L.A. Love - Dance With You - Sarah Robinson - E-Book

L.A. Love - Dance With You E-Book

Sarah Robinson

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Beschreibung

Glamour, Intrigen und Leidenschaft in Hollywood

Reed Scott ist der heißeste Schauspieler in L.A., doch als er die Hauptrolle in einem romantischen Tanzfilm übernehmen soll, braucht er dringend Unterricht. Ausgerechnet die Choreografin Teagan Reynolds, mit der er früher eine Beziehung hatte, soll ihm Nachhilfe geben. Diese ist darüber jedoch alles andere als erfreut, aber Teagan braucht den Job. Zu kneifen kommt also nicht infrage, aber sie wird auf keinen Fall riskieren, dass Reed ihr noch einmal das Herz bricht. Diesmal tanzen die beiden nach ihren Regeln ...

"Ein wundervolles Prickeln und viele Wortgefechte. Ich hab's geliebt!" Sharing My Book Boyfriend Blog

Band 2 der L.A. Love-Reihe von Bestseller-Autorin Sarah Robinson


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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Widmung

1

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Epilog

Die Autorin

Die Romane von Sarah Robinson bei LYX

Leseprobe

Impressum

SARAH ROBINSON

L.A. Love

DANCE WITH YOU

Roman

Ins Deutsche übertragen von Silvia Gleißner

Zu diesem Buch

Reed Scott ist der heißeste Schauspieler in L.A., doch als er die Hauptrolle in einem romantischen Tanzfilm übernehmen soll, braucht er dringend Unterricht. Ausgerechnet die Choreografin Teagan Reynolds, mit der er früher eine Beziehung hatte, soll ihm Nachhilfe geben. Diese ist darüber jedoch alles andere als erfreut, aber Teagan braucht den Job. Zu kneifen kommt also nicht infrage, aber sie wird auf keinen Fall riskieren, dass Reed ihr noch einmal das Herz bricht. Diesmal tanzen die beiden nach ihren Regeln …

Für alle, die je ihren Traum verloren und dann mit ganzer Macht darum gekämpft haben, ihn zurückzugewinnen.

1

»Ich kündige.« Reed Scotts Agent sah ihn an und warf ihm das Boulevardblatt an den Kopf. »Und diesmal wirklich. Ich kündige.«

Reed ließ sich tiefer in den Polstersessel im Agenturbüro sinken. »Jason, ich habe mich doch schon entschuldigt. Was willst du denn noch? Ist ja nicht so, als hätte ich darum gebeten, jede gottverdammte Sekunde meines Lebens überall in L.A. verfolgt zu werden.«

Die Androhung seines Agenten, die Kündigung einzureichen, hatte Reed schon ein Dutzend Mal gehört, aber das änderte nichts daran, dass er sich schuldig fühlte. Er mochte seinen Agenten. Tatsächlich waren sie ziemlich gute Freunde. Reed wollte ihm seinen Job bestimmt nicht noch schwerer machen, doch anscheinend konnte er nicht anders. Die Paparazzi waren überall, selbst dann, wenn er sicher war, er sei allein. Sie schienen immer einen Weg zu finden, ihn abzulichten.

»Bad Boy Reed Scott leckt Stripperin Tequila vom Bauch«, las Jason die Schlagzeile des Blattes vor. »Oh, oder wie wäre es damit? Partylöwe Reed Scott hat verschlafen – in einer Studentinnenverbindung! Ich meine, willst du mir einen Herzinfarkt bescheren? Versuchst du, dich durch ganz L.A. zu schlafen?«

Reed schnaubte und verdrehte die Augen. Er hatte doch nicht mit sämtlichen Mitgliedern der Studentinnenverbindung geschlafen, um Himmels willen. Die Presseleute ließen sich nur immer die schlüpfrigsten Schlagzeilen einfallen, um ihre blöden Klatschblätter zu verkaufen. Zur Hölle, neunzig Prozent von allem, was man über ihn berichtete, hatte er überhaupt nie gemacht. Die wenigen Fotos, die sie schießen konnten, waren das, was ihn in Schwierigkeiten brachte. »Also, wie ist der Plan? Können wir nicht etwas tun, damit sie die Artikel zurückziehen?«

»Das ist keine Fernsehshow, Reed. Ich kann deine Skandale nicht einfach in sechzig Minuten oder weniger wegwünschen.« Jason setzte sich schließlich in den Ledersessel hinter seinem großen Mahagonischreibtisch. »Wir brauchen Schadenskontrolle. PR. Wir brauchen eine komplett neue Marke.«

»In Ordnung.« Wie so etwas lief, wusste Reed. Die eine Hälfte seiner Karriere bestand darin, dass er Mist baute, und die andere Hälfte darin, dass er die erste Hälfte in Ordnung brachte. »Ein paar Babys küssen? Geld für wohltätige Zwecke spenden?«

Jason schüttelte den Kopf. »Das hilft nicht mal annähernd. Da der Dreh für deinen neuen Film beginnt, müssen wir dein Image drastisch ändern. Break Down ist ein romantischer Tanzfilm. Das bedeutet, er richtet sich an Teenager und junge Mädchen, die einen süßen Herzensbrecher sehen wollen – nicht jemanden, der all ihren Freundinnen sein Ding reingesteckt hat.«

Reed verzog das Gesicht, als er den Vergleich hörte. Sein Agent übertrieb auf jeden Fall maßlos, aber es lag eine gewisse Wahrheit darin, dass er den Großteil seiner Karriere damit verbracht hatte, die Vorteile des Ruhms zu genießen. Ein kleiner Film direkt nach dem College, der zum Kassenschlager wurde, war sein großer Erfolg gewesen, und seitdem war seine Schauspielkarriere steil bergauf gegangen.

