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In diesem Buch gehe ich anhand eigener Erfahrungen in die Kernthemen Geduld, die gefühlsmäßige Realität, Verhaltensmuster und Worte, den Kampf mit sich selbst, die Autonomie und die Beobachtung interner sowie externer Abläufe aus der Vogelperspektive, die Auflösung aller falscher Denkweisen und die Neuprogrammierung unseres inneren Systems ein. Wie man sich selbst knackt und die nötigen Skills für ein neues Level verinnerlicht, sie korrekt bearbeitet, analysiert, erkundet und als festen Automatismus neu implementiert.
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Seitenzahl: 318
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»Der Schlüssel zur Meisterschaft
und wahrer Erkenntnis
ist die Korrektur von falsch Erlerntem
und der Neuverfassung seiner selbst,
das von anderen zu lernen, was wahr ist.«
Der Jünger ist nicht über
den Meister erhaben;
wenn er aber ganz
vollendet ist, so wird
er sein wie sein Meister
Lukas 6:40
VORWORT
EINS
Über die Selbstfindung
ZWEI
Über die Geduld
Über die gefühlsmäßige Realität
Über Verhaltensmuster und Worte
Über den Kampf mit sich selbst
Über die Autonomie
Über den Sucher
DREI
Über Puzzleteile
Über die Auflösung aller falscher Denkweisen
Über die Neuprogrammierung
Über die Erkenntnis
NACHWORT
»Die Erkenntnis erfolgt durch die kontinuierliche Verarbeitung von Eindrücken und Erfahrungen des Fragenstellers.«
Let´s rock. We want us to help each other.
Vielen Dank dass du dich dazu entschieden hast mein Buch zu kaufen. Ich denke ich habe die richtigen Worte gefunden, welche dir helfen werden, dein Leben auf ein neues Level zu bringen und dir bei erneutem Aufschlagen bereits Erlerntes wieder in Erinnerung zu rufen. Bei mir funktioniert es. In diesem Buch werde ich immer wieder anhand eigener Erfahrungen in die Kernthemen Geduld, die gefühlsmäßige Realität, Verhaltensmuster und Worte, den Kampf mit sich selbst, das Autonom sein und die Beobachtung interner sowie externer Abläufe aus der Vogelperspektive, die Auflösung aller falscher Denkweisen und die Neuprogrammierung unseres inneren Systems eingehen. Ich hoffe dieses Buch hilft dir dabei dein Leben tatsächlich auf ein neues Level anzuheben. In diesem Buch geht es ganz einfach gesagt darum, sich selbst zu knacken und die nötigen Skills für ein neues Level zu verinnerlichen, sie korrekt bearbeiten, analysieren, erkunden und als festen Automatismus zu implementieren. Zuvor muss allerdings das alte Programm geknackt, bearbeitet, aufgelöst und umgeschrieben werden. Eine neue Welt kostet die alte Realität. Denn dass was wir versuchen zu schützen ist, der Grund warum wir nicht vorankommen. Öffne dich, sei wer du bist, damit du erkennen kannst woran du wie ein Ingenieur Verbesserungen vornehmen kannst. Wie es scheint, erreicht Gott bzw. bringt uns erst zum Zuhören, wenn man aus den Fängen des alten Programms (vor allem negative Denkmuster) entschwunden ist. Und dieses ausreißen erfolgt durch das sprichwörtlich schmerzhafte »gebrochen werden«. Was in unseren Leben meist die Durststrecke und die sogenannten schwierigen Jahre widerspiegelt. In meinem Debüt als Regisseur, Produzent und Drehbuchautor für den Spielfilm
»WAKE UP CALL«
…den ich mit zahlreichen bekannten deutschen Schauspielern in drei Ländern (Deutschland, Frankreich, Monaco) realisierte, ließ ich den Protagonisten folgenden Satz sprechen, welcher es mit Sicherheit ganz gut auf den Punkt trifft: »Nach einem rauen Gang durch die Wüste schmeckt das Wasser deutlich besser.« Vergleichbar mit dem uns allen bekannten Satz: »Break me down and build me up«, der bei an sich arbeiten wollenden Menschen eine Art Gesetz ist. »Build me up« kann erst starten, wenn man zuzuhören gelernt hat. Diese Bereitschaft erzielt dem Anschein nach das »Break me down« am effektivsten. Tritt dies ein fällt es einem sehr schwer, mit beinahe 0% Akku unserem inneren Antagonisten oder dem »Bösewicht« der für diesen Schlamassel verantwortlich zu sein scheint, auch noch recht zu geben, nein sogar dankbar zu sein. Denn irgendwie spürt man ja die Veränderung und den Neubeginn sehr deutlich. Man will den Change nur nicht wahrhaben, weil das alte Programm immer noch tief verankert ist, vor allem die Stark selbstblockierenden Bereiche wie, dem inneren Trotzer oder dem negativen Ego. Als mich das Leben, sagen wir mal, ein kleines bisschen »an der Nase herumführte«, fragte ich mich, was das alles noch soll. Ein Wendepunkt meiner selbst. Ich betonte bewusst »negativen Ego«, denn gesundes Selbstvertrauen braucht jeder. Das Wort Ego im lateinischen bedeutet schlicht »Ich«. »Ich« zu sein klingt erstmal nicht falsch. Besser umformuliert währe:
»Be yourself.«
Zunächst bestimmt bzw. programmiert unser »Ich« allerdings das System also unsere Umgebung wie Eltern, Schule, Ort etc. Und da liegt »der Hund begraben«. Denn wenn die Umgebung und der ganze Rest negativ zu sein scheint, entsteht eine Falschprogrammierung. Wer hat dann Schuld? Die eigentliche Frage ist doch, warum ist unsere Umgebung und das ganze Drumherum so. Ein generationenübergreifendes Thema das nur schwer zu begreifen zu sein scheint. Sich über anderes zu beschweren, wird uns allerdings nicht helfen. Irgendwann kommen wir an den Punkt, an dem wir die Fähigkeit entwickeln gewisse Abläufe in uns und um uns herum proaktiv beziehungsweiße autonom beurteilen und uns ein eigenes Bild darüber machen zu können. Ab dann liegt es eigentlich an uns, aktiv selbst Verantwortung zu übernehmen. Erst wenn man sich selbst heilt, hat man ein Heilmittel für alle anderen die uns unrecht tun. Die Wahrheit ist, dass wir uns nur durch die Arbeit an uns selbst in den Himmel katapultieren können. Das alte Priming, das negative Ego, der falsch programmierte Bodyguard oder wie auch immer man es nennen mag, lässt eine Bearbeitung aufgrund der implementierten Gewohnheiten, die eine Art Komfortzone bilden nur schwer zu. Der den guten Angreifer abblocken will, der in uns sehr genau erkennt, was geöffnet und bearbeitet werden muss. Auch erkennt, was der falsch programmierte Bodyguard zu schützen versucht, gerade weil es ihm unangenehm ist an dieser Stelle geöffnet zu werden, selbst wenn es ganz einfach auch nur als quatsch deklariert werden kann und muss. Beispielsweiße erkennt man das, wenn man anfängt, nervös oder hibbelig zu werden und es überspielen will. Genau dort sitzt aber der Punkt, an dem der innere Bodyguard diese Bearbeitung abblocken will, weil er sich gut fühlen möchte. Zu unterscheiden und erkennen ist aber auch wann der positive innere Bodyguard sehr wohl berechtigterweise eingreift und die eigene Integrität und Würde schützt. »Make the limbic system happy« sagt der innere Bodyguard und manchmal hat er damit auch recht, denn die innere Ruhe ist das Fundament und der Schlüssel zu klarem Denken. Nur so erkennt man auch seine eigenen Fehler klar. Abgesehen von emotionaler Unausgeglichenheit spielen körperliche Aspekte eine Rolle. Wenn man dies bewusst war nehmen kann, ist man bereit für die sogenannte Persönlichkeitsarbeit. Ähnlich wie im Geldspiel »Geld bringt Geld« bringt ein bearbeiteter Bug im System mehr Erkenntnis, effektivere Leistung und Wohlbefinden. Es sei denn, das alte Programm ist noch nicht geknackt und mischt sich immer wieder ein. Entweder wir blockieren uns weiter oder wir geben dem inneren Helfer die Chance uns zu verbessern, auch wenn es unangenehm wirkt. »Unangenehm« ist ein Gefühl und in diesem Fall teil eines falschen Primings. Denn wieso soll denn eine Verbesserung in uns unangenehm sein? Das ist der absolute Beweis, dass ein falsches Priming vorliegt, das definitiv geknackt werden muss. Diese Umschreibung kostet möglicherweise die letzten Körner Kraft, denn eine solche Erkenntnis erfolgt dem Anschein nach erst dann, wenn man nicht mehr anders kann als die alte Lebensweiße in Frage zu stellen. Wenn man diesen Veränderungspro-zess annimmt und durchzieht, wird irgendwann die Sonne scheinen, ganz sicher.
Der erste Crack wird erzielt, wenn man berechtigter Weiße den schmollenden Hund spielen könnte, die vergangenen Widrigkeiten aber als nötige Zutat anerkennt. Als würde man paradoxerweise den Treibstoff zum Raketenstart ins bessere Leben genau in dem finden, dass den Antrieb genommen hatte. Liegt da der Hund begraben? Einspruch? Der Erschaffer sieht das gesamte Gebilde und kennt das angestrebte Ziel. Wir nicht, oder geht es genau darum, dass wir eben doch sehen könnten, wenn wir denn zuhören wollen? Man muss zuerst das Unkraut aus seinem mentalen Garten entfernen. Das Problem ist, dass man erwartet die Blumen sehen zu können, wenn das Unkraut entfernt ist. Und dann stellt man enttäuschend fest, dass da noch keine Blumen zu sehen sind. Dann beginnt die eigentliche Arbeit erst. Zu erkennen das Unkraut das Wohlbefinden überdeckt ist schon schwer genug, das Unkraut dann loszuwerden ist umso schwerer. Und dann kommt da noch die Blöse, dass nach getaner Schwerstarbeit, außer einem Fundament das Wachstum endlich zulässt, noch gar nichts ist. Erst ab diesem Zeitpunkt beziehungsweiße erreichtem Level kann Wachstum erst richtig entstehen. Die Blumen wachsen zu lassen und sie auch »am Leben« zu halten ist ebenso schwierig. Anders formuliert geben die meisten wie es der große Schriftsteller Paulo Coelho formulierte auf, wenn schon die Palmen am Horizont zu sehen sind. Könige und Queens erkennen, dass dann die eigentliche Arbeit erst richtig los geht. Die Umprogrammierung auf Tugenden die eines Königs, Gentlemans oder welche Bezeichnung auch immer man verwenden mag würdig sind.
Die ersten 30 Seiten beginne ich noch sehr biografisch, um dir einen kurzen Einblick in meine Anfangsjahre geben zu können, damit wir uns etwas besser kennen lernen bevor wir wirklich zur Sache kommen. Wie im Leben, es beginnt mit dem Frühstück dann gehen wir über in den Alltag und am Abend lassen wir es dann wirklich krachen.
Ich wünsche dir viel Spaß und reichlich Erkenntnis damit. Das Rätsel des Lebens begann für mich gemeinsam mit meinen Eltern Chris und Conny in der Automobilstadt Stuttgart. Von Beginn an war für mich klar, dass ich, um mich weiterentwickeln zu können, aus dem Gebilde ausbrechen und weiterziehen muss. Gesellig wie ich wurde, tat ich das dann auch aber dazu später mehr. Kindheit…Wir spielten, lachten, weinten und probierten alles aus worauf wir Lust hatten. Verbrannten uns schon die Finger oder den Mund mit zu heißen Getränken oder bekamen ärger von unseren Haustieren. Ich erinnere mich noch daran, wie ich mutig in den Kratzbaum unserer Katze blickte. Ich war gerade 9. »Hi kleines süßes Kätzchen!« und ratsch fuhr sie die Fingernägel aus und verpasste mir einen Denkzettel. Wir fanden uns an für uns Kinder geheimen Orten wieder wie zum Beispiel einem Baumhaus. Ich erinnere mich noch daran, wie »wir« auf einer Jugendfarm täglich an einem solchen Holzding bauten. Ein bisschen Ball spielen, sandeln und die Sprache lernen. Wir weinten so lange, bis wir endlich das wohlverdiente Eis bekamen. Ich kann mich aber auch daran erinnern, wie ich mich frei wie ein Vogel fühlte, als ich da saß auf diesem schönen Balkon und mit meinen Aquarellfarben unter blauem Himmel meinen Namen ganz groß auf ein weißes unbeschriebenes Blattpapier pinselte und Gottes Antwort in Form eines leichten Windstoßes spürte und mich von den Sonnenstrahlen, die mich mit Liebe und Wärme füllten, inspirieren und leiten ließ – im Hier und Jetzt.
So verging dann auch schnell die Zeit und ruckzuck wurde aus den noch recht liebevollen Erziehern teils mürrische alte Lehrer. Mich interessierte weder in welche Richtung der Lachs beim Paaren schwimmt noch die Funktionsweiße unserer Legislative, Exekutive oder Judikative. Am ehesten interessierte ich mich für Geschichte, wenn auch gleich nicht alles direkt einen Sinn für mich ergab. Ehrlich gesagt war ich in den Augen meiner Lehrer stinkfaul. Arithmetik war genau wie Grammatik eine Fremdsprache für mich. Die umgangssprachliche »Chemie« zwischen mir und den Fächern stimmte auch bei Physik nicht. Wen interessiert in jungen Jahren schon wahnsinnige Strukturformeln, Sprachen oder gar Phonetik. Das so »überlebensnotwendige« Bruchrechnen und Wurzelziehen war nicht so meine Stärke. Wen interessiert das schon und wer braucht sowas? Augenscheinlich interessiere ich mich nun etwas mehr für Zahlen und Buchstaben, irgendwie muss man ja sein Brot und Wasser verdienen. Damals kam ich immer auf den letzten Drücker mit sämtlichen Arbeiten, die uns aufgetragen wurden. Ich hatte einfach kein Auge für derlei Dinge. Das Leben veränderte sich schnell. Ich entwickelte eine Leidenschaft für Ballsport, hauptsächlich Tennis und Fußball. Gelegentlich tippte ich ein paar Zeilen auf meiner Schreibmaschine, malte, um Geld für Geschenke zu sparen Bilder zu Feiertagen für die Familie und zockte ab und an Strategiespiele auf einem riesigen Computermonitor. Meistens Mittelalterspiele. Die Bildschirme waren zu dieser Zeit noch so groß, dass sie nahezu den ganzen Schreibtisch besetzten. Auch die Smartphones waren damals noch nicht wirklich spieltauglich, deshalb gab es zum Glück noch Brettspielabende, die heutzutage vermutlich rarer geworden sind. »Risiko« von Hasbro war mein Favorit. Man weiß zwar nie welche Karten man bekommt aber durch Strategie und Geschick kann man sich seinen Weg zum nächsten Kontinent und schließlich zur Eroberung der gesamten Weltkarte freibahnen. Das gefiel mir. Angstfrei tobten wir auf Spielplätzen, taten was wir für richtig hielten, und hatten große Zukunftsträume. Ich denke die gemeinsamen »offline« Aktivitäten kommen heutzutage deutlich zu kurz, aber das ist wohl allen mehr als klar. So vergingen dann auch sehr schnell die ersten Schuljahre. In dieser Zeit begann das Leben für mich etwas komplizierter zu werden. Nachdem sich meine Eltern getrennt hatten, erlebte ich noch zwei weitere Scheidungen. Nach vier Schulwechseln, zahlreichen neuen Schlüsseln, die mir durch Umzüge über meinen Kopf gehangen wurden und so allerlei Chaos an jeder Ecke nahm das Leben, das Hin und Her und das Gefühlschaos wieder seinen Lauf und ich zog mich mehr und mehr in meine eigene Welt zurück. Statt der Schule sah ich vielmehr die Zeichen-Trick-Serien/Filme als meine eigentlichen Hausaufgaben an. Viel verstanden hatte ich nicht, es war vielmehr eine Art Zeitvertreib. Im Erwachsenenalter sind wir möglicherweise in der Lage, die Filme und verbauten Tugenden, sowie Moralvorstellungen etwas besser zu sehen und zu verstehen, schauen uns den Stoff aber nicht mehr an, weil es natürlich »kindisch« wäre. Musst du schmunzeln? Im Deutschunterricht war ich aufgrund meines verträumten Desinteresses beinahe Klassenschlechtester aber mein Unterbewusstsein hatte das spärliche Wort »Semantik« schon damals auf der Bearbeitungsliste. Ich war ein sogenanntes Schlüsselkind. Beide Elternteile gingen ihrer Arbeit nach, während ich zuhause »Avatar« von Regisseur James Cameron anschaute und ohne Erfolg versuchte wie das blaue Männchen Eins mit allem zu werden. Ich wollte die Zeit der Allgemeinbildung überspringen und direkt in die intelligible Welt eintauchen. Es war beinahe eine Art geistliche Übung, – von Meditation hatte ich damals allerdings noch nie etwas gehört – die ich da versuchte anzuwenden. Ein krampfhafter Versuch zu schweben trifft es wahrscheinlich eher. Wir hatten alle Träume und Idole. Auf dem grünen Rasen war ich Oliver Kahn der als Torwart etwas mehr Glück hatte wie mein Vater, den ich selbstverständlich als einen durchaus besseren Torwart sehe, auch wenn er zwei Klassen unter ihm spielte. Auf dem Tennisplatz spielte ich beinahe 7 Tage die Woche unsere deutsche Tennislegende Boris Becker. Wir hatten alle unsere Helden und wollten ihnen gleichtun. Nachts schaute ich oft aus dem Fenster und beobachtete die Sterne und träumte vor mich hin. Dieses spielerisch verträumte Grundtutorial näherte sich sodann einem neuen Kapitel. So vergingen die Jahre im Nu, bis ich schließlich nach dem Realschulabschluss in einem renommierten Fünf-Sterne-Hotel eine Lehre begann. Servieren, kochen, verwalten, Gäste empfangen, Zimmer putzen und Tellerwaschen gehörte fortan zu meinen Aufgaben. Die Großmütter gaben mir immer am meisten Trinkgeld. Ob sie nun meine gute Seele erkannten oder mich attraktiv fanden, ist mir schmunzelnd zuweilen noch ein Rätsel – vermutlich beides. Beim Tellerwaschen sagte ich mir oft: Ich werde schon noch zum Millionär! Heute ist mir Sinn und Zweck dieser Art von Freiheit klarer. Damals waren unsere Jugendlichen Träume vermutlich deutlich materialistischer. Auch im Hotel bekam ich öfters auf den Deckel, und lernte schnell eine Art Hierarchiesystem kennen. Der sogenannte »ernst des Lebens« begann. Solche »umgangssprachlichen Negativsätze« sind meiner Meinung nach überhaupt nicht hilfreich und bewirken eher das Gegenteil, aber das ist ein Thema für sich. Trotz dem Dauerstress, den die Hotellerie mit sich brachte, war es eine ehrlich gesagt recht schöne Zeit. Ich erinnere mich noch stark an eine Servicekraft die mir früh morgens befohlen hatte Kaffeetassen aus dem Schrank zu holen. Als ich nachsah, waren dort leider keine Sauberen zur Verfügung. Schon »schlau genug« warf ich selbstverständlich einen Blick in die Spülmaschine. Auch nichts. Alles war in Umlauf oder noch nicht sauber genug. Nervös versuchte ich der Fachkraft das Problem zu erklären, wonach sie leider völlig die Sicherung verlor und meinte: »Sie wird mir nun zeigen, wo die Tassen sind.« Sie musste letztlich die bittere Erkenntnis annehmen, dass da gerade tatsächlich keine Tassen zur Verfügung waren. Eine unbewusste Weitergabe von eigenem Stress konnte sich an meinem neuen Arbeitsplatz immer wieder beobachten lassen. Man war ich froh, als ich wenig später dem Konditorbereich untergestellt wurde und mich gemütlich auf der Terrasse bei tollem Ausblick um Kuchen und Eisbecher kümmern durfte. Das passte mehr zu meinem noch sehr verträumten Dasein. Durch den Stress, der mir tagsüber um die Ohren flog und meinem Interesse am »Unternehmertum«, begann ich nach der Arbeit »schlaue Bücher« zu lesen. Ich erinnere mich noch daran, wie ich mir aus einem Buch, Kärtchen mit schlagfertigen Sätzen herausschrieb und an die Wand klebte, um mich im Fall eines verbalen Angriffs verteidigen zu können. Während den Stoßzeiten ging es auch in der Konditorei mürrisch zu. Der Bäcker hatte seine leckeren Kuchen genau im Blick, allerdings wahr er trotz seinen gelegentlich mir unerklärlichen Wutanfällen gegenüber uns zugegebenermaßen teils unbeholfenen Lehrlingen im Gegensatz zu der erwähnten Furie nicht nachtragend. »Ja wenn da keine Tassen sind, dann sind da auch keine Tassen. Das müssen sie mir schon klar sagen« erwiderte sie auf meinen unbeholfen stotternden Versuch ihr »meine Situation« zu schildern. Nun, was lernen wir aus dieser kurzen Geschichte. Ein Befehl oder Kritik sollte nie als persönliche Attacke und schon gar nicht mit geringer Wertschätzung (auch bei einem nervösen knapp 18-Jährigen) überbracht werden. Sondern mit dem Lösungsziel oder einem Vorschlag. Meist wollen Erwachsene, Lehrlinge tadeln und achten selbst nicht auf ihr Wort. »Sie sind schließlich älter und grundsätzlich im Recht.« Meist stimmt das, aber eben auch nicht immer. Das Ende vom Lied wahr, dass ich den Rest des Tages natürlich so demoralisiert war, dass die Arbeit etwas zu wünschen übrigließ. Nehmen wir ein anderes Alltagsbeispiel. Wenn ein zweijähriges Kind nachts um drei Uhr aufwacht und lautstark anfängt zu weinen sollten die Eltern für ein Kind da sein, egal wie reizvoll der Tag oder gar der Streit untereinander war und nicht das Kind für den eigenen Schlamassel verantwortlich machen. Da hilft weder völliges Ignorieren der Gefühle des Kindes oder gar Verächtlichkeit. Zu viel Toleranz selbstverständlich auch nicht.
Es zählt immer das vigilante »Wie«. In allen Lebenslagen.
Das Problem ist, das sich durch die eigene verschlechternde Arbeitsmoral der Unmut der eigentlich im Unrecht liegenden Servicekraft bei den Abteilungsleitern Bestätigung findet. Deshalb ist es wichtig sich von äußeren Einflüssen nicht in eine erweiterte Angriffsfläche bringen zu lassen und vielmehr, wenn man selbst nicht in der Lage ist, durch das rechtzeitige Ersuchen Dritter die auflösende Kommunikation herbeizuführen, auch um die eigene Leistung auf Kurs zu halten. Dies kann zum Beispiel sein, einem Abteilungsleiter die Situation kommunikativ klar zu erklären und entsprechende Auswirkungen die indirekt auch den übergeordneten Leiter betreffen, zu erwähnen wie zum Beispiel, dass das Selbstvertrauen jeden Morgen darunter leide. Das könnte zwar kurzfristig Öl in das Verhältnis gießen, zeigt aber auch: Bis hierhin und nicht weiter! Man muss aber auch erkennen können, wenn Kritik sehr wohl angebracht ist. Leben und leben lassen.
Don´t play the victim!
In der obersten Etage eines Hotels wohnte ich zusammen mit ungefähr 30 weiteren Mitarbeitern direkt unter dem Dach. Mein Personalzimmer war ungefähr 3 Meter breit und 5 Meter lang allerdings hatte ich aus dem kleinen Dachfenster einen wunderschönen Blick auf den See. Ich beobachtete morgens gerne, wie Stück für Stück die Sonne aufging. Ich erinnere mich auch an viele lustige Nächte. Nachts schleichten wir uns oft in den Festsaal des Hauses und zockten stumm Videospiele auf einer sieben Meter großen Leinwand oder fuhren alle zusammen in Großraumtaxis zu den Nachtclubs. Den Clubbesitzern war immer schon angst und bange, als sie den Konvoi mit all den wilden Lehrlingen um die Ecke bogen sahen. Vermutlich gaben Sie schon an der Tür dem Besitzer Bescheid: »Macht die Lichter an, der Bieber kommt.« Das Hotel befand sich auf einer eigenen kleinen Insel im Bodensee. Dem südlichsten Fleck Deutschlands. Ein wirklich zauberhaftes Hotel im Stile eines alten Klosters. Ein vermutlich echter Zauberer schwirrte tatsächlich umher. Nach treuen Jahrzehnten harter Arbeit im Haus, zauberte sich ich nenne ihn einfach mal Mr. X fortan den ganzen Tag über aus dem Blickfeld. Er arbeitete lieber hinter den Kulissen. Man traf ihn morgens kurz bei Arbeitsbeginn und am Nachmittag beim Gehen. »Ein wahrer Held«, dachte ich mir und nach getaner Arbeit darf man auch mal von der Rente träumen. Wir verstanden uns gut. Beim Tische stellen in den Tagungsräumen, erzählte er mir immer Geschichten über die vergangenen Jahrzehnte im Hotel. Während er vor sich hin erzählte, lies er seine Arbeit kurz ruhen und begutachtete den funkelnden See durch die großen Fenster. Während des Blockunterrichts im Internat vertiefte ich die Arbeit und tat fürs erste nicht sehr viel. Wir Lehrlinge waren ehrlich gesagt nicht wirklich bei der Sache. Während der portugiesische Fußballspieler wieder zum Weltfußballer gekürt wurde und der kanadische Bieber mit seiner Musik einen Hit nach dem anderen rausbrachte, hockten wir Lehrlinge gelegentlich in einem Rosengarten in einem Ort Namens Villingen und verwandelten Wasser in Wein. Im faul sein war ich Meister geworden. Das dem europäischem Bieber früher oder später mit einfachen Dämmen bauen langweilig wurde, während der kanadische Kollege die Show rockt, war somit absehbar. Aber meine Zeit war noch nicht gekommen, zugegebenermaßen war ich nicht die hellste Leuchte am Firmament. In der Schule interessierte es mich nicht wirklich wann der Unterricht los ging oder wieviel Millimeter die Löffel in einem 5-Sterne-Hotel zwischeneinander Platz benötigen. Ich verstand »nur Bahnhof«, wenn meine Lehrer wirres Zeug übers Kochen erzählten. Ich versuchte jeden Morgen durch endloses kalt-warm Duschen meinem Rausch der Sterne irgendwie entgegenzuwirken. Du kannst dir bestimmt denken, wie wir Schüler im Internat unsere Zeit Tag und Nacht mit heldenhaftem Lernen verbrachten. Die Zimmer wurden täglich geprüft. Das Zimmer 363, das ich mir mit drei weiteren Kollegen teilte, war auf der »Totales-Chaos-Rangliste« immer ganz oben. Ich erinnere mich noch an einen der raffiniertesten Junggesellen. Der Kerl plünderte beim Frühstück wie ein echter Pirat die halbe Kantine und verkaufte abends Sandwich im Zimmer. Am allwöchentlichen Donnerstag – der große Partytag – war die Schlange zu seinem Zimmer oft gut bis zu sieben Meter lang. Als die Wärter ihm bei seinem Vorhaben auf die Schliche kamen stand ich direkt vor ihm und wollte gerade mein Sandwich entgegennehmen. Sie belehrten ihn, dass es verboten sei Profit an Schülern zu machen, woraufhin er heldenhaft entgegnete er würde die Sandwiches verschenken. Als die Mitschüler schmunzelnd zustimmten, war mein Sandwich vorübergehend gegessen. Die Aufseher entwaffneten ihn aber dann doch recht schnell. Bei Klassenarbeiten übte ich früh die Kunst des Illusionisten. Hätte ich mir über den Notendurchschnitt immer schon zu Beginn des Schuljahres Gedanken gemacht, hätte es vielleicht zu einer Belobigung gereicht, aber ehrlich gesagt, war ich selbst dafür zu faul, denn es reichte schließlich, wie mein Techniklehrer mir immer vorwarf, auf den letzten Drücker zu kommen. Mir war das alles egal. Ich schaute lieber »Iron Man« beim Fliegen zu oder träumte davon mich wie »Spider Man« von einer Straße zur nächsten zu schwingen. Einer war möglicherweise fauler als ich. Ich wurde mit dem wahrscheinlich nach mir faulsten Krieger der Schule direkt vor das Lehrerpult gesetzt. Ich verwende »möglicherweise« und »wahrscheinlich« bewusst, weil ich ihn nicht rund um die Uhr beobachtete. Wer nicht alles weiß, sollte auch nicht sagen »so ist es«. Wie dem auch sei. Mein vermögender Nachbar, der in seinem eigenen Familienbetrieb die Lehre begann, löcherte unsere Lehrer stehts mit starren Blicken. Er starrte unsere Lehrer so lange tot bis sie aufgaben, ihn zu beachten. Beharrlich zog er seine Taktik durch. »Was für ein Meister« dachte ich mir. Und es funktionierte! Er erstarrte sich sogar den Titel des Herrn. Während meine Mitschüler und ich selbstverständlich mit Vornamen angesprochen wurden versuchten es die Lehrer bei meinem Sitznachbarn ohne Erfolg mit formeller Anrede. Ich wünschte ich könnte es euch sehen lassen. Ein saucooler Typ, der kein Muchs von sich gab, bis endlich die Klingel ertönte. Gelegentlich konnte er sich dann aber auch selbst ein Schmunzeln nicht verkneifen und die ganze Klasse lachte mit, einschließlich dem Lehrer, während mir das alles schonwieder etwas rätselhaft vorkam. Er war die Art von Mensch, die man in diesen Momenten einmal um den Block hassen konnte und zugleich lachend umarmen wollte – in etwa so wie mich wenn ich den Blödsinn-Knopf aktivierte. Alles eine Frage der Perspektive. Wie es anders wohl nicht hätte sein können, war er mein zugeteilter Zimmerkamerad im Internat. Man muss aber auch nicht für alles immer Rechenschaft ablegen und sich verrückt machen. Damit habe ich abgeschlossen. Rückblickend weiß ich, dass wir am Ende aus allem lernen und die Welt ergibt Sinn und Muster und mal ganz davon abgesehen leben wir, um Freude zu haben. Was soll das sonst?
Entscheidend ist, dass wir irgendwann ein Bewusstsein erreichen, indem wir eine Balance finden zwischen Fun und der Arbeit an uns und unseren Werten und Zielen. Fehler zu vermeiden oder sie zu korrigieren ist die Arbeit an uns selbst. Fehler gehören zu unserem ich nenne es mal Programm des Lebens, dass uns dadurch später besser macht. Ich schließ meine Lehre mit unerwartet gutem Notendurchschnitt ab. Obwohl ich eigentlich schon nach vier Wochen Arbeit kurz vor der Entlassung stand, weil ich ständig verschlief. Als der Manager wieder mal an meiner Tür (unsere Personalzimmer wahren wie bereits erwähnt direkt im Hotel unter dem Dach) klopfte, stockte mein Herz. Innerhalb von Sekunden zog ich meinen Anzug an und versuchte so zu wirken, als sei ich bereit. Das letzte Wochenende vor den Prüfungen hatte ich zum ersten Mal diszipliniert durchgelernt. Während ich bei den Prüfungen mit großer Anstrengung versuchte auf mein Kurzzeitgedächtnis zuzugreifen trank das Zerebralmonster unserer Klasse schon nach gefühlt 30 Minuten genüsslich aus seiner Orangensaftflasche und jeder wusste, was da wirklich drin war. Alter Saufkopf, ich mag dich trotzdem bis heute! Manchmal sind wir blind, die Zerebralköpfe tarnen sich gut. Am Ende des dritten Schuljahres wurde ich auf der Straße von »Wilden« sogenannten Direktkontaktern angesprochen. Verkäufer die mich für ihr »Team« gewinnen wollten. So begann meine Reise bald darauf im Geschäftsleben und ich muss sagen, es war eine gute Schule. Dieses Buch ist selbsterklärend keine Autobiographie, ehrlich gesagt geht meine Fahrt nach nun neunundzwanzig verrückten Jahren gerade erst richtig los. In diesem Buch werde ich dir anhand persönlicher Erfahrungen, nützliches Wissen mit auf deinen weiteren Weg geben. Erkenntnisse, die es mir persönlich nun ermöglicht haben, ein neues Leben zu leben. Bestimmt wirst du gelegentlich auch Parallelen zu deinem Eigenen erkennen. Die ersten nun noch etwas biographischen Zeilen, möchte ich mit folgendem uns allen bekanntem Satz beginnen:
»Den Wald vor lauter Bäumen nicht.«
Als bei der Zeugnisübergabe der Hotelschule, der Personalchef gemeinsam mit dem Hoteldirektor als erstes zu mir liefen, vielen ihnen mit Blick auf meine doch ganz guten Noten buchstäblich fast die Augen heraus. Ich glaube ich habe es übertrieben als ich unbewusst sagte das es doch auf das Endergebnis ankommen würde. Nun, so ganz unrecht hatte ich dabei allerdings nicht, denn es geht nicht unbedingt darum, einzelne Schlachten zu gewinnen, der Ausgang des Krieges ist letzten Endes entscheidend. Die meisten konnten mich nicht wirklich leiden – zumindest nahm ich das an – und doch wurde ich das Gefühl nicht los, dass mich irgendwie alle schmunzelnd umarmen wollten. Nach dem Abschluss der Lehre versuchte ich mich als Tausendsassa mit so allerlei Dingen. Meine erste selbständige Tätigkeit war im Bereich Versicherungen und Finanzen. Bestimmt müssen nun einige etwas schmunzeln, zumal ich mir damals kaum den eigenen Roller volltanken konnte. Während der Kindheit hatte ich zwar das Alphabet fliesend gelernt aber mit den Zahlen hat das noch nicht so ganz funktioniert. Nebenbei übte ich meine Verkaufstalente auch mit Anti-Aging- Cremes oder leckeren Fitnessdrinks auf Messen und im Internet. In dieser Zeit war ich noch nicht fähig, überhaupt irgendetwas zu verkaufen. Ich lernte einiges verdiente aber kaum einen Cent. Sarkastisch gesagt war ich eine echte Raupe. Mit meinem Smartphone versuchte ich verzweifelt Kunden zu akquirieren, aber das Ding schien einfach nicht mitzuspielen. So vergingen ein zwei Jahre. Im dritten Jahr versuchte ich es mit Strom und Gasverträgen. Zunächst bei einem neuen Startup das Vertriebspartner suchte. Als ich zum Bewerbungstermin ging, war in der ca. 30qm großen Firmenzentrale niemand vor Ort. Ich blieb einfach vor der Tür sitzen bis nach über drei Stunden dann der Geschäftsführer auftauchte. Er entschuldigte sich für die Verspätung und war über meine Geduld erstaunt, drei Stunden vor einer verschlossenen Tür zu warten. Kurz darauf war meine Tätigkeit für dieses Startup ein paar Wochen später auch schon beendet, weil sich die Geschäftspartner durch angebliche Streitigkeiten trennten. Ich suchte mir eine neue Firma in gleicher Branche. Ich stoß auf eine auf den ersten Blick großartige Firma. Der Strompreis war einer der billigsten auf dem Markt, es gab monatliche Kündigungsbedingungen für Kunden und eine Vorauszahlung war auch nicht nötig. Wirklich ein großartiges Produkt eines neuen Startups, welches sich mit einem eingekauften bekannten Namen schnell einen Namen im Markt machte. Das Geschäftliche lief nun auch schon deutlich besser. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich zahlreiche freiberufliche Mitarbeiter. Als der ganze »Stromladen« schließlich »explodierte«, weil sich später herausstellte das die als Zusatzprodukt angebotene Geldanlage – Solaranlagen – gar nicht gab, ging das Geldspiel wieder von vorne los. Auf den angeblich riesigen Solaranlagen gab es außer umherfliegende Strohballen gar nichts. Das erfuhr ich aber auch erst Jahre später als ich durch Zufall eine Dokumentation im Fernsehen darüber sah. Zum Glück war ich für diesen Zusatzverkauf damals zu faul. So tat ich unwissentlich das Richtige und verkaufte lediglich billigen Strom zu guten Vertragsbedingungen für meine glücklichen Kunden. Immerhin erarbeitete ich mir die ein oder anderen »Europäischen Euronen« wie es ein völlig wirrer Stammgast in meinem damaligen Ausbildungshotel immer nannte. Nachdem die Stromgeschichte zu Ende ging, half ich bei einem Freund, der seine Profikarriere im Radsport früh beenden musste, sein neu gegründetes Geschäft zum Laufen zu bringen. Es handelte sich um eine Firma im Reinigungs- und Grünflächensektor. Ich erinnere mich noch an den Tag, als wir uns auf einem Steiger in 12 Metern Höhe auf YouTube Erklärvideos zum »Bäume sägen« anschauten. Wir nahmen die Kettensäge in die Hand und sägten einfach nach Anleitung los. Das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen, allerdings waren es im nächsten Frühjahr auch die letzten Bäume, die aus ihrem Winterschlaf auferstanden. An anderen Tagen putzten wir Schreibtische, kratzten Fugen mit einfachen Küchenmessern im Gehweg aus oder wischten im Baumarkt unter den Regalen den Boden. Einmal haben wir in der Tiefgarage des Baumarkts ein ganzes Wochenende lang verklumptes Streusalz gehackt und es in knapp eintausend orangene Eimer gehäuft. Nach einigen Monaten der Beihilfe, baute ich mir meine erste eigene Firma auf. Es handelte sich um eine Softwarefirma, welche mobile Applikationen (Apps) und Webseiten für Unternehmen entwickelte. Und so machte ich nun dem Universum weiß, ich sei ein talentierter Entwickler. Zumindest entwickelte ich mich Stück für Stück durch die ganzen Bücher, die ich las. Das Produkt war großartig! Ich konnte durch einen sogenannten White-Label-Vertrag bei einem IT-Unternehmen ein Baukastensystem erwerben, dass es mir ermöglichte, die virtuellen Produkte relativ simpel zu erstellen und zu verkaufen. Nachdem ich durch meine vorherigen Tätigkeiten gelernt hatte, dass man mit einem Team mehr Geld verdienen kann als ausschließlich selbst von Geschäft zu Geschäft zu laufen, entwickelte ich mit komplexen Systemen einen sogenannten Strukturvertrieb und baute mir eine Reihe von Vertriebspartnern auf, die durch eine Provision am Verkauf beteiligt wurden. Zudem entwickelte ich ein Support und Abonnementsystem für unsere Kunden welches meiner Firma und den Mitarbeitern monatliche Dauereinnahmen einbrachte. Nach kurzer Zeit hatte ich zahlreiche freiberufliche Mitarbeiter die tägliche für mein Unternehmen auf Tour waren und hielt Vorträge in Konferenzräumen in dem ich als CEO selbst meist der Jüngste war. Ich katapultierte mich als Bube direkt auf den, wenn auch noch kleinen Chefsessel. Ehrlich gesagt war meine Stärke schlicht die Show. Das Konzept passte, aber wirklich analytisch war ich nicht. Es war einfach zur richtigen Zeit eine geniale Idee. Jeder profitierte von jedem. Kunde, Verbraucher und Vertreiber, alle hatten Mehrwert. Vertriebspartner konnten weitere Vertriebspartner werben. Ich vermarktete im klassischen Direktvertriebsmodell so konnte ich mir das Risiko teurer Werbekosten ersparen. An dieser Stelle springen wahrscheinlich bei einigen erfolglosen »Krümelsuchern« schlackernd die Ohren auf: »Schneeballsystem!« An der Stelle gibt es aber einen signifikanten Unterschied. Ein Schneeballsystem, was in der heutigen Welt der totalen Überwachung vielleicht kaum noch existieren mag, hat kein reales Produkt. Es existiert nur so lange bis das Märchen auffliegt. Mal ganz davon abgesehen gründete ich das Unternehmen im Sommer. Die Herstellung meines Produktes kostete Summe X und davon gingen statt der Werbungskosten die Gelder bis zur wirtschaftlichen Gewinngrenze an die Vertriebspartner die sich die Summe je nach Vermittler des Kunden untereinander nach den AGB aufgeteilt hatten.
Jeder braucht jeden. Niemand schafft es allein.
Ich gründete einen klassischen Direktvertrieb, welches Modell zum Beispiel bei den meisten großen deutschen Versicherungsgesellschaften oder aber auch oft im Bereich Gesundheit und im Beautybereich der Fall ist. Das bisschen Kapital, das ich hatte, ging statt der teuren Werbung direkt an Vertriebspartner, die das Produkt eigenständig beworben hatten. Ein Führungsmitglied der seine neuen Vertriebspartner einlernte erhielt an jedem verkauften Produkt seiner Partner die Differenz zu seiner Verdienststufe. So hatte ich schnell zahlreiche selbständige Mitarbeiter, die ich nur bezahlen musste, wenn Umsatz entstand, das einzige Problem war nur dass mir als »Jüngling« natürlich jegliche Empirie für Führungsqualitäten fehlte, daher überließ ich dies meinen erfahreneren »Vertriebsleitern« und konzentrierte mich sodann auf die Herstellung der Produkte und dem kreativen Teil. Sieben Tage die Woche ackerte ich wie blöd, während sich am Wochenende alle in der Stadt vergnügten. Ich las in Büchern Tipps und Tricks rund um das Thema Geschäftsaufbau und nahm an Seminaren zur Persönlichkeitsentwicklung teil. Die G7 Gipfel und das ganze Politische lies ich außer Acht. Zunehmend begann ich, unabhängig vom Geschäft teilweise neun Stunden an meinem Charakter und meinen Fehlern arbeiten zu wollen.
Qualität entsteht durch die Transformation von Qual in Wohlbefinden und Qual in Qualität zu transformieren, braucht Zeit und Erfahrungen.
Ich las ein Buch nach dem anderen und zog mir im Internet zahlreiche Videos über derlei Themen hinein. Wieso mir das in der »normalen« Schule niemand beibringen wollte, war mir wieder mal ein Rätsel. Andererseits bedarf es auch eines gewissen Alters für Solches. Ich updatete mich genauso oft wie die Apps unserer Kunden. Zumindest versuchte ich es. Zugegeben viel hängen blieb nie. Ich war zwar motiviert und euphorisch, aber unbeholfen, wie man es richtig macht. Richtiges lernen muss man ebenso lernen und das braucht nun Mal Zeit. In meinem Fall einige Jahre.
Update yourself like Apps.
Bücher und die ganzen im Internet herum kursierenden schlauen Sprüche bringen uns allerdings nur weiter, wenn wir uns auch mental verändern. Wir müssen unseren Stolz bzw. das negative Ego killen. Darauf können wir dann stolz sein. Das negative Ego zu killen, heißt aber nicht, dass wir uns nicht selbst lieben dürfen. Der berühmte Boxer Muhammad Ali brachte es auf den Punkt, als er sagte: »I´m the greatest!« Denn gesunde Selbstliebe hat noch nie jemandem geschadet. Die Challenge ist doch, wie man sich selbst immer zum besten Freund hat, egal was passiert, ohne dabei in den negativen Ego Modus zu rutschen. Idealerweise sollte man sich selbst als Hauptattraktion des Planeten sehen sich dabei aber auch nicht zu ernst nehmen. Ein mentaler König oder mentale Königin sein welche/r – und da liegt der Hund begraben – alle anderen auch als König und Königin ansieht. Ein wahrer König ist Teil der Gesellschaft und stellt sich nicht über andere, lässt sich aber auch niemals als weniger Wert darstellen, schließlich ist er/sie ein/e König/in! Es geht darum, sich wertvoll zu fühlen und das schafft man nur im Miteinander. Königlich fühlt man sich, wenn man von der Gesellschaft für eine nennen wir es mal königliche Leistung Anerkennung, Applaus und Wertschätzung erntet und nicht einfach nur weil die Leute gezwungen werden, zu lächeln und zu loben, weil man auf dem Chefsessel sitzt. Es ergibt einfach keinen Sinn und ich denke, wenn man das verstanden hat, ist man auf einem sehr guten Weg, wahrhaftige Anerkennung und Liebe zu erhalten, für das was man ist und nicht für das, was man repräsentieren könnte. Aber dazu später mehr. Viele Menschen haben das große Problem den Selbstwert für sich zu erkennen. Meistens liegt es daran, dass man durch eine negative Vergangenheit genau darauf eine Art Schild gelegt hat. Deshalb ist es so wichtig, den Schlamm der Vergangenheit abzuwerfen. Wenn wir durch schwierige Zeiten gehen und nichts funktioniert, heißt das nicht, dass wir weniger wert sind. Im Gegenteil. Im Film »Die Unfassbaren - Now You See Me« von Regisseur Louis Letterier beschreibt die Spielfigur »Thaddeus Bradley« (Schauspieler: Morgen Freeman) seinem Gegenüber »Dylan Rhodes« (Schauspieler: Mark Buffalo), dass ihm noch fehlte, ganz tief zu sinken. Toller Film! Durch Wachstum der negativen Erfahrungen steigt unser positiver Wert, sofern wir ihn sehen wollen. Wenn man komplett am Boden ist, erkennen andere deinen Wert nicht, obwohl er gerade steigt. Erst wenn der Diamant vom Schlamm wieder reingewaschen wurde, erkennen andere erneut deinen Wert. Ich denke folgender Satz trifft es gut:
Unterschätze nie einen Menschen, der einen Schritt zurück macht, er könnte Anlauf nehmen.
Es gab auch eine Zeit, in der ich Robin Hood spielte und jedem half, die gerade einen schweren Müllsack oder Einkauf trugen. Die Sache ist die, wenn man nahezu jedem dem man begegnet, helfen will dann verliert man sein eigenes Leben. So hart das klingt. Wenn man nur für andere lebt oder es allen recht machen will, dann verliert man zwangsweise sein Eigenes. Ich lernte die Balance zu finden, was nicht wirklich einfach ist. Die goldene Mitte ist wie in vielen Lebenslagen sehr schwer zu finden und noch schwieriger zu halten.
Wie man es auch macht, irgendwo eckt man immer an.
Ein einfaches und banales Beispiel aus dem Alltag. An einem Sonntagmorgen in meinem sodann neu ausgesuchten Ort des Geschehens namens Monaco, stieg ich, um ein Auto in einer engen Straße vorbeizulassen kurz von meinem natürlich langsameren E-Scooter und wechselte für einen Augenblick auf den Gehweg. Dort bekam ich von einem Passanten direkt seine schlechte Morgenlaune ab, welcher vermutlich noch im »Autopilotmodus« gar nicht bemerkte, dass meine Entscheidung eigentlich die Richtige war. Alles was er sah, war ein Scooter, der auf dem Gehweg stand. Einer älteren Dame die einen Einkauf die Treppen hochschleppt sollte man immer helfen, wenn Zeit da ist, wenn jemand eine Panne auf der Autobahn hat, ist es nicht unsere Aufgabe anzuhalten, es sei denn es ist offensichtlich, dass dringend und sofort Hilfe benötigt wird. Oft wird man als netter Mensch nicht ernst genommen oder obwohl man helfen möchte, gar noch attackiert. Manches lenkt schlicht nur ab oder verbirgt sogar erhebliche Risiken. Wenn man jedem mit Handzeichen beim Einparken hilft, ist die