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Katharina Howard (* zwischen 1521 und 1525; † 13. Februar 1542 in London), war von 1540 bis zu ihrem Tod die fünfte Ehefrau des englischen Königs Heinrichs VIII. Sie war die Tochter von Lord Edmund Howard, einem jüngeren und mittellosen Sohn des zweiten Duke of Norfolk. Ihr Geburtsdatum und -ort sind unbekannt. Katharine Howards Cousine Anne Boleyn war die zweite Frau Heinrichs VIII. und wurde 1536 auf dessen Befehl enthauptet. Heinrich und Katharine Howard heirateten am 28. Juli 1540 im Oatlands Palace in Surrey, unmittelbar nach der Annullierung der Ehe mit Anna von Kleve. Die Ehe blieb kinderlos. Keine zwei Jahre nach ihrer Hochzeit ließ der König Catherine Howard unter dem Vorwurf vor- und außerehelicher Beziehungen zu anderen Männern anklagen und wegen Hochverrats enthaupten. Der Roman von dem ansonsten geschätzten Altmeister geht sehr sorglos und frei mit der historischen Wahrheit um, da es sich mehr um eine erfundene Geschichte handelt.
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Seitenzahl: 112
Alexandre Dumas
Texte: © Copyright by Alexandre Dumas
Umschlag: © Copyright by Walter Brendel
Übersetzer: © Copyright by Unbekannt
Verlag:
Das historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag
Gunter Pirntke
Mühlsdorfer Weg 25
01257 Dresden
Inhalt
Impressum
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
Im Empfangsaal im Palast zu White-Hall harrte der Lord Kammerherr auf das Lever Heinrichs VIII., der sich mit dem Lord Großkanzler in seinem Schlafzimmer befand. Bald gesellten sich der Herzog von Norfolk und Sir Thomas Cranmer, Erzbischof von Canterbury, zu dem Harrenden, in der Absicht, dem König ebenfalls ihre Ehrfurcht zu bezeigen. Der Herzog fragte den Erzbischof nach Neuigkeiten aus Rom dieser wollte dagegen von dem Generallieutenant hören, wie die Sachen in Schottland standen, denn der König von England stand mit seiner schottischen Majestät nicht besser als der Erzengel Michael mit dem höllischen Satan. Erst am vorigen Tage war Heinrich VIII. aus der Grafschaft York zurückgekehrt, wo er sechs Tage lang vergebens seinen unbesonnenen Neffen erwartet hatte, der ihm nach Verlauf dieser Zeit endlich eine kahle Entschuldigung geschickt hatte, so dass der König ganz wütend nach London zurückgekehrt war. Andererseits lauteten die Nachrichten aus Rom nicht besser; der König und das Reich, der Adel und das Volk waren noch immer mit dem Bannfluch belegt; dagegen hatte der König eine Versammlung von neunzehn Prälaten und fünf und zwanzig Doktoren berufen, welche die Ernennung des Papstes verworfen, ihm keine andere als eine rein geistliche Gewalt zugestanden, so wie keinen andern Titel, als den eines Bischofs von Rom, und Heinrich VIII. König von England, zum Oberhaupt der Religion proklamierte. Das konnte nun ebenso gut zu einem blutigen Krieg führen, wie mit Jakob V., denn dessen Heirat mit Maria von Guise, wie die Annahme des Titels: »Verteidiger des Glaubens«, den ihm der Papst Paul III. gegeben hatte, war so gut wie eine offene Kriegserklärung.
Die drei Männer brachen jetzt ihr politisches Gespräch ab, denn soeben erschien Prinzessin Margarethe, die Schwester des Königs, von dem Grafen von Sussex geführt, der erst aus Frankreich zurückgekehrt war, um das Erbe seines Vaters in Empfang und dessen durch den Tod erledigte Stelle im Oberhaus einzunehmen.
