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"Meine Hand glitt unter meine kalte Decke und wanderte in Richtung meines Bauchs. Ich hielt sie auf, bevor sie weitergleiten konnte. Ich fühlte wie das Verlangen stieg und sich ein Kribbeln in meinen Schenkeln ausbreitete. Ich schloss die Augen. Endlich. Ein Finger wagte sich auf meinen behaarten Venushügel, und dann zwischen meine Lippen. Es fühlte sich befreiend an. Ich öffnete meine Vulva sanft, gespannt auf das was kommen würde und es war berauschend. "Stell dir vor, du lebst in einer Welt, in der es strenge sexuelle Restriktionen doch - doch irgendwann übermannt dich deine Lust...Mucha erfährt mit 21 Jahren endlich ihre Zuordnung. Und zu ihrer größten Freude wird sie zu einer Konsumentin, und damit dem Distrikt mit der größten Freiheit zugeordnet. Aber bald muss sie die ersten Entscheidungen treffen... Die Berufliche: Soll sie das Risiko eingehen, eine Ausbildung im Gesundheitsbereich zu machen, um Hoffnung auf eine wohlhabende Zukunft zu haben? Und vor allem über ihre Sexualität: Ohne ihre Vorlieben zu kennen muss sie eine Orientierung wählen, die sie niemals ändern darf.Welchen sexuellen Weg wirst du gehen?LeXus ist eine dystopische erotische Serie, die heraussticht. Die Unterdrückung der Sexualität in dieser dystopischen Gesellschaft steigert unsere Lust beim Lesen ins Unermessliche. Für alle Fans von dystopischer Sciene-Fiction.Diese Sammlung enthält folgende erotische Titel:10 erregend erotische LeXus DystopienLeXuS: Mucha, die Konsumentin - Eine erotische Dystopie-
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Seitenzahl: 612
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Virginie Bégaudeau
Übersetzt von Susan Resnik
Lust
LeXus - Eine erotische dystopische Serie
Übersetzt von Susan Resnik
Titel der Originalausgabe: LeXus: An Erotic Dystopian Series
Originalsprache: dem Französischen
Coverimage/Illustration: Shutterstock
Copyright © 2023 Virginie Bégaudeau und LUST
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 9788727097879
1. E-Book-Ausgabe
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung des Verlags gestattet.
www.sagaegmont.com
Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.
In einer nicht allzu fernen dystopischen Zukunft, unterliegt die Stadt Belgrame im Rahmen eines totalitären Regimes einem Gesetzesapparat, der den Namen LeXuS trägt. Sexualität ist fortan ein Privileg. Sie wird erworben, verkauft und vertrieben, doch sie ist nicht jedem zugänglich. Sie ist ein Symbol für sozialen Erfolg und ihre Kontrolle soll sicherstellen, dass es keine Sexualstraftaten mehr gibt.
Mit einem eigenen Algorithmus verteilt der LeXuS die Bevölkerung auf verschiedene Distrikte. Die Betreiber (Distrikt 0) besetzen den öffentlichen Dienst. Die Arbeiter (Distrikt I) werden am Institut von Belgrame zu Sexarbeitern ausgebildet. Die Partner (Distrikt II) leben in Paaren, ganz unabhängig von Ihrem Geschlecht, und kümmern sich um die Erziehung der Kinder von Belgrame. Die Verbraucher (Distrikt III) sind am freiesten und machen 70% der Bevölkerung aus. Die Enteigneten (Distrikt IV) haben keinerlei Zugang zu Sexualität und erhalten Implantate. Die Unglücklichen (Distrikt X) bestehen aus allen Belgramern, die gegen den LeXuS verstoßen haben.
Aber Belgrame durchlebt schwere Zeiten, bedroht von einer Gruppe Abtrünniger, die mit aller Macht versucht, das Regime zu stürzen und freie Sexualität, ohne Diktatur, zu etablieren.
Willkommen in Belgrame!
LeXuS, Artikel 1
Jegliche sexuelle Handlung muss durch den LeXus, abhängig von der Zuordnung eines Bürgers, genehmigt werden.
Jeder Bürger, der Geschlechtsverkehr außerhalb der Regeln seines Distriktes praktiziert und damit gegen den LeXuS verstößt,
ist Gegenstand lebenslänglicher Inhaftierung.
Jegliche sexuelle Handlung kann verkauft, gekauft und gepachtet werden, sofern die Bürger,
die den Vertrag abschließen, dazu berechtigt sind:
Artikel 1 - Code A-1
Die Sexualität jedes Bürgers, jedes Mitglieds des Personals, jedes Individuums,
das in Belgrame lebt, wird durch den LeXuS gesetzlich geregelt.
Es herrscht keine sexuelle Freiheit, es sei denn, ein Betreiber erteilt nach
eigener Stellungnahme, in Übereinstimmung mit dem LeXuS, eine Ausnahmegenehmigung.
Der LeXuS ist der alleinige Text, auf dem die gesamten moralischen,
wirtschaftlichen und rechtlichen Gesetze Belgrames aufbauen.
Registrationsnummern: 1 - 2 – 3 Alias: Lestad, Xuang und Salazar Geschlecht: männlich und weiblich (bestimmt) Ort: Distrikt O
In diesem Bett, das kaum vom Tod warm gehalten wird, sehe ich den Ersten von uns sterben. Neunzig Jahre alt. Ein fast hundertjähriges Leben, dem auch ich mich nähere. Und was für ein Leben! Salazar scheint Dutzende von Jahrhunderten in nur einem gelebt zu haben. Aber mir ist klar, dass wir beide gleich weit weg von unserem letzten Atemzug sein könnten. Was zählen jetzt unsere Taten, unser Erfolge, oder selbst das, was wir zerstört haben. Was zählt es schon, wer wir gewesen sind. Wir allein sind Richter über unser Leben.
Als ich meinen Vornamen auf dem Besucherausweis sehe, schaudert es mir: Xuang Safetie. Es ist schon so lange her, dass mein Name allein seine Bedeutung verloren hat. Meine Identität änderte sich an jenem Tag, als wir die Gründer wurden. Lestad - Xuang - Salazar: LeXuS.
Ich lege meine Hand auf Salazars vergilbte Haut. Seltsamerweise erinnert mich diese Berührung daran, wer ich lange vor dem LeXuS war, lange bevor wir uns überhaupt kennengelernt hatten.
***
Ich kann nicht sagen, wann die Welt, so wie wir sie kennen, aufgehört hat zu existieren. Natürlich ist die Zivilisation nicht einfach völlig zusammengebrochen, aber ihre Entwicklung war in den letzten zehn Jahren so stark, dass die meisten von uns die Kontrolle verloren haben. Die Kontrolle und die Hoffnung. Ich erinnere mich an das, an Leichtsinn grenzende Hochgefühl, das ich fühlte, als ich die Fakultät betrat und an Studenten, die alles andere als studieren wollten. Sexualität sprang mich an, als wären ihre Impulse der Kern ihrer Existenz. Als ob in dieser Welt, die der Pornographie verfallen war, nichts anderes zählte. Ich wiederum war besessen von dem Bild unserer nackten Körper, unsere Körper, die der Niederträchtigkeit eines nun unfruchtbaren Akts versklavt waren.
Das Fleisch verblendet die Vernunft der Menschen., Es ist der Grund, warum sie allem entsagen, Kriege erklären oder sinnlose Entscheidungen treffen, die der Menschheit selbst schaden. Führungspersönlichkeiten werden schwach, nur um sich zu vergnügen. Ich habe mich immer über den Wert einer solchen Barbarei gewundert und wollte mich nie mit den Tieren, die wir zu versklaven versuchen, vergleichen.
Im Hörsaal der Wirtschaftsabteilung der Universität wurde ich Zeugin der Mittelmäßigkeit unserer Hochschulbildung, inmitten von jungen Leuten, die sich nicht besonders viele Gedanken machten. Sie kommunizierten via Textnachrichten, obwohl sie nur einen Sitzplatz voneinander entfernt waren. Alles, woran sie dachten, waren das Ende des Kurses und die Nächte, die sie gemeinsam verbringen würden, ungeschützt und gierig danach, sich zu betäuben. Ich hatte es satt. Ich fragte mich oft, ob mein Verhalten vielleicht seltsam war, ob meine ungesunde Besessenheit von der Begierde anderer unbewusst einen Hauch von Frust widerspiegelte.
Ich hatte tausend Ideen bezüglich der Dekadenz der Gesellschaft und ebenso viele Argumente. Ich wusste sehr wohl, dass die Erotisierung unserer Welt das Übel war. Natürlich kommen Menschen mit gewissen „Grundbedürfnissen“ auf die Welt, aber es gehört zum guten Ton, diese im Verborgenen zu halten. Dies verändert allerdings nichts in Bezug auf den Einfluss, den sie auf unser Verhalten haben. Ich hatte einige Artikel über dieses Thema geschrieben, ganz privat, in denen ich meine Gedanken geordnet habe, um sie unter Kontrolle zu bringen. Ich wollte unbedingt verstehen, was heute schief lief und mein Wirtschaftsprofessor bestärkte meine Bedenken. Wir waren am Rande eines Zusammenbruchs, wir waren geschwächt. Er erwähnte zwar nicht die Hypothese, dass der Mensch Opfer seiner exzessiven Wollust war, aber ich war überzeugt, dass sie für alles Übel verantwortlich war. Oder für fast alles.
