Leles Geheimclub, Band 1: Keine Kings im Hauptquartier - Sabina Gröner - E-Book

Leles Geheimclub, Band 1: Keine Kings im Hauptquartier E-Book

Sabina Gröner

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Beschreibung

Klar, dass ein Geheimclub ein ultrageheimes Hauptquartier braucht! Lele und ihre besten Freundinnen Cleo und Elif finden es daher alles andere als cool, dass die Jungsbande von Kolja ihr Versteck auf dem Dach entdeckt hat. Und als die selbsternannten Kings sie dann auch noch mit einer Drohne ausspähen, schreit das nach Rache. Allerdings geht die dann so richtig gründlich schief ... Alle Abenteuer von Leles Geheimclub: Band 1: Keine Kings im Hauptquartier! Band 2: Übernachtungsparty bei den Queens

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Seitenzahl: 104

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Als Ravensburger E-Book erschienen 2019 Die Print-Ausgabe erscheint im Ravensburger Verlag GmbH Postfach 2460, 88194 Ravensburg © 2019 Ravensburger Verlag GmbH Text © 2019 Sabina Gröner Vermittelt durch die Literaturagentur im Verlag der Autoren, Frankfurt am Main Originalausgabe Cover- und Innenillustrationen: Meike Hamann Logodesign: Meike Hamann Lektorat: Jo Anne Brügmann Alle Rechte dieser Ausgabe vorbehalten durch Ravensburger Verlag GmbHISBN978-3-473-47980-1www.ravensburger.de

Für Leonie und Loris und meine Eltern

Lele rannte die Weberstraße hinunter. Sie war spät dran. Lächelnd warf sie einen Blick auf den Zettel in ihrer Hand.

Diesen Zettel hatte Lele heute Morgen zwischen Anziehen und Frühstück angefertigt. Den Satz hatte sie irgendwo aufgeschnappt und nicht mehr vergessen. Lele war nämlich eine heimliche Mutmach-Botschafterin, wie sie es nannte. Sie versteckte anonyme Botschaften, die Mut machen sollten, an Orten, wo sie von anderen gefunden werden konnten – und ihnen dann hoffentlich weiterhalfen.

Die Blüten und Blätter waren auch von ihr. Lele liebte es zu zeichnen. Sie kritzelte und malte eigentlich immer und auf alles, was ihr zwischen die Finger kam.

„Leee-le! Was trödelst du denn so?“, hörte sie auf einmal eine fröhliche Mädchenstimme rufen.

Das war Cleo, die weiter vorne an der Straßenkreuzung stand und ungeduldig auf Lele wartete. Trotz der frühen Uhrzeit war Cleo bereits putzmunter und rollte schwungvoll auf ihrem Skateboard hin und her.

Elif, die neben Cleo stand, gähnte. Dann rief sie: „Komm schon, Lele! Lauf nicht wie ein Hypnotikum durch die Gegend!“

Cleo lachte. „Hypnotikum? Klingt ja witzig! Wie ein Medikament. Muss ich mir auf jeden Fall merken.“

„Heißt auch Schlafmittel“, erklärte Elif.

Elif hatte eine Vorliebe für Fremdwörter und Fachbegriffe.1 Es war gar nicht so, dass sie sich darum bemühte, extra spezielle Ausdrücke zu verwenden. Sie flogen ihr im Grunde einfach zu und Elif konnte sich Dinge nun mal leicht merken. Darum hatte sie einen sehr großen Wortschatz und vergaß manchmal, dass andere Kinder in ihrem Alter nicht so viele Wörter kannten wie sie. Zu Hause mit ihrem Zwillingsbruder Devin sprach sie nämlich immer so. Aber der war ja auch ähnlich flink im Kopf wie seine Schwester.

1 Auf Seite 120 kannst du alle Fremdwörter sammeln, die Elif in diesem Buch benutzt.

„Ich fliege! … also gleich!“, rief Lele, während sie sich suchend umblickte. Gerade kam sie an der Bushaltestelle vorbei. Kurzerhand steckte sie den Zettel in die kleine Lücke zwischen Sitz und Lehne der Wartebank. Dann sprang sie schnell zu ihren beiden Freundinnen, die noch immer an der Straßenecke auf sie warteten.

