Klassiker der Erotik 25: Ekstasen - Denkwürdigkeiten des Herrn v. H. - Anonymus - E-Book

Klassiker der Erotik 25: Ekstasen - Denkwürdigkeiten des Herrn v. H. E-Book

Anonymus

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Beschreibung

Als Lehr- und Wanderjahre eines Jünglings in den meisten Ländern Europas und in allen Provinzen erotischer Spiele, so sieht der Leser den Weg des jungen Herrn v. H. vor sich: Vom Bastard zum Edelmann, vom neugierigen Knaben zum erfahrenen Liebeskünstler, von den Lehren aus Verzweiflung bis zur Ehe aus Einsicht - quer durch eine feudale Epoche, die bisweilen fast exotisch erscheint. Ein Buch voller Kurzeweil und Lebensklugheit. Wer die erotische Literatur kennt, wird in diesen Denkwürdigkeiten das Gegenstück zu den "Memoiren einer Sängerin" sehen.

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Seitenzahl: 206

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Impressum

Passion Publishing Ltd.

Postfach 11 28

D-53621 Königswinter

[email protected]

Copyright © Passion Publishing Limited 2013 ISBN: 9783943809879

ERSTES BUCH

Erstes KapitelDer Leser lernt mich kennen

Ich habe mein Leben einer feurigen Umarmung des Herrn v. H. und meiner Mutter zu danken.

Herr v. H. war der reichste Edelmann in *** und der letzte seines Stammes. So viele Ahnen er auch zählen konnte und ungeachtet er der letzte war, so fand er doch keine Neigung, sich zu vermählen und seinen alten Adel noch älter zu machen. Unter seinen Untertanen suchte er sich von Zeit zu Zeit ein junges Mädchen, das ihm das schönste schien, aus, ließ es von einer Bonne etwas zustutzen und vom Schneider und einer geschmackvollen Putzhändlerin bekleiden und liebte das Mädchen so lange, bis ihm ein anderes besser gefiel.

Er verstieß aber niemals eine solche satt gewordene Liebschaft gradhin, sondern bestimmte jeder nach dem Maße, wie er Vergnügen bei ihr gefunden, eine Summe zum Heiratsgut. In der ganzen Gegend umher befand sich mancher Chirurgus, mancher Schulmeister und mancher Akziseinnehmer in recht guten Umständen, bloß weil er des Herrn v. H. Mündel (so pflegte er eine abgesetzte Liebschaft zu nennen) geheiratet hatte.

Zwar schmollte der alte Kaplan bisweilen über den Unfug und wollte nie einer solchen metamorphosierten Bauernschönen die Beichte abnehmen oder sie zum Taufstein als Pate treten lassen; allein der Oberpfarrer war in der Sache klüger und schob alles in das Gewissen des gnädigen Herrn Patrons. Und um die bestehende Orthodoxie des alten Kaplans zu ahnden, schien er dem Herrn v. H. zu alt.

Der Herr v. H. kam einst nach ***, sah das Mädchen eines Barbiers und fand es schön. Sogleich wurde sein Kammerdiener ausgesandt, und nie, wie auch jetzt, kam dieser Merkur unverrichteter Sache zurück. Der Kerl hätte an einem Fürstenhofe sich durch sein gewandtes und abgefeimtes Wesen zum Ersten Minister emporgeschwungen.

Das schüchterne Barbiermädchen kam gegen Abend zum Herrn v. H. und ging nach einigen Stunden wohlbeschenkt nach Hause.

Nach Verlauf von zehn Wochen erhielt der Herr einen Brief von dem armen Mädchen, worin sie die Furcht vor der Härte ihres jähzornigen Vaters nach Vermögen schilderte, wenn er ihren veränderten Zustand argwöhnen sollte.

Der Herr v. H. ließ den Alten zu sich kommen und brachte ihm die Pille schön vergoldet bei. Der tobte, raste, und besänftigte sich, als der Herr v. H. seiner Tochter 2000 Taler Aussteuer, Erziehung und Versorgung des Kindes versprach.

