Lady Hamilton. Band 6 - Alexandre Dumas - E-Book

Lady Hamilton. Band 6 E-Book

Dumas Alexandre

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Beschreibung

1765 wird Emma Lyon als Tochter des Dorfschmieds in Neston, Cheshire, geboren. Doch nur zwei Monate später stirbt ihr Vater und lässt die Familie in schwierigen Verhältnissen zurück. Emma wächst in Armut auf und muss früh zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Nachdem sie vor Ort keine feste Anstellung findet, nimmt die junge Emma die Postkutsche nach London, wo ihr bemerkenswerter Aufstieg zu internationalem Ruhm beginnt… Emma arbeitet für verschiedene Schauspielerinnen am Dury Lane Theater, bevor sie Tänzerin, Model und später Hostess wird. Ihre Schönheit macht Charles Grenville, den zweiten Sohn des Earl of Warwick, auf sie aufmerksam, der sie zu seiner Geliebten macht. Und der berühmte Maler George Romney möchte Porträts von ihr anfertigen. Als Grenville eine reiche Frau für sich sucht, wird die zwar schöne, aber arme Emma an Sir William Hamilton, den britischen Gesandten in Neapel, vermittelt. Die beiden verlieben sich ineinander und heiraten im September 1791. In Neapel wird Lady Hamilton, wie sie nun heißt, eine enge Freundin von Königin Maria Carolina, der Schwester von Marie Antoinette. Und sie lernt dort Admiral Nelson kennen. Dieses Kennenlernen ist der Beginn einer Liebesbeziehung, die in die Geschichte eingehen wird… In diesem reich gezeichneten Porträt zeichnet Alexandre Dumas den spektakulären Aufstieg und Fall der legendären Schönheit Emma Lyon, spätere Lady Hamilton: eine Frau mit viel Zuneigung und überwältigendem Charme, deren Auge für Gelegenheiten nur von ihrem Hang zu Ausschweifungen und Skandalen übertroffen wurde. Das wunderbar intime und detailreiche Buch erweckt die unvergleichliche Lady Hamilton und die Politik, die Leidenschaften und den Charme ihrer Zeit zum Leben. Dieses ist der sechste von insgesamt sieben Bänden. Die Ausgabe folgt der Übersetzung von August Kretzschmar.

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Seitenzahl: 191

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ALEXANDRE DUMAS

 

LADY HAMILTON

 

MEMOIRENEINER FAVORITE

 

 

Historischer Roman

in sieben Bänden

 

 

BAND 6

 

***

 

In der autorisierten Übersetzung vonAugust Kretzschmar

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In der Hoffnung, daß Gott meiner Reue und meinerDemut verzeihen wird, schreibe ich die folgenden Seiten.

1. Jänner 1814.

Emma Lyonna, verw. Hamilton.

 

 

 

 

Lady Hamilton wurde zuerst veröffentlicht im A.Hartleben´s Verlag, Pest/Wien/Leipzig 1866.

Diese Ausgabe wurde aufbereitet und herausgegeben von

© apebook Verlag, Essen (Germany)

www.apebook.de

1. Auflage 2022

V 1.0

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.d-nb.de abrufbar.

Band 6 (eBook)

ISBN 978-3-96130-452-3

 

Buchgestaltung: SKRIPTART, www.skriptart.de

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Inhaltsverzeichnis

Lady Hamilton

Memoiren einer Favorite

Frontispiz

Widmung

Impressum

BAND 6

Erstes Kapitel.

Zweites Kapitel.

Drittes Kapitel.

Viertes Kapitel.

Fünftes Kapitel.

Sechstes Kapitel.

Siebentes Kapitel.

Achtes Kapitel.

Neuntes Kapitel.

Zehntes Kapitel.

Elftes Kapitel.

Zwölftes Kapitel.

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Zu guter Letzt

 

 

 

 

 

Band 6

 

 

ERSTES KAPITEL.

