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Tauche ein in die Welt des effektiven Lernens und entdecke, wie du mit Leichtigkeit Wissen aufnehmen und behalten kannst. In unserem Ratgeber erfährst du, warum manche Menschen scheinbar mühelos durchs Lernen fliegen, während andere immer wieder an den gleichen Hürden scheitern. Wir zeigen dir verschiedene Lerntechniken wie Mindmaps, die Kerzenliste, die Körperroute, die Loci-Technik und die ALMUT-Technik, um dein Gehirn zu pimpen und das Lernen zum spannenden Abenteuer zu machen. Mit kreativen Ideen und praktischen Übungen helfen wir dir dabei, Bilder im Kopf zu erzeugen und den Lernstoff dauerhaft zu verankern. Schule, Ausbildung oder Studium werden mit unseren Lerntools zum Kinderspiel - selbst geschichtliche Daten bleiben im Gedächtnis haften wie an einer Plakatwand. Tauche ein in unsere Werkzeugkiste und werde fit fürs Braining - denn mit der richtigen Strategie wird Lernen nicht nur effektiv, sondern auch richtig Spaß machen!
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»Es ist nicht genug zu wissen - man muss auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen - man muss auch tun.«
(Johann Wolfgang von Goethe)
Lilly Fröhlich & Kirsten Wunderle
Lerndoof®
Fit fürs Braining
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
© 2024 Lilly Fröhlich, Kirsten Wunderle
Website: https://www.doofebuecher.de
ISBN Softcover: 978-3-384-13766-1
ISBN Hardcover: 978-3-384-13767-8
Covergrafik von: Nicole Schwalbe
Illustrationen erstellt in www.canva.com
Druck und Distribution im Auftrag der Autoren:
tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte sind die Autoren verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autoren, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland. Alle Rechte vorbehalten. Elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung durch die Autoren Lilly Fröhlich und Kirsten Wunderle.
Dazugehöriger Ratgeber ›Lerndoof®‹ erscheint in der 1. Auflage bei tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, ISBN
Wir produzieren perfekte nichtperfekte Bücher. Wenn du einen FEHLER entdeckst, ärgere dich bitte nicht. Werde zum Unterstützer und sende uns dein Feedback an [email protected]. Denn: Fehler sind Helfer. Vielen Dank!
Weitere Informationen zu den Autoren findest du unter: www.lilly- froehlich.de und www.doofebuecher.de sowie www.wunderlernen.de
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
Willkommen in der Welt des Lernens
Wunderwerk Gehirn
Dienstleister des Magiers
Mr Links und Mrs Rechts
Aufbau der Magierwerkstatt
Ein paar Daten zur Magierwerkstatt
Spiegelneuronen
Tipps gegen Einsamkeit
Tipps gegen Stress
Blackout – wenn plötzlich alles weg ist
Pimp’ dein Mindset
Lern-Stolpersteine
Gibt es wirklich Lernunterschiede?
»Nun lern‘ doch endlich mal!«
Reflexe
Lernstörungen und -besonderheiten
ADS und ADHS
Legasthenie
Dyskalkulie
Hochbegabung
Schulsystem zeitgemäß?
OECD Lernkompass 2030
Freude und Freiheit fehlen (häufig)
Nachhilfe oder Vorhilfe?
Warm up fürs Lernen?
Ist das Aufwärmen wirklich erforderlich?
Bewegung ist das A und O
Flow - Das Gehirn in Höchstleistung
Die ABC-Liste von Vera F. Birkenbihl
Bloß nix vergessen
Die Vergessenskurve
Formen des Vergessens
Die Tomate – dein neuer Lernfreund
Bildungsmythos Lerntypen
Visueller Lerntyp
Auditiver Lerntyp
Motorischer Lerntyp
Kommunikativer Lerntyp
Pauken ist der Fakebruder vom Lernen
Keine Macht der Prüfungsangst
Lerntechniken for you
Bilder erzeugen
Mindmap – die gedankliche Landkarte
Die Zahl-Symbol-Technik oder auch Kerzenliste
Die Loci-Technik
Die ALMUT-Technik von Jens Voigt
Die Körperroute
Karteikarten sind up-to-date!