Die drei Mädchen begrüßten sich wie jeden Morgen mit dem obligatorischen „Pling!“, ihrer ultimativen Begrüßungsformel, bei der sie ihre Hände in die Mitte streckten und gleichzeitig die Finger wie eine Blüte aufspringen ließen. Dann bogen sie gemeinsam in die Fabrikstraße ein.

Vor dem Schultor wurden sie bereits erwartet. Kolja, Loris und Devin saßen auf der Schulmauer und sprangen zu Boden, als sie die Mädchen kommen sahen. Loris vollführte dabei ein kleines Kunststück, indem er während des Sprungs seine Beine auf einer Seite hochzog, bevor er landete. Das sah ziemlich cool aus. Aber Loris war ja auch ein wahrer Parkour-Meister.

„Oh, bitte nicht die!“, stöhnte Cleo und rollte mit den Augen.

„Weißt du, was sie von uns wollen?“, fragte Lele Elif, während sie weiter auf das Tor zuliefen.

„Nur weil Devin mein Bruder ist, heißt das leider noch lange nicht, dass er mich in ihre geheimen Vorhaben einweiht“, antwortete Elif. „Ich würde ihm ja auch nie von unseren Plänen erzählen!“

Elif flüsterte, so nah waren sie den Jungs bereits. Nun trat Kolja einen Schritt vor.

„Tanzen oder hinken?“, fragte Lele ihre zwei Freundinnen schnell, ohne Kolja dabei aus den Augen zu lassen.

„Hinken!“, sagte Cleo.

Elif nickte. „Eindeutig: hinken!“

„Oh Mann, glaubt ihr, wir verstehen euch nicht, nur weil ihr Geheimsprache sprecht?!“, meinte Kolja.

„Was haben wir denn gesagt?“, fragte Lele grinsend.

Kolja schnaubte verächtlich. „Jedenfalls“, fing er an, „müssen wir mit euch reden!“

„Sorry“, antwortete Lele, „aber wir reden nicht mehr mit euch, beschlossene Sache!“

Und schon gingen die Mädchen wortlos an den drei Jungs vorbei.

Dass sie nicht mit ihnen reden wollten, hatte seinen guten Grund. Es waren nämlich die Jungs gewesen, die sie letzte Woche verpfiffen hatten, als sie der neuen Referendarin einen kleinen Streich spielen wollten.

Jetzt drehten sie sich nochmals zu den Jungs um und Cleo rief: „Wir tanzen nämlich nicht mit Waschbären!“

„Hä? Was? Spinnt ihr?“, fragte Kolja.

„Wir wollten nur mit euch reden!“, sagte Loris.

„Eben!“ Lele grinste und die drei Mädchen verschwanden lachend im Schulgebäude.

Sie liebten es, in ihrer Geheimsprache zu sprechen. Sie war super einfach zu lernen, aber für Außenstehende fast unmöglich zu verstehen. Die Mädchen hatten nämlich einfach einzelne Wörter oder Ausdrücke durch andere ersetzt. „Tanzen“ hieß zum Beispiel „reden“ und „hinken“ so viel wie „ignorieren“. „Wer hat Lust auf Käsekuchen?“ bedeutete „Achtung, Gefahr!“

Kein Mensch konnte die drei verstehen, wenn er nicht wusste, wofür die Ausdrücke standen, und das, obwohl die Mädchen scheinbar ganz normal miteinander sprachen.2 Diese Geheimsprache war einfach perfekt für ihren Geheimclub. Denn das waren die drei: ein Geheimclub. Die Idee dazu hatten sie schon in der ersten Klasse gehabt. Dass Kolja, Loris und Devin fast zur selben Zeit ihren eigenen Geheimclub gegründet hatten, war vielleicht ein Zufall gewesen – oder die Jungs hatten es ihnen nachgemacht. Das jedenfalls vermuteten die Mädchen. So oder so: Seitdem waren die beiden Clubs verfeindet!

2 Eine Liste aller Geheimsprache-Wörter gibt es am Ende des Buches!

Langweilig! Lele schaute sich um. Alle anderen rechneten konzentriert an den Aufgaben, die sie zuvor von der Tafel abgeschrieben hatten. Vor allem Elif links neben ihr. Die liebte Mathe. Aber auch Deutsch. Und Bio. Sie war eben das Superhirn ihres Clubs. Aber auch Cleo auf der anderen Seite schien in die Aufgaben vertieft zu sein.

Nur Lele hatte heute gar keine Lust auf Mathe!