Ich gestehe, daß ich stets erstaunt bin, wenn ich die Feder niederlege, nachdem ich solche Zeilen wie die obigen geschrieben. Ich, das frivole Weib, durch meine Geschmacksrichtungen, meinen Charakter, mein Temperament im voraus dazu bestimmt, außerhalb aller politischen Intrigen, wie ein Schmetterling oder ein Vogel in einer Welt von Seide, Gaze, Gesang und Harmonie zu leben, schreibe schwerfällige, mit Blut befleckte Berichte ab, welche die Völker zu Krieg und zur Rache aufrufen! Gleiche ich nicht der Venus Aphrodite, die ihr Gesicht, das süße Lächeln, die verheißungsvollen Augen, den liebebeteuernden Mund mit der Maske der Nemesis bedeckt?

Ich habe es aber unternommen, die Ereignisse zu berichten, an denen ich Teil genommen, und kann jetzt nicht vor der Aufgabe zurückweichen, die ich mir gestellt. Die Stimme meines Gewissens und vielleicht auch die meiner Reue, ruft mir zu »Weiter!« Und gezwungen, dieser Stimme von oben zu gehorchen, fahre ich fort.

Der Bericht Joseph Bonapartes rief in Paris eine große Aufregung hervor. Bonaparte war der Gott des Augenblicks: einen seiner Brüder beschimpfen, war mehr als ein Majestätsverbrechen, es war ein Verbrechen an der Gottheit!

Folgenden Brief schrieb der Bürger Talleyrand, dieser Thermometer der öffentlichen Stimmung, an Joseph Bonaparte in Erwiderung seines Berichts:

 

»Am 18. Jänner 1798.

»Ich habe den herzzerreißenden Brief erhalten, den Sie mir über die schrecklichen Ereignisse geschrieben, die am 8. Nivose in Rom vorgefallen sind. Trotz der Sorgfalt, mit welcher Sie sich bemüht, alles zu verschweigen, was Ihnen an diesem entsetzlichen Tage persönlich zugefügt worden ist, ist es mir doch nicht entgangen, daß Sie die größte Unerschrockenheit, Kaltblütigkeit und jene Intelligenz, der nichts entschlüpft, an den Tag gelegt und großherzig die Ehre des französischen Namens aufrecht erhalten haben. Das Direktorium beauftragt mich, Ihnen auf die nachdrücklichste und deutlichste Weise mitzuteilen, wie sehr Ihr ganzes Benehmen die vollste Zufriedenheit des Direktoriums verdient. Ich hoffe, daß Sie gern glauben meiden, wie glücklich es mich macht, das Organ dieser Gefühle des Direktoriums zu sein. —«

 

Das Direktorium begann damit, die Bestrafung der Mörder zu fordern; mochte es nun aber aus Nachlässigkeit oder aus Mitschuld geschehen sein, keiner ward den Tribunalen überliefert, noch sonst in irgendeiner Weise beunruhigt. Man wußte, daß das Haupt der Mörder, namens Amadeo, sich des Degens und des Gurtes des Ermordeten bemächtigt, daß der Pastor des benachbarten Kirchspiels sich die Uhr angeeignet und daß die anderen sich in die Kleider und das Geld Duphots geteilt.

Das Direktorium befahl dem General Berthier, der in der Abwesenheit Bonapartes in Italien kommandierte, gegen Rom zu marschieren.

Berthier empfing diesen Befehl in Mailand und setzte sich gleich am folgenden Morgen nach dem Tage, an dem er den Befehl empfangen, in Bewegung. Am 29. Januar war seine Avantgarde in Macerata, am 10. Februar waren alle Truppen unter den Mauern Roms vereinigt und ein Detachement nahm von der Engelsburg Besitz, welche die päpstlichen Soldaten nicht einmal zu verteidigen suchten.

Der General Berthier aber verhinderte, daß man weiter vordrang und unterrichtete nur die Häupter der Aufwiegler, daß sie auf seine Unterstützung rechnen könnten.

Am 16. Februar, dem dreiundzwanzigsten Jahrestage der Erhebung Pius des Sechsten auf den päpstlichen Thron, versammelten sich eine Menge Aufrührer auf dem alten »Forum Romanum« und begaben sich von da nach dem Vatikan, wo sie unter den Fenstern des Papstes das Geschrei ertönen ließen: »Es lebe die Republik!«

Aus Ehrfurcht, wie sie sagten, nicht vor dem Papste, sondern vor dem Greise, drangen sie nicht in den Vatikan selbst ein, bemächtigten sich aber der ganzen Stadt und verfaßten eine Adresse, welche die Souveränität des Volkes proklamierte, alle Mitschuld an der Ermordung Bassevilles und Duphots zurückwies, die päpstliche Autorität abschaffte und die politischen, finanziellen und bürgerlichen Angelegenheiten ins Auge faßte, indem sie eine republikanische, freie und unabhängige Regierung konstituierte.

