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Kennst du das - von außen betrachtet wirkt dein Leben perfekt und eigentlich bist du auch zufrieden damit, doch in deinem Inneren breitet sich schleichend eine unausweichliche Leere aus und du fragst dich, ob es das wirklich schon gewesen sein kann? Die Autorin Anne-Katrin Keidel selbst wurde sich auf einem Segeltörn dieser Leere bewusst. Die Zeit auf dem offenen Meer ließ sie spüren, dass in ihr noch so viel mehr wartet als das, was sie bisher kennengelernt hatte. Nach ihrer Rückkehr schlüpft sie in die Rolle der Glücks-Detektivin und begibt sich auf die Suche nach Antworten auf die großen und kleinen Fragen des Lebens, um beim wahrhaftigen Glück, der inneren Fülle, anzukommen. Ihr Antrieb war dabei herauszufinden, was genau sie das Glück auf dem Segelboot so intensiv spüren ließ und wie sie es in ihren Alltag verankern konnte. Die damit verbundene Forschungsreise veränderte ihr Leben von Grund auf und konfrontierte sie mit tiefen Sehnsüchten, alten Schatten und ungeahnten Potenzialen. Mit dem autobiografischen Ratgeber »Leinen los ins Glück!« lässt die Autorin ihre Glücksabenteuer noch einmal Revue passieren. Freue dich auf unbeschwerte Tiefgründigkeit, verfeinert mit einer Prise Humor und vielen wertvollen Inspirationen für deinen Alltag und dein Leben.
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Seitenzahl: 348
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Ich widme dieses Buch allen Freunden der Sonne, die bereit sind zu erkennen, dass die Sonne immer scheint, auch wenn der Himmel von Wolken bedeckt ist.
Du bist auf der Suche nach dem Glück, hast es schon einmal gefunden oder längst aufgegeben? Dann ist »Leinen los ins Glück!« die perfekte Lektüre für dich. Tauche ein in unbeschwerte Tiefgründigkeit, verfeinert mit einer Prise Humor und vielen wertvollen Inspirationen für deinen Alltag und dein Leben.
Mit dem autobiografischen Ratgeber »Leinen los ins Glück!« begibt sich die Autorin Anne-Katrin Keidel auf die Suche nach Antworten auf die großen und kleinen Fragen des Lebens, um beim wahrhaftigen Glück anzukommen, dem sie selbst auf ihrem Segeltörn begegnet ist. Das Buch ist mit Leidenschaft und Liebe zusammen mit ihrer Lektorin Bettina Kyrala Belitz bewusst in Eigenregie enstanden.
Anne-Katrin Keidel ist gebürtige Karlsruherin und lebt auch heute noch in ihrer Heimatstadt. Bereits während ihrer Ausbildung zur Mediengestalterin und dem anschließenden dualen Studium erlernte sie das Handwerkszeug für die Erstellung und Vermarktung ihres Herzensprojekts – dem eigenen Buch. Die Liebe zum Schreiben entdeckte sie als junge Frau. Was einst mit seitenlangen amüsanten Whats-App-Chats mit ihrer Freundin begann, ist mittlerweile viel mehr als ein Hobby geworden. Auf ihrem Instagram-Account »glueck_l_ich« und auf ihrer Website www.herzensmeer.de veröffentlicht sie Glücksimpulse, die oft zum Schmunzeln und Nachdenken anregen. Weitere Bücher und Begleitprodukte zu ihrem Debüttitel sind geplant.
Eines Morgens bin ich mit dem Gedanken aufgewacht, dass die Einleitung meines Lebens geschrieben sei und der Hauptteil jetzt beginnen könne. Warum nicht alles zu Papier bringen? Plötzlich überkam mich die zunächst völlig absurde Idee, meine Geschichte niederzuschreiben – und so war ein neues Projekt geboren.
Rasch stellte ich fest: Schreiben ist die beste Medizin für mich. Und so hat mir die Entstehung dieses Buchs dabei geholfen, die Flut meiner Gedanken zu sortieren, neu gewonnene Erkenntnisse zu verinnerlichen und das Leben mit anderen Augen zu sehen. Meine Konzentration lag beim Schreiben auf jedem einzelnen Wort. So konnte die jeweilige Aussage unbemerkt in mein Unterbewusstsein eindringen und sich dort verankern.
Einst habe ich dieses Buch ganz für mich allein geschrieben; dabei immer wieder neue Extrarunden gedreht und Wiederholungsschleifen gezogen. Das Erlebte, aber auch der Prozess des Schreibens, haben mein Leben verändert.
Gerne möchte ich dich dazu einladen, diese unverwechselbare Reise noch einmal gemeinsam mit mir Revue passieren zu lassen. Vielleicht kann ich dich mit meiner Begeisterung anstecken und dazu inspirieren, die Suche nach dem Weg zu deinem Glück ebenso anzutreten. Das war ursprünglich nicht mein Antrieb, wäre aber ein schöner Nebeneffekt. Doch aufgepasst: Eine solche Reise ist nicht immer einfach, aber sie lohnt sich – garantiert!
[glyk], Substantiv, Neutrum; [das]; ohne Plural
Ein Gefühl; Wie Sonne auf der Haut, Meeresduft in der Nase und tausend Schmetterlinge um mich herum.
Der Begriff »Glück« ist vielschichtig – das Feld weit, denn jeder Mensch hat seine ganz eigene Definition von Glück und lernt im Laufe seines Lebens immer wieder neue Facetten davon kennen.
Für mich ist Glück viel tiefgreifender und wahrhaftiger, als es meist umgangssprachlich verstanden wird und auf den ersten Blick direkt sichtbar ist. Es ist pure Magie, deren Anziehungskraft mit dem Verstand oft nicht zu fassen ist. Und dennoch ist das wahrhaftige Glück überall, nur eben nicht immer wirklich greifbar: genau wie die Wolken am Himmel, deren Anblick mein Herz erfüllt, denn sie sind so vielfältig, oft unscheinbar, ganz federleicht.
Auf einmal ist es da – nahbar, spürbar und erlebbar. Und zwar dann, wenn ich komplett in den Augenblick eintauche und den Moment wertungsfrei annehme, wenn er einfach sein darf und der Fluss des Lebens ungehindert fließen kann, ohne von den Steinen des Widerstandes aufgehalten zu werden. Ja, in diesen Momenten passiert es, auf einmal ist es da – das Glück. Ich fühle mich mit jeder Pore meines Körpers mitten im Leben, meine kindliche spielerische Unbekümmertheit erwacht, die Zeit vergeht wie im Flug und gleichzeitig scheint der Augenblick still zu stehen. Mein Herz geht auf, ich strahle und blühe, bekomme Gänsehaut und werde vom puren Glück geküsst. Alles ist federleicht und ich fühle mich lebendig und erfüllt, habe meinen inneren Frieden gefunden und muss nichts tun, sondern darf einfach sein.
