Kara Ben Nemsi - Neue Abenteuer 03: Der Fluch des Schut -  - E-Book

Kara Ben Nemsi - Neue Abenteuer 03: Der Fluch des Schut E-Book

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Beschreibung

Kara Ben Nemsi flieht mit seinen Freunden vor dem Schut und dessen Bande. Mithilfe einer mysteriösen Bruderschaft will der seine Erzfeinde endgültig zur Strecke bringen. Der Fluch des Schut scheint sich auf unheilvolle Weise zu erfüllen.

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Hymer Georgy

DER FLUCH DES SCHUT

In dieser Reihe bisher erschienen:

1801   Die Rückkehr des Schut von G. G. Grandt

1802   Die Rache des Schut von Hymer Georgy

1803   Der Fluch des Schut

Hymer Georgy

Der Fluch des Schut

© 2016 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 Windeck

Redaktion: Jörg Kaegelmann

Titelbild: Mark Freier

Umschlaggestaltung: Mark Freier

Satz: Winfried Brand

Alle Rechte vorbehalten

www.BLITZ-Verlag.de

ISBN 978-3-95719-113-7

Vorrede

Weniger als drei Stunden waren vergangen, da es Hadschi Halef Omar, Krüger-Bei und mir selbst gerade eben gelang, Sir David Lindsay, den tapferen Schneider und Meisterdieb Bassam Al-Yahid und vor allem den kleinen Kara Ben Halef aus dem Folter- und Beuteversteck des Schuts sowie der nicht minder teuflischen Kalila – seiner Geliebten – zu befreien. Auf dem Weg von den Dünen über Leptis Magna zurück in die Garnisonsstadt al-Chums in Tripolitanien{1} kam uns der Verbrecher jedoch überraschend mit einem großen Aufgebot seiner Männer entgegen. Um den durch die Strapazen der letzten Wochen gezeichneten Jungen nicht zu gefährden, entschlossen wir uns, nach kurzem aber heftigem Feuergefecht mit unseren Feinden, in höchstem Tempo östlich zu der uns nächst gelegenen Kleinstadt Sliten zu reiten, wo der geschundene Bassam ärztliche Hilfe erwarten konnte. Doch die Bande saß uns weiter dicht im Nacken und hatte offenbar nur eines im Sinn: Unser aller Ende …{2}

1. Liebe, Hass und Tod

Nordafrika, Tripolitanien, westlich von Sliten. Später Mai anno 1882{3}. Vor Mitternacht.

Es war Nacht, es wurde schnell kühler, und nicht allzu weit hinter uns befanden sich der Schut und seine schießwütigen Gesellen. Zweimal hatten wir bereits anhalten müssen und durch gezielte Schüsse unsere Verfolger damit auf Abstand gehalten, als sie uns allzu nahe kamen. Dabei verloren diese zwei Männer und vier Pferde, was sie aber wohl nicht lange abhalten würde, sofort wieder hinter uns her zu sein. Der Schut schien wie besessen, obwohl es mir in den Sinn kam, dass es vielleicht noch einen anderen Grund geben müsse, warum er uns um keinen Preis entkommen lassen wollte.

Es jagten nun also Hadschi Halef Omar mit seinem Sohn Kara Ben Halef auf einem gemeinsamen Pferd, ferner Sir David Lindsay, Krüger-Bei, Bassam Al-Yahid und ich selbst auf jeweils eigenen, so schnell es eben ging, gen Sliten. Wir hatten soeben einen sanften Abzweig genommen, bei welchem die Straße sich gabelte: Landeinwärts verlief sie im Bogen weiter zur Hauptroute zwischen dem Bani Waled und Misrata, einer größeren Küstenstadt in ungefähr noch sechzig Kilometern Entfernung, östlich derer das Land sich scharf zurückzieht und den Beginn einer weiteren Meereseinbuchtung der großen Sirte bildet. Viel näher vor uns an der Küste hingegen wartete nun Sliten auf uns, mit all seiner Vergangenheit – und wie wir sämtlich hofften all unserer Zukunft. Doch sowohl Pferde wie auch Reiter waren nach dem extrem schnellen Ritt durch die Nacht ziemlich am Ende, und es ging nur mehr langsam vorwärts. Dass sich die Tiere nicht alle Beine gebrochen hatten, schien ein Wunder zu sein; welches auch immer. Halef und ich hätten sicher vorzüglich hierüber zu streiten vermocht – wäre uns nur eine Atempause gegönnt.

Wie sehr vermisste ich doch den guten, feurigen Rappen Rih, den ich leider vor etwas mehr als einem Jahr in trauriger Weise verloren hatte, als ich auf einem kurzen Sprachstudium bei der Durchreise von Damaskus nach Tiflis die Haddedihn besuchte und diese von Bebe-Kurden überfallen wurden.{4} Diesmal wollte ich nach einem geplant nur kurzen Wiedersehen mit Hadschi Halef Omar in Algier von dort aus eigentlich in südlicher Richtung weitergereist sein, um die Nordwestküste Afrikas zu erkunden, doch die Ereignisse des letzten Monats hatten mich nach Tripolitanien verschlagen.{5} Nun, es war wie häufig im Leben: Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, so mache einen Plan!