Meine ersten Wochen auf dem Campus war ich hin- und hergerissen durch meine Unfähigkeit, mich anzupassen und dem krankhaften Drang, meine Kommilitonen zu schlagen und zu beleidigen. Ich hatte das Gefühl, die Lösung für alle Probleme der Menschheit zu kennen und musste gleichzeitig machtlos zusehen, wie sie aufgrund all dieser Schwachköpfe hier unterging. Ich war dabei zu ersticken. Ich ertrank. Ich wollte den Kurs hinschmeißen, ich war davon überzeugt, dass ein Abschluss nichts ändern würde und dass ich im besten Fall als Managerin einer großen Firma enden würde, die mittel- und langfristige Prognosen erstellte, denen dann niemand folgen würde.
Wäre ich hier geblieben, hätte ich mein Leben versäumt. Ich wollte etwas Besseres, wenn ich schon nicht mehr tun konnte. Ich baute eine oberflächliche Beziehung zu einem meiner Mitstudenten auf, Jack, der ein ziemlich angenehmer Kommilitone war, und unsere gemeinsamen Interessen beschränkten sich auf Musik und eine zu der Zeit beliebte Fernsehserie. Eines Abends lud er mich ein, mit ihm zu einer Party zu gehen, die von Studenten aus unserem Wirtschaftskurs organisiert wurde. Die letzte Party, auf die ich gegangen war, war ein Fiasko gewesen und es schien mir, als hätte ich erst alle anderen Gäste zutiefst verärgert und mich dann zu Tode gelangweilt.
An diesem Donnerstag im Herbst, der für diese Jahreszeit ungewöhnlich heiß war, herrschte eine merkwürdige Atmosphäre. Ich hatte gute Laune und mein Freund genoss die Party. Ich wurde all denen vorgestellt, mit denen ich im Kurs kein einziges Wort wechselte und trank sehr viel Alkohol, um mich selbstsicher zu fühlen. Und seltsamerweise sah ich die anderen Partygäste unter dem Deckmantel der Verdorbenheit nicht mit einem bösen Blick an. Wir sprachen sogar darüber. Ich hatte den Eindruck, dass einige wenige mich verstanden und die Zärtlichkeiten, auch wenn sie nur in meinem Kopf stattfanden, begannen mir überraschenderweise zu Kopf zu steigen. Ich zitterte am ganzen Körper und ich glaubte erst eine leichte Erregung und dann ein echtes Verlagen wahrzunehmen, als ich mehr und mehr Geschichten hörte. Alles verwirrte mich, besonders mein Verhalten. Es war nicht wirklich der Alkohol. Ein Hauch Menschlichkeit löste sich aus der kleinen Gruppe los und dann stand Jack neben mir. Seine Schenkel berührten meine. Dann legte er seinen Arm um meine Schultern. Ich zitterte. Er hatte seine Gefühle noch nie zur Schau gestellt und ich hatte ihn nicht darum gebeten. Ich war umgeben von der erotischen Atmosphäre, der ich nicht entkommen konnte, der Angst, von ihr mitgerissen zu werden und dem Wunsch, in sie einzutauchen. Sie zu kosten.
Wenn ich mich in Versuchung führen ließ, würde ich dann so werden wie alle anderen? Würde ich den Verstand verlieren? Der Frust der vergangenen Monate kam wieder in mir auf und ich musste zugeben, dass ich etwas dagegen tun musste. Das zerrende Gefühl in meiner unteren Bauchgegend war ebenso angenehm wie elektrisch. Ich war verloren. Jack lachte über einen Witz, den ich nicht mitbekommen hatte.
Ich kann mich nicht erinnern, es mit ihm abgesprochen zu haben, aber die Lust war so stark, dass wir die Party verließen und gemeinsam die Treppe hinaufgingen. Jack war im wahrsten Sinne der Wortes erregt und ich konnte deutlich seine Erektion sehen, die fast durch den Stoff seiner Jeans ging. Ich war eingeschüchtert, aber zu lüstern, um wegzulaufen. Ich konnte das bösartige Verlangen, das von mir Besitz ergriffen hatte, nicht kontrollieren und starrte mit weit aufgerissenen Augen, als Jack seine Hose und seine Shorts auszog. Sein steifer Penis war riesig, und ich presste instinktiv meine Oberschenkel zusammen. Er fragte mich, ob ich weitergehen wollte, ich nickte mit dem Kopf und ließ ihn meine Hand halten. Er zog mir mein inzwischen nasses Baumwollhöschen aus und warf es auf den Boden. Ich wollte mein Kleid ausziehen um meine Brüste zu befreien, aber er begnügte sich damit, einfach meinen BH herunter zu schieben. Das muss sicher seltsamen ausgesehen haben. Dann fing er an, meine Brustwarzen zu lecken, die sich durch das Streicheln seiner Zunge rosa färbten und hart wurden, während sein Speichel an ihnen hinunterlief. Ich hätte mir gewünscht, er hätte etwas langsamer gemacht, sodass ich es hätte genießen können. Aber er hörte mir nicht wirklich zu. Da ich ein Neuling auf dem Gebiet war, überließ ich ihm die Führung. In meinem Schritt loderte es immer noch und ich lud ihn ein, seine Hand hineinzustecken. Er sah überrascht aus und lächelte, wie ich ihn nie zuvor lächeln gesehen habe.
„Möchtest du nicht lieber warten?“
Und auf einmal fingerte er mich. Ich war erschrocken. Meine Nässe schien seine Hand zu bedecken und er bewegte sich weiter hin und her, bevor er mich auf die Knie drückte.
„Das wird dir gefallen! Das ist das Beste am Sex. Das Glied des Mannes.“
Er öffnete meinen Mund und schob diesen nach Moschus riechenden, vor heißer Flüssigkeit triefenden Penis hinein, der Dank mir oder vielleicht auch von selbst, steinhart war. Ich wusste gar nichts mehr. Es war nicht mehr Jack, der da vor mir stand. Ich lutschte seinen Penis, ließ ihn tief in meine Kehle gleiten und folgte meinen Instinkten. Davon hatte ich viele. Als ich die Konturen seines Phallus leckte, fühlte ich meine Vulva pulsieren und der Drang, sie zu streicheln, störte meine Konzentration. Jack genoss es und hielt sich am Fußende des Bettes fest, seine Augen waren geschlossen und sein Stöhnen wurde zum Hintergrundgeräusch. Seltsamerweise gefiel mir diese Stellung auch. Als sein Geschlecht meinen Mund erkundete, übernahm ich die Führung, neckte ihn, sog an seinem Glied und ließ meine Zunge über seine Penisspitze gleiten. Er wurde auf einmal noch härter, schien sich zusammenzuziehen und dann zog Jack sich zurück. Er würde kommen, aber er hatte mir versprochen, es nicht so zu tun. Er wollte, dass ich ihn in mir spürte.
Er suchte seine Jeans, die über einem Stuhl hing, nach einem Kondom ab. Fasziniert sah ich seinem Treiben zu. Ich wollte mich aufs Bett legen und spreizte im Geiste schon meine Beine, damit er in mich eindringen könnte. Ich wollte kurz gesagt das tun, was Frauen so taten, um ihre Jungfräulichkeit zu verlieren. Jack lachte und spielte mit meiner Leichtgläubigkeit.
„Es ist besser auf allen Vieren. Von hinten. Dann tut es dir weniger weh. So machen sie es in den Filmen.“
Ah. Das hatte er nicht nur einfach so gesagt, schon drehte er mich auf der Matratze um. Mit meinem Hinterteil in der Luft und meinen Unterarmen auf dem Kissen, wartete ich ab. Meine Vulva war bereit, penetriert zu werden und das tat er auch ohne Vorwarnung. Jack drang mit großer Erregung in mich ein. Ich stieß einen Schrei der Verwunderung aus, der kurze Schmerz des zerrissenen Jungfernhäutchens ließ schnell nach, als er sich kurz zurückzog und dann wieder in mich eindrang. Wie dem auch sei. Ich genoss es, einen Penis in mir zu spüren, der sich an den erregten Konturen meiner Scheide rieb. Jack gab mir einen Klaps auf den Hintern, packte mich an den Haaren und hielt sie mit einer Hand fest. Seine Worte erschütterten mich erst und erregten mich dann. Buchstäblich. Das war also Sex? Er beleidigte mich und forderte mich auf, mich mit seinem herrlichen Sperma zu beschmieren und mich seiner Männlichkeit zu unterwerfen. Ich wollte gerade darauf reagieren, als er auf meinem Rücken zusammenbrach. Der Orgasmus hatte ihn überkommen und ich konnte seine Gesichtszüge nicht sehen. Ich wollte gerade darum bitten, weiterzumachen oder in einer anderen Stellung fortzufahren. Ich war nun an der Reihe, meine Ekstase zu genießen.
„Na, freust du dich, eine richtige Frau zu sein? Du bist trotzdem eine ganz schöne Schlampe!Ich kann es kaum erwarten, es nochmal zu tun!“
Mit diesen Worten zog er seine Unterwäsche und seine Jeans wieder an und ließ mich im Zimmer unserer Gastgeber zurück. Ich war nackt und frustriert. Überwältigt von meinem ersten Mal, von dem ich hoffte, dass es auch das letzte Mal sein würde.
Ich beschloss, meine Beziehung zu Jack am darauffolgenden Tag zu beenden. Die Enttäuschung und der Beweis, dass ich mit dem aus Sex resultierenden tierischen Verhaltensweisen Recht hatte, erlaubten es mir nicht mehr, eine ehrliche Beziehung aufrechtzuerhalten.
Aber ich freute mich, die Theorie, über die ich jahrelang nachgedacht hatte, ausprobiert und in die Praxis umgesetzt zu haben. Obwohl mir der Orgasmus entgangen war, was mich trotz allem beruhigte, war ich bereit, meine Nachforschungen fortzusetzen.