Sie ließ ihren Blick durch den Klassenraum schweifen und blieb an ihrem Klassenlehrer hängen. Lele bemerkte, dass Herr Arnold kaum die Augen offen halten konnte, so sehr kämpfte er wieder einmal mit seiner Müdigkeit. Schließlich gab er auf und sein Kopf sank langsam nach unten und blieb auf der Tischplatte liegen. Der Arme war eingeschlafen. Seit er Papa geworden war, war er einfach nicht mehr der Alte!

Schnell fischte Lele ein dickes, schön eingebundenes Notizbuch aus ihrem Rucksack. „LwD“ stand in großen Lettern auf dessen Vorderseite. Das war die Abkürzung für „Listen der wichtigen Dinge“ – Leles Erfindung und elementarer Bestandteil des Geheimclubs. Hier notierten sich die Mädchen alles, was sie gerade beschäftigte.

Lele blätterte bis zu einer freien Seite und schrieb in schöner, geschwungener Schrift oben auf das leere Blatt:

Lele kicherte, dann schob sie das Heft zu Cleo rüber, die unterdessen auch mit dem Rechnen aufgehört hatte und sich sofort darüberbeugte.

Cleo überlegte kurz, dann schrieb sie:

Jeden Tag 10 Energydrinks! (Meine große Schwester schwört darauf.)

Lele grinste und schrieb darunter:

Nur noch stehend unterrichten und dabei nie aufhören, Gymnastikübungen zu machen! Und eins und zwei …

Sie schob das Heft weiter zu Elif, die unterdessen fertig mit den Aufgaben war und ihren Freundinnen unauffällig ihr Matheheft zum Abschreiben zusteckte. Elif überflog rasch die schon geschriebenen Zeilen und fügte hinzu:

Ein elektronisches Zwick-Gerät, das sie oder ihn am Einschlafen hindert. Erhältlich als Armband oder für die Fesseln (das ist die Stelle zwischen Bein und Fuß).

Inzwischen hatten immer mehr ihrer Mitschüler bemerkt, dass Herr Arnold eingenickt war. Erste Papierkügelchen flogen durch die Luft und der Lärmpegel stieg rasant an.

Plötzlich landete genau vor Lele ein Fußball auf dem Tisch.

„He!“, rief sie empört.

In ihrem Rücken hörte sie Kolja, Loris und Devin kichern. Lele rollte mit den Augen. Aber gerade als sie aufgestanden war, um den Ball zurückzuwerfen, wachte Herr Arnold wieder auf.

„Leonie! Setzen!“, rief der Klassenlehrer und Lele musste sich unverrichteter Dinge wieder auf ihrem Stuhl niederlassen. Sie drehte sich um und blickte in die grinsenden Gesichter der drei Jungs.

„Den kriegt ihr so schnell nicht wieder!“, drohte sie und ließ den Ball unter ihrem Tisch verschwinden.

Aus den Augenwinkeln sah sie, wie die Jungs anfingen, wild zu gestikulieren.

„Was denn noch?“, zischte Lele genervt und etwas zu laut.

„Letzte Ermahnung, Leonie Lemke“, hörte sie Herrn Arnold sagen, der gerade angefangen hatte, die Lösungen der Rechenaufgaben an die Tafel zu schreiben.

Lele machte eine beschwichtigende Handbewegung und unterdrückte ein Lachen. Sie mochte Herrn Arnold wirklich gerne, aber sie konnte ihn manchmal einfach nicht ganz ernst nehmen. Wenn er beispielsweise versuchte, streng zu sein, sprach er mit extratiefer Stimme. Leider wirkte das eher lustig als furchteinflößend. Trotzdem würde sie nun besser still sein, denn es wäre nicht das erste Mal, dass Herr Arnold sie nachsitzen ließ, obwohl sie gar nichts getan hatte.

Es war ja nicht so, dass Herr Arnold nicht versuchen würde, gerecht zu sein. Er erwischte einfach häufig die Falschen. Und das war oft genug Lele. Doch gerade als sie sich wirklich fest bemühte, Herrn Arnolds Ausführungen zu folgen, fiel Leles Blick auf einen Zettel, der mit Klebeband am Fußball befestigt worden war. Unauffällig riss sie ihn vom Ball, faltete ihn auf und las:

Vorsichtig drehte sich Lele noch einmal um und sah zu Kolja, der ihr wortlos zunickte. Lele nickte stumm zurück und drehte sich möglichst lässig wieder um. Als sie sicher war, dass Herr Arnold nicht zu ihr schaute, zeigte sie den Zettel Cleo und Elif. Die drei Mädchen tauschten kurze, diskrete Blicke miteinander aus.