Fremdsprachen lernen
Vokabel-Techniken
Fragetechnik
Fremdsprachen de-codieren
Push deine Kreativität
Stadt-Land-Fluss oder ABC-Liste?
Riff-off des Wortes
Zeitraffer-Technik
Parallel-Lernen dank Unterbewusstsein
Kopfspiele
Ready – set – go!
Über die Autorin Lilly Fröhlich
Über die Autorin Kirsten Wunderle
Unser dickes Danke
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Titelblatt
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Willkommen in der Welt des Lernens
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Willkommen in der Welt des Lernens
Kennst du das, du lernst und lernst und es will einfach nicht in deinem Kopf haften bleiben? Es ist, als wenn jemand den Klebestreifen am Post-it-Zettel vergessen hat und das olle Ding fällt ständig wieder zu Boden.
So kann es sein, dass du das langweilige Gedicht aus dem 15. Jahrhundert einfach nicht in die Birne bekommst, aber genau weißt, wer wann Fußball- oder Rockstar war.
Woran liegt es, dass es einerseits Menschen gibt, die förmlich durchs Lernen fliegen? Nur noch getoppt durch diejenigen, die ein fotografisches Gedächtnis haben, d. h. lediglich einmal auf den Lernstoff gucken müssen und es im Gehirn ›drinhaben‹. Andererseits gibt es den Typ Mensch, der sich derart schwer tut mit dem Lernen, dass er - und vielleicht auch seine Umwelt - schon am Verzweifeln ist.
(Wir reden hier übrigens nicht von Lernstörungen oder -besonderheiten, auf die wir später noch eingehen werden.)
Dann wiederum existieren auch noch Unterschiede bei Jungs und Mädchen, Männern und Frauen. Man sollte es kaum glauben, aber sie haben nicht nur an der Oberfläche Abweichungen beim Gehirn, sondern auch in der gesamten Architektur.
Bis zur Pubertät lernt der Mensch (Fremd-)Sprachen quasi im Schlaf oder während jemand an ihnen vorbeiläuft und vor sich hinplappert.
Danach muss er sich aktiv auf den Hosenboden setzen und pauken, wobei ›pauken‹ hier eher der falsche Begriff ist. Den wenden wir in diesem Buch nur fürs ›sture Auswendiglernen an, welches im Kurzzeitgedächtnis bleibt und ansonsten Uli, dem Bibliothekar in der inneren Bücherei - also am Eingang des Unterbewusstseins - keine Nachricht zukommen lässt.
Reden wir von ›Lernen‹, meinen wir, dass der Mensch bewusst oder unbewusst etwas längerfristig abspeichert. Dabei lässt Benni, der im Bewusstsein zuhause ist, seinem Kumpel Uli, dem Bibliothekar in der inneren Bücherei (dem Unterbewusstsein) eine Nachricht zukommen, damit dieser fleißig und brav alles mitschreibt.
Alles, was Uli in seine Bücher notiert, legt er damit richtig ordentlich in der inneren Bibliothek ab.
Sobald ein Mensch dann vor einer Herausforderung steht (einem ›Pro-blem‹ - es ist nämlich für dich, daher ›pro‹ und du kannst daran wachsen), könnte Benni am Eingang des Bewusstseins entweder eine Nachricht an den Bibliothekar Uli schreiben, oder - und das ist tatsächlich meistens der Fall, wenn schon ein Buch angelegt ist -, Uli ist schneller als Benni und hat schon eine Lösung auf den Weg gebracht.
Warum ist das so?
In der Steinzeit musste der Mensch schnell vor gefräßigen Säbelzahntigern sowie anderen Gefahren davonlaufen. Hätte er erst noch lange darüber nachdenken müssen, ob er nun die Beine in die Hand nimmt und flieht oder nicht, wären sicherlich nicht so viele Menschen auf diesem Planeten. Warum? Sie wären wohl damals fast alle gefressen worden. Daher macht es Sinn, dass unser Unterbewusstsein (Uli) durchaus schneller sein kann als unser Bewusstsein (Benni).