Mit Ruhm und Geld kamen die Frauen. Es war schwer gewesen, nicht der Aufmerksamkeit zu erliegen, und noch schwerer, all den atemberaubenden Frauen zu widerstehen, die sich ihm an den Hals geworfen hatten. Sicher, er hatte viele zurückgewiesen, zu einigen mehr hatte er allerdings Ja gesagt. Doch mit keiner hatte es länger als ein paar Dates gedauert. Er hatte – ganz ernsthaft – versucht, Zeit und Anstrengung zu investieren, um eine dauerhafte Beziehung zu finden, aber jedes Mal, wenn er einer begegnete, von der er dachte, sie könnte die Frau sein, die ihm helfen würde zu vergessen … sie zu vergessen … suchte er fluchtartig das Weite.

Sosehr er die Frau aus seinen Gedanken streichen wollte, in die er sich vor über einem Jahrzehnt verliebt hatte, er konnte es nicht … und wenn er ehrlich war, wollte er sie vielleicht ja gar nicht vergessen. Also, die anderen Frauen? Die waren nur das Heftpflaster, das ihn zusammenhielt, denn sie damals zu verlieren, hatte ihn zerbrochen.

Und das Wissen, dass alles seine Schuld gewesen war? Das war etwas, das er sich selbst nie verzeihen würde.

»Das Erste, was du tun kannst? Lass deinen Schwanz in der Hose. Keine Frauen mehr.« Jason holte einen Notizblock hervor und begann darauf zu schreiben. »Ich rufe ein paar Pressesprecher an und sehe, was wir tun können, um dich auf positive Weise vor die Linse zu kriegen. Wahrscheinlich ein paar Fotoshootings, ein paar Essen mit skandalfreien Promis, ein paar Auftritte auf Wohltätigkeitsveranstaltungen. Wir müssen dein Image, wer du bist, ganz neu aufbauen.«

Wer ich bin? Na viel Glück dabei, denn Reed war sich selbst nicht einmal sicher, was die Antwort auf diese Frage war. »Na gut. Was immer nötig ist.«

Trotz seiner Neigung, die schöneren Dinge des Lebens zu genießen, war Reed einer der am härtesten arbeitenden Schauspieler in Hollywood, und er hatte absolut nicht vor, das jetzt zu ändern. Wenn er seinen Mist in Ordnung bringen musste, dann würde er seinen Mist in Ordnung bringen. Dieser Film war wichtig, und in den würde er alles investieren, was er hatte. Schauspielerei war nicht nur eine Karriere für ihn, sondern eine Kunstform. Es war etwas, wofür er schon sein ganzes Leben Leidenschaft empfand, angefangen von Theaterstücken und Inszenierungen auf der Highschool, an denen er teilgenommen hatte, bis hin zu Hauptrollen in Indiefilmen auf dem College. Er hatte Jahre damit verbracht, seine Kunst zu perfektionieren, und auch wenn er sich abseits vom Set vielleicht immer wieder mal wie ein Idiot verhielt – sobald diese Lichter angingen, war er Vollprofi.

»Aber während ich daran arbeite, musst du dich zusammenreißen. Geh zum Dreh, übe jede verdammte freie Minute und halte dich fern von Alkohol, Partys und Frauen.« Jason zeigte mit dem Finger auf ihn. »Verstanden?«

»Himmel, du klingst ja wie mein Vater.« Reed konnte seine Gereiztheit kaum verbergen. Sie waren Freunde, aber verdammt, wie viele Vorträge brauchte er denn noch? Waren ein paar Partynächte wirklich eine so große Sache? Immerhin war er weder drogensüchtig noch hatte er mit anderen üblen Sachen zu tun, die er bei Schauspielkollegen mit ansehen musste, und die sich darin verloren hatten. »Ich habe dich schon beim ersten Mal verstanden. Gleich nach dem Ganzen hier fahre ich zum Set, also werde ich sicher schwer beschäftigt sein.«

Untertreibung des Jahres. Er konnte immer noch nicht glauben, dass er für einen Film besetzt war, der sich vollständig ums Tanzen drehte. Tanzen gehörte so gar nicht zu seinem Hintergrund oder seiner Kompetenz, und doch musste er irgendwie mit einer sexy Choreografie Frauen beeindrucken.

»Vermassel das, und ich schwöre dir, dann kündige ich«, erinnerte Jason ihn zum unzähligsten Male. Um ehrlich zu sein, war Reed nicht sicher, warum sein Agent bis jetzt noch nicht gekündigt hatte. »Sieh zu, dass du aus meinem Büro kommst, und verdiene uns etwas Geld.«

Reed lachte, hauptsächlich deshalb, weil die Bezahlung der einzige Grund war, weshalb er für einen Film unterschrieben hatte, für den er Tanzen lernen musste. Die Gage war phänomenal, und auch wenn er das Schauspielen um der Kunst willen liebte, gab es keinen Zweifel, dass ihm ein siebenstelliger Scheck ebenso gefiel.

Ein paar Minuten später stieg er in seinen Lexus und fuhr zum Studio, wo er den Großteil der nächsten drei Monate mit dem Dreh von Break Down verbringen würde. Eine junge Produktionsassistentin empfing ihn am Tor. Sie führte ihn über das Gelände und zeigte ihm dann endlich in der Nähe des Hauptdrehortes seinen Wohnwagen. Der war sogar hübscher, als sein Vertrag beschrieben hatte, und fühlte sich im Grunde wie ein kleines Luxusapartment an.

