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Der Tod ist einsam und macht sich auf, einen Begleiter für sich zu suchen. Dafür wandelt er sein Erscheinungsbild in das der römischen Schicksalsgöttin Morta. An Kunz von Kauffungen, einem ritterbürtigen Freien Edelknecht aus dem 15. Jahrhundert, findet Morta Gefallen und bietet ihm eintausend Jahre Ruhm und Ehre, wenn er für diese Zeitspanne bei ihr bleibt. Als Kunz für den Kurfürsten Friedrich II. von Sachsen 1450 in den Krieg zieht, gerät er dabei in Gefangenschaft und kann sich nur mit erheblichen Geldmitteln freikaufen. Darüber hinaus verliert er sein vom Kurfürsten zuvor geschenktes Gut Schweikershain, auf dem er und die Seinen mittlerweile leben. Als Kunz dagegen klagen will, wird bald klar, dass der Kurfürst kein Interesse an dessen Situation hat. Mehr noch, er erniedrigt Kunz vor den Augen des ganzen Hofes derart, dass dieser Rache schwört.
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Seitenzahl: 135
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KUNZ VON KAUFFUNGEN, Freier Edelknecht, Junker
DER TOD / MORTA
GOTT, als Stimme
KURFÜRST FRIEDRICH, der Sanftmütige
MARGARETHA, seine Gemahlin
FREDERICK,
ERNST,
ALBRECHT, die Prinzen
ANNA,
HEDWIG, die Prinzessinnen
GEORG VON HAUGWITZ, Kanzler Friedrichs
EINSIEDEL, Geheimrat Friedrichs
MATHILDE, Kinderfrau der Prinzen und Prinzessinnen
ACHT (später VIER) KURFÜRSTLICHE GARDISTEN
FRAU VON HONSBERG, Küchenmeisterin
BARTHEL, Küchenjunge
ZWEI KÜCHENHILFEN
FRIEDRICH VON BRANDENBURG,
LUDWIG VON HESSEN,
FRIEDRICH VON BEICHLINGEN, offizielle Berater
HERZOG WILHELM, des Kurfürsten Bruder
HERZOGIN ANNA, seine Gemahlin
EIN DIENER, zu Herzog Wilhelm
EINE ZOFE, zu Herzogin Anna
APEL VITZTHUM,
BUSSO VITZTHUM, Berater Wilhelms
WILHELM VON SCHÖNFELS,
WILHELM VON MOSEN,
SCHWALBE,
SCHWENCZ,
RUSSWORM,
TREBIN, Mitstreiter um Kunz
JOHANN VON CIMBURG, Böhmischer Söldnerführer
ADLIGE / LANDESSTÄNDE
RICHTER des Berggeschworenengerichts zu Freiberg
EIN MEDICUS
ZWEI TORWACHEN
ZWEI BOTEN
ZWEI FREIBERGER STADTWACHEN
HENKER nebst HENKERSKNECHT
EIN GEWÜRZHÄNDLER
KÖHLER SCHMIDT nebst weiteren KÖHLERN
ROSENKRANZ, ein Mönch nebst weiteren MÖNCHEN
KURSÄCHSISCHE SOLDATEN
HAUPTMANN, zu den Kursächsischen Soldaten
BÜRGER in Freiberg
BÖHMISCHE SOLDATEN, zu Cimburg
Morta – Ein Prolog
ERSTER AKT
ZWEITER AKT
DRITTER AKT
VIERTER AKT
FÜNFTER AKT
Er war von Anfang an dabei, der Beender, der Tod. Was entstand, sollte auch irgendwann wieder vergehen. Zunächst war er nur ein notwendiges Werkzeug, damit sich Dinge und Verhältnisse im Universum verändern und Neues an deren Stelle treten konnte. Der Schöpfer hatte den Tod erschaffen, um nicht direkt als er selbst die notwendige Veränderung herbeiführen zu müssen. Es gefiel ihm, diese Funktion in jemandem zu manifestieren und diesen mit einem eigenen Bewusstsein zu versehen. Dem Beender, wie er den Tod anfangs nannte, konnte er jedwede Veränderung, die notwendig geworden war, übertragen. Der Allmächtige hatte sich jedoch nicht nur dieses eine Mal gespalten. Es gab noch eine weitere Entität, die aus ihm hervorgegangen war. Denn wenn die Dinge enden sollten, so wollte er gleichzeitig, dass Jegliches unverloren war. Mehr noch, es sollten keine bloßen Erinnerungen, sondern die Wahrung des