Leninplatz - Mark Scheppert - E-Book

Leninplatz E-Book

Mark Scheppert

0,0

Beschreibung

Benny, Mark und ihre Freunde wohnen rund um den Leninplatz in Ostberlin. Obwohl ihr Alltag Ende der 80iger Jahre in der DDR eigentlich trist und vorbestimmt ist, erleben sie in der Schule und den Stunden danach die aufregendsten Dinge. Sie feiern gemeinsam das Leben, die Mädchen und vor allem sich selbst, auch wenn ihre Freundschaft manchmal auf harte Proben gestellt wird. "Was war eigentlich los am Leninplatz, bevor der Osten der neue Westen wurde, vor dem Mauerfall und "Goodbye Lenin"? Mark Scheppert erzählt auf unvergleichliche Art vom Aufwachsen im Ostteil Berlins, von Freund- und Feindschaften, erster Liebe und einer kleinen Gang Jugendlicher, die nach der Schule am Sockel des Lenindenkmals herumlungert und Pläne schmiedet - mal fürs Leben, mal nur für den sozialistischen Nachmittag. Seine Geschichten sind ebenso komisch wie anrührend, authentisch erzählt und ein unverzichtbarer Teil Alltagsgeschichte aus der untergegangenen DDR." Hannes Klug, Journalist und Autor "Scheppert entkleidet alles und jeden: Ina aus der A-Klasse, die Frau des Musiklehrers, die DDR und nicht zuletzt: seine Seele. Fetzt voll ein, dit Buch." Sebastian T. Vogel, Lesebühnenautor "Ein FDJ-Aufmarsch zum 35. Jahrestag der Republik - nie wäre Mark Scheppert auf die Idee gekommen, daran freiwillig teilzunehmen. Aber dann winkte ein Treffen mit dem schönsten Mädchen der Schule. Also doch" Spiegel Online, einestages "Erfrischend, verdammt ehrlich, voller Komik und Humor, lebensecht!" Binea, Literatwo

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 232

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der Autor

Mark Scheppert wurde 1971 geboren und lebt seither in Berlin-Friedrichshain.

Er war er Landschaftsgärtner, Möbelträger, Student, Sachbearbeiter, Küchenhilfe, Erntehelfer, Forstmitarbeiter, Fahrradcodierer, Vertreter, Postmitarbeiter, Anzeigenverkäufer und Marketingmanager.

Doch all das fand er kein bisschen spannend. Deshalb begann er irgendwann, nebenher ein paar Zeilen zu schreiben und wurde 2009 Mitglied der Lesebühne „Die Unerhörten“.

Mit seinem Buch „Mauergewinner“, welches monatelang die BoD-Bestsellerliste anführte, gelang ihm sofort ein beachtlicher Erfolg. In „Leninplatz“ widmet er sich erneut der untergegangenen DDR.

www.markscheppert.de

Weitere erhältliche Titel: „Mauergewinner“; „Alles ganz simpel“; „Koalaland“; „90 Minuten Südamerika“

Inhalt

Wer war das?

Unsichtbares Pferd

Vergänglichkeit

Schrottreif

Dostoprimetschatelnosti

Timurs Trupp

Gruppenratswahl

DDR-Minigolf

Benny eiskalt

Bahnhofsmission

Genosse Gehorsam

Ungarische Würste

Kubanische Apfelsinen

Gute Vorsätze

Lebenslauf

Tauwetter

Freund Bommel

Sportskanonen

Tanzender Goldbär

Schwule Ärzte

Born in the G.D.R.

Rechtswidrig

Klassenkollektiv

Anzüglich

Ich war das!

Die Wende

Mädchen aus Westberlin

Pappchinesen

Muttis Mollstraße

Alles auf Anfang

„Solange man jung ist,

hält man Jugend für einen Fehler.

Erst später entdeckt man,

dass Jugend Glück ist.“

— Hans Fallada —

Wer war das?

In der 10. Klasse rauchen wir die erste Zigarette schon vor Beginn des Unterrichts in einer nicht einsehbaren Ecke des Schulhofs. Sie schmeckt zwar wie dampfende Dachpappe und verursacht einen trockenen Belag auf der Zunge, aber was macht man nicht alles, um in der kuhlen Gang zu bestehen.

Auch an diesem Novembertag 1987 sehe ich schon von weitem ein Gemisch aus Qualm und warmer Atemluft aus den Mündern meiner Freunde emporsteigen. Tessi, Bergi, Bommel, Torte und Andi stehen am Zaun und schauen angeregt diskutierend hinüber zur „Rosa“. Erst als ich näher komme, bemerke ich, dass in großen schwarzen Lettern etwas auf die Außenwand der verhassten Nachbarschule gepinselt worden ist: „Freiheit ist immer auch die Freiheit des A“, steht dort. Leise schleiche ich mich von hinten heran und rufe mit möglichst tiefer Stimme: „Wer war das?“ Bommel fällt vor Schreck fast die Kippe aus dem Mund, doch als er mich sieht, muss er lachen.

