Komm heim  zu deinen Kindern! - Roberta von Grafenegg - E-Book

Komm heim zu deinen Kindern! E-Book

Roberta von Grafenegg

0,0

Beschreibung

In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkinder" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Ihre Lebensschicksale gehen zu Herzen, ihre erstaunliche Jugend, ihre erste Liebe – ein Leben in Reichtum, in Saus und Braus, aber oft auch in großer, verletzender Einsamkeit. Große Gefühle, zauberhafte Prinzessinnen, edle Prinzen begeistern die Leserinnen dieser einzigartigen Romane und ziehen sie in ihren Bann. Die Gartenfeste auf Schloss Winterstein waren bei den Bekannten und Verwandten der Familie immer ein besonderer Höhepunkt. Nicht nur, weil das schöne alte Barockschloss über einen gut gepflegten französischen Garten verfügte, sondern auch, weil Gräfin Cornelia von Winterstein eine glückliche Hand bei der Auswahl der Gäste und der Gestaltung des Programms hatte. Die Ausstellungen, Konzerte oder Aufführungen von kleinen Opern im Gartentheater waren für alle Gäste ein Augen- und Ohren-schmaus. Die Familie von Winterstein war seit dem siebzehnten Jahrhundert auf dem Schloss ansässig. Gräfin Cornelia und Graf Franz hatten fünf Kinder, vier Söhne, die alle bereits verheiratet waren und das Nesthäkchen Diane, die einzige, von Vater und Brüdern heftig verwöhnte Tochter. Diane war inzwischen dreiundzwanzig, steckte immer voller ungewöhnlicher Pläne und studierte zur Zeit in München Kunstgeschichte. Sie war während der letzten Jahre ein seltener Gast auf den Gartenfesten ihrer Eltern gewesen. Zu aufregend waren die neuen Bekanntschaften und Verpflichtungen in München, dann wieder war sie viel gereist und schließlich hatte sie während des letzten Jahres ein Praktikum in einem großen Kunstauktionshaus absolviert. In diesem Jahr aber hatte Diane sich zum Gartenfest ihrer Eltern angemeldet und wie meist hatte die junge Frau neue Ideen im Kopf, die sie in die Tat umsetzen wollte. »Ich hoffe nur, dass ich nichts Falsches getan habe«, seufzte Gräfin Cornelia und schaute noch einmal prüfend in die Runde. Die Orangerie, die um diese Jahreszeit leer stand, da die Pflanzen in Hof und Garten verteilt waren, sollte für das heutige Fest als Ausstellungshalle dienen und war ringsum mit großflächigen Ölgemälden behängt, die die Gräfin selbst gemalt hatte. Es waren bezaubern-de Land­schaftsdarstellungen und Pflan­zenornamente, die allesamt etwas Träumerisch-Geheimnisvolles aus­strahlten, als berge jede Linie, jede Farbschattierung, jede Land­schaftsstimmung eine geheime Botschaft an den Betrachter. »Die Bilder sind wundervoll, Mama«, versicherte ihr Diane. »Es gibt nur wenige Profis, die so malen können, du kannst es mir glauben, ich verstehe etwas davon!« Die Gräfin seufzte. Sie malte seit über dreißig Jahren Aquarelle und Ölbilder, aber sie hatte niemals daran gedacht, ihre Werke auszustellen. Es war ein Hobby, ein Zeitvertreib für trübe Tage und stille Stunden. Natürlich hatte sie während der letzten zehn Jahre – seit die Kinder etwas größer waren – mehr Zeit für ihre künstlerische Beschäftigung gehabt und nicht selten ganze Tage im Atelier verbracht.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 102

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Fürstenkinder – 86 –

Komm heim zu deinen Kindern!