Lebens an sich sein. Diese dritte Entität war die Bewahrerin. Später gemeinhin bekannt als die Zeit. Sie nahm alles in sich auf, unauslöschlich. Gott erschuf und die Zeit legte den Verlauf aller Schöpfungen an. Immer wenn etwas endete, konnte sich somit jene Schöpfung selbst erfüllt in ihrer Ganzheit betrachten und betrachtet werden, so diese es wollte. Auch konnten die Erfüllten stets untereinander kommunizieren. Da der Tod vom Schöpfer war, der Quelle des Lebens an sich, bedauerte er es, die Dinge enden zu lassen, die zuvor so wunderbar geschaffen wurden. So ermöglichte Gott ihm Zugang zur ewigen Bewahrerin, der Zeit. Damit war der Schöpfer gleichzeitig eins und zu dritt: Quelle, Bewahrerin und Beender. Das mächtigste Trio im Universum. Äonen funktionierte dies hervorragend. Dann kamen einfachere Lebensformen mit unfassbar kurzen Existenzen. Pflanzen, Tiere, Menschen und andere Herausforderungen auf allen denkbaren Himmelskörpern, in allen denkbaren Varianten. Was auch immer der Schöpfer sich dabei gedacht hatte. Und es wurden immer mehr. Der Allmächtige wollte auch, dass ein gewisser Teil sich zwar veränderte, entwickelte und letztlich beendet wurde, aber dennoch im Kern ursprünglich blieb, so wie er. Gott erschuf somit eine Variante zwischen Leben und Tod, die Seele. Ein ewiger Kern, der in Körpern wohnen und sich sogar als solche definieren konnte, bis diese starben oder zurückgegeben werden mussten. Somit hatten Körperbewohner im Moment ihres Todes nur einen kleinen Teil ihrer selbst abzugeben. Nur, um bald darauf neue Körper mit neuen Möglichkeiten zu bewohnen, um letztlich doch sie selbst zu sein. So traf der Tod dieselben immer wieder. Und eines Tages kam es, dass seine mittlerweile größte Routine, Seelen einzusammeln, immer langweiliger wurde. Am schönsten dabei war es, die Geschichten dieser Seelen zu erfahren, so diese denn redselig waren, anstatt sie nur aus ihren kurzlebigen Hüllen zu holen und dem Schöpfer zurückzugeben. So redete der Tod mit ihnen und der alte Auftrag wurde wieder interessant. Doch waren die Gespräche arbeitsbedingt kurz. Einfach zu kurz. Das konnte so nicht weitergehen.
Die Bühne zeigt das Altenburger Schloss an drei Stellen. Im hinteren Bereich ist links ein Holztor mit zwei Flügeln zu sehen, welches für das innere Tor zum Schloss steht. Davor stehen links und rechts zwei Wachen. In der Mitte befindet sich eine zweiflügelige prunkvolle Tür, welche den Zugang zum Haupttrakt (Corps de Logis) des Schlosses darstellt, darüber ein Fenster. Auf der rechten Seite führt eine alte Außentür zur Schlossküche. Ist das linke Tor geöffnet, lässt sich im Hintergrund das Innere des Altenburger Schlosses oder etwas Vergleichbares erkennen. Niemand soll hier ins Dunkel laufen oder daraus erscheinen. So auch, wenn die Flügeltüren in der Mitte geöffnet sind. Hier ist ebenfalls ein gemalter Hintergrund zu sehen, welcher das Corps de Logis oder einen Gang dahin andeutet. Hinter der Küchentür, auf der rechten Seite wird es etwas unscheinbarer. Man erkennt aber, dass sich dahinter der Zugang zu einer größeren Hofküche verbirgt. Der Bereich zwischen den Türen und dem Tor ist als neutrale, leicht verschlissene graue Hofmauer-Ansicht gestaltet, bei der teilweise rankender Efeu zu erkennen ist.
