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Gabe Callahan liebt die Gefahr! Er fliegt seine Maschine durch jeden Sturm, rast auf dem Motorrad durch Texas. Megan findet das schrecklich riskant. Trotzdem ist der millionenschwere Bad Boy ihr allerbester Freund. Und er ist zur Stelle, als ihre Familie sie zu einer Heirat zwingen will. Eine Scheinverlobung mit Gabe löst Megans Problem - und beschert ihr prompt ein neues. Denn als Gabe sie heiß küsst, wünscht sie sich, seine Leidenschaft wäre echt. Megan möchte mehr für ihn sein als ein weiteres prickelnd gefährliches Spiel!
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Seitenzahl: 209
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2017 by Sara Orwig Originaltitel: „The Rancher’s Cinderella Bride“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 2039 - 2018 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Peter Müller
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 07/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733722043
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Gabe Callahan saß entspannt auf der Veranda seines Ranchhauses, als ein roter Pick-up-Truck herangefahren kam. Er wusste, wer den Wagen steuerte, er kannte die junge Frau schon seit Kindertagen. Allerdings hatte er keine Ahnung, was sie derart verstört haben konnte, dass sie ihn angerufen hatte und jetzt sogar aufsuchte. Immerhin war es eine Zweistundenfahrt von Dallas hierher zur Ranch. Möglicherweise war sie aber auch gerade in Downly gewesen, dem Städtchen, das der Ranch am nächsten lag. Dann wäre es nur eine Fahrt von einer guten halben Stunde. Na ja, für Meg wahrscheinlich etwas mehr, bei ihren Fahrkünsten …
Mit quietschenden Reifen hielt der Wagen vor dem Haus. Staub wirbelte auf. Gabe erhob sich und ging zu den Treppenstufen, die zur Veranda heraufführten. Dort wartete er, bis Megan Louise Aldridge ausstieg und mit schnellen Schritten auf ihn zukam.
„Guten Morgen, Meg“, sagte er und fügte dann mit leicht spöttischem Lächeln hinzu: „Wann willst du eigentlich endlich mal richtig fahren lernen?“
Sie waren von jeher locker miteinander umgegangen, aber diesmal lachte sie nicht, sie lächelte nicht einmal. Sie musste also ein ernsthaftes Problem haben.
„Komm, lass uns reingehen.“ Er spürte ihre innere Anspannung. Das passte so gar nicht zu ihr. So, wie er sie kannte, hatte sie immer gute Laune. Allerdings hatte er in den letzten Jahren nicht mehr besonders viel Kontakt zu ihr gehabt.
„Am besten setzen wir uns in die Bibliothek“, schlug er vor, als sie den Flur des Hauses betraten.
Sie ging neben ihm her, und er nahm einen Hauch von Fliederduft wahr. Das war ihr Parfüm, das sie schon zu Schulzeiten benutzt hatte. Auch sonst hatte sie sich kaum verändert, wie er mit einem Seitenblick feststellte. Natürlich war sie etwas größer als damals, aber ihr hellbraunes Haar hielt sie immer noch mit einem Haarband im Zaum – das war schon seit Ewigkeiten ihre bevorzugte Frisur gewesen. Entweder das oder Zöpfe, aber die trug sie nur gelegentlich. Und genau wie damals verzichtete sie auf Make-up.
Offen, ehrlich und liebenswert – das war die Meg, die er von früher kannte. Und sie schien sich kein bisschen geändert zu haben. Auch wenn irgendetwas sie im Moment sehr zu beschäftigen schien …
In letzter Zeit hatten sie meist nur über die sozialen Medien wie Facebook in Kontakt gestanden, aber früher waren sie eng befreundet gewesen. Meg war genauso für ihn da gewesen wie er für sie. Sie hatten sich immer aufeinander verlassen können. Und das, obwohl es zwischen den älteren Callahans und Aldridges eine unversöhnliche Feindschaft gab.