Unveröffentlichter Roman

Roberta von Grafenegg

Die Gartenfeste auf Schloss Winterstein waren bei den Bekannten und Verwandten der Familie immer ein besonderer Höhepunkt. Nicht nur, weil das schöne alte Barockschloss über einen gut gepflegten französischen Garten verfügte, sondern auch, weil Gräfin Cornelia von Winterstein eine glückliche Hand bei der Auswahl der Gäste und der Gestaltung des Programms hatte. Die Ausstellungen, Konzerte oder Aufführungen von kleinen Opern im Gartentheater waren für alle Gäste ein Augen- und Ohren-schmaus.

Die Familie von Winterstein war seit dem siebzehnten Jahrhundert auf dem Schloss ansässig. Gräfin Cornelia und Graf Franz hatten fünf Kinder, vier Söhne, die alle bereits verheiratet waren und das Nesthäkchen Diane, die einzige, von Vater und Brüdern heftig verwöhnte Tochter. Diane war inzwischen dreiundzwanzig, steckte immer voller ungewöhnlicher Pläne und studierte zur Zeit in München Kunstgeschichte.

Sie war während der letzten Jahre ein seltener Gast auf den Gartenfesten ihrer Eltern gewesen. Zu aufregend waren die neuen Bekanntschaften und Verpflichtungen in München, dann wieder war sie viel gereist und schließlich hatte sie während des letzten Jahres ein Praktikum in einem großen Kunstauktionshaus absolviert.

In diesem Jahr aber hatte Diane sich zum Gartenfest ihrer Eltern angemeldet und wie meist hatte die junge Frau neue Ideen im Kopf, die sie in die Tat umsetzen wollte.

»Ich hoffe nur, dass ich nichts Falsches getan habe«, seufzte Gräfin Cornelia und schaute noch einmal prüfend in die Runde. Die Orangerie, die um diese Jahreszeit leer stand, da die Pflanzen in Hof und Garten verteilt waren, sollte für das heutige Fest als Ausstellungshalle dienen und war ringsum mit großflächigen Ölgemälden behängt, die die Gräfin selbst gemalt hatte. Es waren bezaubern-de Land­schaftsdarstellungen und Pflan­zenornamente, die allesamt etwas Träumerisch-Geheimnisvolles aus­strahlten, als berge jede Linie, jede Farbschattierung, jede Land­schaftsstimmung eine geheime Botschaft an den Betrachter.

»Die Bilder sind wundervoll, Mama«, versicherte ihr Diane.

»Es gibt nur wenige Profis, die so malen können, du kannst es mir glauben, ich verstehe etwas davon!«

Die Gräfin seufzte. Sie malte seit über dreißig Jahren Aquarelle und Ölbilder, aber sie hatte niemals daran gedacht, ihre Werke auszustellen. Es war ein Hobby, ein Zeitvertreib für trübe Tage und stille Stunden. Natürlich hatte sie während der letzten zehn Jahre – seit die Kinder etwas größer waren – mehr Zeit für ihre künstlerische Beschäftigung gehabt und nicht selten ganze Tage im Atelier verbracht. Aber dennoch war sie niemals mit einem ihrer Bilder zufrieden gewesen. Diane hatte einiges an Überredungskunst aufwenden müssen, um die Mutter davon zu überzeugen, ihre Werke wenigstens zu diesem Gartenfest der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Die ersten Gäste erschienen bereits zum Mittagessen. Es waren die drei Söhne der Familie, die nicht wie Graf Paul im väterlichen Schloss geblieben waren, sondern sich mit ihren Familien anderswo niedergelassen hatten. Im Nu wimmelte das Schloss von Kindern zwischen drei und dreizehn Jahren, und die beiden Kindermädchen, die Gräfin Cornelia extra für den heutigen Tag angeheuert hatte, bekamen nun alle Hände voll zu tun.

Graf Olav, Dianes zweitältester Bruder, hatte an diesem Tag einen Freund mitgebracht: Prinz Claus von Köthen, ein Studienfreund, der ebenso wie Graf Olav begeisterter Anhänger des Motorsports war.

Prinz Claus hatte seine Leidenschaft für schnelle Wagen der Formel 2 während der letzten Saison fast mit seinem Leben bezahlt. Er war ein ehrgeiziger, erfolgreicher Rennfahrer und hatte im Kampf mit einem Konkurrenten ein viel zu riskantes Überholmanöver gewagt. Sein Wagen war in der Kurve aus der Bahn gerissen worden und gegen die Seitenwände geprallt. Bewusstlos hatte man den Prinzen aus dem Wagen geschnitten und in die Unfallklinik gebracht. Prinz Claus hatte Glück im Unglück: Die Verletzungen waren schwer, aber nicht lebensgefährlich. Nur eine breite rote Narbe blieb auf Stirn und rechter Wange zurück, eine Veränderung seines Äußeren, an die sich der junge Mann erst langsam gewöhnte.

Olav hatte seine Eltern vorsorglich angerufen und von dem Unfall und der entstellenden Narbe seines Freundes berichtet. So wusste auch Diane Bescheid und empfing den Prinzen, ohne über sein Aussehen zu erschrecken.

»Meine Güte, wie lange haben wir uns nicht gesehen«, sagte sie lächelnd. »Drei oder vier Jahre?«

Prinz Claus sah sie einen Moment lang an, dann wandte er den Kopf ab und schien in den Garten hinauszusehen.

»Es war zu deiner Abiturfeier, glaube ich«, erwiderte er, ohne sich ihr zuzuwenden. »Vor fünf Jahren. Damals trugst du die Haare kurz geschnitten und zum Entsetzen deiner Eltern ein rotes Minikostüm.«

Diane lachte hell auf.

»Stimmt«, rief sie. »Wie gut du dir das gemerkt hast! Ich habe damals den ganzen Vormittag über mit Mama über die Notwendigkeit einer eleganten Robe gestritten. Wie du siehst, habe ich inzwischen jedoch eine Menge dazugelernt.«

Sie drehte sich mit einer raschen Bewegung im Kreis, damit er das bodenlange weiße Kleid gebührend betrachten konnte und steckte dann eine vorwitzige blonde Haarlocke wieder in die Frisur zurück. Aus der aufmüpfigen Tochter von damals war eine faszinierende junge Dame geworden.

»Wie du sehen kannst, habe auch ich inzwischen meine Erfahrungen gemacht«, sagte Prinz Claus bedächtig und wandte ihr sein Gesicht wieder voll zu.

Mitleidig betrachtete Diane die breite Narbe, die im hellen Sonnenlicht grell rot leuchtete.

»Du hast großes Glück gehabt«, meinte sie. »Du hättest tot sein können.«

»Sicher«, gab er gleichgültig zurück. »Ich habe Glück gehabt, das ist wahr!«

Ein Fußball kam über eines der mit Buchsbaum geränderten Beete geflogen, und Prinz Claus fing ihn geschickt mit dem Knie ab.

»He, junger Mann!«, rief er laut zur anderen Seite des Beetes hinüber. »Der Fußballplatz ist im Hof!«

»Sorry!«, meinte Graf Olavs Ältester geknickt. »Der ist uns leider ausgekommen.«

»Na schaut mal, ob ihr den da erwischt«, rief Prinz Claus heiter zurück und schoss den Ball in den Hof, wo sieben Jungen unterschiedlichen Alters schon auf ihn warteten.

»Spielst du mit, Onkel Claus?«, fragte der Junge. »Dann sind wir nämlich genau zwei Mannschaften zu je vier Mann.«

»Na gut!«

Belustigt sah Diane zu, wie der Prinz mit dem Jungen davonlief und einige Sekunden später das Fußballspiel organisierte. Er kam fabelhaft mit den Kindern zurecht, setzte jeden an der richtigen Stelle ein und vermittelte auch den Kleinen das Gefühl, für die Mannschaft unentbehrlich zu sein.

Diane wollte sich gerade abwenden, um in die Orangerie hinüberzugehen, als das Fußballspiel durch einen hereinfahrenden Sportwagen gestört wurde. Normalerweise parkten die Besucher draußen auf einem kleinen Platz vor dem Schloss, da man den Innenhof von Autos frei halten wollte.