GLÜCK(L) ICH.
KAPITEL 1: Das Leben ist eine Wundertüte, denn erstens kommt es immer anders und zweitens, als ich denke!
Ich bin dann mal weg
Sail away, sail away, sail away
Nur der Sprung ins kalte Wasser ist wirklich erfrischend
Das Glück wartet nur ein kurzes Stück hinter der Entscheidung, die ich nicht treffen will
Zeit für einen Mutausbruch. Der ewige Eiertanz ist vorbei. Ab jetzt gibt’s Konsequenzen!
Weiblich, Anfang 30 und Single – habe ich jetzt ein Problem?
KAPITEL 2: Mit dem Glück ist’s wie beim Kuchen. Aus Liebe gebacken schmeckt er am besten
Dieses Glück – was ist das und wie erreiche ich es?
Ich kriege das schon gebacken!
Glück ist eine Entscheidung – und so ist für mich ab heute alles ein Geschenk – egal wie es verpackt ist
Das Glück entspringt einzig und allein aus dem »Jetzt«
Ich sage nur: Born tobe child
Gefühle machen das Leben bunter! Also – denkst du noch oder fühlst du schon?
Mein Bauchgefühl ist ein verdammt schlauer Kopf
Ohne Sinn ist möglich, aber Zeitverschwendung
Einfach machen, könnte ja gut werden
Et voilà: Mein Glücksrezept. Namaste
KAPITEL 3: Glücksrezept gefunden. Jetzt »muss« ich den Glückszauber nur noch im Alltag leben
Ist der Weg das Ziel und das Ziel im Weg?
Träume ich zu groß, denkst du zu klein
Einfach manifestieren und das Universum macht den Rest?
Warum warten, bis ich den Löffel abgebe – das Leben ist jetzt
KAPITEL 4: Ich sehe nur das, was ich sehen will. Aber ist das gut oder schlecht?
Vom Glück erschlagen
Der Zauber liegt darin, das Wunderbare im Alltäglichen zu sehen
Glück und Frustration liegen oft nur ein Bauchgefühl auseinander
Das Leben ist eine Wundertüte, also lasse ich mich überraschen
Das größte Glücksgenie ist oft ganz klein
Neue Adresse: Wolke 7, oder doch lieber Wolke 4?
Grenzenloses Glück: Volle Kraft voraus. Aber was ist mit den anderen, die gerade weniger davon haben?
KAPITEL 5: Einfach mehr vom Weniger – und schon stehe ich mitten in der Fülle? Wie geht das denn?
Du kannst nicht neue Wege gehen, wenn dir der Schrott von gestern den Weg versperrt
Ich gehe bewusst leben. Machst du mit?
Du bist, wie du isst!
Jeder Mensch hat Ecken und Kanten, doch ich habe auch noch Rundungen
Was nicht dem wahrhaftigen Glück dient, hat ausgedient
Denken muss ich eh, warum also nicht gleich positiv?
KAPITEL 6: … und dann gibt’s da noch diese Begegnungen, die mein Leben verändern
Jetzt geht es ans Eingemachte
Das Leben ist ein Spiegellabyrinth und ich bin mittendrin
Lass uns die Selbstliebe-Revolution starten
Es ist Zeit für Liebe mit Tindernissen
Deeptalk statt Smalltalk
Es ist schön, sich an der Seite eines Mannes zu entdecken
Verrückte Freunde sind alles, was ich zum Leben brauche. Wobei uns ein bisschen mehr Ernst täte uns auch
Zeige mir dein Umfeld und ich sage dir, wer du bist!
KAPITEL 7: Nun wird das Glück auf die Probe gestellt, denn jetzt geht es wirklich hinaus in die große weite Welt
Runter vom Sofa und raus ins Leben
Auf die Plätze! Glücklich! Los!
Auf zu neuen Ufern
Ein Lächeln sagt mehr als tausend Worte und ist unbezahlbar
Let’s get lost in paradise
Der Weg zum Glück führt über die Mauern hinaus, die ich selbst errichtet habe!
Das Ende einer Reise ist meist der Anfang einer neuen
Ich lerne surfen – die Wellen kann ich eh nicht aufhalten
KAPITEL 8: Glück ist kein Ziel, Glück ist eine Art zu leben – Daher: Don’t keep calm. It’s the final countdown!
Ende gut, alles gut
Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl
Ein Leben ohne Glückskuchen ist möglich, aber sinnlos!
Epilog
Danke
Kleine Notiz am Rande: Aus Gründen der Übersichtlichkeit und besseren Lesbarkeit wurden die Titel im Inhaltsverzeichnis etwas gekürzt.
Nur noch einen Klick war ich entfernt. Mein Herz pochte, mein Puls raste, ich hielt ein letztes Mal inne. Sollte ich es wirklich tun? War es nur eine Kurzschlussreaktion oder tatsächlich eine gute Idee, genau jetzt diesen Segeltörn zu buchen – allein mit meiner Freundin, trotz meiner Partnerschaft?
Im Gegensatz zu meinem Freund und meiner Clique, die ich schon seit Jahren von einer gemeinsamen Reise auf dem offenen Meer zu überzeugen versuchte, war meine Freundin sofort begeistert gewesen. Warum also nicht?
»Wirf den Alltag über Bord und finde auf dem Segelboot das Abenteuer deines Lebens mit netten Leuten zwischen 20 und 39 Jahren«, propagierte der Veranstalter auf seiner Website. Oh ja, das war genau das, was ich jetzt brauchte, denn erst vor ein paar Wochen hatte mir mein Partner statt des lang ersehnten Heiratsantrags kurz vor meinem dreißigsten Geburtstag ein Geheimnis offenbart – eine enge emotionale Bindung zu einer Frau, von der ich über ein Jahr lang nichts mitbekommen hatte. Auch, wenn er mich nicht körperlich betrogen hatte, hatte mir diese als »Seelenverwandtschaft« betitelte Verbindung den Boden unter den Füßen weggezogen, die Lecks in unserer Beziehung sichtbar gemacht und mein Lebensfundament ins Wanken gebracht.
