Lilani und das Schuppentier - Marion von Vlahovits - E-Book

Lilani und das Schuppentier E-Book

Marion von Vlahovits

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Beschreibung

Auf dem Weg in die Schule rollt der zehnjährigen Lilani ein merkwürdiger Ball vor die Füße. Ein Ball? Das ist seltsam, denn in der Nähe ist niemand, der ihn geworfen oder geschossen haben könnte. Als sie das, was ihr vor die Füße gekullert ist, näher betrachtet, entrollt sich ein Tier, das aussieht wie ein großer Tannenzapfen. So beginnt für Lilani ein aufregendes Abenteuer. Da das schuppige Wesen ihr bis nach Hause folgt, will sie es behalten. Aber der Dorfälteste erwischt Lilani und nimmt ihr das Tier weg. Wird sie es schaffen, gemeinsam mit ihrer neuen Freundin Maria das Pangolin zu retten? Das Schuppentier oder Pangolin ist weltweit das am meisten illegal gehandelte Tier. Das Buch wird in Kooperation mit Maria Diekmann, der Gründerin und Direktorin von Rare & Endangered Species Trust in Namibia veröffentlicht. Die Künstlerin Kerstin Geier lebt in Afrika.

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Seitenzahl: 45

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Inhalt

Kapitel: Lilani entdeckt ein ungewöhnliches Tier

Kapitel: Lilani hat Ärger mit dem Dorfältesten

Kapitel: Lilani trifft eine fremde Frau

Kapitel: Lilani schleicht sich in Zuzas Hütte

Kapitel: Lilani hat Angst um ihren neuen Freund

Kapitel: Lilani und Tulani besuchen Marias Farm

Kapitel: Maria macht gemeinsame Sache mit Zuza

Kapitel: Maria macht Lilani ein Angebot

Kapitel: Ende gut, alles gut

1. Kapitel: Lilani entdeckt ein ungewöhnliches Tier

Lilani seufzte. Viel zu spät brach sie heute zur Schule auf. Weil ihre Mama krank war, hatte sie sich am Morgen noch um Tulani, ihren kleinen Bruder, gekümmert. Zum Glück passte jetzt Tante Tiana auf ihn auf. Sonst hätte Lilani gar nicht mehr in die Schule gehen können.

Lilanis Familie gehört zu den Damara. Diese Volksgruppe lebt im Südwesten Afrikas in Dorfgemeinschaften in zumeist ärmlichen Verhältnissen. Die Damara halten Ziegen und Schafe, außerdem bestellen sie kleine Felder. Viele Männer müssen in den Kupferminen arbeiten. Das bedeutet, dass sie weit wenig von ihren Familien untergebracht sind und nur manchmal nach Hause kommen.

Die meisten Damara leben in Namibia, so auch Lilani. Ihr Dorf liegt ungefähr einen Tagesmarsch entfernt von Otjiwarongo, der nächsten Stadt. Ihre Schule befindet sich in einer größeren Siedlung. Dort werden alle Kinder der umliegenden Dörfer unterrichtet. Einen Schulbus, der die Kinder abholt, gibt es nicht. Deshalb muss Lilani die ganze Strecke zu Fuß gehen. Der Weg dauert etwa eine Stunde.

Die Sonne stand bereits hoch über den Zweigen der Baobabs.

Der Baobab oder Affenbrotbaum ist typisch für das südliche Afrika. Sein dicker Stamm speichert besonders viel Wasser. Seine krummen, verzweigten Äste ähneln einer großen Wurzel. Deshalb sieht der Baum so aus, als ob jemand ihn verkehrt herum in die Erde gesteckt hätte. Seine Früchte ernähren nicht nur Affen und Menschen. Auch Elefanten, Antilopen, Paviane und verschiedene kleine Säugetiere essen gerne davon.

Natürlich hatte der Unterricht bereits begonnen. Sie wollte unbedingt rechtzeitig zur Pause in der Schule sein. Dann gab es dort immer einen warmen Brei. Zu Hause hatte sie noch nichts gegessen. Ihr Magen knurrte laut. Hoffentlich schaffe ich es noch, dachte sie und rannte los. Zwischen niedrigen Sträuchern hindurch folgte sie dem schmalen Trampelpfad.

Doch dann hörte sie etwas: ein Rascheln – direkt neben ihr im Steppengras. Überrascht blieb sie stehen und lauschte angespannt. Wieder raschelte es. Irgendetwas bewegte sich durch das hohe Gras. Vielleicht eine Schlange? Hier in der Gegend gab es viele Schlangen. Manche davon waren so giftig, dass man an dem Biss sterben konnte.

Lilani bewegte sich nicht und hielt die Luft an. Bitte tu mir nichts! betete sie im Stillen. Aus dem Rascheln wurde ein merkwürdiges klickerndes Geräusch. Wie eine Schlange klang es nicht. Was konnte das nur sein? Vorsichtig bog sie das Gras auseinander und spähte zwischen den Halmen hindurch. Sofort wurde es still. Was immer sich da herumgetrieben hatte, wollte wohl nicht entdeckt werden. Kurz entschlossen schlich Lilani weiter. Und dann – sah sie es.

Vor ihr im Gras lag ein brauner Ball, etwa so groß wie der Kopf ihres kleinen Bruders. Komisch, wie kommt der denn hierher?, wunderte sie sich. Etwas verwirrt drehte sie sich in alle Himmelsrichtungen. „Irgendwo muss doch jemand sein, der den Ball geworfen hat“, murmelte sie vor sich hin.

Aber weit und breit war niemand. Neugierig schaute sie sich den Ball etwas genauer an. Er sah anders aus als die Bälle in der Schule. Zwar war er braun wie ein alter Basketball, aber er war nicht glatt, sondern schuppig wie die Blüte der Welwitschia. Jedes Schulkind in Namibia kannte diese Pflanze, obwohl sie nur in der NamibWüste vorkam, denn sie war im Staatswappen abgebildet. Außerdem hatte Lilanis Lehrerin ihren Schülern viele Bilder von der Welwitschia gezeigt.

Was ist das nur für ein komisches schuppiges Ding?, überlegte sie. Wie ist es aus dem Nichts hier gelandet? Ob ich es einfach mitnehmen darf? Schließlich fasste sie Mut, bückte sich und griff mit beiden Händen zu. Das Ding in ihrer Hand war zwar schuppig, aber es fühlte sich nicht unangenehm an.

Da gab der Ball einen Ton von sich, der wie ein leises Schnüffeln klang. Als er sich in ihren Händen bewegte, erschrak sie. „Was bist du denn nur?“, flüsterte sie.

Das Ding drehte sich. Im nächsten Moment schauten zwei kleine Augen zu Lilani auf und musterten sie aufmerksam. Dabei drehte es sich immer weiter.

„Warte, sonst fällst du noch“, sagte sie und setzte es vorsichtig auf den Boden.

Nach und nach entrollte sich der Körper, vier stämmige Beinchen kamen zum Vorschein. Das Tier hatte ungefähr die Größe einer Zebramanguste. Bis auf den Kopf mit der spitzen Schnauze war der gesamte Körper dicht mit Schuppen besetzt. Der Schwanz war ungefähr genauso lang wie der Körper und scheinbar sehr beweglich. Die Hinterbeine sahen aus wie die einer Schildkröte, aber an den Vorderbeinen saßen lange Krallen.

„Hoffentlich kratzt du mich nicht“, meinte Lilani. „Deine Krallen sehen ziemlich scharf aus.“

Im Moment wirkte das Tier jedoch vollkommen friedlich und entspannt. Es lehnte sich an ihre Beine und beschnupperte sie mit seinem lustigen, weichen, spitz zulaufenden Schnäuzchen.

„Hihi“, kicherte sie, „das kitzelt.“ Dann betrachtete sie das Tier genauer. „Du willst bestimmt wieder zu deiner Familie“, überlegte sie laut.

Aber das Schuppentier blieb, wo es war, und schaute von unten zu ihr hoch.

„Ich muss los“, erklärte sie in bestimmtem Ton und drehte sich um. „Ich bin schon viel zu spät dran.“