Natürlich war das keiner von uns, zumal sich niemand einen Reim darauf machen kann, was der Satz bedeutet und, vor allem, wie er ausgehen soll. Dennoch erkenne ich in den Augen der Jungs, dass sie den „Sprayer“ bewundern. Das hat was von „Beat Street“, auch wenn es sich nur um Schmierereien an der „Rosa Luxemburg POS“ handelt und nicht um bunte Graffitis an U-Bahnwagen in der New Yorker Bronx.

Als wir in der Milchpause auf den Hof zurückkehren, ist der Satz verschwunden. Nur eine etwa vier Meter lange und einen Meter breite weiße Farbschicht zeugt davon, dass dort mal etwas gestanden haben muss. Die Wand schimmert noch immer feucht, sodass wir allen beweisen können, keinen „Quatsch mit Soße“ erzählt zu haben. Allerdings hat niemand den rasenden Malermeister oder gar den nächtlichen Schmierfink zu Gesicht bekommen.

Dennoch entpuppen sich unsere Angebereien als Eigentor. In der Mittagspause werden wir zur Direktorin gerufen. Dort sitzen bereits zwei übel gelaunte Herren in auffällig unauffälligen Jacken. Die Sache hat sich also herumgesprochen. Einzeln führen sie uns in ein Klassenzimmer. „Wer war das?“, fragt mich einer der Kerle mit tiefer Verhörstimme. Ich weiß, dass es nichts zu befürchten gibt, denn weder meine Freunde noch ich haben etwas damit zu tun oder wissen, wer der Täter ist. Und selbst wenn, diese Typen würden es nicht erfahren!

Mit Andi, Bommel, Bergi, Torte und Tessi gibt es nämlich einen unausgesprochenen Ehrenkodex: Es wird nie ein Freund verpetzt oder denunziert. „Ich war das nicht!“, darf man gelegentlich sagen, doch niemals: „Aber der da war es!“ Deshalb sind alle geschockt, als wir hören, dass die Männer in der Lederkluft Andi eingesackt haben. „Was soll der denn schon damit zu tun haben?“, fragt Tessi in die Runde.

Erst am frühen Abend spricht sich herum, dass Andi wieder aufgetaucht ist. Gespannt warten wir darauf, bis er endlich im „Alfclub“ erscheint. Mit einem breiten Grinsen schnappt er sich ein Bier, setzt sich auf einen Sessel – und schweigt. Er ahnt natürlich, dass er gerade der uneingeschränkte Mittelpunkt der Runde ist, und kostet dies natürlich aus. Nach und nach beginnt er dann aber doch zu erzählen.

Sie hätten ihn irgendwohin nach Lichtenberg, Höhe U-Bahnhof Magdalenenstraße gekarrt und „in ’nem richtigen Verhörzimmer und so“ in die Mangel genommen. Er schildert die Situation so lebensnah und bedrohlich, dass alle mucksmäuschenstill sind. Doch ich unterbreche ihn: „Was haben sie dir eigentlich vorgeworfen?“ Er schaut mich überrascht an: „Na blöderweise hatte ich denen gesagt, ich wüsste, wie der Satz vollständig heißt.“ Wir staunen. Weder die befragten Eltern noch unsere Lehrerin Frau Wagenbach hatten eine Antwort darauf gewusst. „Und?“, brüllt Tessi genervt, der es nicht sonderlich mag, wenn Andi einen Kotten schiebt. Der lehnt sich entspannt zurück und murmelt: „Freiheit ist immer auch die Freiheit des Andi.“ Schallendes Gelächter erfüllt den Klub in den Tiefen des Neubaublocks. Andreas Billstedt, alias Andi, ist an diesem November-Abend im Jahr 1987 der uneingeschränkte Held unserer Clique und darf später sogar auf dem Mercedes-Chefsessel wie ein König Platz nehmen.

Am nächsten Morgen betrachte ich nachdenklich den überpinselten Spruch und denke: ‚Mich würde ja trotzdem mal interessieren, wer das war, und, vor allem, wie dieser Satz vollständig lautet.‘

Unsichtbares Pferd

„Mark, jetzt sag doch auch mal was.“ – „Mark, der Benny erzählt immer so schön, was in der Schule gerade passiert ist.“ – „Mark, freust du dich denn nicht?“ – Mark, Mark, Mark! Am liebsten würde ich mir die Ohren zuhalten. Alle starren mich an.