Sie kicherte, als sie ihm das Schlafzimmer hinten im Wohnwagen präsentierte, und strich über die Matratze. »Es ist wirklich weich. Darauf haben wir für Sie geachtet.«

»Danke«, antwortete er, nicht blind gegenüber der Tatsache, dass ihr Blick über seinen Körper glitt, als wolle sie ihn vernaschen. Keine Frauen. Das hatte er seinem Agenten vor nicht einmal einer Stunde wortwörtlich versprochen. »Wann muss ich am Set sein?«

Die Produktionsassistentin hob ihr Klemmbrett und prüfte ihre Notizen. »In dreißig Minuten. Kann ich Ihnen in der Zwischenzeit etwas besorgen? Ich bin Ihre Anlaufstelle für alles, was Sie brauchen.« Da war das Flirtlächeln wieder. »Im Ernst, alles, was Sie benötigen … kann ich.«

Reed nickte. »Das weiß ich zu schätzen, aber ich bin zufrieden. Ich denke, ich werde ein wenig spazieren gehen, um ein Gefühl für den Ort zu bekommen.«

»Okay«, antwortete sie und sah dabei etwas enttäuscht aus. »Ich bin nur einen Anruf entfernt, falls Ihnen doch noch etwas einfällt.« Damit ließ sie ihn im Wohnwagen allein.

Er ging zurück in das Schlafzimmer, sah die Schubladen durch und stellte fest, dass sie bereits mit seiner Kleidung und persönlichen Dingen ausgestattet waren. Er holte ein schwarzes T-Shirt heraus, das seine perfekt geformten Arme und den Brustkorb betonte, und zog es zusammen mit einer Jeans an, bevor er wieder hinaus zum Set ging.

»Reed!«

Er drehte den Kopf und sah, dass der Regisseur ihn zu sich rief. »Hey«, grüßte er und schüttelte ihm die Hand. »Wie geht es dir, Mario?«

Mario Cruz, der Regisseur von Break Down, lächelte ihm zu. »Gut. Schön, dich hier zu sehen. Hast du es dir schon in deinem Wohnwagen bequem gemacht?«

»Ja. Er ist toll.«

Mario sah erleichtert aus. »Fantastisch.« Da kam eine junge Frau in leuchtend blauen Leggings vorbei, und Mario hielt sie an. »Bist du schon Taylor begegnet? Sie ist unsere zweite weibliche Hauptrolle. Sie spielt Alexandra, und sie ist eine hervorragende Tänzerin.«

»Freut mich, dich kennenzulernen«, meinte Reed und gab ihr die Hand.

Sie schüttelte sie und sagte: »Ganz meinerseits! Hast du schon Elena gesehen? Sie ist deine Filmpartnerin.«

»Ja, habe ich«, antwortete er. »Wir sind uns bei den ersten Verträgen über den Weg gelaufen.«

Taylor lächelte, liebenswürdig und freundlich, und ganz anders als die meisten Frauen, denen er heute begegnet war. Die hatten sich alle benommen, als wollten sie ihn mit Haut und Haar verschlingen. »Großartig! Also, ich muss weiter. Meine Frau wartet auf mich.«

Reed lächelte und war froh, dass er mit einer so freundlichen Besetzung arbeiten würde. »Wir sehen uns.«

»Hey, ich möchte dir noch jemanden vorstellen«, verkündete Mario, wandte sich um und winkte einer anderen Frau, ein paar Schritte entfernt. »Hey, Teagan! Komm, lass mich dich mit Reed bekannt machen!«

Die Frau drehte sich zu ihnen um. Das dichte hellbraune Haar floss ihr über die Schulter, während ihr Blick auf ihn fiel. Ihre dunkelbraunen Augen wurden groß, ihr üppiger Mund öffnete sich überrascht … und dann – Zorn? Sie runzelte die Stirn, presste die Lippen zusammen, und Reed erkannte, wen er vor sich hatte.

Ihm wurde flau im Magen, und seine Schultern spannten sich an, als die schlanke junge Frau zu ihnen kam.

»Reed Scott«, nannte sie ihn bei seinem vollen Namen, als sie stehen blieb. »Wir sind uns schon einmal begegnet.«

Er hatte keine Ahnung, was er der Frau sagen sollte, an die er seit über zehn Jahren jeden Tag dachte. »Teagan …«

»Ihr zwei kennt euch bereits?«, fragte Mario und drückte Reeds Schulter. »Prima. Das macht die Zusammenarbeit umso einfacher. Teagan ist unsere Choreografin am Set, und sie wird jeden Morgen vor dem Dreh mit dir arbeiten, um dir die Tanzschritte für den Tag beizubringen.«

Einfacher. Alles, aber das ganz sicher nicht. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Teagan ihn ansah, als wolle sie ihn ermorden. Er hatte es verdient, definitiv – doch das machte es trotzdem nicht leichter, in den Augen der Frau, die er einmal geliebt hatte, Hass zu erkennen.