Die abschweifenden Gedanken verscheuchend, überlegte ich gleichwohl fieberhaft, was nun genauer zu tun sei. Meine Begleiter und ich waren zu einer längeren Flucht nicht im Stande, abgesehen davon, dass sich unser Proviant in engen Grenzen hielt: Bassam Al-Yahid, grausam vom Schut und seiner Geliebten gefoltert und kaum in der Lage, sich im Sattel zu halten, biss scharf auf die Zähne, um nicht beim angezeigten Galopp laut aufzuschreien. Der treue Hadschi Halef Omar, mit seinem den Klauen der Verbrecher entrissenen tapferen Sohn vor sich, voll der Freude, aber zugleich auch in neuerlicher väterlicher Angst. Krüger-Bei, unser beider loyaler Freund und Helfer in dieser schwierigen Zeit, seit unserer ersten Begegnung vor einigen Jahren deutlich älter geworden und nun mit einer Splitterwunde an der Wange, die recht zu versorgen bisher nicht die Gelegenheit gewesen war. Sir David Lindsay, der spleenige Engländer, der nach außen hin alles für ein großes Abenteuer hielt, aber innerlich mit den selbst erlebten Strapazen kämpfte. Und zuletzt schließlich ich selbst, vor kaum mehr als einer Woche mit einem Schuss in die Brust niedergestreckt durch meines und Halefs ärgsten Feind, von dem wir bis vor kurzem noch irrtümlich annahmen, dass er vor ungefähr acht Jahren auf dem Balkan tödlich in eine Felsspalte abgestürzt sei. Durch die diversen jüngsten Auseinandersetzungen war meine eigentlich schnell verheilende Wunde wieder etwas aufgerissen, der Verband zeigte unter der Kleidung ein zunehmendes Rot.

Wir alle trotzten den Widrigkeiten und setzten unseren beschwerlichen Weg fort. Schließlich waren die Waffen unserer Feinde hinter uns fast überraschend immer mehr verstummt und deren restliche Reiter scheinbar stehengeblieben. Ein Blick im wenigen Mondlicht zurück in die Ferne, und da wir mit meinem Fernrohr keine Verfolger mehr ausmachten, konnten wir selbst eine kleine Pause einlegen, die beinahe alle bitter nötig hatten. Vor allem Bassam Al-Yahid konnte nicht eine Minute länger derart forciert reiten, und war erleichtert, als ich ihn vom Pferd herunterhievte. Sich des Umstandes bewusst, dass er selbst die wesentliche Ursache darstellte, weshalb wir anderen nicht schneller vorwärts kamen, meinte er allen Ernstes, dass wir ihn einfach zurücklassen sollten. Ich, und auch die Freunde, als sie es mitbekamen, lehnten das freilich vehement ab. Ich verdankte dem einfallsreichen Schneider nicht weniger als mein Leben{6}, und so würden wir ihn niemals um des Vorteils des eigenen Entkommens einem ungewissen Schicksal aussetzen, auch wenn dies eine erneute Gefährdung für den Jungen Kara Ben Halef darstellte.

Ich gab mich derweil nicht des Irrglaubens hin, der Schut und seine Leute seien vielleicht über die abzweigende Strecke weiter auf den Bani Waled oder gar Misrata zu geritten, weil sie uns fälschlicher Weise auf einem dieser Wege vermuteten. Sie führten sicher irgendetwas im Schilde, das konnte ich förmlich riechen, und dies konnte kaum etwas Gutes sein. Ein wahrer Grund, dass wir Abstand gewannen, war daher vielmehr wohl darin zu sehen, dass der Schut seine Leute aufteilte. Etwa ein Drittel der ihm verbliebenen Männer schickte er zu seinem bisherigen Versteck, um die dort gelagerte Beute aus seinen Raubzügen zu sichern, bevor sie anderen in die Hände fiel. Aber davon sollte ich erst später erfahren. Der zweite Grund hätte mich viel mehr beunruhigt, wäre er mir zu diesem Zeitpunkt bereits bekannt gewesen. Doch darauf komme ich im weiteren Verlauf noch zurück.