Was hilft uns nun beim Lernen?
Menschen, die sich viel bewegen, lernen in der Regel besser, weil in ihrem Kopf schneller neue Nervenzellen gebildet werden können. Das nennt man ›Neurogenese‹. Die Bewegung sorgt dafür, dass das Wachstum der Nervenzellen im Gehirn befeuert wird.
Heute wissen wir, dass Lernen durch die vielfältigsten Methoden möglich ist. Durch Nachahmen, Wiederholen, Assoziationen, Konditionieren, aber auch durch das versuchsweise Herantasten (= Try & Error).
Bei der ›Assoziation‹, also dem Verknüpfen von Gedanken oder Vorstellungen, versucht Uli, dein Oberwächter des Unterbewusstseins, in seiner Bibliothek eine Information zu finden, die zu dem Vorgang passt, den du verknüpfen sollst. Darum sind die ›ABC-Listen‹ von Vera F. Birkenbihl eine super Übung fürs Assoziieren.
Beim ›Konditionieren‹ werden immer wieder sogenannte ›Schlüsselreize‹ ausgelöst, die zu einem bestimmten Verhalten führen. Auch so kann ein Lebewesen lernen.
Das bekannteste Beispiel für die ›klassische Konditionierung‹ ist das Hundeexperiment des russischen Physiologen, Psychologen und Arztes Iwan Petrowitsch Pawlow.1
Hierbei präsentierte er einem Hund Futter und ließ dabei eine Glocke erklingen (= Schlüsselreiz).
Nach einigen Wiederholungen hatte der Hund gelernt, dass es mit dem Glockenklang Futter gab.
Wiederum etwas später reagierte der Hund allein vom Klang der Glocke mit Sabbern bzw. Speichelfluss, ohne dass ihm das Futter gezeigt werden musste.
Gleiches funktioniert auch beim Menschen.
Glaubst du nicht?
Ist aber so, denn wenn Eltern ihrem Kind eine Belohnung versprechen, wenn es eine bestimmte Note nach Hause bringt, ist das nichts anderes. Diese weitverbreitete Vorgehensweise bringt übrigens noch einen weiteren massiven Nachteil mit sich: das Kind lernt nur noch, um die Belohnung zu erhalten und nicht, weil es sich generell dafür interessiert.
Außerdem nutzen sich Belohnungen ganz schnell ab und es braucht binnen kürzester Zeit immer mehr. War es anfangs noch eine Kugel Eis, die ›gezogen‹ hat, wird es schnell ein Eisbecher und dann der Kinobesuch samt Eis essen.
Beim Lernen verbinden sich im Idealfall Nervenzellen (Neuronen) im Gehirn miteinander, die gleichzeitig aktiv sind. Auch wird das ›Aktionspotenzial‹ der Synapsen (= Verbindung oder Schaltzelle einer Verbindung zweier Zellen) erhöht und sogar gestärkt. Früher wusste man mangels Forschung weder, dass der Mensch bis zu seinem Tod Synapsen und Nervenfelder zum Lernen bilden kann, noch, dass das menschliche Gehirn kontinuierlich immer mehr Synapsen erstellen kann. Je mehr du davon hast, umso mehr Informationen kannst du abspeichern, die du z. B. zum bereits erwähnten Assoziieren abrufen kannst.
Das ist Segen und Fluch zugleich. Denn so, wie wir wertvolles Wissen erwerben können, können wir zum Beispiel mit gewalthaltigen Computerspielen unser Gehirn sogar an Gewalt gewöhnen und derartiges Verhalten im Stirnareal unseres Gehirns manifestieren. Statt die Intelligenz zu fördern – wie manche es behaupten – wirken sich derartige Spiele also eher negativ auf das Gehirn aus.
Ein weiterer Punkt sind Drogen.