Erst nachdem Gabe die Highschool abgeschlossen hatte, waren sie fast unmerklich auseinandergedriftet. Ihre Treffen wurden seltener, und andere Dinge – wie das Erwachsenwerden – belegten sie mit Beschlag. Dennoch hatte Gabe seine alte Freundin Meg nie völlig aus den Augen verloren. Und jetzt schien bei ihr etwas ganz gehörig schiefzulaufen …
Sie betraten die Bibliothek, und er schloss die Tür hinter ihnen. Dieses Zimmer, mit all den Büchern, die er liebte, war ihm immer ein echter Zufluchtsort gewesen. Er legte Meg eine Hand auf die Schulter. „Wir haben uns schon lange nicht mehr richtig unterhalten, Meg. Ich freue mich wirklich, dich wiederzusehen.“
„Ich freue mich auch“, erwiderte sie und lächelte angespannt.
„Ich habe es sehr zu schätzen gewusst, dass du zur Beerdigung meines Bruders und meiner Schwägerin gekommen bist.“
„Es tut mir so leid. Was für eine Tragödie …“
„Ja, ein furchtbarer Verlust. Jetzt haben wir beide einen Bruder verloren.“ Er musterte sie besorgt. „Meg, ich habe das Gefühl, du bist nicht gekommen, um mit mir über alte Zeiten zu sprechen. Du hast doch etwas auf dem Herzen. Gibt es irgendwelche Probleme? Kann ich helfen?“
„Ja, Gabe, das kannst du.“ Sie sah ihm direkt in die Augen. „Indem du dich mit mir verlobst.“
Einen Augenblick lang sah er sie ungläubig an, dann lachte er los. „Guter Witz, Meg. Aber jetzt mal ernsthaft, wie kann ich dir helfen?“
Meg blieb völlig ernst. „Das war kein Scherz, Gabe. Ich möchte, dass wir uns verloben. Für einen Monat ungefähr. Du sollst mir einen Heiratsantrag machen.“
Er musterte sie kopfschüttelnd. „Warum? Was soll das?“
„Damit meine Familie mich in Ruhe lässt.“
„Du sprichst immer immer noch in Rätseln. Habe ich irgendwas verpasst?“
„Unsere Verlobung wäre ja nicht echt, und sie wäre auch nicht für lange. Wie gesagt, vielleicht einen Monat. Nur damit meine Familie mich nicht weiter unter Druck setzt und ich in Ruhe wieder mein eigenes Leben führen kann.“ Sie sprach leise und klang bedrückt; das Thema schien sie sehr zu belasten. „Sie wollen unbedingt, dass ich heirate, und ich will nicht. Aber das scheint ihnen völlig egal zu sein. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie Mom und Dad mir die Daumenschrauben anlegen …“
„Aber jeder weiß doch, dass wir immer nur platonisch befreundet waren. Keine Dates, keine Liebe. Warum hast du ausgerechnet mich ausgewählt?“
„Weil du ein echter Freund für mich bist. Na schön, in letzter Zeit hatten wir nicht mehr so viel Kontakt, aber trotzdem bist du immer noch der beste Freund, den ich je hatte. An wen hätte ich mich denn sonst wenden sollen?“
„Ja, uns verbindet eine echte Freundschaft, das sehe ich genauso. Ich habe dir schon Sachen anvertraut, die ich nicht mal meinen Brüdern erzählt habe. Aber diese Geschichte jetzt …“ Er nahm sie beim Arm und zog sie zur Sitzecke mit den gemütlichen Sesseln hin. „Komm, setzen wir uns und bereden alles in Ruhe.“
Sie saßen einander gegenüber, und er musterte sie. Ja, sie sah wirklich noch genauso aus wie früher. Sie trug ein graues Sweatshirt, ausgeblichene Jeans und abgewetzte, staubige Stiefel. Nach allem, was er gehört hatte, lief ihr kleines Unternehmen für Gartenbau gut.
Es war schön, mal wieder mit ihr zu reden. Auch wenn das Thema mehr als ungewöhnlich war. „So, jetzt raus mit der Sprache, Meg. Erzähl mir Näheres. Was ist los? Deine Familie ist doch so nett …“
Sie lachte auf. „Hast du eine Ahnung!“ Dann wurde sie wieder ernst. „Nein, du hast recht. Natürlich sind sie nett. Aber wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt haben, so wie jetzt, sind sie eisenhart …“
Wieder musterte er sie. Sie machte sich nie zurecht, wie die Frauen, die er sonst so kannte, aber irgendwie hatte sie das auch nicht nötig. Ihre braunen Augen mit den dichten Wimpern waren auch ohne Mascara und Lidstrich wunderschön, ihre Haut natürlich gebräunt …
Noch im selben Moment wunderte er sich über seine eigenen Gedanken. Warum war ihm das jetzt in den Sinn gekommen? Eigentlich hatte er sie früher nie so wirklich als Frau betrachtet. Sie war eben Meg gewesen, die gute alte Meg. Er interessierte sich mehr für eine andere Art Frauen …
„Du würdest mir wirklich einen Riesengefallen tun, wenn du mitspielst“, sagte sie, beugte sich vor und ergriff seine Hand.