»Ich freue mich schon darauf, aber ich bin nicht der allergrößte Tänzer«, gestand er in dem Versuch, das Eis zu brechen. »Mit mir wirst du alle Hände voll zu tun haben.«

Sie zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme. »Ich denke, das schaffe ich.«

Wie sie dastand, das Gewicht auf ein athletisch geformtes Bein gestützt, die Hüfte vorgeschoben. Die Demonstration einer starken Persönlichkeit, und ganz die Teagan, an die er sich erinnerte. Die Jahre hatten ihrer Schönheit nicht geschadet, und das Feuer in ihren Augen schien sie nur noch anziehender zu machen. Sie trug einen engen grauen Gymnastikanzug über noch engeren schwarzen Leggings.

Sie war schon immer Tänzerin gewesen, auch damals, als sie angefangen hatten, miteinander auszugehen, und sie hatte mit ihren Fähigkeiten nach Ruhm und Wohlstand gestrebt. Nachdem ihre Wege sich getrennt hatten, hatte er ihre Karriere nie verfolgt, oder überhaupt einmal über sie nachgeforscht. Er konnte es nicht. Es war zu schmerzhaft gewesen, auch nur an sie zu denken. Aber er war ein wenig überrascht, sie nun als Choreografin hier am Set zu sehen. Er hatte sie sich immer auf einer Bühne oder als Hauptdarstellerin in einem Film genau wie diesem vorgestellt. Sie hatte das Talent dafür gehabt.

»Also, ich bin bereit anzufangen, wann immer es dir passt«, schlug er vor.

»Toll! Freut mich, dass ihr zwei euch so gut versteht.« Mario klopfte ihnen beiden auf die Schulter und ging.

Teagan nickte langsam, als wolle sie abschätzen, wie ehrlich Reed das meinte. »Morgen früh. Sechs Uhr. Studio B hinten auf dem Studiogelände.«

»Ich werde da sein.« Reed zögerte einen Moment und fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe. »Hey, Teagan?«

»Hmm?« Sie ließ die Arme sinken, und einen Augenblick lang sah sie so verletzlich aus wie die Teagan, die er einmal gekannt hatte – die, die ihn nicht hasste.

»Ich freue mich, dich wiederzusehen.« Er ließ den Blick zu ihren Lippen wandern, wie sie daran knabberte, immer wenn sie nervös war. Er erinnerte sich an alles an ihr, wie sie sich bewegte, wie sie liebte. »Ich freue mich wirklich.«

»Tja, wenigstens einer von uns.« Und damit ging sie.

2

Liegt ein Fluch auf mir? Teagan starrte ihr Spiegelbild im Badezimmer ihres kleinen Apartments an. Sie fühlte sich jedenfalls verflucht. Belegt mit einem verdammten Reed-Scott-Fluch.

Das Leben hatte ihr auf jeden Fall nicht unbedingt den einfachsten Weg zugeteilt, und jetzt, gerade als sie dachte, dass sich endlich alles zum Guten wenden würde, nachdem sie einen fantastischen Job als Filmchoreografin ergattert hatte, bewies ihr das Schicksal wieder einmal, dass es andere Pläne für sie hatte. Dieser Job sollte ihr großer Durchbruch sein – nun ja, zumindest so etwas in der Art. Sicher, es war nicht das, was sie von ihrem Leben gewollt hatte, doch ihre Träume hatte sie längst begraben müssen.

Und dieser Job? Für den würden die meisten Menschen töten. Also hatte sie beschlossen, dankbar zu sein.

Tatsächlich musste sie sehr oft entscheiden, dankbar zu sein. Denn andernfalls hätte das Leben sie schon vor Jahren in die Knie gezwungen. Teagan warf einen Blick auf ihre Beine und fuhr mit einem Finger über die lange Narbe, die sich von ihrem Knie bis zur Hüfte zog. Sie versuchte, sie unter Leggings und Röcken zu verstecken, aber das ging nicht immer.

Als sie mit einundzwanzig Jahren bei einem Autounfall fast ums Leben gekommen wäre, hatte sie gedacht, sie würde nie wieder laufen können. Himmel, die Ärzte hatten ihr genau das gesagt. Und Tanzen? Ein Ding der Unmöglichkeit.

Die ganzen Jahre, die sie damit verbracht hatte, auf eine Karriere als Profitänzerin hin zu trainieren, waren ausgelöscht worden. Noch viel schneller, als dieses Auto gebraucht hatte, um ihres in einen Graben zu rammen. Doch trotz der Vorhersage des Arztes, dass ihr Rollstuhl zum festen Inventar werden würde, hatte sie allen das Gegenteil bewiesen. Sie hatte Jahre damit verbracht, wieder laufen – und dann tanzen – zu lernen. Sicher, wahrscheinlich würde sie nie mehr die Beweglichkeit erlangen, um die berühmte Tänzerin zu werden, wie sie es sich immer erträumt hatte. Aber zumindest konnte sie unterrichten. Und so hatte sie einen Weg gefunden, weiter das zu tun, was sie liebte … auch wenn es nicht haargenau das war, das sie liebte.

Also beschloss sie, dankbar zu sein.

Doch Reed Scott wiederzusehen? Den Mann, der sie erst an immerwährende, seelentiefe, erderschütternde Liebe hatte glauben lassen und sie dann am Tag der Hochzeit allein vor dem Altar stehen ließ? Den Mann, der sie verlassen hatte, um in einem Film zu spielen, der ihn berühmt machen würde?

Dafür – oder für ihn – war sie kein bisschen dankbar.

Teagan verpasste ihrem Make-up den letzten Schliff und zog dann neue Leggings und einen Gymnastikanzug an. Nach einem finalen Blick in den Spiegel wuschelte sie noch nervös ihr welliges braunes Haar auf. Sosehr sie ihn hassen mochte, stellte sie doch fest, dass sie trotzdem bestmöglich für ihn aussehen wollte. Er sollte sich nach ihr verzehren. Er sollte bereuen, dass er sie überhaupt je verlassen hatte.