Es wird in der derzeitigen Diskussion der Legalisierung von Cannabis häufig nicht deutlich angesprochen, dass diese Droge gerade für Jugendliche verheerende Folgen haben kann. In der Pubertät findet eine ›Neuverschaltung‹ des Gehirns statt. Durch die Droge wird jedoch in biochemische Prozesse eingegriffen. Vereinfacht gesagt, finden die Synapsen, die sich neu verdrahten sollen, ihre Andockstellen nicht mehr und es kommt zur Fehlermeldung. Überspitzt formuliert könnte man auch sagen: die Droge macht dumm. Lernen ist nach einem solchen Konsum übrigens unmöglich.
Doch zurück zum erfolgreichen Verschalten der Synapsen…
Spielst du z. B. ein Musikinstrument, entwickeln sich immer mehr Synapsen und Nervenfelder im Gehirn, je mehr du übst, darauf zu spielen. Musik und das Erlernen eines Instruments haben also positive Auswirkungen auf dein Gehirn.
Aber auch Schachspielen, Fremdsprachentraining, Rechnen usw. sorgen dafür, dass dein Gedächtnis immer mehr abspeichert -oder um es mit unseren Bildern zu sagen: Uli, der Bibliothekar in der inneren Bücherei, dem Unterbewusstsein, schreibt fleißig alles in seine Bücher. So wird die Bibliothek immer umfangreicher.
Wie lange soll man denn überhaupt lernen?
Es wabern die unterschiedlichsten Empfehlungen durch die Welt, wie lange man überhaupt am Stück lernen kann und soll. Von 25 Minuten bis 8 Stunden ist gefühlt alles dabei. Bloß: was stimmt denn nun und was machen wir, wenn eine wichtige Prüfung vor der Tür steht, manchmal sogar zwei oder drei oder noch mehr?
Dann brauchen wir sowohl einen Plan als auch eine gute Strategie.
Meist bekommt man von der Schule leider weder das eine noch das andere vermittelt. Also ist Lernen häufig mühsam, nervig und stressig.
Dass es aber auch ganz anders gehen kann und wie Lernen sogar Spaß macht, darum geht es in diesem Buch.
Das mit dem Spaß glaubst du nicht?
Na, dann warte mal ab…
Ach ja, und falls du dich gefragt hast, was wir mit Fit fürs Braining meinen: natürlich nicht die wortwörtliche Übersetzung von to brain, die bedeutet nämlich u. a. ›etwas anspruchsvoller machen‹.
Neiiiin!
Davon wollen wir ja genau weg.
Daher ist die Bedeutung unseres ›Brainings‹ die, die sich inzwischen auch in der Coaching-Welt eingebürgert hat, nämlich eine Mischung aus ›Brain‹ und ›Training‹, kombiniert mit anderem Denken sowie Umdenken.
Und was das genau heißt, sehen wir uns nun an.
Hiermit möchten wir dir also einen Leitfaden an die Hand geben, damit du nicht mehr ›lerndoof‹ durchs Leben gehst.
Darum sagen wir,
Schnapp‘ dir diesen Ratgeber
und
Mach’ dich fit fürs coole Lernen!
1 Vergleiche (Vgl.) https://www.studysmarter.de/schule/psychologie/beruehmte- psychologen/iwan-pawlow/#:~:text
Wunderwerk Gehirn
Das Gehirn - wir nennen es liebevoll die ›Magierwerkstatt‹ - ist wohl eines der komplexesten und nach wie vor unerforschtesten Organe des Menschen. Laut der modernen Gehirnforschung lebt dort unsere Seele, wir nennen sie den ›Magier‹.
»Sorge dafür, dass der größte Feind in deinem
Leben nicht zwischen deinen Ohren sitzt.«
(Jürgen Höller)
Die Magierwerkstatt wächst wie eine Blume aus dem Stiel, dem Rückenmark und kommt reichlich unfertig mit der menschlichen Babyhülle auf die Welt. (Das Licht erblickt es besser nicht.)
Wir können uns glücklich schätzen, dass wir unsere nicht-transparente Körperhülle haben. Ohne sie würden wir aussehen wie ein fester Nudelklumpen (Gehirn) mit sehr langen Fäden (Nervenbahnen), die auf dem Boden herumschleifen, da sie so lang sind.