Ich schloss mein erstes Jahr mit Belobigung ab. Ich hatte Dutzende von Papieren zu diesem Thema vorbereitet, es lag mir am Herzen, und ich hatte Wirtschaftsprognosen für die nahe Zukunft aufgestellt, ich hatte alles fest in der Hand. Aber das Wesentliche fehlte noch und ich wusste einfach nicht, was es war. Bis zu diesem Abend.
*
Der Vortrag eines gewissen Lestad Bryce hatte mich angesprochen. Er trug einen romanmäßigen Titel über die Irrungen der Menschheit. Ein öffentlicher Vortrag also, über den die Studenten automatisch aufgebracht waren. Ich saß in der vorletzten Reihe, in einen dicken Wollmantel eingewickelt, weit abseits und meine Augen auf den Redner gerichtet. Zu meiner Rechten saß ein junger Mann von gewisser Eleganz. Seine Haar fiel auf seine Schultern hinab, er war gut gebaut, sein Gesicht markant und ich konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Er begrüßte mich, ich errötete und fühlte mich lächerlich. Dann betrat Lestad die Bühne. Wir waren ein Publikum von etwa zehn Leuten, die gekommen waren, um ihn zu hören.
Am Ende seines Vortrags waren wir nur noch zu viert, einschließlich meines Nachbarn, der diese aufwiegelnde, aber mitreißende Rede mit der gleichen Inbrunst verfolgt hatte wie ich. Wir applaudierten, in der Hoffnung, er möge weiterreden. Lestad Bryces offene Dissertation über das wirtschaftliche Ende der Welt, war weit entfernt von den Börsencrashs, die in den Geschichtsbüchern erwähnt worden waren und weit entfernt von allem, was wir zu unseren Lebzeiten erlebt oder eben nicht erlebt hatten. Das Ergebnis wäre ein erschreckender Rückgang der Geburtenrate, teilweise gewollt und teilweise durch eine hohe Sterblichkeitsrate ausgelöst, wobei die globale Erwärmung zur Hauptsorge der Menschheit werden würde, obwohl es uns unmöglich wäre, sie jetzt noch aufzuhalten. Schließlich würden Pandemien zu unserem täglichen Leben gehören, bis eine von ihnen uns zum Verhängnis werden würde. Das Schicksal, das seine Forschung uns vorher sagte, hatte uns nicht erschreckt, sondern beruhigt.
Und obwohl er das Thema nur in einem Absatz ansprach, streifte Lestad die Perversion unserer Gesellschaft und die Erniedrigung unserer Gedanken. Er zog äußerst interessante Parallelen zu den Religionen, die man Jahrzehnte lang vergeblich zu bekämpfen versucht hatte und die nun zurückkehrten um ihre Gläubigen aller Länder zu bedienen und die Hypersexualisierung nährten. Die Omnipräsenz der Erotik in all unseren Medien brachte die wiedergewonnene Keuschheit bestimmter Bevölkerungsgruppen aus dem Gleichgewicht. Die Absenkung des Intelligenzquotienten, für das, was er repräsentierte, war überzeugend.
Wer waren wir? Wie wäre die nächste Generation? Auf diese Fragen hatte Lestad, in seinen Prognosen eine klare Antwort: niemand. Wenn wir so weitermachten, würde es niemanden mehr geben.
Ich versuchte vergeblich, mich an alle Einzelheiten des Vortrags zu erinnern. Lestad verließ die Bühne und trat auf meine Reihe zu. Mein Nachbar schüttelte ihm die Hand, ich traute mich nicht, mich zu bewegen. Lestad lächelte und ich zitterte. Sein Lächeln hätte mich schweben lassen können. Seine blauen Augen leuchteten im Neonlicht des Raumes. Er besaß eine Aura, wie man so sagte, eine gewisse Ausstrahlung. Er sah gut aus. Besser als Jack, und beim Gedanken an diesen Mann lief eine Hitzewelle durch meinen fiebrigen Körper. Der dritte Zuhörer verabschiedete sich von dem fast leeren Raum, als er den Saal verließ. Es waren nur noch wir hier.
„Ich bin über jeden Zuhörer überrascht, der es länger als zehn Minuten bei einem meiner Vorträge aushält!“, rief Lestad aus.
„Und Sie beiden sind mittendrin eingeschlafen und haben sich nicht getraut, rechtzeitig zu gehen?“
Ich antwortete nicht und hoffte, mein Nachbar würde es tun. Ich hörte seine Stimme:
„Es war sehr interessant, Professor.“
Ernst und zugleich schwerfällig. Im Vergleich mit Lestad, war sein Gesicht das unattraktivere. Doch er hatte dieselbe Wirkung auf mich. Ich wollte mich in Luft auflösen, so sehr war ich von dieser Atmosphäre überwältigt.
„Wenn Sie nichts Besseres zu tun haben, warum lassen wir den Abend nicht bei einem
Gläschen ausklingen? Ich halte immer ein paar Erfrischungen bereit, aber soweit kommt es nie.“
Ohne auf unsere Zustimmung zu warten, führte Lestad uns zu einem kleinen provisorisch aufgebautem Buffet hinter der Bühne. Drei Flaschen billiger Wein und ein paar erstklassige Kekse. Viel weniger raffiniert, als die Party mit Jack, die einzige Abendveranstaltung, an der ich je teilgenommen hatte. Aber heute Abend schwebte ich, als stände ich hoch über allem. Lestad hatte eindeutig den Körperbau eines Anführers und wir folgten ihm instinktiv.
Er öffnete die erste Flasche und schenkte uns ein. Wir stießen auf diesen gelungenen Vortrag an. Zwei Zuhörer waren für ihn der Anfang von allem. Mir brannten so viele Fragen auf den Lippen und ich hatte genau so viele Vorbehalte. Der Name meines Nebensitzers war Salazar O´Neill. Seinen Vornamen zu hören, hatte mich beruhigt. Wir waren komplett. Der Gedanke war lächerlich, aber genau in diesem Moment, als wir müde auf Sesseln saßen und billigen Wein tranken, hatte ich das Gefühl, Anschluss gefunden zu haben. Wir saßen zusammen wie eine Familie.
Lestad schweifte ab und sprach Punkte an, die auszuführen er keine Zeit hatte, Salazar setzte seine Theorien fort und ich war mit von der Partie. Die Zeit zu sprechen war endlich gekommen. Es war Zeit, über meine Artikel und meine verrückten Ideen für die Zukunft zu sprechen. Sie würden mir zuhören. Wir waren alle auf einer Stufe, intelligenter als unsere Mitbürger. Wir waren überlegen und uns überkam das Gefühl, dass wir die letzte Chance der Menschheit waren. Eindeutig. Lestad beharrte darauf, dass Sexualität missbraucht wurde. Es war das erste Mal, dass ich jemanden über dieses Thema, das mir so am Herzen lag, sprechen hörte, jemand, der es verstanden hatte. Ich brachte sofort meine grenzenlose Bewunderung für ihn zum Ausdruck.
„Sexualität ist eines der großen Übel der Menschheit. Ein Übel, das die Menschen verdummen lässt und sie ihren niedersten Instinkten unterwirft. Sie sind nicht in der Lage, ihre Kompetenzen zu entfalten und verlieren die Kontrolle, wenn sie mit Pornographie konfrontiert werden. Heute ist alles erotisiert. Sogar unsere Ausbildung“, verkündete ich.
„Ich denke, Sexualität sollte reguliert und von der Regierung kontrolliert werden“, schlug Salazar vor. „Vor allem, da sie nicht einmal mehr dazu gedacht ist, den Fortbestand unserer Art zu sichern.“
„Auf jeden Fall“, warf Lestad ein. „Die Reproduktionsfunktion des Menschen ist durch stumpfen, sinnlosen Sex ersetzt worden. Es ist die absolute Perversion, die uns vernichtet. Könnt ihr euch vorstellen, wie es wäre, wenn der Staat das gesetzlich regeln könnte? Genau wie die so sehr vernachlässigte Prostitution? Stellt es euch nur mal vor!“
„Aber ist Sexualität dem Menschen angeboren oder ist sie ein soziales Modell?“, fragte ich. „Werden unsere Instinkte unbewusst durch unsere Erziehung hervorgerufen? Sind sie vielleicht ein Resultat des primären Drangs der Nachahmung?“
Ich sah, wie Lestad mich mit großen Augen ansah und dann überwältigte mich sein Lächeln. „Wenn mir jemand vorher gesagt hätte, dass ihr heute Abend hier sein würdet, hätte ich es nicht geglaubt. Ihr seid die Denker, die wir brauchen. Xuang, Salazar, ihr seid unsere Retter. Was wäre, wenn wir der Staat wären? Auf unserem Niveau, für ein Experiment?“
Er erhob sein Glas in unsere Richtung.
Die Idee war geboren. Wir ergänzten uns gegenseitig. Ich hatte gefunden, was mir gefehlt hatte und ich war nicht mehr allein.
*
Kontrollierte Sexualität wurde zum wesentlichen Thema unserer regelmäßigen Diskussionen. Am Ende des Abends von Lestads Vortrag trafen wir die stillschweigende Entscheidung, uns regelmäßig zu treffen. Zuerst jeden zweiten Abend, und dann jeden Tag. Salazar und Lestad waren die Freunde, die ich nie gehabt hatte, enge Vertraute, die meine Ideen verstanden und sie, wenn auch nur intellektuell, in die Tat umsetzten. Wir stellten uns eine ganze Palette von Maßnahmen vor, die von den zuständigen Behörden in Bezug auf die Hypersexualisierung und Sexualität im Allgemeinen ergriffen werden könnten. Ich habe viel am Konzept der animalischen Triebe gearbeitet. War der Mensch in der Lage sich zurückzuhalten? Brauchte er wirklich fleischliches Vergnügen, um ein ausgeglichenes Leben zu führen? Konnte man sich von etwas verführen lassen, das man nicht kannte?
