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Sexy, romantisch, unwiderstehlich: Alle drei Bände der »London Lovers«-Saga von Bestsellerautorin Sandra Henke als eBook-Sammelband bei dotbooks. Wonach wir uns heimlich sehnen … Wer diese drei Frauen beim entspannten Plaudern in einem Londoner Café sieht, käme nie auf die Idee, was sie außer ihrer Freundschaft noch verbindet. Die Buchhändlerin Maddy, Liebesromanautorin Paula und Hobbygärtnerin Siena träumen nicht von zarten Küssen im Mondschein und klassischen Traumprinzen: Sie wünschen sich Abenteuer der besonderen Art mit dominanten Liebhabern, deren glühende Blicke ihre Knie weich werden lassen – und sie die Kunst der Unterwerfung lehren. Aber was wäre, wenn diese Träume wahr werden könnten … und drei Männer nur darauf warten, ihr geheimes Verlangen zu erfüllen? Jetzt als eBook kaufen und genießen: Dieser prickelnde eBook-Sammelband vereint die drei Hot-Romance-Highlights der »London Lovers«-Trilogie von Sandra Henke, »Geheime Verführung«, »Gefährliche Küsse« und »Verbotene Gefühle« – der perfekte Lesestoff für die Fans von Vi Keeland und Sylvia Day. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 1292
Über dieses Buch:
Wonach wir uns heimlich sehnen… Wer diese drei Frauen beim entspannten Plaudern in einem Londoner Café sieht, käme nie auf die Idee, was sie außer ihrer Freundschaft noch verbindet: Maddy, die brave Buchhändlerin, Paula, die ehrgeizige Liebesromanautorin, und Siena, die begeisterte Hobbygärtnerin, träumen nicht von klassischen Traumprinzen und zarten Küssen im Mondschein – sie wünschen sich Abenteuer der besonderen Art. Mit dominanten Liebhabern, deren glühende Blicke ihre Knie weich werden lassen … und sie die Kunst der Unterwerfung lehren. Aber was wäre, wenn diese Träume wahr werden könnten und drei Männer nur darauf warten, ihr geheimes Verlangen zu erfüllen?
Über die Autorin:
Sandra Henke, geboren 1973, gehört zu den Autorinnen, die sich nicht auf ein Genre beschränken, sondern ihre Leserinnen auf die unterschiedlichste Art begeistern – mit großen Liebesgeschichten, mit »Paranormal Romance« und erotischer Literatur. Unter dem Namen Laura Wulff veröffentlicht Sandra Henke außerdem erfolgreich Thriller. Sie lebt, glücklich verheiratet, in der Nähe von Köln. Mehr Informationen finden sich auf den Websites der Autorin (www.sandrahenke.de), auf Facebook (https://www.facebook.com/sandra.henke.autorin) und auf Instagram (www.instagram.com/sandra.henke.liebesromane).
Bei dotbooks veröffentlichte Sandra Henke die Hot-Romance-Romane »Jenseits aller Tabus«, »Flammenzungen«, »Die Maske des Meisters«, »Opfer der Lust«, »Loge der Lust«, »Lotosblüte« und »Gebieter der Dunkelheit«,
und die Contemporary-Romance-Highlights »Wo mein Herz dich sucht«, »Wer mein Herz gefangen nimmt«, »Wenn mein Herz dich findet« und »Was mein Herz sich wirklich wünscht«
sowie den Sammelband »Fürstenkuss«, der die romantischen Romane »Verbotene Küsse«, »Prinzessin unter falschem Namen« und »Obwohl ich dich nicht lieben wollte« vereint.
Unter dem Namen Laura Wulff veröffentlichte Sandra Henke bei dotbooks die Thriller »Leiden sollst du«, »Nr.13« und »Opfere dich«.
Gemeinsam mit Kerstin Dirks verfasste Sandra Henke außerdem die erotische Trilogie über die Vampirloge Condannato, die ebenfalls bei dotbooks erschienen ist: »Die Condannato-Trilogie – Erster Band: Begierde des Blutes«, »Die Condannato-Trilogie – Zweiter Band: Zähmung des Blutes« und »Die Condannato-Trilogie – Dritter Band: Rebellion des Blutes«
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Sammelband-Originalausgabe Juni 2023
Copyright © der Sammelband-Originalausgabe 2022
Copyright © der Originalausgaben der Einzelbände 2020 (»London Lovers – Geheime Verführung« – ursprünglich veröffentlicht unter dem Titel »London Lovers – Die Kunst der Unterwerfung«) und 2022 (»London Lovers – Gefährliche Küsse« und »London Lovers – Verbotene Gefühle«) dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Redaktion: Michelle Landau
Titelbildgestaltung: dotbooks GmbH, München
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)
ISBN 978-3-98690-859-1
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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags
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Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weitere Bücher aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort »London Lovers – Die Serie in einem eBook« an: [email protected] (Wir nutzen Ihre an uns übermittelten Daten nur, um Ihre Anfrage beantworten zu können – danach werden sie ohne Auswertung, Weitergabe an Dritte oder zeitliche Verzögerung gelöscht.)