Sie schluckte und versuchte ihren Frust zu verdrängen. Aber im Augenblick schien das nicht machbar zu sein. Seufzend nahm Teagan ihre Autoschlüssel von dem kleinen Tisch neben der Wohnungstür und sah sich ein letztes Mal in dem winzigen Apartment in Los Angeles um, das sie ihr Zuhause nannte. Benson, ihre unglaublich fette Tigerkatze, lag auf dem Fensterbrett, gähnte träge und beäugte sie. »Bye, Benson. Sei brav.«

Er blinzelte nicht einmal. Wahrscheinlich lag er immer noch am selben Fleck, wenn sie abends nach Hause kam.

Teagan warf ihm einen Luftkuss zu, ging dann hinaus und schloss sorgfältig hinter sich ab. Ein paar Minuten später saß sie am Steuer ihres Autos und fuhr zum Studio. Draußen war es noch dunkel, aber das machte ihr nichts aus. Sie genoss die frühen Morgenstunden, wenn die Welt still und die Straßen leerer waren. Autofahren war etwas, das sie seit ihrem Autounfall jedes Mal mit leichter Anspannung tat, und der Verkehr in Los Angeles war immer furchtbar. Doch um fünf Uhr früh war er weit überschaubarer und machte ihr nicht so viel … Angst.

Zum Glück war ihr Arbeitsweg nur kurz, und sie erreichte schon zwanzig Minuten später das Set. Sie marschierte direkt zum Studio, wo sie Reed gesagt hatte, dass er sie treffen solle, aber er war noch nicht da. Damit hatte sie gerechnet, da sie ein wenig zu früh war. Sie stellte ihre Tasche auf das Regal an einer Wand des Studios, holte ihre Tanzschuhe mit dem Absatz und einem hübschen T-Riemen über dem Fuß heraus und schlüpfte hinein. Dazu zog sie einen locker sitzenden, leichten Pulli, der fast bis über ihren Po reichte, über ihren Gymnastikanzug, um sich etwas mehr zu bedecken.

Danach wollte sie aus den Leggings schlüpfen, da sie weit besser im Gymnastikanzug arbeiten konnte, ohne die Einschränkung an ihren Beinen. Sie zog die Leggings bis an die Knie hinab, doch dann wurde ihr klar, dass bei nackten Beinen die Narbe sichtbar wäre. Schnell zog sie die Hosen wieder hoch.

»Shit.«

Teagan wirbelte herum und sah sich nach der Person um, die gerade die Stille durchbrochen hatte.

Reed Scott. Natürlich.

»Du hast mich zu Tode erschreckt«, sagte sie und war dankbar, dass er in dem kurzen Moment, als ihre Leggings unten gewesen waren, die Narbe von seinem Blickwinkel aus nicht hatte erkennen können.

»Tut mir leid«, antwortete er und strengte sich sichtlich an, überallhin zu sehen, nur nicht zu ihr. »Ich wusste nicht, dass du … ähm, ich meine, ich hatte nicht erwartet …«

Teagan verdrehte die Augen. Schauspieler waren ja so dramatisch. »Ich ziehe mich nicht aus, Reed. Ich war gerade dabei, äh, die Leggings zum Tanzen anzuziehen.«

»Klar. Richtig. Ja«, stammelte er und hielt sich an der Sporttasche über seiner Schulter fest. »Also, Zeit anzufangen?«

»Ja. Leg deine Sachen auf das Regal, dann können wir starten«, wies sie ihn an und gab ihr Bestes, um die Schmetterlinge zu ignorieren, die allein bei seinem Anblick jedes Mal in ihrem Bauch losflatterten. Verdammt, er sah noch besser aus als damals. Groß, breite Schultern, dunkle Haut unter dichtem schwarzen Haar mit einem Stoppelbart, den sie als sehr weich in Erinnerung hatte. Und diese Augen … Gott, wie diese grünen Augen sie durchbohrten.

Er hat dich am Altar stehen lassen, rief sie sich ins Gedächtnis. Für einen verdammten Film.

»Sicher.« Er ging auf sie zu und legte seine Tasche auf das Regal. »Was üben wir heute?«

»Tatsächlich nur eine ziemlich kurze Übung. Wir sollten nicht allzu lange brauchen.« Obwohl sie bezweifelte, dass er, nach seiner Vorwarnung gestern, der schnellste Lerner war. »Bereit?«

Er drehte sich zu ihr um, und sein Blick wanderte auf eine Weise über ihren Körper, die ihr Herz immer schneller hämmern ließ. Plötzlich hielt sein Blick inne und ruhte auf ihren Beinen.

Ihr Herz pochte vor Angst, dass er durch ihre dünnen Leggings hindurch die Wulst ihrer Narbe sehen konnte. Aber er sagte nichts, und sein Blick wanderte weiter. Sie war gerettet.

Um ehrlich zu sein, war sie ein wenig überrascht, dass er keine Ahnung von ihrem Unfall hatte. Der war kein Geheimnis gewesen. Alle Menschen in ihrem Leben wussten Bescheid, und sie hatte mit Gewissheit erwartet, dass irgendwer die Nachricht verbreiten würde. Oder dass er nach ihr fragte, wenigstens ein Mal.