Er stellte fest, dass ihre Finger eiskalt waren. „Du frierst ja“, sagte er und wärmte ihre Hand mit seiner. „Jetzt beruhige dich erst mal. Ich helfe dir auf jeden Fall. Egal wie, ich bin für dich da.“
„Hoffentlich meinst du das wirklich ernst“, murmelte sie. „Wie gesagt, unsere Verlobung wäre ein Fake, und es wäre auch nicht für lange. Aber es wäre meine Rettung. Ich weiß sonst nicht, was ich tun soll …“
„Ist es denn wirklich so schlimm?“, fragte er mitfühlend.
Sie nickte. „Ja, und wie. Sie alle, meine Eltern und meine Großeltern mütterlicherseits wie väterlicherseits, also insgesamt sechs Personen, wollen ein Enkelkind. Beziehungsweise Urenkelkind, du verstehst schon.“
Er zuckte mit den Schultern. „Sag ihnen, dass sich das irgendwann schon ergeben wird.“
„Die Zeit ist ja ein Teil des Problems“, erwiderte sie. „Sie werden alle zusehends älter. Und sie haben sich auf mich eingeschossen. Du weißt ja, Todd, mein ältester Bruder, ist beim Militär. Er leistet Dienst in Afghanistan und wird bestimmt nicht so schnell heiraten. Mein Bruder Caleb ist zwar verheiratet, aber er und Nora sind in ihrem Beruf als Schauspieler sehr erfolgreich. Sie sehen Kinder als Karrierekiller. Von denen kommt in nächster Zeit auch nichts.“
Sie hielt einen Moment inne. „Tja, und Hank … Hank ist ja leider nicht mehr da“, fügte sie traurig hinzu und senkte den Kopf. Ihr dritter Bruder war beim Absturz seines Privatflugzeugs ums Leben gekommen. „Meine Eltern und Großeltern wollen unbedingt ein Baby in der Familie – und ich soll es liefern.“
Gabe beugte sich zu ihr vor. „So weit verstehe ich, aber …“
„Das ist ja noch nicht alles. Es gibt da jemanden, der mich heiraten möchte, und meine Familie weiß davon.“ Sie wirkte kreuzunglücklich.
„Wer ist es? Wer will dich heiraten?“
„Justin Whelton. Er kommt aus einer traditionsreichen Juristenfamilie in Dallas.“
„Ja, den kenne ich“, erwiderte Gabe stirnrunzelnd. Er konnte gut verstehen, dass Meg kein Interesse daran hatte, diesen Mann zu heiraten. Er und Whelton waren sich immer mal wieder über den Weg gelaufen, weil ihre Eltern in den gleichen Kreisen verkehrten. Gabe hatte ihn noch nie gemocht und vermutete zudem, dass Whelton gelegentlich miese Tricks anwandte, um seine Fälle zu gewinnen …
„Justin und ich sind zu Highschool-Zeiten ein paarmal zusammen ausgegangen, aber das hatte nichts zu bedeuten“, fuhr Meg fort. „Es war einfach nur, damit man nicht alleine irgendwohin muss. Und jetzt, im vergangenen Jahr, haben wir es ein paarmal wieder so gemacht.“ Sie blickte zu Boden. „Das war mein Fehler.“
„Wieso? Wenn es doch so unverbindlich war …“
„Ja, aber seine Eltern und dann auch meine Eltern haben sich plötzlich in den Kopf gesetzt, wir sollten heiraten. Justin will Karriere in der Politik machen, und seine Eltern sind fest davon überzeugt, dass ein verheirateter Kandidat bessere Chancen bei den Wählern hat. Und meine Eltern sehen in ihm den idealen Schwiegersohn. Ich habe ihnen gesagt, dass ich ihn nicht liebe, aber sie sind der Meinung, die Liebe kommt schon noch. In ihren Augen passen wir perfekt zusammen, und dann kennen wir uns schon so lange.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich hätte nie mit ihm ausgehen dürfen. Zwischen uns knistert es nicht, da ist nichts. Wir sind nur gute Freunde, wenn überhaupt. Wir haben uns kaum jemals geküsst, und das fand ich nicht einmal besonders schön. Man heiratet doch keinen Mann, den man nicht gern küsst.“
Gabe wusste, wie ernst es Meg war, aber dennoch kam ihm die Situation skurril vor. Verzweifelt versuchte er, ein Lachen zu unterdrücken.