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Sandra Henke
LONDON LOVERS
Die Serie in einem eBook
dotbooks.
Wenn deine verbotenen Träume wahr werden könnten … wärst du mutig genug, nach ihnen zu greifen?
Die Buchhändlerin Maddy führt ein braves Leben – und sehnt sich heimlich nach etwas ganz anderem: einem dominanten Liebhaber, dem sie sich hemmungslos ausliefern kann. Aber warum sollte sich so ein Mann für sie, das kleine Mauerblümchen, interessieren? Mit klopfendem Herzen beschließt Maddy, sich diesen langgehegten Wunsch selbst zu erfüllen – und bucht einen Callboy! Ace ist ein Meister des prickelnden Spiels von Dominanz und Unterwerfung: Vom ersten Kuss, von der ersten Berührung an weiß Maddy, dass sie Gefahr läuft, ihr Herz an ihn zu verlieren. Doch sie ahnt nicht, dass der Verführer mit den strahlend blauen Augen ein Geheimnis hütet …
Madeleine
Harley kam auf mich zu, langsam und bedrohlich. Alles an ihm wirkte düster. Seine schwarze Lederkluft mit dem Emblem der Bikergang »The Fang« – einem zähnefletschenden Wolf in einem Ring aus Feuer –, sein silberner Totenkopfring und seine imposanten Muskeln, die er unter seiner Lederweste zur Schau stellte. Selbst sein Lächeln hatte etwas Finsteres.
Ich erschauerte. Er jagte mir Angst ein.
»Wo ist dein Bruder, Jessica?«, fragte er mich in unheilschwangerem Ton.
Hilfe suchend sah ich die Gasse hoch und runter, durch die ich nach dem Klubbesuch zu meinem Auto hatte gehen wollen. Aber an beiden Enden standen Gang-Mitglieder und hielten Wache, damit niemand ihren Boss störte. Keine Rettung war in Sicht.
»Ich weiß es nicht.« Meine Stimme zitterte.
»Lüg mich nicht an!« Harleys Augen blitzten gefährlich auf, und ich wich unwillkürlich zurück.
»Ich sage die Wahrheit.« Als ich mit dem Rücken gegen die Hauswand hinter mir stieß, gab ich einen heiseren Schrei von mir.
Harley lachte sinnlich. Er ließ seinen Blick über meinen Körper wandern. Ein hungriger Ausdruck trat in sein Gesicht, und er leckte sich die Lippen. Es gefiel ihm offenbar, mich vor Furcht bebend vor sich zu haben, wahrscheinlich erregte es ihn sogar.
Als er mir wieder in die Augen sah, war sein Blick noch dunkler geworden. »Er ist vor uns geflüchtet, aber wir werden ihn finden.«
»Er hat euch nicht verraten!«, rief ich mit flehender Stimme.
»Dann ist es also Zufall, dass er untergetaucht ist, kurz bevor die Cops unser Versteck hochgenommen haben? Ich glaube kaum.«
»Er hat euch nicht verraten«, wiederholte ich verzweifelt, »er gehört doch zu eurer Gang.«
»Gehörte. Jetzt ist er unser Feind.« Harley stützte sich rechts und links von mir an der Wand ab und sah mir eindringlich in die Augen. »In welches Loch hat er sich verkrochen, Jess?«
Ich keuchte auf. Er war mir plötzlich so nah, dass ich den Whisky in seinem Atem roch und die Hitze spürte, die von seiner nackten Brust ausging. Schon immer hatte ich Harley begehrt, doch ich war klug genug gewesen, Abstand zu ihm zu halten.
Ich schluckte. »Er hat es mir nicht gesagt, das schwöre ich.«
»Das nehme ich dir nicht ab.« Überraschend zärtlich strich er über meine weißblonden Haare. Doch im nächsten Moment wickelte er sie so fest um seine Hand, dass ich meinen Kopf nicht mehr bewegen konnte.
