Lobo - Der Einzelgänger 13: Die Nacht des Bastards - Lee Roy Jordan - E-Book

Lobo - Der Einzelgänger 13: Die Nacht des Bastards E-Book

Lee Roy Jordan

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Beschreibung

Lobo will in einem verschlafenen Nest Proviant kaufen. Als dort der General Store überfallen wird, hält ihn der Rancher Kevin Foster für einen der Räuber. Mit seinen Männern verfolgt er Lobo. Der wird angeschossen. Schwer verletzt rettet er sich auf eine Farm. Die Besitzer dort liegen mit dem Rancher Kevin Foster in einem blutigen Streit um Weideland. Lobo beschließt, den Farmern zu helfen. Ein Kampf ohne Gnade beginnt.

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Seitenzahl: 139

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In dieser Reihe bisher erschienen

4201 Dietmar Kuegler Ausgestoßen4202 Alfred Wallon Caleb Murphys Gesetz4203 Dietmar Kuegler Todesfährte4204 Alfred Wallon Victorios Krieg4205 Alex Mann Schwarze Pferde4206 Dietmar Kuegler Der Galgenbruder4207 Alfred Wallon Ein Strick für Johnny Concho4208 Alfred Wallon Jagd auf Black Horse4209 Alfred Wallon Terror im Johnson County4210 Dietmar Kuegler Trail des Todes4211 Alfred Wallon Kampf um Adobe Walls4212 Will Thompson Das Geheimnis der Broken Bow4213 Lee Roy Jordan Die Nacht des Bastards

Die Nacht des Bastards

Lobo - Der Einzelgänger

Buch 13

Lee Roy Jordan

Dieses Buch gehört zu unseren exklusiven Sammler-Editionen

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Copyright © 2024 BLITZ-Verlag  

Hurster Straße 2a,  51570 Windeck

Titelbild: Mario Heyer unter Verwendung der KI Software Midjourney

Umschlaggestaltung: Mario Heyer

Logo: Mario Heyer

Satz: Gero Reimer

Alle Rechte vorbehalten

www.Blitz-Verlag.de

ISBN: 978-3-7546-2399-2

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Inhalt

Die Nacht des Bastards

Über den Autor

Die Nacht des Bastards

An jenem Morgen, als Lobo nach Buckeye kam, hatte Mister Aaron T. Crabtree nur noch genau zwei Stunden und 53 Minuten zu leben. Es war acht Uhr, als Lobo über die Holzbrücke ritt, die am Nordende der kleinen Stadt den Rattlesnake Creek überspannte. Am Ende der Brücke hockte Charlie Nichols und versuchte seit Sonnenaufgang, einen Katzenfisch zu fangen, den er George Washington getauft hatte. Aber George Washington ließ sich nicht so einfach fangen. Er schnappte sich, was immer Charlie Nichols für ihn am Haken festmachte, und verschwand schließlich mit vollgeschlagenem Bauch im schwarzen Wasser unter den überhängenden Uferböschungen.

Aber Charlie Nichols gab nicht auf. Er versuchte es mit Kuchenteig. Er versuchte es mit Truthahnleber und mit Maiskörnern. Als Lobo auf der Brücke sein Pferd zügelte, war Charlie Nichols gerade dabei, eine Heuschrecke von vorn nach hinten über den Haken zu stülpen. Er blinzelte unter seinem Strohhut hoch, begutachtete kurz die zappelnde Heuschrecke und warf die Angelleine in das seichte Wasser hinaus. Die Heuschrecke machte ein paar ungelenke Schwimmzüge an der Oberfläche, bevor sie im Wasser verschwand.

„Kein Glück?“, fragte Lobo und beugte sich aus dem Sattel.

Charlie blickte auf. Er hatte ein stinkfreches Sommersprossengesicht und grüne Augen. „Mann, mit Glück hat das verteufelt wenig zu tun!“, sagte er und spuckte in hohem Bogen über das Brückengeländer. „Das ist eine Auseinandersetzung zwischen George Washington und mir. Und eines schönen Tages wird er in der Bratpfanne landen. Das ist so sicher, wie dass Kuhscheiße stinkt. Klar, Mann?“

„Glasklar, Mann“, sagte Lobo und wischte sich eine widerspenstige Haarsträhne aus dem sonnengebräunten Gesicht. Mit einer Kopfbewegung deutete er auf die kleine Stadt. „Ist das wirklich Buckeye?“