Sie hatte im Krankenhaus auf ihn gewartet und damit gerechnet, dass er käme. Dass er sich entschuldigte. Dass er sie um Verzeihung bat, erkannte, was für ein Idiot er gewesen war und sie zurücknehmen, sich um sie kümmern und sie mit seiner Liebe und Zuneigung gesund pflegen würde.

Es hatte nicht wirklich funktioniert.

Schließlich erreichten seine Augen wieder ihr Gesicht, und seine Zunge glitt über seine Unterlippe. »Du siehst … ach, verdammt, Teag. Du siehst umwerfend aus.«

»Hör zu, Reed«, begann sie, presste die Lippen zusammen und schob das Kinn vor. »Wir arbeiten miteinander. Das ist alles. Du hast nicht mehr das Recht, mich so anzusehen.«

Reed wirkte überrascht, bestürzt angesichts ihrer Schroffheit. Doch dann huschte der traurigste Ausdruck über sein Gesicht, den sie je gesehen hatte. »Du hast recht. Tut mir leid.«

»Fangen wir an.« Sie ging in die Mitte des Studios. »Ich zeige dir die Sequenz für heute, und dann gehen wir sie Schritt für Schritt durch. Okay?«

Er nickte, sagte aber nichts.

Sorgfältig nahm sie ihre Pose in der Mitte des Raumes ein, die Zehen spitz und die Arme um die Taille. Mit einer geschmeidigen Bewegung machte sie einen Schritt zur Seite, streckte ein Bein links von sich aus, und ihr Haar wogte in der Bewegung mit. Dann zog sie den Fuß heran, sodass das Knie horizontal von ihr weg zeigte, und drehte sich danach im Kreis.

Bei ihrer zweiten Umdrehung stieß sie das Bein in die Luft, wie bei einem unglaublich hohen Karatekick. Als ihr Fuß wieder auf den Boden traf, machte sie einen Satz nach rechts, streckte die Arme vor sich aus und warf dabei den Kopf in den Nacken. Sie bog den Rücken nach außen und zog den Bauch ein, während sie die Arme in einer Kreisbewegung zu sich heranzog.

Dann kreiste sie auf Zehenspitzen um ihre Achse, und hielt den Blick dabei auf einen festen Punkt gerichtet, um nicht schwindelig zu werden. Nach ihrer vierten Umdrehung schob sie die Arme an den Seiten nach unten und hob das Kinn. Damit wirbelte sie zurück in die Richtung, aus der sie gerade gekommen war und machte mehrere Sprünge durch den Raum mit ausgestreckten Armen und Fingern.

Schließlich kam sie auf einem Fuß zum Stehen und drehte mehrere Kreise, bevor sie vor Reed anhielt. »Unnnnnd, das war’s.«

»Oh Mann, das sah total kompliziert aus«, gestand er. »Aber du hast unglaublich dabei ausgesehen.«

Sie überging sein Kompliment. Oder eher, sie versuchte es. Zugegeben, ihr Herz schlug ein wenig heftiger. Doch das ignorierte sie vorerst. »Lass uns den ersten Schritt durchgehen.« Sie wiederholte die Seitenschritte und das Ausstrecken des Beins nach links. »Genau so. Lass mal sehen, was du kannst.«

Reed folgte ihren Schritten, und um ehrlich zu sein, war es gar nicht so schrecklich. Aber auch nicht wirklich hervorragend. »So?«

»Nahe dran«, räumte sie ein. »Lass es uns erneut durchgehen.«

Sie wiederholten die ersten paar Schritte mehrere Male, und im Laufe von wenigen Stunden hatte er den Großteil der Übung fast tadellos gemeistert. Auch wenn er nicht perfekt war, dachte Teagan, so war er doch heiß genug, um die Zuschauer zu fesseln.

»Ich denke, wir sind hinreichend gerüstet, um für heute aufzuhören«, erklärte sie nach fünf Stunden. »Die Dreharbeiten beginnen sowieso bald.«

Reed nickte keuchend. »Ich brauche eine Dusche. Das war ein ziemlich heftiges Training.«

Teagan versuchte nicht, an ihn unter der Dusche zu denken, während er den Seifenschaum auf seinem nackten Körper verteilte. »Hast du das Gefühl, dass du die Übung verinnerlicht hast? Fühlst du dich zuversichtlich?«

Er nickte, obwohl er immer noch keuchte. Schweiß sammelte sich an seinem Brustkorb und Rücken. Er packte sein Shirt am Kragen und zog es sich über den Kopf. Teagan wandte sich hastig ab, denn sie wollte nicht auf sein Eightpack starren, oder dieses sexy V, dessen Spitze unter seiner Jogginghose verschwand.

»Ich denke schon, dass ich das schaffe. Bist du beim Dreh dabei?«

Sie nickte. »Ja, aber nur, falls ich gebraucht werde, um zu helfen. Du solltest in der Lage sein, das allein zu bewältigen.«

»Das kriege ich auch hin«, wiederholte er. »Du bist eine gute Lehrerin. So talentiert, wie ich es in Erinnerung habe. Um ehrlich zu sein, bin ich …«

»Du bist was?« Sie forderte ihn heraus, den Gedankengang fortzuführen, nachdem sie ihn schon vorgewarnt hatte, dass er nichts mehr von ihrem Leben zu wissen hatte.