„Wag es bloß nicht, mir ins Gesicht zu lachen, Gabe Callahan. Mir ist es todernst!“
„Ja, ich weiß“, erwiderte er und riss sich zusammen. „Ich wundere mich nur, dass Justin dich heiraten will, wenn du ihn noch nicht einmal küssen magst. Falls du und ich uns als Verlobte ausgeben, würdest du mich dann küssen?“
Verärgert funkelte sie ihn an. „Mir ist nicht zum Scherzen zumute!“
Er blickte zu Boden und biss sich auf die Unterlippe. Es war wohl nicht der richtige Moment, sich über sie lustig zu machen.
„Aber wenn du es unbedingt wissen willst, ja, ich würde dich küssen, wenn das eine Bedingung ist“, stieß sie hervor und errötete.
Spontan nahm er sie in den Arm. „Ach, Meg, ich wollte dich doch nur ein bisschen ärgern. Das war ein Scherz!“
Er ließ sie wieder los. Sie hatte sich erstaunlich warm und weich angefühlt. Einfach gut. Da war nichts mehr von der knochigen Halbwüchsigen aus der Schulzeit.
„Du kannst dir gar nicht vorstellen, was sein Vater und seine Großeltern ihm alles versprochen haben, wenn er mich heiratet.“
„Das bringt doch nichts, wenn die Braut nicht will. Und deine Familie hat doch bestimmt ein Einsehen, wenn du klar und deutlich sagst, dass du ihn nicht heiraten willst.“
„Nein, sie haben kein Einsehen, Gabe. Das ist ja das Problem. Alle wollen sie mich in die Ehe drängen, einschließlich Justin. Er glaubt genauso wie seine gesamte Sippschaft, dass er als verheirateter Mann in der Politik schneller nach oben kommt. Sein Ziel ist Washington, und er findet, ich wäre für diesen Zweck exakt die richtige Ehefrau. Das waren seine Worte! Ich bitte dich, was soll denn das für ein Heiratsgrund sein?“
„Das geht gar nicht“, murmelte Gabe. Ihm war bei der ganzen Geschichte unwohl, und er war immer noch der Ansicht, sie übertrieb. Aber als er ihr in die Augen sah, wurde ihm ganz warm ums Herz, und er wusste, er würde alles für sie tun.
„Ich bin gut mit Justins Sekretärin Gretchen befreundet“, fuhr Meg fort. „Sie hat mir verraten, dass er mir auf dem jährlichen Ball im Country Club einen Antrag machen will. Vor allen Leuten. Wenn ich dann in aller Öffentlichkeit Nein sage … Du kannst dir vorstellen, wie peinlich das wäre. Auch für unsere Familien.“
Gabe erhob sich. „Ich finde, dieser öffentliche Heiratsantrag ist ein ganz mieser Trick von ihm. Er setzt dich damit unter Druck – und gleichzeitig verschafft er sich die größtmögliche Aufmerksamkeit.“
„Ja, so ist er“, bestätigte Meg, und Tränen glänzten in ihren warmen braunen Augen. Einen Moment lang befürchtete Gabe, sie würde anfangen zu weinen. „Ich verspreche dir, du wirst mich nicht heiraten müssen, Gabe. Nur eine Fake-Verlobung für vier Wochen. Anschließend kannst du all deinen Frauenbekanntschaften sagen, dass es nur zum Schein war. Ich werde es ihnen natürlich auch gerne bestätigen, wenn nötig.“
Lächelnd schüttelte er den Kopf. „Du tust ja so, als würde ich mir einen Harem halten, Meg. Das stimmt aber nicht. Du brauchst anschließend niemandem zu bestätigen, dass ich wieder auf dem Markt bin.“ Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Aber etwas anderes. Du bist immer absolut ehrlich, das weiß ich doch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du deine Eltern jemals angelogen hättest. Wie kannst du deinem Vater oder deiner Mutter in die Augen sehen und ihnen erzählen, dass wir heiraten wollen?“