Der dadurch ausgelöste Midlife-Blues steckte mir noch in den Knochen, auch wenn mittlerweile der erste Schock verdaut war und ich in der neuen Ausgangslage die Chance sehen konnte, unsere Beziehung auf eine neue Ebene zu heben und die letzten Masken fallen zu lassen. Der Schmerz und die Enttäuschung saßen trotz des neuen Blickwinkels tief. Ich war reif für die Insel; anders konnte ich es nicht sagen.
Worauf also noch warten? »Träume nicht dein Leben. Lebe deine Träume« – ja, dieser Gedanke war es, der mich vollends überzeugte und die letzten Zweifel auflöste. Drei, zwei, eins – meins. Gebucht! Wow, ich hatte es getan.
Schneller als gedacht war es dann soweit. Mit vollgepackten Rucksäcken machte ich mich gemeinsam mit meiner Freundin auf den Weg Richtung Flughafen. Leinen los ins Glück – Ein lang ersehnter Traum sollte wahr werden. Gemeinsam mit einer bunt gemischten Truppe Gleichgesinnter, die genauso viel Lust auf Abenteuer und Segeln hatten wie wir, wollten wir eine spannende und lustige Zeit verbringen und alle Sorgen des Alltags hinter uns lassen. Das war zumindest mein Plan für die nächsten Tage, doch was sich dann zeigte, war so viel mehr.
Als ich die Flugzeugkabine betrat, wusste ich noch nicht, dass diese Reise mein Leben um 180 Grad drehen würde, doch dieser Segeltrip veränderte alles und war zweifelsohne der berühmte Stein, der so manches ins Rollen brachte – und gleichzeitig der Beginn einer großen Liebe mit allem, was dazu gehört, inklusive Herzschmerz und Schmetterlingen im Bauch.
Ja, von Angesicht zu Angesicht stand ich vor ihr, hautnah: der Liebe meines Lebens.
Ich erinnere mich noch gut an die Mischung aus Vorfreude und Nervosität, die mich auf dem Weg zum Treffpunkt mit den anderen begleitet hatte. Wir beschnupperten uns kurz, als wir aufeinandertrafen und ich spürte sofort: Das passte. Mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen, schließlich würden wir die nächsten sieben Tage auf engstem Raum miteinander verbringen. Sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen, war nicht drin – und auch gar nicht nötig, wie sich rasch zeigte. »Besser hätte es nicht laufen können«, dachte ich und lauschte gedankenversunken der Stimme des Skippers, bis mir plötzlich der Atem stockte und mein Herzschlag für einen kurzen Augenblick aussetzte. Meine Gedanken, die vorher noch Hintergrundmusik waren, waren nun voll aufgedreht.
Im ersten Moment konnte ich kaum fassen, was da gerade passiert war. »Das kann doch nicht sein«, flüsterte es in meinem Kopf und ich fühlte mich von einem auf den nächsten Moment von meiner jüngsten Vergangenheit eingeholt, denn verrückterweise glich jene Mitseglerin, die gerade freudestrahlend von der Hafentoilette zu unserer Gruppe schlenderte, eins zu eins der Frau, durch die meine Beziehung vor ein paar Wochen hart auf die Probe gestellt worden war. Ein beklemmendes Gefühl suchte mich heim, denn ihre Erscheinung war der »Seelenverwandten« meines Partners so verblüffend ähnlich, dass es mich nicht überrascht hätte, wenn die beiden eineiige Zwillinge gewesen wären.
»Oh Mann, was bitte soll das denn jetzt?«, fragte ich in Gedanken etwas wütend das Universum. Hörte dieses Drama denn nie auf? Da hatte ich gehofft, es sei mittlerweile etwas Gras über die Sache gewachsen und ich könne meine Vergangenheit hinter mir lassen und nun wurde das Ganze wieder von hinten aufgerollt. Die Begegnung zeigte mir deutlich, dass ich noch nicht so weit war, wie ich gerne gewesen wäre oder dachte zu sein. Nach der ersten Schockphase fragte ich mich dennoch nicht weiter nach dem »Warum«, sondern akzeptierte, dass es so war. Vor meiner Geschichte konnte ich offenbar nicht fliehen, selbst auf offenem Meer nicht. Ich nahm mich und meine Themen eben überall mit. Das musste ich mir nun schmerzlich eingestehen.
Langsam beruhigte sich mein Atem wieder und wurde immer ruhiger und gleichmäßiger, auch meine Gedanken wirbelten nicht mehr ganz so chaotisch durch meinen Kopf.
Das Leben schien ein Spiel mit mir zu spielen, doch ich kannte die Regeln nicht. Noch nicht! In einem war ich mir allerdings sicher: Diese Begegnung konnte kein Zufall sein. Und meine Vermutung bestätigte sich, denn diese schicksalshaft e Fügung sollte in den nächsten Tagen kein Einzelfall bleiben.
Rückblickend wirkte der gesamte Törn wie eine perfekte Inszenierung auf höherer Ebene. Offenbar hatte sich meine Seele ein lustiges Abenteuer überlegt, mit dem sie mich Schritt für Schritt zu mir selbst und zu meinem Glück entgegenführen wollte, auch wenn die ersten Meter auf diesem neuen Weg ordentlich gezwickt haben.
Das Leben steckt voller kleiner und großer Weckrufe. Früher habe ich sie im Alltag oft übersehen. So dachte ich meist Begebenheiten, wie die oben geschilderte Begegnung, seien Zufall, bis ich im Nachhinein die vielen kleinen Fügungen erkannte, die mich näher zu mir selbst gebracht haben.
Gibt es auch in deinem Leben Momente oder Ereignisse, die eindeutig zu dir gesprochen haben?Falls ja, was könnte dir das Universum damit gesagt haben wollen? Welche konkrete Handlung braucht es von dir, damit du die Botschaft in dein Leben integrierst?Und falls nein, bist du dir wirklich hundertprozentig sicher?Noch bevor es richtig losging, stand bereits die erste »Challenge« an, bei der unser Teamgeist auf die Probe gestellt wurde: Wir mussten einen großen Wocheneinkauf für neun lebenshungrige Menschen stemmen, die sich noch wildfremd waren. Da wir unabhängig von Häfen unterwegs sein wollten, war Nachjustieren nur bedingt möglich. Oh weh – das konnte ich mir anfangs nur schwer vorstellen. Doch ich wurde schnell eines Besseren belehrt, denn innerhalb kürzester Zeit hatten wir die Herausforderung mit Bravour gemeistert und ohne uns zu kennen gezeigt, dass wir bereits ein eingespieltes Team waren. Wie selbstverständlich und ohne viele Worte packte jeder mit an. Eine solche Gruppendynamik hatte ich zuvor nur selten erlebt: Alle waren mittendrin, statt nur dabei zu sein, und jeder zog am gleichen Strang. Auch in den folgenden Tagen trafen wir immer wieder wohlüberlegte, aber spontane Entscheidungen, ohne uns den Kopf zu zerbrechen, ewig darüber zu philosophieren oder gar ziellos miteinander zu diskutieren. Es machte einfach Spaß mit uns.