Aufgrund meiner Erfahrung mit Jack tendierte ich zu einem Ja. Aber ich war nicht repräsentativ für die gesamte Bevölkerung. Ich musste weiter nachforschen und vielleicht eine Alternative finden, einen Weg um die Natur auszutricksen. Um mir bei der Aufstellung meiner Arbeitsdatei zu helfen, bot mir Lestad einen Test an. Als Erfinder von Fantasiegesetzen mussten wir uns den Versuchungen bewusst sein, die den Erfolg unserer Ideen untergraben konnten. Es war unmöglich, der Gesellschaft eine Lebensweise aufzuzwingen, ohne sie in der Praxis angewandt und getestet zu haben. Das war logisch. Nur weil meine einzige sexuelle Begegnung ein Misserfolg gewesen war, war das noch lange kein Grund, es nie wieder zu tun. Salazar und Lestad kamen zum gleichen Schluss, obwohl sie mehr Erfahrungen hatten.
Lestad versammelte uns an einem Winterabend in seiner Wohnung, die viel geräumiger war als unsere. Er sprach nie über seine Herkunft oder seine Familie, von der wir vermuteten, dass sie sehr wohlhabend war. Er nannte seinen Test „Den Pakt“. Bei Tagesanbruch gäbe es zwischen uns keine Geheimnisse mehr, wir würden, soweit dies möglich war, Lust erlebt, unsere Schwächen in der Sexualität entdeckt und unsere Grenzen formuliert haben. Ohne Zuneigung und unrealistische Erwartungen würde uns das Experiment glücken. Er erklärte uns auch, dass es danach kein unterschwelliges Verlangen zwischen uns geben würde. Denn trotz unserer Klarsicht waren wir fleischliche Wesen. Dies warf erneut Fragen zu meiner Theorie auf. Wie dem auch sei.
Lestads Zimmer glich einer Luxussuite, in der ein riesiges Bett stand und Sofas um den Kamin aus weißem Stein herum angeordnet waren. Das gedämpfte Licht war eine Einladung, zärtlich zu sein und sich zu vergnügen. Lestad nahm uns in einem roten Samtbademantel in Empfang, ein wandelndes Klischee. Wir tranken dem Anlass entsprechend gekühlten Champagner. Lestad wollte unseren Pakt frei von Peinlichkeiten und Konventionen halten. Salazar war zurückhaltender und ich fand ihn im Schein des Kaminfeuers schön. Instinktiv wollte ich ihm näher kommen. Mich an ihm festhalten. Lestad schlug vor, dass wir unsere Kleidung ablegen und unsere Körper begutachten sollten. Ich schämte mich nicht mehr, Trunkenheit und Erregung, die bereits von mir Besitz ergriffen hatte, machten mich ungehemmt. Ich erblickte Salazars beeindruckende Bauchmuskeln, die Eindruck auf mich machten. Sein Aussehen ließ das Verlangen in mir aufkochen und ich musste mich zurückhalten, um ihn nicht anzuspringen. Ich stand still, während Lestad unsere körperlichen Merkmale inspizierte. Seine waren offen und ganz ähnlich denen von Salazar, dessen Nähe ich spürte. Er roch nach Seife und ich spürte die Wärme seiner Haut. Dann seine Erektion, als er meine ausladenden Kurven erblickte, er berührte sie, als er zu Lestad hinüber ging. Wir waren quasi Versuchskaninchen, aber ich genoss das Spiel. Ich griff nach Salazars Hand und hob meinen Kopf. Lestad trat auf mich zu, streifte meine Brüste mit einem Finger und ließ ihn dann um meine rosa Brustwarze kreisen. Meine Scheide wurde feucht, als er über meine Brüste strich und auf meinen Brustwarzen verweilte. Er setzte seine Erkundungen bis zu meinem Schritt fort, den er für seinen Geschmack als zu eng empfand. Seine Finger in meinem schmalen Schlitz fanden ihren Weg zum Eingang meiner Vagina und er führte sie mir ein. Ich zuckte zusammen und presste meine Oberschenkel gegeneinander, wobei Lestads Hand, sehr zu seiner Freude, zwischen ihnen blieb. Ich konnte sehen, dass es ihm gefiel.
Er drängte mich, das vor uns erigierte Glied von Salazar, der Zeuge unserer Berührungen war, zu ergreifen.
„Wir müssen diese Akte banalisieren, um sie uns zu eigen machen zu können. Wir sind in der Lage, unsere Lust zurückzuhalten und sie auch zu kontrollieren. Wir sind mehr als nur Freunde.“
Ich schob Salazars Penis in meine verschwitzte Hand und erinnerte mich an das Gefühl damals mit Jack. Aber heute Abend wollte ich mehr. Ich fragte Lestad nicht um Erlaubnis und drehte mich um, um Salazar zu küssen. Ich wollte ihn so sehr. Ich konnte sehen, wie Lestad zurück trat und sich die Szene ansah. Salazar griff nach mir, zog mich zu sich heran und hielt mich fest. Sein Glied rieb gegen meine gepflegten Schamhaare. Ich wollte, dass er mich auf dem Kaminvorleger nimmt, und auf dem Bett von Lestad, und ich wollte, dass dieser uns zu sah. Doch das passierte nicht. Lestad griff ein und bot mir die Gelegenheit, ihnen meinen „prächtigen“ Körper, wie er sagte, hinzugeben. Zumal wir auf Augenhöhe bleiben und keine Zuneigung für einen von uns zeigen sollten. Ich nahm an. Ich legte mich auf den Rücken und spreizte die Beine. Wer würde zuerst drankommen und in mich eindringen? Es hätten beide sein können. Es war Lestad, der Wächter der Moral, der seine erigierte Rute packte und fröhlich über meinen Bauch und meinen Brüsten masturbierte, die er mit der freien Hand massierte. Ich zog Salazar an meinen Mund heran und nahm ihn in dem Moment in mich auf, als Lestad mich nahm. Er küsste mich heftig, seine Stöße kamen im gleichen Takt wie meine Zunge Salazars Penis umkreiste. Mit äußerster Leidenschaft und Frustration blies ich ihm einen. Ich ließ das Band zwischen uns nicht abreißen. Ich spielte mit seinen Hoden und er stöhnte und ächzte und ich sah zu, wie sich Lestad, mit den Bewegungen eines Königs in mir versenkte. Wirklich, der Akt, den er banalisieren wollte, ließ ihn strahlen. Ich kontrollierte die Spannung, die durch meinen Körper floss und mir brennend den Verstand vernebelte. Es war elektrisch. Ich wollte den Orgasmus erleben, der mir beim ersten Mal gestohlen worden war. Das vermittelte ich ihnen. Dann ejakulierte Salazar in meinem Mund. Ich empfing sein Sperma zur gleichen Zeit, wie ich von einem Feuerball getroffen wurde. Ich kam. Ich begriff, was mir so viele Jahre lang entgangen war. Lestad fühlte, wie sich mein Geschlecht auf seinem Penis zusammenzog und meine Nässe auf das seidene Bettlaken lief. Ich explodierte vor Lust. Ich wollte mehr. Zwischen uns gab es keine Erwartungen. Keine Träume. Wir hatten die ganze Nacht, um uns gemeinsam zu amüsieren.
Was wir dann auch getan haben. Salazar ruhte sich einen Moment lang aus. Lestad, der sich zurückgehalten hatte, nahm mich von hinten und entjungferte mit großer Freude meinen Anus. Wieder überkam mich die Ekstase. Viele verschwommene Erinnerungen … Davon gab es an diesem Abend viele zu verbuchen. Aber ich hatte noch etwas anderes entdeckt.
*
Meine Zuneigung Salazar gegenüber musste ich im Stillen hegen. Ich führte sie auf die Emotionen zurück, die ich bei dieser explosiven, zärtlichen Erkundung unserer Körper gefühlt hatte. Anstatt meine Theorien über den Haufen zu werfen, sah ich sie bestätigt. Ich war verwirrt. Ich war ein paar Tage lang abgelenkt und versuchte, es mir nicht anmerken zu lassen. Besonders nicht von Lestad, der eine ungewöhnliche Arbeitshaltung hegte. Er wurde härter. Fast schon ehrgeizig. Ich war immer noch von seiner Doktrin überzeugt und schürte sie, so gut ich konnte. Salazar war auch diskret und am Ende hasste ich mich selbst, weil ich immer in seiner Gegenwart Herzklopfen spürte. Und noch schlimmer: Lust. Es war absolut notwendig, diese Seuche aus unserer Gesellschaft und unserer Lebensweise zu verbannen. Sex war gefährlich.
Es war unsere Mission, die Gedanken der Menschen zu reinigen, indem wir jegliche Erotik aus dem Alltag entfernten. Wir mussten ihnen ihre ungesunde Beziehung zur Lust bewusst machen. Wir mussten alle Zerstreuungen und Versuchungen diesbezüglich beseitigen. Es war unmöglich, ihnen beizubringen, ihren Körper zu kontrollieren. Das war Aufgabe der großen Autoritäten, sozusagen, derer, die in der Hierarchie über ihnen standen. Dies entsprach Lestads Idee, dass der Staat die Sexualität gesetzlich regeln sollte. Je länger ich darüber nachdachte, umso klarer wurde mir das Konzept. Es war offensichtlich.
„Und wenn das nicht genügt, was angesichts der Umstände, in denen wir leben, plausibel ist, sollten die nächsten Generationen genetisch verändert werden“, sagte er bei einem Abendessen.