Wir teilten die wenigen Wasservorräte, die von uns mitgeführt wurden, auf, sahen nach den erheblichen Wunden Bassam Al-Yahids, während Halef seinen Jungen weiter tröstete und ich selbst jede besondere Bevorzugung ablehnte. Dann drängte ich auf eine baldige Fortsetzung des Rittes. Ich zweifelte nicht daran, dass der Schut seine Verfolgung irgendwie weiter betrieb, und mahnte in Anbetracht dieser Überlegung ebenso zur Eile wie zur Vorsicht, als wir den beschwerlichen Weg durch die Nacht wieder aufnahmen. Krüger-Bei, Lord Lindsay und ich warfen immer wieder besorgte Blicke zurück in die Gegend, aus der wir flohen. Doch nichts war von dort her mehr zu vernehmen außer dem leichten Küstenwind, der den losen Sand flach über die Ebene trieb. Kein Hufschlag, keine Schüsse, keine Rufe! Fast war es ein wenig unheimlich, jetzt, in der Nacht.

Eine weitere Stunde mochte vergangen sein. In der Ferne erblickten wir bereits den sanften rötlichen Lichterglanz von Sliten, das nicht völlig zur Ruhe gekommen war. Das hatte seinen erklärlichen Grund, wie ich mir denken konnte.

In der seit dem Altertum bekannten, an der Mittelmeerküste zwischen Tripoli und Misrata gelegenen kleinen Stadt befindet sich nicht nur das Grabmal eines der angesehensten islamischen Gelehrten aus dem 15. Jahrhundert, nämlich das des Sidi Abd as-Salam al-Asmar. Vielmehr ist auch eine bedeutende Pilgerstätte sephardistischer Juden hier zu finden. Die Sephardisten wurden hauptsächlich zu Beginn des 16. Jahrhunderts von der iberischen Halbinsel durch die streng katholischen spanischen Könige und das Alhambra-Edikt{7} – vor die Wahl gestellt zwischen Konvertierung oder Exil – vertrieben, in alle Winde zerstreut und fanden unter anderem im Maghreb eine neue Heimat. Einen kulturellen Höhepunkt des jüdischen Kalenders bildet dazu das Lag baOmer-Fest{8}, welches am 33. Tag nach der Omer-Zählung zwischen Pessach und Schawuot begangen wird und, soweit es Tripolitanien und die Kyrenaika betrifft, jährlich zahlreiche Glaubensbrüder aus halb Nordafrika anzieht. Lag baOmer ist ein Fest der Freude. Viele einander Versprochene nutzen diesen Tag für ihre Hochzeit. Die dreijährigen Kinder erfahren an jenem Tage zum ersten Male einen rituellen Haarschnitt, die sogenannte Chalaka, sie dürfen dann die Kippa{9} und einen Tallit Katan{10} tragen. Während das Fest bereits am Vorabend des eigentlichen Jahrestages mit Fackelschein und unzähligen Lagerfeuern beginnt, finden die strengreligiösen Feierlichkeiten Slitens in der wieder aufgebauten Slat Abn Shaif-Synagoge statt. Diese, eigentlich aus dem 11. Jahrhundert stammend, war vor rund vierzehn Jahren, 1868, von aufgebrachten Muslimen zerstört worden. Der Pascha von Tripoli jedoch ließ sie auf Order des Sultans des Osmanischen Reiches alsbald neu errichten. Letzteres führte freilich zu neuerlichem Unmut der Muslime, der nun fortwährend gärte und sich in erster Linie dadurch ausdrückte, dass die jüdischen Pilger auf ihren Reisen in der Region nicht unbedingt sicher sein konnten. Insbesondere die Turuq{11} bekämpfte Andersgläubige mit großem Hass, war sie doch selbst tief im Islam verwurzelt.

Zahlreiche Menschen mussten wohl daher dort in der Nacht mit Fackeln oder Laternen unterwegs sein, und auch aus dem einen oder anderen Hause drang noch ein heller Schein. Unsere Reittiere, imstande, möglicherweise bereits die dortigen Quellen wahrzunehmen, verfielen in leichten Trab, als Halef uns anderen plötzlich gebot, anzuhalten. Nur mit Mühe zügelten wir die Pferde und hinderten sie am weitergehen, was diese allesamt mit unwirschem Schnauben, leichtem Wiehern und Kopfschütteln quittierten. Ich bewegte das Meinige bis auf die Höhe dessen meines Freundes und blickte ihn von der Seite her überrascht an.

„Was gibt’s?“, fragte ich dabei und unterdrückte das Sorgenvolle im Klang meiner Stimme.

„Sihdi“, antwortete er. „Du bist es, der mich lehrte, vorauszuschauen und auf die kleinsten Dinge zu achten.“

„Ja, Halef“, entgegnete ich, wohl wissend, dass er meinen verwunderten Gesichtsausdruck im Dunkeln und aus seinem Blickwinkel heraus gar nicht recht zu erkennen vermochte. Trotzdem schwang eine leichte Frage auch in meiner Stimme mit, denn ich erahnte noch nicht recht, was er wohl meinte.

„Es befinden sich Leute vor uns. Auf dem Weg nach Sliten“, behauptete er.

