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Tyler ist Sportmuffel aus Überzeugung. Viel lieber verbringt er seine Freizeit mit dem Scrollen durch die neusten Clips auf seinen bevorzugten Social-Media-Plattformen. Trotzdem fährt er jeden Dienstag in die Sporthalle, um seinen besten Freund Moritz und dessen Kumpels mit neuen Turn-Challenges zu versorgen. Dass Tyler seit Monaten in Moritz verliebt ist, bleibt sein gut gehütetes Geheimnis. Zumindest bis zu jenem verhängnisvollen Dienstag, an dem ein versehentlich versendeter Link ihre Freundschaft auf die Probe stellen könnte. Nun bleibt Tyler nur noch, zu hoffen, dass Moritz seinen Fauxpas ignoriert. Oder wird sein bester Freund sich auch dieser Challenge stellen? Entspricht ca. 110 Romanseiten.
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#Kiss your Crush
Gay Romance
Jessica Martin
© Jessica Martin, April 2023
Bildnachweis Cover: The Attico Studio
istockphotos-Fotografie-ID: 1475353934
Die Personen und Begebenheiten in dieser Geschichte sind ausschließlich meiner Fantasie entsprungen. Ähnlichkeiten mit dem Covermodel oder anderen realen Personen, Ereignissen oder Orten wären daher reiner Zufall.
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Jessica Martin
c/o Cursed Verlag
Roggenweg 3
84174 Eching-Weixerau
www.jessicamartin.de
Inhaltsverzeichnis
Kapitel Eins
Kapitel Zwei
Kapitel Drei
Kapitel Vier
Kapitel Fünf
Kapitel Sechs
Kapitel Sieben
Kapitel Acht
Kapitel Neun
Danksagung
Kapitel Eins
Beim Aufziehen der Turnhallentür schlägt mir der vertraute Geruch von Männern, die seit zwei Stunden Sport machen, entgegen. Obwohl ich ihn anfangs etwas eklig fand, beruhigt er mich mittlerweile, weil das hier mein Safespace ist.
Die Männer, die hier jede Woche trainieren, haben mich als einen von ihnen akzeptiert, obwohl ich in meinem Leben noch nie ein Reck, Pauschenpferd, einen Barren oder Ringe erklommen habe und es auch niemals tun werde. Selbst in der Schule habe ich Jahr für Jahr lieber eine 6 wegen Verweigerns kassiert, als mir die Blöße zu geben und meine Kilos über irgendwelche Foltergeräte zu hieven. Heute, jenseits der 30 und völlig untrainiert, würde so ein Versuch ganz sicher im Krankenhaus enden.
Nein, das überlasse ich lieber meinem besten Freund und seinen Sportkameraden, die sich jeden Dienstag hier in der Turnhalle der Uni treffen und die verrücktesten Choreographien einstudieren. Die meisten von ihnen sind längst mit dem Studium fertig oder haben gar nicht studiert, aber da es keine anderen Angebote für Gerätturnen für Männer in unserer Stadt gibt, dürfen sie das Hochschulsportangebot nutzen.
»Hey, Ty!«, schallt mir Saschas Stimme entgegen, woraufhin auch die anderen fünf auf mich aufmerksam werden und mir winken. Er ist einer der wenigen, die tatsächlich noch studieren, und er wird nicht müde, mich bei jeder Gelegenheit auf eine der Studentenpartys einzuladen. Bisher konnte ich mich aber erfolgreich darum drücken, denn neben Gerätturnen gehören auch Tanzen und Flirten zu den Aktivitäten, bei denen ich eher Lacher als Bewunderung ernten würde. Auf meinen Lieblingsplattform TikTok und Instagram ist das so gewollt und für meine Follower probe ich meine Tanzeinlagen vorher ausgiebig, aber mich live vor irgendwelchen Erstsemestern zum Affen zu machen, muss ich nun nicht haben.
