London Lovers - Gefährliche Küsse - Sandra Henke - E-Book
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London Lovers - Gefährliche Küsse E-Book

Sandra Henke

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Beschreibung

Liebe ist ein gefährliches Spiel: »London Lovers – Gefährliche Küsse« von Sandra Henke, der deutschen »Queen of Romance«, als eBook bei dotbooks. Nur wer seine Grenzen überschreitet, kann wahre Freiheit finden … Die Schriftstellerin Paula ist für ihre erotischen Liebesromane bekannt – auch wenn sie weit weniger über das prickelnde Spiel von Dominanz und Unterwerfung weiß, als ihre Leserinnen glauben lässt. Nun ist ihr ausgerechnet der überaus attraktive Reece Davies auf die Schliche gekommen, ein waschechter Earl und Gründer eines Gentleman Clubs, der im mondänen Brambly House jene Träume wahr werden lässt, über die niemand in der Öffentlichkeit sprechen würde. Mit seinem charmanten Raubtier-Lächeln fordert er Paula heraus: Ist sie mutig genug, um sich ihm voll und ganz auszuliefern – und so eine Leidenschaft zu erleben, die sie nie für möglich gehalten hätte? Jetzt als eBook kaufen und genießen: In »Gefährliche Küsse« dem zweiten Band ihrer Trilogie »London Lovers«, verwebt Bestsellerautorin Sandra Henke Romantik und prickelnde Erotik zu einem sinnlichen Lesevergnügen. Wer liest, hat mehr vom Leben! dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 425

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Über dieses Buch:

Nur wer seine Grenzen überschreitet, kann wahre Freiheit finden… Die Schriftstellerin Paula ist für ihre erotischen Liebesromane bekannt – auch wenn sie weit weniger über das prickelnde Spiel von Dominanz und Unterwerfung weiß, als ihre Leserinnen glauben lässt. Nun ist ihr ausgerechnet der überaus attraktive Reece Davies auf die Schliche gekommen, ein waschechter Earl und Gründer eines Gentleman Clubs, der im mondänen Brambly House jene Träume wahr werden lässt, über die niemand in der Öffentlichkeit sprechen würde. Mit seinem charmanten Raubtier-Lächeln fordert er Paula heraus: Ist sie mutig genug, um sich ihm voll und ganz auszuliefern – und so eine Leidenschaft zu erleben, die sie nie für möglich gehalten hätte?

Über die Autorin:

Sandra Henke, geboren 1973, gehört zu den Autorinnen, die sich nicht auf ein Genre beschränken, sondern ihre Leserinnen auf die unterschiedlichste Art begeistern – mit großen Liebesgeschichten, mit »Paranormal Romance« und erotischer Literatur. Unter dem Namen Laura Wulff veröffentlicht Sandra Henke außerdem erfolgreich Thriller. Sie lebt, glücklich verheiratet, in der Nähe von Köln. Mehr Informationen finden sich auf den Websites der Autorin (www.sandrahenke.de), auf Facebook (www.facebook.com/sandra.henke.autorin) und auf Instagram (www.instagram.com/sandra.henke.liebesromane).

Bei dotbooks veröffentlichte Sandra Henke die Hot-Romance-Romane »Jenseits aller Tabus«, »Flammenzungen«, »Die Maske des Meisters«, »Opfer der Lust«, »Loge der Lust«, »Lotosblüte« und »Gebieter der Dunkelheit«,

die Trilogie »London Lovers – Geheime Verführung«, »London Lovers – Gefährliche Küsse«, »London Lovers – Verbotene Gefühle«

und die Contemporary-Romance-Highlights »Wo mein Herz dich sucht«, »Wer mein Herz gefangen nimmt«, »Wenn mein Herz dich findet« und »Was mein Herz sich wirklich wünscht«

sowie den Sammelband »Fürstenkuss«, der die romantischen Romane »Verbotene Küsse«, »Prinzessin unter falschem Namen« und »Obwohl ich dich nicht lieben wollte« vereint.

Unter dem Namen Laura Wulff veröffentlichte Sandra Henke bei dotbooks die Thriller »Leiden sollst du«, »Nr.13« und »Opfere dich«.

Gemeinsam mit Kerstin Dirks verfasste Sandra Henke außerdem die erotische Trilogie über die Vampirloge Condannato, die ebenfalls bei dotbooks erschienen ist: »Die Condannato-Trilogie – Erster Band: Begierde des Blutes«, »Die Condannato-Trilogie – Zweiter Band: Zähmung des Blutes« und »Die Condannato-Trilogie – Dritter Band: Rebellion des Blutes«

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Originalausgabe Juni 2022

Copyright © der Originalausgabe 2022 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Redaktion: Michelle Landau

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von shutterstock.com

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)

ISBN 978-3-98690-284-1

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Sandra Henke

LONDON LOVERS –Gefährliche Küsse

Roman

dotbooks.

Kapitel 1

Wäre ihr Schwarm Reece Davies nicht in die Buchhandlung Heart of Soho gekommen, hätte Paula ihre Lesung als totales Desaster bezeichnet.

Die meisten Stühle waren leer geblieben. Nur vier Zuhörer hatten sich eingefunden. Eine junge Frau war speziell wegen ihr gekommen und hatte als Begleitung ihre Schwester mitgebracht. Ein leicht angetrunkenes Paar, das die Finger nicht voneinander lassen konnte, war, ihrem anzüglichen Grinsen nach zu urteilen, von dem Begriff erotisch auf dem Plakat im Schaufenster in den Buchladen gelockt worden.

Abgesehen davon waren natürlich auch Maddy, Jared und Luke gekommen und nahmen nun mit etwas Abstand zueinander Platz. Paula sah ihren verlegenen Gesichtern an, dass sie sich aufgeteilt hatten, damit die Reihen voller wirkten. Catherine Oaks saß bereits, die 70-Jährige war gerade erst aus der Rehaklinik entlassen worden und schonte ihr operiertes Knie, wo sie nur konnte.

Madeleine Float, von allen Maddy genannt, war Paulas beste Freundin und die Geschäftsführerin der Buchhandlung, die ihrem Freund Jared Anderson gehörte.

Paula hatte im Vorjahr hier auch die Lesung für ihre Erstveröffentlichung Ungezähmte Leidenschaft – Zur Gefährtin erwählt gehalten, als der Laden noch Mrs Oaks gehört hatte. Die Veranstaltung war ein voller Erfolg gewesen. Einige Leser hatten sogar stehen müssen, weil es nicht genug Sitzplätze gab. Paula hatte an jenem Abend eine beachtliche Menge Bücher verkauft und signiert.

Damals hatte sie sich als Romanautorin das erste Mal wirklich ernst genommen gefühlt. Bis dahin hatten Selbstzweifel an ihr genagt, weil alle großen britischen Verlage ihr Manuskript über einen dominanten sexy Werwolf und seine devote menschliche Geliebte abgelehnt hatten. Also hatte sie mutig ihr Schicksal in die eigene Hand genommen und die prickelnde Liebesgeschichte als Print-on-demand-Taschenbuch und eBook selbst herausgebracht. Das große Interesse an ihrem ersten Roman hatte sie darin bestätigt, diese Strategie weiterzuverfolgen.

Paula war davon überzeugt gewesen, dass ihre Leser wiederkommen würden, wenn sie die Fortsetzung Ungezähmte Leidenschaft – Die Fährte des Schicksals vorstellte, aber diese Annahme erwies sich nun als falsch. Dabei hatte Maddy die Buchvorstellung extra in den April verlegt. Eigentlich hatte sie bereits im Dezember stattfinden sollen, aber schon da hatte es kaum Anmeldungen gegeben, obwohl ihre Freundin kräftig die Werbetrommel für sie gerührt hatte.