Ich schaute zunächst etwas voraus und dann nach unten, doch in der Nacht und ohne Laternen, nur im Halbmond, verschmolzen alle eventuellen Spuren im Sand zu einem grauen, undefinierbaren Schattenspiel.

„Wie kommst du darauf?“, fragte ich Halef daher geradeheraus und ließ den Blick umherschweifen. Irgendwo kreischte eine Falbkatze aus dem Dunkel heraus, der ein kleines Beutetier entwischt sein mochte, aber ich konnte den Räuber nicht erblicken. Doch, da: Leuchteten dort nicht ihre Augen? Dann sah ich wieder zu Halef, der leiser als zuvor weitersprach.

„Ich sah sich bewegende Schemen gegen den geringen Lichtschein von Sliten in der Ferne, doch dann waren sie plötzlich verschwunden, vielleicht in einer kleinen Senke.“

„Bist du sicher? Kann die Bewegung nicht auch gänzlich dort entstanden sein, in der Stadt?“, sagte ich nachdenklich. Mir war die Bewegung wohl entgangen, da ich mich mehr nach hinten orientierte, um gewiss zu sein, dass wir gegenwärtig nicht unmittelbar verfolgt wurden. Jedoch besaß Halef ein inzwischen sehr geschultes Trapperauge.

„Das wäre wohl möglich, es ist nur noch eine gute halbe Reitstunde bis dorthin“, entgegnete mein Diener, der längst ein guter Freund geworden war. „Aber eigentlich, so denke ich, waren die Schemen zu groß, als dass sie weit von uns entfernt gewesen sein können.“

Ich nahm mein Fernrohr wiederholt aus der Tasche, zog es auf, und richtete das Ende, misstrauisch geworden, in die Richtung aus, die Halef mir wies. Langsam ließ ich es am Auge von links nach rechts wandern. Trotzdem wäre mir die Bewegung kaum aufgefallen, hätte nicht der Mond wenigstens ein wenig zu meiner Sicht beigetragen. Ein wenig voraus bewegten sich Gestalten!

„Du hast Recht, Halef“, stellte ich fest. Mein Freund hatte in der Tat in der Zeit unserer früheren Reisen durch Arabien und über den Balkan einiges von mir gelernt und auch behalten, was Aufmerksamkeit in gefährlichem Terrain anbetraf.

„Wer kann das sein? Es sind nicht sehr viele, also wohl keine Männer des Schuts, oder?“

„Nein, es sind keine Reiter unter ihnen. Acht Menschen beiderlei Geschlechts, wenn ich richtig zähle. Sie sind zu Fuß unterwegs und haben nur zwei Packtiere dabei. Eine der Personen trägt selbst auch Last vor sich, was darauf schließen lässt, dass es eher arme Menschen sind, da sie nicht genügend Packpferde besitzen.“ Ich setzte das Glas ab und fügte hinzu: „Reiten wir also weiter.“

„In welcher Richtung sind sie unterwegs?“, wollte Halef jedoch wissen.

„Sie kommen uns nicht entgegen“, versuchte ich ihn zu beruhigen. Ihm war sichtlich nicht wohl, hier in der Nacht auf Fremde zu stoßen. Es war nicht eigene Angst, welche dies verursachte, sondern die Besorgnis, seinen Sohn vor aller weiteren Unbill schützen zu müssen. „Allerdings werden wir sie trotzdem noch vor Sliten einholen. Was, wenn sie uns feindlich gesonnen sind?“, ließ er sich ein.

Die anderen in unserer Begleitung hatten das Meiste unserer Unterhaltung mitbekommen. Nun führte Krüger-Bei sein Pferd dichter heran, machte allerdings ein eher gleichgültiges Gesicht, nachdem auch er durch mein Fernglas gesehen hatte.

„Vielleicht Sephardi?“, meinte er, und reichte es zurück, sodass ich es wegstecken konnte.

Ich überlegte kurz, was ich darüber wusste, und nickte. „Sie pilgern zur Synagoge, um Lag baOmer zu feiern, nehme ich an. Aber sie müssen schon sehr lange unterwegs sein. Und sie werden einen besonderen Grund haben, bei Nacht zu gehen, anstatt bei Tag. Und sie sind spät dran!“