Wir sitzen in einer vollbesetzten S-Bahn in Richtung Plänterwald und meine Mutter stellt ihren 13-jährigen Sohn mal wieder vor aller Augen bloß. Kann die denn nicht einfach die Klappe halten und mich in Ruhe lassen? Noch immer glotzt mich das komplette Abteil an, in der Hoffnung, dass der „Mark“ nun endlich mal das Maul aufmacht. Doch der sitzt ganz still auf seiner Bank und schaut mit schamrotem Kopf zu Boden. Zwei Jugendliche gegenüber amüsiert das alles köstlich. Plötzlich springt einer der beiden auf und brüllt: „Na, Keule, fährste mit Mutti zu Clown Dolli?“ Meine Augenlider werden zu Blinklichtern. Doch er lässt von mir ab und geht zur Wagentür. Völlig unerwartet reißt er sie während der Fahrt mit urwüchsiger Kraft auf, tritt auf den schmalen Sims hinaus und schließt die Tür hinter sich wieder. Sein feixender Freund bekommt sich gar nicht mehr ein. Eine Hand kracht von draußen an die Scheibe – genau dort, wo ich sitze. Ich bekomme den Schreck meines Lebens. „Na, Keule, haste dir in die Hose geschissen?“, ruft der drinnen verbliebene Idiot und rennt, als der Zug einfährt, lachend seinem Kumpel auf dem Bahnsteig hinterher. Fünf Minuten später erreichen wir unsere Zielstation. Ich bin den Tränen nahe. Doch Mutter, die dem Ganzen kaum Aufmerksamkeit geschenkt hatte, steht schon an der Tür und ruft: „Mark, nun komm doch endlich, oder willst du die Vorstellung verpassen?“

Der Typ hatte nämlich leider recht: Wie jedes Jahr laufen wir auch 1984 in einem frohgelaunten Pulk den Weg entlang des Waldes zum schon von weitem sichtbaren Zirkuszelt, anstatt links in den kuhlen Kulturpark Plänterwald abzubiegen. Auch wenn wir dieses Jahr nicht im März bei Minusgraden in die große Manege müssen, könnte ich auf diese Veranstaltung locker verzichten. Wir sind sogar eine Stunde früher vor Ort, da die Tierschau nur bis 19 Uhr geöffnet hat. Verängstigte Pferde, stinkende Tiger, ein trauriger Elefant und die gähnende Giraffe machen dies nicht gerade zu einem Ereignis. Mit dem geliebten Tierpark in Friedrichsfelde hat das rein gar nichts zu tun.

Zu allem Überfluss laufen uns auch noch zwei Clowns über den Weg. Der große von ihnen schnappt sich Benny und wirbelt ihn wie in einem Karussell herum. Mein selig grinsender Bruder kreist wiegend durch die Lüfte, so als säße er auf einem unsichtbaren Pferd. „Na Kleener, dit findste ooch schau, wa?“, fragt mich der andere Spaßvogel, der kleiner ist als ich. Er rammt mir seine wurstigen Finger in die Rippen und versucht mich zu kitzeln. „Hör auf, du Kasper!“, rufe ich überraschend mutig. Der fiese Miniatur-Clown schaut mir tief in die Augen und murmelt in Babysprache: „Na wat hatter denn, der Kleene?“

„Hereinspaziert, hereinspaziert“, ruft derweil ein Kerl am Eingang. Über ihm hängt ein Schild: BEROLINA – Staatszirkus der DDR. Träger des Vaterländischen Verdienstordens in Gold. Mutter hatte über „Vitamin B“ Karten für die erste Reihe abgestaubt. ‚Auch das noch‘, denke ich geschockt.

Im Inneren sorgen Strahler für ein Tropenklima, während wir auf Holzspanwegen zu unseren Plätzen gelangen. Das Berolina-Orchester spielt sich mit unerträglichen Liedern trötend ein. Doch Mutters und Bennys Augen sind so groß wie Mantelknöpfe und leuchten, als wir unsere Sitze hinter der etwa einen Meter hohen Bande direkt vor der kreisrunden Manege erreichen.

„Dong, Dong, Dong“, und aus Lautsprecherboxen ertönt nun auch: „Hereinspaziert, hereinspaziert. Noch 10 Minuten bis zur Vorführung.“ Mutter erklärt, dass es beim letzten, einmaligen „Dong“ losgeht, wobei wir das längst wissen. Die grellen Lichter erlöschen und jemand schwebt an einem tauähnlichen Seil, eingehüllt in ein zwei Meter langes Tuch, zu Boden. Es ist eine Frau, die sich als Sprecherin Barbara vorstellt. Nachdem sie das gnadenlos lange Programm heruntergeleiert hat, kreischt sie: „Manege frei für Günter Döring und seinen Lipizzanerhengst Conversation. Er eröffnet in einer Hohen Schule.“

Was diese Hohe Schule sein soll, wenn ein Mann mit einem Pferd im Kreis reitet, verstehe ich zwar nicht – zumal dies jeder Indianer in den Winnetou-Filmen besser kann. Der Hengst läuft tänzelnd ein paar Pirouetten und einmal stellt sich der Reiter auf den Sattel. „Fantastisch!“, murmele ich genervt.

