Klarsicht mit Kant - Immanuel Kant - E-Book

Klarsicht mit Kant E-Book

Immanuel Kant

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Beschreibung

Kants Ideenlehre gilt als philosophischer Grundpfeiler der Aufklärung. Mit der Suche nach verbindlichen Regeln des Handelns in der Gemeinschaft hat sie bis heute nicht nur unter Philosophen Weltgeltung und -wirkung. Denn indem Kant unsere Erkenntnismöglichkeiten zum Ausgangspunkt nimmt, der Vernunft und dem Wagnis des Denkens Priorität zu geben, stärkt er den Mut, die Wirklichkeit trotz all ihrer Komplexität zu erfassen zu suchen und verantwortungsvoll in ihr zu handeln.

Klarsicht mit Kant stellt zentrale Gedanken aus seinem umfangreichen Werk vor, das sich gegen jeden Dogmatismus wendet und als Kompass der moralischen Lebensführung den Umgang mit uns selbst und anderen zu erleichtern vermag.

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Titel

Immanuel Kant

Klarsicht mit Kant

Ausgewählt von Ursula Michels-Wenz

Insel Verlag

Impressum

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eBook Insel Verlag Berlin 2024

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Umschlagillustration: Hans Traxler, Frankfurt am Main

eISBN 978-3-458-77973-5

www.suhrkamp.de

Übersicht

Cover

Titel

Impressum

Inhalt

Informationen zum Buch

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Inhalt

Vorwort

Möglichkeiten und Grenzen der Philosophie

Wissen und Erfahrung

Natur und Freiheit

Zur Erziehung des Menschen

Urteilskraft und Vorurteil

Recht und Gesetz in Gemeinschaft und Staat

Pflichten gegen sich selbst

Kunst und Künstler

Umgang mit anderen: Von gesunder und kranker Lebensart, Affekten, Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften

Religion und moralischer Vernunftglaube: Das Gesetz in uns

Von der Glückseligkeit

Die Unermeßlichkeit der Schöpfung: Materielle und immaterielle Welten

Zeittafel

Quellenangaben

Formale Hinweise

Informationen zum Buch

Vorwort

»In Zeiten, wo uns das Leben schwer zu tragen wird«, schrieb Hermann Hesse im Juli 1920, »gibt es keine wertvollere Zuflucht als zu den Problemen des abstrakten Denkens, von welchen uns nicht irgendein billiger Trost zufließt, wo uns aber die angestrengte Beschäftigung mit zeitlosen Werten das Herz kühlt und den Geist stärkt.« – Kühlung des Herzens und Stärkung des Geistes sind es denn auch, die wir in der klaren Gedankenwelt Immanuel Kants finden, sobald wir nicht mehr vor seiner als schwierig geltenden Philosophie zurückschrecken.

Mit Kant zu denken – oder: besser denken zu lernen – erscheint angesichts seines fast nur für »Berufsphilosophen« verständlichen Gesamtwerks wie das sprichwörtliche »Per aspera ad astra«, also ein mühsames Vorwärtsschreiten, an dessen entferntem Ziel jenes »Licht« zu erwarten ist, das die Epoche der Aufklärung mit dem erhofften Mündigwerden des einzelnen so zuversichtlich anstrebte und das Friedrich Schiller in einem Dankesbrief an Kant als »wohltätig« und »unvergänglich« bezeichnet hat.

Es gibt Stimmen, die behaupten, die Aufklärung sei gescheitert – und zahlreiche Anzeichen sprechen dafür; es gibt aber auch andere, die davon ausgehen, daß sie noch gar nicht erreicht worden ist und deshalb weiter unseres ganzen Einsatzes bedarf. In dieser Tradition versteht sich die Gedankenlese »Für Gestreßte«: Sie ebnet den ersten Schritt zu Kants Philosophie der Vernunft und richtet sich zugleich auf das Ideal jenseits aller Vernunft, ohne daß Vorkenntnisse vonnöten wären; und dies durchaus mit Zustimmung des Philosophen, der die »Zurüstungen der Gelehrsamkeit« für entbehrlich hielt, wo es um das ihm Wesentliche ging, weil es hierbei nämlich auf die moralisch-praktische Lebensführung und nicht auf die Raffinesse einer speziell ausgebildeten Intellektualität ankommt. In welche Höhe die reine Vernunft auf dem Weg über Anschauung, Erfahrung und Urteilskraft durch Schlüsse der Analogie auch steigen kann, im Zusammenleben der Menschen muß sie sich doch der praktischen Vernunft beugen, so wie Natur und Freiheit als offensichtliche Antipoden unter dem sozialen Gesichtspunkt des ethischen Primats vereint werden müssen. Die wahre Freiheit ist bei Kant eine Freiheit zum Guten, während er jedes Sich-treiben-Lassen und uneingeschränkte Verfolgen persönlicher Begierden als Abhängigkeit von (niederen) Eigeninteressen sieht und folglich als Unfreiheit bezeichnet.