»Überrascht«, beendete er seinen Satz, und seine Zunge glitt über seine Unterlippe. »Überrascht, dass du Lehrerin bist, oder, äh, Choreografin. Ich hatte damit gerechnet, dich in meiner Position zu sehen, als Hauptrolle in einem Film. Oder auf der Bühne. Du warst auf dem Weg zum Broadway. Die Rolle, die du da bekommen hattest … die war dein Durchbruch.«

Erinnere mich nicht daran. Sie hatte die Rolle ihres Lebens am Broadway abgelehnt, um die Liebe ihres Lebens zu heiraten. Sicher, das hatte sie ihm nicht erzählt, aber sie hatte auch nicht damit gerechnet, dass er auf ihrer Hochzeit nicht auftauchen würde.

»Reed«, warnte sie ihn. »Nicht. Okay? Lass es einfach.«

Er nickte langsam, doch es fiel ihm sichtlich schwer, zurückzuhalten, was er sagen wollte. »Du bist eine tolle Lehrerin, Teag. Die beste. Nur … das hier wolltest du nie.«

»Nun, jetzt allerdings schon.« Sie reckte trotzig das Kinn. »Ist das okay für dich?«

Er wirkte bestürzt über ihre Feindseligkeit, aber es tat ihr nicht leid. »Ja, entschuldige. Ich gehe zu weit.« Er näherte sich ihr, so als wolle er nur zu seiner Sporttasche, sie wusste jedoch, dass dem nicht so war. »Ich denke nur … ich denke, wir sollten reden. Wir müssen reden über alles, was passiert ist.«

Teagan schüttelte den Kopf. »Den Moment hast du vor acht Jahren verpasst, Reed. Es gibt nichts mehr, worüber wir reden müssen. Es ist vorbei. Wir sind vorbei.«

»Ich weiß«, antwortete er und sah dennoch unsicher aus. »Aber, wie du sagtest, wir müssen zusammen arbeiten.«

»Und das haben wir gerade getan. Ziemlich gut, möchte ich hinzufügen.« Sie ging zu ihrer Tasche und hob sie auf. »Hör auf, nach Problemen zu suchen, wo keine sind, okay? Ich bin schon lange über dich hinweg. Wir sind keine Kinder mehr. Trotz meiner Gefühle – oder was immer das ist – für dich, können wir zusammenarbeiten und dabei professionell bleiben.«

Er zog eine Augenbraue hoch. »Gefühle?«

»Hass, genauer gesagt«, erklärte sie und wollte fast lachen angesichts der Dramatik, mit der sie es aussprach. »Mit ein paar Spritzern extremer Wut.«

»Ah, diese Gefühle.« Er schmunzelte halbherzig und rieb sich über den Nacken. »Kapiert. Laut und deutlich.«

»Morgen früh, sechs Uhr.« Sie schlang sich die Tasche über die Schulter. »Hier. Sei pünktlich.«

»Ich werde da sein.« Er holte ein frisches Shirt aus seiner Tasche und zog es an. »Bis später beim Dreh.«

Damit verließ sie das Studio, marschierte zügig zur nächsten Garderobe und ließ sich auf den kleinen Futon darin fallen. Sie wusste nicht einmal, wessen Garderobe es überhaupt war, aber verdammt, ihr Herz raste noch immer. Sie starrte an die Decke und spürte die Tränen über ihre Wangen laufen.

Sie hasste es, dass er immer noch eine solche Wirkung auf sie hatte. Dass er ihr immer noch etwas bedeutete. Es war acht Jahre her, und doch fühlte es sich an, als sei es gestern gewesen, als sie ihn wiedersah. Ihr Körper reagierte immer noch genauso auf ihn wie früher, als sie zusammen gewesen waren, sich regelmäßig einander hingegeben hatten. Aber da war mehr zwischen ihnen als die Art, wie er sie ansah, oder das Prickeln zwischen ihnen. Es war diese Leichtigkeit und Geborgenheit, die, trotz ihrer Wut, unbestreitbar immer noch bestand.

Als passten sie auch heute noch so mühelos zusammen, wie schon vor so vielen Jahren.

Teagen rieb sich über die Augen und wischte die Tränen weg. Sie hatte genug um Reed Scott geweint. Er verdiente keine Sekunde mehr davon, und die würde sie ihm auch nicht geben. Sie stand von dem Futon auf und atmete tief durch, um wieder zu sich zu finden.

Sie konnte das. Sie konnte professionell sein. Sie würde sich nicht erneut in Reed Scott verlieben.

3

Die erste Woche der Dreharbeiten glich einem Wirbelsturm vor der Kamera. Ab sechs Uhr früh war Reed im Studio, um mehrere Stunden lang mit Teagan zu trainieren, dann am Set, um bis kurz vor Mitternacht zu drehen, danach ging er nach Hause und übte seinen Text, bevor er sich gerade so drei oder vier Stunden Schlaf gönnte – um das Ganze am nächsten Tag zu wiederholen.

»Heute wird es ein wenig härter«, teilte ihm Teagan mit, als er am folgenden Montagmorgen wieder am Set eintraf. Übers Wochenende hatten sie Pause gehabt, was ihm eine kleine Chance geboten hatte, seine Akkus aufzuladen. »Letzte Woche waren die Grundlagen dran, und jetzt ist es Zeit, einen Gang hochzuschalten.«

»Das waren Grundlagen?« Reed stöhnte und fuhr sich über die Stirn. Die vergangene Woche war fast unmöglich gewesen. Während er die Schritte zwar gut in den Griff bekommen hatte und in der Lage gewesen war, vor der Kamera einen akzeptablen Auftritt abzuliefern, fühlte sich aber nichts davon auch nur annähernd nach Grundlagen an.