Krüger-Bei stimmte mir zu, war er doch über den Wiederaufbau der Pilgerstätte durch den Pascha offenbar recht gut informiert. „Angst vor den Sanussia?“, fragte er deshalb auf arabisch, damit auch Halef es verstand. Unwillkürlich ging mein Blick gen Himmel, wo der ziemlich abnehmende Halbmond zusammen mit einem scheinbar in der Mitte seiner offenen Sichel hin stehenden Stern ein Bild ergab, das zu seiner Frage passte. Das Banner der Sanussia-Bruderschaft, fiel mir nämlich nun ein, hatte dieses Aussehen, und es lag beinahe wie ein böses Omen über uns allen. Dieser sufistische Orden kontrollierte inzwischen den größten Teil der Kyrenaika einschließlich der dortigen Handelswege. Sie wirkten dabei eigentlich als religiöse und puritanische Reformbewegung, denn wie andere asketische Strömungen im Islam strebte die Bruderschaft die Rückkehr zur reinen Lehre von Koran und Sunna an. Diesem Zweck dienten nicht nur die Lebensweise und intensives Schriftstudium, sondern auch Praktiken wie Meditation und rituelle Ekstase nach Vorbild der Derwische. Sie suchten die Einheit mit dem Geist Mohammeds. Dem Ordensgründer selbst wurde zeitlebens gar nachgesagt, jederzeit in direkten Kontakt mit dem Propheten treten zu können. Die zunehmende Macht der Sanussia, deren Hauptsitz in der sehr weit westlich abgelegen Oase al-Jaghbub im Sandmeer von Calanscio an der Grenze zu Ägypten fast 300 Kilometer südlich von Tobruk zu finden ist, führte aber auch dazu, dass die osmanischen Herrscher diese Bruderschaft als Konkurrenz betrachteten, und diese seither in Feindschaft miteinander lagen. Immer wieder kam es darum zu Auseinandersetzungen zwischen türkischen Soldaten aus Tripolitanien und den nördlichen Ordensniederlassungen – um die hundert gab es davon gegenwärtig in der von den Arabern Barqa genannten Kyrenaika – mit deren dortigen recht autonomen Unterführern. Al-Jaghbub war weit weg, und jeder Sanussia-Anführer hier im mittleren Norden ein kleiner Fürst für sich, mit allen menschlichen Schwächen, die so gar nichts mit Religion zu tun hatten. Freilich kannte ich diese Zusammenhänge in etwa, aus meinen früheren Reisevorbereitungen vor beinahe neun Jahren für diese Gegend.

„Die Sanussia sind den Juden nicht eben wohlgesonnen“, sagte ich daher. „Vielleicht sind die Pilger nur vorsichtig. Ein Stück weiter südlich verläuft der Karawanenweg vom Bani Waled nach Misrata, der von der Bruderschaft kontrolliert wird. Wahrscheinlich haben die Sephardi den Abzweig dort zur Küstenstraße genommen und eher diesen längeren Umweg von Westen her nach Sliten in Kauf genommen, als von dort, von Osten her, direkt dorthin zu gehen, wo man sie vielleicht erwartete.“

„Das könnte sein! Aber wo kämen sie dann her? Sie hätten doch von Süden her in die Stadt hineingekonnt.“

„Die Straße weiter südlich führt nicht nur ins Bani Waled, sondern eben auch nach Misrata, und weiter zur Sirte“, stellte ich fest.

„Das wäre allerdings zuletzt dann doch ein ziemlicher Umweg.“

„Aber ein einigermaßen sicherer, falls auf der anderen Seite vor Sliten eine Gefahr lauerte.“

Wir nahmen etwas mehr Tempo auf, ritten aber bei weitem nicht mehr so schnell wie vor der kurzen Pause, auf der unmittelbaren Flucht. Wenn, so überlegte ich, sich auf dieser Route Sephardi befanden, welche sich in diesem Gebiet gut auskannten, dann war hier eher nicht mit Sanussia-Überfällen zu rechnen. Immerhin etwas. Falls wir die kleine Gruppe schnell erreichten, wären wir vielleicht sogar in Sicherheit – denn gläubig hin oder her, würden die Juden nicht gänzlich unbewaffnet unterwegs sein, und so unzählig viele Leute zählte der Schut nun gegenwärtig auch nicht mehr auf seiner Seite, als dass diese sich auf ein Feuergefecht mit einer unbekannten größeren Anzahl Gegner einlassen würden. Die Frage, die sich uns stellte, war lediglich jene, ob die Pilger überhaupt gewillt waren, mit uns zusammen zu bleiben und uns im Fall der Fälle zu unterstützen. Sie ging unser Streit mit dem Schut ja überhaupt nichts an.