Sie atmete tief durch. „Sie wollen mich in eine Ehe zwingen, die ich nicht will, also ist es Notwehr. Eine Notlüge, um eine Katastrophe zu verhindern. Aber wenn es dich beruhigt: Ich werde mich später bei ihnen dafür entschuldigen.“
Nachdenklich schüttelte Gabe den Kopf. „Ich weiß nicht recht, Meg. Die ganze Sache passt weder zu dir noch zu mir. Und ganz ehrlich, ich fürchte, das kauft uns sowieso niemand ab. Wir haben in all den Jahren doch nicht mal ein Date gehabt …“
„Alle werden uns glauben, du wirst sehen.“
Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Gerade weil Meg als absolut ehrlich bekannt war, würde ihr niemand eine Lüge zutrauen. Und gerade deshalb konnte es klappen. Vielleicht …
„Wir müssten wochenlang schauspielern, Meg. Ich weiß nicht, ob das durchzuhalten ist.“
Sie stand auf und zog eine kleine Schatulle aus ihrer Hosentasche. „Das hier wird unsere Überzeugungskraft verstärken.“
Sie überreichte ihm die Schatulle, und er öffnete sie. Ein prächtiger Ring funkelte ihm entgegen.
„Dieser Riesendiamant – ist der echt?“
Sie lachte auf. „Habe ich im Lotto gewonnen? Der ist genau so echt wie unsere Verlobung. Einen echten Diamanten dieser Größe könnte ich mir nie leisten. Aber du schon. Für alle Außenstehenden ist dieser Verlobungsring ein Beweis, wie sehr du mich liebst.“
Noch immer war er skeptisch. „Meg, deine Familie mag mich und und die anderen Callahans nicht. Von dir und deinen Brüdern abgesehen hat keiner von den Aldridges mit mir in den letzten Jahren überhaupt auch nur ein Wort gewechselt.“ Das lag an der unseligen Familienfeindschaft. Vor Jahrzehnten waren Gabes und Megs Väter Geschäftspartner gewesen. Doch dann hatte sein Vater ihren Vater unter zweifelhaften Umständen aus dem Geschäft gedrängt. In der Folge war ein Zerwürfnis entstanden, das bis heute anhielt.
„Genau deswegen ist mein Plan ja so genial, Gabe. Wenn sie glauben, dass ich mit dir verlobt bin, werden sie ganz schnell aufhören, mich zur Heirat zu drängen.“ Sie lächelte grimmig. „Nur ein klitzekleiner Monat, Gabe. Bitte.“
Wieder sah er ihr in die großen braunen Augen. „So ein blitzschneller Heiratsantrag – die werden bestimmt glauben, ich hätte dich geschwängert.“
„Sollen sie doch. Das wird sich dann ja als Irrtum herausstellen.“
„Du hast auch auf alles eine Antwort, was? Trotzdem – wir haben ja noch nicht mal ein Date gehabt …“
„Dann werden wir eben ab jetzt miteinander ausgehen. Besser spät als nie. Und sobald wir verlobt sind, lassen sie mich endlich alle mit diesem blöden Justin zufrieden. Ich kann es nicht mehr hören, wirklich. Mein Dad wollte uns schon Geld geben, damit wir uns ein Haus kaufen können, und meine Großeltern wollen uns als frischgebackenem Ehepaar eine ihrer Ranches überschreiben. Das muss ein Ende haben.“ Mit erwartungsvollem Blick sah sie zu ihm auf. „Bitte, Gabe. Bitte.“
Gabe hatte noch ungefähr tausend Gründe, die gegen diesen verrückten Plan sprachen, und sie alle lagen ihm auf der Zunge. Doch als er den Mund öffnete, kamen ganz andere Worte heraus. „Klar helfe ich dir, Meg. Ich spiele deinen Verlobten.“
Er konnte nicht anders. Er musste ihr einfach helfen.