Unter den Prämissen der Vernunft allein besitzt der Mensch, auch in der Praxis, Würde und Freiheit als ein ihm zukommendes Recht, das grundsätzlich und unverletzbar ist. Daraus folgt eine der berühmtesten Forderungen der Philosophiegeschichte, der sogenannte »kategorische Imperativ«, den Kant immer wieder unterschiedlich formuliert hat und der in unserer Auswahl folgendermaßen zitiert ist: »Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne« – was, perspektivisch auf den Mitmenschen bezogen, nichts anderes besagt als die altbekannte Volksweisheit, auf die jede Erziehung Wert legen muß: »Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.«

Der Erziehung des Menschen, seiner moralischen Ausbildung ebenso wie der seines Verstandes, mißt Kant größte Bedeutung für das Wohlergehen der Menschheit bei, weil nur so »die wichtigste Revolution in dem Innern des Menschen« stattfinden kann, nämlich »der Ausgang desselben aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit«; und dieser Durchbruch gelingt erst, wenn man zu beobachten, zu unterscheiden und richtig zu urteilen gelernt hat. Das horazische »Sapere aude«, die Aufforderung zur unerschrockenen Selbstbehauptung des eigenen Denkens, heißt bei Kant: »Habe den Mut, dich deines Verstandes zu bedienen.« Aus dem Wechselspiel zwischen Erfahrung und Verstandesmut sowie der freiwilligen Verpflichtung zum Wohlwollen gegen alle und alles erwächst die sichere Richtschnur der Erkenntnis. Wer aber Erkenntnis erlangt, weiß sich eingeordnet in ein Ganzes und wird, bei aller Selbstachtung, am Ende bescheiden gegenüber dem Unbegreiflichen.

»Das Feld der Philosophie in der weltbürgerlichen Bedeutung«, definiert Kant in seinem Aufsatz über die Logik (Schriften zur Metaphysik und Logik), »läßt sich auf folgende Fragen bringen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch?«

Unsere Textauswahl ist diesen Fragestellungen entsprechend angeordnet und breit gefächert bis hin zu transzendenten Schlußfolgerungen. Die Kapiteleinteilung wurde lediglich aus Gründen der Übersichtlichkeit vorgenommen: inhaltlich wären zahlreiche Passagen in mehreren »Abteilungen« zugleich am Platz gewesen, entsprechend der Vorliebe Kants, das ihm Wichtige immer wieder und in jeweils neuen Zusammenhängen darzulegen. Das Gedankengebäude seiner Philosophie, eine systematische Anleitung zur Sittlichkeit durch Erkenntnis, war seine große Lebensaufgabe. Unbeirrt und geduldig, auch in Zeiten der Not, hat er darauf hingearbeitet. Was sein von Natur aus schwächlicher Körper an Kraft aufbringen konnte, ist in sein Werk geflossen. Sein äußeres Leben war unspektakulär, bescheiden und diszipliniert – scheinbar arm an Ereignissen, verglichen mit anderen Biographien, aber abenteuerlich im geistigen Erleben und beflügelnd für andere. Nie hat Kant den Umkreis seiner Geburtsstadt Königsberg (heute: Kaliningrad) verlassen. Reisen war ihm physisch zu anstrengend. Was er wissen wollte vom Alltag der »Welt«, las er in Reisebeschreibungen oder erfuhr es im Gedankenaustausch mit Zeitgenossen. Über vierzig Jahre lang ging er, ohne einen Tag krank zu sein, seiner akademischen Lehrtätigkeit nach. Seine Vorlesungen waren sehr beliebt und kursierten in Abschriften weit über den Kreis seiner Studenten hinaus. Mittags lud er regelmäßig, nachdem er mit 63 Jahren endlich ein eigenes Haus beziehen konnte, zu gepflegtem Essen, Weintrinken und ausgiebigen Gesprächen möglichst Freunde und Bekannte ein, die keine Philosophen waren. Ein heiterer, anregender Gastgeber soll er gewesen sein, obwohl sein Arbeitstag bereits um fünf Uhr früh begann mit Vorbereitungen für seine Vorlesungen, die fünfmal pro Woche auf sieben Uhr morgens angesetzt waren. – Nach dem ausgedehnten Mittagessen folgte ein längerer Spaziergang, dann wieder Studium. Pünktlich abends um zehn Uhr war Kants Tagespensum zu Ende. In seinem ganzen Leben, so erzählt die Anekdote, soll er ein einziges Mal zu spät gekommen sein, weil er über der Lektüre von Rousseau alles andere vergessen hatte.