Ich wimmerte. Halb aus Furcht, halb aus einem ganz anderen Grund: Harleys Berührung entfachte eine pochende Hitze in meinem Körper, und ich spürte, wie ich feucht wurde. »Was kann ich tun, damit du mir glaubst?«
Er zog meinen Kopf nach hinten, sodass ich zu ihm aufsehen musste. Ein anzügliches Grinsen umspielte seine Lippen. »Ich werde dich schon zum Singen bringen, Jess.«
Ich erschauerte. Unter anderen Umständen wäre dieser Kerl eine Sünde wert gewesen. Doch wer sich mit diesem heißen Typen abgab, drohte in seinem Feuer zu verbrennen. »Bitte«, flehte ich.
»Es macht mich scharf, wenn du bettelst.«
»Fick dich!« Vehement versuchte ich, seinem Griff zu entkommen.
Erneut lachte er. »Für Frauen wie dich habe ich meine ganz eignen Verhörmethoden.«
»Frauen wie mich?«
»Frauen, die Geheimnisse vor mir haben und die mich von sich wegschieben, obwohl ihr Blick sagt: Fick mich!«
Erst jetzt merkte ich, dass ich seine Oberarme gepackt hatte, um ihn abzuwehren. »Überheblicher Kerl!«
Blitzschnell schob er meinen Minirock hoch und fuhr mit seinen Fingern unter mein Höschen. Vor Schreck schrie ich auf, doch er brachte mich sofort zum Schweigen, indem er mich leidenschaftlich küsste. Ich konnte nicht anders, ich stöhnte in seinen Mund hinein und errötete.
Er löste den Kuss und schmunzelte. »Nun, Jess. Wo hat sich dein Bruder verkrochen?«
»Wie oft soll ich das noch wiederholen? Ich habe keinen blassen Schimmer.« Mir war bewusst, wie schwach und atemlos meine Stimme klang.
»Ich bin mir sicher, dass du dich bis zum Morgengrauen daran erinnern wirst.« Mit zwei Fingern drang er in mich ein, und ich schnappte nach Luft. »Wenn ich dich erst wieder und wieder an den Rand des Höhepunktes gebracht habe, wirst du irgendwann das Versteck deines Bruders herausschreien, damit ich dir erlaube, endlich zu kommen. Das verspreche ich dir.«
»Bitte, lass mich! Ich bin bereit, alles zu machen. Ich kann dir einen blasen, dass du die Engel singen hörst, wenn du mich nur gehen lässt.«
»Madeleine?«
Ertappt sprang Maddy Float aus dem abgewetzten Chesterfield-Ohrensessel, der zur Dekoration im hinteren Teil der Buchhandlung stand. Ihre Chefin hatte sie aus dem Kassenbereich ganz vorne am Eingang gerufen. Benommen hielt sich Maddy an der Rückenlehne fest. Sie hatte sich so sehr in den Roman hineinversetzt, dass sie sich nun fühlte, als wäre sie aus einem süßen Traum aufgeschreckt.
Nicht jetzt!Nur noch ein paar Minuten!, bettelte eine innere Stimme. Doch Harley verschwand bereits vor ihrem geistigen Auge. Widerwillig kehrte Maddy in die Realität zurück. Erst verschwommen, dann immer klarer nahm sie die Bücherregale um sich herum wahr. Der unverschämt attraktive Bad Boy war weg, und Maddy blieb allein zurück – mit dieser starken Sehnsucht nach einem Mann, der sie ebenso kompromisslos nahm wie Harley die zierliche Jess.
»Madeleine, hörst du mich?«
Maddy hörte die Frage, schaffte es aber einfach nicht zu antworten. Bad Boy Harley hatte sie noch zu sehr in seinem Griff. Sie wollte nichts lieber, als sich wieder in den erotischen Liebesroman zu vertiefen, den sie in den Händen hielt. In ihrer Fantasie wollte sie zu Jessica werden und von dem bedrohlichen Biker verhört werden. Stundenlang. Dort in der dunklen Gasse hinter dem Klub, in dem die Menschen tanzten und flirteten und nichts von der bittersüßen Folter in der Nähe ahnten.
»Da bist du ja, Madeleine«, erklang Catherine Oaks Stimme plötzlich ganz aus der Nähe. Sofort war Maddy wieder im Hier und Jetzt. Sie sah die Besitzerin der Buchhandlung Heart of Soho zwischen den Regalen mit den Krimis und Thrillern auf der einen und den Lebensratgebern auf der anderen Seite auf sich zukommen. Die ältere Frau hob ihren rechten Fuß nicht richtig hoch, weil Knieschmerzen sie plagten, wodurch die Schuhsohle über den unebenen Steinboden schlappte.