So viel von meinem Vater und meiner Mutter.

Zweites KapitelEin Sprung, ohne den Hals zu wagen

Der Herr v. H. hielt redlich Wort. Ich erhielt in der Stadt eine Erziehung, wie er sie seinem Sohne nur geben konnte, und keiner meiner Lehrer und Lehrmeister kam von ihm unbeschenkt zurück, wenn er ihm ein gutes Zeugnis von mir überbrachte.

Meine Mutter starb, als ich zehn Jahre alt war. Der Herr v. H. fand mich nach seinem Herzen und machte mich mit allerhöchster Genehmigung zu seinem Sohne.

Ich war siebzehn Jahre alt, als dies geschah, und ich dächte, meine Leser hätten nun einen ziemlichen Sprung gemacht, ohne dass das zarteste Glied in Gefahr gewesen wäre.

Drittes KapitelEin Wörtchen von mir

Man sagt: die meisten Kinder, die einer zufälligen Umarmung, wo der erste Anblick die Leidenschaft in höherem Grad entflammte, ihr Dasein zu danken haben, hätten flüchtigeres Blut, zartere und reizbarere Nerven, wären empfänglicher für alle Eindrücke und - was weiß ich, was sie alles mehr sein und haben sollen als die Kinder einer Umarmung, zu der der Mann so bedächtig und zu bestimmter Zeit schreitet, wie der alte Tristan Shandy, der den Sonnabend dazu angesetzt hatte, an dem er allemal seine Wanduhr auf zog, um durch eins oder das andere an eins oder das andere erinnert zu werden.

Wie dem nun sei, so muss ich sagen, dass mir meine gute Dosis der Leidenschaft, der ich meine Existenz schuldig bin, zuteil geworden ist. Früh schon fühlte ich ein Feuer in meinen Adern und eine Unruhe in meiner Brust, die mir manche unbehagliche Stunde machten. Gern bespiegelte ich mich in den Augen eines jungen Mädchens, nahm es noch lieber bei der Hand, und hatt’ ich Gelegenheit ihre Wangen oder gar ihren Mund zu küssen, so versäumt’ ich das noch weniger. Das geschwindere Klopfen meines Herzens, das Beengen meiner Brust, das Aufschwellen aller meiner Muskeln, das Erschüttern in allen meinen Gliedern waren mir eine gar zu angenehme Empfindung, als dass ich die kleinste Gelegenheit hätte vernachlässigen sollen, die sie mir erregen konnte.

Ich war ohne Aufseher, ohne mürrischen Hofmeister; meine ganz artige Figur, mein munteres, flüchtiges, schmeichelndes und einnehmendes Wesen, wie könnt’ ich also nicht oft Gelegenheit finden?

Viertes KapitelDas will ich mir merken

Ich war siebzehn Jahre alt, als mich mein Vater zu seinem Sohne erklärte. Es war ein großes Fest, das acht Tage dauerte. Eine Menge des benachbarten Adels war zugegen. Auch gnädige Frauen und Fräulein; denn so sehr auch diese anderswo oder zu Hause darüber skandalisierten, dass die Liebschaft meines Vaters gleich einer rechtmäßigen Gemahlin an der Tafel saß, so konnten sie doch nicht leicht eine Einladung ausschlagen, weil in der ganzen Gegend umher keine so gut besetzte Tafel, keine so wohlschmeckenden Weine und keine so herrliche Musik anzutreffen war als bei dem Herrn v. H.

Ich hatte einen vergnügten Tag gehabt, hatte mit den gnädigen Fräulein viel gescherzt und mehr als ein Dutzend Küsschen geerntet und hatte ein Glas Wein mehr getrunken als gewöhnlich; was Wunder, dass mein Blut in ungewöhnlicher Wallung war, als ich in mein Schlafzimmer kam, und dass nach stundenlangem Harren sich noch kein Schlaf einstellen wollte.