Dieser Nudelklumpen ist also die Magierwerkstatt, in der unsere Seele als Magier sitzt. Er braut fleißig Tag für Tag und ununterbrochen diverse Hormoncocktails zusammen, damit die Transporteure (Neurotransmitter) uns unter anderem mit Gefühlen versorgen können, die wiederum durch unsere Gedanken oder auch unbewusst ausgelöst werden.
Und was sich da so alles in den Cocktailgläsern tummelt, schauen wir uns jetzt mal an.
Dienstleister des Magiers
Die Neurotransmitter, oder auch ›Dienstleister des Magiers‹, haben folgende Aufgaben:
Dopamin
Dopamin hat sich den Ruf des Glücksboten erarbeitet, der in freudiger Erwartung ausgeschüttet wird, sobald z. B. der WhatsApp-Klingelton eine Nachricht des Lieblingsmenschen ankündigt. So wird die Körperhülle motiviert, die Zaubertränke dafür zu nutzen, sich zu bewegen, aufzustehen und zum Handy zu gehen – oder auch mal etwas zu essen, wenn der Magen knurrt.
Dopamin ist also quasi ein ›Antreiber‹ oder ›Motivator‹. Man könnte auch sagen, er ist der Chef des Belohnungssystems.
Er und sein Bruder Serotonin sind ›beste Freunde‹, denn sie feiern Party im Körper und sorgen für gute Stimmung.
Serotonin
Der Magier hat aber noch mehr Reagenzgläser in seiner Magierwerkstatt und kann ganze Chemie-Cocktails zusammenbrauen.
Während Dopamin eher ein kleiner Antreiber ist, ist Serotonin der ernste, gewissenhafte Bruder, der dich davon abhält, Mist zu verzapfen, auch wenn er gleichzeitig ein Stimmungsaufheller ist.
Obwohl dieser Glücksstoff überwiegend in der Magier– Werkstatt (Gehirn) produziert wird, hilft der Darm als Leiharbeiter etwas aus.
Früher hieß es immer: »Iss‘ mehr Bananen!« Denn Bananen enthalten unter anderem Serotonin.
Doch leider kommt in diesem Zusammenhang etwas sehr Überraschendes: Die Magierwerkstatt ist mega isoliert durch die sogenannte Blut-Hirn-Schranke. Erstaunlicherweise lässt der Magier durch diese Isolierung lieber Alkohol und Drogen als Serotonin aus Bananen oder Nüssen zu2.
Vielleicht ist der Magier ein Säufer und kein Frutarier?!
Das wäre eine Erklärung, warum er seine Magierwerkstatt so hochsicherheitsmäßig schützt und dann aber so ungesundes Zeug wie Alkohol und Drogen hindurchlaufen lässt.
Willst du deinen Serotoninspiegel erhöhen, kannst du das mit Tryptophan machen, also entweder dem Stoff aus der Apotheke oder mit
Nüssen (Walnüsse, Erdnüsse)
Cashewkernen
Haferflocken
Käse (Parmesan, Emmentaler, Edamer)
Hülsenfrüchten wie Sojabohnen und Linsen
Fisch
Trockenfrüchten wie Datteln und Feigen
Kakao, Schokolade
So, nun hast du auch die Antwort, warum wir Massen an Schokolade futtern, wenn wir uns bedrückt fühlen. Wenn wir Schoki mampfen, wird das Tryptophan abgebaut und in Serotonin umgewandelt. Darum baut Schokolade - oder vielmehr der Stoff im Kakao bei hochwertiger Schokolade - auch Stress ab.
Noradrenalin
Kommen wir nun zum Cousin von Dopamin, dem Noradrenalin. Es ist auch der Bruder von Cortisol und Adrenalin.
Die drei Jungs kommen wohl eher weniger aus gutem Hause, sie sind ziemlich unentspannt und ständig in Alarmbereitschaft.
