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Wenn die Melancholie dich heimsucht, lade sie ein! Umarme sie mit sanftem Druck, heiße sie willkommen und zieh dich mit ihr zurück. Diese erste von fünf "Lektionen in Melancholie" ist eine Einladung, sich treiben zu lassen, in den nachfolgenden Worten zu versinken, im Rhythmus der Poesie nachdenklich und melancholisch zu werden. Daniela Esch kreiert mit ihren Gedichten und Miniaturen einen Streifzug durch die Höhen und Tiefen des Lebens, bei dem aus anfänglicher Tristesse ein müdes Gefühl der Leere wird, das im freien Fall in einem emotionalen Tiefpunkt mündet. Die Suche nach neuer Hoffnung führt über Wattehügel und Sandburgen schließlich zu neuer Lebensfreude und Sekundenglück. Im zweiten Teil des Buches gibt die Autorin einen Einblick in den Entstehungsprozess ihrer Gedichte und Miniaturen und lädt die Leser(innen) zum Selberschreiben ein. Anhand einfacher Techniken und Stilmittel des intuitiven Schreibens zeigt sie, wie Worte zur Nahrung für die Seele werden und sich zu Gedichten formen.
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Seitenzahl: 38
Für M.
Teil I
Vom Traurigsein
Lektionen in Melancholie
Tristesse
Hasenherzigkeit
Töne aus Poesie
Müde
elephant beach
Auflösung
Lamento torturo
Oma,
Was dann?
Vakuum
Unruhe
Zu wenig, zu viel
Lauschen
Rechts, links
Wogen der Zeit
Frühlingsstarre
Anuptaphobie
Fallhöhe
Auf dem Hamsterrad
Pinguinesque
Freier Fall
Das Weltganze
Liebesakzente
Im Himmel vergraben
Ohne Netz und doppelten Boden
Und ich falle
Irrungen
Sackgasse
Optionen
Es wird einmal
Im Luftschloss
Vielleicht
Bergung
Zeitenwende
Renaissance
Metamorphose
Im Fluss
Schatzkarte
Sekundenglück
Rosige Aussichten
Aufbruch
Heimatjedöns
Kreislauf des Endes
Teil II
Schreiben
Worte als Nahrung für die Seele
Achtsam Schreiben
Automatisches Schreiben
Freies Schreiben
Assoziatives Schreiben
Natürliches Schreiben
Schreiben mit allen Sinnen
Ausklang
Literaturtipps
Danksagung
Die Autorin
Me|lan|cho|lie [melaŋko'li:], die.
Gemütszustand von großer Niedergeschlagenheit
oder Traurigkeit
Hin und wieder spüren wir sie in uns aufkeimen, wenn wir mit dem falschen Fuß aufstehen, einen Durchhänger haben, verletzt wurden oder verzweifelt sind – die Melancholie. Ein Zustand der Schwermut, eine traurige Stimmung. Mit meinen Lektionen in Melancholie möchte ich dazu anregen, diese Gefühle nicht zu unterdrücken, sondern sie zuzulassen und zu kultivieren – denn ja: auch wenn wir in Zeiten von Sozialen Netzwerken die Tendenz haben, uns nach außen hin immer perfekt zu präsentieren, so sieht es hinter der Handykamera doch hin und wieder ganz anders aus. Das Leben ist nicht immer nur rosa und flauschig, es ist auch mal grau und hart. Und in diesen nicht ganz so schönen Momenten dürfen wir uns zurückziehen, unter der Bettdecke verkriechen und unserem Weltschmerz voll und ganz hingeben.
In solchen Momenten der Leere, der Sehnsucht und des Leidens haben die eigenen Worte die Kraft, den inneren Schmerz zu lindern und den freien Fall der Emotionen abzufedern. Schreiben kann dabei ein Instrument sein, das uns in unserer Melancholie auffängt und uns neuen Mut gibt. Schreiben ebnet Wort für Wort einen Weg heraus aus dem Trübsinn, denn es gibt Halt und lenkt die Gedanken wieder ins Positive, öffnet den Raum für Hoffnung und Zuversicht und macht wieder Lust auf das Leben, aufs Genießen, aufs Weitermachen und Verändern. Das Schreiben kann tiefgehende Selbsterfahrungsprozesse in Gang setzen, was in seltenen Fällen noch tiefer ins Tal der Tränen führt. Die meisten Menschen erleben den Prozess des Schreibens in trüben Momenten wie eine Metamorphose. Und ist es nicht genau das, was Melancholie bewirkt und wofür sie gut ist: Sich mit seinen Schattenseiten auseinandersetzen und anschließend in neuem Licht erstrahlen?
So jedenfalls ergeht es mir beim Schreiben, wenn ich ganz intuitiv und mit mir selbst verbunden schreibe. Mit diesem Buch gehören meine Worte nun nicht mehr nur mir allein, sondern auch dir. Ich wünsche mir, dass sie für dich beim Lesen ebenso Nahrung für die Seele sind, wie sie es für mich beim Schreiben waren, dass sie dich berühren, inspirieren und vielleicht sogar zum Selberschreiben animieren – nicht nur, wenn die Melancholie dich das nächste Mal heimsucht. Du bist jederzeit herzlichst dazu eingeladen, dich mit deinem Inneren zu verbinden und dich in deinem eigenen Fluss aus Emotionen und Worten treiben zu lassen.
Wenn die Melancholie dich heimsucht,
lade Sie ein!
Umarme sie mit sanftem Druck,
heiße sie willkommen und
zieh dich mit ihr zurück.
Wenn die Melancholie dich heimsucht,
lade sie ein!
Verschmelze mit ihr in Einsamkeit,
verkriecht euch im Bett und
sprecht zusammen ein stummes Gebet.
Wenn die Melancholie dich heimsucht,
lade sie ein!
Vergiss dein Gelöbnis,
lass dich fallen und vergnüg dich
mit ihr in sündiger Betrübnis.
Wenn die Melancholie dich heimsucht,
lade sie ein!
Schwebe mit ihr durch die schaflose Nacht,
verirre dich im Labyrinth der Sterne
und genieß ihre Macht.
Wenn die Melancholie dich heimsucht,
lade sie ein!
Bald schon verzieht sie sich wieder,
nimmt Ängste und Kummer dir fort
und hinterlässt dich als Sieger.
Nun lade sie ein!
Gebrochenes Herz,
in farblose Tränen gekleidet,
einsam.
Ich dränge vorbei an Menschen,
die reden und reden, immerfort reden.
Dränge vorbei an Parfumwolken und
quietschenden Schuhen;
die den Asphalt berühren;
– vorbei an klackernden Absätzen,
wie Fohlen, vor Droschken gespannt;
– vorbei an melodischer Musik,
kaum hörbar, wie durchlässige Schlieren
am Himmel.
Im Café klappert Geschirr,
rauscht der Kaffee durchs Metall.