Die erste Nacht verbrachten wir am Hafen, die nächsten weit weg vom Festland. Statt vom Wecker wurde ich in den nächsten Tagen vom Rauschen der Wellen geweckt, die sanft gegen den Bug plätscherten und das Segelboot leicht hin und her schaukelten. Ein prickelndes Glücksgefühl durchströmte mich, als mir bewusst wurde, dass dies alles kein Traum, sondern Realität war und ich mich tatsächlich hier auf dem Boot befand.
Verschlafen rieb ich mir den Sternenstaub aus den Augen. Die Sonne, die durch die Luke meiner Kabine strahlte, berührte sanft mein Gesicht. Langsam kam Leben in die Bude. Die Hartgesottenen unter uns waren schon ins Meer gesprungen, um wach zu werden, andere genossen die friedliche Stille an Deck oder bereiteten das Frühstück vor. Frischer Kaffeeduft breitete sich aus, so dass auch die Langschläfer langsam aus ihren Kojen krochen. Es wurde frisches Obst geschnippelt, Rührei gemacht, Tee gekocht und der Tisch gedeckt. Nachdem wir gefrühstückt und die heutige Windstärke und Wettervorhersage gecheckt hatten besprachen wir den Plan für den Tag. Der Tenor war eindeutig: viel Segeln, wenig Motor. Unsere Crew war hochmotiviert und so packten wir an, klar Schiff zu machen. Während eine Gruppe das Geschirr spülte und die Lebensmittel verstaute, bereitete der Rest das Ablegen vor. Wäsche abhängen, Leinen lösen, Anker hochfahren: Los ging’s!
Von nun an würde jeden Morgen ein neuer Tag voller Abenteuer auf uns warten und damit auch eine Reise ins Unbekannte – diese Vorstellung erfüllte mich mit einem Gefühl, das meine Augen leuchten ließ. Der Gedanke, auf dem Meer zu sein, seine Weite zu spüren und mich mit den Wellen und dem Wind verbunden zu fühlen, beflügelte mich. Ja, das war Leben!
Nachdem die letzten Vorkehrungen getroffen waren, konnte es losgehen. Unser Skipper erklärte uns geduldig die bevorstehenden Manöver und wir verteilten die anstehenden Aufgaben. Wir gingen in Position und dann hieß es erst einmal »Learning by doing«. Jeder machte mit, so gut er konnte. Immer wieder bewiesen wir Nervenstärke, Geduld, Konzentration und Hilfsbereitschaft. Es wurde gekurbelt, an Leinen gezogen und liebevoll delegiert oder der Skipper legte kurzerhand selbst Hand an, besonders wenn es schnell gehen musste und jede Sekunde zählte. Ich liebte dieses Gefühl, wenn das Manöver erfolgreich geschafft war, das weiße Segel im Wind flatterte und der Motor ausgeschaltet wurde, sodass allein die Kraft der Natur uns über das Wasser schweben ließ und wir eins mit dem Göttlichen wurden. In diesen Momenten lag eine zauberhafte Magie in der Luft, die in mir das Glück des Augenblicks mit allen Sinnen greifbar machte. Das Rauschen des Meeres, die Sonnenstrahlen, die mein Gesicht berührten, die Wolken, die in der Ferne an uns vorbeizogen, die wild zerklüfteten Felsen der eindrucksvollen Steilklippen, an denen wir langsam und behutsam vorbeischipperten und von denen ich nur erahnen konnte, wie weit sie in die Tiefe reichten und sich in der Unendlichkeit des Ozeans verloren – all das zusammen beseelte mich und ich fühlte mich auf eine Art und Weise von Mutter Natur geküsst wie nie zuvor.
Doch auf dem Boot war nicht immer nur Kuschelkurs angesagt. Das Meer prüfte, ob wir es ernst meinten. Gleich zu Beginn erlebten wir eine echte Feuertaufe, denn direkt am ersten Segeltag wurden wir von rauem Wetter überrascht, bei dem der Wind nur so tobte. Das Segelboot wackelte und lag immer wieder fast bis zum Kentern schräg. Doch obwohl wir zum Spielball von Wind und Wellen wurden, fühlte ich mich hier an Bord genau richtig, sicher, lebendig, endlich wieder mitten im Leben – einem Abenteuerspielplatz für Groß und Klein.
Nur wenige Stunden später, als die Wolkendecke langsam wieder aufriss und das Meer ruhiger wurde, hatten wir es geschafft und unsere erste große Prüfung erfolgreich gemeistert. Okay, ohne unseren Skipper und die erfahrenen Hasen unter uns wären wir verloren gewesen, aber ich hatte mitgeholfen, wenn auch irgendwann meine Hauptkonzentration vor allem darauf gelegen hatte, nicht seekrank zu werden, als selbst aktiv mit zu segeln. Die Kraft des Windes zu spüren war einfach (zu) überwältigend gewesen.
Auch in den folgenden Tagen erlebten wir die gesamte Bandbreite – das volle Programm von Windstille, leichter Brise, starkem Wind bis hin zu Sturm. Je nach Wetter und Laune genoss ich die Sonne auf dem Vordeck oder packte aktiv beim Segeln mit an, plauderte mit den anderen Hobbyskippern über Gott und die Welt oder ließ meine Seele baumeln. Interessanterweise fühlte ich mich zu meinem anfänglichen »Schattengeist« besonders hingezogen. Wir waren auf einer Wellenlänge und hatten einen besonderen Draht zueinander. Der Gesprächsstoff ging uns nie aus. Ob oberflächiges Blödsinnsgequatsche oder tiefgründige Herz- und Schmerzthemen – wir konnten beides. Selbst als Küchencrew waren wir ein harmonisches Duo und hatten gemeinsam den Spaß unseres Lebens.
Anfangs hatte mich die Begegnung mit ihr auf eine harte Probe gestellt, doch ich konnte viel dadurch lernen – hilfreiche Segelkniffe, aber vor allem auch, meine Vorurteile und Verknüpfungen mit alten Geschichten abzulegen, die letztlich nichts mit ihr zu tun hatten. Denn es war nicht sie, die mich triggerte, sondern meine Schatten. Ich beschloss, weder ihr noch mir das Leben schwer zu machen. Davon würde schließlich niemand etwas haben und zudem konnte sie nichts dafür, wie sie aussah und was ich zuvor erlebt hatte. Ein guter Ansatz, doch er war leichter gedacht als getan. Und so rangelte ich die ersten Stunden noch mit starkem Widerstand und versuchte, die schlecht verheilte Verletzung keinesfalls neu aufbrechen zu lassen. Mit der Zeit wurde es besser, denn sobald ich mich meinen Gefühlen stellte, wurden die Begegnungen mit ihr heilsam. Die Angst vor der Angst und den aufkommenden Empfindungen wurde mit jeder neuen Konfrontation weniger und war schon bald kein Thema mehr. Langsam wurde ich vom vermeintlichen Opfer des Schicksals zur Schöpferin meiner inneren Realität. Durch unsere Gespräche und mein Nachspüren stellte ich mich auf subtile Weise meiner Vergangenheit und schuf die Möglichkeit, bei mir und im Moment anzukommen.
Ganz ehrlich – das war schon aufregend. Aber meine Seele hatte sich noch mehr zwischenmenschliches Konfetti für mich vorbereitet. Neben meiner neuen Freundin gab es nämlich noch eine weitere Person, die für mich eine Schlüsselfunktion auf diesem Boot einnahm – der Skipper. Seine Anziehungskraft war für mich von Beginn an direkt spürbar, was sich unter anderem dadurch zeigte, dass mir seine Stimme und sein Wesen zutiefst vertraut vorkamen und ich Gänsehaut am ganzen Körper bekam, wenn ich ihn sprechen hörte. Jedes Mal überkam mich ein kalter Schauer, der mich zugleich mit einer zauberhaften Energie umhüllte. Auffallend oft kamen wir miteinander in Kontakt, ohne dass wir es bewusst gesteuert oder gar erzwungen hätten.
Anfangs wusste ich gar nicht, wie mir gerade geschah, da ich die letzten dreizehn Jahre wie mit Scheuklappen durch die Welt getigert war und jegliche männliche Schwingung um mich herum, die nicht von meinem Freund kam, ignoriert hatte. Doch hier auf dem Boot war alles anders. Die Begegnung mit diesem Mann war wie ein sanfter Engelshauch, der mich berührte und wieder zum Leben erweckte. Dazu brauchte es nicht viel. Allein seinen Blick auf meiner Haut zu spüren, hatte eine aphrodisierende Wirkung auf mich. Ich genoss dieses Gefühl, schämte mich aber gleichzeitig dafür, hatte ein schlechtes Gewissen und entwickelte parallel ein tieferes Verständnis für die Umstände meines Freundes. »Wir sind wie Magneten – die Anziehung ist spürbar, vor allem, wenn wir versuchen, uns aus dem Weg zu gehen«, hörte ich immer wieder die Worte seiner Seelenverwandten in mir nachhallen. Mehr denn je konnte ich sie in diesem Moment nachempfinden.
Was wollte mir das Leben damit sagen? Ich beschloss, es gar nicht erst verstehen zu wollen und sschob die Frage erst einmal beiseite. Unser Urlaubsprogramm machte es mir leicht, denn wir ankerten an Plätzen fernab des Trubels; in traumhaften, naturbelassenen Buchten und an ruhigen Stellen auf dem offenen Meer, die zum Baden einluden. Kaum hatte sich der Anker ins Erdreich gekrallt, hüpfte ich ins kalte Wasser und genoss das erfrischende Nass – jenen einzelnen Moment, in dem mein Mut der Angst trotzte. Hin und wieder legten wir auch in einem Hafen an. Das war die optimale Gelegenheit, das Salzwasser aus allen Poren des Körpers zu spülen, was bei der Seemannsdusche an Bord nur bedingt möglich war. Ich liebte es die kleinen Städtchen zu Fuß zu erkunden, von einer Festung oder einem Aussichtspunkt aus das Gewusel des Alltags zu beobachten und durch die verwinkelten Straßen zu schlendern, die für mich mittlerweile mehr wackelten als das Boot, da sich in den letzten Tagen meine Wahrnehmung verschoben und mein Blickwinkel verändert hatte. So nahmen meine Sinne das Gewohnte zum Teil ganz anders wahr, was auch seinen Reiz hatte, in vielerlei Hinsicht.
Unsere Crew gab alles. Wir zelebrierten das Leben sieben Tage lang: lachten, tanzten, feierten uns von morgens bis tief in die Nacht hinein – bis wir erfüllt ins Bett fielen und von den sanften Wellen in den Schlaf gewiegt wurden. Ein praller Tag ging zu Ende, während ein neues Abenteuer schon in den Startlöchern auf uns lauerte. Das Leben auf dem Segelboot machte süchtig und hatte bei mir ein Dauergrinsen mit Herzrasen zur Folge. Immer wieder war ich wie benebelt und gleichzeitig mit allen Sinnen präsent. Als hätte ich einen Hormoncocktail getrunken, spürte ich Schmetterlinge im Bauch flattern und fühlte mich nun richtig im Leben angekommen.
Noch heute, fünf Jahre später, betrachte ich diese Zeit als die wichtigste und lebensveränderndste Erfahrung in meinem Leben; denn sie war eindeutig das Schlüsselerlebnis und der Beginn meines spirituellen Weges. Oh ja, meine bewusste Seelenreise nahm ihren Anfang auf einem Segelboot, auf engstem Raum mit wildfremden Menschen, sieben Tage ohne festen Boden unter den Füßen. Genau hier wurde ich einmal komplett durchgeschüttelt und von einem magischen Glücksgefühl überrollt: der Liebe meines Lebens.
Nein, ich spreche hier nicht von der Begegnung mit dem Skipper. Ich spreche von der Liebe zwischen dem Leben und mir selbst – der wichtigsten Liebe überhaupt.
Zwischen Himmel und Wasser fühlte ich mich im gleichen Augenblick lebendig, glücklich und erfüllt, und hatte die Bestätigung: Es gibt noch mehr im Leben – so viel mehr.
Immer wieder tauchen in meinem Leben Menschen auf, die eine besondere Wirkung auf mich haben und eine wichtige Rolle spielen, weil sie mich auffordern, zu wachsen, mir Orientierung auf meinem Seelenweg schenken oder mir zeigen, wie wunderschön diese Welt ist. Kennst du das auch?
Welche Menschen könnten das in deinem Leben sein und was genau an ihnen inspiriert oder triggert dich?Schau genauer hin: Inwieweit haben das Verhalten oder die Eigenschaften dieser Person etwas mit dir zu tun?Was könntest du durch die Begegnung lernen? Was erlaubst du dir zum Beispiel selbst (noch) nicht?Trigger in Menschengestalt haben oft weitaus mehr mit uns selbst zu tun, als wir im ersten Moment glauben möchten. Es lohnt sich daher genauer hinzuschauen. Meist sind diese Menschen Geschenke, für die du dankbar sein kannst.
Die Zeit auf dem Segelboot war eine göttliche Aneinanderreihung von Glücksmomenten und Herzensbegegnungen, die ich selbst so nicht hätte kreieren können. Jeder einzelne war für sich einmalig und in der Summe waren sie überwältigend.
Es dauerte daher eine Weile, bis ich mich vom Zauber dieser Zeit gelöst hatte und mich mein Bett, trotz mittlerweile festem Boden unter den Füßen, nachts nicht mehr sanft in den Schlaf schaukelte, ich also wieder ganz da war.
Das Schwanken hielt sich tapfer hielt sich tapfer, aber nach einiger Zeit mehr psychisch als physisch. So war ich in einem Augenblick restlos in das Leben verliebt und im nächsten still und nachdenklich, manchmal auch melancholisch und bedrückt. Was war nur los mit mir? Mein bisheriges Leben war großartig gewesen, ich konnte mich nicht beklagen. Schließlich war ich gesund, hatte ich jede Menge wunderbare Freunde an meiner Seite, einen Partner, meine Familie und tolle Arbeitskollegen. Und nicht nur das: Ich war erfolgreich in dem, was ich tat, hatte genug Geld zum Leben und auch noch etwas darüber hinaus, einen Eins-Komma-irgendetwas-Durchschnitt im Studium, Hobbys, die ich liebte und noch vieles mehr. Mein Leben funktionierte, ziemlich gut sogar – war das nicht genug für mich?
Nach dem Segeltörn zweifelte ich stark daran. Sicher, ich konnte das eine oder andere Lebensziel abhaken, aber so richtig glücklich – dazu fehlte mir, ehrlich gesagt, noch etwas Entscheidendes.
Die Zeit auf dem Boot hatte mir gezeigt, dass es noch mehr gab; nämlich eine Empfindung, die nicht durch einen guten Job, einen Traumkörper oder ein teures Auto erzielt werden konnte. Ich hatte das Leben zwischen Pokalen und Scherbenhaufen satt, denn um Glück und Erfüllung zu erleben, musste ich nicht dem nächsten Ziel nachjagen, immer schneller, höher oder besser sein als andere oder als ich selbst. Es ging vielmehr darum, in den Moment einzutauchen, ihn zu fühlen und zu empfinden, das Leben in vollen Zügen zu genießen.
Diese Erkenntnis war bahnbrechend, denn nun fiel mir zunehmend auf, dass ich mich in meinem Alltag meist in einem Traum von der Zukunft oder der Vergangenheit verlor, statt der Realität ins Auge zu schauen und die Vollkommenheit des Moments zu erkennen – besonders in meiner Beziehung war das so. Die euphorische Verliebtheit der Anfangszeit war weitgehend verflogen und ich sehnte mich nach einer gemeinsamen Zukunft mit Eheversprechen, Haus und Kind. Seit Jahren versuchte ich diesem Ziel nachzujagen und hoffte bislang vergeblich auf die Erfüllung dieses Herzenswunschs. Das war eine sehr harte Gedulds- und Zerreißprobe für mich, denn schon seit meinen Kindheitstagen war dieser Wunsch präsent gewesen. Bereits zum vierten und fünften Geburtstag hatte ich mir eine mehrstöckige Hochzeitstorte mit Brautpaar gewünscht – damals war er mir sogar erfüllt worden. Und auch jetzt wähnte ich mich schon länger auf der Zielgeraden; schließlich waren wir bereits seit zwölf Jahren ein Paar. Immer wieder hatte ich mir in der Vergangenheit neue Gedankenschlösser ausgemalt und in meiner Vorstellung schon die wildesten Hochzeitsfeiern mit allem Drum und Dran gefeiert. Rückblickend vermutlich vor allem, um die Zeit bis zur realen Hochzeit zu überbrücken und den Schmerz darüber zu unterdrücken, dass dieser Wunsch bislang noch unerfüllt war. Mal war es mir besser gelungen, mal schlechter, doch das Thema blieb bestehen. Irgendetwas schien immer zu fehlen, um den nächsten, vermeintlich letzten Schritt zu tun, ohne dass ich wusste, was es war. So fühlte ich mich in der Gegenwart oft wie auf einer Wartebank geparkt und frustriert – ein Gefühl, vor dem ich mit meinen Gedankenreisen zu entfliehen versuchte.
Manchmal kam es mir vor, als wäre unsere Beziehung ein Wasserglas, in dem sich die blockierenden Themen am Grund absetzten. Wir rührten den Schmodder möglichst nicht an, so dass wir uns auch nach Jahren oft wie ein Traumpaar fühlten und wunderschöne Augenblicke zusammen genossen. Auf diese Weise konnten wir die sich überlagernden Schatten ausblenden, bis alles durch äußere oder innere Umstände mit einem imaginären Löffel umgestoßen wurde. In diesen Momenten wurden die Themen sichtbar, die sich auf dem Boden abgelagert hatten, so auch durch den Segeltörn und das aufrüttelte Schockerlebnis ein paar Monate zuvor.
Die Begegnung mit dem Skipper hatten mich außerdem auf einer so tiefen Ebene berührt, dass ich dadurch daran erinnert worden war, wie wunderschön das »Hier und Jetzt« sein konnte; ganz ohne Zukunftsvisionen und fixe Tagträume. Dieser Augenblick, der so war, wie er war: so klar, einfach, leicht und lebendig. Ich wollte ab jetzt wirklich präsent sein und mir nicht mehr die wildesten Gedanken ausmalen, anstatt die Realität wahrhaftig zu erleben, denn ich hatte Blut geleckt und eine ganz neue Intensität erfahren; zurück in meine verlorene Traumwelt ging es nun nur noch schwer. Wie hat Mário Raúl de Morais Andrade es so schön ausgedrückt: »Es gibt zwei Leben. Und das zweite beginnt, wenn du erkennst, dass du nur eins hast.«
Auf dem Segelboot hatte ich den Ruf des zweiten Lebens gehört und war aufgewacht; danach war eine Rückkehr zu meiner alten Lebensweise nicht mehr möglich. Ich war nicht mehr bereit, das Leben zu verschlafen. Es war Zeit für den Sprung ins kalte Wasser, den ich auf dem Boot so oft geübt hatte. Doch was bedeutete das konkret? Jahrelang hatte ich geglaubt, zu wissen, was ich wollte und was gut für mich war und plötzlich war alles anders.