Mein Schlafkabinett war neben dem meines Vaters und nur durch eine Wand geschieden. Ich höre meinen Vater sprechen:

»Lilla, du bleibst lange aus.«

Ich muss meinen Lesern sagen, dass der Herr v. H. gewohnt war, seinen Liebschaften einen Namen beizulegen, so wie er ihn etwa passend fand, und die damalige hieß also Lilla.

Ich fuhr von meinem Bette auf, als ich die Stimme des Herrn v. H. so deutlich hörte und bemerkte jetzt erst durch einen Lichtstrahl über den Boden meines Kabinetts, dass die Tür nicht ganz zu war. Ich schlich mich näher und konnte eben durch die Öffnung meines Vaters Bett sehen und noch besser links einen sehr großen Spiegel, neben dem zwei große Wachskerzen auf Wandleuchtern brannten. Mich überfiel es so ängstlich, so ahnungsvoll, und meine Beine schlotterten, ich sank auf die Knie und wie angenagelt blieb ich vor meiner Öffnung.

Lilla trat in einem weißen, einfachen Kleide vor den Spiegel, steckte ihre Haare los, und eine lange, schwarze Wolke wallte über ihre Schultern hin.

»Ich musste mich doch erst auskleiden lassen«, sagte sie.

Herr v. H. trat in einen Schlafrock gehüllt herbei, schlang seinen Arm um ihren Nacken und küsste sie.

Herr v. H.: »Und wieder so sorgsam angekleidet, als ob es zum Tanz und nicht zur Ruhe gehen sollte.«

Lilla: »Wollen Sie das nicht von Ihrer Lilla?«

Herr v. H.: »Damit ich dich entkleiden kann.«

Und damit zog er ihr das Halstuch ab, jede Nadel ward ihres Dienstes entlassen, nieder fiel das Kleid, und Lilla stand im bloßem Hemde da.

Mein Atem ward kurz.

Lilla kehrte mir den Rücken zu, schlang beide Arme um den Herrn v. H., und Kuss um Kuss, mattes Sinken auf seine Schulter und tiefes Atmen machten mich starr.

Lilla ließ die Arme sinken, ab fiel das Hemd, und mir verging Hören und Sehen.

Als ich mich wieder erholte, sah ich -

Meine Leser müssen glauben, dass ich mich in einem ohnmächtigen Zustand befunden hatte - wie lange, kann ich nicht sagen.

Als ich mich also erholte, sah ich meinen Vater auf dem Bette liegen, ich war neugierig, zog an der Tür, und zu meiner Befriedigung öffnete sie sich ganz sanft.

Ich sah -

Lilla lag auf dem Rücken, und die Hand meines Vaters spielte.

Er erhob sich, bedeckte Lilla, und ich sah nichts als Steigen und Sinken und das weiße Bein Lillas.

Ihr Atemholen ward lauter. Ich horchte. Leises Stöhnen folgte, ward lauter und löste sich in einem Ach! -

Herr v. H. legte sich wieder an seine Stelle, Lilla küsste ihn und zog die Decke über beide.

Dass mich meine erhitzte Einbildungskraft nicht ruhen ließ, ist leicht zu erraten.

Das will ich mir merken, sagt’ ich zu mir selbst, so oft ich mich von einer Seite auf die andere legte und immer vergebens auf Ruhe hoffte.

Fünftes KapitelEin Schritt weiter

Zufällig hatte ich bisher vermöge meiner gefallen den Person Zutritt in mancherlei Gesellschaft gehabt, weswegen ich den Zusammenkünften meiner Mitschüler äußerst selten beiwohnte und also vom Unterschiede beider Geschlechter nur sehr dunkle Begriffe hatte.

Nun aber malte mir meine Einbildungskraft mancherlei Bilder vor, und ich fühlte ein brennendes Verlangen, näher zu untersuchen und mich zu belehren, was eigentlich wohl den Unterschied ausmachte.