Die datierbaren Fakten dieses für damalige Begriffe ungewöhnlich langen Lebens listet die Zeittafel am Ende des Bandes auf. Sie sind rasch überflogen. Um so mehr Ausdauer erfordert der Inhalt, der dieses Leben erfüllt und reich gemacht hat. Man muß sich Kant als einen ausgeglichenen, ja glücklichen Menschen vorstellen. Etwas wie »Streß« wäre ihm fremd gewesen, weil er kritische Situationen vorher abzuschätzen wußte und sein Leben perfekt organisieren konnte. Dem nicht Organisierbaren sah er gelassen entgegen. Das gute Gewissen, zu tun, was er als seine Pflicht verstand, gab ihm innere Ruhe und Sicherheit. Seine Devise lautete: »Tue das, wodurch du würdig wirst, glücklich zu sein.« Nicht das Erstbeste, sondern das auf Dauer Beste für alle wollte er befördern. Deshalb schien ihm auch die übermäßige Hinwendung zu den Disproportionen des Geistes und individualpsychologischen Untiefen keinen anhaltenden Eigenwert zu haben, sondern nur vorübergehend, als Mittel zum Zweck des Erkennens. Viel mehr glaubte er an die ausgleichende Kraft einer Welteinheit und hatte Vertrauen in die menschliche Einsicht – nur sollte man die dazugehörende Geistesübung nicht zu lange aufschieben, denn »es ist niemals zu spät, vernünftig und weise zu werden; es ist aber jederzeit schwerer, wenn die Einsicht spät kommt, sie in Gang zu bringen«.

Frankfurt am Main, 2003U. ‌M.-W.

Möglichkeiten und Grenzen der Philosophie

Man kann keine Philosophie lernen; denn wo ist sie, wer hat sie im Besitze, und woran läßt sie sich erkennen? Man kann nur philosophieren lernen.

IV, 700

Es möchte wohl damit seine Richtigkeit haben, was uns das Studium der Natur und des Menschen sonst hinreichend lehrt, daß die unerforschliche Weisheit, durch die wir existieren, nicht minder verehrungswürdig ist in dem, was sie uns versagte, als in dem, was sie uns zuteil werden ließ.

VII, 283

Philosophie ist das System der philosophischen Erkenntnisse oder der Vernunfterkenntnisse aus Begriffen. Das ist der Schulbegriff von dieser Wissenschaft. Nach dem Weltbegriffe ist sie die Wissenschaft von den letzten Zwecken der menschlichen Vernunft. Dieser hohe Begriff gibt der Philosophie Würde, d. ‌i. einen absoluten Wert. Und wirklich ist sie es auch, die allein nur innern Wert hat und allen andern Erkenntnissen erst einen Wert gibt.

VI, 446

Der Mensch ist erschaffen, die Eindrücke und Rührungen, die die Welt in ihm erregen soll, durch denjenigen Körper anzunehmen, der der sichtbare Teil seines Wesens ist und dessen Materie nicht allein dem unsichtbaren Geiste, welcher ihn bewohnet, dienet, die ersten Begriffe der äußeren Gegenstände einzudrücken, sondern auch in der innern Handlung diese zu wiederholen, zu verbinden: kurz, zu denken.

I, 382

Denken ist Reden mit sich selbst – folglich sich auch innerlich Hören.

XII, 500

Alle menschliche Erkenntnis fängt mit Anschauung an, geht von da zu Begriffen und endigt mit Ideen.

IV, 604

Der eigentlich Philosoph werden will, muß sich üben, von seiner Vernunft einen freien und keinen bloß nachahmenden und, so zu sagen, mechanischen Gebrauch zu machen.