Altenburg, Kursachsen, anno 1445. Der Tod kommt mit der Seele eines Mannes des Weges. Sie bleiben stehen. Die Seele ist die eines einfachen, armen Bauern. Der ganz in Schwarz gehüllte Tod trägt eine Kapuze, durch welche sein Gesicht kaum zu erkennen ist. Er stützt sich auf eine Sense. An einer Schnur um seinen Hals hängt ein kleines weißgraues Horn, welches keine zwanzig Zentimeter misst. Die Seele hatte zuvor dem Tod einiges an Fragen beantwortet und erwartet nun Anweisungen, wie es weitergeht. Doch der Tod ist zögerlich.
TOD. Danke für die Einblicke in dein Leben. Das war höchst interessant für mich. – Jetzt, wo es so weit ist, möchte ich dich gar nicht gehen lassen. Aber so muss es sein, du musst weiter. Der Herr erwartet dich. Die Seele geht weiter, der Tod seufzt. Die Stimme Gottes ist zu hören.
GOTT. Mein alter Freund, du zögerst in letzter Zeit immer öfter. Was ist mit dir?
TOD. Ach Schöpfer, so viele Zeitalter diene ich dir schon. Kann es denn nicht jemanden geben, der einmal länger bei mir verbleibt?
GOTT. Länger?
TOD. Länger als Augenblicke, länger als Minuten. Jemand, der mich eine Weile begleiten könnte, jemand zum Reden.
GOTT. Oh, ich verstehe … denke ich … Bist du etwa einsam?
TOD. Ja! Ja, so ist es.
GOTT. Nach all den Jahren? Den Zeitaltern und Galaxien? Wirklich? – Nun, ich stelle mir das recht interessant vor, dir jemanden zu lassen … eine Zeit lang.
TOD. Eine gute Seele, ein aufrechter Charakter, den ich mir auswählen kann.
GOTT. Was würdest du denn mit dem Erwählten alles unternehmen wollen? Wonach steht dir der Sinn?
TOD. Er soll mich begleiten. Ich möchte ihm erzählen, dass die Zeit sein körperlich endendes Ich für immer bewahren wird und was es mit dem Universum auf sich hat, ihn durch die Schöpfung führen und die wichtigsten Zusammenhänge erklären, stundenlange, besser tagelange Gespräche führen. Wenigstens für eine befriedigende Weile. Aber ich müsste ihn natürlich erst einmal fragen und auf Unfassbares vorbereiten.
GOTT. Nun, das hört sich sehr interessant für mich an … denke ich. Wenn du also eine Seele findest, die bei dir bleiben will, dann sollte dies aber … eintausend Jahre nicht überschreiten. Tausend Jahre soll dein Begleiter bei dir bleiben dürfen. Doch, wenn er eher gehen will, musst du ihn gehen lassen.
TOD. Du hast mein Wort. Ich danke dir.
GOTT. Aber als erstes solltest du vielleicht etwas an deinem Erscheinen ändern. Ist nur so ein Gedanke.
TOD. Mein Erscheinen?
GOTT. Die Sense, die Stimme, schwarzer Umhang. So wirst du nie eine Seele für eintausend Jahre bei dir halten.
TOD. Du hast Recht. Immer wirke ich zum Fürchten. Doch soll ich denn nicht so erscheinen, wie man mich auch erwartet? Und die Sense ist schon lange in Mode bei den Menschen.
