Liebessagen - Karl-Heinz Hummel - E-Book

Liebessagen E-Book

Karl-Heinz Hummel

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Beschreibung

Sagen, Geschichten, Lieder und Gedichte rund um die Liebe - einem Gefühlszustand zwischen inniger Geborgenheit und bedrohlichem Wahnsinn, tiefer Vertrautheit und zerstörerischer Eifersucht, romantischer Verehrung und deftiger Körperlichkeit. Viele Texte beschreiben das von Freiheit geprägte Liebesleben auf der sommerlichen Alm und so manch wertvoller Ratschlag wie man in Alpen-Vodoo-Manie den oder die Geliebte für immer an sich binden kann, ist zu entdecken. Hochdramatische Missverständnisse, untröstliche Verwicklungen, aber auch pragmatischer und unkomplizierter Umgang zwischen den Geschlechtern nach dem Motto »Liebe vergeht, Hektar besteht« werden erzählt. Daneben finden sich geisterhafte Begegnungen mit Sagengestalten wie den Wildfrauen und den Wilden Manderln und zuweilen raubt einem die archaische Gewalt oder das bitterböse-tragische Ende einer Liebesgeschichte den Atem. Eine berauschende Sagensammlung rund um die Liebe, zusammengestellt von Ernst-Hoferichter-Preisträger Karl-Heinz Hummel und illustriert von Bernd Wiedemann - ein romantisch-erotisches Leseerlebnis.

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LIEBESSAGEN AUS DEM ALPENRAUM

KARL-HEINZ HUMMEL ist Autor mehrerer Bücher und schreibt seit Jahrzehnten Lied- und Kabaretttexte (für Kabarest und Simone Solga) sowie Libretti (Singspielfassung Der Brandner Kaspar und Operette Der Kaiser im Rottal). 2018 wurde er mit dem Ernst-Hoferichter-Preis ausgezeichnet. Zuletzt erschienen von Karl-Heinz Hummel im Allitera Verlag Obacht Weihnacht! (2018) und in der Reihe Sagenumwobenes Bayern die Bände Raunachtssagen aus Bayern und Tirol, Wassersagen aus Bayern und Wirtshaussagen zwischen Alpen und Donau (2019).

BERND WIEDEMANN illustriert als freiberuflicher Grafiker ausdrucksstark und dynamisch. Der studierte Diplomkommunikationsdesigner ist Dozent für Illustration an diversen Instituten, Vorsitzender des Kunstvereins Gauting e. V. und Günther-Klinge-Preisträger.

KARL-HEINZ HUMMEL

LIEBESSAGEN

AUS DEM ALPENRAUM

Mit Illustrationen von Bernd Wiedemann

Informationen über den Verlag und sein Programm unter: www.allitera.de

Band 4 der Buchreihe

Juni 2020

Allitera Verlag

Ein Verlag der Buch&media GmbH, München

© 2020 Buch&media GmbH München

Illustration: Bernd Wiedemann

Satz und Umschlaggestaltung unter Verwendung

einer Illustration von Bernd Wiedemann: Franziska Gumpp

Layout: Johanna Conrad

Gesetzt aus der Dax

ISBN 978-3-96233-189-4

Printed in Europe

Allitera Verlag

Merianstraße 24 · 80637 München

Fon 089 13 92 90 46 · Fax 089 13 92 90 65

INHALT

sehnsuchtsvoll

Werner von Tegernsee: Verlobungsspruch

Von den schönsten Arten

’s Muskatnüssei

Liebeszauber

Da Weg zu mein Deandl

Gebrüder Grimm: Das Hemdabwerfen

’s Bussln auf der Alm

kompliziert

’s Deandl is wunderschee

Die drei Liebhaber

Der heimliche Liebhaber

pragmatisch

Wann da Gamsbock

Das vernagelte Fenster

Mei Deandl hoaßt Zilli

Georg Queri: Zweischläfrig

Der Teufel vom Kirchanger

Alois Dreyer: Wallfahrt einer heiratslustigen Dirn

Hummel / trad: Magst ma ned mei Uhr aufziagn

deftig

De Deandl in da Stadt

Georg Queri: Vom Hirnpecker

Arthur Schubart: Der Vampir

Wie die Köllenspitze zu ihrem Namen kam

Hummel: Domina von Schneizelreuth

fortgeschritten

Gestern und heut

Bis dass der Tod euch scheidet

Da rote Bua

Hummel: Dampfnudel

Goldene Hochzeit

Hummel: Krähenfüße

archaisch

Auf da Umbruckler Alm

Andreas von Regensburg: Eine unflätige Historie

Die Mordau

Die Saligen

Die Handwerksburschen

Die Wäsche der Saligen

Die Schlüsselblumen

Das Zurimutzi

Die Sennerin und die Natternkönigin

eifersüchtig

Emerenz Meier: Wödaschwüln

Das eifersüchtige Bergmandl

Der Oberwirt in Welschnofen

Georg Queri: Zwei Paar Füß

Hob di scho dasegn

nicht standesgemäß

’s Bettlmandl

Der Schnalsjuchzer

Hummel: Die Gschicht von Agnes

Hummel: Der traurige Tod der Fanny von Ickstatt

grad noch gut ausgangen

Der Saubärgrunzer

Nächtlicher Heimweg von der Pletzachalm

Das Hexenbüberl

Der Eierzopf

Fahnenflucht

Fast drei Küsse

Der treulose Liebhaber

Wo der Teufel mit der Bognerin raufte

religiös und moralisch

Gott Vater im Herzen

Georg Queri: Pfarrköchin

Mönch und Nähterin

Georg Queri: Wie die Doktorbäurin ihr Fach versteht

Georg Queri: Und da Pfarrer von

Georg Queri: Das Kindl

War einst ein Karmeliter

tieftraurig

D’Kramer Annamirl vo Haunstoa

Die güldene Kuhschelle

Die letzte Riesin vom Dornauer Berg

Die Steinröserl

Wo die Jungfrau zum Fenster hinausschaut

Hummel: Das traurige Ende einer jungen Liebe

tragisch-komisch

Hummel: Annerl, komm

Der Frosch (La Rana)

Hummel: Ich möcht heut Nacht bei dir sei

Quellen

 

SEHNSUCHTS VOLL

WERNER VON TEGERNSEE: VERLOBUNGSSPRUCH

Du bist min,

und ich bin din,

des solt du gewis sin!

Du bist beslozzen

in minem Herzen –

verlorn ist das sluzzelin:

du muost ouch immer darinne sin!

VON DEN SCHÖNSTEN ARTEN, DIE LIEBE ZU ERWARTEN

Es gibt eine Vielzahl von Ratschlägen, von Zauber und Tricks, von Täuschungen und Listen, von Vorhersagen und Hilfsmitteln, welche den Mädchen oder Burschen dabei hilft, die oder den richtigen Geliebten zu erkennen und vor allem an sich zu binden Eine kleine nützliche Auswahl soll hier vorgestellt werden:

an lässt einen Apfel oder eine Semmel, welche man in den Kleidern bei sich trägt, vom Schweiß des eigenen Körpers betauen und bietet die Frucht oder das Gebäck der begehrten Person an. Wenn er den Apfel oder die Semmel verzehrt, so kann man ihn an sich binden. Wünscht ein Mädchen, einen jungen Mann an sich zu fesseln, so muss sie ihm beim Händewaschen begegnen. Wenn er mit nassen Händen suchend um sich sieht, reicht sie ihm ihre Schürze oder ihr Taschentuch zum Abtrocknen. Benutzt er es, so kann er nicht mehr von ihr lassen und wird ihr ab jetzt nachgehen.

Will man die Gegenliebe eines geliebten Wesens erringen, so muss man ihm heimlich in Speisen oder Getränken einen Tropfen des eigenen Blutes beibringen. Das Mittel wirkt unfehlbar.

Zu gleichem Ziele gelangt die junge Frau, wenn sie ein seidenes Halstuch mit dem eigenen Schweiß tränkt, es daraufhin zu Asche verbrennt und damit ein wenig seine Speisen oder Getränke würzt. Auch der Morgenkaffee eignet sich für diese Liebesgabe. Es genügt auch, wenn nur die Bänder der Dirndlschürze verbrannt werden und die daraus gewonnene Asche in der angegebenen Weise verwandt wird.

Nimmt man zum heiligen Abendmahl eine Blume in die Kirche mit und wischt mit dieser nach dem Genuss des Weins den Mund ab, so erhält die Blume die Kraft, den Begehrten (die Begehrte) dauernd in Liebe zu fesseln, wenn er (sie) die Blume annimmt.

Kann man vom Kopf des Mädchens, das man anbetet, drei Haare bekommen, so klemmt man diese in die Spalte eines Baumes, damit sie mit diesem verwachsen. So kann das Mädchen nicht mehr von einem lassen.

Ein Mädchen vermag dagegen eine Mannsperson sehr leicht an sich zu fesseln, wenn sie ihm in seine Stiefel bieselt.

Kann man sich nicht zwischen mehreren Liebhabern entscheiden, so unternimmt man Folgendes: Man schreibt die Namen der möglichen Heiratskandidaten auf einen Zettel, bereitet einen Knödelteig zu und steckt jeden Zettel in einen gerollten Knödel hinein. Dann legt man diese ins kochende Wasser. Der Knödel, der zuerst auftaucht, enthält den Namen des Zukünftigen. Nun kommt es darauf an, dass man diesen unter einem Vorwand dazu bringt, diesen Knödel auch zu essen.

Sieht man im Frühjahr zwei Frösche beim Begattungsakt, so durchsteche man sie mit einer Nadel und stecke diese unvermerkt in das Kleid des Mädchens, das man gerne liebhaben möchte. Sie wird alsdann sicher des Betreffenden Braut beziehungsweise Frau.

Hirschbrunst oder Hirschtrüffel, eine warzige oder kleinwarzige Pilzgattung, in Bier eingegeben wirkt Wollust erweckend und führt den Begehrten herbei.

Man schießt eine Eule und kocht sie in der Mitternachtsstunde. In ihrem Kopf findet man zwei Knöchelchen, die wie eine Hacke und eine Schaufel geformt sind. Was von der Eule übrig ist, vergrabe man nahe einem Regenabflussrohr. Wünscht man nun ein Mädchen für sich zu gewinnen, so muss man sie nur heimlich mit der Hacke berühren: Sie wird »festgehakt«. Wünscht man jedoch, sie wieder los zu sein, so muss man sie nur mit der Schaufel berühren, sie fällt alsbald von dem Geliebten ab.

Für einen Blick in die Zukunft empfiehlt sich in den Losnächten folgende Zeremonie: Das Mädchen deckt am Silvesterabend einen Tisch in der Nebenstube ihres Schlafzimmers und stellt ein Glas Wein, ein Glas Bier und ein Glas Wasser hinauf. Am nächsten Morgen sieht sie nach, aus welchem Glase getrunken worden ist. Fehlt Wein, so bekommt sie einen reichen Mann, fehlt Wasser, so bekommt sie einen armen Schlucker, fehlt Bier, so wird ihr Mann zwischen beiden die Mitte halten.

Wer der Bräutigam sein wird, kann das Mädchen in der Silvesternacht mit Leichtigkeit erfahren: Um die Mitternachtsstunde stellt sich das Mädchen nackt auf den Herd und sieht durch die Beine in den Schornstein oder ins Ofenloch, dort erblickt sie den ihr bestimmten Bräutigam.

Das Mädchen reitet von außen auf einem Besen bis an die Tür des Pferdestalles und horcht. Wiehert ein Pferd, so kommt sie mit ihrem Schatz im neuen Jahre in die Ehe. Hört sie dagegen die laute Blähung eines Pferdes, so wird es bei ihr im kommenden Jahre eine Kindstaufe geben, ohne dass sie einen Mann hat.

Gleich anderen aromatischen Mitteln spielt die Muskatnuss als Aphrodisiakum beziehungsweise im Liebeszauber eine Rolle. Wie immer ist dabei auf die richtige Dosierung zu achten: Größere Mengen der Muskatnuss, innerlich genommen, wirken stark giftig und lösen Erregungszustände des Zentralnervensystems aus. Trotzdem gilt die Nuss als Mittel, um Liebe und Freundschaft zu machen. Sie bildet, zu Pulver zerrieben und unter das Essen gemischt, ein unfehlbares Liebeselixier. Die umgehängte Muskatnuss soll die männliche Potenz stärken. Als Mittel gegen die männliche Impotenz wird auch angegeben, eine Muskatnuss freitags zur Liebesstunde unter den linken Arm zu legen. Dass auch Sellerie oder hart gekochte Eier eine ähnliche starke Wirkung ausüben, gehört wohl ins Reich der Legenden.

Will man wissen, von welcher Gestalt der Geliebte sein wird, so geht man um Mitternacht ohne Licht in den Holzstadel und zieht ein Holzscheit aus dem Holzstoß. Die Form des herausgezogenen Scheites sagt die Gestalt des künftigen Liebsten voraus: Ist er lang und schlank, ist er kurz und gedrungen oder ist er krumm und verwachsen? »Wie das Scheit, so das Leut!«

Ein wenig Vorsicht ist bei all diesen nützlichen Ratschlägen dennoch geboten, weil:

An Scheena, den kann ma net hoitn,

an Greislichen kriagt ma net los.

’S MUSKATNÜSSEI

Und ’s Deandei is kloa wia a

Muskatnüssei.

Holariadei so riadei so ho.

Und so oft wia i ’s halsen1 tua

lachts a bissei.

Holariadei so riadei so ho.

Und ’s Deandei is z’kurscht2,

des tuat

mi vadriaßn.

Holariadei so riadei so ho.

Ziag i ’s auffa zum Kopf, hon i

nix bei d´Fiaß.

Holariadei so riadei so ho.

Und ’s Deandei is kloa und is

volla Faxn3.

Holariadei so riadei so ho.

Aba mit da Zeit wirds aa si

außawachsn4.

Holariadei so riadei so ho.

Und i kunnt eahm net feind sei dem

Wuzerl5, dem kloan.

Holariadei so riadei so ho.

Es wuzelt6 si so vui nett

uma um oan.

Holariadei so riadei so ho.

LIEBESZAUBER

Wie sich die Ausübung von Liebesmagie auf den Bezauberten auswirken kann, das bezeugen die folgenden Begebnisse:

DER HACKSTOCK

in Bursch beklagte sich bei seinen Kameraden, dass er allabendlich, von einer unerklärlichen Kraft angezogen, den weiten Weg zu seiner Geliebten zurücklegen müsse. Sein Freund war ein heller Kopf und wusste sogleich Rat: »Binde dich mit deinem Ledergürtel am Hackstock fest, ich schlage dir in den Gürtel noch drei Nägel hinein und verschließe die Schnalle mit einem geschmiedeten Schloss!«

Der Bursch befolgte den Rat, aber vergebens: Als es Nacht wurde, fing der Holzblock an, sich zu bewegen und wanderte von sich aus auf direktem Weg zur Geliebten des Burschen. Alles Einspreizen, Festhalten und Bremsen war vergebens. Mit großem Gepolter wälzte sich der Stock samt seinem männlichen Anhang die Stiege hinauf zum Dachboden, wo das Mädchen im Bett lag. Dieses sprang, vom Lärm aus dem Schlaf gerissen und zu Tode erschrocken, aus dem Bett. Der Klotz hüpfte auf das Lager und zerbrach und zerstampfte es in tausend Trümmer. Hätte sich das Mädchen nicht geistesgegenwärtig aus dem Bett geflüchtet, so wäre es ihm wohl ebenso ergangen.

DER STIEFEL

inem Schafhirten von Zell begegnete nachts einmal, als er von Freibach nach Hause ging, ein alleingehender Stiefel, der sich gleichmäßig vorwärtsbewegte. »Schlapfknirsch, schlapfknirsch«, war von ihm zu vernehmen.

Der Hirt versetzte dem Wanderschuh mit seinem Prügel einen heftigen Stoß, sodass er über den Wegrand den Abhang hinunterflog. Doch es half nichts: Als er weiterging, hörte er den Stiefel mit dem gleichen Geräusch weiter einem unbekannten Ziel zueilen. Er folgte der Erscheinung bis zu einem einsamen Gehöft, in dem aber eine junge und liebeshungrige Dirn zu Hause war. Dort verschwand der Stiefel. Der Schafhirt vermutet, dass der Geisterschuh von seinem Besitzer an seiner Statt zum Liebchen geschickt worden war, weil es ihn wohl zu oft zu sich bestellt hatte.

DER FLUG

in junger Bursche war unterwegs zum Kammerfenster der Geliebten. Davon erfuhr ein anderes Mädchen, das sich ebenfalls Hoffnungen auf den jungen Burschen machte.

Auf seinem Liebesweg begegnete der junge Mann auf einer Weide einem jungen Pferd. Das stand still vor ihm, blickte ihn an und ließ ihn aufsitzen. Kaum hatte er das getan, flog das Pferd mit ihm in die Lüfte, jagte dahin, so schnell, dass er kaum Luft holen konnte. In nur wenigen Minuten hatte er sich so weit vom Haus seiner Geliebten entfernt, dass er eine gute Tagesreise brauchte, um wieder zurückzufinden. Diese wartete die Nacht über vergebens auf seinen Besuch.

Es dauerte dann mehrere Tage, bis seine Geliebte ihm die Geschichte glaubte und ihre Fensterläden wieder für ihn öffnete. Dass die eifersüchtige Nebenbuhlerin hinter dem Pferdezauber steckte, ist nicht von der Hand zu weisen.

DA WEG ZU MEIN DEANDL

Da Weg zu mein Deandl is stoani,

is stoani, is stoani,

den geh i am liabstn alloani,

alloani bei da Nacht.

Ja weil, ja weil

i harb bin auf sie,

weil i harb bin auf sie bei da Nacht.

I woaß net, soi i auffi,

soi i obi, soi i auffi, soi i obi?

I woaß net, soi i auffi, soi i obi oder soi i an Mittlweg geh?

Ja weil, ja weil

i harb bin auf sie,

weil i harb bin auf sie bei da Nacht.

Da Weg zu mein Deandl is lang und weit,

is lang und weit, is lang und weit,

drum kumm i am liabstn mitn Mountainbike, mitn Mountainbike bei da Nacht.

Ja weil, ja weil

i harb bin auf sie,

weil i harb bin auf sie bei da Nacht.

GEBRÜDER GRIMM: DAS HEMDABWERFEN

n einem Weihnachtsabend saßen in Coburg einmal mehrere Mädchen zusammen, waren neugierig und wollten sich wahrsagen lassen, wer ihre künftigen Liebhaber sein würden. Den Tag davor hatten sie neunerlei Holz geschnitten und als die Mitternacht kam, machten sie damit ein Feuer im Gemach. Nun zog die erste ihre Kleider ab, warf ihr Hemd vor die Stubentüre und sprach bei dem Feuer sitzend:

»Hier sitz ich splitterfasernackt und bloß,

wenn doch mein Liebster käme

und würfe mir mein Hemd in meinen Schoß!«

Einen Augenblick darauf wurde ihr Hemd wieder hereingeworfen und ein Gesicht erschien ihr dabei. Sie prägte sich dessen Züge ein, denn diese stimmten ja mit dem überein, der sie später freien sollte.

Die anderen Mädchen kleideten sich ebenfalls aus, allein sie machten den Fehler, dass sie ihre Hemden zusammen in einem unordentlichen Kleiderhaufen vor die Tür hinauswarfen. So aber konnten sich die gerufenen Geister nicht zurechtfinden, sondern huben vielmehr an zu lärmen und zu poltern, so unheimlich, dass es den Mädchen furchtbar graute. Flugs gossen sie ihr Feuer aus, krochen zu Bette, zogen sich die Decke über den Kopf und verharrten so bis zum frühen Morgen. Als sie dann die Türe vorsichtig öffneten, lagen ihre Hemden wild verstreut und in viele tausend kleine Fetzen zerrissen.

’S BUSSLN AUF DER ALM

Und beim erstn Kaser 7

bin i niedergsessn.

Und beim zwoatn Kaser

hab i Milli gessn.

Und beim dritten Kaser

ham mi d’Flöh vatriebn.

Und beim vierten Kaser

bin i bliebn.

Und beim erstn Bussl,

da hat s’ gsagt: I schrei.

Und beim zwoatn Bussl

war s’ scho staad dabei.

Und bei drittn Bussl

da ham d’Äugerl blitzt.

Und beim viertn hat s’ scho

’s Goscherl gspitzt.

 

KOMPLIZIERT

’s Deandl is wunderschee,

i muaß aufrichtig sagn,

im ganzen Land Tirol

woaß i koa schönre wohl!

Aber an Fehler hats,

dass mehra Buama liabt,

und zwengs da Schönheit aa

an jeden kriagt.

DIE DREI LIEBHABER

in wunderschönes Mädchen hatte einmal drei Liebhaber, diese wussten aber nichts voneinander, vielmehr meinte jeder, er sei der alleinige, wahre und wirkliche Geliebte und das Mädchen wolle genau ihn heiraten. Zum Glück sind sie sich auch nie begegnet, denn das Mädchen achtete sehr genau darauf, dass jeder von ihnen sie nur zu einer bestimmten Stunde besuchen durfte und auch dazwischen immer noch genug Zeit war, dass sie einander nicht über den Weg liefen. So durfte jeder Bewerber gleich lang bei der Schönen verweilen und ihren edlen Anblick mit liebeshungrigen Augen anschmachten.

Das lief alles gut so, bis zum Neujahrstag. Unabhängig voneinander kam jeder der Anwärter auf denselben Gedanken: »Heute vor Mittag werde ich zu der Angebeteten gehen und ihr alles Gute und viel Glück für das neue Jahr wünschen.«

So nahm das Verhängnis seinen Lauf, denn am Vormittag trafen alle drei gleichzeitig im Haus des Mädchens ein und aufeinander. Der Schönen war das natürlich gottserbärmlich unangenehm, den drei Werbern um ihre Gunst schwoll auch gleich der Kamm, eifersüchtige Wut wallte auf, noch wurde der Streit mit Worten geführt, aber die Situation drohte zu entgleiten.

Da trat das Mädchen notgedrungen als Schiedsrichterin unter sie und sprach: »Streitet bitte nicht lange herum, sondern zieht hinaus in die Welt. Wer mir von euch dann in einem Jahre ein Geschenk bringt, welches mir am besten gefällt, der soll mein Bräutigam werden.«