»Warum antwortest du denn nicht?«, fragte Catherine. »Ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass du im Lager von der Leiter gefallen bist oder so. Du hättest ohnmächtig in einer Ecke liegen können.«
Rasch verbarg Maddy das Taschenbuch hinter ihrem Rücken. »Entschuldigung. Ich war …« Gerade dabei, von Harley vernascht zu werden. »Mit den Gedanken woanders.« Betont unschuldig schaute sie Catherine an, doch ihr Herz schlug heftig.
Dass sie während der Arbeitszeit gelesen hatte, war nicht weiter schlimm. Das tat ihre Chefin auch und sagte stets, dass das zu ihrem Job gehörte. Doch Maddy war es peinlich, dass sie in letzter Zeit ausgerechnet von Erotikromanen fasziniert war. Sicher würde ihre Chefin daraus schließen, dass Maddy sich nach einem starken Mann und hemmungslosem Sex sehnte. Womit sie natürlich recht hätte. Doch das wusste niemand. Nach außen hin war sie der ewige Single, die, die stets so tat, als würde es ihr nichts ausmachen, alleine zu wohnen, alleine auf Geburtstagsfeiern zu gehen und alleine in Urlaub zu fahren. Tat es aber doch.
Catherine hob die Brauen über ihren wässrig grauen Augen. Als sie lächelte, wirkten ihre Falten auf wundersame Weise etwas weniger tief. Wie immer trug sie knallroten Lippenstift. »Ach, du hast geschmökert.«
»Ich wollte eigentlich bloß kurz reinlesen, aber dann konnte ich nicht mehr aufhören.«
»Man kann nur verkaufen, was man selbst liebt«, sagte Catherine mit ihrer Bonnie-Tyler-Stimme. Sie rauchte seit 53 Jahren. »Ich hatte vor dir noch keine Angestellte, die eine so große Leidenschaft für Bücher hatte.«
»Es tut mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast und mich suchen musstest.« Und dass das Lesen mich vom Arbeiten abhält. Aber Maddy konnte einfach nicht die Finger von erotischen Romanen mit dominanten Helden lassen. Ihr Verlangen danach grenzte beinahe an eine Sucht. Früher hatte sie von Mr. Darcy und Edward Ferras geträumt, aber inzwischen sehnte sie sich nach einem anderen Typ Mann. Einem, der wusste, was er wollte, und sich nicht scheute, es zu nehmen. Der eine Frau in einen Strudel der Gefühle stürzen konnte und sie dazu brachte, Dinge zu tun, die sie sich vorher nicht hätte vorstellen können, die sie jedoch unglaublich erregten. Dessen Liebe ihr Herz in Gefahr brachte, aber der seine Liebste beschützte wie einen kostbaren Schatz.
»Anscheinend hat dich der Roman gefesselt. Das ist doch prima! Den müssen wir auf jeden Fall unseren Kunden empfehlen.«
Hitze stieg in Madeleines Gesicht. »Hm.«
»Was ist das denn für ein Buch, das dich so in seinen Bann gezogen hat?«
Verdammt! Maddys Wangen brannten noch heißer. Ausweichend antwortete sie: »Eine Neuerscheinung.«
»Welche denn?«
»Ich möchte es erst zu Ende lesen. Vielleicht ist bloß der Anfang spannend, und dann lässt die Geschichte nach. Könnte doch sein. Nicht, dass meine Empfehlung sich als Flop entpuppt. Das könnte geschäftsschädigend sein.« Was faselte sie denn da?
Catherine erkannte wohl das Dilemma, in dem Maddy steckte, denn sie schmunzelte vieldeutig und wechselte dann das Thema: »Kannst du bitte vorne bleiben? Ich habe in zehn Minuten einen Friseurtermin bei Rachel.« Umständlich betastete sie ihre kurzen grauen Haare. »Wäre ihr Geschäft nicht direkt nebenan, hätte ich bei dem Sauwetter abgesagt. Du weißt ja, sollte irgendetwas sein, kannst du jederzeit rüberkommen.«
»Ich komme schon klar.« Aufmunternd lächelte Maddy ihre Chefin an. »Mach dir bitte nicht immer so große Sorgen um alles!«
Die ältere Buchhändlerin seufzte. »Ich weiß ja, dass mein Laden bei dir in guten Händen ist. Manchmal kommt es mir so vor, als hättest du und die Heart of Soho euch gesucht und gefunden. Jaja, mir ist klar, wie verrückt sich das anhört. Aber ich bin eine alte Schachtel, ich darf verrückte Sachen sagen.« Lachend wandte Catherine sich zum Gehen. Als sie sich entfernte, wankte ihr Oberkörper hin und her. Neuerdings quälten sie Hüftprobleme, aber sie fühlte sich mit ihren 69 Jahren zu alt, um sich operieren zu lassen, hatte sie Maddy einmal gesagt.