»Als ich die Herzogin von Etampes zum ersten Male an dem Hofe Franz l. sah«, sagte der Graf im Eintreten zu der Prinzessin, »trug sie ein Kleid von demselben Stoffe, wie Eure Hoheit.«
»Ihr erfreut Euch eines guten Gedächtnisses, Milord«, erwiderte Margarethe mit Leutseligkeit; »wenn es daher unser gnädigster Bruder und Beherrscher vergönnt, so werden wir Euch zum Großmeister unserer Kleiderkammer ernennen. Dieser Stoff kam uns wirklich über das Meer her; Heinrich erhielt ihn mit andern Geschenken, welche ihm der König von Frankreich zum Zeichen seiner Freundschaft schickte . . . Gott zum Gruße, Erzbischof von Canterbury! guten Morgen, Milords.«
Die anwesenden Männer neigten sich tief vor ihr; Sussex grüßte sie leicht ihn, und fuhr dann in seinem Gespräche mit der Prinzessin fort:
»Als Zeichen der Freundschaft, sagt Ihr? . . . Das tut mir leid, Milady; denn wir haben uns im Einverständnis mit den Herren von Montmorency und von Guise versprochen, dass diese Freundschaft nicht von langer Dauer sein soll.«
»Wie!« fiel ihm der Herzog von Norfolk ein, »Ihr wollt uns mit Frankreich entzweien, Graf?«
»Wir tun alles zu diesem Zwecke, Lord Generallieutenant«, erwiderte der Graf. »Der Tag der Sporen liegt unsern Nachbarn schwer aus dem Herzen, und das Absteigquartier, das Heinrich sich zu Calais vorbehält, lässt hoffen, dass er nicht anstehen wird, nochmals über das Meer zu schiffen, um ihnen Revanche zu bieten.«
»Ich fürchte«, entgegnete ihm der Herzog von Norfolk, »dass seine Gnaden für den Augenblick so viel Beschäftigung hat, dass es ihm unmöglich ich sein wird, auf Eure politischen Absichten einzugehen, so vorteilhaft sie ihm auch scheinen mögen. Die Herren von Montmorency und von Guise können ja über das Meer herüber kommen; ich glaube sogar, dass zwei Schwerter, so tapfer und treu wie die ihrigen, am Hofe Jakobs sehr willkommen sein würden; und da ich hoffe, Euch Milord, unter den Anführern des Heeres zu zählen, welches ich an die Gränze führen werde, so ist das eine gute Gelegenheit für Euch, an den Ufern der Twed die Bekanntschaft zu erneuern, welche Ihr mit Euern Freunden an den Ufern der Seine geschlossen habt.«
»So soll es sein«, gab Sussex zur Antwort, »wenn anders Gott und der König mich nicht daran verhindern. Es besteht ein altes Sprichwort in England, welches sagt, dass, so oft zwei Schwertklingen auf unserer Insel im Sonnenstrahle erglänzen, man nur an die Seite eines Grafen von Sussex zu schauen brauche, um eine leere Scheide zu finden.«
»Hm!« sagte der Erzbischof, »ist allerdings so alt, dass es anfängt, in Vergessenheit zu geraten.«
»Es würde neues Leben gewonnen haben, wenn ich mich zur Zeit des Prozesses der unglücklichen Anna Boleyn in England befunden hätte«, erwiderte der Graf mit Feuer; »und vielleicht wäre es gut gewesen für die Ehre des Königs, wenn ich da gewesen wäre, und auch für Eure Ehre, gnädiger Herr, die ich vor einem häßlichen Flecken bewahrt haben würde.«
»Wenn ich Euch recht verstehe, Milord«, sagte der Erzbischof, »so wollt Ihr sagen, dass Ihr die Königin verteidigt haben würdet.«
»Ja, Herr Erzbischof, und das auf zweifache Weise.«
»Darf man fragen wie?«
»Im Parlament durch meine Rede.«
»Und wenn Euch der König Schweigen geboten hatte, wie mir?«
»Dann in den Turnierschranken mit meinem Schwerte . . . «
Die Prinzessin, die es als Schwester des Königs nicht für schicklich hielt, solche Erörterungen mit anzuhören, gebot den beiden Streitenden, ihrem Gespräche eine andere Wendung zu geben, als der Türsteher Lord Ethelword, Herzog von Dierham, anmeldete, welcher der Prinzessin mittheilte, dass er am Gitterthor des Palastes durch eine Gesandtschaft aus Schottland und die sie umringende Volksmenge aufgehalten worden sei.
Alle sahen sich erstaunt einander an, aber noch bevor sie Worte finden konnten, ließen sich die Töne der schottischen Dudelsäcke, mit Geschrei untermischt, vernehmen, worin der Herzog von Norfolk also bald den Marsch und das Kriegsgeschrei des Klans Mac-Cellan erkannte. Von den wilden Tönen erschreckt, warf sich die Prinzessin zur Seite, als in demselben Augenblicke der König die Tür seines Schlafzimmers hastig aufriss, und horchend stehen blieb, ohne ein Wort zu sagen.