Die Häupter der Bewegung beeilten sich, eine Deputation von acht Männern aus ihrer Mitte an den General Berthier zu schicken, die ihm diese Beschlüsse überbringen sollte.

Sogleich hielt der General seinen Einzug durch das Volkstor und noch an demselben Tage bestieg er das Kapitol, wo er, den alten römischen Triumphatoren nachahmend, im Namen des Direktoriums die neue Republik begrüßte, die als frei und von Frankreich unabhängig anerkannt ward und zu welcher das ganze Gebiet gehörte, welches man dem Papste durch den Vertrag von Tolentino gelassen.

Am folgenden Morgen sangen vierzehn Kardinäle, welche so feig gewesen waren, die Befreiungsakte und ihre Entsagung auf alle politischen Rechte [Man möge nicht vergessen, daß es eine Engländerin, unsere Feindin und die Feindin der Königin Karoline ist, welche hier spricht.] zu unterzeichnen, das »Te Deum« in der St. Peterskirche.

Der General Cervoni, der beauftragt war, Pius dem Sechsten seine Absetzung zu verkündigen, drang bis zu dem heiligen Vater und fand ihn auf den Knien im Gebete. Mit vollkommener Ruhe empfing Pius der Sechste die Nachricht von der Aufhebung seiner weltlichen Rechte, und als er aufgefordert ward, die neue Regierung anzuerkennen, erwiderte er:

»Meine Souveränität habe ich von Gott, es ist mir nicht erlaubt, derselben zu entsagen. Ich bin achtzig Jahre alt, das Leben ist mir also nichts wert. Was Beschimpfungen und Leiden betrifft, so fürchte ich dieselben nicht.«

Da die Gegenwart des heiligen Vaters sich aber nicht mit der neuen Regierung vertrug, so erhielt Pius der Sechste die Einladung, die Hauptstadt der Christenheit zu verlassen, und reiste auch wirklich am 20. Februar nach Toscana ab.

Alle diese Nachrichten kamen zu gleicher Zeit zu uns und verursachten, wie man leicht begreifen wird, eine große Unruhe an unserem Hofe. Die Republik, von den Franzosen Schritt für Schritt weiter geführt, machte täglich einen neuen Fortschritt in Italien und war nur noch dreißig Meilen von uns entfernt. Die Regierung des Königreiches beider Sizilien glaubte gegen diesen drohenden Gegner Vorsichtsmaßregeln ergreifen zu müssen.

Ohne sich um den Vertrag zu kümmern, den er am 19. Februar 1797, also vor kaum vierzehn Monaten, mit Frankreich geschlossen, unterzeichnete Ferdinand am 19. Mai 1798 einen Vertrag mit dem Kaiser, seinem Neffen, wodurch der erste Vertrag vollständig ungültig ward.

In Folge dieses neuen Vertrags mußte der Kaiser 66 000 Mann Bewaffnete in Tirol bereit halten und Ferdinand 30 000 an den neapolitanischen Grenzen zusammenziehen.

Durch einen eigentümlichen Zufall war der 19. Mai 1798 derselbe Tag, an welchem die französische Flotte in Toulon unter Segel ging, um die Expedition nach Aegypten zu unternehmen.

Man wußte, daß Frankreich Vorbereitungen traf; welches Land aber von dieser furchtbaren Rüstung bedroht ward, wußte man nicht.

Der Kommandant der englischen Flotte, Sir Jean Jervis, von jetzt an Graf von Saint-Vincent, wollte durchaus nicht in den Vorbereitungen der Republik einen Plan zu einer Expedition in dem Ozean sehen. So glaubte er denn genug zu tun, daß er die Meerenge von Gibraltar schloß und die spanische Flotte in dem Hafen von Cadix blockierte.