Kurz darauf erklang die Türglocke, und Catherine war weg. Stille legte sich über die Buchhandlung.
Anders als in den neuen mehrstöckigen Buchshops mit kühler moderner Ausstattung drang hier nicht den lieben langen Tag Musik aus versteckten Boxen. Man konnte kein Kinderspielzeug und auch keine bunten Rührschüsseln und andere Küchenutensilien kaufen, bloß Bücher. Alte und neue. Klassiker und Neuerscheinungen.
Es gab auch keinen integrierten Coffee-Shop, nicht einmal einen Kaffeevollautomaten, an dem sich jeder Kunde gegen ein paar Cent eine von zahllosen Kaffeevariationen ziehen konnte. Aber es standen stets eine Kanne Tee auf einem Stövchen und eine Dose mit Gebäck, das Catherine selbst buk, für die Kundschaft auf dem Kassentresen bereit.
Obwohl sie bloß ein kleines Sortiment anboten, fanden viele Leseratten zu ihnen, sodass sie sich über Wasser halten konnten. Das hatte mehrere Gründe. Zum einen zog die altmodische Einrichtung Touristen an. Wer nach London reiste, wollte keinen Megastore besuchen. Die hatte man auch zu Hause, und die sahen ohnehin alle gleich aus. Vielmehr suchten Touristen typisch britisches Ambiente. Ehrfürchtig wie in einem Museum schauten sich die Urlauber in der Heart of Soho um, musterten mit leuchtenden Augen die Imperial-Schreibmaschine, die auf einem viktorianischen Schrank stand, die Ölbilder unbekannter lokaler Maler in Echtholzrahmen an den Wänden und die dunklen Mahagoniholzvertäfelungen an den Säulen und der Zimmerdecke.
Zum anderen war der Laden auch ein Antiquariat, das zugleich Liebhaber schöner Bücher und Vielleser auf der Suche nach günstigem, gebrauchtem Lesefutter anlockte.
»Steh nie auf einem Bein!«, hatte Catherine Maddy mehrfach gesagt. »Bricht ein Geschäft weg, hast du immer noch das andere. Merk dir das!«
Seitdem Madeleine bei ihr arbeitete, hatte sie zudem eine Website mit einem Onlineshop erstellt, in dem sie nicht nur Taschenbücher zum Versand, sondern auch eBooks anboten. Inzwischen betrachtete Maddy die Buchhandlung auch ein wenig als ihr eigenes Baby, denn immerhin verbrachte sie hier nicht bloß viel Zeit, sondern hatte auch für eine Expansion gesorgt.
Normalerweise kamen kurz nach Mittag immer Kunden ins Geschäft, weil sie in ihrer Pause noch schnell ein Buch für den Feierabend oder ein Geschenk für den Gastgeber der heutigen Dinnereinladung suchten, doch an diesem Dienstagnachmittag blieb es ruhig.
Draußen regnete es in Strömen. Der Septemberwind peitschte dicke Tropfen gegen das Schaufenster. Dunkle Wolken hingen über den Dächern und ließen kaum noch Licht durch. Der Abend würde heute früh hereinbrechen. Ein kleiner Vorgeschmack auf den Herbst.
Maddy goss sich eine Tasse Tee ein, hielt sie mit beiden Händen und genoss die Wärme. Der köstliche Duft von Earl Grey stieg ihr in die Nase.
Die Touristen hasteten von der Carnaby Street durch die Seitenstraße, in der der Buchladen lag, in Richtung U-Bahn-Station. Alle wollten schnellstmöglich heim oder ins Hotel. Maddy nicht. Zu Hause wartete niemand auf sie. Nicht einmal eine Katze. Sie würde bis zum Ende der Öffnungszeit schmökern, wie Catherine es auf liebenswert altmodische Art nannte, dann in der Tube weiterlesen und schließlich den Rest der Geschichte im Bett verschlingen.