»Bei St. Georg! Milords, habt Ihr gehört?« rief er endlich, indem er, die Arme kreuzend, in den Saal hinaus trat. »Oder ist es nur ein Traum? Der Marsch und das Kriegsgeschrei der Schotten ertönt im Hofe zu White-Hall!«
»Sire, sie haben so oft die englischen Trompeten im Hofe des Palastes von Stirling vernommen«, entgegnete der Graf von Sussex.
»Ihr habt Recht, Graf«, lachte der König; »aber die Trompeten machten wenigstens kein solches Lärm, um die Toten damit aus ihren Gräbern zu erwecken. Seht nur, da kommt sogar mein alter Alchimist Flemming zitternd aus seinem Laboratorium hervor, um zu fragen, ob er nicht etwa die Posaunen des Jüngsten Gerichts gehört hätte.«
In der Tat erhob Flemming die Tapisserievorhänge, welche eine kleine gewölbte Thüre verbargen; streckte sein greises Haupt hervor, und sah sich ängstlich nach allen Seiten um.
»Geh nur wieder hinein, alter Prophet«, rief ihm der König lachend entgegen; »es ist nichts als Gebrülle des schottischen Fuchses, das von dem Gebrülle des englischen Löwen übertäubt werden wird.«
Hierauf befahl er dem Herzog von Norfolk, die Higlanders-Ochsentreiber einzulassen, und zugleich seine Trompeter zu fragen, ob sie sich noch des Marsches von Flodden erinnerten. Als der Herzog gegangen war, begrüßte er seine Schwester und die Lords.
»Kommt doch näher, Sir Thomas Canterbury«, sagte er, indem er auf seinen Thron zuschritt, »denn wir wissen, dass unser Thron nur stark und mächtig ist, weil er sich einerseits auf die Tapferkeit des Adels und anderseits auf die Gelehrsamkeit der Kirche stützt.«
Bei diesen Worten reichte er sowohl dem Herzog von Dierham als dem Erzbischof die Hände; und als er sah, dass die Prinzessin Margarethe eben im Begriffe war, sich zu entfernen, fragte er sie rasch, wohin sie wolle.
»Sire«, erwiderte diese, »ich war gekommen, um Euerm Lever, nicht aber einer Kriegsaudienz beizuwohnen. Ich hoffe also, dass mein Platz . . . «
»Euer Platz«, fiel ihr der König schnell in die Rede, »sollte häufiger im Rat und minder auf dem Ball sein; Ihr vergesst, dass bei uns die Frauen zur Nachfolge gelangen können, und wenn dem Prinzen Eduard ein Unglück zustieße . . . «
»Ich hoffe, dass Gott Eurer Gnaden allen derartigen Kummer ersparen wird«, sagte die Prinzessin mit einem Tone, der tief aus der Seele hervor kam.
Auf ein Zeichen des Königs geleitete der Graf von Essex die Prinzessin in ihre Gemächer zurück. Indessen vernahm man den Schall der englischen Trompeten, welche die Töne der schottischen Dudelsäcke beantworteten. Der König nahm Platz auf dem mit dem englischen Wappen geschmückten Lehnstuhl, der ihm als Thron diente, und gleich darauf meldete der zurückkehrende Herzog von Norfolk, dass Sir John Scott von Thirlstane, Gesandter des Königs von Schottland, um die Ehre bitte, vor den König gelassen zu werden.
Heinrich winkte bejahend, und als der Gesandte jetzt eintrat, rief er ihm entgegen:
»Gott zum Gruße, Sir John! Wir erkennen heute, dass Ihr Eures Wahlspruchs: Immer fertig! Würdig seid.«
Der Schotte neigte sich mit stolzer Würde vor dem König, und sagte:
»Besonders wenn es sich um die Ehre meines Königs und meines Vaterlandes handelt, bin ich stolz, ihn zu führen, und ehrgeizig, seiner würdig zu sein.«
»Nun«, rief der König, »unser Neffe schickt uns einen Gesandten, und verlangt eine öffentliche Audienz. Ist er endlich gewillt, die reformierte Religion anzunehmen, die Klöster in seinem Reiche aufzuheben, und den Papst nur als Bischof von Rom zu betrachten?«
»Sire«, erwiderte John von Thirlstane ehrerbietig, »Schottland und sein König sind seit dem dritten Jahrhundert mit Leib und Seele katholisch; für sie wird der Nachfolger des heiligen Petrus stets der Statthalter Christi sein, und Volk und Monarch werden dem Glauben wie der Tapferkeit ihrer Väter treu bleiben.«
»Gut«, sagte Heinrich, »die Verbindung des Königs Jakob mit der fanatischen Familie der Guisen ließ mich diese Antwort auf meine erste Frage erwarten. Ich werde später entscheiden, welches Gewicht sie in der Wage des Kriegs und des Friedens haben soll.«
»Wir hoffen, dass Euer Gnaden sie mit einer Hand halten wird, die ebenso gerecht sein wird, als sie mächtig ist, und dass weder der Hauch des Fanatismus, noch die Ratschläge des persönlichen Interesses ihre Waagschale niederziehen werden.«
»Der Entschluss, den ich fassen werde, Sir John, hängt weniger von der Antwort ab, die Ihr mir gegeben habt, als von der, die Ihr mir geben werdet.«
Der schottische Edelmann neigte sich ehrfurchtsvoll vor dem König, der ihn nun fragte, ob Jakob V. einwillige, ihm wegen der Krone Schottlands zu huldigen, wie seine Vorfahren seit dem Jahre 900 den Vorfahren Heinrichs gehuldigt hätten; wie Erich Eduard I., Malcolm Eduard dem Beichtiger, Wilhelm dem Eroberer, und Wilhelm dem Rothen; wie Edgar, Malcolms Bruder, Heinrich I.; David, der Nachfolger Edgards, der Kaiserin Mathilde; Davids Sohn, Stephan, dessen Bruder Wilhelm, nebst dem ganzen Adel Heinrich II. Richard I. und dem König Johann gehuldigt hatten, welche letzte Huldigung, um ihr einen feierlicheren Charakter zu geben, öffentlich auf dem Lincolmsberg gehalten, und auf das Kruzifix des Erzbischofs von Canterbury beschworen ward. Diese Huldigung, welche Johann von Bailiol Eduard III. noch geleistet hatte, war unter der Herrschaft Richards II. und Heinrichs IV. unterbrochen worden wegen der Bürgerkriege, welche damals England verheerten; als aber ihr Nachfolger, Heinrich, dem König von Schottland gebot, ihn als Vasall auf seinem überseeischen Kriegszug zu begleiten, da gehorchte ihm der König von Schottland. Unter Richard III. erlitt diese Huldigung abermals eine Unterbrechung; aber Richard war ein Usurpator, und halte mithin keinen Anspruch darauf. Heinrich VII., der Vater des herrschenden Königs, war zu sehr mit politischen und religiösen Faktionen beschäftigt, welche das Reich in seinem Innern bewegten, um die Blicke nach Außen zu wenden, und hatte daher diese Huldigung von Jakob IV. nicht verlangte aber Heinrich VIII., der, sich als Vollstrecker der göttlichen Rache betrachtend, die Rebellen in ihrem Blut ertränkt, die Kehre in den Flammen erstickt, und die feindlichen Heere auf den Schlachtfeldern vertilgt hatte, er, der das alte England seit vier Jahrhunderten von den Stößen der Bürgerkriege untereinander gerüttelt und seit tausend Jahren in der Nacht des Irrthums versunken sah, er wollte das nicht länger dulden; wollte, dass die Dinge ihren unterbrochenen Gang wieder gehen sollten. Nach seiner Ansicht war das schottische Volk seinem Adel, der schottische Adel seinem König, der schottische König dem König von England, und der König von England Gott zur Huldigung verpflichtet.
Dieser Meinung war aber die des Sir von Thirlstane gerade entgegengesetzt, denn er behauptete, die Huldigung, welche die alten Könige von Schottland den Königen von England dargebracht, habe sich nur auf die Grundstücke bezogen, welche jene in England besaßen, so wie auch die Könige von England denen von Frankreich wegen der Herzogtümer Guyenne und der Normandie huldigten. Der König besaß Geschichtskenntnis genug, um die Huldigung wegen der Grafschaft Huntington nicht mit der Huldigung des Reichs und die der besonderen Könige von Northumberland, nicht mit der der Könige von Schottland zu verwechseln. Aus dem, was unter der Regierung Bailiols vorgegangen war, konnte England keine andere Schlussfolgerung ziehen, da der schottische Adel stets gegen dieses Verfahren protestiert hatte. Johann von Bailiol hatte Eduard I. allerdings aus Dankbarkeit gehuldigt, weil ihm dieser behilflich gewesen, den Thron zu erlangen; aber er verlor deswegen die Achtung seines Abels und die Freundschaft seines Volks; Jakob V. war aber zu geachtet von dem einen und zu geliebt von dem andern, um sich jemals einem solchen Unglück auszusetzen.