„Oh, Gabe, vielen, vielen Dank!“, rief sie, sprang auf und schloss ihn stürmisch in die Arme. Ihr Körper fühlte sich warm und weich an, er spürte ihre Kurven, über die er nie nachgedacht hatte. Bis jetzt …
Schluss damit! Ein wenig verlegen löste er sich aus ihrer Umarmung und lächelte sie an. „Du bist verdammt hübsch, Meg. Es gäbe doch sicher genug Typen, die mit dir ausgehen wollen …“
Sie schüttelte den Kopf. „Aber niemanden, mit dem ich ausgehen wollen würde. Und vor allem niemanden, den ich mit der heiklen Mission des Fake-Verlobten betrauen könnte. Außerdem jage ich den meisten Männern Angst ein, glaube ich. Ich wirke manchmal vielleicht ein bisschen zu bestimmend, weil ich mein eigenes Geschäft führe und es gewohnt bin, Anordnungen zu erteilen.“
„Mir bist du eigentlich nie besonders bestimmend vorgekommen.“
Sie lächelte spitzbübisch. „Wahrscheinlich, weil du darin noch besser bist als ich.“
„Bin ich das? Das hast du mir nie gesagt. Na ja, ein- oder zweimal vielleicht.“
„Du darfst ruhig ab und zu den Ton angeben. Nun, da du mir diesen großen Gefallen tust.“
„Bis zum Ball, bei dem Justin dir den Heiratsantrag machen will, ist es nicht mehr lange hin. Wir müssen Gas geben. Mal sehen, heute ist Donnerstag. Am besten planen wir unser erstes Date schon fürs Wochenende, wenn du es einrichten kannst.“
„Natürlich kann ich. Sag mir einfach, wann.“
„Samstagabend“, schlug er vor. Egal, was er vorhin behauptet hatte. Einigen Bekanntschaften würde er seine plötzliche Verlobung doch erklären müssen …
„Samstagabend“, wiederholte sie. „Abgemacht.“
„Und wie willst du Justin beibringen, dass du am Samstag mit mir ausgehst?“
„Das brauche ich nicht. Er ist am Wochenende aus beruflichen Gründen sowieso nicht da. Er kommt erst am Mittwoch wieder. Bis dahin wird er schon erfahren haben, dass wir ausgegangen sind. Und das wird für ihn Grund genug sein, sich seinen öffentlichen Heiratsantrag zu verkneifen.“
Sie wandte sich schon zum Gehen, drehte sich aber dann noch einmal um. „Ach, das hätte ich fast vergessen. Wo willst du mich am Samstag abholen – in meinem Haus in Downly oder in meinem Haus in Dallas?“
„Du besitzt zwei Häuser?“, fragte er.
„Ja, das ist für mein Gartenbauunternehmen günstiger, wegen der Fahrtwege. Wahrscheinlich hast du nicht mal gewusst, dass ich nicht mehr bei meinen Eltern wohne, was? Dafür leben meine Großeltern mütterlicherseits jetzt dort.“
„Welcher deiner Wohnsitze wäre dir denn lieber?“
„Downly.“
„Gut, dann hole ich dich dort ab. Aber ich brauche noch die Adresse.“
„Die schicke ich dir als Textnachricht.“ Sie schwieg einen Moment, dann fragte sie: „Meinst du, es wird sich komisch anfühlen, wenn wir beide plötzlich auf ein Date gehen?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, überhaupt nicht. Wir haben doch immer Spaß zusammen gehabt. Und das wird auch am Samstag der Fall sein.“
„Recht hast du.“ Sie lächelte ihn an. „Mir fällt da noch was ein. Später, wenn wir ein uns ein paarmal verabredet haben, sollte ich vielleicht zu dir auf die Ranch ziehen. Das macht unsere Heiratsabsichten glaubwürdiger. Und manchmal könnte ich in deinem Haus in Dallas wohnen, damit ich von da aus zur Arbeit fahren kann. Es wäre ja nicht für lange. Ich werde dir auch nicht zur Last fallen.“
Er wusste nicht, ob das eine gute Idee war, aber jetzt steckte er schon zu tief drin, um diesen Vorschlag abzulehnen. Außerdem war er ja gerne mit ihr zusammen. „Wenn du möchtest, machen wir es so“, sagte er. „Platz habe ich genug.“
Sie strahlte ihn an. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich dir bin, Gabe. Du rettest mich vor einer Ehe ohne Liebe. Wenn ich mal heirate, dann nur einen Partner, den ich aus ganzem Herzen lieben kann. So wie es bei meinen Eltern und Großeltern auch war.“
Ja, so schätzte er sie auch ein. Sie war eine Frau mit Herz. Mit ganz viel Herz. „Dann wollen wir hoffen, dass dein Plan auch aufgeht, Meg.“
„Das klappt, ich bin sicher. Wir werden meine Familie überzeugen und auch die von Justin. Und dann kannst du wieder deiner Wege gehen. In der Gewissheit, dass du eine gute Tat getan hast. Dass du mein Retter in der Not warst.“ Sie ergriff seine Hand. „Mein wunderbarer Cowboy-Ritter.“ Sie zwinkerte ihm zu.