Tritt Noradrenalin - als positives Stresshormon - auf den Plan und schlüpft aus dem Nebennierenmark, steigen u. a. der Blutdruck, die Aufmerksamkeit, Leistungsbereitschaft und Motorik.
Was Kindern beim Lernen hilft, unterstützt auch die Erwachsenen - solange es nicht zum Dauerakt wird.
Denn sobald Noradrenalin ausgeschüttet wird, verschalten sich in der Magierwerkstatt Neuronen neu, sodass wir auf neue Ideen kommen.
Hat man im Leben zu viel Stress, wirkt sich das jedoch auf Dauer schädlich auf den Körper aus, da er ständig mit Stresshormonen durchflutet wird. Auch Noradrenalin hat im Überfluss einen schlechten Einfluss auf unseren Darm, denn er verstärkt die schlechten Darmbakterien und kann für Entzündungen sorgen.
Cortisol
In der Steinzeit war das Hormon Cortisol der absolute Lebensretter. Hammergeil, ein Säbelzahntiger springt aus dem Gebüsch und wir verbleiben entweder in der Schockstarre, kämpfen oder flüchten. (Flucht war in der Situation meist die gewählte Option, nehmen wir an.) Cortisol wird in der Nebennierenrinde produziert und im Überfluss kann es schnell mal zum Burnout führen, also zum Totalausfall.3
Heute haben die Säbelzahntiger so komische Namen wie ›Job‹, ›Computerspiele‹, ›Verkehrschaos‹, ›Familientreffen‹ oder ›Prüfungen‹. Das macht Familienfeiern für einige zu einem gefürchteten Ereignis, für andere sorgt es eher für Verwunderungen.
Die Reaktionen sind allerdings immer noch die gleichen, das heißt Schockstarre, Kampf oder Flucht. Wobei Flucht nun eben nicht immer möglich bzw. sinnvoll ist.
Mit Meditation und langen Spaziergängen (Bewegung) kann man den Abbau von Cortisol allerdings unterstützen. Das empfehlen wir dir auch, denn Cortisol ist ein Liebeskiller! Dieses Hormon sorgt dafür, dass du die Liebeshormone nicht mehr spürst.
Der Arzt Dr. Ulrich Strunz beschreibt den Vorgang im Körper bei Dauerstress sehr anschaulich.4 Deine Nebennieren werden größer (denn sie müssen ja permanent Stresshormone produzieren) und Thymus sowie Milz schrumpfen. Leider gehen die vergrößerten Nebennieren aber auf Dauer kaputt und können so auch kein Cortisol mehr produzieren.
Während Cortisol also kurzfristig für sinnvollen erhöhten Blutzucker sorgt, damit du Kraft hast zum Kämpfen oder Fliehen, kehrt sich der positive Effekt auf Dauer und und dann fällt die Produktion aus.
Und das heißt: Fettpolster wachsen, Zellen bekommen weniger Energie und Heißhunger-Attacken nehmen zu. Gleichzeitig produziert die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin und die Gefahr von Diabetes Typ-2 steigt.
Ja, der Mensch kann allein durch Stress zuckerkrank werden.
Adrenalin
Kommen wir zum letzten Cousin, dem Adrenalin.
Springt ein Mitschüler hinter dem Spind hervor (sorry, aber der Säbelzahntiger ist inzwischen leider ausgestorben), springt dein Stressapparat in der Magierwerkstatt ebenfalls an. Maximaler Stress bedeutet dann auch maximale Ausschüttung von Adrenalin.
Das ist gut so, denn sonst könntest du nicht die Beine in die Hand nehmen und davonflitzen.
So erstaunlich es sein mag, aber sobald dein Magier Adrenalin durch den Körper schießen lässt, ist es vorbei mit verträumten Blicken, intensivem Nachdenken oder auch einer entspannten Verdauung.
Stattdessen schlägt dir das Herz bis zum Hals und dein Blut wird aus weniger wichtigen Körpergebieten wie z. B. den Wangen abgezogen und in Arme und Beine geschickt. Der Atem geht schneller und eventuell fängst du an zu schwitzen.