„Wie das?“, fragte Salazar.
„Wenn es beim Sex nicht mehr um Fortpflanzung geht, was bereits weitgehend der Fall ist, sollten wir einen wissenschaftlichen Prozess finden, Leben zu erschaffen, ohne den weiblichen Körper dafür zu benötigen. Das ist viel zu gefährlich und veraltet. Wir müssen revolutionär sein und den Menschen von seinen primären Funktionen befreien. Der Schaden ist zu groß. Wir sind besser als das. Es gibt viele Studien zur In-Vitro-Fertilisation und zu Geburten im Reagenzglas. Wenn genug in sie investiert wird, können wir sie demokratisieren. Es ist eine interessante Feststellung, dass man die Embryonen sortieren kann. Man kann die geeignetsten auswählen, sie testen und die beste DNA extrahieren. Wenn man an die neuen fetalen Missbildungen denkt, ist das die Zukunft. Wir können die Menschheit verändern und verbessern.“
Aus diesen Beobachtungen und Vorschlägen ging unsere Assoziation mit dem wenig ansprechenden Namen „Das Ende der Welt ist nicht das unsere“ hervor. Sie war rechtlich anerkannt und ich war bereit, alles zu tun, um sie am Leben zu erhalten. Lestad war unser Anführer, der begnadete Redner. Er war furchtlos und würde ein skeptisches, manchmal sogar gewalttätiges Publikum am Rande des Campus und dann auch an anderen Orten für sich gewinnen. Wir kommunizierten unsere Anliegen in Form von Daten, Bildern und Essays. Wir waren sogar auf sozialen Netzwerken vertreten. Wir waren überall und hatten keine Angst vor Ablehnung. Wenn uns jeden Tag eine Person zuhörte, hatten wir etwas gewonnen.
Vertreter der Universitäten begannen, unser so genanntes sektenartiges Vorgehen zu fürchten. Sie drohten damit, unsere Auftritte zu verbieten und uns unsere Räumlichkeiten wegzunehmen. Wir blieben vorsichtig, weigerten uns aber, die Zensurkarte auszuspielen. Um etwas zu verändern, mussten wir im Rampenlicht stehen. Wir waren schließlich keine Anhänger eines obskuren Kults.
So kamen einige unserer Kommilitonen, Studienanfänger, Absolventen und junge Graduierte, um an unseren Vorlesungen und Workshops teilzunehmen. Lestad und Salazar hatten unsere Herangehensweise etwas verändert und wir waren nun anderen Verbänden ähnlicher. Und der größte Unterschied zu Lestads Solovorträgen waren die Vorschläge, die wir unserem Publikum nun live unterbreiteten. Wir hatten geplant, die Gesetze die wir uns vorgestellt hatten und die Prinzipien, auf denen ein Staat, unserer Meinung nach operieren sollte, zu projizieren. Ein lebensgroßes Rollenspiel.
„Pornographiegesetze, kontrollierte Sexualität, überwachte Geburten und die Zurückgewinnung der Kontrolle des Menschen über seinen Körper für eine bessere Produktivität.“
Das Publikum schrie und buhte und warf Gegenstände nach uns. Aber es gab auch Applaus, und der wurde immer stärker. Menschen verschiedenster Art kamen, um uns zuzuhören und uns dann zu folgen. Sexuell Aktive, Frustrierte, Gleichgültige. Es war Ehrensache für uns, Sexualität nicht zu verbieten. Das war nicht der Sinn unserer Theorie. Wir wollten vielmehr, dass sie kontrolliert wird, um den Menschen in ihrer besten Art zugänglich zu sein. Wir waren anders, wir hatten nicht dieselben Bedürfnisse, wenn wir überhaupt welche hatten.
Einige Monate bevor wir die Universität verließen, hatten wir etwa hundert Studenten auf unserer Vereinsliste. Ich organisierte Treffen, meistens Partys und die Leute fühlten sich gut, vielleicht so gut wie ich beim ersten Mal. Ich hing auf eine seltsame Art und Weise an diesem Ort. Wir hatten hitzige Debatten über die Zukunft, wie wir sie uns vorstellten und wie wir sie erreichen könnten. Wir hatten unglaublich viele Ideen, neue und wieder aufgewärmte.
Nach einer Nachbesprechung fragte sich Lestad, ob es nicht interessant wäre, unsere sexuelle Erfahrung zu dritt zum Vorteil unserer Assoziation zu nutzen. Was wäre, wenn wir die Bedingungen für den Zugang zur sexuellen Dienstleistung ändern würden? War das eigentlich legal? Wir mussten den Vorschlag in Betracht ziehen. Salazar und ich wurden damit beauftragt und ich erinnerte mich an die Nacht, die wir zusammen verbracht hatten und deren Erinnerungen ich aus meinem Bewusstsein verdrängt hatte. Die Wahrheit war, dass Salazar wichtiger war, als ich es mir eingestanden hatte und Zeit mit ihm zu verbringen, machte mich produktiver. Sogar glücklich.
Wir beschlossen, es zu versuchen, und mehrere Studenten wollten sich uns anschließen. Ich hatte die Aufgabe, ihre sexuelle Identität zu überprüfen, ihre Jungfräulichkeit eingeschlossen, die damals einen gewissen Stellenwert hatte. Wie vereinbart blieben wir bei jedem Mitglied fünfzehn Minuten, um eine sexuelle Dienstleistung zu planen: Oral-, Genital-, oder Analverkehr. Man konnte nur eine Option wählen. Die meisten entschieden sich für Oralverkehr, also Fellatio oder Cunnilingus. Letzteres bescherte mir Unbehagen, da ich es noch nie getan hatte, aber jedes Mal, wenn Lestad oder Salazar davon sprachen, konnte ich bei dem Gedanken, dass ich das auch einmal tun könnte, nicht anders und wurde feucht. Meine Fantasie erlaubte es mir, in diesen Momenten kreativ zu sein. Dann testeten die Widerstandsfähigkeit der Kandidaten, und wenn wir sahen, dass sie sich der Lust lange genug widersetzen konnten und völlig gelassen blieben, stellten wir sie ein.
Als ich dachte, wir würden unsere Mitglieder verlieren, gewannen wir fast fünfhundert neue dazu. Lestads Technik funktionierte, aber dieses Mal wurde uns verboten, an der Universität zu praktizieren. Wir waren viel zu gefährlich, unsere Gedanken waren für den Dekan zu aufrührerisch. Wie dem auch sei, wir würden schließlich mit all unserer Macht untertauchen. Unsere Jünger waren treu und fügsam, weil sie uns als Gottheiten sahen, die gekommen waren, um die Menschheit zu retten. Ich war erstaunt. Salazar und ich sahen, wie Lestad in ihren Augen glänzte. Unsere Prüfungen standen an und wir fragten uns, wie es weitergehen würde.
Ich habe viel geschrieben und meine Artikel an angesehene Wirtschaftszeitschriften geschickt, aber sie wurden von allen abgelehnt. Salazar schrieb mehr oder weniger verrückte Gesetze in ein Logbuch, in das wir jeden Monat zusammen Eintragungen machten. Aus ihm entstanden einige großartige Texte. Unser Ziel war es, einen einheitlichen Code moralischer, wirtschaftlicher und rechtlicher Gesetze zu schaffen, der die Grundlage für ein hypothetisches Land bilden sollte. Und ein Lehrbuch über das Gedankengut, das wir vermitteln wollten. Es war Wahnsinn, und beim Einschlafen dachte ich oft über all das nach. War das alles nur ein studentisches Hobby? Es war undenkbar, unsere Ideen in die Tat umzusetzen.
Unsere Anhänger jedenfalls glaubten daran. Sie sprachen von einer Selbstversorger-Gesellschaft, von militärischen Mitteln und von einer privaten Gemeinschaft. Es gab so viele Möglichkeiten, vor allem, da wir die Anführer der Gruppe waren. Lestad beweihräucherte sie auf seine Weise und Salazar und ich stürzten uns in träumerische Euphorie.
Wir erhielten jeweils unsere Diplome in Wirtschaftswissenschaft, Psychologie und Jura. Der Dekan schien erleichtert, uns von seinem Campus gehen zu sehen, aber wir ließen an jeder Ecke der Universität Jünger zurück. Wir würden nicht ganz verschwinden.
„Ah! Ich habe etwas für euch“, verkündete Lestad auf dem Bürgersteig vor der Fakultät, einen Koffer zu seinen Füßen. „Ich glaube, uns fehlt noch ein Titel, der uns repräsentiert.“
Er zog zwei riesige, frisch verbundene Pflastersteine heraus. Das Wort sprang uns förmlich entgegen und ich hielt mich an Salazars Arm fest. LeXuS. Eine Kombination unserer drei Vornamen, um all unsere Theorien, Gesetze und Artikel zusammenzufassen. Lestad hatte unsere jahrelange Arbeit gesammelt und einen offiziellen Leitfaden erstellt, der dem einer Regierung ähnlich war. LeXuS. Es war ganz offensichtlich.
*
Wir bereiteten unseren ersten Angriff zwei Jahre lang vor. Zwei Jahre, um neue Anhänger zu finden, die nun auf uns zu kamen, zwei Jahre, um unsere Infrastruktur zu finanzieren, die für die Entwicklung der Geburtsmethode, so wie wir sie uns vorgestellt hatten, notwendig waren, zwei Jahre um Wirtschaftspartner von der Umsetzbarkeit unserer Pläne zu überzeugen. Salazar und ich wurden zur Rechtsberatung bezüglich einer plausiblen Umsetzung der Gesetze des LeXuS geschickt. Lestad vermarktete das Konzept.
Der LeXuS hatte Autorität. Wir mussten uns in seinen Schatten stellen. Das erste Mal hörte ich von dem, was später Belgrame werden würde, bei einem Treffen mit einem potenziellen Investor. Eine Stadt, die durch eine Epidemie dezimiert worden war und deren Bevölkerung nun das Weite gesucht hatte. Eine Geisterstadt, die sich perfekt für einen Test im großen Stil eignete. Der Investor gab uns fünf Jahre Zeit, um unsere Ergebnisse und Nachweise über ausreichende Ressourcen für eine mittelgroße Metropole zu veröffentlichen. Er würde das Zentralkrankenhaus, unsere Studien zur Geburtenrate und alles weitere finanzieren. So lange noch nichts existierte, wäre der Investor anonym.
Wir diskutieren stundenlang darüber, wie es weitergehen sollte. Lestad wollte Waffen und eine gewaltsame Machtübernahme, um eine Atmosphäre von Angst und Gehorsam zu schaffen. Salazar und ich wollten ein demokratischeres Projekt. Das war nach aktuellem Stand der Dinge nicht umsetzbar. Die inbrünstigsten Anhänger unterstützen Lestad, ich bin immer noch davon überzeugt, dass sie unter seinem Einfluss standen, und ihr Wunsch nach Rebellion größer war, als ihre Vernunft. Ich hatte ein wenig Angst davor, was nun passieren würde, aber ich war auch aufgeregt, dass gebe ich zu. Mithilfe unseres Investors erwarb Lestad Waffen und begann, denjenigen, die ihm bis ans Ende der Welt gefolgt wären, Rollen zuzuweisen. Das Konzept verschiedener Distrikte stand bereits, es war zwar noch nichts genauer ausgearbeitet, aber es war für den Aufbau der Gesellschaft notwendig. Lestad war rachsüchtig, am Rande der Hysterie.
Wir nahmen die Profile aller unserer Anhänger auf. Wissenschaftler, Experten für künstliche Intelligenz, Lehrer, Soldaten. Vor allem mussten wir die verfügbaren Führungspositionen besetzen. Wir fuhren mit 400 Menschen, die alle jeweils eine Verzichtserklärung auf ihre Bürgerrechte und -pflichten unterschrieben hatten, nach Belgrame, wie wir die Stadt am Tag unseres Ansturms nannten. Und anders, als wir es uns vorgestellt hatten, lebten dort immer noch Menschen. Es war Krieg und ich hatte mein Gewissen abgeschaltet. Ich nahm an einem Massaker teil, an einer gewaltsamen Machtübernahme einer Geisterstadt, die einige Überlebende beherbergte. Man versicherte uns, dass wir uns außerhalb jeder Gerichtsbarkeit befanden, wir könnten das Undenkbare, das Unmögliche erreichen. Unsere Anhänger wurden zu Kanonenfutter, auch wenn keiner von ihnen umkam. Wir waren die einzig Bewaffneten, unsere Opfer konnten sich nicht verteidigen.
Lestad wollte frisches Blut und Salazar schlug vor, die Bewohner von Belgrame zu behalten. Ich entschied, einige Anpassungen vorzunehmen. Aber in dieser Nacht wurde Belgrame von seiner Vergangenheit gereinigt, wie ich am nächsten Tag herausfand, und wir waren die Einzigen, die nun noch eine Zukunft aufbauen konnten.
Wir waren die Gründer einer neuen Welt.
Ich war zutiefst beeindruckt von der bereits vorhandenen Infrastruktur. Riesige Türme, die sich auf die Gegend konzentrierten, die wir Distrikt O taufen würden. Der Distrikt der Betreiber. Lestad heuerte Anhänger an und schuf eigenmächtig die Wächter der Gerechtigkeit, um die definierten und festgelegten Grenzen Belgrames zu schützen. Bevor wir eine Zivilisation erschaffen konnten, mussten wir in der Lage sein, sie zu schützen. Diese Männer und Frauen würden ihr Leben für diese Utopie geben, sie waren zum LeXuS konvertiert, von dem wir eine Ausgabe an jeden von ihnen verteilt hatten. Man würde die Gesetze auswendig lernen und wir würden ihre Umsetzung kontrollieren.
Leider mussten wir uns an den LeXuS und die mit ihm einhergehende Zensur halten, um aussagekräftige Prognosen für die Zukunft zu erhalten. Wir würden alle unseren guten Willen zeigen müssen. Eine Wirtschaft von Grund auf zu erschaffen, erfordert viele offensichtlich scheinende Opfer. Niemand stellte das in Frage. Keine Unterhaltung, keine Literatur, keine Musik. Die Bürger Belgrames hatten nur eine Aufgabe: dem LeXuS zu dienen.
„Ich kann verstehen, wie schwierig es sein kann, sich an all das zu gewöhnen, wenn man ein anderes Leben kennt, aber man muss auch verstehen, dass es nicht gesund war“, sagte Salazar zu mir. „Es ist eine Frage von ein paar Jahren und unsere Anhänger werden sich angepasst haben.“
Das war wahr. Und es dauerte nicht einmal ein paar Jahre. Menschen haben eine unglaubliche Fähigkeit zu vergessen.
Im ersten Monat beschäftigten wir uns mit den Distrikten und damit, wie sie vertreten werden sollten. Fünf Distrikte. Die Betreiber, die das Leben der anderen Distrikte kontrollierten, bestimmten und organisierten, die Arbeiter, die sexuelle Dienstleistungen anboten, die Partner, die sich um die Kinder von Belgrame kümmern würden, die wir bald auf die Welt bringen würden, die Verbraucher, die über ähnliche Aktivitäten wie früher verfügten und eine relativ freie Sexualität genossen und die Enteigneten, die durch ihre Abstinenz das Wort des LeXuS vermittelten.
Und schließlich die Unglücklichen, die sich außerhalb jeglicher Zuordnung befanden. Um einen Staat zu beschützen, waren strafrechtliche Sanktionen erforderlich, daher wurde ein Gefängnis namens Distrikt X geschaffen. Ich hoffte, dass es so lange wie möglich leer bleiben möge. Die Wächter der Gerechtigkeit waren dafür verantwortlich.
Lestad konzentrierte sich auf die Distrikte II und IV – den der Partner und den der Enteigneten, und überließ mir die Verantwortung für die Erstellung wichtiger Untersektoren im Distrikt O, wo die Betreiber leben würden: Recht, Wirtschaft, Gesundheit und Sicherheit. Ich war Wirtschaftswissenschaftlerin, ich wusste, wie man vorgehen musste. Salazar war verantwortlich für Distrikt III, den der Verbraucher, der die meisten Einwohner hatte. Für Distrikt I, den der Arbeiter, gingen wir mit vereinten Kräften vor. Und der LeXuS herrschte über allem. Wir stützten uns auf die für jeden Distrikt festgelegten Gesetze und die Zugänglichkeit der Sexualität. Dafür arbeitete ich an einem Algorithmus zur Verteilung der bereits anwesenden Personen. Wir hatten ihn kurz getestet und waren mit ihm zufrieden. Unsere Anhänger waren bei ihrer Ankunft in einer besonderen Situation, sie waren bereit, alles anzunehmen und bei Null anzufangen. Sie wollten eine Rolle in der Gesellschaft zugewiesen bekommen, eine echte Rolle. Sie waren wahre Anhänger des LeXuS. Wir waren ihre Retter.
Um mit dem LeXuS im Einklang zu sein und die vom Algorithmus generierte Datenbank zu füttern, beschlossen wir, ordnungsgemäße Kontrollen der Sexualität durchzuführen. Wir würden alle Bürger noch einmal testen. Wir stellten ihnen die verschiedenen Distrikte vor und ermittelten die entsprechenden Profile. Wir würden die Aufgabe nicht selbst erfüllen und luden die Bürger in den Hörsaal von Distrikt O ein, wo wir ihnen eine vorübergehende Rolle zuordneten, die sich mit den Testergebnissen gegebenenfalls ändern würden.
Unseren Statistiken zufolge gab es 20 % potenzielle Betreiber, 10 % Partner, 10 % Arbeiter, 10 % Enteignete und 60 % Verbraucher. Ich war neugierig zu sehen, ob sich diese Verteilung bewahrheiten würde. Die Bürger erhielten jeweils die Regeln für ihren vorläufigen Distrikt, zusammen mit Anweisungen, wie sie Bericht erstatten sollten. Sie sollten sich so weit wie möglich daran halten und wir würden sie durch Kameras beobachten und uns Notizen machen.
Wir waren überrascht, wie groß die Akzeptanz, der zugewiesenen Rollen war. Sobald die Tür hinter den Bürgern geschlossen wurde, kamen ihre Charakterzüge zum Vorschein. Die kleinen Gruppen unterwarfen sich ihren Pflichten. Die Arbeiter hatten die größte Freiheit in Sachen Sexualität, sie waren die Vorreiter, und wir bestanden darauf, dass sie mit ihrer Arbeit begannen. Wir sahen, wie sie mit den Betreibern und Partnern verkehrten. Die Verbraucher beschlossen, ihre Bedürfnisse gegenseitig zu befriedigen. Sie benutzten alle erlaubten Stellungen und respektierten den Geschlechtsverkehr und den Orgasmus. Ich konnte mir vorstellen, wie schwierig es sein musste, sich in einem solchen Moment zurückzuhalten und doch gab es keine Verstöße. Aber das für uns Interessante war die erschreckende Fähigkeit der Enteigneten zu bewundern, die sexuellen Vorführungen zusahen, ohne sich zu bewegen und ohne mitmachen zu wollen. Einige von ihnen hatten Erektionen und ich vermutete, dass ihre Unterwäsche vor Erregung und unerfülltem Verlangen nass war. Es war ein aufregendes Erlebnis.