Ich kam wieder in die Stadt. Ich wohnte bei einem jungen Kaufmann, der etwa vor einem Jahre eine sehr angenehme Person geheiratet hatte. Ein junges Mädchen, etwa von 14 Jahren, bediente meine junge Wirtin und besorgte auch meine kleinen häuslichen Angelegenheiten. Lieschen sollte mir meine Zweifel auf klären; nur war die Frage: wie ich es ihr vortragen sollte?

Lieschen war eine kleine Brünette, munter und lebhaft und dabei herzlich gesprächig, besonders wenn sie ihre Frau nicht in der Nähe wusste. Ein längst gewünschter Tag, wo Madame Reibhand einmal zum Besuch ausgehen würde, erschien. Lieschen brachte mir Kaffee. Ich nahm ihre Hand und sah ihr starr ins Gesicht. Ich wollte reden und fand keine Worte.

Lieschen: »Was sehen Sie mich so an?«

Ich: »Ich bin Ihr so gut, mein Lieschen.«

Lieschen: »I, das ist mir recht lieb.«

Ich: »Ist Sie mir denn auch etwas gut?«

Lieschen: » Warum nicht ? «

Ich: »Will Sie mir wohl ein Küsschen geben?«

Lieschen: »So, so! - das nun eben nicht.«

Ich: »Und warum nicht?«

Lieschen: »Still, Herr v. H., die Köchin möcht’ es hören. Warten Sie, sie geht dann aus, ich will Ihnen dann was sagen.«

Lieschen ließ sich willig küssen und hüpfte fort. Gewonnenes Spiel, dachte ich, und phantasierte brav, wie ich’s nun anfangen wollte.

Ich legte mich aufs Bett. Lieschen kam, ich zog sie neben mich, schlang meinen Arm um ihren Hals und eins, zwei, drei Küsse, die ich unter lässigem Sträuben auf ihren niedlichen Mund drückte, erweiterten meine Lunge so, dass ich fast keine Luft schöpfen konnte.

Lieschen: »Was fehlt Ihnen?«

Ich: »O Lieschen, ich bin Ihr so gut.«

Lieschen: »Mir? Und nicht Madame?«

Ich: »Wieso Madame?«

Lieschen: »Oh, ich dachte nur, weil die Ihnen so gut ist und immer nach Ihnen fragt und von Ihnen spricht.«

Ich: »Lass das, Lieschen! - Willst du mir wohl etwas zu Gefallen tun?«

Lieschen: »Recht gerne.«

Ich fuhr mit meiner Hand unter ihren Rock; sie stieß mich zurück.

Lieschen: »Was wollen Sie?«

Ich: »Ich glaubte, du wolltest mir etwas zu Gefallen tun?«

Lieschen: »Nun ja, aber - was wollen Sie?«

Sie sah mich an, entfärbte sich und schien meine Absicht zu erraten. Ich wiederholte meinen Versuch und ward wieder zurückgestoßen. Nun aber überwältigte mich meine Begierde, ich schloss das Mädchen in meine Arme, streckt’ es unter mich aufs Bett, und wie wütend bedeckte ich es mit Küssen. Das arme Mädchen schnappte nach Luft, ihre Augen verkleinerten sich, sie wollte sprechen und konnte nicht. Es glückte mir, meine Hand unter ihren Rock zu bringen, ich suchte den Ort, den die Hand meines Vaters an Lilla so umschmeichelt hatte, und auch das gelang mir. Wie aber meine Finger eine sanfte Wolle berührten, so durchfuhr es gewaltig meinen ganzen Körper, meine Augen verloren das Sehvermögen, ich versank in eine Ohnmacht und empfand ein unbeschreibliches Vergnügen.

Lieschen hatte sich losgemacht, sie sah mich an.

Lieschen: »Was fehlt Ihnen?«

Ich: »Lieschen, welch ein unbeschreibliches Vergnügen!«

Ich schloss sie aufs Neue in meine Arme.