In dieser Überzeugung schickte er Nelson, der unter ihm diente, mit drei Linienschiffen, vier Fregatten und einer Korvette in den Hafen von Toulon, indem er ihm außerdem versprach, ihm sofort Verstärkung zu schicken, sobald er dieselbe verlangte.

Am 9. Mai verlieh Nelson die Bai von Cadix, allein es war schon zu spät. Im Golf von Lyon angekommen, zerstreute ein Sturm seine Schiffe und entmastete dasjenige, welches er bestiegen.

Um die Schiffe wieder auszubessern, lief er in den Hafen von Saint-Pierre ein, in welchen ihn ein Schiff bugsierte, welches weniger als das seinige gelitten hatte.

Während seines Aufenthaltes im Hafen von Saint-Pierre erfuhr er, daß die französische Flotte den Hafen von Toulon verlassen, und schickte ein Schiff an Sir Jervis, um diesen um die versprochene Verstärkung zu bitten.

Erst am 8. Juni aber, also drei Wochen nach der Absegelung der französischen, konnte Nelson diese Verstärkung, die aus zehn Schiffen von vierundsiebzig und einem Schiffe von fünfzig Kanonen bestand, mit seinen Schiffen vereinigen.

An der Spitze seines Geschwaders begann Nelson die Verfolgung der französischen Flotte. An den Südküsten von Korsika erfuhr er, daß man sie zwischen dem Kap von Korsika und Italien gesehen.

Plötzlich kam Nelson der Gedanke ein — und derselbe war nicht unwahrscheinlich — daß die französische Flotte auf Neapel zusteuere.

Und mit vollen Segeln schlug er den Weg nach Neapel ein.

Am 15. Juni war er bei den Inseln von Ponsa und schickte uns seinen vertrauten Offizier, besser gesagt seinen Freund, den Kapitän Truebridge, der mit dem Generalkapitän und Sir William die Angelegenheiten erörtern sollte.

Truebridge überbrachte mir einen Brief von Nelson. Der Eindruck, den ich auf diesen großen Mann hervorgebracht, war mir nicht entgangen, so daß ich es seltsam fand, daß er die Gelegenheit, selbst nach Neapel zu kommen und mich endlich wiederzusehen, unbenutzt ließ.

Der Brief erklärte mir jedoch alles. Der Inhalt desselben war folgender:

 

»Mylady!

Wenn ich nach Neapel käme, ans Land stiege und Sie wiedersähe, so würde ich meine Pflichten vollständig vernachlässigen, die mir gebieten, die französische Flotte zu verfolgen, ohne einen Augenblick zu verlieren.

Truebridge wird Ihnen diesen Brief überbringen, der, anstatt ein Beweis von Gleichgültigkeit zu sein, vielmehr durch die Erklärung, die er Ihnen gibt, ein Beweis für die Macht der Gefühle ist, die ich für Sie empfinde.

Sobald Truebridge, je nach den Befehlen, die er von dem Generalkapitän und Sir William empfangen wird, wieder zurückgekehrt ist, werde ich meine Reise fortsetzen.

Und wenn die Franzosen am anderen Ende der Welt wären, so will ich sie doch einholen, und Sie werden mich als Sieger und Ihrer würdig, Mylady, oder gar nicht wiedersehen.

Tausendmal Ihr

Horace Nelson.«

 

Dieser Brief schmeichelte, ohne meinem Herzen weiter viel zu sagen, meinem Stolze in hohem Grade. Während der fünf Jahre, die verflossen waren, hatte Nelson sich wie ein Held oder vielmehr, wie er mir später sagte, wie ein Mann geschlagen, der den Tod sucht. Ich habe bereits erzählt, daß er bei Calvi ein Auge verloren, allein dies war nicht alles, denn bei Teneriffa hatte er auch einen Arm eingebüßt.

Diesmal versprach er, meiner würdig oder gar nicht wiederzukommen, und ich war überzeugt, daß er Wort halten würde. Nelson gehörte nicht zu den Männern, welche versprechen und nicht Wort halten.

Von der Terrasse des Palais aus sah ich das herrliche Schauspiel mit an, wie die Flotte vor Neapel vorbeidefilierte. Mit Hilfe eines Fernrohrs zeigte mir Sir William das Schiff, auf welchem die Admiralsflagge wehte. Ich konnte nicht erkennen, was an Bord vorging, allein ich wußte gewiß, daß Nelson die Augen auf das Palais, wie ich die meinigen auf sein Schiff richtete.