Wie das Neue aussah, entzog sich meiner Vorstellungskraft , und in so manchen Augenblicken jagte mir das eine Heidenangst ein. Auf einmal konnte ich nur noch sagen, was ich nicht mehr wollte – nämlich immer nur von etwas zu träumen, statt es tatsächlich zu erleben.
Kennst du das – bisher war alles gut, doch auf einmal fragst du dich, ob es das wirklich schon gewesen sein kann?
Wenn du einen kritischen Blick auf dein Leben wirfst: Lebst du wirklich das Leben, das du leben möchtest?Wo stehst du gerade: In welchen Bereichen bist du erfüllt, wo ist noch Platz für Wachstum?Was kannst du aktiv tun, um erfüllter zu sein? Was hast du bereits dafür getan? (z. B. innere Einstellung, bewusste Entscheidungen, Gedanken und Verhaltensweisen)Schreibe dir drei konkrete Dinge auf, die dich morgens aus dem Bett springen und abends glücklich einschlafen lassen. Mache jeden Tag etwas dafür, diesen Herzenswünschen näher zu kommen. Selbst die kleinsten Schritte zählen und dürfen von dir gewürdigt werden!
Mein Leben brauchte einen radikalen Kurswechsel – aber in welche Richtung, das war noch offen. War es an der Zeit, mein altes Leben hinter mir zu lassen, ohne zu wissen, wie es weitergehen würde? Sollte ich die Hoffnung und den Glauben an diese Beziehung, die nun schon dreizehn Jahre andauerte, aufgeben und mit ihr mein Lebenskonzept, meine vermeintliche Sicherheit, meine Zukunftspläne und meine jahrelange konstante Vorstellung vom Glück?
Oder ging es etwa im nächsten Schritt darum, ein klares »Ja« zu unserem gemeinsamen Leben auszusprechen, zu uns und unserer Zukunft , deren konkretes Erscheinungsbild noch in den Sternen geschrieben stand – würden wir nun endlich aus den zwei getrennten Wegen einen gemeinsamen machen?
Egal, welche Entscheidung ich auch treffen sollte, eins war sicher: So wie jetzt konnte es nicht weitergehen; die Zeit, in der Passivität zu verharren und reaktiv zu handeln, war vorbei. Ich musste mich entscheiden und proaktiv werden und damit die vielleicht wichtigste Weiche in meinem Leben ausrichten. Daher: Alles oder nichts, und zwar jetzt und nicht irgendwann. Ein Dazwischen war für mich keine Option mehr, denn der Weckruf auf dem Segeltörn war einfach zu laut gewesen, das Wasser im Glas inzwischen zu trüb und ich emotional zu sehr durchgeschüttelt.
Diese Erkenntnis setzte in mir eine mächtige Energie frei. Ich war nicht mehr bereit, mein Leben auch nur noch eine Sekunde länger zu verschlafen. Es war an der Zeit, aufzuwachen, endlich von der altbekannten Wartebank aufzustehen, aus meiner Grauzone herauszutreten und Farbe zu bekennen. Doch dazu musste ich für mich Klarheit schaffen und Mut beweisen, schließlich hatte ich die Qual der Wahl – zwischen einem Ohneeinander und einem echten Miteinander.
Doch neben der Frage, wie es mit unserer Beziehung weitergehen sollte, kreiste mir auch noch die Begegnung mit dem Skipper im Kopf herum. Nach wie vor konnte ich mir keinen wirklichen Reim darauf machen, was mir diese Verbindung sagen sollte. Ja, was war das nur gewesen – ein kurzer Sturm, eine Einbildung, ein Vorgeschmack darauf, wo die Reise meines Herzens hingehen könnte? Ich fand es unfair, meine Karten nicht offen auf den Tisch zu legen, doch wenn ich ehrlich war, wusste ich selbst nicht, welche Karten ich in der Hand hielt und noch weniger was ich mit ihnen anstellen sollte.
Die Zeit danach war eine harte Nummer, denn alles, was ich jahrelang verdrängt hatte, kam jetzt hoch und ließ mich planlos werden. Immer wieder fürchtete ich, in der immensen Flut meiner Gedanken zu ertrinken. Mein wohlgeordnetes Leben brach ein, wenn auch zunächst nur für mich sichtbar und spürbar. Mir fiel auf, dass ich bisher oftmals versuchte hatte, mich im Außen abzulenken oder aber mein Bestes gab, den Schuldigen für meine Misere dort zu finden. Damit hatte ich die Verantwortung für mein Leben abgetreten, anstatt ehrlich und wahrhaftig in mich hinein zu hören und zu meinen Gefühlen zu stehen. Wenn ich eines gut konnte, dann war es, kreative Erklärungen, Ausreden und Entschuldigungen für die aktuelle Situation zu finden, denn so brauchte ich mir meine Bedürfnisse nicht bewusst zu machen, ihnen Raum zu geben, zu ihnen zu stehen oder wirklich Tacheles zu reden. Ziemlich clever, oder?
Ich erkannte, dass ich mir selbst eine räumliche Distanz geschaffen hatte, um nicht Opfer der Sehnsucht nach dem vollumfänglichen »Wir« zu werden, und damit versuchte, die Illusion aufrecht zu erhalten – immerhin konnte ich mir so einreden, dass es momentan keine andere Möglichkeit für mehr Nähe gab. Irgendwie war es einfacher, über den Mangel zu sprechen oder die Illusion aufrechtzuerhalten, dass andere oder die Umstände daran schuld seien, als konkrete Wege zu finden, die Fülle in mein Leben einzuladen. Dafür brauchte es schließlich Klarheit und Mut – und beides fehlte mir. Diese Strategie hatte mich nicht weit gebracht. Sie hatte mir, wenn überhaupt, nur eine vermeintliche Zufriedenheit gebracht, aber nicht die Erfüllung, die ich jetzt spürte.
Nach den ersten emotionalen Schleudergängen und Erkenntnissen wurde ich richtig wütend auf mich. Viel zu lange hatte ich mich von den äußeren Umständen abhängig gemacht gehabt, anstatt Schöpferin meines Lebens zu sein. Ich hatte vieles als gegeben hingenommen und die Möglichkeiten außerhalb meines Tellerrandes gar nicht sehen wollen. Alternativ war ich mir durch meine Sturheit und meine Dickköpfigkeit selbst im Weg gestanden.