Er fühlte sich geschmeichelt. Allerdings war er nicht ganz so zuversichtlich wie Meg, dass der Plan auch wirklich aufgehen würde.
Aber was tat man nicht alles für eine Freundschaft! Meg und er waren schon so lange gut befreundet, aber romantische Gefühle hatten sich nie zwischen ihnen entwickelt. Und das würde auch nie geschehen.
Natürlich, sie war eine tolle Frau, auf ihre Weise, aber sie war einfach nicht sein Typ, und er war auch nicht ihr Typ. Sie waren zu unterschiedlich. Im Innern seines Herzens war er ein Abenteurer, sie dagegen eher brav und ruhig, um nicht zu sagen bieder. Und dann war da ja noch die Feindschaft zwischen den beiden Familien, zumindest in der älteren Generation.
Nein, Meg war nicht die richtige Frau für ihn, und er war nicht der richtige Mann für sie. Dennoch mussten sie jetzt alle Welt davon überzeugen, dass sie das ideale Paar waren. Er konnte nur hoffen, dass es wirklich bei den von Meg vorgesehenen vier Wochen blieb. Sonst würde er mit Sicherheit anfangen, sein Partyleben mit den durchtanzten Nächten und unverbindlichen Affären zu vermissen.
Nachdenklich sah Meg ihn an. „Ich wünschte, Hank könnte erfahren, was für einen großen Gefallen du mir tust.“
„Ich glaube, der würde sich schieflachen. Aber deine Eltern und Großeltern – die werden mich hassen, wenn sie die Wahrheit erfahren.“
„Sie mögen dich sowieso nicht, einfach aus dem Grund, weil du ein Callahan bist. Und ich glaube nicht, dass Hank sich schieflachen würde. Er wäre dir sehr dankbar, weil du mich aus einer unmöglichen Situation rettest.“ Sie blickte auf die Uhr. „Ich muss jetzt los. Ach so, eins noch: Behalte schon mal den Ring. Und sobald sich die Gelegenheit bietet, überreichst du ihn mir feierlich.“ Sie gab ihm die Schatulle.
„Alles klar, Meg.“ Gabe wusste, er war ihr diese Hilfeleistung schuldig, weil sie in der Vergangenheit auch für ihn da gewesen war. Oft hatte sie ihn getröstet, wenn sein Vater ihn wieder einmal verletzt hatte, wenn er nicht einmal zu großen Ereignissen wie seinem Highschool-Abschluss erschienen war, von seinen Geburtstagen ganz zu schweigen. „So kann ich wiedergutmachen, dass du an meiner Seite warst, wenn mein Dad mich wieder mal mit Missachtung gestraft hat. So gut wie nie ist er für mich und meine Brüder da gewesen. Noch schlimmer war es für unseren Stiefbruder Blake, den er nicht mal als Sohn anerkannt hat. Immer wenn ich so verletzt war, warst du da. Mit einem Lächeln, mit aufmunternden Worten …“
„Dafür hat man ja schließlich Freunde“, erwiderte sie. „Und du bist der beste Freund, den ich jemals hatte.“
Ja, sie waren gute Freunde. Plötzlich ging ihm durch den Kopf, wie viele verschiedene Arten von Freundschaft es gab. Er musste an den Begriff „Freunde mit gewissen Vorzügen“ denken. Wenn man befreundet war, aber kein Paar, und trotzdem Sex hatte …
„Wir könnten die Abwicklung deines Plans beschleunigen“, platzte er heraus. „Indem du so schnell wie möglich bei mir einziehst.“
„Keine schlechte Idee“, sagte sie anerkennend.
Er lachte und beugte sich etwas zu ihr. „Könnte allerdings sein, dass wir unterschiedliche Vorstellungen von unserem Zusammenleben haben …“
Sie musterte ihn verwirrt. „Na ja, dass wir unter einem Dach wohnen. Oder was?“