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Über kleine Höschen und große Erwartungen, Todesangst in der Bar und Staubfusseln unter dem Sofa Ein kleiner Test: Denk an ein Werkzeug. Denk an eine Farbe. Wenn die Bilder, die gerade in Millisekunden entstanden sind Hammer und Rot waren, dann entspricht das der Assoziation von gut 90 % der Menschen. Ähnlich ist es mit einem Begriff wie Liebe. Weiße Pferde, rote Rosen, Paris. Das was wir über Liebe und Helden zu wissen glauben, wissen wir in erster Linie aus Filmen und Büchern. Dies ist die Grundlage für unsere Erwartungshaltung. Die Lücke zwischen Realität und Hollywood-Schablone möchte uns manchmal den Glauben an die wahre Liebe verlieren lassen. Wir erwarten viel und übersehen dabei noch mehr: Die kleinen Gesten und Zeichen in unserem eigenen Leben, die uns die Liebe mühelos zeigen. Die Autorin Svea J. Held pointiert die Gedanken und Herausforderungen aller Liebeshungrigen stets mit Schwung und Leichtigkeit. Ob Single oder fest vergeben - man fühlt sich angenehm ertappt und unterhalten. Ihre gesammelten Artikel zu Liebe und Partnerschaft sind in renommierten Blogs und Magazinen erschienen. Essays über die Mühen, die Liebe zu finden und zu binden. Und dabei nie den Mut zu verlieren.
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Seitenzahl: 92
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Essays über die Mühen, die Liebe zu finden und zu
binden – und dabei nie den Mut zu verlieren.
Für Mama.
Danke, dass Dir nie eine Mühe zu groß ist, mich zu unterstützen.
Und sei es das Altpapier.
Liebe Worte vorweg
„Im Reisegepäck sind Spitzenslips, Chanel No 5 und hohe Erwartungen“
„Im Dampfkessel Platz für die Liebe schaffen“
„Die Zeichen stehen auf Grün: Brauchen wir ein Ampelsystem für Singles in freier Wildbahn?“
„Die weiße Rotzfahne schwenken und unbedingt überleben“
„Is moh was anneres“
„Pornokratie: Und ewig lenkt das Weib?“
„Montezumas Rache: Eine Reise als Paar kann so richtig zusammen sch(w)eißen“
„Ja, ich will Deine Mutter heiraten“
„Wenn Möpse zum Zankapfel werden“
„Na, was denkst Du gerade?“
„Einen White Russian, aber bitte mit Muttermilch“
„Frühlingserwachen: So klappt es mit der großen Liebe“
„Weil es einfach passt“
„Beziehung, Selbstbestimmung und mehr: Projekt Eieruhr 2.0“
Die Autorin
Anhang
Ein wenig rosa Zuckerguss von Andrea C. Ortolano
Was für ein köstliches Lesevergnügen ist Svea J. Held mit ihrem zweiten Buch wieder gelungen! Ich bin begeistert! Frau Held verfügt über eine scharfe Beobachtungsgabe und nimmt den geneigten Leser dadurch mitten ins Geschehen hinein. So vieles ist mir beim Lesen bekannt vorgekommen und ich dachte: ja, in der Situation war ich auch schon. Männer niesen einmal und rufen die Ambulanz an. Oder sie verweigern jede Prostatakontrolle und versetzen uns so früher oder später in die Lage, in der wir durch Verwitwung überlegen müssen: gehe ich das Risiko noch einmal ein? Noch mal von vorn anfangen? Neue Liebe, neues Glück?
Svea J. Held ruft laut „Ja.“ Das macht Mut! Und ohne Mut läuft gar nichts. Für Männer nichts, für Frauen nichts. Aber mit diesem heiteren Leitfaden, der mich an manchen Stellen laut auflachen ließ, kann ja praktisch nichts mehr schiefgehen. Also, ran an den Speck!
Und glauben Sie mir, ich weiß genau, wovon ich rede. Ich bin frisch verliebt! Herzklopfen, Schmetterlinge im Bauch, Watte im Hirn, ein debiles Grinsen auf den Lippen. Mein finnischer Becher steht definitiv auf Rot. Wie die Liebe!
Ihre Andrea C. Ortolano
März 2017
Seitdem ich am 6. Mai 1958 in Kassel meinen ersten Schrei tat, habe ich nichts unversucht gelassen, um mir weiterhin Gehör zu verschaffen.
Schon als Achtjährige habe ich entdeckt, dass ich ganze Horden von Kindern mit meinem Kasperletheater begeistern kann und dann etwas gerochen, was mich nie wieder losgelassen hat – Theaterluft. Da mein Vater Opernchorsänger am Staatstheater Kassel war, durften wir Kinder schon früh kleine Rollen übernehmen. Meine Premiere hatte ich mit zehn Jahren in dem Musical „40 Grad im Schatten" mit Judy Winter und Reiner Schöne.