Die Betreiber nutzten ihre Überlegenheit, um alle Privilegien zu genießen, die ihnen der LeXuS mit den Arbeitern gewährte. Sie verlangten Dinge, von denen sie vor Belgrame nicht einmal geträumt hatten. Blowjobs, Analsex und sogar Unterwerfung und die Arbeiter kamen all dem mit guter Miene nach. Ganz offensichtlich ist die Identifikation des Individuums für eine Gesellschaft unerlässlich. Jeder Bürger hat einen Platz, an den er gehört, einen Zweck. Und dank dem LeXuS, der heutzutage auch anders heißen könnte, herrschte Disziplin.
Am Ende unserer Testphase haben wir die Zuordnungen angepasst. 15 % der Bürger wurden umgesiedelt. Eine sehr niedrige Zahl, die unsere Vermutung bestätigte.
*
Die ersten fünf Jahre waren außergewöhnlich und haben alle unsere Erwartungen übertroffen. Dem Investor gelang es, noch weitere Investoren mit ins Boot zu holen. Wir wurden nach und nach zu Selbstversorgern, die Bürger hatten sich an den LeXuS gehalten, es war unglaublich.
Die uns zur Verfügung stehenden Mittel ermöglichten uns die Eröffnung des Zentralkrankenhauses und die Geburt von etwa 100 Kindern. Eine Weltpremiere, um die man uns stillschweigend beneidete. Niemand hatte es gewagt, die Grenzen Belgrames zu überschreiten und dabei Gefahr zu laufen, erschossen zu werden. Das war Lestads Einstellung. Man sollte uns fürchten und wir durften nicht mit Botschaftern Diplomatie spielen, die uns und damit auch die Zukunft einst im Stich gelassen hatten. Wir hatten Menschen durch Petrischalen-Implantation mit einer Erfolgsrate von 98 % zur Welt gebracht. Sie wurden Paidi genannt und den Bürgern von Distrikt II anvertraut. Es war noch zu früh um ihre Zuordnung zu bestimmen, aber ich arbeitete monatelang an einem Algorithmus, sodass jedes Kind im Alter zwischen 18 und 21 Jahren einem Distrikt zugeordnet werden konnte. Und wir hatten begonnen, unsere Identität an unsere Schöpfung zu verlieren. Wir hatten entschieden, in Distrikt O zu leben, weit oben im Schutz des höchsten Turms. Es war von größter Notwendigkeit, dass unsere Präsenz allmählich verblasste, dass wir zu einem Mythos wurden, an den Neuankömmlinge glauben und sich festhalten konnten. Ein Mythos, den sie niemals hinterfragen würden. Denn man stellt keine Gottheit, keinen Kult und keinen Mythos infrage. Neuankömmlinge wurden diskret rekrutiert, durch unsere Anhänger außerhalb der Mauern Belgrames oder durch Enteignete auf Außeneinsätzen. Bis die Kinder Belgrames herangewachsen waren, brauchten wir andere Erwachsene. Im Idealfall hundert pro Jahr. Wir kalkulierten, dass es ungefähr zwanzig Jahre brauchen würde, bis wir nicht mehr von externer Rekrutierung abhängig sein würden. Und doch gab es Diskrepanzen, Denunziationen und Ausreisewünsche. Lestad weigerte sich, irgendjemanden aus Belgrame ausreisen zu lassen. Deserteure würden erst in Distrikt X landen und schließlich spurlos verschwinden. Ich war mit dieser Methode nicht einverstanden, Salazar auch nicht.
Salazar und ich waren in einer Beziehung, die über unsere Verbindung mit Lestad hinaus ging. Er sah keine Veränderungen, was uns anbetraf. Seit der Gründung Belgrames hatte er nur Disziplin, Strenge und Totalitarismus angestrebt. Eines Morgens wurde mir klar, dass wir zu einer tyrannischen Autorität geworden waren.
„Wenn alle Gesellschaften so funktionieren würden, wie unsere, gäbe es keine Arbeitslosigkeit, keine Hungersnot, keine Perversion. Das ist es, was wir alle irgendwann einmal wollten, das ist es, was wir erreicht haben“, rief Lestad bei einem sehr umstrittenen Treffen zu diesem Thema aus. „Und du, Xuang, hast es geschafft, uns zu beweisen, dass Sexualität unser Verhalten beeinflusst und uns Menschen von rechten Pfad abbringt.“
Ich wusste nicht mehr, was ich noch dazu sagen sollte. Salazar war anderer Meinung als Lestad. Wir wollten ein zuverlässiges Wirtschaftsmodell, eine Gemeinschaft, die den Verfall der Menschheit verhindern konnte, aber zu welchem Preis? Lestad hatte Recht, wir hatten keine Ahnung, was wir da erschufen, als wir den LeXuS geschrieben hatten. Was meine Forschung über die angeborenen oder anerzogenen Grundbedürfnisse betrifft, so waren sie umfangreich, vielversprechend, und genau so unergründlich. Salazar half mir, sie zu organisieren, und nach mehreren Jahren in Belgrame, führten wir immer noch Inspektionen in verschiedenen Distrikten durch, um zu überprüfen, ob die sexuellen Dienstleistungen respektiert wurden und in Übereinstimmung mit den Gesetzen des LeXuS standen. Wir blieben anonym. Wir traten niemals als die Gründer auf, deren Bild in den Köpfen der meisten Bürger verschwunden war. Wir waren schlichte Betreiber.
Um das reibungslose Funktionieren der Distrikte zu ermöglichen, wollten wir die Bewohner während ihrer Berichterstattungen untersuchen und inspizieren. Wir betraten die Wohnungen der Partner, wenn die dabei waren, mit einem Arbeiter eine sexuelle Handlung auszuführen, wobei der Arbeiter dabei half, eine Erektion aufrechtzuerhalten, oder, wenn nötig, mithilfe eines Cunnilingus genug Gleitfähigkeit zu gewährleisten. Wir trafen uns mit Verbrauchern, die zusammenlebten, und beobachteten sie über Kameras in ihrer Wohnung, während ihres ersten Geschlechtsverkehrs. Was die Arbeiter betraf, so übernahm der Präsident des Instituts die Führung. Wir wohnten dem Anachorys bei, der Zeremonie, bei der zukünftige Arbeiter ihre Jungfräulichkeit verloren. Salazar beantragte sogar, an einer Sitzung teilnehmen zu dürfen. Ich sah, wie er in eine junge Frau mit rundem Gesicht und blauen Augen eindrang. Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper, als ein nun anonymer Gründer sie auf einem Untersuchungstisch liegend zum ersten Mal nahm. An diesem Abend wagte ich es, Salazar um dasselbe zu bitten. Ich hatte mich den ganzen Tag lang danach gesehnt. Als er in meine Wohnung kam, vergeudete ich keine Zeit. Er schien überrascht, als er mir zusah, wie ich den Esstisch erklomm, meine Oberschenkel spreizte und eine Hand auf meine pulsierende Vulva legte. Ich trug keine Unterwäsche und mein Geschlecht lag offen vor Salazar, der, wie ich sehen konnte, seine Erektion nicht zurückhalten konnte. Er trat an mich heran, zog seine Hose aus und packte mein Gesäß. Er drang heftig in mich ein. Ich wage kaum zu sagen, leidenschaftlich. Ich wusste, dass die Bilder dessen, was wir am Nachmittag gesehen hatten, unsere Erregung begleiteten. Seine Stöße wurden durch mein Stöhnen unterbrochen. Ich spürte, wie sich meine Vagina zusammenzog und meine Lippen anschwollen. Mit einer geschickten Hand rieb er meine Klitoris, was mich dazu zwang, mich zu bücken und ihn tiefer in mich eindringen zu lassen. An diesem Abend wollte ich, dass er mich nimmt, wie eine jungfräuliche Studentin und mich ganz emotionslos fickt. Ich wehrte mich gegen das Ende dieser Lust und meine Ekstase begleitete seine. Als er sich zurückzog, floss sein Sperma an meinen Oberschenkeln entlang nach innen und mit einer schnellen Geste nahm ich etwas davon auf, um es zu schmecken.
Salazar und ich machten uns das zur Gewohnheit.
Wir taten es immer wieder und wieder. Ich zog mich immer mehr in die Abgeschiedenheit meiner Privatwohnung zurück, nur in der Gesellschaft von Salazar, zu dem meine Gefühle sich geändert hatten. War es Zärtlichkeit? Unterdrückte Sehnsüchte, an die ich kein Recht zu denken hatte? Ich gehörte zu den Betreibern, und im Gegensatz zu dem, was man uns erzählte, war meine Quelle der Lust nicht nur ein Arbeiter aus Distrikt I, der an dem von uns geschaffenen Institut ausgebildet worden war, sondern sie war auch Salazar. Von unserer geheimen Beziehung abgesehen, respektierten wir die Regeln, die wir uns selbst auferlegt hatten. Anders als Lestad, der sich alle möglichen Exzesse erlaubte, und sich kaum die Mühe machte, diese zu verstecken.
Es verging ein Jahrzehnt, dann noch eins, und das dritte war in vollem Gange. Wir hatten uns in gewisser Weise von Lestad abgespalten. Er verletzte alle Menschenrechte, die wir kannten und hatte beträchtlichen Einfluss auf Belgrame gewonnen. Belgrame brauchte keine Investoren mehr. Wir waren fast 5000 Bürger, die alle durch den LeXuS zugeordnet waren. Von unseren ursprünglichen Anhängern waren nur wenige übrig, die Mehrheit war gestorben. Wir hatten zur Kenntnis genommen, dass in Belgrame weder unheilbare Krankheiten, noch über 50-Jährige behandelt wurden. Und wir alle würden in den nächsten Jahren 50 werden.