VI, 445

Freiheit im Denken, von einem fruchtbaren Kopfe ausgeübt, gibt immer Stoff zum Denken.

XII, 781

Das Ich ist nur das Bewußtsein meines Denkens.

IV, 350

Zwei einander bloß konträr entgegengesetzte Sätze können beide falsch sein.

VI, 501

Analytische Urteile lehren uns eigentlich nichts mehr vom Gegenstande, als was der Begriff, den wir von ihm haben, schon in sich enthält, weil sie die Erkenntnis über den Begriff des Subjekts nicht erweitern, sondern diesen nur erläutern.

IV, 629

Der Dogmatismus ist ein Polster zum Einschlafen und das Ende aller Belebung, welche letztere gerade das Wohltätige der Philosophie ist.

VI, 408f.

Ohne Kenntnisse wird man nie ein Philosoph werden, aber nie werden auch Kenntnisse allein den Philosophen ausmachen.

VI, 448

Geist ist das belebende Prinzip im Menschen.

XII, 544

Die Schwäche des menschlichen Verstandes in Verbindung mit seiner Wißbegierde macht, daß man anfänglich Wahrheit und Betrug ohne Unterschied aufraffet. Aber nach und nach läutern sich die Begriffe, ein kleiner Teil bleibt, das übrige wird als Auskehricht weggeworfen.

II, 969f.

Vernunftbegriffe dienen zum Begreifen, wie Verstandesbegriffe zum Verstehen. Wenn sie das Unbedingte enthalten, so betreffen sie etwas, worunter alle Erfahrung gehört, welches selbst aber niemals ein Gegenstand der Erfahrung ist.

III, 320

Es gibt ein unbegrenztes, aber auch unzugängliches Feld für unser gesamtes Erkenntnisvermögen, nämlich das Feld des Übersinnlichen, worin wir keinen Boden für uns finden, also auf demselben weder für die Verstandes- noch Vernunftbegriffe ein Gebiete zur theoretischen Erkenntnis haben können; ein Feld, welches wir zwar zum Behuf des theoretischen sowohl als praktischen Gebrauchs der Vernunft mit Ideen besetzen müssen, denen wir aber, in Beziehung auf die Gesetze aus dem Freiheitsbegriffe, keine andere als praktische Realität verschaffen können, wodurch demnach unsere theoretische Erkenntnis nicht im mindesten zu dem Übersinnlichen erweitert wird.

X, 83

Transzendentale Ideen haben einen vortrefflichen und unentbehrlichnotwendigen regulativen Gebrauch, nämlich den Verstand zu einem gewissen Ziele zu richten, in Aussicht auf welches die Richtungslinien aller seiner Regeln in einen Punkt zusammenlaufen.

IV, 565

Nachdem man sich tausendmal bei einem Unterfangen verirret hat, so wird der Gewinnst, der hiedurch der Erkenntnis der Wahrheiten zugewachsen ist, dennoch viel erheblicher sein, als wenn man nur immer die Heeresstraße gehalten hatte. – Ich werde meinen Lauf antreten und nichts soll mich hindern, ihn fortzusetzen.

I, 19

Das Reale in den Dingen überhaupt kann einander nicht widerstreiten.

III, 299

Durch sehr abstrakte Begriffe erkennen wir an vielen Dingen wenig; durch sehr konkrete Begriffe erkennen wir an wenigen Dingen viel; was wir also auf der einen Seite gewinnen, das verlieren wir wieder auf der andern.

VI, 531

Wir haben es doch nur mit unsern Vorstellungen zu tun; wie die Dinge an sich selbst sein mögen, ist gänzlich außer unsrer Erkenntnissphäre.

III, 228

Einige Logiker setzen zwar in der Logik psychologische Prinzipien voraus. Dergleichen Prinzipien aber in die Logik zu bringen, ist eben so ungereimt, als Moral vom Leben herzunehmen.

VI, 435

Wenn Eine falsche Folge aus einer Erkenntnis fließt, so ist die Erkenntnis selbst falsch. Denn wenn der Grund wahr wäre, so müßte die Folge auch wahr sein, weil die Folge durch den Grund bestimmt wird.

Man kann aber umgekehrt nicht schließen: wenn keine falsche Folge aus einer Erkenntnis fließt, so ist es wahr; denn man kann aus einem falsche Grunde wahre Folgen ziehen.

