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Dies ist ein Buch zum Blättern und Schauen, zum Lesen und Denken. „Leere und Form“ ist ein Potpourri aus ganz eigenen, kleinformatigen Bildern (eine Art „abstrakter Schwarz-Weiss-Pointilismus“), aus nachempfundener japanischer Lyrik (Haiku), Prosa im Geiste der Haiku-Dichtung (Haibun) und Essays, die Nachdenkliches rund um die Philosophie der Leere und der Form bieten. Die im September 2012 veröffentlichte erste Auflage von „Leere und Form“ wurde für die im Mai 2016 erschienene zweite Auflage redaktionell überarbeitet, das philosophische Credo auf den aktuellen Stand der Erkenntnis gebracht, mit einem neuen Cover-Design ausgestattet und um weitere Essays, Tüpfli und Haiga erweitert.
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Seitenzahl: 40
Für Jutta –
die meine Gedanken
zu Büchern macht
LEERE IST UNENDLICH
LEERE IST EWIG
LEERE IST
FORMEN - IN DER LEERE ENTSTANDEN
FORMEN - IN DER LEERE VERGANGEN
ENTSTEHEN – VERGEHEN
KEIN ANFANG - KEIN ENDE
EWIGER WANDEL
BILD-FORMEN
WORT-FORMEN
Haiku
Dialog mit Basho
Bahnfahrten
Abbaye de Fontaine André
l’enchanteur / der Zauberer
Romantik
Liebe
Natur
Städte
Sonne
Mond
Meer
Berge
Frühling
Sommer
August 2011
Herbst
November
Winter
Wege
Haibun
Morgens in der Tram
Bilder einer Ausstellung
Essays
le cri de Merlin
Das Herz-Sutra und die Philosophie von ‚leere-und-form.ch‘
BILD-FORMEN und GO
Die Beobachter-Frage
The Laws of Void and Form
WORTBILD-FORMEN (Haiga)
Feuerwerk
Feuerwoge
Laotse
Hubble
Auf dem Meeresgrund
Ägyptens Weisheit
Vita
Dies ist ein Buch
zum Blättern und Schauen,
zum Lesen und Denken
Zu Beginn liegt vor mir ein leeres Blatt Papier – LEERE. Ich arbeite mit zwei Tuschefüllern, wie sie von Architekten verwendet werden (0.5 und 0.25mm), und setze mit ihnen absichtslos Punkte auf das Papier – entweder in einen vorher gezeichneten Rahmen oder frei auf die Fläche.
Irgendwann beginne ich, Muster und Strukturen in den Punkten zu sehen, ähnlich wie wir Sterne zu Sternbildern zusammenschauen. Diesen mentalen Strukturen folge ich, intuitiv punktend, mit dem feineren oder gröberen Tuschefüller.
Ich beende die Arbeit an einer BILD-FORM, wenn ich sie als "stimmig" empfinde, auch und gerade dann, wenn ich versucht bin, die BILD-FORM "fertigzustellen".
Bei allen gedachten, gesprochenen und geschriebenen Texten, sei es Prosa, Lyrik oder Gedicht, handelt es sich um WORT-FORMEN. Analog zu den BILD-FORMEN entstehen sie in der LEERE.
Bei den Haiku und Tanka handelt es sich um japanische Lyrik, die bestimmten Regeln folgt.
Haibun bedeutet "Prosa (bun) im Haiku-Stil". Haibun sollten also im Geist der Haiku-Dichtung verfasst werden.
Mehr Informationen zu diesen Literaturgattungen habe ich an den Anfang der jeweiligen Kapitel gestellt.
Haiku sind aus den ersten drei Zeilen der Form des Tanka entstanden. Die Tanka bestehen aus fünf Zeilen mit 5-7-5-7-7 Silben. Hier noch ein Beispiel für ein Tanka, das die Entstehung von BILD-FORMEN zum Gegenstand hat:
Bilder von Kosmen –
In der Leere geboren.
Punkt für Punkt für Punkt
Entwickeln sich Strukturen,
Geformt aus schwarzen Sternen.
Ein Haiku besteht also traditionellerweise aus drei Zeilen mit 5-7-5 Silben. Hier ein zum Thema „Leere und Form“ passendes Beispiel:
Aus Leere – Worte:
Formen sich zu Gedanken,
Zu Sprache und Schrift.
Haiku sollen Stimmungen ausdrücken. Es ist stets ein Ringen darum, diese Stimmungen in der strengen FORM eines Haiku einzufangen.
Auf diese Weise setzt man sich sehr intensiv mit Stimmungen und ihren Ursachen auseinander und betrachtet sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Empfindet man schliesslich ein Gefühl der Gewissheit, ist ein stimmiges Haiku gelungen.
Haiku zu formen, ist einer der Wege des japanischen Zen-Buddhismus, ebenso wie z.B. die Tee-Zeremonie, das Blumenstecken oder das Bogenschiessen.
Im Folgenden präsentiere ich eine kleine Auswahl meiner in den Jahren 1989 bis 2012 entstandenen Haiku.
Uralter Weiher
Vom Sprung eines Frosches
Im Wasser ein Ton.
Ich bin der Weiher.
Uralt ruhe ich in mir.
Ab und zu ein Ton.
Uralter Weiher.
Sind die Töne verklungen,
Dann ruh' ich in dir.
Der Sprung des Frosches.
Der letzte aller Töne
Erzeugt kein Echo.
Die Kuh im Nebel
grast dort auf dem Hügelkamm.
Ein Schemen – vorbei.
Den Bahnsteig entlang -
der Zug ist abgefahren,
die Anzeige leer.
Abtei – tief im Wald.
Seit fast achthundert Jahren
sprudelt die Quelle.
Stille und Frieden -
weg vom Getriebe der Welt -
zurück zur Quelle.
le cri de Merlin
hors de la forêt sombre -
il n’est plus perçu
der ruf des Merlin
aus den nachtdunklen wäldern
verhallt ungehört
Die Kunstgalerien
Das Sonnenuntergangsschiff
Der Abend mit Dir
Seite an Seite
Dein Kopf auf meiner Schulter
Die Herzen so nah
In Deinen Armen,
meine geliebte Muse,
finde ich Frieden.
Wäre ich Dein Bad,
ich würde Dich umschmeicheln.
Zärtlich – überall…
Schweigen im Walde -
Nur der Eichelhäher ruft.
Was bedeutet das?
Nächtlicher Himmel
Dahinziehende Wolken
Verdecken den Mond
Das Glockenläuten
Über der schlafenden Stadt
Um sechs Uhr morgens.
Zwitschernde Vögel.
Ab und zu schon ein Auto –
Erwachende Stadt.
Blassblauer Himmel –
Goldene Morgenröte
Auf dunklen Wäldern.
Der blaue Himmel –