Ich: »Noch einmal, Lieschen, lass mich den schönsten Ort deines schönen Körpers befühlen, noch einmal, bitte.«

Ich bat so dringend und mit so vielen Küssen, dass Lieschen sichtbar schwach wurde und meiner Hand ganz freien Lauf ließ. Lieschens Atem ward kürzer, sie schlang beide Arme um mich, drückte mich ganz fest an sich, schloss ihre Augen, der Atem zitterte jetzt aus ihrem Mund, und ein warmes, flüssiges Wesen bedeckte meine Hand.

»Nun, Lieschen?«

Sie entwand sich meinem Arm und entsprang.

Sechstes KapitelDas war ein Schritt

Ich bat Lieschen von nun an beständig, mich doch einmal mit in ihre Kammer zu nehmen, denn zu mir durfte sie nicht wagen zu kommen, aus Furcht, Madame, die gleich nebenan schlief, möchte rufen; allein immer vergebens. »Genug«, sagte sie, »dass ich Ihnen das erlaube.« Nun war freilich das schon ein außerordentliches Vergnügen, dass meine Hand alle Freiheit genoss; allein ich hatte Lilla an der Seite meines Vaters nackend und dann in besonderer Positur gesehen.

Herr Reibhand war auf der Messe. Es war elf Uhr, schon eine Stunde lag ich in meinem Bette, als etwas meine Tür öffnete, vor mein Bett trat und mich mitzukommen nötigte. Es war Lieschen. Herausspringen und folgen war eins.

»Kommen Sie«, sagte sie zu mir, »und sehen Sie, ob meine Frau schöner ist als Lilla, von der Sie mir erzählt haben.«

Wir kamen in die Kammer. Sie führte mich an die Türe, in der ein kleines Loch war; gewiss zu einem andern Behuf bestimmt, als dass jetzt Madame belauscht wurde.

Sie saß rückwärts auf einem Armsessel, hatte die Schenkel auseinander, die Füße auf zwei Stühle gestützt und spielte an ihrer Liebesgrotte, dass es ein Zittern war - Feuer durchglühte mich über und über.

Lieschen lauschte am Schlüsselloch. Ich griff nach ihr, sie war mehr heiß als warm, meine Hand suchte und traf ihren niedlichen Liebestempel.

Nur zwei Schritt davon stand ihr Bett; die Nacht war hell genug, um nicht anzustoßen; ich umfasste sie, trug sie aufs Bett, kein Widerstand. Ich entledigte mich meines Hemdes, und nun schloss ich mein Mädchen fest an meine Brust, suchte mit meinem Amor zu treffen und kam bald zu hoch, bald zu tief und immer fehl. Das Berühren und Bewegen brachte mich von Sinnen, ich schnaubte und arbeitete, und die alten Gurte an Lieschens Bette, die ein solches Beben nicht gewohnt sein mochten, zerrissen, und wir fielen durch. Allein nichts brachte mich zu mir selbst, ich arbeitete fort, als auf einmal Madame, die die Erschütterung gehört hatte, mit dem Lichte in der Hand, in einem Schlafrocke hereintrat. Der Lichtschein schreckte mich auf einmal auf, ich ergriff die Flucht, verfehlte aber in der Wut die Türe, sprang durch die Wohnstube in Madames Schlafkabinett und wusste im Dunkeln nicht, wo ich eigentlich war. Ich tappte und tappte und fand keinen Ausgang.

Wie Madame dem halbtoten Lieschen den Abendsegen gelesen und eine handgreifliche angenehme Ruhe gewünscht hatte, so hörte ich, wie sie die Tür verschloss. Sie trat aus ihrem Schlafgemach ins Wohnzimmer und machte auch diese Tür zu.

Hier stand ich armer Sünder nun nackend wie aus dem Mutterleibe, mit steifen Nerven und hätte vor Scham in die Erde sinken mögen.

Madame betrachtete mich genau.

»So, Herr v. H., wahrlich, das gefällt mir! In einem solchen Aufzuge. Das Vergnügen hätt’ ich ja wohl nie gehabt, wenn Sie die Überraschung nicht die Türe verfehlen ließ.«

Ich vermochte keinen Laut hervorzubringen.