Teagan nickte. »Du warst gut, also bin ich sicher, dass es nicht so schwer wird, wie du vielleicht glaubst.«

»Wow, ein Kompliment.« Reed lächelte und genoss das kurzlebige Gefühl eines netten Moments zwischen ihnen. Die Zusammenarbeit war nicht leicht gewesen – und sogar das war eine Untertreibung.

Teagan war offensichtlich noch wütend, was er nachvollziehen konnte, auch wenn es ihm nicht gefiel. Es war der schlimmste Tag seines Lebens gewesen, als er sie vor dem Altar hatte stehen lassen, und bis zum heutigen Tag gab es nichts, wofür er sich mehr schämte als das. Er hatte seine Gründe gehabt, aber mit jedem Tag, der verging, schien es schwieriger zu werden, einen Sinn in ihnen zu finden. Seine Gründe fühlten sich wie fadenscheinige Ausreden an, wenn er über alles, was passiert war, nachdachte.

Damals hatte er gedacht, er würde das Beste für sie beide tun. Sie waren noch jung gewesen, so jung, und sie hatten noch ihr ganzes Leben und ihre Karrieren vor sich gehabt. Teagan war gerade eine wahnsinnig tolle Rolle in einer Show am Broadway angeboten worden. Und sie war drauf und dran gewesen, das alles auszuschlagen, nur um ihn zu heiraten. Er hatte mehr als das für sie gewollt – sie verdiente mehr, als nur seine Frau zu sein und in einem Haus mit weißem Gartenzaun in der Vorstadt zu leben. Aber sie waren verliebt gewesen, und es bestand keine Möglichkeit, dass sie irgendetwas anderes ihm vorgezogen hätte.

Also hatte er die Entscheidung für sie getroffen.

Dann, ein paar Tage nach der geplanten Hochzeit, war ihm eine Rolle in einem kleinen Indiefilm angeboten worden, von dem er nicht geglaubt hatte, dass er irgendwohin führen würde. Der Zeitpunkt kam ihm wie Schicksal vor – etwas, das er verfolgen musste, kurz nachdem er eine Beziehung aufgegeben hatte, die er für sein Immer und Ewig gehalten hatte.

Überraschenderweise gewann der Film Wettbewerbe und Festivals und wurde zu einem richtigen Kassenschlager. Sein Starruhm war durch die Decke gegangen, und er war in eine Karriere katapultiert worden, die er sich zwar gewünscht hatte, für die er aber nicht annähernd reif genug gewesen war. Daher die Partys, die Frauen und die Trinkerei.

Und deshalb hatte er auch nie mehr nach Teagan gesucht.

Trotzdem machte ihm das Wissen zu schaffen, dass sie in den letzten acht Jahren ein ganzes Leben ohne ihn gelebt hatte. Sie wirkte … verwundet. Er war nicht sicher, wieso, doch unter ihrem Zorn auf ihn lag ein Schmerz, der sich so anfühlte, als ginge er tiefer. Als sei es nicht nur er, der sie verletzt hatte. Es gab noch mehr, was er nicht wusste. Aber alles, was er wirklich wollte, war, zurück in ihr Leben zu kommen und alles, was er zerstört hatte, in Ordnung zu bringen.

Es war Wahnsinn, dass er so empfand, vor allem nach so vielen Jahren der Trennung. Doch er konnte es immer weniger leugnen, mit jedem Tag, den er in ihrer Nähe verbrachte. Trotz der Wunden, die sie verbarg, war sie noch genau die schöne Frau, in die er sich verliebt hatte – entschlossen und hart arbeitend, anmutig und ausgeglichen, und obwohl er selbst noch nicht in den Genuss gekommen war, hatte er ihre liebenswerte Seite im Umgang mit anderen Menschen gesehen. Er hatte beobachtet, wie sie über die Witze anderer gelacht hatte, dieses perfekte, melodische Lachen, an das er in den letzten acht Jahren so oft gedacht hatte.

Sie war geschmeidig und lebhaft, und obwohl sie Schweres durchgemacht hatte, blühte sie auf. Nichts hatte sie aufgehalten, und sie hatte sich nicht eine Sekunde lang aufhalten lassen. Teagan war eine Kämpferin, und im Augenblick focht sie gegen ihn.

»Ich bin Profi, Reed«, erinnerte Teagan ihn und zog ein Paar flauschiger Beinwärmer über ihre Schienbeine und die Oberseite ihrer Schuhe. Das und dazu Gymnastikanzug, Leggings und das lockere Shirt waren unglaublich sexy und zeigten ihre Kurven im allerbesten Licht, aber er behielt seine Gedanken für sich. »Das ist kein Kompliment. Es ist lediglich eine Beobachtung als deine Choreografin.«

»Richtig, ich soll mir das nicht zu Kopf steigen lassen, du hasst mich immer noch, bla bla.« Reed verdrehte die Augen. Sein Ärger über die ganze Situation war schwieriger im Griff zu behalten, wenn er derart müde war. »Ich habe es kapiert, okay? Du hast überdeutlich klargemacht, dass du überall lieber wärst als hier mit mir.«

Teagan sah einen Moment lang bestürzt aus und starrte ihn langsam blinzelnd an. »Ich habe nicht … ich meine, ich will nicht …«

»Ist schon okay«, fiel er ihr ins Wort. Er wollte nicht, dass sie sich entschuldigen musste. Sie hatte es verdient, zornig zu sein, aber das machte es ihm nicht weniger schwer, jeden Tag damit umgehen zu müssen. »Lass uns einfach anfangen.«