Maddys letzte Beziehung lag inzwischen eine gefühlte Ewigkeit zurück. Eine Zeit lang war sie froh gewesen, unabhängig zu sein. Doch inzwischen sehnte sie sich schmerzlich danach, umarmt zu werden. Gehalten zu werden. Berührt zu werden. Geliebt zu werden. Ja, auch körperlich, und zwar leidenschaftlicher als jemals zuvor.
Darum flüchtete sie sich in Romanwelten. In ihrer Fantasie war sie nie einsam. Sie wurde von den heißesten Männern begehrt. Früher hatten die Protagonisten von Jane Austen um sie gebuhlt. Heutzutage waren es Bad Boys, die die Gentlemen wie langweilige Chorknaben aussehen ließen. Maddy lächelte erst amüsiert, dann verträumt in sich hinein.
In Büchern waren ihr das erste Mal dominante Typen begegnet. In der Realität hatte sie solche Männer noch nie kennengelernt. Männer, die eine Frau offensiv umwarben, die sie dazu verführten, sich zu unterwerfen, und ihr als Belohnung eine Lust bereiteten, die Maddy nur allzu gerne am eigenen Leib erfahren würde.
Sie trank einen Schluck und stellte die Tasse ab. Angenehm warm lief der Tee ihre Kehle hinab. Seufzend nahm sie einen Keks und knabberte daran. Vielleicht gab es solche Prachtkerle in der Realität ja gar nicht. Oder aber Maddy war einfach so unscheinbar, dass ein solcher Mann sie nie wahrnehmen würde.
Betrübt schaute sie an sich herab. Die schwarze Stoffhose und die weiße Bluse mit dem Bubikragen wirkten nicht gerade anziehend, musste sie zugeben, eher bieder. Sie schob ihren Kleidungsstil gerne auf ihren Job – sie musste eben seriös wirken. Doch wem machte sie etwas vor? Sie zog sich auch privat nicht wie eine Femme fatale an.
Nur zu gerne wäre sie doch wie die Heldin in dem Bad-Boy-Romance-Roman, den sie gerade las. Jessica war zierlich, hatte lange blonde Haare und eine Stupsnase. Kein Wunder, dass Harley auf sie abfuhr. Maddy dagegen versuchte stets, ihre Reiterhosen zu kaschieren, ihr Bäuchlein zu verstecken und ihre kleinen Brüste durch einen entsprechenden Büstenhalter ein wenig größer wirken zu lassen. Nichts an ihr war auch nur im Entferntesten perfekt. Sie konnte ihre körperlichen Defizite nicht einmal mit überdurchschnittlicher Intelligenz wettmachen, denn sie war einfach… normal. Stinknormal. Langweilig!
Würde jemals wieder ein Mann etwas Besonderes in ihr sehen und sich in sie verlieben? Oder würde sie für den Rest ihres Lebens allein bleiben, wie Catherine, die ihren Ehemann mit 31 Jahren durch einen Schlaganfall verloren und sich nach eigener Aussage nie wieder neu gebunden hatte? Bei der Vorstellung zog sich Maddys Magen zusammen.
Oder würde sie eines Tages vielleicht tatsächlich einem Bad Boy oder dominanten Kerl begegnen? Der sie beim Sex bis aufs Äußerste reizte. Der sie aufforderte, ihm ihren Körper als Spielplatz darzubieten. Der sie in Verlegenheit brachte, indem er die Dinge beim Namen nannte. Der sie nicht so behutsam anfasste, als wäre sie aus Glas, sondern auch mal grob, ohne dabei gewalttätig zu sein. Der bloß ihren Vornamen aussprechen musste, um sie feucht werden zu lassen, und der sie mit der gleichen Intensität, mit der er sie fickte, aus ganzem Herzen liebte.
Maddy schluckte. Sie hatte plötzlich das starke Bedürfnis nach einem kühlen Schluck Wasser.
Sie holte ihre Flasche unter dem Tresen hervor und trank gierig. Die zimmerwarme Flüssigkeit kühlte sie jedoch nur mäßig ab. Sie stellte die Flasche wieder weg, griff nach einem Werbeflyer für eine Lesung, die am kommenden Freitagnachmittag stattfinden würde, und fächelte sich damit Luft zu. Um sich von ihrer Erregung abzulenken, die der Erotikroman geweckt und die von ihrer Fantasie genährt worden war, konzentrierte sie sich auf das Prasseln des Regens, aber auch das half nicht wirklich.