GOTT. Ja, das ist wahr. Doch liegt der Fall hier etwas anders. Da du einer bestimmten, auserwählten Seele begegnen und dich vorstellen möchtest, die noch dazu bei dir bleiben soll, kannst du dein Aussehen gern selbst gestalten. Wenn es dir hilft, orientiere dich doch an all den Vorstellungen, welche die Menschen bereits von dir hatten. Sieh dir die Geschichte der Erde an. Schau zu den Griechen oder den alten Römern.
TOD. Die alten Römer?
GOTT. Die glaubten, wie auch die Griechen, an die drei Schicksalsgöttinnen, erinnerst du dich?
TOD. Ja, die Parzen … Drei Schwestern, Töchter des Jupiter. Eine von ihnen war der Tod. Und sie hieß … Morta.
GOTT. Vom Aussehen her ein junges, schönes Mädchen.
TOD. Ja …
GOTT. Mal etwas anderes als der Gevatter.
TOD. Ja, das klingt gut. – So sei es! Der Tod nimmt die Kapuze nach hinten und Mortas schönes Antlitz kommt zum Vorschein. Selbst die Stimme hat sich verändert und ist nun die eines jungen Mädchens.
MORTA. Besser so?
GOTT. Viel besser.
MORTA. Na, dann … wollen wir doch mal sehen, wen wir als Weggefährten gewinnen können.
GOTT. Die Sense?
MORTA. Oh … also, irgendein Werkzeug hatte ich doch immer dabei.
GOTT. Du hast nie wirklich eines gebraucht. Die Macht, die Dinge enden zu lassen, steckt allein in dir.
MORTA. Ich weiß schon, aber die Sense dient mir seit langem auch als Wanderstab und ich habe mich sehr daran gewöhnt. Nun, da brauchen wir wohl etwas anderes. Und die Schere Mortas, so wie es sich die Römer damals vorstellten … die will ich eigentlich nicht. Aber mein Horn der Erweckung … ja, das bleibt. Das gebe ich nicht wieder her. Denn ich bin sehr froh, dass ich es habe. Selbst wenn es nicht zur Ausstattung der römischen Morta gehörte.
GOTT. Das Horn sollst du natürlich behalten. Ich hatte auch nie vor, es dir jemals wieder wegzunehmen.
Das Horn der Erweckung war etwas, dass der Tod seit Anbeginn bei sich trug. Wenn er in dieses Horn blies, wurde etwas Beendetes, ganz gleich wie lange es her sein mochte, wieder in seine vorherige Form zurückgeholt. Ein sehr machtvolles Instrument, welches ihm der Schöpfer als letzten Ausweg geschenkt hatte. Denn es konnte durchaus vorkommen, dass ein Fehler passierte und die falsche Person beendet wurde. Da war es gut, zurückgehen zu können.
Morta betrachtetet ihren schwarzen Umhang.
MORTA. Gut, ein neues Gewand muss ich mir noch auswählen. Dafür brauche ich aber eine Weile, jetzt, da ich ein Mädchen bin.
GOTT. Denk daran, du bist immer noch der Tod! Auch wenn du dein für Menschen sichtbares Erscheinungsbild geändert hast.
MORTA. Ja, ich bin schon gespannt, wie der Auserwählte darauf reagieren wird. – Wer auch immer es sei.
Kunz von Kauffungen, Burgvogt des Altenburger Schlosses und bester Freund der kurfürstlichen Prinzen, fechtet mit ihnen im Spiele im Schlosshof. Die Parteien bestehen dabei aus Prinz Albrecht und Kunz gegen Prinz Frederick und Prinz Ernst. Alle benutzen hölzerne Übungsschwerter.
KUNZ. Ha ha. Das werden wir ja noch sehen, Prinz Frederick. Ihr werdet niemals gegen meinen Herrn Albrecht gewinnen, denn sein treuer Knappe Kunz gibt niemals auf!