Endlich erscheint Barbara wieder – in ihrem Schlepptau befinden sich nun der kleine und der große Clown, die unfassbar dämliche Dinge von sich geben. Beppo und Otto heißen die Trottel, die mehrmals unvermittelt umfallen und in einer endlosen Kette bunte Tücher aus Ohren und Nasen ziehen. Kleine Kinder kreischen „Klauuun“ und auch mein Bruderherz quietscht vor Vergnügen, während ich denke: ‚Hauptsache, die holen niemanden aus dem Publikum auf die Bühne.’ Genau in diesem Moment schaut mir der Kleine in die Augen und grinst hinterhältig.

Doch zum Glück geht es laut Barbara mit den „Meridians“ weiter. „Die Absolventen der Staatlichen Fachschule für Artistik geben heute ihr Debüt am Schnappseil“, ruft sie nicht ohne Stolz. Das „Seil“ sind zwei lose durch die Manege gespannte Drähte, auf welchen einige Frauen und Männer minutenlang balancieren und dabei Gummibälle jonglieren, die zu allem Überfluss ständig herunterfallen. Etwas Einfallsloseres habe ich noch nie gesehen. Meine Mutter boxt mir in die Seite und flüstert so laut, dass es auch die Leute in der achten Reihe hören: „Mark, ist das nicht schau?“ Ist es nicht!

Während die Künstler verschwinden, erscheinen die Kasperköpfe mit den Clowns-Masken auf der Bühne. Wahrscheinlich um zu zeigen, wie schwierig das alles ist, hebt Otto den Liliputaner Beppo aufs Seil, von dem dieser unzählige Male abstürzt. „Mutti, ist das nicht lustig?“, flüstere ich leise. Von ihr ertönt ein lang gezogenes „Ooohh“, da der Zwerg plötzlich einen Hand- und dann einen Kopfstand auf dem Schnappseil vollführt. Der große Clown läuft derweil genau auf mich zu und ruft in die Menge: „Soll es der Kleine hier auch mal versuchen?“ Die Menge johlt „Ja!“, doch während ich mich an meinem Sitz festkralle, springt mein kleiner Bruder neben mir auf und brüllt: „Ich, ich, ich!“ Schwein gehabt, denn er fragt ihn bereits, wie er heißt. „Dann wird der Benny dem Beppo mal zeigen, wie das funktioniert.“ Er hebt ihn aufs Seil und hält ihn dabei verdeckt am Hemdkragen fest, dass es so ausschaut, als ob mein Bruder über dem Boden schwebt. Ich habe den Dicken noch nie so glücklich gesehen und bin ihm unendlich dankbar, dass er mir soeben den Arsch gerettet hat.

Nun verkündet Barbara eine einmalige Sensation in der Zirkuswelt. „LADY ROS“ führt eine Dressurkombination mit Hund, Giraffe und Elefant vor. Sensationell, dass ein Hund auf einem Elefant stehen kann, oder dass er mit Hilfe des Rüssels auf die Giraffe gehoben wird und von dieser wieder auf den Dickhäuter springt. Mein Bruder klatscht sich die Finger wund und Mutter lächelt gerührt. Auch die Clowns dürfen bei diesem Spektakel nicht fehlen. Zumindest lassen sie die Zuschauer diesmal in Ruhe und nerven nur die auf wackligen Beinen stehende uralte Giraffe.

Endlich die letzte Darbietung – vor der Pause, wohlgemerkt. Die sogenannten „Arconas“ zeigen am Schleuderbrett internationale Spitzentricks, wie Barbara es nennt. Der Höhepunkt sei ein dreifacher Salto und die Krönung ein so genanntes „5-Mann-Hoch“. Mir ist kotzlangweilig und ich will nur noch nach Hause.

Darf ich aber nicht, denn während uns das Berolina-Orchester mit Marschmusik aus dem Zelt vertreibt und in der Manege Gitterzäune aufgebaut werden, stopft uns Mutti draußen mit Zuckerwatte voll. Fast alle Erwachsenen trinken Bier. Wie gerne würde ich mich auch in einen leichten Dämmerzustand versetzen oder mit Vater, der nicht mitkommen musste, ein Sportereignis besuchen. So wie im Juli den „Olympischen Tag“ im Jahn-Sportpark, wo Uwe Hohn den Speer mit 104,80 Metern fast aus dem Stadion geschleudert hatte und nicht nur Benny schier ausgerastet ist.