„Lestad wird uns noch ins Verderben führen, wenn er sich nicht erweichen lässt“, sagte ich zu Salazar, als er kam um die Nacht mit mir zu verbringen. „Ich bedauere, was wir getan haben. Ich höre, dass es eine Gruppe von Abtrünnigen gibt. Salazar, wir laufen wirklich Gefahr, alles zu verlieren. Ich halte es nicht mehr aus. Lestad muss hören, dass die Menschen frei sind. Ich wollte nur ihre Sexualität kontrollieren, das war alles. Wir haben einen Fehler gemacht.“
„Wir haben keinen Fehler gemacht, der Fehler liegt in einer Person. Ihm.“
Ich kauerte mich in seine Arme und ließ meinen Tränen, die ich für diesen Moment gespart hatte, freien Lauf. Salazar war mein Fluchtweg über die Grenze und obwohl er dachte, ich könne Lestad die Stirn bieten, wollte ich es nicht.
Lestad war unantastbar geworden, unterstützt von einer Horde Betreiber, die ihn wie am ersten Tag verehrten. Er hielt sich ebenfalls für anonym und widmete seine Energie dem Aufspüren von Deserteuren, die man ihm gegenüber denunziert hatte. Der Rest war irrelevant. Weder unsere innovativen Ideen, noch unsere Vorschläge hatten irgendeine Bedeutung. Nichts. Er sah Salazar und mich als zweitklassig oder noch darunter an.
Der Streit eskalierte gewaltsam. Ich hatte ihn angefangen, aber verlor den Halt. Salazar übernahm vergeblich. Ich sah zu, wie sie sich gegenseitig in der Luft zerrissen. Es war abscheulich. Lestad und Salazar warfen sich Worte an den Kopf, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließen. Ich wusste, dass das Ende nahe war, aber ich wusste nicht, wie es aussehen würde.
Es war Salazar, der ankündigte, Belgrame auf der Stelle zu verlassen und die Tür hinter sich zu schließen. Unsere Differenzen waren unüberbrückbar. Lestad drohte, die Wächter der Gerechtigkeit zu rufen, ich flehte ihn an, seine Maskerade zu beenden. Er war nicht der Meister des LeXuS. Unsere drei Namen waren eingraviert. Lestad rechtfertigte sich mit der zwingenden Notwendigkeit, den Staat mit Strenge und Autorität zu führen, diplomatische Abkommen und die Freiheit der Bürger zu verweigern. Er beharrte darauf, dass man uns draußen Willkommen heißen würde, und ich wusste, dass er Recht hatte. Aber ich konnte mich nicht dazu durchringen, Salazar gehen zu lassen. Als ich mich zwischen ihm und Belgrame entscheiden musste, zögerte ich nicht lange. Lestad sagte:
„Willst du wirklich deine größte Errungenschaft aufgeben, nur weil du dich nicht beherrschen kannst? Wir haben gegen die Zuneigung angekämpft, weil sie unsere Intelligenz behindert, wir haben eine Gesellschaft aufgebaut, die das erfolgreich unter Beweis gestellt hat.“
„Du verwechselst schädliche Sexualität mit Menschlichkeit, Lestad.“
„Lass dich nicht durch ihn von deinem Ziel, unserem Ziel, ablenken, Xuang. Er würde das niemals tun. Dass er dich nicht mitnimmt, beweist doch alles.“
Ich hörte ihm nicht mehr zu und ging in meine Wohnung zurück. Lestad kehrte zu seinen Beschäftigungen zurück, besonders zu denen, die er uns bald präsentieren wollte.
Ich fand Salazar in seinem Zimmer vor, einen halb gefüllten Koffer auf der Couch. Plötzlich fürchtete ich um sein Leben. Lestad hatte keinerlei Mitgefühl und wir hatten in seinen Augen keine Privilegien mehr. Ich ließ meinen Tränen freien Lauf und griff nach seiner Hand. Ich wollte, dass er mich noch ein letztes Mal nahm. Wir beide brauchten das, um unsere Würde zu wahren. Er verstand und zog mich an sich heran. Beinahe hätte ich gezögert. Sein Mund fand meinen Mund und seine Zunge umspielte meine. Wir würden uns lieben. Endlich. Vielleicht verzweifelt und verlassen, aber wir würden an dem, woran wir geglaubt hatten, scheitern. Ich legte meine Hände auf seine Brust, wo ich seine hervorstehenden Muskeln fühlen konnte, zeichnete ihre Konturen mit meinen Fingern nach und lehnte mich an ihn. Seine Erektion rieb an meinem verkrampften, elektrisch aufgeladenen Bauch. Ich sah deutlich, wie das pure Verlangen uns schwach machte. Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen, sodass unsere Geschlechter auf gleicher Höhe waren. Salazar hob mich hoch und warf mich aufs Bett. Der Koffer fiel zu Boden. Er riss mein Hemd auf und die Knöpfe sprangen ab, dann riss er mir meine helle Leinenhose und die Unterwäsche vom Leib. In seinen großen, trockenen Augen lag ein wilder Gesichtsausdruck. Ich bückte mich und passte mich seiner Umarmung an. Er überraschte mich, umfasste erst meinen Bauch, dann meine Brüste und küsste sie voller Inbrunst. Ich spreizte meine Beine, damit er Zugang zu meiner nassen Vulva hatte. Die Lust schwemmte alles weg. Er ignorierte mich und drehte mich mit einer schnellen Geste um. Er legte eine Hand auf meine Vulva, erkundete sie mit seinen mittlerweile erfahrenen Fingern und drückte auf meine angeschwollene Klitoris, was mich erst seufzen und dann aufschreien ließ. Er masturbierte mich sanft, sein Penis zwischen meinen Pobacken. Salazar stützte sich darauf ab und fuhr fort. Er drang erst mit zwei Fingern in mich ein, dann mit drei und schließlich mit der ganzen Faust. Ich war nicht überrascht, wir hatten das schon einmal getan. Es war genug für mich und meine plötzliche Ekstase bedeckte seine Hand in mir. Ich spürte, wie sich meine Vagina zusammenzog, meine Liebesperle empfindlich wurde und Salazar sich sanft zurück zog. Er nutze die kleine Pause, um sich nun seinerseits hinzulegen. Ich verstand. Ich ließ mich auf seine enorme Rute nieder, die nie schwächelte. Ich passte meine Bewegungen seinem Stöhnen an, dieser Ekstase, von der ich träumte, und meinem Auf und Ab, war ganz im Einklang mit diesem Moment. Ich band mein Haar zusammen, schloss die Augen und berührte meine Brüste. Er legte seine Hände auf meine Hüften und bedeutete mir, das Tempo zu beschleunigen. Ich hätte noch einmal kommen können, und dann noch einmal, aber ich zog es vor, mich zurückzuhalten. Ich beobachtete die Züge dieses müden Gesichts, das so wütend auf die Welt war. Ich drängte ihn zum Orgasmus, ich wollte mir beweisen, dass wir Recht hatten.
Er keuchte einen Moment lang, und ich fühlte, wie sein Sperma in mich hineinspritze, seine Finger versanken in meiner Haut, während er seinen und dann meinen Orgasmus begleitete. Der Moment war wunderbar, wenn auch nicht ganz perfekt.
„Nimm mich mit, Salazar. Lass uns zusammen gehen, lass uns von vorn anfangen.“
„Du hast noch viel zu erreichen in Belgrame. Es wäre eine Verschwendung, wenn du gehen würdest,. Lestad würde unsere gemeinsame Arbeit ruinieren. Kein Gefühl der Welt ist es Wert, sein Schicksal hinzuschmeißen. Du bist nicht schwach, Xuang. Nicht so wie ich. Du bleibst hier und führst unsere Arbeit weiter.“
Als ich im Morgengrauen aufwachte, hatte Salazar Belgrame spurlos verlassen. Ich wagte es nicht, die Wächter der Gerechtigkeit nach ihm zu fragen, aus Angst zu hören, dass Lestad ihn bei den Unglücklichen eingesperrt hatte. Oder dass er verschwunden war. Ich hatte reine und schmerzhafte Erinnerungen an unsere ehrliche Zusammenkunft, an unsere eng umschlungenen brennenden Körper. Ich hasste mich dafür, Belgrame gegründet zu haben. Ich hatte einen Fehler gemacht und alles verloren. Zumindest fast. Noch konnte ich Lestads Wahnsinn aufhalten und Salazars Anteil retten. Ich weigerte mich zu glauben, dass unser Modell ohne ihn komplett zusammenbrechen würde.
Ich nahm an dem von Lestad spontan organisiertem Treffen teil, bei dem weder Salazar, noch seine Abwesenheit erwähnt wurden. Er schien gut gelaunt, von unergründlicher Macht bestärkt. Dann erklärte er mir:
„Ich habe über die eingeschränkte Freiheit nachgedacht. Xuang. Auch hier müssen wir uns frage: Hat der Mensch von Natur aus das Bedürfnis, frei zu sein, oder strebt er nach Freiheit, einfach, weil er sie haben kann? Ich habe darauf keine Antwort. Aber du hast Recht. Es gibt keine absolute Autorität. Deshalb schlage ich vor, einen,Praegressus‛ ins Leben zu rufen, damit jeder Bewohner die Hoffnung hat, eines Tages sein Leben zu ändern, wenn ihm seine Zuordnung nicht gefällt. Wir müssen ihnen zeigen, dass der Staat großmütig ist.“
„Alles nur Schall und Rauch.“