Langsam teilte sich die Flotte vor dem Felsen von Capri; ein Teil wendete sich rechts, der andere links, und es dauerte drei Tage, ehe sie dem Blicke vollständig entschwunden war, da vollkommene Windstille herrschte.

Diese Windstille war die Ursache, daß Nelson erst am 25. Juni am Fort von Messina anlangte.

Hier erfuhr er, daß Bonaparte sich im Vorübersegeln der Insel Malta bemächtigt, eine Garnison von viertausend Mann daselbst zurückgelassen und dann seine Reise nach dem Orient fortgesetzt hatte.

Vom Leuchtturme aus, am 25. Juni, schrieb Nelson an Sir William, um ihm diese Nachricht mitzuteilen, und an mich, um die Versicherung der Gefühle, die er mir gestanden, zu erneuern.

Wir erhielten den Brief am 30. Juni und ich beantwortete denselben sogleich in folgender Weise:

 

»Teurer Freund!

Ich benutze die Gelegenheit, die der Kapitän Hope mir bietet, um Ihnen einige Zeilen zu schreiben und Ihnen für den liebenswürdigen Brief zu danken, den Sie mir durch den Kapitän Bowen zugesendet haben.

Die Königin war sehr erfreut, als ich ihr übersetzte, was Sie ihr Verbindliches gesagt haben. Sie beauftragt mich, Ihnen zu danken und Ihnen zu versichern, daß sie für Ihr Wohlergehen betet. Was den Sieg betrifft, so ist sie überzeugt, daß Sie denselben gewinnen werden.

Der königsmörderische Minister Garat ist jetzt bei uns. Er ist der unverschämteste, schamloseste Diplomat, den man sich nur denken kann und ich sehe deutlich voraus, daß der Hof von Neapel den Krieg wird erklären müssen, wenn das Land gerettet werden soll, denn der französische Gesandte macht täglich die drohendsten Bemerkungen.

Die Königin versteht die ganze Wahrheit dessen, was Sie in Ihrem Briefe an Sir William gesagt haben. Sie besitzen das wahre Licht, welches die Ereignisse aufklärt. Dasselbe ist mit dem General Acton der Fall.

Unglücklicherweise aber ist der erste Minister, Gatto, ein oberflächlicher und leichtsinniger Mensch, steif und dünkelhaft wie ein Hahnenkamm, der an nichts anderes denkt, als wie ihm sein gesticktes Kleid steht und welche Wirkung sein Diamantring hervorbringt. Die Hälfte der Neapolitaner hält ihn für einen halben Franzosen und ich glaube, daß die ändere Hälfte sich irrt, wenn sie ihn für einen Neapolitaner hält.

Die Königin und Acton können ihn nicht ausstehen. Kümmern Sie sich daher nicht um ihn, denn da er nur von dem Könige unterstützt wird, so wird er keine sehr große Macht erlangen. Dennoch aber ist ein erster Minister, sei er auch nur ein Minister von Rauch und Dunst, immer etwas, wäre er auch nur da, um jemandem einen schlechten Streich zu spielen.

Sie wissen wohl, daß man die drei- oder vierhundert Jacobiner, die man gefangen hielt, alle, nach einer drei- oder vierjährigen Haft für unschuldig erklärt hat. Wenn ich alles glaubte, was man in meiner Umgebung von ihnen sagt, so verdiente wenigstens die Hälfte von ihnen den Tod am Galgen. Garat durch seinen Einfluß und Gatto durch seine Schwäche, ja vielleicht durch seine Sympathie, haben das herrliche Werk verrichtet, diese niedlichen Herren der Gesellschaft wiederzugeben.

Kurz, ich bin in großer Angst und sehe alles hier für fast verloren an. Es betrübt mich dies bis zu Tränen, um unserer teuren und reizenden Königin willen, die wirklich ein besseres Schicksal verdient.

Sie werden verstehen, lieber Freund, daß ich Ihnen dies alles im Vertrauen und in Eile schreibe.

