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Was, wenn deine Bestimmung, nicht die richtige ist?Azad ist ein Wächter, ein erlesenes Mitglied der Wächter der Gerechtigkeit. Als rechte Hand der Betreiber, muss er Urteile vollstrecken und, obwohl er in den Augen der Menschen von Belgrame Angst und Schrecken verbreitet, ist er in Wahrheit nur ein Bauernopfer. Für die Durchsetzung der Regeln des LeXuS verantwortlich, kann er nicht umhin, diese zu hinterfragen.-
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Seitenzahl: 53
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Virginie Bégaudeau
Übersezt von Susan Resnik
Lust
LeXuS: Azad, der Wächter der Gerechtigkeit - Eine erotische Dystopie
Übersezt von Susan Resnik
Titel der Originalausgabe: LeXuS: Azad, la Garde Juste
Originalsprache: dem Französischen
Coverimage/Illustration: Shutterstock
Copyright © 2020, 2021 Virginie Bégaudeau und LUST
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 9788726563214
1. E-Book-Ausgabe
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.
In einer nicht allzu fernen dystopischen Zukunft, unterliegt die Stadt Belgrame im Rahmen eines totalitären Regimes einem Gesetzesapparat, der den Namen LeXuS trägt. Sexualität ist fortan ein Privileg. Sie wird erworben, verkauft und vertrieben, doch sie ist nicht jedem zugänglich. Sie ist ein Symbol für sozialen Erfolg und ihre Kontrolle soll sicherstellen, dass es keine Sexualstraftaten mehr gibt.
Mit einem eigenen Algorithmus verteilt der LeXuS die Bevölkerung auf verschiedene Distrikte. Die Betreiber (Distrikt 0) besetzen den öffentlichen Dienst. Die Arbeiter (Distrikt I) werden am Institut von Belgrame zu Sexarbeitern ausgebildet. Die Partner (Distrikt II) leben in Paaren, ganz unabhängig von Ihrem Geschlecht, und kümmern sich um die Erziehung der Kinder von Belgrame. Die Verbraucher (Distrikt III) sind am freiesten und machen 70% der Bevölkerung aus. Die Enteigneten (Distrikt IV) haben keinerlei Zugang zu Sexualität und erhalten Implantate. Die Unglücklichen (Distrikt X) bestehen aus allen Belgramern, die gegen den LeXuS verstoßen haben.
Aber Belgrame durchlebt schwere Zeiten, bedroht von einer Gruppe Abtrünniger, die mit aller Macht versucht, das Regime zu stürzen und freie Sexualität, ohne Diktatur, zu etablieren.
Wilkommen in Belgrame!
LeXuS, Artikel 1
Jegliche sexuelle Handlung muss durch den LeXus , abhängig von der Zuordnung eines Bürgers, genehmigt werden.
Jeder Bürger, der Geschlechtsverkehr außerhalb der Regeln seines Distriktes praktiziert und damit gegen den LeXuS verstößt,
ist Gegenstand lebenslänglicher Inhaftierung.
Jegliche sexuelle Handlung kann verkauft, gekauft und gepachtet werden, sofern die Bürger,
die den Vertrag abschließen, dazu berechtigt sind:
Artikel M-8963 - Code 26
Die Wächter üben ihre Aufgaben im Interesse und mit Rücksichtname auf den LeXuS aus.
Wächtern kann eine Ausnahmegenehmigung für die Teilnahme an dem in Distrikt I organisierten Anachorys ausgestellt werden.
Wächter können nicht straffrei von ihrem Amt als Wächter der Gerechtigkeit zurücktreten, es sei denn, es liegt eine durch einen amtierenden Betreiber ausgestellte Genehmigung vor.
Registrationsnummer: 9224
Alias: Azad Sheere
Geschlecht: männlich (bestimmt)
Ort: Distrikt III
In Belgrame klebt das Blut nicht an den Händen der Betreiber. Es klebt an unseren. An meinen und denen meiner Kollegen. Wenn man ein Wächter ist, ein erlesenes Mitglied der Wächter der Gerechtigkeit, ist der Tod etwas Alltägliches. Ich habe keine Angst vor Leichen mehr, sie kommen mir schon banal vor. Entmenschlicht. Ich sage mir das jedes Mal, wenn ich im Einsatz bin. Ich versuche mich meiner Schuld zu entledigen, sie weg von meiner Person, auf mein Amt zu schieben. Am Anfang dachte ich nicht, dass es mir das gelingen würde. Ich war Azad, der Wächter. Alles ging mir nahe, ich konnte meine Perspektive nicht ändern, alles berührte mich. Es bedurfte jahrelanger Übung mich zu distanzieren, Jahre in denen ich von den Betreibern bezahlt wurde, um wie ein persönlicher Diener für ihre Sicherheit zu sorgen, vor allem aber die Drecksarbeit für sie zu erledigen. Es gibt keinen bestimmten Rahmen, an dem ich mich orientieren kann, wenn eine Mission über die Grenzen meiner Kompetenz und meines Gewissens hinausgeht. Ich bin zum Vollstrecker geworden. Nur dass ich keiner prestigeträchtigen Gruppe angehöre, ich werde nicht wert geschätzt, ich habe keinen Vorteile dadurch, dass ich der Sache diene. Nein, ich bin ein Produkt des LeXuS und muss mich damit zufrieden geben, ihm über den Distrikt O zu ehren und zu dienen. Ich habe keine Persönlichkeit, ich bin nicht einmal eine Person. Ich bin nur eine weitere Registrationsnummer in der Datenbank. Ein Soldat. Kanonenfutter, wenn eine Schlacht ausbricht.
In gewisser Hinsicht bin ich banal und ersetzbar. Für die Bürger von Belgrame bin ich der Schrecken, der durch ihre Nächte spukt. Ich bin die Angst, die ihre Fehltritte begleitet. Nur sie werden ständig an die Existenz von mir und meinen Kollegen erinnert. Die Jünger des LeXuS fürchten sich nicht vor den Betreibern – sie kennen nicht einmal ihre Namen. Aber uns Wächtern begegnen sie jeden Tag. Wir überwachen ihre Straßen und dringen in ihre Geschäfte, manchmal sogar in ihre Schlafzimmer ein. Wir verwandeln die Befehle von oben in Terror. Und stellen sie niemals infrage. Während der ersten Monate habe ich mir oft gewünscht , ein Roboter zu sein, um den Horror meiner Taten nicht ertragen zu müssen.
Und das wünsche ich mir auch jetzt noch, im dichten Nebel und Schnee in der Novemberkälte dieses Morgens, dessen Anbruch das Blut offenbart, dass wir letzte Nacht vergossen haben. Sinnbildlich vergossen haben, denn es wurde niemand erschossen. Meine Bewegungen sind mechanisch, ich sehe meinen Komplizen dabei zu, wie sie ungefähr dreißig leblose Körper zum Lastwagen schleppen, der zum Krematorium fährt. Die Betreiber legen großen Wert darauf, dass die Bürger niemals die sterblichen Überreste von Verbrechern und Verrätern zu Gesicht bekommen . Gefahr liegt in der Luft. Es wird viel über das Schicksal der verschwundenen Mitbürger spekuliert, und das schürt die Angst die Belgrame im Gleichgewichtig hält. Und wenn ich von Angst spreche, dann meine ich damit ein viel stärkeres Gefühl.