Auch wenn der Mitschüler vermutlich nicht angreifen wird, sinkt in dem Moment deine Schmerzempfindlichkeit. Gleichzeitig steigt die Fähigkeit deines Blutes zu verklumpen.
Genial, oder?
So stünde deinem Angriff nichts mehr im Wege.
Und nun sausen vermehrt weiße Blutkörperchen durch die Gänge und boostern dich - was im Übrigen auch beim Joggen oder Saunieren passiert.
Nehmen wir an, nicht der springende Mitschüler stresst dich, sondern deine Lehrkräfte oder Schule im Allgemeinen. Und das täglich, denn du musst da hingehen.
Dein Körper befindet sich also im Dauerstress. Nicht gut. Gar nicht gut, wie du eben im Absatz über Cortisol gelernt hast.
Oxytocin
Nach so viel Stress nun noch mal etwas Glück, und zwar mit dem Hormon Oxytocin. Wie Dopamin und Serotonin zählt es zu den Glückshormonen. Bekannt ist es auch als das ›Kuschelhormon‹, weil es z. B. bei (etwas längeren) Umarmungen ausgeschüttet wird.
Seine absolute Superkraft ist, dass es den Cortisolspiegel senkt und somit also den Stress verringert.
Vielleicht hast du es schon mal selbst erlebt, dass dich jemand vor einer Prüfung nochmal in den Arm genommen hat und du förmlich merken konntest, wie deine Nervosität ein bisschen abgenommen hat. Da war das Oxytocin dann gerade fleißig.
Endogene Opioide
Endogene Opioide stellen uns ruhig wie medizinische ›Tranquilizer‹.
Unser Magier hat diese ›Tranquilizer‹ vor allem für den Notfall in seiner Werkstatt, und auch nur dann rückt er sie raus.
Verletzt du dich schwer, körperlich oder seelisch - da unterscheidet der Magier nicht (!) - gibt es ‘ne fette Portion Opioide, um uns vor dem höllischen Schmerz zu bewahren, der den Magier vermutlich verrückt machen würde. Wirst du also von einem geliebten Menschen getrennt, verlierst deinen Job oder hast einen Unfall, werden dir die Opioide durch den Körper geschossen.
(Wegen dieser grandiosen Opioide gibt es Unfallopfer, die null Schmerzen spüren, obwohl sie fast in Einzelteilen in der Klinik ankommen.)
Und ja, du liest richtig, dem Magier ist es egal, ob du ein Bein gebrochen hast oder dein Herz.
Es gab schon in den 1990er Jahren erste Studien von Kipling D. Williams (Professor der Psychologie an der Purdue University in West Lafayette, Indiana, USA) mit Computerspielern, die im Spiel sozial ausgegrenzt wurden (Ostrazismus) und dieselben körperlichen Reaktionen zeigten wie bei einem Beinbruch.5 Mobbing, negative Äußerungen,
Beleidigungen, Ghosting (Ignorieren) usw. sorgen also beim Menschen für eine Opioidausschüttung. Im Gehirn werden die gleichen Regionen aktiv wie bei körperlich verursachten Schmerzen.
Körperlich hast du also dieselben Folgen bei verbaler ›Gewalt‹ wie bei körperlicher Gewalt.
Nehmen wir mal an, du hattest einen wirklich blöden Tag. Du lümmelst dich aufs Sofa und denkst dir, du rufst erstmal bei Freunden an.
Warum?
Ganz einfach, weil dein Magier dir die Nachricht geschickt hat: »Knüpfe soziale Kontakte, damit dich deine Endorphine (Glückshormone) wieder aufbauen.«
Wie du siehst, ist das menschliche Gehirn eine krasse Werkstatt, in der dein Magier mitsamt Team wohnt. Das wurde lange Zeit absolut unterschätzt.
Aber wie setzt sich dieses Wunderwerk zusammen?
Wie sieht die Magierwerkstatt deines Magiers aus?
Mr Links und Mrs Rechts
Kennst du Vera F. Birkenbihl?