Ich hoffe, daß Sie das Mittelmeer nicht verlassen werden, ohne uns mitzunehmen. Wir haben unseren Abschied genommen und alle Vorbereitungen getroffen, um augenblicklich abreisen zu können, sobald wir dazu aufgefordert werden; unterdessen aber bitte ich Gott, daß er Ihnen beistehen möge, diese Ungeheuer von Franzosen zu vernichten. Die Herrschaft solcher Gottlosen kann nicht von langer Dauer sein.

Wenn sich Ihnen Gelegenheit bietet, so schreiben Sie uns, Sie glauben gar nicht, welcher Balsam Ihre Briefe für uns sind.

Gott segne Sie, teurer Freund, und seien Sie versichert, daß ich stets sein werde Ihre dankbare und treue Freundin

Emma Hamilton.«

 

Nelson erhielt diesen Brief auf dem Meere, während er die französische Flotte suchte, ohne sie finden zu können.

ZWEITES KAPITEL.

Wirklich hatte Nelson vollkommen jede Spur von Bonaparte und den dreihundertfünfzig Schiffen, die zu dessen Geschwader gehörten, verloren. Drei Tage lang in der Meerenge von dem Sirocco zurückgehalten, benutzte er einen Umsprung des Windes, um Reggio zu umsegeln und in das offene Meer zu steuern.

Endlich überzeugt, daß Bonaparte sich nach Egypten begäbe, segelte er gerade auf Alexandrien zu, kam aber noch vor der französischen Flotte daselbst an, da der Admiral Brungs, ohne Zweifel um etwaige Verfolger irrezuführen, an der Küste der Insel Candia vor Anker gegangen war.

Von dem Gouverneur von Alexandrien schlecht empfangen, der ihm drohte, auf ihn schießen zu lassen, wenn er die Durchfahrt zu erzwingen versuche, ohne Kenntnis des Weges, den die französische Flotte eingeschlagen, in der Vermutung, daß sie, da sie nicht in Alexandrien war, nach Konstantinopel segele, fuhr Nelson ziellos an den Küsten von Caramania und Morea hin und her, indem er versuchte, hier etwas zu erfahren, und nachdem er den ganzen Archipel durchsegelt, trieb ihn der Mangel an Wasser und Proviant wieder nach Sizilien zurück.

Er sagte mir mehr als einmal, daß er vom 30. Juni an, wo er aus der Meerenge von Messina segelte, bis zum 21. Juli, wo er im Hafen von Syrakus einlief, wahnsinnig zu werden geglaubt hatte.

Die Situation war in der Tat eine sehr ernste und in England zog sich ein furchtbares Unwetter gegen ihn zusammen. Als man daselbst erfuhr, daß er aus Toulon eine Flotte von vierhundert Segeln hatte auslaufen lassen und dieselbe vergebens einen Monat lang in dem Mittelmeer, also in einem großen See, gesucht hatte, fragte man sich auf allen Seiten, ob er nicht ein Verräter, den man vor ein Gericht stellen müsse, und der Admiral Saint-Vincent ein Leichtsinniger wäre, der sich den Tadel der Admiralität zugezogen, daß er ihr einen Kontre-Admiral vorgeschlagen, der dieses Grades unwürdig sei.

Nelsons einzige Hoffnung stand auf uns oder vielmehr auf mir.

Ich sollte es bei der Königin dahinbringen, daß er, trotz der Verträge mit Frankreich, allen Beistand erhielt, welche die Gouverneure der sizilianischen Häfen ihm gewähren konnten, denn wenn Neapel die Bedingungen des Vertrags mit Frankreich hielt, so mußte Nelson nach Gibraltar zurück und er war verloren.

Ein glänzender Sieg allein konnte ihn retten.

Der folgende Brief, den er am 22. Juli an den Lord von Saint-Vincent schrieb, wird dem Leser einen Begriff von seinem Seelenzustande geben.

 

»Syrakus, am 22. Juli 1798.

Mein lieber Lord!