Sicherlich hatte ich mit meinem Partner immer wieder über die typischen Streitpunkte diskutiert, aber von der Stelle waren wir dennoch nicht wirklich gekommen. Stattdessen hatten wir immer wieder die verstaubten Geschichten ausgepackt, reflexartig die alte Leier gespielt und uns im Kreis gedreht, weil keiner der harten Wahrheit ins Gesicht sehen wollte und bereit war, daraus Konsequenzen zu ziehen, die eine wirkliche Veränderung bringen konnten.
Puh, ich musste erst einmal Luft holen, denn die Kraft, die meine Wut freisetzte, war so überwältigend, dass ich mich lebendig fühlte und gleichzeitig vom Leben überwältigt war und nicht mehr wusste, wo vorne und hinten war. Doch anstatt mich für meine Wut zu schämen und mich schlecht zu fühlen, nutzte ich ihre feurige Energie. Schließlich kam keine Veränderung, ohne dass ich selbst etwas veränderte – und ich brauchte dringend einen grundlegenden Wandel.
Doch bevor ich eine Kurzschlussentscheidung traf, hielt ich trotz meines Zorns inne und gab mir Zeit, bis ich mir dessen bewusst war, was ich wirklich wollte. Meine Entscheidung würde weitreichende Folgen haben und sollte mein komplettes Leben auf den Kopf stellen. Ich ahnte, wie mir eine Last von den Schultern abfallen und wie gut es sich anfühlen würde, wenn ich diese Entscheidung getroffen hatte, doch dazu brauchte ich erst einmal Gewissheit.
Es war ein bewegender Moment, denn ich erkannte, dass die Wahlfreiheit, die mich so quälte, eines der größten Geschenke und gleichzeitig die größte Herausforderung meines Lebens war. Jeden Tag, jede Stunde, jede Sekunde wählte ich, wie ich durch mein Leben ging, ob mit offenem oder verschlossenem Herzen, annehmend oder ablehnend, klagend oder dankbar, verurteilend, vergebend oder neutral. Kurzum, ich wählte immer wieder aufs Neue zwischen der Liebe oder der Angst und entschied dabei auch, welchen der vielen Wege ich aus Liebe oder Angst ging.
Welchen Weg ich auch immer einschlagen würde, ich wollte ihn mit ganzem Herzen gehen können. Und so stellte ich mir am Ende meiner Grübeleien nur noch diese eine Frage: Was würde die Liebe tun? Die Antwort war eindeutig: Die Liebe wollte leben, endlich wahrhaftig leben. Was nun? Mehr denn je glaubte ich, einen Tapetenwechsel zu brauchen und sehnte mich nach dem tiefen Glücksgefühl auf dem Meer zurück. Als mir diese Sehnsucht bewusst wurde, kam mir eine verrückte Idee. Warum nicht das alte Glück wiederholen und dabei bewusster und gezielter nach Antworten suchen als beim ersten Mal? Gesagt, getan. Und so buchte ich kurzerhand gemeinsam mit einer anderen Freundin, die ich mit meinem Segelfieber angesteckt hatte, einen zweiten Segeltörn. Der erste hatte mein Leben auf den Kopf gestellt, der zweite konnte mir vielleicht helfen, das Geschehene besser zu verarbeiten. Zudem wollte ich alles tun, um noch einmal dieses magische Glücksgefühl zu erleben – und gebrauchen konnte ich es noch mehr als damals.
Keine vier Wochen später schipperte ich also noch einmal auf einem Segelboot über das Meer. Immer wieder wurde ich dabei an meinen ersten Törn erinnert, allein durch das Geräusch des im Wind flatternden Segels, doch trotz ähnlicher Rahmenbedingungen verliefen die beiden Reisen komplett unterschiedlich. Ich hatte eine regelrechte Partycrew erwischt, die das Segelfeeling zwar genoss und sich gerne Geschichten übers Segeln erzählen ließ, aber nur selten selbst Hand anlegen wollte. Die spezielle Gemeinschaftsmagie meiner ersten Segelerfahrung suchte ich vergeblich. Trotzdem genoss ich die ausgelassene Stimmung auf dem Boot und hatte eine schöne Zeit, zog mich aber auch immer mal wieder aus der Gruppendynamik heraus, führte Gespräche mit meiner Freundin, nahm mir Zeit für mich und lauschte regelmäßig tief in mich hinein.
Nach wie vor sah ich in unserer Partnerschaft etwas Besonderes und vor allem: Potenzial. Wir lebten keine Standardbeziehung, sondern gestalteten unser Nähe-Distanz-Verhältnis auf unsere ganz individuelle Art und waren uns dadurch in vielerlei Hinsicht sehr nahe. Was ich besonders schätzte, war, dass wir an uns glaubten, uns bewunderten und uns liebten – und zwar so sehr, dass wir uns in unserer Entwicklung nie im Weg stehen wollten, sondern alles taten, um uns gegenseitig voranzubringen und wie ein Dünger für das Leben des anderen zu sein. neben dem gemeinsamen »Wir« gab es die beiden »Ichs«, was aus meiner Sicht grundlegend war. So ging jeder den eigenen Interessen nach, hatte seine Hobbys und verbrachte Zeit mit sich oder mit Freunden. Gleichzeitig hatten wir einen kostbaren und vielseitigen Raum für uns geschaffen.
Auf den ersten Blick schien alles perfekt, doch auf den zweiten Blick wurde mir die Lücke bewusst. Wovor ich mich all die Jahre gesträubt hatte war, in die Welt meines Freundes einzutauchen. Und so war es gekommen, dass wir anfangs zwar gemeinsam gewachsen waren, sich irgendwann aber jeder immer mehr in unterschiedliche Richtungen bewegt hatte, so dass wir uns rückblickend das größte Glück entgehen ließen – die Blütezeit des Anderen bewusst mitzuerleben und sie gemeinsam zu genießen. So brannte mein Freund beispielsweise für sein Forschungsprojekt; wohingegen es mir schwergefallen war, seine Leidenschaft zu teilen. Irgendwann war sie sogar ein regelrechtes rotes Tuch für mich geworden, da ich mich durch seine Passion oft vernachlässigt gefühlt hatte. Oh shit, in den letzten Jahren hatte sich tatsächlich jeder ein eigenes Leben aufgebaut, das für den anderen zu einem schwarzen Fleck geworden war. Kein Wunder, dass wir uns entfremdet hatten.