„Hereinspaziert, hereinspaziert.“ Es geht weiter! Ganz ehrlich: Was uns Ossi und Martina Sperlich mit ihren Bengaltigern vorführen, ist das bisher beste der ganzen Show. Nachdem sie über einen Laufgang in die Manege kommen, haben wir das Gefühl, diese gefährlichen Raubtiere fast berühren zu können. Die Großkatzen laufen unmittelbar vor uns über Balken, springen zähnefletschend von Podest zu Podest oder durch einen Reifen, den der Dompteur in der Hand hält. „Am kuhlsten wäre es, wenn zum Schluss die Clowns zum Abendbrot verspeist würden“, flüstere ich Benny zu, aber das geschieht leider nicht. Die helfen lediglich beim Abbau der Gitter und stellen sich dabei absichtlich granatenblöd an.

Die nun folgenden „Mendozas“ lassen meine kurzfristige Euphorie wieder abflauen. Salti, Pirouetten und Sprünge am Trampolin hauen einen 13-jährigen Steppke wahrlich nicht vom Hocker, zumal die Artisten von einem Fangnetz gesichert sind und sich somit nicht mal die Knochen brechen können. Auch der kleine Beppo-Clown verrenkt sich nicht den Hals, als er von Otto aus gut fünf Metern Entfernung auf die Hüpfmatratze geschmissen wird. Außerdem geht mir das ständige Räuspern meiner Mutter total auf den Keks.

„Manege frei für das Duo Bokai!“ Ein Mann mit quietschbuntem Hemd und fetten Koteletten legt einer leicht bekleideten Dame in Glitzerunterwäsche dickbäuchige Schlangen um den Hals und die Beine. Auch zwei kubanische Krokodile kommen zum Einsatz, was mein Bruderherz todesbegeistert. Ganz interessant, aber anfassen dürfen die Besucher die Tiere und die Dame mit der goldenen Maske leider nicht.

Es folgt das nächste Duo namens „Gemini“ aus der Volksrepublik Polen mit Blitz-Jonglerie. Wenn man das täglich üben würde, könnte sicherlich auch ich mit Bällen, Keulen und Ringen jonglieren, was die Clowns danach mit Tellern und ihren Hüten recht eindrucksvoll unter Beweis stellen.

Als Höhepunkt und Abschluss des Abends verkündet Babs die „Glorias“. Zugegeben, das sieht schon recht spektakulär aus, was die unter dem Zirkusdach an dünnen Seilen und Schaukeln vollführen. Sie sind durch ein Sicherheitsnetz geschützt, wobei keine/r der Frauen und Männer abstürzt.

Dann ist es geschafft, denke ich erleichtert, und stehe auf. Genau in diesem Moment kommt Clown Otto, schnappt mich von hinten am Schlafittchen und zerrt mich in dieser misslichen Lage in die Manege. Ich werde von Strahlern geblendet, weiß jedoch, dass mich gerade hunderte Leute anstarren. Mit einem Mal beginnt mein rechtes Augenlid unkontrollierbar zu zucken, wie ein schnelles Blinzeln, das ich nicht in den Griff bekomme. Ich könnte vor Scham in den Boden versinken, aber das Martyrium ist noch lange nicht vorbei. Beppo kommt auf einem Miniaturfahrrad angefahren und Otto setzt mich auf seine Schultern, sodass ich – von ihm noch immer mit festem Griff von hinten gehalten – auf dem Drahtesel mitfahre.

Das Publikum johlt und kreischt. Plötzlich beginne ich zu heulen, wie noch nie im Leben. Ich brülle, dass sie aufhören sollen, doch die fiesen Clowns scheinen mich nicht zu hören.

Ich möchte endlich 15 sein und nie mehr mit meiner Mutter in den Zirkus müssen, will mit Freunden im Kulti oder am Leninplatz herumlungern und ununterbrochen lachen. Voller Wut beiße ich Beppo mit aller Kraft ins rechte Ohr. Er stürzt schreiend zu Boden. Überall ist Blut. Die Vorstellung ist beendet. Und ich bin frei.

Vergänglichkeit

Am Freitag, den 5. Oktober 1984, werden wir morgens zum Fahnenappell einbestellt und von Frau Frisch darüber unterrichtet, dass wir sogleich geordnet, diszipliniert und mit Winkelementen ausgestattet zur Protokollstrecke an die Hans-Beimler-Straße, Ecke Mollstraße gehen werden. Erich Honecker, Andrei Gromyko und Jassir Arafat würden dort in wenigen Augenblicken zu den Feierlichkeiten rund um den 35. Jahrestag der Republik vorbeifahren. Obwohl viele Länder nur ihre zweite Garde gesandt hatten, ist die Bedeutung ihrer Ankunft all meinen Freunden sofort klar: Wir haben zwei Stunden schulfrei und können uns in kleinen Gruppen absetzen!

Kein Lehrer wird uns im dichten Gedränge am Straßenrand vermissen und schon gar nicht im „Scheppert-Eck“, der Lieblingskneipe meines Alten, auftauchen.