»Das liegt nicht an dir«, hatte Maddy sie beruhigt, »sondern daran, dass im Advent einfach zu viele Veranstaltungen stattfinden und sich gegenseitig Konkurrenz machen. Was hältst du davon, wenn wir deinen großen Abend ins Frühjahr verschieben?«

Paula hatte zu bedenken gegeben: »Aber das Datum der Lesung steht auf allen Flyern, die ich verteilt habe.«

»Ich weiß, dass du es kaum erwarten kannst, deine Neuerscheinung zu präsentieren, aber ich halte es wirklich für besser, die Buchvorstellung zu verschieben. Im Winter bleiben viele Menschen lieber zu Hause. Sobald der Frühling kommt, es länger hell ist und die Temperaturen steigen, werden sie wieder unternehmungslustiger«, hatte Maddy argumentiert und sie damit am Ende überzeugt.

Paula hatte zugestimmt und war voller Hoffnung gewesen. Nun, da sie sich tapfer in den Ohrensessel setzte – ein Flohmarktfund von Mrs Oaks, wie die meiste Ausstattung der Heart of Soho – und ihrem achtköpfigen Publikum die ausgewählten Kapitel vorlas, war sie sehr enttäuscht. Das Desinteresse lag anscheinend nicht am Wetter oder an Konkurrenzveranstaltungen, sondern eben doch an ihr. Ihr erster Roman hatte den Lesern nicht gefallen, das musste es sein. Aber woran mochte das liegen?

Dachten die Leser vielleicht, dass die Liebesgeschichte der Protagonisten in Band eins abgeschlossen war, und sahen kein Potenzial für eine Fortsetzung? Oder fanden sie die beiden Helden nicht sympathisch genug, um noch mehr Zeit mit ihnen verbringen zu wollen? Oder hatte die Handlung sie nicht gefesselt? Hatten die meisten den Roman am Ende sogar abgebrochen? Diese Vorstellung versetzte Paula einen Stich. Sie war ratlos.

Mitunter wirkten Texte ja auch stärker, wenn sie lebhaft vorgetragen wurden, und Paula hielt sich für eine gute Vorleserin. Sie war zudem nicht auf den Mund gefallen und konnte die Menschen unterhalten. In diesem Moment merkte man ihr das jedoch nicht an.

Das geringe Interesse an ihrem neuen Werk machte sie traurig, und das Grübeln darüber, warum kaum Leser erschienen waren, lenkte sie ab. Steif saß sie vor den fast leeren Stuhlreihen und trug die Zeilen hölzern vor. Und das ausgerechnet vor Reece Davies! Dabei wollte sie doch vor ihm glänzen.

Die erotischen Textstellen, die sie herausgesucht hatte, sollten ihn erregen. Er sollte sie als erfolgreiche Romanautorin wahrnehmen und sich zu ihr hingezogen fühlen. Sie wollte ihn begeistern und faszinieren, doch das tat sie im Moment bestimmt nicht.

Paula selbst fand ihren Auftritt schrecklich. Darum sackte sie immer tiefer im Sessel zusammen und versuchte vergeblich, sich hinter ihren espressobraunen, schulterlangen Locken zu verstecken.

Reece war der einzige Zuhörer, der stehen geblieben war. Mit verschränkten Armen lehnte er gegen eine der Säulen, die mit dunklem Mahagoni verkleidet war, ebenso wie die Zimmerdecke, was der Buchhandlung ihren bezaubernden rustikalen und im positiven Sinne antiquierten Charme verlieh.

Er starrte sie mit undurchdringlichem Blick an. Dachte er gerade, was für eine Verliererin sie doch war? Bereute er es, extra wegen ihr nach Soho gekommen zu sein? Eine Sahneschnitte wie er hatte bestimmt Besseres zu tun.

In seinem marineblauen Sakko, seinem weißen Poloshirt und der Jeans sah er wie so oft aus, als käme er gerade vom Segeln. Seine Kleidung wirkte lässig, und er trug keine Namen exklusiver Modemarken zur Schau, doch seine aufrechte Haltung und die Souveränität, die jede seiner Bewegungen ausdrückte, ließen erahnen, dass er aus gutem Hause kam.

Seine Selbstsicherheit wirkte nicht arrogant, sondern natürlich. Er strahlte dieselbe anziehende Überlegenheit aus, die Paula ihren dominanten Romanhelden auf den Leib schrieb. Darum war sie letztes Jahr auch auf ihn aufmerksam geworden. Seitdem träumte sie häufig von ihm, nicht selten mit offenen Augen. Paulas Körper kribbelte angenehm.

Als sie ihr Tablet, von dem sie abgelesen hatte, ausschaltete und den Applaus ihrer wenigen Zuhörer entgegennahm, wäre sie am liebsten in Tränen ausgebrochen, doch sie rang sich tapfer ein Lächeln ab.

Das beschwipste Liebespaar verließ die Buchhandlung sofort, während die junge Frau, Paulas einziger Fan, ein Taschenbuch kaufte und es signieren ließ. Ihre Begleitung erstand kein Exemplar, sondern sagte, sie würde sich das ihrer Schwester ausleihen.

Mit Magenschmerzen dachte Paula daran, dass Maddy sie auf den Werbeflyern vollmundig als Paula Bennett, der neue Stern am Londoner Literaturhimmel angekündigt hatte. Mit dem Umsatz, den sie an diesem Abend gemacht hatte, konnte sie sich drüben in der Carnaby Street nicht mal einen Kaffee leisten.

Dass sich Maddy, Jared und Mrs Oaks mehrere Exemplare signieren ließen, für sich selbst und um sie zu verschenken, machte die Situation auch nicht besser. Immerhin kaufte Jareds Freund, Luke Marshall, gleich einen ganzen Stapel Bücher. Er hatte Anfang des Jahres eine Agentur eröffnet, die dominante Callgirls und Callboys vermittelte, und wollte jedem seiner Mitarbeiter damit eine Freude machen. Aber selbst Reece musste klar sein, dass ihre Freunde ihr die Taschenbücher nur aus Mitleid abnahmen.

Paula schwärmte schon lange aus der Ferne für ihn, hatte sich aber bisher noch nicht getraut, ihn anzusprechen. Das sah ihr gar nicht ähnlich, denn eigentlich war sie aufgeschlossen und kess, doch sein Selbstvertrauen schüchterte sie ein.

Maddy hatte ihn gefragt, ob er zur Lesung kommen wollte, und zu Paulas Überraschung hatte er zugesagt. Doch statt ihren Erfolg mitzuerleben, war er Zeuge geworden, wie ihr großer Traum, mit ihrem zweiten Roman richtig durchzustarten, zerplatzte.

Maddy brachte ihr ein Glas Sekt. Zuerst wollte Paula es ablehnen, weil es nichts zu feiern gab, doch dann kippte sie aus Frust die prickelnde Flüssigkeit in einem Zug runter. Über ihre Champagnerflöte hinweg sah sie, dass Reece sich mit Jared und Luke unterhielt. Sie wirkten vertraut, dabei war Reece doch bloß ein langjähriger Kunde der Heart of Soho. Woher mochten sich die Männer kennen?

Plötzlich kam ihr in den Sinn, was ihre Mutter ihr früher stets gesagt hatte: »Mach das Beste aus jeder Situation.«

Paula konnte an diesem Abend zwar keine neuen Leser gewinnen, aber immerhin war Reece Davies hier. Bisher war sie zu befangen gewesen, um ihn anzusprechen, doch damit war jetzt Schluss. Immerhin war er zu ihrer Lesung erschienen, das musste doch etwas zu bedeuten haben. Zudem war der Alkohol ihr zu Kopf gestiegen, weil sie zu schnell getrunken hatte, und das machte sie mutig.

Mit zittrigen Beinen nahm sie zwei Gläser Sekt und ging zu Reece hinüber. Sie reichte ihm eine der Champagnerflöten, zeigte auf den Büchertisch, der immer noch voll hoher Stapel war, und riet ihm ironisch: »Greif besser schnell zu, sonst sind alle Taschenbücher weg. Wie du siehst, stürzen sich meine Fans darauf.«

»Nein, danke.« Sein Blick glitt über ihr enges schwarzes T-Shirt, auf dem in Pink Großstadtgöre geschrieben stand.

Ihre Brustspitzen wurden hart und zeichneten sich bestimmt durch den Stoff ab. Verlegen sah Paula Jared und Luke hinterher, die sie mit Reece allein ließen und zu Maddy und Catherine Oaks hinübergingen, und überlegte, ob sie lieber eine Bluse hätte anziehen sollen. So gut gekleidet, wie Reece war, fand er vielleicht, dass so ein T-Shirt zu jugendlich für eine 24-Jährige war. »Dann liest du meinen Roman lieber als eBook?«

Er schwenkte sein Glas so elegant, als würde es sich bei der Flüssigkeit darin um teuren alten Rotwein handeln. »Ich habe ein Faible für antiquarische Bücher. Paranormal Romance ist nicht mein Genre.«

Überrascht fragte sie: »Warum bist du dann zu meiner Lesung gekommen?«

»Wegen dir«, antwortete Reece, ohne zu zögern. Er führte die Champagnerflöte an seinen Mund, strich mit dem Rand des Glases über seine Unterlippe und nippte dann an dem goldgelben Getränk.

Paulas Herz drohte aus ihrem Brustkorb zu hüpfen. Ungläubig wiederholte sie: »Wegen mir?«

»Jedes Mal, wenn ich dich in der Heart of Soho sehe, ziehst du mich mit deinen schönen braunen Augen aus. Dass du Erotikromane schreibst, hat mich neugierig auf dich gemacht, denn ich liebe ausgelassenen Sex. Du gibst dich schüchtern, aber ich glaube, dass du es in Wahrheit faustdick hinter den Ohren hast. Liege ich mit meiner Vermutung richtig?« Er musterte sie von der Hüfte abwärts.

Ihr Schritt kribbelte. Unter ihrem schwarzen Minirock trug sie ein weißes Höschen mit dem Spruch Go wild!. Es war bereits ganz feucht. »Erwartest du ernsthaft eine Antwort auf diese Frage?« Warum klang sie nur so atemlos, wenn sie mit Reece sprach?

»Nein, denn Worte können lügen, auf körperliche Reaktionen ist mehr Verlass.« Er strich über ihren nackten Arm und lächelte anzüglich, als sie eine Gänsehaut bekam.

»Dann willst du diese Unterhaltung nonverbal fortsetzen?«, gab sie flirtend zurück. Was hatte sie schon zu verlieren?

Er zog eine Braue hoch. »Wieso diese ganzen Fragen? Ist es nicht eigentlich so, dass das Publikum nach einer Buchvorstellung Fragen stellt und die Autorin antwortet?«

»Das stimmt, aber eine Fragerunde war heute leider überflüssig.« Sie sah auf ihre schwarzen Pumps, die sie wenigstens ein bisschen größer machten. Reece überragte sie trotzdem um einen Kopf.

Einfühlsam sagte er: »Es tut mir leid, dass so wenig Leute gekommen sind.«

»Das muss am Wetter liegen. Heute war es für April zwar ungewöhnlich warm, aber jetzt am Abend ist es frisch geworden. Da zieht es alle nach Hause.« Weil er ein skeptisches Brummen von sich gab, suchte sie nach weiteren Ausreden. »Und heute findet im O’Neill’s auf der Carnaby Street ein Irish-Folk-Konzert statt. Und im Oslo tritt eine bekannte Indie-Band auf. Nach dem verregneten Winter wollen viele lieber ihre aufgestaute Energie abtanzen, als auf einer Lesung still zu sitzen.«

»Ich befürchte, dein schmales Publikum hat einen anderen Grund«, sagte er behutsam.

Wusste er mehr als sie? Fand irgendwo eine Großveranstaltung statt? »Ach ja?«

»Schon wieder eine Frage.« Seine Feststellung klang wie eine Warnung.

»Tut mir leid, aber ich würde wirklich gern wissen, was du damit meinst.« Sie seufzte. »Bei meiner ersten Lesung ist die Heart of Soho fast aus allen Nähten geplatzt, und so gut wie jeder hat einen signierten Roman von mir gekauft. Ich hatte erwartet, dass ein Großteil der Besucher wiederkommen würde.«

Sanft äußerte Reece die Vermutung: »Dann hat dein Erstlingswerk sie wohl nicht überzeugt.«

»Bist du immer so schonungslos ehrlich?« Paula war nicht gekränkt, denn er sprach nur die Wahrheit aus, aber sie verspürte einen Stich im Brustkorb. Denn ihr großer Traum, vom Schreiben leben zu können, lag in Scherben vor ihr.

Er schnalzte tadelnd mit der Zunge. »Schon wieder eine Frage.«

»Sorry«, beeilte sie sich zu sagen und wusste gar nicht, warum sie sich entschuldigte. Vielleicht weil da dieses Knistern zwischen ihnen in der Luft lag. Vielleicht führte aber auch sein selbstsicheres Auftreten dazu, dass sie verbal vor ihm in die Knie ging.

Reece neigte sich zu ihr und kündigte ruhig, aber bestimmt an: »Sollte dir das noch ein einziges Mal passieren, werde ich dir in die Brustwarze kneifen, um dich zu bestrafen.«

Sie glaubte, sich verhört zu haben. Ihre Wangen brannten. »Das würdest du nicht wagen.«

»Teste mich und stell eine weitere Frage!« Herausfordernd lächelte er sie an und richtete den Oberkörper wieder auf.

Paula spähte verlegen zu Maddy und den anderen hinüber. Glücklicherweise waren sie zu weit weg, um ihr Gespräch mit Reece hören zu können. »Meine Freunde würden das doch mitbekommen.«

»Wären wir beide allein, wäre es für dich also in Ordnung, wenn ich dich bestrafen würde?« Er ließ sie nicht aus den Augen, als er einen Schluck von seinem Sekt nahm.

Sie stammelte: »Das habe ich nie … So meinte ich das … Ich würde gern hören, was du zu Ungezähmte Leidenschaft – Die Fährte des Schicksals denkst.«

»Meine Kritik könnte dir wehtun«, warnte er sie.

»Nur zu«, forderte sie ihn beherzt auf, aber ihr Puls beschleunigte sich. »Ich halte einiges aus!«

»Ach ja? Welche Erfahrungen hast du denn schon mit Lustschmerz gemacht?«, fragte er anzüglich.

Paula verschluckte sich an ihrem eigenen Speichel. Rasch trank sie einen Schluck Sekt. Die Flüssigkeit prickelte in ihrem Mund, was sie in diesem Moment zum ersten Mal erotisch fand. Sie wusste, dass das an Reece lag. »Könntest du bitte etwas leiser sprechen?«

Er tat ihr den Gefallen und dämpfte seine Stimme. »Wie gut kennst du dich wirklich mit Dominanz und Unterwerfung aus?«

»Es geht hier doch nicht um mich, sondern um meinen Roman«, wiegelte sie ab und schwenkte nervös die Champagnerflöte hin und her.

»Du kannst nur glaubhaft über ein Thema schreiben, wenn du Ahnung davon hast«, sagte er bestimmt.

»Ich muss keinen Mord begehen, um einen Krimi zu verfassen«, wandte sie ein und blinzelte ihn triumphierend an.

Er ging jedoch gar nicht darauf ein, sondern warf ihr geradeheraus vor: »Ich unterstelle dir mal, dass du die Art von Lust, wie du sie in deinen Romanen beschreibst, selbst noch nie erlebt hast.«

Empört schnappte Paula nach Luft. Ausweichend antwortete sie: »Natürlich nicht, weil Gestaltwandler nicht existieren.«

»Ich rede vom Sex, nicht von der Handlung.« Reece ließ sich von ihrem Ablenkungsmanöver nicht beirren. »Die Sub in deinem Roman sagt zum Helden, dass sie den Lustschmerz nur für ihn erträgt, aber das allein reicht als Motivation nicht aus. Sie sollte von einer Züchtigung auch geil werden, sonst halte ich das für bedenklich.«

Sie protestierte: »Aber das wird sie doch.«

»Ja, aber nur dann, wenn er sie streichelt oder vögelt. Quält er sie lustvoll, sieht sie ihr Stillhalten nur als Liebesbeweis. Das sollte nicht so sein. In meinen Augen ist sie devot, aber nicht masochistisch«, stellte er klar. »Du jedoch setzt das gleich, was falsch ist. Deine Heldin ist nicht lebensecht.«

»Wie kannst du …?« Sie schluckte die restlichen Worte herunter und hob schützend die Hände vor ihre Brüste. »Ich habe die Frage nicht ausgesprochen, sie zählt also nicht.«

Reece lachte sinnlich, dann wurde er wieder ernst. »Dein Held ist auch nicht lebensecht. Er ist fehlerlos und schön, aber auch hart und kalt wie die Skulptur eines griechischen Gottes.«

»Gibst du etwa Schreibkurse?«, fragte sie spitz.

»Nein, aber ich bin selbst dominant. Ich habe meine erste Frau unterworfen, als ich neunzehn war, das ist jetzt gut zehn Jahre her.« Sein Blick wurde intensiver. »Und jetzt streck mir deinen Busen entgegen, damit ich dich wie versprochen bestrafen kann, denn in deinem Satz kam gerade schon wieder ein Fragezeichen vor.«

»Wir sind hier aber nicht in einer Session«, wandte Paula aufgeregt ein. Ihr Herz schlug stürmisch in ihrem Brustkorb. Sie wünschte sich, sie hätte den Schneid, an ihn heranzutreten und ihre Strafe demütig entgegenzunehmen, denn die Vorstellung erregte sie ungemein. Doch sie traute sich nicht.

»Bist du dir da sicher?« Seine Stimme klang plötzlich dunkler und rauer.

Nein, war sie nicht, darum schwieg sie. Woher sollte sie wissen, wie sich eine Session anbahnte? In der Beziehung war sie vollkommen unerfahren. Reece hatte sie durchschaut. Das faszinierte sie, und sie fühlte sich von ihm verstanden, aber es machte ihr auch ein wenig Angst. Je gläserner sie für ihn war, desto mehr Macht hatte er über sie.

Maddy rief ihr kurz zu, dass sie, Jared und Luke Catherine zur Tür bringen würden. Die vier gingen zum Ausgang, sodass Paula und Reece allein im hinteren Bereich der Buchhandlung zurückblieben. Paula hatte das starke Gefühl, dass Maddy, die von ihrer Schwärmerei für Reece wusste, das absichtlich eingefädelt hatte.

»Du nimmst mir das nicht ab, oder?« Anscheinend erwartete er keine Antwort von ihr, denn er fuhr fort: »Ich kenne Jared und Luke flüchtig aus der Londoner BDSM-Szene. Du kannst sie gern nach mir und meiner erotischen Vorliebe, Frauen zu unterwerfen, fragen.«

»Ich glaube dir.« Kein Wunder, dass sie sich von Anfang an zu Reece hingezogen gefühlt hatte. Er war der erste Dominus, den sie kennenlernte. Das machte sie nervös, und ihre Aufregung stieg ins Unermessliche.

Paula verspürte schon lange den Wunsch, sich der starken Führung eines Mannes zu fügen, aber sie lebte diese dunkle Seite der Lust nur in ihrer Fantasie und in ihren Büchern aus. Sie hatte sich erst letztes Jahr ihrer besten Freundin Maddy anvertraut, nachdem sie erfahren hatte, dass Maddy und Jared BDSM-Sex praktizierten. Das hatte sie zusammengeschweißt.

Ihr Körper reagierte viel heftiger auf Reece als auf jeden anderen Mann zuvor. Sie nahm ihren pochenden Puls zwischen ihren Beinen wahr. Ihre Nippel waren so stark erigiert, dass sie spürte, wie der Stoff ihres BHs darüber rieb. Alles war intensiver, seit sie mit Reece zusammenstand und diese prickelnde Unterhaltung führte. Der Sekt schmeckte süßer. Sie roch Reece’ Aftershave, als würde er dicht vor ihr stehen, und es weckte Assoziationen von klarem Wasser und frischer Seeluft in ihr.

Als sie nun einen Schluck von ihrem Sekt nahm und das Glas ihre Lippen berührte, stellte sie sich vor, es wäre Reece’ Mund. War er ein guter Küsser? Küssten dominante Männer ihre Liebesdienerinnen überhaupt, oder vermieden sie es, weil sie sich damit auf eine Stufe mit ihrer Sub stellen würden? Reece hatte recht, sie wusste nicht wirklich, was bei einer BDSM-Session vor sich ging.

Vielleicht merkten ihre Leser ihren Romanen das an und waren deswegen enttäuscht. Sie recherchierte zwar viel und hatte eine lebhafte Fantasie, aber das war nicht dasselbe, wie beim Schreiben auf eigene Erfahrungen zurückzugreifen. Waren ihre Figuren wirklich so wenig authentisch? Hatte sie Dominanz und Unterwerfung nicht glaubhaft beschrieben? Hatte sie darum die Leser nicht überzeugen können?

Paula wollte keinesfalls, dass Reece sie für ein Mauerblümchen hielt. Trotzig reckte sie ihr Kinn vor. »Nur um eins klarzustellen, ich bin kein Kind von Traurigkeit.«

Er lachte leise. »Das glaube ich auch nicht, aber die Frage ist doch, ob du dich auch mit BDSM auskennst.« Sinnlich fuhr er mit dem Zeigefinger über den Rand seines Glases.

»Ich wurde schon gefesselt«, berichtete sie stolz und dachte zurück an den süßen Jamie, mit dem sie sich in ihrer Sturm-und-Drang-Zeit regelmäßig zum Vögeln getroffen hatte.

Reece’ Augen weiteten sich neugierig. »An ein Andreaskreuz, einen Pranger oder an einen Sklavenstuhl?«

»Nur ans Bett.« Paula ahnte, dass es nicht das war, was er hören wollte.

Er schnaubte. »Bestimmt mit Plüschhandschellen.«

»Mit einem Schal«, gestand sie ihm. Jamie und sie waren sich jung und wild vorgekommen, doch Reece führte ihr vor Augen, wie harmlos ihre Fesselspiele damals mit achtzehn gewesen waren.

Er lächelte müde. »Für einen echten BDSMler wie mich zählt das noch zu Blümchensex.«

»Mir wurde auch schon mal der Hintern versohlt«, platzte Paula hilflos heraus. Das Spanking war ihr Wunsch gewesen, und Jamie hatte ihn ihr erfüllt, aber es hatte sie beide nicht so sehr erregt, wie Paula erwartet hatte. Wahrscheinlich hatte sie nur den falschen Mann darum gebeten. Jamie war nicht wirklich dominant gewesen.

»Mit einem Flogger, einer Peitsche oder einem Rohrstock?«, fragte er skeptisch.

Sie hatte gedacht, sie hätte schon einiges an schmutzigem Sex erlebt, aber nun, da sie mit Reece über ihre Erfahrungen sprach, merkte sie, dass das nicht stimmte. Verunsichert antwortete sie: »Mit der flachen Hand.«

»Das ist ja ein wahrer Fundus an Sexeskapaden«, kommentierte er ironisch und schüttelte dann den Kopf. »Damit beeindruckst du weder mich noch deine Leserschaft.«

Neugierig wollte Paula wissen: »Was hast du denn schon alles erlebt?«

»Das würde dich schockieren«, sagte Reece vieldeutig. Seine Miene machte ihr klar, dass er seine Bemerkung ernst meinte. »Ich nehme mir Zeit für meine Sub und lasse sie von einem Höhepunkt zum nächsten taumeln, doch dafür muss sie sich bedingungslos meiner Führung überlassen. Ich bin ein Kenner und Genießer in Sachen BDSM. Seit mir bewusst wurde, dass ich dominant bin, sammele ich erotische Abenteuer wie andere Leute Flugmeilen, darum bin ich inzwischen ein Meister der Unterwerfung.«

»Du solltest erotische Romane schreiben, nicht ich.« Sie fühlte sich plötzlich ganz klein und war beschämt, weil er seinen Finger in ihre Wunde gelegt hatte, daher wandte sie sich ab. Sie wollte aus der peinlichen Situation flüchten und zu ihren Freunden gehen.

Außerdem hatte sie erkannt, dass Reece eine Nummer zu groß für sie war. Wie hatte sie darauf hoffen können, dass er, der erfahrene Dominus, sich mit ihr einlassen könnte, einer Frau, die bisher lächerlich wenig Berührungspunkte mit BDSM gehabt hatte?

Plötzlich packte er ihren Arm und hielt sie zurück. »Bitterkeit steht dir nicht.«

»Entschuldige bitte, aber du hattest recht. Kritik tut weh.« Er hatte Paula auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, sowohl was ihre Bücher betraf, als auch die Möglichkeit, ihm näherzukommen. Der heutige Abend war tatsächlich ein Desaster.

Noch immer hielt Reece sie fest. »Möchtest du, dass ich dir helfe, BDSM authentischer zu beschreiben?«

»Du willst meine erotischen Passagen Probe lesen?«, fragte sie überrascht. Dann hätte dieser schreckliche Abend wenigstens zu etwas Gutem geführt. Außerdem würde sie so weiterhin mit ihm zu tun haben. Vielleicht war das erste Gespräch mit ihm doch nicht gleichzeitig auch das letzte.

»Um Himmels willen, nein«, stieß er da jedoch aus und ließ sie los. »Ich biete dir an, dich mit echter Dominanz bekannt zu machen.«

Vorsichtig fragte Paula: »Willst du mich mit in einen einschlägigen Club nehmen und mir dort alle Möbel und Praktiken erklären?«

»Mit der Theorie hast du dich schon auseinandergesetzt, dir fehlt es an Praxis. Es geht doch nichts über eigene Erlebnisse.« Reece trat dicht an sie heran. Zärtlich strich er ihr eine Locke aus der Stirn. Dabei berührte er wie zufällig ihre Schläfe. »Ich rede davon, dich zu unterwerfen.«

»Du?«, fragte sie atemlos. Schlagartig kribbelte ihr Körper so heftig, als würde sie in Champagner baden. »Mich?«

Er sah ihr tief in die Augen und sagte herausfordernd: »Falls du dich traust.«

»Was soll das denn heißen?«, zischte sie entrüstet, aber er hatte recht. Obwohl sie nichts lieber wollte, als sich von ihm auf die dunkle Seite der Lust führen zu lassen, hatte sie auch Angst vor ihrer eigenen Courage.

»Ich erwarte absoluten Gehorsam! Falls du einen meiner Befehle nicht befolgst, werde ich dich gefügig machen, denn das ist mein gutes Recht als dein Herr. Dessen musst du dir bewusst sein. Wir werden uns erst einmal zu einer entspannten Session treffen, um uns kennenzulernen. Danach werden wir sehen, ob wir das wiederholen wollen.« Sinnlich strich er über ihre Unterlippe. »Bist du dazu bereit, vor mir in die Knie zu gehen und zu tun, was auch immer ich von dir verlange?«

Paula keuchte, weil sein Angebot sie überwältigte. Immerhin würde sie mit Reece schlafen und exklusive Einblicke in BDSM bekommen. Außerdem konnte sie die Inspiration gut gebrauchen. Seit Monaten suchte sie nach Ideen für einen dritten erotischen Liebesroman, tat sich aber schwer damit. Mit Reece’ Hilfe würde sie bestimmt ein ganzes Notizbuch mit neuen Einfällen füllen können.

Aber sie machte sich auch Sorgen, dass sie ihn enttäuschen könnte, weil sie so schrecklich unerfahren war. Auf der anderen Seite, fing nicht jeder mal klein an? Und er wusste ja, auf wen er sich einließ. Seine Erwartungen an sie konnten daher nicht hoch sein.

Aufgeregt keuchte sie: »Einverstanden.«

»Das heißt: Ja, Herr«, korrigierte er sie scharf.

»Ja.« Atemlos fügte sie an: »Mein Herr.«

»Gut.« Reece schenkte ihr ein warmherziges Lächeln, doch schon im nächsten Moment wurde seine Miene unheilvoll. »Aber du musst mir erst beweisen, dass du wirklich meine Lustdienerin werden willst. Wie ich bereits erwähnt habe, erachte ich Worte als Schall und Rauch. Nur Taten zählen. Darum gib mir jetzt dein Höschen!«

Ihre Augen weiteten sich. Anscheinend wollte er keine Zeit verschwenden, das nahm sie als Kompliment. Sie grinste und nickte. »Einen Moment, bitte. Ich bin gleich wieder da.«

Doch bevor sie aufs WC verschwinden konnte, wies Reece sie an: »Zieh es hier an Ort und Stelle aus!«

»Aber ich kann doch nicht …« Entsetzt spähte sie zwischen den Bücherregalen hindurch zum Kassenbereich. Mrs Oaks war fort, und Maddy, Jared und Luke standen am Verkaufstresen, tranken den vom Nachmittag übrig gebliebenen Earl Grey und naschten Kekse. »Die drei bräuchten nur in unsere Richtung zu sehen und würden es mitbekommen.«

Er stellte sein Glas ab und knöpfte sein Sakko zu, als wollte er gehen. »Anscheinend willst du doch nicht, dass ich dir Lehrstunden gebe.«

»Doch, ich will es wirklich sehr«, beeilte sie sich zu sagen. Erneut schaute sie zu ihren Freunden. Sie waren in ein Gespräch vertieft und lachten immer wieder laut auf. Wenn sie sich beeilte, würden sie vielleicht gar nicht mitkriegen, dass sie ihren Slip auszog, zumindest hoffte sie das. Aber es blieb ein Risiko.

»Diese kleine Aufgabe scheint schon zu viel verlangt.« Reece’ enttäuschtes Seufzen traf Paula viel mehr, als wenn er sie angeschrien hätte. Sie wollte ihm gefallen, und sie wusste sein Angebot zu schätzen. Außerdem war er für sie der attraktivste Mann in ganz London.

Mit zitternder Hand griff sie unter ihren Minirock. Sie zerrte hektisch ihr Höschen nach unten und ließ es dann vor Aufregung einfach los. Es fiel zu Boden, und Paula tat, als würde sie die Titel der Bücher in den Regalen studieren. Die Gefahr, erwischt zu werden, trieb ihr das Blut ins Gesicht und ließ ihren Schoß heftig pulsieren.

Blitzschnell bückte sie sich. Sie hob ihren Slip auf, spürte, wie feucht er war, und wusste, dass Reece es ebenfalls sofort merken würde. Sie schämte sich dafür, dass ihre Erregung offensichtlich wurde, doch sie war auch stolz auf sich, dass sie den ersten Schritt in Richtung Sub gewagt hatte. Bebend reichte sie Reece ihr Höschen.

Er nahm es an, doch anstatt sie zu loben, drohte er: »Diesmal will ich noch gnädig sein, aber wenn du das nächste Mal zögerst, werde ich dich bestrafen, und du wirst mir auch noch dafür danken. Haben wir uns verstanden?«

Ein heißer Schauer lief Paula über den Leib. »Ja, Herr.«

»Ich werde morgen Abend zu dir kommen. Gib mir deine Adresse.« Er sprach nun wieder normal, klang aber nicht weniger bestimmt.

Sein blondes Haar schimmerte hier und da etwas heller. Paula fragte sich, ob die Frühlingssonne es aufgehellt hatte oder ob das Strähnchen waren. Sie nannte ihm ihre Adresse im Stadtteil Camberwell. »Wohin wirst du mich bringen?«

»Ich werde dich in deinem gewohnten Umfeld unterwerfen. Das macht es für dich leichter, dich fallen zu lassen«, erklärte Reece ihr.

»Das geht nicht!« Weil die Mieten in London horrend hoch waren, teilte sie sich eine kleine Wohnung mit zwei anderen Frauen, die sie erst kennengelernt hatte, als sie sich für das WG-Zimmer beworben hatte.

Bridget arbeitete als Floristin in einem Laden an den Kensington Gardens, stellte in jedem Winkel Zimmerpflanzen auf und wünschte sich sehnlichst, ein eigenes Blumengeschäft zu führen.

Mei dagegen verdiente ihren Lebensunterhalt, indem sie mit einer Violinistin und einem Klavierspieler auf Hochzeiten und Beerdigungen auftrat. Jeden Tag schallten die Klänge ihres Cellos durchs Apartment, denn sie übte in jeder freien Minute. Sie träumte davon, eines Tages in der Royal Albert Hall zu spielen.

Paula selbst jobbte bei Subway am Sherlock Holmes Museum und schrieb an Manuskripten, wann immer Zeit dafür blieb, in der Hoffnung, eines Tages den Durchbruch als Schriftstellerin zu schaffen.

»Ich lebe nicht allein«, erklärte sie.

Reece wirkte überrascht. »Hast du etwa einen Freund? Das hättest du mir sagen müssen. Ich spiele ausschließlich mit Singles. Versteh mich nicht falsch, ich bin nicht konservativ, aber ich habe keine Lust auf Probleme.«

»Ich bin ungebunden. Aber ich kann mir nur ein Zimmer in einer WG leisten.« Bridget, Mei und sie nannten ihr Zuhause liebevoll die WG der Träume. »Wir sind drei Frauen.«

»Dann musst du eben leise sein, bei allem, was ich mit dir anstellen werde.« Er lächelte süffisant.

Wie sollte das gehen? Ihre Nackenhaare sträubten sich, aber die Furcht, die sie empfand, schürte auch ihre Erregung. »Was hast du mit mir vor?«

»Ich wette, du wirst bis morgen Abend an nichts mehr anderes denken können als an das, was ich mit dir tun könnte. Du wirst dir ausmalen, was ich dich durchleiden lasse und wie viele Orgasmen ich dir verschaffen werde, und die ganze Zeit dauergeil sein. Aber ich verbiete dir, dich anzufassen! Hast du das verstanden? Dein Körper gehört ab sofort mir.« Reece hielt ihren Slip an seine Nase und roch daran.

»Ich verspreche es, Herr.« Es hätte nicht viel gefehlt, und Paula wäre vor ihm auf die Knie gefallen, weil ihre Beine vor Aufregung weich wie Pudding waren.

Mit einem verheißungsvollen Lächeln verabschiedete er sich von ihr. Er ließ seine Arme locker an den Seiten hängen. Als er an Maddy und den beiden Männern vorbeikam, ließ er Paulas Slip zwischen zwei Fingern herabbaumeln.

Paula blieb fast das Herz stehen. Sie hielt die Luft an und wagte erst wieder zu atmen, nachdem er die Heart of Soho verlassen hatte und niemandem ihr Höschen in seiner Hand aufgefallen war. Erst jetzt wurde sie sich bewusst, dass sie für den Rest des Abends unter ihrem Minirock nackt sein würde. Was für ein Teufelskerl dieser Reece Davies doch war!

Kapitel 2

Als Reece am nächsten Tag Paulas Wohngemeinschaft betrat, fielen ihren Mitbewohnerinnen fast die Augen aus dem Kopf.

In seinem glänzenden schwarzen Herrenhemd sah er zum Anbeißen aus. Sein Hintern zeichnete sich sexy unter der eleganten engen Stoffhose ab, sein Blick wirkte geheimnisvoll, und er schien jede Bewegung bewusst auszuführen.

Er verhielt sich wie ein Gentleman, schüttelte Paulas Mitbewohnerinnen und ihren drei Gästen die Hand und sah ihnen in die Augen, wenn er mit ihnen sprach.

Er gratulierte Bridget zu ihrem urbanen Dschungel und versicherte ihr, dass er auf sie zurückkommen würde, sollte er jemals aus seinem Apartment eine grüne Oase machen wollen, worauf diese kokett ihre langen hellblonden Haare über die Schulter zurückwarf und kicherte wie ein Schulmädchen.

Als er hörte, dass das Cello, das in der Ecke stand, Mei gehörte, bat er sie höflich, ein kurzes Stück vorzuspielen. Gespannt lauschte er und applaudierte danach. Seine anerkennenden Worte trafen Mei – eine Britin mit japanischen Wurzeln – anscheinend mitten ins Herz, denn sie strahlte, wie Paula es nie zuvor an ihr gesehen hatte.

Seine Aufmerksamkeit schmeichelte den beiden Frauen. Sie hingen an seinen Lippen und schmachteten ihn an.

Die drei Männer, die Bridget und Mei an diesem Abend ohne Paulas Wissen in die WG der Träume eingeladen hatten, waren dagegen wenig begeistert. Ihre Mienen wurden immer feindseliger, je länger Reece sich im Wohnzimmer aufhielt. Zwei von ihnen waren an Bridget und Mei interessiert. Sie hatten einen Freund mitgebracht, damit sich Paula nicht wie das fünfte Rad am Wagen fühlte. Er hieß Theo, arbeitete als Verkäufer in einem Handyshop und starrte Paula die ganze Zeit schweigend an.

Paulas Puls raste, als Reece seinen Arm um ihre Hüfte legte und sie sanft, aber bestimmt aus dem Wohnzimmer führte. Mit rauer Stimme flüsterte er ihr ins Ohr: »Welches Zimmer ist deins?«

»Wir müssen in ein Hotel gehen. Es sind einfach zu viele Leute hier. Ich wusste nicht, dass meine Freundinnen heute Abend Besuch erwarten«, erklärte sie, nachdem sie ihn in ihr Refugium am Ende des Ganges gezogen hatte.

»Das macht es nur umso reizvoller für mich, zu versuchen, dich vor Lust zum Schreien zu bringen«, sagte er amüsiert und drängte sie mit ihrem Rücken gegen die Tür.

Sein Männerparfüm roch dezent nach Sandelholz. Der Duft weckte Erinnerungen an einen Sommer vor acht Jahren in ihr, als sie ihre Tante in Oxford besucht hatte. Mit ihren beiden Cousinen war sie immer wieder von einem Steg, der von der Sonne aufgeheizt worden war und angenehm nach Holz duftete, in die kühle Themse gesprungen.

Paula schüttelte den Kopf, um aus der glücklichen Sommererinnerung wieder ins Hier und Jetzt zu finden. »Du kannst doch nicht die Session trotzdem hier machen wollen!«, rief sie entrüstet.

Reece stützte sich rechts und links von ihrem Kopf ab und sah sie eindringlich an. »Mir macht es nichts aus, wenn die fünf hören, wie du stöhnst oder wie mein Gürtel auf deine zarte Haut klatscht.«

»Mir aber.« Allein die Vorstellung trieb ihr die Hitze ins Gesicht, aber auch zwischen die Schenkel.

»Du sollst dich wohlfühlen, das ist schließlich deine erste Unterwerfung. Ich werde dich nicht dazu zwingen, das wäre verantwortungslos von mir.« Schwungvoll stieß er sich von der Tür ab und trat einen Schritt zurück. »Also, willst du deine Lehrstunde abblasen?«

»Nein«, beeilte sie sich klarzustellen. Sie befürchtete, dass er das als generellen Rückzieher werten und das Interesse an ihr verlieren würde.

Hinzu kam, dass Paula keinen Tag länger warten konnte, mit ihm intim zu werden und erste Erfahrungen als Lustsklavin zu machen. Noch nie hatte sie dem Sex mit einem Mann so sehr entgegengefiebert. Nein, sie konnte unmöglich warten.

Sie musste auch zugeben, dass sie ein wenig eifersüchtig gewesen war, als Reece sich so rührend um ihre beiden Freundinnen gekümmert hatte. Aber Bridget und Mei waren nicht der Typ Frau, auf den er stand. Sie waren nicht devot, wie sie aus ihren Gesprächen über Sex wusste. Sie konnten ihm nicht geben, was er brauchte, aber Paula schon.

Sie schluckte nervös. »Ich bin bereit, Herr.«

»Gut. Das freut mich.« Reece zog ein weißes Stück Stoff aus seiner Hosentasche.

Durch die Bewegung nahm sie die Wölbung in seinem Schritt wahr. Auch er war also erregt. Erst als er das Textil über die Rückenlehne des einzigen Stuhls im Raum hängte, erkannte sie ihren Go wild!-Slip. Er hatte ihr das Höschen zurückgebracht und nicht etwa als Trophäe behalten. Das ließ sie hoffen, dass sie nicht bloß eine weitere Kerbe in seinem Gürtel war. Ihr Herz pochte euphorisch.

Neugierig sah er sich in ihrem Zimmer um. Es war wirklich klein, aber Paula hatte ihr Bestes getan, um es gemütlich einzurichten.

Reece ging zu der Lichterkette mit den roten Miniaturlampions, die am Kopfteil ihres Metallbetts hing, und schaltete sie ein.

Bedächtig schritt er umher und entzündete mit einem Feuerzeug die vielen Teelichter, die auf ihrer Nachtkonsole, der Fensterbank und ihrem Schminktisch standen. Den Tisch nutzte sie nur, um sich hübsch zu machen. Wenn sie an ihren Manuskripten feilte, saß sie lieber mit ihrem Laptop auf dem Bett.

Der Kleiderschrank stammte noch aus ihrem Jugendzimmer im Haus ihrer Eltern. Paula hatte ihn abgeschmirgelt, weiß angemalt und mit Fotos von Familie und Freunden beklebt.

Über dem Bett hing ein Poster mit einer antiken Schreibmaschine, das ein Loch in der Wand verdeckte. Die Vormieterin hatte einen Kristallaschenbecher nach ihrem Freund geworfen. Daraufhin hatte sie ausziehen müssen, denn es war nicht ihr erster Ausraster gewesen, und ihre Mitbewohnerinnen hatten keine Lust mehr gehabt, sich weiter mit ihrem Temperament rumzuschlagen.

Auf dem Blatt Papier, das in der Schreibmaschine steckte, war Lebe deinen Traum! zu lesen. Das nahm Paula als Motivation, an ihrem Wunsch, Schriftstellerin zu werden, dranzubleiben.

Reece legte das Feuerzeug weg. »Zieh dich jetzt aus.«

Paula war schwindelig vor Aufregung. Nun war es also so weit. Ihre erste Session fing an. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Aber wieso machte sie sich überhaupt Gedanken? Sie brauchte sich doch nur von Reece führen zu lassen.

Während sie ihre weinrote Bluse aufknöpfte, überlegte sie, ob er erwartete, dass sie einen heißen Striptease hinlegte. Sie entschied sich gegen einen Strip, weil sie befürchtete, dass sie dabei unfreiwillig komisch aussehen könnte. Außerdem sollte sie ja eine Ahnung bekommen, wie BDSM tatsächlich ablief, daher entschied sie sich, sie selbst zu bleiben.

Als sie nackt war, ließ sie die Arme an ihren Seiten hängen, damit Reece sie betrachten konnte. Sie war zwar klein, aber ganz zufrieden mit ihrer Figur.

Wie wohl die meisten Frauen wünschte sie sich längere Beine und einen flacheren Bauch. Aber sie hatte in Fernsehinterviews selbst Supermodels über Makel klagen hören und dadurch erkannt, dass niemand perfekt war und Frauen oft viel zu hart mit sich ins Gericht gingen. Allzu kritisch zu sein, machte doch nur unsicher und schlechte Laune. Entweder ein Mann fand sie schön oder nicht, und Reece schien zu gefallen, was er sah.

Ein warmes Prickeln floss durch ihren Körper, als er sie mit leuchtenden Augen von oben bis unten musterte.

Langsam kam er auf Paula zu. Als er die Hand nach ihr ausstreckte, dachte sie, er würde ihre Brüste berühren, und atmete schneller, doch er fuhr lediglich zart unter ihrem Busen entlang. Ihre Nippel wurden hart. Paulas Herzschlag beschleunigte sich. Reece’ Finger glitten tiefer. Er strich über Paulas frisch rasierten Schamhügel, was sich so wundervoll anfühlte, dass sie unwillkürlich ihre Beine spreizte.

»Hast du dich also doch noch daran erinnert, wie sich eine Lustdienerin ihrem Meister präsentiert?«, fragte er vorwurfsvoll und streichelte die Innenseite ihres Oberschenkels.

Sie wusste sofort, was er meinte. »Ja, Herr. Es tut mir leid. Alle meine Öffnungen müssen stets zugänglich für dich sein.«

Plötzlich packte er ihre Scham und ließ sie seine Kraft spüren. Scharf wies er sie an: »Während wir spielen, siezt du mich gefälligst! Ich stehe über dir. Das sollte dir klar sein. Ich erwarte mehr Respekt von dir. Haben wir uns verstanden?«

»Ja, Herr. Entschuldigen Sie, bitte«, beeilte sich Paula zu sagen. Sie trug nur noch ihre Pumps an den Füßen, während Reece noch komplett bekleidet war. Neben der förmlichen Anrede führte auch das ihr vor Augen, dass er über ihr stand. Er war ihr überlegen und durfte seine Geheimnisse haben, während sie wie ein offenes Buch vor ihm lag.

Da er ihren Schoß weiterhin besitzergreifend und bedrohlich festhielt, fügte sie hinzu: »Das war nachlässig. Ich habe für meine Erotikromane viel recherchiert und hätte es besser wissen müssen.«

Nun erkannte sie, dass sie in ihren Sexszenen die Aufregung der Sub nicht bedacht hatte. Egal, wie bemüht sie war, gehorsam zu sein, es konnte jederzeit passieren, dass sie vor Nervosität Fehler machte. Beim Sex in Paulas Liebesgeschichten lief dagegen immer alles glatt. Im wahren Leben jedoch war eine Session kein choreografierter Tanz, sondern glich eher einem Improvisationstheater. Das machte das erotische Spiel umso spannender.

»Wie ich gestern gesagt habe, gibt es einen Unterschied zwischen Theorie und Praxis.« Reece lächelte sie in einer Art und Weise an, die gleichzeitig herablassend und verdammt sexy war, dann stellte er sich hinter sie. Behutsam führte er ihre Arme nach hinten und forderte sie auf, die Unterarme zu umfassen.

Dadurch stand Paula aufrechter, ihre Brüste wurden nach vorn geschoben, und sie geriet nicht so schnell in Versuchung, Reece abzuwehren, sollte er sie bestrafen. Hatte er genau das vor? Würde er sie, wie gestern in der Buchhandlung angekündigt, in ihre Brustspitze kneifen, weil sie sich ihm nicht sofort mit maximaler Freizügigkeit dargeboten hatte? Sie bekam eine Gänsehaut.

»In dieser Haltung will ich dich sehen.« Er stellte sich wieder vor sie hin. »Ich bin dein Herr und du meine fügsame Dienerin. In jeder Minute, in der wir zusammen sind, wirst du mir beweisen, dass du von mir lernen willst. Du wirst dich anstrengen, mir zu gefallen, und, ohne zu zögern, meine Befehle ausführen.«

Paula fand, dass er ganz schön viel Druck auf sie ausübte. Anscheinend hatte er nicht vor, mit seinem Unterricht langsam anzufangen, sondern er stieg gleich voll ein. Verunsichert antwortete sie: »Das werde ich, Herr.«

»Wenn du denkst, du hast eine Strafe verdient, wirst du mich darum anbetteln, und ich werde überlegen, ob ich deiner Bitte nachkomme«, sagte Reece mit deutlicher Genugtuung.

Paula konnte sich gerade noch davon abhalten, empört zu schnauben. Niemals würde sie ihn anflehen, sie zu bestrafen. Aber sie behielt das für sich, weil sie ahnte, dass Reece sie sofort eines Besseren belehren würde. Mühsam presste sie ihre Zustimmung heraus: »Ja, Herr.«

»Ich höre dir an, wenn du deine Antwort nicht ernst meinst, so wie jetzt.« Das Grollen in seiner Stimme machte deutlich, dass ein Gewitter im Anmarsch war.

Sie fühlte sich in die Enge gedrängt. Wie sollte sie da bloß wieder rauskommen? Er hatte sie durchschaut. Wenn sie ihn jetzt auch noch anlog, würde es ihn nur wütend machen. Also entschied sie sich für die Flucht nach vorn und versuchte, ihn zu besänftigen, indem sie sich reumütig gab: »Es tut mir leid, Herr. Das war falsch. Ich fürchte mich nur vor dem Schmerz.«

Überrascht hob er eine Augenbraue. »Du hast doch berichtet, du hättest dir den Hintern polieren lassen. Bist du etwa gar keine Masochistin? Ging es dir nur um die Erniedrigung?«

»Ich denke schon, dass Lustschmerz mich erregt, aber ich bin mir nicht sicher.« Sie dachte an Jamie und ihr misslungenes Experiment vor sechs Jahren.

Damals war ihre Vorstellung von Spanking schöner gewesen als die Realität. Jamie hatte die ganze Zeit über gelacht, während er ihr den Po versohlt hatte. Sie hatte damals das Gefühl gehabt, dass er sich damit über sie und ihren erotischen Wunsch lustig machte. Rückblickend schien es ihr wahrscheinlicher, dass sich bloß seine Verlegenheit in dieser Form geäußert hatte. So oder so hatte sein Verhalten ihr die Lust genommen. Nun jedoch fragte sie sich, ob das Spanking sie nur nicht erregt hatte, weil es nicht Teil eines Rollenspiels gewesen war. Jamie hatte damals einfach losgelegt.

Eben war Paula noch fest davon überzeugt gewesen, dass sie Reece niemals darum bitten würde, sie zu züchtigen. Doch plötzlich wusste sie, dass sie es doch tun würde, allein um ihre sexuellen Vorlieben und ihre Tabus besser kennenzulernen.

»Wir werden es zusammen herausfinden. Mach dir keine Sorgen«, beruhigte Reece sie und strich mit dem Daumen sanft durch die Furche auf ihrem Kinn.

Paula dankte ihm aufrichtig und entspannte sich wieder etwas. Wenn sie an ihren Erotikromanen schrieb, war BDSM immer glasklar für sie. Auch in ihrer Fantasie wusste sie genau, was sie wollte und was nicht. Doch nun, da sie tatsächlich in die Rolle der Sub geschlüpft war, war sie sich da nicht mehr sicher. Wie weit wollte sie gehen? Was wollte sie tatsächlich erleben, und was sollte lieber nur ein erotischer Traum bleiben? Sie war unglaublich froh, in Reece einen erfahrenen Dominus gefunden zu haben.

»Ich werde dir viel abverlangen, aber dich nicht überfordern. Vergiss nicht, dass ich verantwortlich für dein Wohlergehen bin und diese Aufgabe ernst nehme. Bei mir bist du sicher. Alles, was wir machen, wird einvernehmlich sein.« Er gab ihr ein Safeword und ein Codesignal, mit denen sie die Session jederzeit abbrechen konnte. Dann fragte er streng: »Hast du dich zum Höhepunkt gestreichelt, seit wir uns gestern verabredet haben?«

Paula hatte noch nie mit einem Mann über Masturbation gesprochen, daher errötete sie. »Nein, Herr.«

»Ist das auch die Wahrheit?«, fragte Reece scharf. Sein Blick bohrte sich in ihren. »Hast du es wirklich geschafft, die Finger von dir zu lassen?«

Irrte sie sich, oder klang er enttäuscht? Aufrichtig antwortete sie: »Ich schwöre es, Herr. Ich wollte mir den Spaß nicht verderben. Außerdem möchte ich viel lieber von Ihnen berührt werden.« Davon träumte sie schon so lange!

»Ich werde die Wahrheit ohnehin herausfinden.« Drohend legte er die Hand an ihre Kehle.

Obwohl er nicht einmal zudrückte, fiel ihr das Schlucken schwer. Vermutlich war es bloß die Angst davor, von ihm lustvoll gefoltert zu werden. Doch gleichzeitig prickelte ihr Rachen köstlich, als würde sie ein Brausebonbon lutschen.

»Stell dich mit dem Rücken zum Fenster und halt dich an der Fensterbank fest«, wies er sie an. Als er ihren Hals losließ, glitt seine Hand wie zufällig zwischen ihren Brüsten hinab.

Sein ruhiger Ton wühlte Paula mehr auf, als eine barsche Anweisung es gekonnt hätte. »Aber dann kann man mich von draußen sehen.«

»Du hast doch die untere Hälfte der Scheibe mit einer Sichtschutzfolie beklebt.« Zu ihrer Überraschung zog Reece einen Latexhandschuh aus seiner Hosentasche und streifte ihn in Seelenruhe über seine rechte Hand.

Er ging routiniert dabei vor, als hätte er das schon oft getan. Arbeitete er etwa als Arzt? Ihr wurde klar, wie wenig sie eigentlich von ihm wusste. Wer war ihr Lehrmeister im Alltag? Dass er liiert war, glaubte sie nicht, sonst hätte er nicht so ablehnend reagiert, als er befürchtete, sie wäre in festen Händen.

»Man kann uns durch das Milchglas trotzdem verschwommen erkennen«, wandte sie besorgt ein.

»Und wennschon!« Reece blieb konsequent. Energisch drängte er sie um ihr Bett herum in die Ecke des Zimmers, in der er sie haben wollte. »Wir befinden uns in der dritten Etage. Von unten und von gegenüber kann man höchstens deine nackte Rückseite sehen, mehr nicht.«

Sie war nicht überzeugt. »Egal, wie viel man tatsächlich sehen kann, eins ist sicher: Jedem wird klar sein, dass wir Sex haben.«

»Ein zusätzlicher Kick, wie geil«, freute er sich und schaute kurz hinaus auf die Straße. Aufmunternd drückte er ihre Schultern. »Lass dich von der Vorstellung, wir könnten beobachtet werden, erregen.«

Plötzlich erkannte Paula den Reiz der Situation. Passanten oder Nachbarn konnten sie bloß schemenhaft erkennen. Die Fensterfolie verbarg, was genau vor sich ging. Der Sex am Fenster war verrucht, aber nicht exhibitionistisch. Blieb noch die Frage, was genau Reece mit ihr vorhatte. Ihr Puls beschleunigte sich.

»Ich mag Latex. Es ist ein wunderbares Material, so glatt und geschmeidig, wenn es feucht ist«, schwärmte er und schob seinen Zeigefinger zwischen ihre Lippen.

Einige Male penetrierte er mit dem Finger sanft ihren Mund, was an sich harmlos war, aber auf Paula regelrecht obszön wirkte. Schließlich zog er sich aus ihr zurück, rieb Daumen und Zeigefinger aneinander und betrachtete ihren cremigen Speichel, der auf dem Kautschuk glänzte.

Sie spürte noch immer seine Anwesenheit in ihrer Mundhöhle, den leichten Druck auf ihrer Zunge und wie ihr Rachen sich verengt hatte, als er einmal recht tief in sie eingedrungen war. Ihr Schoß pulsierte, und sie ahnte, dass bald eine andere Körperflüssigkeit an Reece’ Hand kleben würde.

Sinnlich fuhr er über seinen schwarzen Gürtel und meinte unheilvoll: »Auch Leder liebe ich sehr, besonders wenn es auf nackte Haut trifft.«

Paula erschauerte. Erschrocken bemerkte sie, dass sie wieder mit geschlossenen Beinen vor ihm stand, und spreizte rasch die Schenkel. »Ich würde lieber Sie spüren als das Latex, Herr.«

»Das musst du dir erst verdienen. Ich werde dich jetzt zum Höhepunkt streicheln«, kündigte er mit rauer Stimme an.

Sie konnte nicht anders, als zu grinsen. Das Pochen zwischen ihren Schenkeln wurde stärker.

»Kommst du innerhalb einer Minute, warst du ehrlich zu mir.« Er zeigte auf die Zeitanzeige ihres Radioweckers, der auf ihrer Nachtkonsole stand. »Dann habe ich den Beweis, dass du dich nicht selbst befriedigt hast. Deine Lust hat sich seit gestern angestaut und wird sich explosionsartig entladen.«

Paula verging das Lächeln. Sie beteuerte erneut: »Ich habe nicht masturbiert.«