Weil Lele merkte, dass die Mitschüler neben ihnen interessiert die Ohren spitzten – sie hatten wohl die Zettelübergabe mitbekommen – flüsterte sie: „Ich hab so Lust auf Knusperkekse!“

Das war das Signal, in die Geheimsprache zu wechseln. Die anderen zwei begriffen sofort.

„Wer hat Lust auf Käsekuchen?“, fragte Elif.

„Sternschnuppe“, murmelte Cleo.

„Fische fangen“, raunte Lele.

„Eine allerletzte Mahnung, Leonie!“, rief Herr Arnold und Lele presste schnell ihre Lippen zusammen und nickte eifrig.

Der Rest der Stunde verlief ruhig. Aber Lele war nicht bei der Sache. In ihrem Kopf schwirrte die Frage herum, was die Kings bloß von ihnen wollen könnten. Um sich abzulenken, blätterte sie in ihrem LwD-Buch und blieb beim allerersten Eintrag hängen:

Lele lächelte. Dann musste sie wieder an das bevorstehende Treffen mit den Kings denken. Eine Mischung aus Vorfreude, Spannung und Angst überkam sie. Bald war Schulschluss, dann würde sie mehr wissen!

Als Lele, Cleo und Elif auf dem Sportplatz ankamen, hatten sich die Kings bereits in einer Reihe aufgestellt – wie für ein Duell!

Sofort brachten sich auch die Mädchen in Position: Breitbeinig, mit verschränkten Armen und die Augen zu Schlitzen zusammengekniffen stellten sie sich gegenüber von den Jungs auf. Denn natürlich hatten sie schon vor langer Zeit genau für solche Situationen eine Liste angefertigt:

Die Liste hatte einen zweiten Punkt:

Darunter war sogar noch ein dritter Punkt:

Jetzt gerade wollten die Mädchen vor den Kings so cool wie nur möglich rüberkommen.

Mit hoch erhobenem Kopf musterte Lele die Jungs der Reihe nach und fragte so lässig, als hätte sie eine Sonnenbrille mit verdunkelten Gläsern auf der Nasenspitze: „Also, was wollt ihr?“

Kolja stemmte die Arme in die Hüften. „Wir wollen euch einen Tausch vorschlagen: euer Dach gegen unser Geheimversteck.“

„Unser Dach?!“, fragte Lele überrascht. „Woher …?“

Ihre Gedanken rasten. Woher wussten die Jungs, dass das Dach das Geheimversteck der Queens war? Irritiert tauschte sie kurze Blicke mit Cleo und Elif aus.

Elif hob sofort abwehrend ihre Hände, um zu signalisieren, dass sie unschuldig war. Als Zwillingsschwester von Devin stand sie leider unter Generalverdacht, wenn es darum ging, dass geheime Club-Angelegenheiten ausgeplaudert worden waren. Immerhin verstand sie sich eigentlich total gut mit ihrem Bruder – mal abgesehen von ihrer Mitgliedschaft in verfeindeten Geheimclubs.

„Tja“, Kolja grinste, „da staunt ihr, was?“

„Ich sag nur: Spionage!“, ergänzte Loris.

„Mist!“, murmelte Lele. Sie waren doch so vorsichtig gewesen, damit niemand ihr Versteck entdeckte – und nun das!

„Also? Was ist?“, fragte Kolja ungeduldig.

„Was habt ihr uns denn als Tauschobjekt anzubieten?“, fragte Lele zurück.

Kolja räusperte sich. Dann sagte er mit ausladender Geste: „Unser eigenes Geheimversteck. Nichts Geringeres als ein ganzes Kellerabteil!“

Die Jungs warteten vergebens auf eine Antwort. Stattdessen kassierten sie einen gigantischen Lachanfall der Mädchen.

„Du meinst ein dunkles, miefiges Loch gegen unser Freiluft-Paradies?! Niemals!“, sagte Lele. Und Cleo und Elif stimmten ihr sofort zu.

„Dann werden wir euer Versteck eben Hausmeister Würgler verraten!“, drohte Kolja und blickte sie triumphierend an.