»Nun, Sie möchten sich erkälten, ich verzeihe Ihnen, weil Sie mich in diesem Aufzuge vergnügen, doch unter der Bedingung, dass ich Sie nie wieder so betreffe. Kommen Sie!«

Sie führte mich an die Türe, machte auf, und ich eilte durch, und erst, wie sie hinter mir zuschloss und laut lachte, sah ich, dass ich wieder in einem andern Zimmer war.

Ich war und blieb stumm.

Madame stellte das Licht hin, näherte sich mir, legte ihre Hand auf meine Schulter und sagte:

»Herr v. H.! Strafe muss sein! Indessen hoff’ ich, dass Sie am Ende sich nicht über meine Härte beschweren sollen.«

Sie nahm mich, führte mich ans Bett und nötigte mich zum Liegen. Ich war ängstlich, und sie legte mich selbst, ließ den Schlafrock fallen und lag neben mir.

Unbeweglich lag ich da.

»Finden Sie denn an mir nicht so viel Schönes«, hub sie endlich an, indem sie meine Hand auf ihren wallenden Busen legte, »wie an Lieschen?«

Das Sanfte des Busens erheiterte mich. Oh, ich kannte damals noch nicht den Wert eines schönen Busens! Ich erhob mich und wagte einen Kuss, der mir doppelt erwidert wurde und meine ganze Begier aufs höchste reizte.

»Schöne Frau«, stockt’ ich endlich, »ich bin außer mir; haben Sie Mitleiden mit mir.«

»Sie glühen!«

Sie rückte näher, entblößte sich und führte meine Hand über krauses Haar. Ich geriet außer mir, stürzte über sie hin und stieß mit meinem Amor immer fehl. Ich Armer wusste mich nicht zu benehmen.

»Nicht so hitzig, Lieber«, sagte meine Schöne, »sparen Sie Ihre Kräfte - Geduld: halten Sie ein–«

Ich hörte nicht mehr.

Endlich gelang es ihrer schönen Hand, meinen Amor zu erhaschen, ich schnaubte, sie hob sich etwas, und glücklich führte sie ihn in die Grotte der Wollust.

Kaum darin, so verlor ich alles Gefühl in den übrigen Teilen meines Körpers, das sich allein in meinem Amor konzentrierte. Sie spielte an meinen Haaren, küsste mich von Zeit zu Zeit, befühlte meinen bloßen Körper und brachte mich durch Tändeln wieder zu mir selbst.

»Nun, Herr v. H.«

Ich verbarg mein Gesicht auf ihrem Busen und wagte vor Scham nicht aufzublicken.

»Bald sollt’ ich glauben, lieber Jüngling, dass Sie mir die Erstlinge Ihrer Keuschheit gebracht haben; warum verbergen Sie Ihr Gesicht?«

Sie hob mich auf und legte mich neben sich und stützte sich auf ihren linken Arm und hatte also meine ganze Figur vor sich liegen.

Mein kleiner Amor hatte sich schon wieder gehoben.

Sie nahm ihn, wie ein Blitz durchfuhr es alle meine Glieder, sie lächelte, und indem sie sich über mich hindrückte und mich küsste, sagte sie: »Schöner Junge, feurig bist du, aber zaghaft und verschämt und stumm.«

Ich armer, unwissender Knabe!

Indessen wirkte diese Aufmunterung doch so viel, dass ich meine Hände in Bewegung setzte. Ich streichelte ihre weiche Haut.

Sie drückte mich fest an sich, und je mehr meine Finger beschäftigt waren, desto heißer wurden ihre Küsse und desto mehr schwoll jeder Muskel meines Körpers.

Sie legte sich, gewaltig hob sich ihr Busen.

»Nur nicht so hitzig, Lieber«, sagte sie, »etwas langsam, und lassen Sie mich nicht auf dem halben Wege des Vergnügens zurück.«

Wie mochte sie mir zumuten, dass ich das verstehen sollte?

Ich schauderte und schlang ihr rechtes Bein über meine Hüfte.