Nach ein paar Jahren in Amerika habe ich europaweit als erfolgreiche Simultanübersetzerin für Englisch, Französisch und Spanisch gearbeitet. Doch schließlich brach meine Liebe zum Theater wieder durch.
So bin ich seit über 28 Jahren als freiberufliche Schauspielerin im In- und Ausland unterwegs und habe Radio und TV Auftritte. Als Autorin, Regisseurin, Kabarettistin, Märchenerzählerin und Moderatorin bin ich in allem auch gläubige Christin.
www.ortolano.de
Für Euch ist dieses Buch.
Ich gebe es besser gleich zu: Ich bin hoffnungslose Optimistin. Ich glaube an das Gute im Menschen. Und ich glaube an die Liebe. Egal was in einem Leben passieren kann. Egal welche Schicksalsschläge einen Menschen ereilen und welche Tiefschläge wir wegstecken müssen. Es ist immer wieder die Liebe zu und von unseren Lieblingsmenschen, die uns darüber hinweghilft. Die uns das Leben wieder bei den Hörnern packen lässt. Die uns stärker macht. Aufstehen, Krone richten, weitergehen. Die Fähigkeit lieben zu können, ist diejenige auf die es ankommt. Die das Leben erst lebendig macht. Und die wir unter keinen Umständen verlieren dürfen.
Wenn ich mir etwas wünschen darf, dann dass meine Essays Lust auf die Liebe machen. Und vielleicht das ein oder andere verschlossene Herz wieder ein Stück öffnen. Sei es mit einem herzlichen Lachen.
Von Herzen viel Freude beim Lesen.
Warum es uns unser Ideal an die Liebe schon beim Flirten an der Bar so schwer macht – und warum es in Paris die heftigsten Beziehungskrisen gibt
„Möchtest Du etwas mit mir trinken?“ Sechs denkbar einfache Worte. Ein Mann sieht eine Frau an einer Bar, sie gefällt ihm und er würde sie gerne ansprechen. Doch, ach nein. Besser nicht. Sie ist ja mit ihren Freundinnen da. Bestimmt wurde sie heute Abend schon x Mal angequatscht. Und wenn ich mich doch traue? Aber was, wenn sie Nein sagt? Nee, nee das riskiere ich nicht. Trink ich lieber noch ein Bier. Der Herzschlag beruhigt sich wieder. So bleiben die sechs denkbar einfachen Worte ungesagt. Eine Chance verstreicht und im schlimmsten Fall gehen beide mit dem Gefühl nach Hause versagt zu haben. Weil sie sich nicht getraut haben oder weil sie von niemandem angesprochen wurden. Zweifel drängen sich auf, ob man auf dem Singlemarkt vielleicht nicht attraktiv genug ist. Die Gelegenheit mit Witz, Charme und Persönlichkeit zu überzeugen, gibt es gar nicht erst.
Doch was steckt dahinter? Objektiv betrachtet, gibt es rein gar nichts zu verlieren. Wenn sie Nein sagt, geht jeder wieder zu seinen Freunden und nippt am Getränk. Gleicher Zustand wie vorher, oder? Leider nicht ganz. Das Gefühl abgelehnt worden zu sein, steht mit in der Runde. Und dieses Gefühl, oder genauer die Angst vor Zurückweisung, ist mitunter noch stärker als unser Urtrieb nach Paarung. Damit ist jetzt weniger der tatsächliche Akt der Paarung, sondern vielmehr die Verbindung zu einem anderen Menschen gemeint. Denn der Wunsch nach Freundschaft, Partnerschaft und sozialer Akzeptanz ist tief in uns verwurzelt. Die Aufnahme in den Olymp der Pärchen als erstrebenswertes Ziel, das uns vermeintlich vollständig und zufrieden werden lässt. Es gibt auf der Welt scheinbar mehr Hunger nach Liebe und Anerkennung, als nach Brot. Das Bedürfnis nach einer engen zwischenmenschlichen Beziehung scheint vor diesem Hintergrund das normalste auf der Welt zu sein. Nichts Peinliches, nichts wofür man sich schämen muss. So weit so gut. Wenn uns die Evolution also mit diesem drängenden Bedürfnis nach Zweisamkeit ausgestattet hat, wäre es da nicht ein feiner Zug von ihr gewesen, uns auch gleich mit den dafür nötigen Fähigkeiten auszustatten? Mal angefangen mit dem selbstverständlichen Mut und Selbstbewusstsein, eine Frau anzusprechen. Stattdessen erinnern der Wunsch nach Zweisamkeit auf der einen und die Angst vor Zurückweisung auf der anderen Seite, doch irgendwie an den Witz in dem Gott sagt, er wolle noch einen kleinen Zeh an den Menschen machen. Das würde wegen der Möbel sicher lustig werden. Eine kleine aber schmerzhafte Stolperfalle die ein wenig mehr Spannung in den Parcours des Lebens bringt. Als hätten wir nicht schon genug Probleme!
Mehr noch: In einer Studie wurde gemessen, dass die Angst vor fremden Menschen zu sprechen oder fremde Menschen anzusprechen, in puncto Körperreaktionen wie Herzfrequenz, Pupillenerweiterung und Schweißproduktion, in etwa Todesangst gleich kommt. Ähnliches gilt übrigens für den männlichen Orgasmus bei dem die Herren der Schöpfung im Prinzip kurz vor Exodus stehen – weshalb es im Französischen auch „le petit mort“ heißt. Das nur am Rande. Ausgestattet mit dem tatsächlichen Gefühl vor Angst zu sterben und einem kleinen Zeh, oder besser Zweien für noch mehr Spannung, begeben wir uns also immer wieder tapfer in die nächste Bar um Liebe, Glück und Bestätigung zu finden. Kein Wunder, dass sich Onlinebörsen so hoher Beliebtheit erfreuen. Hinter dem Bildschirm relativiert sich die Todesangst nämlich. Aber sie holt uns spätestens beim ersten Date wieder ein. Das macht Mut, oder? Sollte es auch! Denn wenn wir uns bewusst machen, dass dies ein Streich der Natur ist und realistisch betrachtet, nichts dergleichen eintreten wird, bleibt nur eins: Die Erkenntnis, dass wir tatsächlich rein gar nichts zu verlieren haben. Es gibt nur etwas zu gewinnen. Sie könnte schließlich auch Ja sagen. Wenn sie Nein sagt, trinken wir halt noch ein paar Bier mit unseren Freunden. Auch gut. Nein, besser! Denn man kann mit dem Gefühl nach Hause gehen, sich der wahrhaftigen Todesangst gestellt zu haben. Und das fühlt sich plötzlich gar nicht mehr nach versagen, sondern verdammt mutig und heldenhaft an. Dafür darf man sich ruhig mal auf die Schulter klopfen.
Mit unseren Erwartungen an Helden ist es im Prinzip wie mit unseren Erwartungen an die Liebe. Wir verlangen zu viel. Dabei gilt es auch die kleinen Gesten und Taten anzuerkennen. Wie zum Beispiel den ersten Schritt gewagt zu haben. Aber unser Ideal an die Liebe ist so hoch, dass wir mit einer verlässlichen Regelmäßigkeit an unseren Erwartungen scheitern. Das was wir über Liebe und Helden zu wissen glauben, wissen wir in erster Linie aus Filmen und Büchern. Dies ist die Grundlage für unsere Erwartungshaltung. Ein kleiner Test: Denk an ein Werkzeug. Denk an eine Farbe. Wenn die Bilder, die gerade in Millisekunden entstanden sind Hammer und rot waren, dann entspricht das der Assoziation von gut 90 % der Menschen. Ähnlich ist es mit einem Begriff wie Liebe. Ein regelrechtes Kopfkino von dem, was passieren, wie er oder sie sich verhalten sollte. Welche romantischen Liebesbeweise als nächstes kommen sollten. Weiße Pferde, rote Rosen, Streichquartett beim Candle light Dinner. Männer die hinter Bussen herrennen oder um die halbe Welt reisen, um ihr doch noch im letzten Moment zu sagen, dass sie die Eine ist. Um nur die bekanntesten Bilder zu nennen. Warum wohl gibt es die heftigsten Beziehungskrachs in Paris? Im Reisegepäck sind Spitzenslips, Chanel No 5 und so hohe Hoffnungen auf filmreife Szenen, dass daneben selbst der Eifelturm mickrig erscheint. Je kleiner die Höschen, desto größer die Vorfreuden. Und wenn das Erlebte nicht mit dem sorgfältig zurechtgelegten Filmstreifen in unserem Kopf übereinstimmt, klopft es wieder an. Das Gefühl zurückgewiesen worden zu sein. Liebt er mich nicht genug? Oder begehrt er mich nicht mehr? Die Todesangst aus der Bar lässt mal wieder grüßen. Und die Enttäuschung über die Lücke zwischen Erwartungshaltung und Realität, entlädt sich dann gerne in einem waschechten Streit. Schließlich ist man jetzt mit der Gesamtsituation unzufrieden!
Wenn wir uns aber trauen, diese Hollywoodschablone abzulegen, uns Fehler und Unvollkommenheit zu erlauben, dann bekommen wir eine echte Chance. Darauf, den Mut zu finden den ersten Schritt zu machen. Darauf, klar zu formulieren was wir uns wünschen, statt zu hoffen dass jemand unsere Gedanken liest und maßlos enttäuscht zu sein, wenn das Erwartete nicht eintritt. Darauf, sich mit anderen Menschen eng verbunden zu fühlen. Und darauf, durch einen kleinen Flirt vielleicht die große Liebe zu finden. Wie sagte es schon Leo Tolstoi: „Man kann ohne Liebe Holz hacken, Ziegel formen, Eisen schmieden. Aber man kann nicht ohne Liebe mit Menschen umgehen.“ Dabei sollten wir mit uns selbst anfangen.
Artikel für flirtuniversity.de von Horst Wenzel | Flirt Seminare und TV-Coach | Februar 2017