Wir mochten noch einmal knapp fünfzehn Minuten vorangekommen sein, als ich durch die Dunkelheit im Mondlicht und gegen den Feuerschein aus der Stadt sah, dass die vor uns auf der sandigen Straße Gehenden in ihrem Schritt anhielten und sich offenbar sämtlich zu uns hin umdrehten. Sie hatten uns bemerkt, schienen aber keineswegs erleichtert, dass es sich bei uns nicht um Sanussia handelte. Als wir nah heran kamen, meinten wir, eher so etwas wie Furcht in ihren Gesichtern zu erkennen. Schnell musterte ich die Anwesenden. Nur zwei waren ausgewachsene Männer etwa um die dreißig Jahre. Sie traten uns, wenn auch mit zittrigen Händen, entgegen. Dabei hielten sie betagte einschüssige Flinten in den Händen, machten aber keine Anstalten, sie auf uns auszurichten. Ein dritter Mann mochte noch recht rüstig, aber doch in höherem Alter sein und hielt sich im Hintergrund. Bei zwei anderen handelte es sich um Frauen, die zu den ersteren gehörten, wie sich herausstellen sollte. Die eine trug, wie erst jetzt erkennbar wurde, einen kleinen Knaben von vielleicht drei Jahren in einem gewickelten Tuch um den Oberkörper, und nicht etwa Gepäck. Drei Jünglinge im Alter zwischen vielleicht neun und zwölf Jahren komplettierten die Fußgruppe. Die beiden Älteren von ihnen führten zwei magere Pferde an deren Zügeln, die mit langen, prall befüllten Säcken unbekannten Inhaltes beladen waren. Der Jüngste beäugte zaghaft Kara Ben Halef, der ja auf einem unserer Pferde vor seinem Vater saß. Offenbar hatte er noch nie einen Gleichaltrigen auf einem solch großen Tier reiten sehen. Alle anderen richteten ihre Augen allerdings auf mich, der ich unsere Truppe anführte.

„Shalom“, begrüßte ich sie äußerst freundlich und hob eine offene Hand, denn ihre Kleidung verriet, nun auf allerkürzeste Distanz, dass Krüger-Bei mit seiner Vermutung recht gehabt hatte. Es waren Sephardisten. Die Frauen trugen traditionelle, wenn auch einfache weite Röcke und gemusterte Blusen aus derbem Stoff sowie auf dem Kopf nach hinten weg spitze Hauben, die zur Stirn hin viel Haar sehen ließen. Die Männer waren in weite Hosen und hemdähnliche Oberbekleidung aller Farben gehüllt. Man sollte dazu wissen, dass das jüdische Wort Shalom Frieden bedeutet, und es sich bei einer Begegnung mit Fremden gerade für den Stärkeren geziemt, diesen Gruß dem Schwächeren gegenüber zuerst zu erbringen. Dass die Reisegruppe, welche sich auf dem Weg vor uns befand, die deutlich schwächere unserer beiden Parteien war, wurde nun offenkundig. Wir befanden uns somit noch keineswegs in Sicherheit, falls der Schut erneut angriff, und ich blieb innerlich auf der Hut.

„Shalom“, wurde mir nach einem zögerlichen Moment vorsichtig, aber nicht minder freundlich, erwidert. Der Blick der beiden Bewaffneten wanderte von meiner Person, der ich eines meiner beiden Gewehre am Pferd befestigt hatte und das andere abgewandt in den Händen hielt, zu Halef Omar mit Flinte und dessen Sohn vor sich, dann über Krüger-Bei, ebenfalls bewaffnet, sowie Sir David und Bassam Al-Yahid, zurück zu mir. Alle mochten wir in unserem gegenwärtigen Aufzug nicht eben vertrauenerweckend wirken. Vor allem bildeten wir ja eine recht illustre Gemeinschaft, und das mitten in der Nacht: Halef mit seinem Sohn, Araber. Bassam Al-Yahid, ein ebensolcher, wenn auch exilierter Italiener, mit blutdurchtränkten Verbänden an den Beinen. Krüger-Bei mit Turban, deutschstämmig und im Dienste des Beys von Tunis, mit seiner sichtbaren Schramme an der Wange. Lord Lindsay, der kauzige Engländer mit seiner merkwürdigen Figur und ebensolcher Mimik, dem allerdings auch aus früherer Auseinandersetzung zwei Finger einer Hand fehlten. Und dann ich, der Franke, mit blutigem Verband wie Bassam, inzwischen zotteligem Mehrtagesbart, welcher noch von meinem Aufenthalt im Lazarett herrührte, und mit Bärentöter, Henry-Stutzen und Revolver schwer bewaffnet. Sämtlich trugen wir staubige und, bis auf Lindsay, einheimische Kleidung. Nein, wirklich vertrauenerweckend wirkten wir überhaupt nicht, schon gar nicht hier, im dunklen und weithin offenem Wüstenfelde.

Auf einer meiner früheren Reisen hatte ich etwas Yiddisch erlernt, doch war die weitere Unterhaltung kein Problem, da die uns begegnenden Juden das hiesige Arabisch durchaus beherrschten. Nach einem kurzen Austausch darüber, wer wir jeweils seien und wohin wir denn Nächtens noch wollten, fassten wir Vertrauen zueinander, wenngleich Halef, wie stets in solchen Fällen, nicht sehr glücklich schien, sich weiter mit den Nichtmuslimen einlassen zu müssen. So überließ er auch mir jede weitere Konversation.