VI, 478

Der innere Wert, den Erkenntnisse durch logische Vollkommenheit haben, ist mit ihrem äußern – dem Werte in der Anwendung – nicht zu vergleichen. Wie das, was außer unserm Horizonte liegt, sofern wir es nach unsern Absichten, als entbehrlich für uns, nicht wissen dürfen – so ist auch das, was unter unserm Horizont liegt, sofern wir es, als schädlich für uns, nicht wissen sollen, nur in einem relativen, keineswegs aber im absoluten Sinne zu verstehen.

VI, 468

Man muß sich seinen Horizont weder zu sehr ausdehnen, noch zu sehr einschränken. Denn der, der zu viel wissen will, weiß am Ende nichts, und der umgekehrt von einigen Dingen glaubt, daß sie ihn nichts angehen, betrügt sich oft; wie wenn z. ‌B. der Philosoph von der Geschichte glaubte, daß sie ihm entbehrlich sei. – Der macht sich um die Geschichte wie ein Genie verdient, welcher sie unter Ideen faßt, die immer bleiben können.

VI, 468/469

Alle Welt hat irgend eine Metaphysik zum Zwecke der Vernunft, und sie, samt der Moral, machen die eigentliche Philosophie aus.

VI, 672

Aus der allgemeinen Metaphysik muß der Satz entlehnt werden, daß alle äußere Wirkung in der Welt Wechselwirkung sei.

IX, 111

Wir bleiben immer unwissend in Ansehung der wirkenden Ursachen, wenn wir gleich die Angemessenheit unserer Voraussetzungen mit Endursachen, es sei der Natur oder unsers Willens, noch so einleuchtend machen können.

IX, 139

Die Metaphysik ist eine Wissenschaft von den Grenzen der menschlichen Vernunft, und da ein kleines Land jederzeit viel Grenze hat, überhaupt auch mehr daran liegt, seine Besitzungen wohl zu kennen und zu behaupten, als blindlings auf Eroberungen auszugehen, so ist dieser Nutzen der erwähnten Wissenschaft der unbekannteste und zugleich der wichtigste, wie er denn auch nur ziemlich spät und nach langer Erfahrung erreichet wird.

II, 983

Nur das dogmatische und historische Wissen blähet auf. Das durch Kritik seiner eigenen Vernunft herabgestimmte des ersteren nötigt unvermeidlich zur Mäßigung in Ansprüchen (Bescheidenheit); die Anmaßung des letzteren aber, die Belesenheit im Plato und den Klassikern, die nur zur Kultur des Geschmacks gehört, kann nicht berechtigen, mit ihr den Philosophen machen zu wollen.

VI, 393f.

Daß der Geist des Menschen metaphysische Untersuchungen einmal gänzlich aufgeben werde, ist eben so wenig zu erwarten, als daß wir, um nicht immer unreine Luft zu schöpfen, das Atemholen einmal lieber ganz und gar einstellen würden. Es wird also in der Welt jederzeit, und, was noch mehr ist, bei jedem, vornehmlich dem nachdenkenden Menschen Metaphysik sein, die, in Ermangelung eines öffentlichen Richtmaßes, jeder sich nach seiner Art zuschneidern wird.

V, 245

In einer Wissenschaft wissen wir oft nur die Erkenntnisse, aber nicht die dadurch vorgestellten Sachen; also kann es eine Wissenschaft von demjenigen geben, wovon unsre Erkenntnis kein Wissen ist.

VI, 501

Metaphysik ist die Vollendung aller Kultur der menschlichen Vernunft. – Daß sie, als bloße Spekulation, mehr dazu dient, Irrtümer abzuhalten, als Erkenntnis zu erweitern, tut ihrem Werte keinen Abbruch, sondern gibt ihr vielmehr Würde und Ansehen durch das Zensoramt, welches die allgemeine Ordnung und Eintracht, ja den Wohlstand des wissenschaftlichen gemeinen Wesens sichert und dessen mutige und fruchtbare Bearbeitungen abhält, sich nicht von dem Hauptzwecke, der allgemeinen Glückseligkeit, zu entfernen.

IV, 708f.

Der Endzweck, auf den die ganze Metaphysik angelegt ist, ist leicht zu entdecken und kann in dieser Rücksicht eine Definition derselben begründen: »Sie ist die Wissenschaft, von der Erkenntnis des Sinnlichen zu der des Übersinnlichen durch die Vernunft fortzuschreiten.«

VI, 590

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