Während ich gerade mein Würzfleisch verspeise, schwillt der Geräuschpegel vor der Tür merklich an. Okay, die Kolonne schwerer Autos würde ich eigentlich ganz gerne sehen, aber letztendlich sitze ich lieber inmitten meiner feixenden Jungs. Als wir uns dann doch entschließen, hinaus zu spurten, ist der Konvoi schwarzer Schlitten schon vorbei. „Das soll mir nie wieder passieren. Heute Abend gehe ich zum Fackelzug“, grölt ausgerechnet Andi. Alle wissen: Er blödelt nur herum.

Unsere Mitschüler haben sich schon in Richtung Schule verduftet, doch als Bommel und ich den Unterrichtsraum betreten, sind wir dort mutterseelenallein. Auf dem Lehrertisch liegt das Klassenbuch – unbeaufsichtigt! Nun gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit. Wir, die ausgemachten Fälschungsexperten, schreiben in Fächern, in denen wir auf der Kippe stehen, ein paar gute Noten hinein, die das Problem vorerst beheben.

Doch was macht mein bester Freund? Er rennt zum Tisch und wirft das Buch im Überschwang – völlig unmotiviert – in Richtung Wand oberhalb der Tafel.

Und dann geschieht das Unglück: Der Zensuren-Spiegel fällt nicht zurück auf den Boden oder bleibt auf dem schmalen Ablagesims der dunkelgrünen Schiefertafel liegen, sondern rutscht in eine Lücke zwischen Wand und Tafel. Schnell bemerken wir, dass dieser Spalt ein Hohlraum ist. An das gute Stück kommen wir weder von unten noch von der Seite heran. Also schieben wir den Lehrertisch vor, Bommel klettert hinauf und versucht mit seinen dünnen Ärmchen, an das verschollene Klassenbuch zu gelangen.

„Was macht ihr denn da?“, brüllt plötzlich jemand an der Tür. Unser durchgeknallter Hausmeister Müller befiehlt, den Tisch sofort wieder an die vorgesehene Stelle zu rücken. Wir gehorchen. „Der steht ja falsch herum!“, meckert er. Die Schreibtisch-Schublade ist vorne, also steht er eigentlich richtig, doch wir drehen ihn einmal komplett, damit der Vogel verschwindet und sich wieder seinen Wellensittichen widmen kann, die er im Foyer der Schule züchtet.

Dann ruft schon wieder einer aus dem Hinterhalt: „Wo ist das Buch, Mark?“

„Dirk, du Arschloch“, zische ich. „Hast du mich erschreckt!“. Er ist unser Klassenbuch-Beauftragter und eigentlich ganz okay. Bommel sagt: „Wir fummeln das Ding nach der Stunde schon wieder raus, Dirki, weißte doch.“ Auch für uns wäre ein Verschwinden katastrophal, da wir bereits etliche Zensuren manipuliert hatten und bei einer möglichen Neubewertung unserer Leistungen sicher viel schlechter eingestuft werden würden.

Alsbald trudelt der Rest der Klasse ein, bevor auch Frau Frisch ihren Auftritt hat. Die Geschichtslehrerin ist eine Hundertzwanzigprozentige, die vor dem Unterricht noch immer alle aufstehen lässt und in ihrer typischen Keifstellung: „Für Frieden und Sozialismus, seid bereit!“ krächzt. Bergi murmelt, wie die Großen: „Immer breit.“

Die Lehrerin will sich setzen – und knallt scheppernd mit den Knien gegen die bis zum Boden reichende Rückwand des Schreibtischs. „Auuuua“, jault sie. Bommel flüstert mir kichernd ins Ohr: „Der steht ja falsch herum“, während Lars und Dirk eilig den Tisch wieder so drehen, dass die Frisch ihre lädierten Beine darunter ausstrecken kann. Wir lachen innerlich, bis die Augen tränen.

Sie ist so neben der Spur, dass sie sogar den Anwesenheitseintrag im Klassenbuch vergisst und sofort zur Tagesordnung übergeht. Diese besteht seit einigen Wochen darin, uns auf den 35. Jahrestag der DDR einzustimmen. Genossin Frisch hat alle Losungen extrem verinnerlicht und hält auch heute eine langatmige Rede über die Unvergänglichkeit unserer sozialistischen Republik. „Die DDR wird nicht nur 35 Jahre existieren. Nein, sie wird ewig währen“, geifert sie. „Wie das tausendjährige Reich“, nuschelt Andi und weckt Bommel und mich damit aus dem Wachkoma.

Am Ende der Stunde erklärt sie, wo sich die Leute zum Fackelzug am Sonnabend treffen, so als ob das alle beträfe.