Ich fand bestätigt, dass es sich tatsächlich um pilgernde Juden auf dem Weg zum Lag baOmer handelte und diese während ihres Aufenthalts bei einem Verwandten, der dort im jüdischen Viertel eine kleine Herberge unterhielt, unterkommen sollten. Eigentlich seien sie in einer größeren Gruppe unterwegs gewesen, aber man hatte sie unterwegs überfallen. Es war ihnen gelungen, zu entfliehen, aber sie waren vom Rest ihrer Freunde getrennt worden. Da sie nur mehr wenige zählten, zogen sie es daraufhin vor, einen Umweg in Kauf zu nehmen, denn im Süden Slitens lauerten sicher bereits fanatische Muslime, um sie und andere am Aufsuchen ihrer Pilgerstätte zu hindern. Das alles klang in meinen Ohren nun doch recht beunruhigend, auch wenn es nicht den Schut betraf.

Schließlich fragte ich den Ältesten, der Tevje hieß, auch noch nach einem Arzt. Er kannte keinen, und auch die anderen nicht, die zu seiner Mischpoke{12} gehörten, aber er würde sich sicher am nächsten Tag umhören können. Das erschien uns, in Anbetracht der schweren Verletzungen Bassams, zu spät, denn dieser zeigte nun bereits erste Anzeichen eines einsetzenden Wundfiebers. Ich hoffte also, dass wir nach unserer Ankunft in Sliten sehr schnell fündig würden, und das nicht ganz zu Unrecht: Wie bereits erkannt, war die Stadt noch nicht völlig in den Schlaf gefallen. Bald zeichneten sich die Häuser im Schein des Mondes und vereinzelter Fackeln und Laternen, die von den Menschen dort durch die Gassen getragen wurden, deutlich ab, und die Geräusche der Zivilisation summten in der Nacht.

*

Gemeinsam setzten wir den kurzen letzten Rest unserer beschwerlichen Reise fort, bis wir den Rand von Sliten erreichten. Ich hatte den Platz auf meinem Pferd bis dorthin der Jüdin Chaja mit dem Kleinkind überlassen, wobei das Tier sodann von mir an der Leine geführt wurde. Der jüngste der übrigen Pilgerjungen, Jankew mit Namen, saß nun mit einem fröhlichen Gesichtsausdruck direkt vor Krüger-Bei, nachdem er seine anfängliche Scheu überwunden hatte. Mir entging nicht, dass er sich zuweilen recht freundschaftlich mit Kara Ben Halef auf dem Nachbarpferd unterhielt, und schmunzelte vor mich hin: Wenn ein jüdischer Junge und ein Muslimjunge sich derart entspannt zu verständigen wussten, dann sollte es doch möglich sein, zu einem dauerhaften Frieden zwischen den Religionen zu kommen. Aber das war wohl Wunschdenken …

Während des Weges besprach ich allerdings selbst auch noch leise etwas Wichtiges mit Halef und Tevje, die mich beide zunächst etwas verdutzt ansahen und verschiedene Einwände erhoben, dann aber meinem Ansinnen zustimmten, da es wohl klug gedacht und sinnvoll sei. Zur Durchführung meiner Idee legten wir noch einmal eine kurze Pause ein. Aber dazu später mehr.

Noch vor dem Tore trennten sich dann unsere Wege, denn die Pilger wollten sich sogleich zu jener Herberge begeben, in welcher sie auch ihre verlorengegangenen Freunde wiederzutreffen hofften. Wir gaben ihnen etwas Vorsprung, und so zogen sie erst einmal davon: Drei Männer, zwei Frauen, ein Kleinkind und vier weitere Kinder, in jüdischer traditioneller Kleidung für das Lag baOmer-Fest gekleidet. Wenn nun jemand meiner getreuen Leserschaft an dieser Stelle stutzig werden sollte, so hat das sicher seinen berechtigten Grund. Ich muss zu dem Zeitpunkt wohl unterbewusst gelächelt haben, jedenfalls behauptete das Halef später einmal von mir.

Wir hingegen benötigten dringend einen Arzt, vor allem für Bassam Al-Yahid. Die Suche nach einem solchen würde sich normalerweise sicher schwierig gestalten, jetzt, zu beinahe mitternächtlicher Stunde. Doch war die Stadt aufgrund der vorabendlichen Feierlichkeiten, die gerade ihr Ende fanden, noch lebendig, und so hatte unsere Ankunft für Aufsehen bei der Nachtwache am westlichen Eingang zur noch etwas lebendigen Stadt gesorgt. Dort standen uns nun eine Handvoll bewaffneter Männer gegenüber, die sich ohne großartige Begrüßung kurz angebunden nach unserem Begehr erkundigten. Nach arabischen oder türkischen Maßstäben war dies sehr unhöflich, und Hadschi Halef Omar hielt sein Missfallen darüber nicht im Zaume.

