haben was zu feiern und das werden wir hier an unserem Tisch tun.« Das war frech und das sollte es auch sein. Sie war und blieb ein Containeraffe und wir waren nicht im Dienst.

Jetzt sah sie auf. »Was ist denn so wichtig, Lance Corporal Domenay, dass Sie auf diesen wunderbaren Tisch bestehen möchten?« Das schiefe Grinsen machte einem ehrlichen

Lächeln Platz. Das war gar keine Show für ihre Leute, es war was zwischen uns beiden. Fast erwartete ich, dass sie mir auch noch zuzwinkern würde. Ich trat vor und quetschte mich rücksichtslos an zweien ihrer Privates vorbei. Besitzergreifend stemmte ich die Arme auf den Tisch und blickte ihr direkt in die Augen. Eben war ich noch mächtig auf Krawall gebürstet gewesen, doch jetzt war ich fast sicher, dass das hier für sie ein Spiel war. Eines, auf das ich mich einlassen wollte. »Heute vor vierundzwanzig Jahren geschah etwas, das das Korps in seinen Grundfesten erschüttern wird«, sagte ich. »An diesem Tag ließ Gott das unbeschreibliche Wunder geschehen, dass Maria Vitória Domenay ihre Tochter Hara gebar. Preiset den Herrn dafür!«

Namara verzog keine Miene.

»Wenn ich in ein paar Stunden in mein Bett falle, dann werde ich das glücklich und betrunken tun. Und vielleicht mit schmerzenden Händen, weil ich erst einigen uneinsichtigen Rangern klar machen muss, dass ich das genau hier an meinem Tisch zu feiern hatte.«

»Sie haben recht, Lance Corporal. Wir Rangers legen Wert auf Traditionen. Und wir wissen einen guten Grund zum Feiern zu schätzen.« Sie breitete die Arme aus. »Ihr Tisch ist groß. Wieso laden Sie uns nicht ein, diesen denkwürdigen Tag gemeinsam mit Ihnen zu begießen?«

»Glauben Sie ja nicht, dass ich Ihnen auch nur einen Drink spendiere, Lieutenant.«

Ich hatte mich getäuscht. Ich fiel in dieser Nacht nicht betrunken in mein Bett. Es war ihres. Und wir lernten einander kennen. Dabei war der Sex nur der Anfang. Wir legten nicht einfach unsere Kleider ab, sondern den ganzen Panzer: die Härte, die Professionalität, das Unnahbare. Wir zeigten uns gegenseitig den Menschen dahinter.

Seit dieser Nacht nannte ich sie Trish.

Wenn wir unter uns waren.

2. PIRATENJAGD

Vielleicht faszinierte mich das an ihr so: dass sie diesen anderen Lebensentwurf so konsequent für sich umsetzte. Einen, den ich sehenden Auges ausgeschlagen hatte. Ich bin nicht bereit, von einem Fehler zu sprechen, dass ich meiner Natur gefolgt war und dem sicheren Garnisonsdienst den Vorzug gegeben hatte. Aber möglicherweise war das der eigentliche Irrglaube, dass es ein sicheres Leben bei den Rangers gab …

Ich bekam die Chance diese Entscheidung zu überdenken. Und ich nutzte sie. Es blieb nicht bei dem einen gemeinsamen Drill am nächsten Morgen auf Landefeld Acht. Nach einer Woche teilte mich Sergeant Bennecker offiziell den Iron Eagles zu. Er hatte keine Lust mehr, mich jeden Morgen aufs Neue freistellen zu müssen. Trish war jetzt fürs Erste meine Lieutenant Patricia Namara. Außerhalb des Dienstes war sie sowieso mein und das störte niemanden. Die Rangers waren Familie.

Nach drei Wochen begleitete ich das 47. Squad schon bei seinem ersten Ferneinsatz. Die Einheit setzte die fünfzehn Lichtjahre zur Kolonie auf Venyegra III über, um eine Großwildjagd zu veranstalten. Die aggressive Fauna dort machte den Siedlern zu schaffen. Es gab eine lokale Flugsaurierart, die den Menschen ihr Habitat streitig machte.