Nachdem sich der Raum geleert hat, reißen wir mit Hilfe des starken Bergis an der Tafel die seitliche Verkleidung ab, holen das eingestaubte Klassenbuch heraus und drücken die Holzlatte provisorisch wieder dran. Dirk schüttelt bei der Übergabe zwar mit dem Kopf, hält aber sicher die Fresse. So viel steht fest.

Als ich auf den Schulhof komme, steht dort Nadja. Wir sind allein. Seit zwei Jahren bin ich in die schwarzhaarige Traumfrau aus der Parallelklasse böse verliebt und beobachte sie während fast jeder Hofpause mit klopfendem Herzen. Sie ist das allerschönste Mädchen der Schule und hat sogar schon einen richtigen Busen. Dummerweise bin ich Lichtjahre davon entfernt, auch nur die geringste Chance bei ihr zu haben. Vor einem Jahr hatte ich noch versucht, über ihre Freundin Simone an sie heranzukommen. Doch der gängige Trick erwies sich als Eigentor, da ich irgendwann eine heulende Simone entsorgen musste und Nadja deswegen bis heute kaum noch mit mir spricht.

Während sie sich ausschließlich mit Westklamotten einzukleiden pflegt, sehe ich in meinen Wisent-Jeans und den blauweißen Stoffidas wie der letzte Eimer aus.

Fast erwarte ich, dass sie mich, in Anlehnung an den Nena-Song, mit den Worten: „Alles was ich an dir mag, sind deine Turnschuh zu fünf Mark“ begrüßt. Stattdessen fragt sie: „Mark, gehst du eigentlich zum Fackelzug?“ Ich mache mit dem Finger das Schrauben-Locker-Zeichen, besinne mich aber und antworte: „Gehst du denn?“ „Ja, ist doch irgendwie was Besonderes. Vielleicht willst du mich ja begleiten?“ Die Frage trifft mich wie eine 50-Kilo-Faust in den Magen. Ich kann nicht – die Jungs würden mich killen. „Okay“, flüstere ich. „Wo soll ich dich abholen?“

Letztendlich vereinbaren wir ein Treffen am Leninplatz. Sie wohnt da, will aber nicht, dass ich sie zu Hause abhole, wodurch ich keinen Blick in ihr Zimmer – es soll dort aussehen wie im Intershop – erhaschen kann. Deckung suchend, im Schatten des riesigen Denkmals, warte ich. Nadja scheint sich zu freuen; sie hakt sich bei mir ein und wie ein glückliches Paar laufen wir zur Jannowitzbrücke, von wo wir mit der S-Bahn zur Friedrichstraße weiterfahren.

Zum Fackelzug der FDJ wurden 80.000 vorbildliche Jugendliche aus der gesamten Republik delegiert, wobei ich den Eindruck habe, dass die Fraktion aus Sachsen mal wieder in der Überzahl ist. Alle tragen das blaue Hemd mit dem FDJ-Symbol über der aufgehenden Sonne auf dem linken Ärmel und einen dunkelblauen FDJ-Anorak aus Polyestergemisch.

Auch wir hatten Hemd und Jacke noch am Freitag ausgehändigt bekommen, obwohl wir erst nächstes Jahr aufgenommen werden und dies als übergroße Auszeichnung für gute Thälmann-Pioniere verstehen sollten. Wir erhalten somit ein „Mandat zur Teilnahme am Fackelzug der FDJ“ im sogenannten „Friedensaufgebot“.

Die Einheitskleidung fetzt dennoch, da es zwischen Nadja und mir, zumindest was die Oberbekleidung betrifft, endlich einmal keinerlei Unterschiede gibt. Ich lasse das blaue Hemd mit hochgeklapptem Kragen locker aus der Hose hängen, um etwas kuhler zu wirken. Während ich ein Nicki darunter trage, kollabiere ich beim Blick in Nadjas Ausschnitt fast vor Erregung. Ihre Brüste werden beim Laufen fast vollständig freigelegt. Einmal mehr wird mir bewusst, dass ich freiwillig hier bin – nur für diese eine Nacht mit diesem Mädchen!

Unsere Lehrerin Frisch, die gleichzeitig GOL-Sekretärin der Schule ist, brüllt: „Schön, dich zu sehen, Jugendfreund Scheppert. Hier ist deine Fackel! Oh, mit weiblicher Begleitung aus der A-Klasse“, ereifert sie sich und überreicht mir zusätzlich noch einen Plastikbecher mit Limonade. Ich binde mir den dicken Anorak um die Hüften und trabe in einer unüberschaubar großen Menge von Blauhemden in Richtung Brandenburger Tor.