Ihr Blick fiel auf den aktuellen Katalog eines kleinen Londoner Verlags. Ihre Freundin Paula hatte ihn ihr empfohlen. Er hätte Bücher zu besonderen Themen im Programm, hatte sie gemeint. Eigentlich wollte Maddy nichts lieber, als zu Jessica und Harley zurückzukehren, doch sie verbot es sich. Hochrot vor Erregung im Laden zu stehen, war wirklich nicht akzeptabel. Um sich abzulenken, blätterte sie durch den Katalog. Auf einer der hinteren Seiten fiel ihr dabei der Titel eines Ratgebers ins Auge: »Liebe lässt sich nicht erzwingen, aber Sex kann man kaufen.«
Ist es wirklich so einfach?
Während Maddy in den nächsten Stunden Kunden bediente, Bestellungen für den Postweg verpackte und ein paar vorwitzige Jungen von den Regalen verscheuchte, in denen eine handverlesene Auswahl von Erotikbildbänden präsentiert wurde, ging ihr der Titel des Ratgebers nicht mehr aus dem Kopf. Vor Kurzem erst hatte sie eine ihrer häufig schlaflosen Nächte damit verbracht, durch die Fernsehkanäle zu zappen. Dabei war sie bei einer Talkshow hängen geblieben, in der sich eine bunte Schar von Gästen lebhaft darüber unterhielt, ob sie jemanden für sexuelle Dienste bezahlen würden. Sofort hatte alles in Maddy Nein geschrien. Gegenseitiges Begehren sollte doch der Anstoß dafür sein, miteinander intim zu werden, und keine finanzielle Vereinbarung. Aber in dieser pikanten Konstellation war man kein wirklicher Liebhaber, bloß ein Kunde oder eine Kundin.
Doch inzwischen konnte sie die Argumente für einen solchen Schritt nachvollziehen. Ihr eigenes Verlangen nach einem dominanten Liebhaber, den sie im wirklichen Leben nur schwer finden und noch schwerer verführen konnte, wuchs von Tag zu Tag. Die Einsamkeit und die unerfüllte Lust wurden langsam unerträglich.
Endlich kam der Feierabend. Maddy schloss die Heart of Soho ab und brachte Catherine, die mit frisch frisierten Haaren und einem Glas Sekt noch im Friseurladen nebenan saß, den Schlüssel.
»Geht es dir gut?«, fragte Catherine besorgt.
»Sicher, wieso fragst du?«
»Deine Wangen sind ganz gerötet. Vielleicht solltest du zu Hause Fieber messen.«
Obwohl sie sich nicht noch einmal dem Erotikroman hingegeben hatte, waren Maddys Fantasien offenbar nicht ohne Wirkung geblieben. »Ich fühle mich wunderbar«, sagte die hastig.
»Deine Stimme klingt auch etwas belegt.«
»Das ist nichts, wirklich.« Maddy verabschiedete sich rasch, denn vor Verlegenheit brannte ihr Gesicht nun noch mehr. »Wir sehen uns morgen.«
»Falls du krank wirst, bleib morgen bitte im Bett und kuriere dich aus«, rief Catherine ihr hinterher.
Der leichte Nieselregen, der auf dem Weg zur U-Bahn auf sie niederging, kühlte zwar Maddys erhitztes Gesicht etwas ab, tat jedoch nichts gegen ihre wirbelnden Gedanken. In der Bahn versuchte sie zu lesen, aber nicht einmal Jessica und Harley konnten sie fesseln. Ständig musste sie an ihren eigenen sexuellen Hunger denken. Er brannte so heiß in ihr, dass sie ihre Jacke öffnete. Sie spürte, wie es in ihrem Schoß pulsierte.
Madeleine sehnte sich sehr nach einem neuen Partner, und eigentlich glaubte sie fest daran, dass der irgendwann vor ihr stehen würde. Die Liebe – hoffentlich in Form eines sexy dominanten Mannes – würde sie finden. Oder war es naiv, so zu denken, nur herumzusitzen und auf die Liebe zu warten?
Sie ging selten aus. Vor drei Jahren war sie aus Dorchester nach London gezogen und hatte in der Stadt seither bloß zwei gute Freundinnen gefunden. Jennifer war ebenfalls eine Büchereule und war so oft in der Heart of Soho, dass sie irgendwann ins Gespräch gekommen waren und sich schließlich angefreundet hatten. Paula war Autorin und hatte im letzten Herbst ihren ersten Roman veröffentlicht: Ungezähmte Leidenschaft – Zur Gefährtin erwählt, in dem es um die Liebe zwischen einer Menschenfrau und einem Werwolf ging. Sie hatten sich bei einer Lesung kennengelernt, die Paula in der Buchhandlung gehalten hatte.