„Klar ist das Buckeye! Das gottverlassenste Nest westlich vom Mississippi.“ Charlie Nichols kniff die Augen etwas zusammen. „Nicht, dass ich von Haus aus neugierig wäre, Mann, aber wenn ein Fremder hier in dieser Gegend auftaucht, so hat das irgendetwas zu bedeuten. Hier kommt kein Mensch nur zufällig vorbei, Mann. Suchst du was in Buckeye?“

„Nein.“

„Hm. Du bist kein Cowboy?“

„Nein. Ich bin kein Cowboy.“ Lobo zeigte seine Zähne. „Ich bin der beste Katzenfischfischer von Tortilla Flat, und wenn ich dir einen Rat geben dürfte, hättest du George Washington schon heute Abend in der Bratpfanne, Kleiner.“

„Der Teufel ist dein Kleiner, Mann! Ich bin Charlie Nichols, und wenn ich hier mal wegkomme und Zeit kriege, etwas für meinen Ruf zu tun, werd ich mich Buckeye Kid nennen lassen.“

„Buckeye Kid?“ Lobo hatte Mühe, ein Auflachen zu unterdrücken. Er nickte. „Beachtlich, Charlie.“

„Du wirst noch von mir hören, Mann!“, schnappte Charlie. „Buckeye Kid, der Mann mit der linken Blitzhand. Ich bin Linkshänder, Mann.“ Seine Augen hingen am Griff des Revolvers, der aus Lobos Holster ragte. „Bist du gut damit, Mann?“

„Nicht schlecht“, sagte Lobo.

Charlie Nichols nickte. „Wahrscheinlich bist du sogar wirklich gut damit, Mann.“ Seine Blicke glitten abschätzend über Lobo. „Keinen Namen, was?“

„Lobo.“

„Du siehst aus wie ein Halbindianer. Comanche?“

„Pima.“

„Hm. Buckeye ist kein Platz für dich, Mann. Die Leute hier mögen Indianer nicht besonders. Und sie haben Gründe. Vor sieben Jahren wurde das Nest von Lipans überfallen. Es gab dreißig Tote. Ein paar Mädchen und Frauen wurden verschleppt. Seither gibt es Leute hier, die haben Indianerskalps im Wohnzimmer hängen.“

„Solche Leute gibt es überall“, sagte Lobo, und für einen Moment flog ein dunkler Schatten über sein Gesicht. „Ich will nicht in Buckeye bleiben, Charlie. Ich brauche Lebensmittel, und das ist alles.“ Lobo hob die Zügel. „Zieh mal die Leine ein. Ich glaube, du bist deine Heuschrecke los.“

Charlie Nichols zog die Leine ein und war überhaupt nicht überrascht, als der nackte Haken in der Sonne aufblinkte. Lobo lachte und ritt an.

„Heh, Mann, wie ist das mit dem Rat, zum Teufel?“

„Versuch’s mit Stinkkäse, Charlie!“, rief Lobo über die Schulter zurück.

„Bist du sicher, dass das klappt?“

„Absolut, Charlie. Mit Stinkkäse klappt es immer.“

* * *

Es war ein herrlicher Morgen. In den zwei mächtigen Cottonwoods, die den Brunnen auf dem Marktplatz beschatteten, zwitscherten die Vögel. Vor den Adobelehmhütten am Südende der Stadt, dort, wo etwa zwei Dutzend mexikanische Familien wohnten, tanzten ein paar Mädchen im Staub herum und sangen ein Volkslied. Zwei Hunde stritten sich um eine zernagte Holzpuppe, und Jennifer Forbes hüpfte mit tanzenden Zöpfen über die Straße zur Bäckerei, um frische Brötchen fürs Frühstück zu holen.

Buckeye war ein kleines, verschlafenes und ruhiges Nest. Etwa zwei Dutzend Bretterhäuser säumten die ausgefahrene Hauptstraße. Das einzige zweistöckige Gebäude beherbergte den Buckeye Saloon und das Buckeye Boardinghouse. Daneben stand ein kleines rechteckiges Gebäude aus Quaderkalksteinen. Es hatte eine massive Holztür und zwei kleine vergitterte Fenster an der Frontseite. Auf dem Dach wuchs Gras und Kreosot.

Der Generalstore war ein langes Gebäude, rostrot gestrichen, mit überdachter Veranda und drei Türen. Über der mittleren Tür hing ein Schild. BUCKEYE POST OFFICE – SINCE 1862.

Lobo ritt in den Schatten des überdachten Vorbaus. Er zügelte sein Pferd, einen mausgrauen Hengst, den er vor nicht ganz einer Woche einem Wegelagerer am San-Augustin-Pass abgenommen hatte. Der Hengst war ein ausgezeichnetes Tier, kräftig, trittsicher, schnell und ausdauernd.

Er wand die Zügel um den Holm, betrat den Gehsteig und klopfte den Staub von seinem verwaschenen Baumwollhemd. Seine Lippen waren spröde, und er überlegte, ob er nicht zuerst hinüber zum Buckeye Saloon gehen und ein Bier trinken sollte. Vor dem Saloon standen zwei Sattelpferde und ließen die Köpfe hängen. Beide trugen dunkle, blankgewetzte Sättel. Lobo hatte keine Lust, schon am frühen Morgen in irgendeinem lausigen Saloon irgendwelchen lausigen Texascowboys zu begegnen. Er entschied sich deshalb für den Generalstore.

Es war fast dunkel in dem Raum, den Lobo betrat. Vor den Fenstern hingen Vorhänge, die nur wenig Tageslicht einsickern ließen. Lobo blieb in der Tür stehen und wartete, bis sich seine Augen etwas an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Es roch nach Kaffee und nach Leder und nach Tabak. Irgendwo schrie eine junge Katze.

Dann die Stimme einer alten Frau. Krächzend. „Suchst du was, Fremder?“

Lobo sah die Silhouette der Frau hinter dem Ladentisch auftauchen. Schwarz. Nur das Gesicht hell. Fast grau wie kalte Asche. Die Frau trug ein Kopftuch.

„Eigentlich wollte ich Kaffee kaufen. Und Tabak. Vielleicht eine Büchse Bohnen.“ Lobo ging zum Ladentisch, auf dem drei mächtige Glasglocken mit verschiedenfarbigen Kandisstangen standen.

„Hast du Geld?“

„Sicher, Ma’am.“

„Gut. Wenn du Geld hast, kriegst du hier, was du willst.“ Sie kam den Ladentisch entlanggeschlurft. „Kaffee? Wir haben drei Sorten. Wir haben erstklassigen Kaffee, wir haben zweitklassigen Kaffee, und wir haben Zichorienkaffee.“

Lobo verlangte ein Pfund vom zweitklassigen Kaffee, als draußen Schritte aufklangen. Ein Mann betrat den Generalstore. Er trug ein helles Hemd und eine dunkle Hose. Das Auffälligste an ihm war der Blechstern, den er an den Hosenträger geheftet hatte.

„Alles in Ordnung, Molly?“, fragte er sofort und blieb in der Mitte des Raumes zwischen zwei überfüllten Regalen stehen. Lobo konnte schwach erkennen, dass der Mann einen Revolver im Hosenbund trug.

Molly lachte krächzend auf. „Wenn hier was nicht in Ordnung wäre, hättest du es krachen gehört, Aaron“, sagte sie und wog eine Papptüte mit Kaffeebohnen. „Das ist Kaffee für fünfundsiebzig Cents, Fremder“, sagte sie. „Bisschen mehr als ein Pfund.“

„Okay“, sagte Lobo. Er ließ den Mann nicht aus den Augen.

„Foster und Jenkins sind drüben im Saloon“, sagte der Mann mit dem Stern.

„Weiß ich, Aaron“, erwiderte die Frau. „Sag lieber dem Fremden, was das zu bedeuten hat.“

Der Mann hüstelte. Dann kam er auf Lobo zu und tippte an seinen Hut. „Ich bin Aaron T. Crabtree, der Town Marshal von Buckeye.“ Er deutete fast eine kleine Verbeugung an. „Well, ich sah durch mein Fenster, wie Sie in die Stadt ritten. Und da dachte ich mir, dass es Ärger geben könnte.“

Lobo legte den Kopf schief. „So?“

„Ja. Weil, nun, Sie müssen wissen, dass Fosters Mutter vor sechs Jahren von Lipan-Apachen umgebracht wurde. Foster ist der Sohn von William Jackson Foster, der hier in der Gegend die größte Ranch besitzt. Kevin Foster hat während der letzten sechs Jahre dreizehn Indianerskalps erbeutet, und als ich Sie in die Stadt reiten sah, da dachte ich mir, dass es vielleicht Ärger geben könnte.“

Lobo nickte. „Eigentlich wollte ich im Saloon ein Bier trinken, Marshal.“

Die Frau lachte krächzend auf. „Es wäre dein letztes, Fremder. Außer du bist schnell wie der Blitz. Foster und Jenkins, das ist ein übles Gespann, und …“ Sie brach ab. Draußen klangen Hufschläge auf. Reiter, die von Norden her die Straße herunterritten.

Aaron T. Crabtree ging zur Tür. „Reiter“, sagte er. „Fremde.“ Er drehte sich um. „Freunde von Ihnen?“

Lobo schüttelte den Kopf. „Ich bin allein“, sagte er. „Kann ich eine Büchse mit Bohnen kriegen?“

„Eine für sechzig Cents, zwei für einen Dollar. Die sind monatelang haltbar. Die kommen aus Kalifornien von ’ner brandneuen Firma.“

„Okay. Ich nehme zwei.“

Die Hufschläge näherten sich. Aaron T. Crabtree kam in den Store zurück. „Die sehen rauchig aus“, sagte er. „So, als ob sie nirgendwo ein Nest hätten.“

„Vielleicht kriegst du mal Arbeit, Aaron“, krächzte die alte Frau. „Vielleicht kriegst du tatsächlich mal was zu tun.“

Aaron T. Crabtree, Buckeyes Marshal, kriegte plötzlich ein paar rote Flecken in seinem hageren Gesicht. Er griff mit der rechten Hand zum Revolver, der tief in seiner Hose steckte.

„Ich wünschte, man hätte den Job damals Sam gegeben“, sagte er und blickte Lobo beinahe Hilfe suchend an. „Ich bin Schreiner von Beruf und habe das Sägewerk am Oberlauf des Rattlesnake. Falls mir was passiert, möchte ich einen Sarg von meinem eigenen Holz.“

Die Frau stellte die beiden Büchsen auf den Ladentisch, als draußen die Reiter ihre Pferde anhielten.

„Genau vor der Tür!“, flüsterte Aaron T. Crabtree aufgeregt.

„Sonst noch etwas, Fremder?“, fragte die Frau, aber sie blickte nicht Lobo an, sondern zur Tür. Sattelleder knirschte. Dann Schritte auf den Bohlen. Ein raues Auflachen.

Lobo ging geräuschlos bis zur Hintertür. Er hob den Riegel etwas an, versuchte aber nicht, die Tür zu öffnen. Er duckte sich ein bisschen. Dort wo er stand, war der Raum fast dunkel.

Es waren drei Männer, die den Laden betraten. Einer von ihnen nahm den Hut vom Kopf, wischte sich mit dem Halstuch den Schweiß vom Gesicht und zog einen der Fenstervorhänge auf. Grelles Sonnenlicht fiel über den Ladentisch, hinter dem die alte Frau stand.

„Okay, dann wollen wir mal“, sagte der Mann, der den Vorhang aufgezogen hatte. Er drehte sich um und hatte plötzlich einen Revolver in der Hand. In seinem Gesicht hatte sich ein hässliches Grinsen festgegraben. „Lady, das ist kein Spaß! Wir wollen alles Geld, das du hier im Haus hast! Auch den Sparstrumpf! Und du hast genau zwei Minuten, Lady! Mehr nicht. Zwei Minuten!“

Die alte Frau lachte schrill auf.

„Ich habe etwa zehn Dollar in der Ladenkasse und keinen blutigen Cent in meinem Sparstrumpf, ihr Galgenvögel!“ Sie drehte die Kurbel an der Ladenkasse. Es klingelte durchdringend, und die Kassenschublade schnellte auf. „Hier, das ist alles, was ich habe! Und mehr kriegt ihr nicht, auch wenn ihr noch so grimmige Gesichter macht!“

Die drei standen für Sekunden unbeweglich. Sie sahen ziemlich mitgenommen aus. Ihre Hosen waren durchgescheuert. Der jüngste von ihnen, er war noch keine sechzehn Jahre alt, hatte die Ärmel von seinem Hemd getrennt. Dem ältesten fehlten beide oberen Schneidezähne, und der mittlere, ein rothaariger Bursche mit einer Narbe unter dem linken Auge, hatte aufgeplatzte Stiefel an den Füßen. Sie sahen aus, als hätten sie sich seit Wochen nicht mehr gewaschen.

„Heh, du musst einen Sparstrumpf haben, Lady!“, schnappte der älteste. „Alte Ladys haben immer Sparstrümpfe!“

„Ich habe etwa achtzehntausend Dollar Vermögen auf der First National Bank in El Paso, ihr Schufte. Und davon kriegt ihr keinen blutigen Cent!“ Sie lachte heiser auf. „Da macht ihr aber Gesichter, was?“

„Alte Nutte!“, knurrte der Rothaarige mit der Narbe. „Du alte, abgetakelte Nutte!“ Er zog seinen Revolver, ging zur Kasse und riss die Schublade heraus. „Da sind wirklich nur ein paar gottverdammte Bucks drin, Jim!“, schrie er.

Die Alte lachte krächzend. „Ihr habt euch die falsche Stadt und den falschen Laden ausgesucht, ihr Hundesöhne!“

Der Rothaarige fuhr herum, holte mit dem Revolver aus und zog ihr den Lauf durch das faltige Gesicht. Die Alte taumelte rückwärts und prallte mit rudernden Armen gegen die Holzwand. Blut spritzte aus einer Platzwunde in ihrem Gesicht. Sie kreischte und schrie und taumelte von der Wand weg. „Raus!“, brüllte sie. „Raus, ihr Hundesöhne!“

Lobo sah das große Fleischermesser, das auf dem Tisch lag. Und obwohl die Alte vom Blut fast geblendet war, fand ihre rechte Hand den schwarzen Holzgriff des Messers. Sie fuhr herum, schwang ihren Arm zurück und drang mit dem Messer auf den Rothaarigen ein, der zwei Schritte zurückwich und Aaron T. Crabtree schräg hinter sich hatte.

Lobo hörte den Rothaarigen fluchen. Der jüngste von ihnen schrie: „Los, wir hauen hier ab!“ Im selben Moment glaubte wohl Aaron T. Crabtree, er müsste etwas für sein Image als Town Marshal tun, und er kam auf die blödsinnige Idee, den alten Navy Colt aus dem Hosenbund zu ziehen. Es gelang ihm sogar noch, den Hammer zu spannen. Dann aber war Aaron T. Crabtree die längste Zeit Town Marshal von Buckeye gewesen, denn der Mann, dem die Schneidezähne fehlten, zog und feuerte gleichzeitig mit Aaron T. Crabtree, dessen Kugel eine goldgerahmte Falk-&-Schlitz-Bierreklame von der Wand riss.

Lobo sah, wie Aaron T. Crabtree von der Kugel herumgestoßen wurde. Crabtree verlor den Boden unter den Füßen, prallte hart gegen den Ladentisch und sackte neben einem Mehlfass zusammen.

Fast gleichzeitig mit ihm bekam die alte Frau eine Kugel aus dem Revolver des Rothaarigen. In das Echo der Schüsse hinein schrie der Junge: „Weg hier, Jesus Christus! Weg hier!“

Und er rannte mit gezogenem Revolver zur Tür. Lobo wartete, bis der mit den fehlenden Schneidezähnen draußen war. Der Rothaarige war der Letzte, und die Letzten werden meistens gebissen. Als er nach einem Blick durch den Raum die Bewegung im Schatten sah und seinen Revolver herumschwenkte, hob Lobo seinen Army Colt und feuerte. Die Kugel traf den Rothaarigen in die Brust, und er flog förmlich auf den Gehsteig hinaus.

Lobo riss die Hintertür auf, sprang aus dem Laden und rannte um das Haus herum. Als er die Hauptstraße erreichte, sah er die beiden Banditen die Straße hinuntergaloppieren. Der Junge saß auf Lobos Grauen. Sein Pferd, ein staubbedeckter Palomino, stand am Holm vor dem Store.

Lobo überlegte keine Sekunde. Er löste die Zügel, sprang in den Sattel des Palominos und gab ihm die Absätze. Der Palomino jagte davon und passierte den Buckeye Saloon, als die Schwingtür aufflog und zwei Männer auf die Straße stürzten. Sie feuerten beide sofort mit ihren Revolvern. Lobo spürte, wie eine Kugel an seiner rechten Schulter zupfte. Eine andere streifte den Palomino am Hals. Dann war Lobo außer Reichweite der Revolver und erreichte etwa dreihundert Yards hinter den beiden fliehenden Banditen die Brücke, wo Charlie Nichols an den Weidenbüschen kauerte und vergaß, dass er eigentlich in der Stadt Stinkkäse hatte holen wollen.

* * *

Kevin Foster war vierundzwanzig Jahre alt, sah aber um einiges älter aus. Das hagere Piratengesicht war von einigen scharfen Falten gezeichnet. Er hatte wasserhelle Augen und pechschwarzes Haar, und man kannte ihn überall in der Gegend als einen Heißsporn mit flinken Fingern.

Kevin Foster arbeitete wie seine beiden Brüder Doug und Rick auf der Ranch seines Vaters. Es gab zwar Leute, die behaupteten, er würde sich kaum je den mittleren Monatslohn eines Cowboys verdienen können, da er Schwierigkeiten hätte, eine Milchkuh von einem Zuchtbullen zu unterscheiden. Das stimmte nicht ganz, denn Kevin Foster war immerhin ein ausgezeichneter Broncobuster, und viele der weithin bekannten Foster-Pferde waren von ihm ein- und zugeritten worden.