ALBRECHT. Und wenn es sein muss, wirft er sich sogar für ihn in die Klinge!
KUNZ. Ja genau … Was mache ich? In die Klinge … Kunz ist abgelenkt und bekommt einen leichten Hieb von Ernst. Au!
FREDERICK. Ihr seid getroffen!
KUNZ. Ich bin getroffen, ich glaub‘s ja nicht. Ruft den Medicus, ruft den Priester, Kunz von Kauffungen liegt im Sterben! Kunz geht theatralisch zu Boden.
FREDERICK. Es lebe das Pleißenland! Ernst und Frederick stürzen sich auf Kunz. Albrecht lässt sich von der Situation anstecken, wirft sein Holzschwert hin und lässt sich ebenfalls auf Kunz fallen. Alle lachen. Kurz darauf wollen sie sich neu aufstellen.
ERNST. Jetzt kämpfe ich an Kunzens Seite und ihr seid die Feinde. Das Tor geht auf, Kurfürst Friedrich und sein Kanzler Haugwitz kommen heraus.
FREDERICKstolz. Vater, wir haben Kunz besiegt!
FRIEDRICH. Aha. Sehr schön. Tätschelt Ernst am Kopf. Ja, das sehe ich mir alles später an, hm? – Kunz!
KUNZ. Mein Fürst?
FRIEDRICH. Die neue Fassade ist wohl beschädigt worden, der Sturm gestern Nacht. Kümmert Euch darum, dass das schnellstens behoben wird.
KUNZ. Ja, Hoheit.
FRIEDRICH. Und Kunz, es eilt! Mein Bruder, der Herzog, kommt schon morgen!
KUNZ. Ja, Hoheit! Kunz macht sich eilig auf den Weg. Die Prinzen gehen enttäuscht zurück ins Schloss.
FRIEDRICHzu Haugwitz. Die Aufteilung unserer Ländereien wird ohnehin kein Vergnügen für Wilhelm. Da will ich nicht, dass er noch Gelegenheit erhält, mir bauliche Mängel am Residenzschloss aufzuzeigen.
HAUGWITZ. Natürlich nicht, Hoheit. Als Friedrich zurück gehen will, erblickt Haugwitz einige Personen, die sich dem Schlosshof nähern. Oh … Hoheit, ich glaube da kommt er wohl bereits! – Ist es nicht Euer Bruder, der Herzog? Herzog Wilhelm, nebst Gefolge kommt nun ins Bild.
FRIEDRICHkommt seufzend zurück und wartet, bis Herzog Wilhelm nah genug ist. Mein Bruder.
WILHELMfrohen Mutes. Mein Bruder.
FRIEDRICH. Wolltest du nicht … morgen kommen?
WILHELM. Ach, weißt du, ich habe mir gedacht, das gibt mir die Gelegenheit, alle angemessen zu begrüßen. Morgen ist sicher keine Zeit dafür. Wann treffen eigentlich deine Vermittler ein?
FRIEDRICH. Die Vermittler? Frühestens heute Abend, also Geheimrat von Einsiedel. Haugwitz, mein Kanzler, ist natürlich schon da.
WILHELM. Natürlich. Druckst etwas. Ich weiß, das wird dich jetzt verwirren, aber … ich habe ebenfalls Vermittler dabei.
FRIEDRICHwird ernst. Du hast was?
WILHELM. Weißt du, ich kenne dich einfach zu gut, Friedrich. Und die Leipziger Stände wohl auch, denn sie teilen meine Sorgen. Sie haben uns daher drei Schiedsmänner mitgegeben.
FRIEDRICH. Das kann unmöglich dein Ernst sein. Was brauchen wir denn Schiedsmänner? Wir haben doch Berater!
WILHELM. Ja, deine Berater! Ich habe welche, die ausnahmsweise mal nicht von dir instruiert wurden, Bruder.