Ich habe Ihnen eine Menge Briefe und Papiere zu schicken, da ich aber keine Fregatte habe, die sie Ihnen überbringen könnte, und ich mich in diesem Augenblicke nicht von dem ›Orion‹ trennen kann, so überlasse ich es Ihnen, sich meine Verlegenheit vorzustellen. Ich weiß heute den Ort, wo die französische Flotte sein könnte, ebensowenig, als an dem Tage, an dem ich das Cap Passaro umsegelte. Was ich gewiß weiß, ist bloß der Umstand, daß sie am 18. Juni den Hafen von Malta verlassen hat. In der Dienstagsnacht waren alle Schiffe auf dem offenen Meere und am Mittwoch Morgen hat man sie mit einem Westnordwestwinde schnell weitersegeln sehen. Das ist mir von vierzehn Personen versichert worden, von da an aber sind alles nur Vermutungen. Wenn die Flotte nach Westen gesegelt wäre, so bin ich überzeugt, daß man sich in jedem Hafen, ja selbst an jedem Punkte Siziliens, von dem man sie gesehen haben würde, beeilt hätte, mich davon zu benachrichtigen. Weiter darf ich Ihnen nichts sagen, ich bin aber überzeugt, daß wir verraten sind und es ist mehr als wahrscheinlich, daß dieser Brief, den ich Ihnen über Neapel schicken muß, nicht einmal nach Neapel kommen wird, oder daß der französische Minister eine Kopie davon bekommen wird, wenn er ihn nicht selbst kopiert. Was mich betrifft, so sage ich Ihnen, daß ich, wenn nicht auf der einen oder der anderen Seite geradezu eine Unmöglichkeit vorhanden ist, die französische Flotte noch einholen werde. Auf der unsrigen ist kein einziger Kranker. Ich habe Ihnen über alles ausführlich berichtet und meine geheimsten Gedanken mitgeteilt. Gott beschütze Sie!

Ihr stets ergebener

Horatio Nelson.«

 

»N. S. Die Art und Weise, wie man uns in den Häfen von Sizilien empfängt, ist empörend. Der Gouverneur gesteht uns, daß er, wenn er die Mittel gehabt hätte, den erhaltenen Befehlen gemäß gezwungen gewesen wäre, unsere Einfahrt in den Hafen zu verhindern. Acton hätte versprochen, Befehle zu geben, allein es ist keiner geschickt worden. Was denken Sie davon?«

 

Noch an demselben Tage schrieb Nelson verzweifelt, fast wütend an Sir William Hamilton:

 

»Van-Guard, Syrakus, den 22. Juli 1798.

Geehrter Herr!

Ich bin äußerst erstaunt, daß der König von Neapel den Befehl gegeben hat, höchstens drei bis vier englische Schiffe in seine Häfen zu lassen. Ich dachte, es wären geheime Instruktionen erteilt worden, daß man uns ungehindert hereinlassen sollte. Wenn man fortfahren sollte, mir alle nötigen Mittel zu verweigern, so lassen Sie mich es so schnell wie möglich durch das erste Schiff wissen, damit ich noch Zeit habe, mich in Gibraltar zu verproviantieren. Die Weise, in der man uns behandelt, ist eine Schande für eine große Nation. Die Flagge der englischen Regierung ist in allen befreundeten Häfen geschändet worden.

Ich bin mit der größten Hochachtung usw.

Horatio Nelson.«

 

Dank meinen Bemühungen jedoch waren diese geheimen Instruktionen gegeben worden; sie kamen bloß etwas später. Noch an demselben Tage, an welchem Nelson diesen Brief schrieb, erhielten die Gouverneure von Syrakus sowohl, als auch die der anderen Häfen Befehl, ihm Lebensmittel, Wasser, Holz, kurz alles zu liefern, was er brauchte, und ganz besonders die Zahl der Schiffe, die in die Häfen einlaufen wollten, nicht zu beschränken.

Gleich am folgenden Morgen machte Nelson seine Heftigkeit durch folgenden Brief wieder gut:

 

»Syrakus, 23. Juli 1798.

Meine guten Freunde!

Dank für alle Ihre Mühe! Wir haben Proviant und Wasser und gewiß ist es eine Vorbedeutung des Sieges, wenn wir unser Wasser an der Quelle Arethusa schöpfen kommen. Bei der ersten günstigen Brise werden wir unter Segel gehen und seien Sie überzeugt, daß ich entweder mit Lorbeeren gekrönt, oder mit Zypressen bedeckt zurückkehren werde.

H. N.«

 

Zwei Tage später schrieb Nelson wieder an Sir William: