Liebesnächte auf Ibiza - Stefanie Müller - E-Book
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Stefanie Müller

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Beschreibung

Endlich Urlaub! Nina ist froh, endlich mal rauszukommen. Zwei Wochen sonnen, ausspannen, feiern. Einfach nichts machen, was mit Arbeit zu tun hat. Denkt sie! Denn da erhält sie von ihrer Chefin den Auftrag, ein Interview mit dem Popsänger Callum zu führen, der auf Ibiza sein neues Musikvideo dreht. Auf der Insel angekommen, verliebt sie sich Hals über Kopf in den sexy Sänger. Doch dessen Plattenfirma untersagt ihm eine feste Bindung, um die weiblichen Fans nicht zu vergraulen. Wird Callum bereit sein, für die große Liebe seine Karriere zu opfern? Abgeschlossener Roman.
Ebook-Neuausgabe.

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Stefanie Müller

Liebesnächte auf Ibiza

 

 

 

 

1. Kapitel

 

„Wirst du jetzt endlich zugehen, verflixtes Ding?“

Genervt pustete sich Nina Wegmann eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht und warf sich mit ihrem ganzen Körpergewicht auf den hoffnungslos überfüllten Koffer. Es war ihr beinahe gelungen, den Schnappverschluss endlich zum Einrasten zu bewegen, als es an der Wohnungstür läutete.

„Hat man denn hier nie seine Ruhe?“ Die 26-jährige Frau ächzte verdrießlich und hetzte zur Tür.

„Du?“, entfuhr es ihr, als sie öffnete und in das Gesicht ihrer Chefin blickte.

„Da bist du überrascht, was?“, stellte Kerstin Peters nüchtern fest und quetschte sich, ohne eine Aufforderung abzuwarten, an der jungen Frau vorbei ins Wohnzimmer. Mit einem schweren Seufzen ließ sie sich auf Ninas taubenblaues Ledersofa fallen.

Nina musterte Kerstin argwöhnisch. Ihr Besuch konnte nichts Gutes verheißen! Immerhin wusste sie genau, dass Nina schon am nächsten Morgen im Flieger nach Ibiza sitzen würde. Und dass Kerstin lediglich bei ihr hereinschneite, um ihr einen schönen Urlaub zu wünschen, konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen. Zwar waren die Frauen auch miteinander befreundet, aber sie hatten sich erst vor wenigen Stunden in der Redaktion ausgiebig verabschiedet.

„Wenn dein Besuch irgendwie mit Arbeit verbunden ist, kannst du es gleich vergessen, Kerstin!“, platzte sie sogleich mit ihrem Verdacht heraus. „Zu deiner Information: Ich habe seit knapp drei Stunden Urlaub!“

„Ich kann dir wohl nichts vormachen, was?“ Kerstin lächelte. „Ja, du hast Recht, ich habe tatsächlich eine kleine Bitte an dich …“

„Was für eine Bitte?“

„Nun, du hast doch bestimmt schon mal von diesem Sänger aus England gehört, Callum McIntyre.“

Nina dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf. „Sagt mir nichts.“

„Der war jahrelang Mitglied einer Band. Vor kurzem haben die sich getrennt, und jetzt startet Callum eine Solokarriere.“

„Und was habe ich damit zu tun?“

„Also, es ist so: Ich habe vor einer Stunde die brandheiße Info bekommen, dass er morgen den Videoclip zu seiner ersten Solosingle dreht. Und jetzt rate mal, wo dieser Dreh stattfindet!“

„Keine Ahnung! In Sibirien vielleicht? Oder in Nepal?“

„Auf Ibiza!“, platzte es aus Kerstin heraus. „Na, was sagst du jetzt? Ist das nicht ein Zufall?“

„Ibiza also.“ Nina stieß ein unwilliges Schnauben hervor. „Und da hast du natürlich sofort an mich gedacht, hm?“

Also wirklich, das konnte Kerstin doch unmöglich ernst meinen! Nina kannte sie jetzt seit drei Jahren. Kerstin Peters war Chefredakteurin des Frauenmagazins Modern Woman, und Nina gehörte zu dem Team, das ihr unterstand. Die Zeitschrift erschien in einem recht kleinen Verlag. Alle Mitarbeiter waren mit Herzblut bei der Sache, obwohl die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel eher gering waren. Nina konnte verstehen, dass sich Kerstin eine solche Chance auf einen Knüller für die nächste Ausgabe nicht entgehen lassen wollte. Und dass es undenkbar war, ein Team extra für diesen Bericht nach Ibiza zu schicken, war ihr auch klar.

Aber dass Nina dafür einen Teil ihres heiß ersehnten Jahresurlaubs opfern sollte, ging ihr dann doch zu weit. Und das sagte sie Kerstin auch.

„Komm schon, sei kein Frosch, Nina“, bettelte diese daraufhin herzerweichend. „Dass sich die alte Seifert mir gegenüber verplappert hat, ist doch geradezu ein Wink des Schicksals! Immerhin ist sie Chefredakteurin bei unserer schärfsten Konkurrenz! Und es ist doch auch nur ein Tag.“

„Und wann findet der Dreh genau statt?“ Lauernd sah Nina sie an.

„Morgen Mittag. Zumindest an der Location, die mir genannt wurde. Der Rest ist schon im Studio gedreht worden.“

„Morgen?“ Nina riss die Augen auf. „Ist dir eigentlich klar, dass ich morgen Früh erst anreise? Meinst du nicht, da habe ich schon genug Stress?“

„Sicher … Aber ein paar Fotos von Callum McIntyre und vielleicht noch ein kurzes Interview, das ist doch wirklich nicht die Welt, oder? Komm schon, Nina: Gib dir einen Ruck. Ich rechne dir das auch hoch an, versprochen.“

Nina seufzte schwer. Eine Weile dachte sie nach. „Also gut“, willigte sie schließlich ein. „Dann hoffe ich aber auch, dass du hochrechnest, wenn es um meine nächste Gehaltserhöhung geht …“

 

Nach einer unruhigen Nacht und zweieinhalb Stunden Flug trat Nina Wegmann am Vormittag aus dem Flughafengebäude von Ibiza.

Empfangen wurde die junge Frau von strahlendem Sonnenschein. Sie blinzelte und atmete tief durch. Mit einem Mal fiel der ganze Stress der letzten Monate von ihr ab. Endlich Urlaub! Zwei Wochen Sommer, Sonne, Strand und Meer.

Sie lächelte glücklich. Jetzt würde sie erst einmal ins Hotel fahren und sich ein wenig frisch machen, um anschließend Kerstins „Spezialauftrag“ auszuführen. Sie hoffte, dass sie die Angelegenheit rasch über die Bühne bringen konnte. Und danach … Ja, danach konnte ihr Urlaub beginnen!

Während sie nach einem Taxi Ausschau hielt, sah sie die unzähligen Touristen, die in Bussen zusammengequetscht zu ihren Unterkünften verfrachtet wurden. Insgeheim beglückwünschte sich die junge Frau, keine dieser Pauschalreisen gebucht zu haben. Diese Massenabfertigung war doch Stress pur!

Zum Glück hatte sie im Internet ein hübsches kleines Hotel entdeckt, das zudem noch wirklich preisgünstig war. Das war allemal besser als eine teure Pauschalreise aus dem Reisebüro.

Rasch hatte sie ein freies Taxi gefunden. Der Fahrer musterte Nina anerkennend, während er ihr Gepäck in den Kofferraum hievte. Amüsiert beobachtete die junge Frau, wie er dabei mühsam versuchte, seinen mächtigen Bierbauch einzuziehen.

„Hotel Esposito“, sagte sie, nachdem sie ihre langen Beine im Fond des Wagens verstaut hatte.

Sofort begann der Taxifahrer, munter auf Spanisch drauflos zu plappern.

Nina schüttelte den Kopf. „Ich kann Sie leider nicht verstehen …“

„Ach, Sie sind Deutsche? Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?“, fragte der Mann daraufhin zu ihrer völligen Überraschung in absolut akzentfreiem Deutsch. Er lachte über ihren erstaunten Gesichtsausdruck. „Tja, ich lebe zwar schon seit über zwanzig Jahren hier auf Ibiza, aber meine Muttersprache habe ich noch nicht verlernt!“ Dann runzelte er die Stirn. „Aber mit dem Hotel Esposito haben Sie kein Glück, schöne Frau.“

Nina horchte auf. „Wieso? Ist etwas nicht in Ordnung?“

„Das kann man wohl sagen! Der Laden ist gestern Nacht bis auf die Grundmauern abgebrannt!“

„Was sagen Sie da?“ Die junge Frau zuckte wie unter einem Stromschlag zusammen. „Sind … sind Sie sicher?“

„Aber natürlich bin ich sicher. Das war vielleicht ein Feuerchen!“

Nina war geschockt. „Aber das kann doch nicht sein! Wo soll ich denn jetzt bloß wohnen?“

Wie schnell sich das Blatt doch wenden konnte! Eben noch hatte sie die Pauschaltouristen bedauert, und jetzt wünschte sie fast, einer von ihnen zu sein! Ihre Gedanken rasten. Sicher, sie hatte eine Versicherung für die Reise abgeschlossen. Das Geld würde sie also zurückbekommen. Aber wo sollte sie jetzt übernachten?

Es blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als sich auf eigene Faust um ein Quartier für die nächsten zwei Wochen zu kümmern.

„Hören Sie, junge Frau.“ Tröstend tätschelte der Taxifahrer Ninas Arm. „Sie sind mir sympathisch, und deshalb will ich Ihnen einen gut gemeinten Rat geben, für den mich mein Patron wahrscheinlich erschlagen würde: Sie sollten sich schnellstens einen Mietwagen besorgen. Wenn Sie die ganzen Hotels mit dem Taxi abklappern, haben Sie hinterher kein Geld mehr für das Zimmer.“

Nina lächelte dankbar. Sicher hatte der Mann Recht. Wahrscheinlich würde sie tatsächlich die halbe Insel abklappern müssen, um ein freies Hotelzimmer zu ergattern. Es war zwar noch keine Hauptsaison, aber trotzdem schien die Insel aus allen Nähten zu platzen. Kein Wunder: Vor allem junge Leute bevorzugten die Vorsaison, weil es wesentlich günstiger war.

Da Nina ja auch noch zu diesem Videodreh musste, kam ihr der Vorschlag des Taxifahrers gar nicht ungelegen.

Die junge Frau atmete tief durch, dann machte sie sich auf den Weg zur Avis-Station direkt am Flughafen. Jetzt weiter herumzujammern, brachte sie schließlich auch nicht weiter …

 

Nina hatte beschlossen, zunächst die Sache mit dem Videodreh hinter sich zu bringen. Nach einer Unterkunft konnte sie auch später noch Ausschau halten.

Nach einer guten Stunde Fahrt stellte die junge Frau den kleinen Mietwagen bei einer Gruppe Zitronenbäume ab. Tief sog sie die würzige Luft in die Lungen. Was für eine atemberaubende Landschaft!

Der Drehort für das Musikvideo von Callum McIntyre befand sich laut Kerstins Anfahrtsskizze auf einem Hochplateau nördlich von San Antonio. Obwohl nur eine Stunde Autofahrt vom Hotel entfernt, war hier draußen vom Rummel des Massentourismus kaum mehr etwas zu spüren. In dem kleinen Dorf, das Nina auf ihrer Fahrt durchquert hatte, schien regelrecht die Zeit stehen geblieben zu sein. Eine Kirche, ein Supermarkt und eine Hand voll Häuser – mehr nicht.

Die Umgebung war wirklich wie geschaffen für einen romantischen Spaziergang, dachte Nina mit einem tiefen Seufzen. Unwillkürlich musste sie an Markus, ihren Exfreund, denken. Als sie ihn damals kennen lernte, hatte sie sich sofort in ihn verliebt: Er sah gut aus, war gebildet und sehr charmant. Drei Jahre waren sie ein Paar gewesen. Nina hatte stets geglaubt, eine perfekte Beziehung zu führen. Für sie war Markus der Mann, mit dem sie den Rest ihres Lebens teilen wollte.

Bis er sich eines Tages in eine andere verliebte. Ohne Vorwarnung machte er mit Nina Schluss, und seitdem hatte sie nie wieder etwas von ihm gehört.

Für Nina war damals eine Welt zusammengebrochen. Nie hätte sie gedacht, dass Markus sie einmal so enttäuschen würde. Noch heute saß der Schmerz tief, obwohl inzwischen fast zwei Jahre vergangen waren. Seitdem hatte sie sich auf keinen anderen Mann mehr eingelassen. Zu groß war die Angst vor einer weiteren Enttäuschung.

Nina atmete tief durch und zwang sich, jetzt nicht weiter darüber nachzudenken. Sie schnappte sich Fototasche und Diktiergerät vom Beifahrersitz und marschierte mit festem Schritt los. Irgendwo ganz in der Nähe musste sich der Standort der Filmcrew befinden.

Die junge Frau war aufgeregt. Mit Interviews hatte sie für gewöhnlich nichts zu tun, das war nicht ihr Job. Noch nie hatte sie einem Star gegenübergestanden, und jetzt sollte sie einen interviewen. Wie es wohl werden würde?

Das Gelände stieg steil an. Und dann die Hitze! Schon bald stand Nina der Schweiß auf der Stirn. Doch dann hatte sie die Kuppe des Hügels endlich erreicht. Vor ihr erstreckte sich eine sanft abfallende, mit Hunderten Mandelbäumen bewachsene Ebene.

Der jungen Frau stockte der Atem. Im ersten Moment war ihr der vollkommen irrige Gedanke gekommen, es hätte geschneit. Beim zweiten Hinsehen erkannte sie jedoch, dass diese Illusion von den Mandelbäumen herrührte, die über und über bedeckt waren mit kleinen weißen und rosafarbenen Blüten.

„Wunderschön“, hauchte Nina beinahe ehrfürchtig.

Und mitten in dieser atemberaubenden Kulisse hatten die Filmleute ihr Lager aufgeschlagen. Entschlossen trat Nina den Abstieg an und lief prompt einem wichtigtuerisch dreinblickenden Mann mit Walkie-Talkie in die Arme.

„Wo wollen Sie denn hin?“, fragte er auf Englisch. Er lächelte herablassend. „Tut mir leid, aber das Gelände ist für Publikumsverkehr gesperrt – wild kreischende Fans von Callum McIntyre inklusive!“

Was für ein blasierter Widerling!, dachte Nina verärgert und musste sich zwingen, ruhig zu bleiben. „Nun, genau genommen bin ich auch gar kein Fan.“ Sie klopfte auf ihre Fototasche. „Ich arbeite für das deutsche Frauenmagazin Modern Woman und würde gerne mit einem Verantwortlichen für den Dreh sprechen.“

Ihr Gegenüber verdrehte die Augen und murmelte ein paar Worte in sein Walkie-Talkie. Schließlich nickte er. „Sie können runtergehen.“ Er deutete auf ein grellgelbes Zelt am Rande einer Lichtung, wo sich scheinbar die „Einsatzzentrale“ für die Aufnahmekoordination befand. „Mr. Matthews, der Aufnahmeleiter, erwartet Sie dort.“

Nina ging los. Je näher sie dem Drehort kam, umso deutlicher konnte sie die hektische Atmosphäre spüren. Hier ging es zu wie in einem Ameisenhaufen, und die ganze Aufregung drehte sich nur um einen Mann: Callum McIntyre.

Nina begann sich wirklich dafür zu interessieren, was für ein Mann er war. Wie man hörte, hatte er gemeinsam mit seiner Band für Aufsehen gesorgt, besonders bei der holden Weiblichkeit. Mittlerweile hatte sich die Gruppe getrennt, und wenn Kerstin nicht übertrieben hatte, erwartete die ganze Musikwelt mit großer Spannung Callum McIntyres Solodebüt.

Komisch nur, dachte Nina, dass ich noch nie von diesem Kerl gehört habe!

Sie hatte das Zelt fast erreicht, als die Plane am Eingang zur Seite geschoben wurde und ein Mann hervortrat.

Nina stockte der Atem.

Was für ein umwerfend attraktiver Typ!

Die junge Frau schätzte ihn auf etwa Mitte bis Ende zwanzig. Er war groß und schlank, dabei aber sportlich durchtrainiert. Das ärmellose Shirt, das er trug, brachte seine athletischen Oberarme perfekt zur Geltung. Sein kurzes, dunkelbraunes Haar wies einen modischen Schnitt auf.

Doch es waren seine Augen, die Nina völlig in den Bann zogen. Sie waren von einem unglaublich faszinierenden Blau, das der Oberfläche eines tiefen Bergsees glich. Und für einen winzigen Moment glaubte sie, auf immer und ewig darin versinken zu können.

„Ich mach mich doch hier nicht zum Affen!“, brüllte der Mann über seine Schulter hinweg Richtung Zelt und riss Nina damit brutal aus ihren Träumereien. „Es ist mir völlig egal, ob Rick meint, dass das zu meinem Image passt!“

Jetzt kam auch ein zweiter Mann aus der „Einsatzzentrale“. Keuchend und mit hochrotem Kopf stapfte er an Nina vorbei.

„Du kannst jetzt nicht einfach verschwinden, McIntyre!“, rief er. „Weißt du eigentlich, was die Plattenfirma für den Videodreh hat springen lassen? Wenn du jetzt gehst, kannst du deine Karriere vergessen!“

Seine Drohungen zeigten Erfolg, denn Callum McIntyre drehte sich, wenn auch spürbar widerwillig, um. „Das ist Erpressung, Matthews!“, zischte er und kniff die Augen zusammen. Dann deutete er mit einem Nicken zu Nina herüber, die wie ertappt zusammenzuckte. „Und wer ist das, wenn ich fragen darf?“

Der andere starrte Nina an, als würde er sie in diesem Augenblick zum ersten Mal wahrnehmen. Erst zuckte er mit den Schultern, doch dann sagte er: „Ach ja, Sie sind die Reporterin aus Deutschland, nicht wahr?“

Nina, der das Gefühl, plötzlich im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses zu stehen, unangenehm war, nickte scheu. „Ja, ich komme vom Magazin …“

Doch bevor die junge Frau weitersprechen konnte, stieß Callum McIntyre ein ärgerliches Ächzen hervor. „Eine Pressetante? Für so einen Mist bin ich wirklich nicht in Stimmung. Wenn du mit dem Dreh weitermachen willst, dann sorg dafür, dass ich nicht ständig von irgendwelchen Pressefritzen belästigt werde, Matthews!“ Er warf Nina ein süffisantes Lächeln zu. „Nimm’s nicht persönlich, Schätzchen. Wenn du noch eine Autogrammkarte von mir willst, schreib einfach an mein Management.“

Mit diesen Worten ließ er sie einfach stehen.

Die junge Frau konnte es nicht fassen! Was bildete sich dieser Widerling eigentlich ein? Zugegeben, er sah wirklich ausgesprochen gut aus. Aber das gab ihm noch lange nicht das Recht, Nina wie ein Schulmädchen zu behandeln!

Doch dieser Matthews zuckte nur mit den Schultern, und sie verstand, dass ihre Anwesenheit am Drehort nicht länger erwünscht war.

Wütend schulterte sie ihre Fototasche und machte sich auf den Weg zurück zu ihrem Mietwagen.

Knüller hin oder her – für keine Story der Welt würde sie vor diesem Ekelpaket jemals einen Bückling machen. Da konnte Kerstin Zeter und Mordio schreien …

2. Kapitel

 

„Das darf doch nicht wahr sein!“, hörte Nina ihre Freundin und Chefin durchs Handy jammern. „Kann man denn da gar nichts machen? Wenigstens ein paar Fotos, ein paar Schnappschüsse …“

„Vergiss es einfach.“ Nina umklammerte das Handy fest mit den Fingern. Sie stand neben ihrem Wagen, der noch immer in der Nähe des Drehortes geparkt war. „Ich mach mich doch hier nicht noch mal zum Deppen! Nein, nein, meine Liebe: Den Bericht kannst du vergessen. Selbst wenn ich wollte: Die Typen lassen mich eh nicht noch mal so nah ran. Und von weiter weg hat das keinen Sinn. Dafür hab ich nicht die richtigen Objektive dabei, außerdem bin ich keine professionelle Fotografin!“

„Und wenn du vielleicht …“ In diesem Moment brach das Gespräch ab. Ein Piepen signalisierte Nina, dass der Akku leer war.

„Mist!“, fluchte die junge Frau leise. Die Ladestation hatte sie dabei, das war kein Problem. Aber hier draußen gab es natürlich keine Steckdosen, und einen Adapter für den Zigarettenanzünder besaß sie nicht.

Sie hob die Schultern. Was soll`s, sagte sie sich. Ist ja ohnehin alles gesagt …

Einen Augenblick blieb sie noch neben ihrem Wagen stehen und blickte hinüber zum Drehort. Sie runzelte die Stirn. Es ärgerte sie noch immer maßlos, wie sich dieser Sänger ihr gegenüber aufgeführt hatte. Behandelt wie irgendeinen dahergelaufenen Groupie hatte er sie!

Nimm’s nicht persönlich, Schätzchen!, äffte sie ihn in Gedanken nach und verzog entrüstet die Miene. Was bildete der sich denn ein?

Am meisten jedoch ärgerte sie sich darüber, dass sie trotz allem den Anblick dieser unglaublichen Augen nicht aus dem Kopf bekam! Sie hätte Callum McIntyre stundenlang einfach nur anschauen und in die azurblauen Tiefen seiner Augen eintauchen können.

Aber was tat sie hier eigentlich? Wie konnte sie nur seelenruhig hier herumstehen und wie ein verliebter Teenager an diesen Widerling denken? Besaß sie denn gar keinen Stolz?

Unwillig schüttelte Nina den Kopf. Sie hatte jetzt wirklich Besseres zu tun, als weiter darüber nachzudenken. Immerhin musste sie sich noch um ein neues Hotelzimmer bemühen. Sie hatte keine Lust, ihre erste Nacht auf Ibiza unter freiem Himmel zu verbringen.

Seufzend stieg sie in den Wagen und startete den Motor. Sie nahm denselben Weg, den sie auch auf dem Hinweg genommen hatte. Nachdem sie das kleine Örtchen San Antonio wieder durchquert hatte, fuhr sie auf einer langen, mit Schlaglöchern übersäten Serpentinenstraße weiter. Immer wieder vollzog die Straße scharfe Kurven. Nina musste sich völlig auf das Fahren konzentrieren, wollte sie nicht Gefahr laufen, von der Fahrbahn abzukommen.

Die Sonne schien unermüdlich auf das Wagendach. Zum Glück verfügte der Mietwagen über eine Klimaanlage. Ansonsten wäre es bei der Hitze in der Blechkarosserie kaum auszuhalten gewesen.

Die junge Frau zuckte erschrocken zusammen, als der Motor des Wagens ins Stottern geriet.

O nein!, dachte sie. Was ist denn jetzt los?

Unwillkürlich fiel ihr Blick auf die Tankanzeige. Doch die Nadel war noch lange nicht im roten Reservefeld angelangt. Genug Benzin war also vorhanden.

Nina schaltete einen Gang zurück, trotzdem stotterte der Motor weiter. „Komm schon, lass mich jetzt nicht im Stich!“, flehte Nina laut. „Nicht ausgerechnet jetzt!“

Doch ihr Stoßgebet wurde nicht erhört. Bald schon verstummte der Motor völlig. Noch einige Meter rollte der Wagen aus. Nina gelang es gerade noch, ihn ganz nah an den Straßenrand zu lenken, wo er endgültig neben einer kleinen Gruppe Pinien stehen blieb.

Dann ging nichts mehr.

Nina konnte es nicht fassen. Wie versteinert saß sie da und blickte starr nach vorn, während ihre Hände noch immer das Lenkrad umklammerten. Hatte sich denn plötzlich die ganze Welt gegen sich verschworen?

Irgendwann riss sie sich aus ihrer Erstarrung und griff zum Zündschlüssel.

Sie drehte den Schlüssel im Schloss herum – doch nichts!

Keinen Mucks gab der Motor von sich. Das änderte sich auch beim zweiten, dritten, vierten und fünften Versuch nicht.

Der Motor blieb stumm.

Das war’s dann also! Wütend schlug Nina mit der rechten Faust aufs Lenkrad. Und jetzt? Was soll ich denn jetzt machen?

Ihre Gedanken überschlugen sich. Die junge Frau wusste, dass es eine Ewigkeit dauern konnte, bis hier ein Wagen vorbeikam. Schon auf der Hinfahrt war ihr kein einziger Wagen entgegengekommen. Zudem war die Straße sehr lang. Von einer Stunde Fahrt auf dem Weg zum Drehort hatte sie mindestens zwanzig Minuten diese Straße befahren.

Zu Fuß würde sie also eine halbe Ewigkeit brauchen, um zur nächsten Ortschaft zu kommen. Und das bei der Hitze? Nein, das war unmöglich!

---ENDE DER LESEPROBE---