So ungefähr hab’ ich Lilla gesehen, dacht’ ich.

»Langsam, Lieber!«

»Halt! küssen Sie mich: eins, zwei, drei!«

»Nun wieder!«

»Nicht so ge -«

Ihre Lippen bebten, der Atem stockte, die Augen brachen - fest umschloss sie mich und erwiderte mit solch einer Heftigkeit, dass sie mich bisweilen ganz emporhielt.

Mein kleiner Amor war gebadet, und meine Schöne schloss die Augen und blieb unbeweglich; und nun entlud ich in dem größten Übermaß. Meine Schöne schnappte nach Luft und schlang, als ob sie es hinunterschlingen müsste.

Kraftlos lag ich in ihren Armen.

Das war doch ein Schritt, meine Herren, und ein ziemlich langes Kapitel.

Siebentes KapitelEnthält mancherlei Betrachtungen

Ich müsste mich sehr irren oder vielmehr meine Erfahrungen müsste ich hintergehen, wenn mich nicht mancher meiner Leser herzlich beneidete.

Denn mir half der Zufall und feuerte meinen Mut an.

Vielleicht wäre Madame nie so gefällig gegen mich gewesen, hätte sie mich nicht überrascht und hätt’ ich mich nicht in ihr Zimmer verirrt. Absicht war es nicht von mir, meine Begierden hatten mich blind gemacht. Vielleicht war es auch gar nicht ihre Absicht, mich in ihr Heiligtum einzuführen, wär’ ihr nicht mein trotziger Amor in die Augen gefallen, der ihren Zorn besänftigen mochte. Gute Gelegenheit und Zufall verschaffen mehr Siege als angestrebte Mühe; das hab’ ich oft erfahren und werde es meinen Lesern mitteilen.

Mein Temperament war nun einmal so, und wäre ihm die Gelegenheit entgangen, so würde ich gewiss auch, wie tausend Jünglinge, Körper und Seele schwächen und würde zum trägen, missmutigen und unzufriedenen Geschöpfe, wie wir derer so viele sehen; anstatt dass ich jetzt in einem Alter von 60 Jahren noch munter und stark bin, drei Stunden herzhaft marschieren und den ganzen Tag zu Pferde sitzen kann, heiter meine Tage zubringe, mit Lust esse und trinke und sanft die Nacht durchschlafe.

Fern sei es von mir, dass ich alles, was ich meinen Lesern erzählen werde, für Recht halte; wie reimt sich dies mit einem feurigen Jüngling zusammen? Gar zu gern und oft kann er nicht anders, folgt er seiner Begierde und überschreitet die Schnur.

Dass ich für den Menschen nichts anderes in Anspruch nehme als ihm die Systeme der Moral und besonders der Theologie vorschreiben, versteht sich von selbst.

Achtes KapitelHier wird ein Kontrakt geschlossen

Wie mir Lieschen am andern Morgen meinen Kaffee brachte, weinte sie.

»Was fehlt dir, mein Lieschen?«

»Fragen Sie noch? Unglücklich bin ich, Madame will mich aus dem Dienste jagen, und nun bin ich beschimpft.«

»Armes Mädchen!«

Ich nahm sie in meine Arme und küsste sie ohne allen Widerstand. Ich kam mit meiner Hand unter ihren Rock, und sie hinderte es nicht. Der kleine, mit Wolle eingefasste Eingang zur Liebesgrotte, ich fand ihn verschieden von dem der Madame.

»Lieschen, auf mein Bett, komm -«

Ohne Weigerung folgte sie mir, Madame schlief noch. Ich legte sie auf den Rücken, deckte sie auf, beschämt hielt sie die Hand vor das Gesicht und kreuzte die Schenkel.

»Nein! sehen sollen Sie nicht!«

Geschwind stieß ich an die Pforte der Grotte und konnte doch nach aller Anstrengung kaum Eingang finden, als mir schon der Lebenssaft entging. Kaum fühlte sich Lieschen befeuchtet, als ihr Auge, das bisher von Tränen glänzte, überfloss. Sie schauderte und zitterte an allen Gliedern, und schwächer und schwächer ward ihr Atem.

Lieschen ging.

Noch war ich in tiefes Nachdenken versunken über die Ursache, warum ich wohl bei Lieschen bloß in der Vorhalle hatte opfern können, als Lieschen herein trat und mir sagte, dass mich Madame sprechen wollte.

Heiß überlief es mich; ich küsste Lieschen flüchtig und eilte hin.

Madame saß in einem leichten, kattunenen Neglige, sie errötete bei meinem Eintreten, und ich machte eine steife Reverenz und fragte stotternd, was zu ihrem Befehle stände.

»Setzen Sie sich neben mich, und trinken Sie einen Becher Schokolade mit mir.«

Ich gehorchte.

Madame: »Werden Sie auch schweigen können?«

Ich: »Können Sie das Gegenteil denken?«

Madame: »Ich will es nicht! - aber — ich will Sie nun auch allein haben und werde Lieschen fortschicken, ich hab’ es ihr schon angesagt.«

Ich: »Wäre das wohl ratsam? Das arme Mädchen ist unschuldig.«

Madame: »Können Sie mir das versprechen, und wollen Sie’s auch gewiss halten, dass Sie sich nicht mehr mit ihr abgeben wollen?«

Ich: »Ja, gewiss!«

Madame: »Und das so kalt! - Nicht einen Kuss darauf?«

Ich fiel ihr um den Hals und küsste ihren schönen, roten, aufgeworfenen Mund.

Sie zog den Stuhl näher und führte meine Hand. Sie küsste mich oft, sah starr in meine Augen, spielte an meinen Haaren und biss mich sanft bald in die Wangen, bald in die Lippen.

»Sie sind so wenig dreist, lieber Junge!«

Ich glaubte, sie zu verstehen; deckte ihren leichten Rock auf, streichelte den so weißen, runden, festen Schenkel, sie legte ihn über die meinigen, und meine Hand gelangte hin, wo sie sie haben wollte.

»Das ist unbefriedigend, kommen Sie.«

Sie war feurig, und sie entließ mich mit großer Zufriedenheit.

Ob ich mein Versprechen gehalten habe, wird eines der folgenden Kapitel lehren.

Neuntes KapitelEine ganz artige Aussicht

Ein benachbarter Edelmann, Herr v. G., gab ein großes Fest, und ich ward dazu eingeladen, wie das jetzt immer von meines Vaters Bekannten und Freunden geschah, seitdem ich seinen Namen führte.

Es war große Gesellschaft, und ich hatte viel Gelegenheit, mich an den schönen Damen zu vergnügen und durch meine Munterkeit ihren Beifall zu erhalten.

Eines Abends war Ball, und das Los teilte mir eine junge Offiziersdame als Tänzerin zu. Eine lebhafte, feurige Brünette mit großen, schwarzen, fordernden Augen. Ich erhielt ihren Beifall. »Tanzen Sie deutsch?« fragte sie mich, als eben die Musik eine Pause machte. »Deutsch«, rief ich laut und rollte mit meiner Tänzerin wie ein Kreisel dahin. Der Tanz hatte umso vergnügter für mich geendigt, weil meine schöne Tänzerin während des Walzens ihr Gesicht auf eine sehr geschickte Art dem meinigen zu nähern und nicht selten meine Lippen mit den ihrigen zu berühren wusste.

»Sie tanzen leicht und gut«, sagte sie lächelnd, als wir ans Fenster traten, »und lernen Sie erst kleine Zwischenspiele, so werden sie vortrefflich tanzen.«

Halb glaubte ich, sie zu verstehen.

Am anderen Tage nach aufgehobener Tafel nahm mich meine Brünette beiseite und sagte:

»Man ist hier gewohnt, Mittagsruhe zu halten, und wir wollen promenieren; in der Laube am großen Teiche treffen Sie mich.«

Mir ahnte mein Glück zum Teil.