FRIEDRICHerzürnt. Wer?!
WILHELM. Werde nicht gleich zornig, unsere Schwäger sind auch dabei. Wilhelm zeigt hinter sich. Ich will nur sichergehen, dass hier gerecht geteilt wird … Bruder. Drei hohe Herren kommen nun in Sichtweite Friedrichs, welcher kurzsichtig ist.
FRIEDRICHseufzt, jedoch zynisch. Meine Herren! Welch eine … Freude! Friedrich erkennt zunächst beide Schwäger: Friedrich von Brandenburg und Ludwig von Hessen – im Gegensatz zu Brandenburg mag er von Hessen nicht sonderlich und ist daher auch nicht erfreut. Friedrich wähnt sich ob dieses unverhofften Familientreffens dennoch siegessicher und geht auf Brandenburg zu. Friedrich, teurer Schwager. Also, dass man Euch schickt, beruhigt ungemein. – Meine Schwester?
BRANDENBURG. Eure jüngere Schwester wäre beinahe mitgekommen, aber irgendwer muss doch bei uns im Brandenburgischen nach dem Rechten sehen. Und das vermag sie bald besser als ich. Beide lachen. Friedrich nickt zufrieden und wendet sich nun von Hessen zu. Wilhelms Lächeln dagegen weicht einem neutralen Gesichtsausdruck.
HESSEN. Gott zum Gruß, mein Sachsen-Friedrich und beste Grüße aus Hessen von Eurer älteren Schwester.
FRIEDRICHatmet kurz durch. Ludwig … Ihr seid tatsächlich hier.
HESSEN. Tja, ich wurde bestellt. Außerdem hat mich Barbarossas Residenz schon lange gereizt.
FRIEDRICH. Tja! Und jetzt ist es meine Residenz! Hessen kann diese Reaktion nicht recht deuten, weiß aber, dass zwischen ihm und dem Kurfürsten Spannungen bestehen, und geht mit aufgesetztem Lächeln weiter. Schließlich tritt der dritte Herr vor, welcher Friedrich noch unbekannt ist.
BEICHLINGEN. Friedrich von Beichlingen, im Auftrag der heiligen Kirche …
FRIEDRICHkann sich nicht beherrschen und lacht Wilhelm zu. Noch ein Friedrich? Na, du musst es ja wissen. Von Beichlingen findet das gar nicht spaßig. Allein diese Unverschämtheit, dass der Kurfürst nicht ihn, sondern den Herzog anspricht. Es wird über ihn gescherzt, als sei er nicht persönlich anwesend.
BEICHLINGEN. Die Kirche will mich als Geistlichen dabei wissen, offiziell bin ich als Erzbischof hier! Friedrich bemerkt dessen Tonfall.
FRIEDRICH. Exzellenz … Doch von Beichlingen lässt sich damit nicht abspeisen. Er streckt dem Kurfürsten demonstrativ die Hand mit seinem Pontifikalring entgegen, als dieser bereits abgehen will. Friedrich stutzt und erkennt am Gesichtsausdruck seiner Schwäger und seines Bruders, dass man von ihm verlangt, die Kirche und ihren Vertreter angemessen zu respektieren. Widerwillig küsst er den Ring. Für Friedrich eine Demütigung. Erbost geht er an seinem Bruder vorbei. Stets den Augenkontakt zu ihm haltend, herrscht er ihn an. Waren das jetzt alle?! Wilhelm kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. Vergnügt folgt er Friedrich ins Schloss. Alle anderen folgen ihm nach.
Die Prinzen kommen aus dem Schloss gelaufen. Sie fechten wieder mit hölzernen Übungsschwertern.
ALBRECHT. Mit Holzschwertern kann ich mittlerweile ganz gut kämpfen.
ERNST. Ja, aber der Sinn ist es, diese Dinger eines Tages nicht mehr zu benutzen.
FREDERICK