Der Besitzer des silbernen Sportwagens schien von dieser Gewohnheit keine Ahnung zu haben, denn er preschte wenig rücksichtsvoll in das Fußballspiel hinein und hätte um ein Haar einen der Jungen gestreift.

»Wissen Sie nicht, dass die Wagen draußen geparkt werden?«, hörte Diane die ärgerliche Stimme des Prinzen, der den Jungen gerade noch rechtzeitig zurückgerissen hatte.

»Was Sie nicht sagen!«, kam die ironische Antwort aus dem Inneren des Sportwagens.

Ein dunkelhaariger junger Mann stieg aus und schlug nachlässig die Wagentür hinter sich zu. Dunkle Augen blickten über den Hof und den Garten. Der Blick erfasste Dianes helle schlanke Gestalt, blieb einen Augenblick lang an ihr hängen und wandte sich dann Prinz Claus zu.

»Ich werde diesen schönen Hof nicht lange verunzieren«, erklärte der junge Mann. »Aber der Parkplatz draußen ist leider besetzt. Gestatten: Joachim von Neuenburg. Sie sind Prinz von Köthen?«

»Richtig«, meinte Prinz Claus kühl.

Graf Joachim fühlte sich bemüßigt, etwas über die auffällige Narbe zu sagen.

»Ich habe den Unfall im Fernsehen gesehen«, erklärte er. »Schlimme Sache. Sie haben jede Menge Glück gehabt.«

»Stimmt«, antwortete der Prinz trocken.

Diane begriff, dass dieser Satz dem Prinzen seit Monaten pausenlos gesagt wurde und dass er ihn wahrscheinlich nicht mehr hören konnte. Aber diese Erkenntnis berührte sie in diesem Moment nur am Rande. Etwas anderes hatte die junge Frau gefangen genommen.

Diane sah dem jungen Grafen nach, der sich inzwischen unbekümmert von Prinz Claus abgewandt hatte und zur Eingangspforte des Schlosses schlenderte. Als er im Sandsteinbogen der Pforte verschwunden war, klopfte ihr Herz so stark und unruhig, dass sie unwillkürlich die Hand auf die Brust legte.

*

Graf Franz von Winterstein stand neben seiner Frau in der Orangerie und begrüßte die eintretenden Gäste. Gräfin Cornelias Bilder erregten allgemeines Aufsehen, niemand konnte ohne einige Worte der Bewunderung an ihnen vorbeigehen.

»Das hast du alles nur deiner Tochter zu verdanken«, flüsterte der Graf seiner Frau ins Ohr. »Unsere Diane hat wieder einmal das richtige Gespür gehabt.«

»Mir ist das Ganze immer noch sehr unheimlich, Franz«, flüsterte die Gräfin zurück. »Ich wollte niemals als so etwas wie eine Künstlerin gelten.«

»Aber das bist du, mein Schatz!«, rief er aus. »Ich habe eine begabte Künstlerin geheiratet. Und eine wundervolle Mutter und Ehefrau dazu!«

Graf Franz genoss den Wirbel um die Bilder seiner Frau mehr als sie selbst. Er ging mit seinen Gästen durch die Orangerie, erklärte dieses oder jenes Gemälde, berichtete, wann es entstanden war und was seine Frau zu dieser Darstellung angeregt haben mochte.

»Joachim! Was für eine angenehme Überraschung!«, rief er dem jungen Grafen zu, der soeben die Orangerie betreten hatte. »Wir glaubten alle, du wärst noch auf Safari in Tansania!«

Der junge Mann lachte fröhlich.

»Extra für dieses Gartenfest bin ich einen Tag früher zurückgeflogen«, behauptete er. »Was sagt ihr nun?«

»Wir freuen uns darüber«, gab Gräfin Cornelia lächelnd zurück und reichte dem jungen Mann ihre Hand. »Hast du Karl schon gesehen?«

Karl war der dritte Sohn der Wintersteins und Joachims bester Freund aus gemeinsamer Internatszeit. Während der fünfunddreißigjährige Joachim immer noch sein Leben als umschwärmter Junggeselle genoss, hatte Karl vor vier Jahren geheiratet. Er und seine Frau hatten inzwischen zwei Töchter.

»Ich bin gerade angekommen«, meinte Joachim. »Was sind das für wundervolle Bilder? Habt ihr einen neuen Stern am Malerhimmel entdeckt?«

»Das haben wir!«, bestätigte Graf Franz, während die Gräfin errötete. »Meine Frau ist die Malerin. Und die Entdeckerin kommt soeben herein!«

Unter dem runden Sandsteinbogen war eine helle, schlanke Gestalt zu sehen, deren blondes Haar im Sonnenlicht leuchtete. Als Diane in die Orangerie trat, war der junge Graf von ihrer Erscheinung bezaubert. Was für eine anmutige junge Frau!

»Diane!«, rief er. »Das kann doch nicht wahr sein!«

Diane kam ihm lachend entgegengelaufen.

»Graf Joachim – der Schwarm aller heiratswütigen Töchter und ständiger Gast in allen Klatschspalten der Zeitschriften!«, meinte sie heiter. »Welch eine Ehre für unsere bescheidene Hütte!«

Der junge Graf betrachtete sie immer noch mit entzückten Augen. Was war aus diesem aufmüpfigen Kind mit der Stoppelfrisur doch für eine Schönheit geworden!

»Wenn du darauf anspielst, dass ich immer noch nicht in den ach so sicheren Hafen der Ehe eingelaufen bin, dann nimm dich bloß in Acht!«, warnte er sie lächelnd.

»Ach, ist das ein Reizthema?«, erkundigte sie sich.

»Das fragst du?«, erwiderte er. »Wöchentlich werden mir von den verflixten Zeitungsschreibern bis zu drei verschiedene Bräute angedichtet.«

»Diese hinterlistigen Journalisten, die sich das alles einfach so aus den Fingern saugen…«, provozierte Diane, und ihre grauen Augen blitzten ihn dabei von der Seite an.

»Vielleicht erklärst du mir besser, welchen Künstler du hier aufgetan hast«, versuchte Joachim abzulenken, denn er hatte bemerkt, dass Graf Franz ihr Gespräch mit Interesse verfolgte.

»Oh, da kann ich dir auf die Sprünge helfen«, sagte sie und zog ihn mit sich fort, um ihm die Gemälde zu zeigen. Heiter und angeregt erzählte sie ihm die Geschichte der Bilder, flocht diese oder jene Familienanekdote hinein, machte Anspielungen und blitzte ihn immer wieder mit ihren grauen Augen an.

Sie war zauberhaft – er würde sich sehr zusammennehmen müssen, denn immerhin befand er sich im Elternhaus seines besten Freundes.

Joachim und Diane waren so mit sich beschäftigt, dass sie die Anwesenheit eines weiteren Besuchers nicht bemerkten. Auch Prinz Claus war in die Orangerie gekommen, um die Bilder von Gräfin Cornelia zu bewundern. Er verfügte seit einigen Jahren über eine sehr umfangreiche Gemäldesammlung, die sein Vater ihm schon jetzt übereignet hatte, da Prinz Claus schon immer großes Interesse für Malerei gezeigt hatte. Auch jetzt betrachtete er die Bilder mit Kennerblick und staunte über ihre Aussagekraft.

Dann aber drang der heitere Klang von Dianes Stimme an sein Ohr, und er musste unwillkürlich zu dem Paar hinübersehen, das vor einem der Bilder stand.

Diane! Seit Jahren war sie ihm nicht aus dem Kopf gegangen, damals noch die jungenhafte, freche kleine Schwester des Freundes, der er seinen ersten Rennwagen vorführte. Wie hatte sie ihn damals herausgefordert, schneller zu fahren, immer schneller.