Dort müssen wir wenden und die Straße Unter den Linden in Richtung Palast der Republik zurückmarschieren. Ein Typ, der mit einer riesigen FDJ-Fahne vom „VEB Pirnetta Pirna“ bewaffnet ist, ruft: „SED – FDJ“ und danach: „Frieden, Freundschaft, Solidarität“. Er soll damit wahrscheinlich die Dankbarkeit der sächsischen Jugend zum Ausdruck bringen, ist aber aufgrund seines Dialektes kaum zu verstehen. Etliche Typen stimmen danach „Bau auf, bau auf, bau auf, bau auf. Freie Deutsche Jugend, bau auf. Für eine bessere Zukunft richten wir die Heimat auf“, „Die Internationale“ und „Wir sind die junge Garde des Proletariats“ an.

Die vielen Fackeln, der Lärm und das Tamtam der Blauhemden haben auf mich dennoch eine schaurig-schöne Ausstrahlung im grell erleuchteten Berlin, zumal Nadja weiter eingehakt an meiner Seite läuft und ihre Bluse in flammender Hitze immer weiter aufknöpft. Mein Herz!

Als wir auf Höhe der Ehrentribüne vor dem Palast angelangt sind, zieht mich das wunderschöne Mädchen ganz nah zu sich heran und flüstert: „Was für eine bescheuerte Rentnerbrigade.“ Besonders Honecker, Mittag und Mielke winken uns senil grinsend zu, wobei auch die jüngeren Genossen wie Krenz und Aurich fast scheintot wirken. Unser Staatsratsvorsitzender hatte bei der Festansprache noch genuschelt: „Der Sozialismus wird siechen.“ Genauso sieht es dort oben aus.

Ich zertrete verlegen zwei der weißen Plastikbecher und schaue gebannt in Nadjas errötetes Gesicht: „Ja, ist Kacke hier, aber mit dir fetzt es trotzdem.“ Sie lächelt.

Am Alex löst sich der Pulk allmählich auf, weil dort Container für die Fackeln und 600 Busse für die Dörfler stehen, die sie zurück in die Pampa bringen.

Es beginnt zu regnen. Ich will Nadja noch auf einen Eisbecher einladen, doch sie überredet mich, im Café am Leninplatz zwei Flaschen Club Cola zu kaufen und diese draußen zu süffeln. Das Zeug ist so süß wie das Mädchen, welches mit dem Rücken an die glatte Granitwand des Lenin-Denkmals gelehnt im Nieselregen neben mir sitzt. Auf einmal legt sie einen Arm um meine Schulter, beugt sich seitlich über mich und gibt mir den ersten ernstzunehmenden Kuss meines bisherigen Lebens. Ich möchte nie wieder aufstehen und in diesem Augenblick vor Glück sterben.

Am kommenden Morgen, der eigentliche Nationalfeiertag fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag, sehen wir uns wieder, da wir auch am 7.10. antreten müssen. Als ich Nadjas Augen suche, blickt sie weg, und auch später würdigt sie mich keines einzigen Blickes! Sie ignoriert mich, als wäre ich Luft.

Für mich geht an diesem Tag die Welt in Flammen unter. Ich möchte endlich 16 sein und ein Mädchen, dem ich am Vorabend noch die Hand unter die Bluse geschoben habe, umarmen und leidenschaftlich küssen. Voller Wut laufe ich Erich und seinen Genossen auf ihrer Ehrentribüne entgegen, die sich dort oben bestimmt alle ziemlich wundern, dass ich nicht einmal zurückwinke.

Schrottreif

Am 17. Januar 1985 fahre ich mit der Straßenbahn zum Krankenhaus Friedrichshain, um Benny zu besuchen. Mein Brüderchen hat sich beim Schlittenfahren – wie auch immer er das schon wieder geschafft hat – einen Leistenbruch zugezogen. Das altehrwürdige Gebäude scheint ihn seit jeher magisch anzuziehen, denn seit frühester Kindheit vermeldet er immer, wenn wir dort vorbeifahren, ganz stolz: „Hier war ich schon mal!“ Als ich auf seine Etage komme, sehe ich ihn am Ende des Ganges mit einem alten Mann mit Krückstock und einer hübschen Krankenschwester stehen. Sein OP-Leibchen ist hinten nicht richtig zugebunden, sodass man Teile seines nackten Hinterns begutachten kann. Er sieht von weitem ein bisschen aus wie eine Gliederpuppe. Die drei scheinen sich gerade köstlich zu amüsieren.

Benny schafft es eigentlich immer und überall, im Mittelpunkt zu stehen, zumal er – im Gegensatz zu mir – das Talent besitzt, sich die Witze von Vater zu merken. Und damit meine ich nicht nur die „Klein-Fritzchen-Anekdoten“, sondern auch die politischen, die er meistens selbst nicht kapiert. Mittlerweile ist er durch diverse Infektionen, Arm- und Beinbrüche, Blinddarm- und Leistenbruch-Operationen ein gern gesehener Gast im Krankenhaus am Volkspark. Das Personal mag den kleinen Racker dort sehr.