„Seht ihr nicht, dass wir weit hergereiste Herren sind, die sich mit euch eigentlich gar nicht zu unterhalten brauchen“, setzte er an, um dann fortzufahren: „Ich bin Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah, der Schwiegerenkel des Scheik des edlen Stammes der Haddedihn{13} und der getreue Führer all dieser friedlichen Leute. Und derjenige auf dem Pferd neben mir ist mein Effendi aus dem Abendlande, der große und mutige Kara Ben Nemsi, dessen Namen jeder ehrbare kennt und den auch mein Sohn trägt. Wer bist du, Wurm, dass du, dass …“ Er konnte nicht zu Ende sprechen, denn ein besonders raubeiniger Kerl aus den Reihen der wachsamen Stadtbewohner unterbrach ihn rüde. Auch ich war nicht unbedingt begeistert, dass Halef unsere Namen derart preisgab. Aber so war er nun mal, zuweilen recht unbekümmert in seinen Erläuterungen.

„Ich sehe nur eine Horde räudiger, verdreckter Hunde, mit Pferden, die sie wohl noch nicht lange und wohl zu Unrecht ihr Eigen nennen und einen kleinen Mann auf einem großen Pferd …“, sagte unserer groberes Gegenüber und plusterte sich auf. Er hatte seinen Satz noch nicht zu Ende geführt, als Halef bereits mit einem einzigen Handgriff die Peitsche vom Sattel seines Pferdes gelöst hatte und diese mit geschicktem Hieb demjenigen zu spüren gab, der uns allesamt derart beleidigte. Es gab zwei kurz knallende Geräusche, dann lag nach einem Aufschrei dessen Waffe am Boden und er selbst hielt sich mit einer Hand den anderen Unterarm und mit der Hand des verletzten Arms zugleich wiederum die Wange. Es wirkte grotesk. Die anderen jedoch legten sogleich ihre Gewehre auf uns an, und auch die Freunde rings um mich herum griffen zu ihren Waffen. Im nächsten Moment hatten alle, außer mir selbst, gegenseitig aufeinander angelegt.

Mir war sofort klar, dass, falls es hier und jetzt zu einer Schießerei kam, Opfer auf beiden Seiten zu beklagen seien, und sah die einzige Chance zur Entschärfung der Situation in geschickter Rede. Zudem taten die Männer, wenn auch etwas unhöflich, augenscheinlich nur ihre Pflicht, indem sie die Stadt vor ungebetenen Besuchern schützten. Dies verbot uns ernstliche Gewalt. Am Tage vor Lag baOmer konnte hier alles Mögliche geschehen, sogar ein Überfall der Sanussia! Wie solche sahen wir nun allerdings wahrlich nicht aus. Natürlich aber durften wir andererseits auch nicht Schwäche zeigen, schon gar nicht in Anbetracht der uns entgegen gebrachten harschen Worte, und so hatte Halef eigentlich recht getan.

„Salām. Wir kommen in friedlicher Absicht!“, sagte ich daher bestimmend und hob leicht eine Hand, dabei kurz über die Schultern nach den Freunden blickend, um sicherzugehen, dass sie mein Vorhaben erkannten und nichts Unüberlegtes taten. „Wir sind in der Tat Reisende aus dem Westen, die gern den Feierlichkeiten beiwohnen würden. Allerdings wurden wir unterwegs überfallen, und unser Freund hier bedarf dringend der ärztlichen Hilfe“, führte ich der Wahrheit nahe aus.

Der Älteste der Männer, ein Türke aus dem Osten des Reiches, trat vor und führte fortan das Wort, während der von Halef geschlagene sein Gewehr aufhob, um dann drohenden Blickes zu seinen anderen Begleitern zu treten. Er schien mit ihnen zu tuscheln.

„Ihr seid keine Juden!“, stellte der Alte fest. „Und überfallen? Von wem?“, fragte er dann, nachdem er sich zuvor selbstbewusst mit dem Namen Devran{14} vorgestellt hatte. Zumindest erschien dieser Mensch etwas freundlicher als die anderen. Vielleicht hatte ihn auch Halefs kunstvoller Umgang mit der Peitsche beeindruckt. Ich antwortete daher wahrheitsgemäß:

„Von einer Verbrecherbande, die mehrere Menschen in ihrer Gewalt hatte, aber es gelang uns, diese zu befreien. Seine Lordschaft hier neben mir“, ich deutete knapp auf Lindsay, „der uns begleitet, gehörte auch zu den Geiseln. Sie wird angeführt von einem Mann namens Kara Nirwan, dem Schut.“

„So.“ Er glaubte uns möglicherweise kein Wort, so wie er dies sagte, obwohl ich es überzeugend ausdrückte. Vielleicht tat er auch nur so, denn er blickte kurz zu zwei anderen der Seinen, die sich unter den Anwesenden befanden, sich aber noch nicht eingemischt hatten. Aber er gab ihnen auch Zeichen, die Waffen zu senken, und meine Freunde taten dies ebenso.

„Ja, der Schut, der hier in der Gegend wohl Schatten