Leben, wir müssen reden! - Ruth Wieser - E-Book

Leben, wir müssen reden! E-Book

Ruth Wieser

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Beschreibung

Eine Hirnblutung ist, als zöge man einen Stecker, nur anders. Wenn du diese Zeilen liest und du zu den Betroffenen gehörst, hast du schon mal die erste Hürde überstanden. Du hast überlebt! Dieses Buch soll dir Hilfestellung geben in einem Alltag, der sich neu formen muss. Ich zeige dir meinen Weg, meine Hilfsmittel, gebe Tipps und zeige Möglichkeiten auf. Jeder Betroffene muss seinen eigenen Weg finden und gehen. Aber du bist nicht allein. Ich hätte mir damals ein Buch wie dieses gewünscht. Aus diesem Grund ist es jetzt für dich da. Auch deine Angehörigen können davon profitieren, um dich besser zu verstehen, denn sie trifft es ebenso hart wie dich selbst. Auch sie befinden sich erstmalig in dieser besonderen Situation.

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Seitenzahl: 43

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Für alle Betroffenen und ihre Angehörigen.

Inhalt

Prolog.

Und auf einmal ist alles anders.

Dieser Morgen im Juli

Einfach nur Loslassen

Ein kleiner Rückblick aus heutiger Sicht

Eine Woche Klinik

Mein Weg: holprig, aber Schritt für Schritt

Tagebuch aus der ersten Rehabilitation

Trauerphasen

Mein Weg: Hingabe

Unser Körper ist phänomenal

Leben mit einer Behinderung

Leben, wir müssen reden

Sich selbst aushalten in der Abhängigkeit

Therapeuten

Was mir geholfen hat/ Bewältigungsstrategien

Mein Weg: Ausblick

Aktivitäten

Geduld oder Willensstärke oder vielleicht beides?.

Sich gelähmt oder sich erfüllt fühlen?.

Die Dankbarkeitsliste.

Mein Weg: für dich.

Was ist Peerarbeit?.

Mein Anliegen an Menschen mit Handicap.

Epilog

Danke

Glossar

Literaturtipps

Kontakte

Quellenangaben

Über die Autorin

Prolog

«Die wahre Stärke eines Menschen zeigt sich nicht darin, wie gut er in der Lage ist zu gehen, sondern wie er mit Halbseitenlähmung umgeht und dennoch weiter voranschreitet.»Unbekannt

Eine Hirnblutung ist, als zöge man einen Stecker, nur anders. Wenn du diese Zeilen liest und du zu den Betroffenen gehörst, hast du schon mal die erste Hürde überstanden.

Du hast überlebt!

Ich weiss, darüber sind nicht alle glücklich.

Aber wenn du es nicht überlebt hättest, wäre die Chance, die du jetzt hast, nicht da. Nutze sie! Auch wenn es jetzt mühsam und anstrengend wird. Ich will es auch gar nicht schönreden, denn es ist harte Arbeit. Zusätzlich brauchst du viel Geduld – vor allen Dingen mit dir selbst. Jetzt geht es an die Arbeit, deinem Körper seine Funktionen wieder zurückzugeben. Du wirst vieles neu lernen müssen, um dir einen Teil der Funktionalität deines Körpers zurückzuerobern.

Dieses Buch ist mein Herzensprojekt und es soll dir vor allen Dingen Mut machen.

Auch ein Leben mit vielen Einschränkungen ist absolut lebenswert. Oft heisst Einschränkung auch Entschleunigung, was vielen Menschen guttäte. Es kann doch nicht unser Ziel sein, tausend Dinge auf einmal zu tun und ständig auf der Überholspur zu leben.

Du siehst so doch die schönen Blumen am Wegrand gar nicht mehr, was wirklich schade wäre, oder?

Dieses Buch soll dir Hilfestellung geben in einem Alltag, der sich neu formen muss. Ich will dir zeigen, dass du mit deinen neuen Herausforderungen nicht allein bist. Ich zeige dir meinen Weg, meine Hilfsmittel, gebe Tipps und zeige Möglichkeiten auf. Jeder Betroffene muss seinen eigenen Weg finden und gehen. Aber du bist nicht allein. Ich hätte mir damals ein Buch wie dieses gewünscht. Aus diesem Grund ist es jetzt für dich da. Auch deine Angehörigen können davon profitieren, um dich besser zu verstehen, denn sie trifft es ebenso hart wie dich selbst. Auch sie befinden sich erstmalig in dieser besonderen Situation.

Aus Gründen der Vereinfachung habe ich bewusst auf das Gendern verzichtet und dieses Buch in der maskulinen Form geschrieben. Alle anderen Geschlechter dürfen sich natürlich in aller Wertschätzung ebenfalls angesprochen fühlen.

Ich staune.

UND AUF EINMAL IST ALLES ANDERS.

Dieser Morgen im Juli

An jenem Morgen des 10. Juli 2018 hatte ich einen Arzttermin. Bevor ich das Haus verliess, wollte ich noch schnell auf die Toilette gehen. Das Abreissen des Toilettenpapiers gestaltete sich ganz plötzlich als eine gigantische Herausforderung: Das Papier zwischen Zeigefinger und Daumen wollte einfach nicht halten. Na ja, dachte ich, dann lege ich eben meine linke Hand auf die Rolle, um sie zu bremsen und reisse das Papier mit der rechten Hand ab. Doch das ging auch nicht. Ich registrierte das und war noch relativ emotionslos. Ich begriff nicht, was geschah. Alles erschien mir sehr verlangsamt und trotzdem wusste ich nicht, was mit mir plötzlich los war.

Inzwischen war meine linke Seite so stark gelähmt, dass das Sitzen nicht mehr möglich war und ich von der Toilette fiel. So hat mich nach Minuten mein Mann gefunden. „Du sprichst so undeutlich“, sagte er nur zu mir. „Ich rufe einen Krankenwagen.“

Alles war ein wenig kompliziert, wie mir mein Mann später erzählte. Wir wohnen in einem alten Bauernhaus mit einer schmalen, steilen Treppe nach unten zum Ausgang. Ich war zu diesem Zeitpunkt gerade im Obergeschoss und zum Glück hatten die Rettungsfahrer noch einen dritten Mann dabei, sonst hätten sie die Feuerwehr rufen müssen. Also mit Glück im Unglück kam ich schnell und gut im Krankenwagen an. Anscheinend war mein Humor nicht verschwunden, denn ich bat den Fahrer um einen Gefallen: Wenn ich schon Krankenwagen fahren muss, dann doch bitte mit Martinshorn. Er schmunzelte und tat mir den Gefallen und so fuhren wir morgens um sieben Uhr lautstark durch unser 1600-Seelen-Dorf.

Einfach nur Loslassen

«Nur im Dunkeln sieht man die Sterne.» Martin Luther King

Denke ich heute an diese Minuten zurück, kommt es mir vor, als wäre ein Schalter umgelegt worden: Licht aus! Alles dunkel. Ich hatte bislang keinerlei Erfahrungen mit Schlaganfällen oder Hirnblutungen. Zum Glück!