Da der Trainer sie gerade alle zusammenruft, winke ich nur kurz zurück, schlüpfe aus meinen Sneakers und setze mich auf die letzte, einsame Matte auf dem Mattenwagen. Mit meinem Handy in der Hand mache ich es mir gemütlich und lasse mich mal wieder in die Tiefen von Social Media ziehen.
Ich bin so konzentriert auf die witzigen Clips und Challenges, dass ich die Anwesenheit meines besten Freunds erst bemerke, als er mit seinem Fuß gegen meinen stupst. Lächelnd sehe ich in sein verschwitztes Gesicht und seine wunderschönen grünen Augen auf. »Oh, hi. Seid ihr fertig?«
Moritz nickt und setzt sich neben meine Unterschenkel, bevor er einen Schluck aus seiner Wasserflasche trinkt. »Wie war dein Tag?«
»Fantastisch.«
Er dreht sich zu mir um und zieht die Augenbrauen hoch. »Echt? Ich dachte, ihr wart im Wald.«
»Ja, waren wir auch.«
»Du hasst den Wald.«
Seufzend lege ich mein Handy beiseite, rutsche ein Stück vor und ziehe die Knie an, um mich in den Schneidersitz zu setzen und meinen Kopf auf Moritz‘ Schulter sinken zu lassen. »Es war schrecklich.«
Leise lachend legt er einen Arm um meinen Rücken und drückt mich sanft. »So schlimm?«
»Schlimmer als schlimm. Die Kinder hatten Spaß und alle sind wohlbehalten wieder zurück in die Kita spaziert, aber... Da waren Krabbeltiere, Mo. So viele. Meine Kiddies haben Grashüpfer und Marienkäfer gefangen. Mit den Händen! Und ich musste mir die alle anschauen und euphorisch tun, weil sie so stolz waren. Am liebsten hätte ich bei jedem einzelnen drei Schritte zurückgemacht.«
»Warum bist du Erzieher geworden, wenn du darauf keinen Bock hast?«, will Sascha wissen, der zu uns gejoggt ist und sich vor dem Mattenwagen auf den Boden fallen lässt.
Ich verdrehe die Augen. »Weil ich meinen Job grundsätzlich liebe. Ich mag nur die krabbelnde und fliegende Natur nicht, wenn sie näher als bis auf drei Meter an mich rankommt.«
Er nickt anerkennend. »Ich bewundere dich, dass du überhaupt Bock drauf hast, mit einer Horde Kleinkinder in den Wald zu gehen. Da stehst du doch immer mit einem Bein im Knast. Was, wenn dir da mal eins abhanden kommt?«
»Ich bin ja nicht allein mit ihnen unterwegs gewesen«, erkläre ich und richte mich auf, als Moritz seinen Arm wegzieht und einen Schluck trinkt. »Wir sind mit einer anderen Gruppe gegangen, also waren wir zwei Erwachsene. Mein Kollege und ich. Und sie sind auch keine Kleinkinder, sondern kommen alle dieses Jahr in die Schule. Außerdem ist es unser Job, aufzupassen, dass keiner abhanden kommt.«
»War Louis mit?«, will Moritz wissen, wobei er mich seltsam argwöhnisch anblickt, was ich damit erkläre, dass mein Kollege eine Fußprothese trägt und Moritz vermutlich denkt, dass Louis Ausflüge deswegen nicht packt. Aber er ist einer der motiviertesten Kollegen, die ich je hatte und ich bin echt froh, dass er mitgekommen ist.
»Ja, war er. Er kriegt das Insektengucken und -bestimmen mit den Kindern auch viel besser hin, weil er da echt null Berührungsängste hat. Sein Mann ist doch Biologe, da sind sie öfter in der Natur unterwegs.«
»Mhm, hattest du erwähnt. Der Partner ist der Typ mit den langen, blonden Haaren, die du so toll findest, richtig?«
»Genau«, sage ich seufzend, denn ich hätte echt gern auch so lange Haare, statt meines schwarzen, strubbeligen Vogelnests. Aber einerseits habe ich nicht die Geduld, sie wachsen zu lassen, und andererseits sind meine Fusseln so dünn, dass ich mit einem Dutt oder Zopf sicher total bescheuert aussehen würde.
Moritz drückt sich mit der Hand vom Mattenwagen ab und springt auf die Füße, bevor er zu den anderen geht, die bereits Pauschenpferd und Barren weggestellt haben. Sicher wollen sie gleich die Turnbahn aufrollen und die Lande- und Fallschutzmatten wegpacken, sodass ich meinen Platz ebenfalls räumen muss.
»Sag mal, Tyler, wie lange hängst du jetzt eigentlich schon in der Friendzone fest?«
Alarmiert sehe ich Sascha an, der immer noch vor mir hockt und mich provokativ angrinst. »Was meinst du?«, frage ich scheinheilig und gleichzeitig mit schneller klopfendem Herzen, denn ich verstecke meine Gefühle doch so gut. Dachte ich zumindest.
Sascha schnaubt. »Oh, bitte. Es tut beinahe körperlich weh, zuzusehen, wie verknallt du in ihn bist und er kriegt’s nicht mit. Wie lange willst du dir das noch antun? Überleg mal, wie viele Möglichkeiten dir derweil entgehen.« Weil er auffällig mit den Augenbrauen wackelt, weiß ich genau, dass er auf sich anspielt, aber da macht er sich ganz umsonst Hoffnungen.
»Red doch keinen Quatsch.« Weit weniger elegant als mein bester Freund hopse ich vom Mattenwagen und schnappe mir mein Handy.
»Hey, sorry, ich wollte da nicht in einer Wunde stochern«, meint Sascha, als ich mich umwende und Richtung Turnhallentür gehen will, sodass ich aus Höflichkeit stehen bleibe und über meine Schulter blicke. Er lächelt. »Komm doch Samstag mit zum Spieleabend ins Checkpoint.«
»Ah, nee, lass mal«, sage ich abwinkend. Anfangs fand ich es ja noch süß, dass er mir so unverhohlen Avancen macht, aber mittlerweile nervt es. Ich habe ihm bestimmt schon zehn Körbe gegeben, weil er schlichtweg nicht mein Typ und zudem ein bisschen zu aufdringlich ist, aber er scheint es einfach nicht zu kapieren.
Genau wie jetzt, da er langsam zu mir kommt, während ich in meine Sneakers steige. »Wir können auch was anderes zusammen machen. Im Kino läuft bestimmt was Gutes.«
»Sascha?!« Moritz‘ Rufen rettet mich zum Glück davor, eine weitere Abfuhr erteilen zu müssen. »Fasst du mit an, oder was?«
»Komme ja schon!«, ruft Sascha, guckt mich dann aber wieder an. »Überleg’s dir, ja? Friendzone ist doch unbefriedigend.« Er zwinkert, dann flitzt er zu den anderen.
Ich verdrehe die Augen und schüttle den Kopf, beschließe dann aber, die Chance zur Flucht zu nutzen, und gehe nach draußen zu meinem Fahrrad. Da wir Mitte Juli haben, ist es brütend warm, aber die tiefblauen Wolken, die über dem Studentenwohnheim aufziehen, lassen mich befürchten, dass wir nicht trocken nach Hause kommen.
Als Moritz und seine Kumpel zwanzig Minuten später endlich aus der Halle kommen, habe ich unsere beiden Fahrräder schon aufgeschlossen und tippele ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden. Wind ist aufgekommen und es ist immer wieder Donnergrollen zu hören, daher will ich so schnell wie möglich los.
»Oh, Gewitter?«, fragt Daniel und blickt mit gerunzelter Stirn zum Himmel. Er wohnt im Studentenheim und braucht sich daher keine Sorgen über das Nass von oben zu machen.
»Jeden Moment«, antworte ich und sehe Moritz an. »Los, komm, lass uns fahren.«
Er nickt und setzt seinen Rucksack auf. »Okay, Leute, macht’s gut. Bis nächste Woche.«
Mit bangem Blick Richtung Regenwolken warte ich, bis sie sich voneinander verabschiedet haben und Moritz seinen Helm aufhat. »Los jetzt?«
Er wirft mir einen amüsierten Blick zu. »Seit wann bist du aus Zucker?«
»Quatsch nicht. Ich will halt nicht vom Blitz getroffen werden.«
»Hier in der Stadt?«, fragt er skeptisch, schwingt sich dann aber endlich auf sein Fahrrad. »Okay, kann losgehen.«
Ich will gerade in die Pedale treten, als Sascha mir vors Vorderrad springt. »Was soll das denn? Geh aus dem Weg!«
»Gleich. Was ist denn jetzt eigentlich mit Samstag?«
»Echt jetzt?«, stöhne ich. Wieso kapiert der Kerl denn nicht, dass ich kein Interesse an ihm haben? »Nein, ich will nicht mit dir zum Spieleabend gehen.«
»Kommst du, Muck?«, ruft Moritz, der bereits an der Straße steht. Er ist der Einzige, der diesen Spitznamen noch sagen darf, was er auch jedes Mal tut, wenn er mich aus der Reserve locken oder meine ungeteilte Aufmerksamkeit haben will.
Frustriert, weil Sascha dreinblickt, wie ein getretener Hund, aber immer noch mein Vorderrad blockiert, zerre ich mein Fahrrad ein Stück zur Seite und fahre endlich los. »Tschüss, dann!«, verabschiede ich mich noch von ihm, was, im Nachhinein betrachtet, ein bisschen gemein ist, und radele los. »Bin da.«
»Wollte er dich schon wieder auf eine Party einladen?«, will mein bester Freund wissen, als wir begleitet von den ersten dicken Tropfen über den Campus rasen.
»Er kapiert es einfach nicht!«, bestätige ich genervt und jetzt schon kurzatmig. »Dieses Mal sollte ich mit zum Spieleabend ins Checkpoint kommen.«
Moritz lacht auf. »Weil du nach acht Stunden mit den Kindern auch noch so große Lust auf noch mehr Spiele hast...«
»Ja! Du kapierst das«, rufe ich, bevor wir das Unigelände verlassen und an einer Ampel halten müssen. »Als Alternative hat er Kino angeboten.«
Während ich keuchend vom Sattel rutsche und die Unterarme auf meinem Lenker abstütze, bleibt Moritz entspannt sitzen und hält sich am Ampelpfosten fest. Er schwitzt nicht mal. »Du gehst doch gern ins Kino. Wolltest du nicht sogar irgendeinen der aktuellen Filme sehen?«
»Ja, aber doch nicht mit Sascha!«, verdeutliche ich empört das Offensichtliche. »Er studiert, also muss er doch wenigstens ein bisschen clever sein, oder? Aber wie viele Abfuhren muss der Mann denn noch bekommen, bis er es schnallt?«
»Nur weil jemand studiert, ist er noch lange nicht clever«, meint Moritz fröhlich und er muss es wissen, schließlich ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Chemie hier an der Uni und hat jeden Tag mit Studenten zu tun, während ich noch nie einen Hörsaal von innen gesehen habe. »Na hopp, es ist grün.«
Ächzend steige ich wieder auf und setze mich in Bewegung. Der Regen hat zugenommen, tropft mir vom Helm ins Gesicht und läuft zusammen mit meinem Schweiß meine Arme und Beine runter. Mit den Schuhen rutsche ich immer wieder von den Pedalen ab und auch meine Hände sind so nass, dass ich mich an den Lenker krallen muss. »Fuck. Können wir ein bisschen langsamer machen?!«, brülle ich Moritz über den Donner hinweg hinterher, denn ich bin ein Stück zurückgefallen.
Er bremst und als ich zu ihm aufgeschlossen habe, blickt er mich stirnrunzelnd an. »Sicher, dass du es bis nach Hause schaffst?«
»Ist doch nur zwei Straßen weiter als bis zu dir«, antworte ich irritiert. Ja, ich bin außer Form und keuche wie eine Dampflok.