Beide Frauen waren keine Partymäuse und Maddy selbst auch nicht. Sie trafen sich lieber in Cafés als in Klubs und besuchten Museen anstatt Popkonzerte. Die Freundinnen konnten sich in der National Portrait Gallery stundenlang über die Barockperücken der Männer auf den Gemälden amüsieren oder über die Frage diskutieren, ob sie sich auf der Straße nach Lord Byron umdrehen würden oder nicht. Männer hatten sie bei solchen Treffen und Ausflügen noch nie kennengelernt. Jennifer war zwar in festen Händen, aber Paula genau wie Maddy schon seit Längerem Single.
Mein Gott, ich bin tatsächlich langweilig, schoss es Maddy durch den Kopf.
Aber nicht im Bett! Da kann ich mich gehen lassen – erst recht unter der richtigen Führung. Zumindest hoffte sie das. Was ihr jedoch wenig brachte, denn wie sollte das jemals ein Mann herausfinden, wenn alles andere an ihr zu langweilig war, um überhaupt Interesse zu wecken? Maddy seufzte. Es ging ihr nicht einmal darum, sich selbst zu beweisen, dass sie nicht langweilig, sondern ein heißer Feger war. Sie strebte auch nicht nach Hardcore-SM. Sie wollte bloß erfahren, wie es war, von einem Mann dominiert zu werden, ein bisschen mehr Spannung in ihrem Leben – und in ihrem Bett – haben. Der Wunsch danach war mit jedem Buch, das sie zu diesem Thema gelesen hatte, stärker geworden. Er ließ sie nicht mehr los. In letzter Zeit konnte sie kaum noch an etwas anderes denken. Und langsam trieb sie das in den Wahnsinn.
Als Maddy in ihrem Apartment ankam, stieg sie erst einmal unter die Dusche und zog sich danach bequeme Kleidung an. Da die Mieten in London nahezu unbezahlbar waren, wohnte sie in einem kleinen Einzimmerapartment, das manchmal leicht muffig roch. Leise ihren Lieblingssong von James Blunt vor sich hin summend, riss sie das Fenster auf, um frische Luft hereinzulassen, und zündete eine Yankee Candle an. Während der Duft von Vanille und Cupcakes wohltuend den Raum eroberte, ließ sie sich mit einem Seufzen auf die Matratze fallen.
Von dort aus blickte sie direkt auf die Kochnische mit der winzigen Spüle und den Herdplatten. In den Jahren zuvor hatte darüber stets ein literarischer Kalender mit Fotos, Anekdoten und Zitaten von Charles Dickens, Jane Austen, William Shakespeare, Agatha Christie und anderen berühmten britischen Autoren gehangen. Jetzt zierte die Wand jedoch ein Kalender mit Aktfotos von Männern, den sie mit wild pochendem Herzen in einem Laden in der King’s Road in Chelsea gekauft hatte. Der September-Mann kroch lasziv aus dem Meer auf den Strand, sein Geschlecht wurde nur von den schäumenden Wellen verdeckt.
Unter dem Fenster zu ihrer Linken war mit Scharnieren ein Brett angebracht, das sie hochklappen und als Tischersatz nutzen konnte. Zum Essen musste sie auf dem Bett sitzen, denn Platz für einen Stuhl gab es nicht.
Draußen setzte der Regen wieder ein. Er hämmerte so hart gegen die Fensterscheibe wie Maddys Herz in ihrer Brust, weil sie wusste, dass es ihr nicht mehr reichte, bloß von tabulosem Sex zu träumen. Sie wollte ihn endlich erleben!
In anderthalb Wochen würde sie 25 Jahre alt werden. In diesem Alter lag die wilde Phase vieler Frauen bereits hinter ihnen, und sie gründeten Familien. Maddy jedoch hatte nie über die Stränge geschlagen, hatte sich nie ausgetobt und verspürte nun ein starkes Bedürfnis, das nachzuholen.
Aber es war nun mal nicht ihre Art, durch die Klubs zu ziehen und Männer abzuschleppen. Zumal sich ihr Hunger auf den Typ Mann bezog, der nicht gejagt wurde, sondern selbst Jäger war. Sollte sie vielleicht im Internet ihr Glück versuchen? Allerdings barg das auch ein Risiko. In den Partnerbörsen und Chatrooms tummelten sich oft faule Eier, wie Catherine die Möchtegerns und Rüpel nennen würde.
Zärtlich strich Maddy über das Cover ihrer aktuellen Lektüre. Es zeigte den appetitlichen Oberkörper eines Bodybuilders, wie sie ihn im Alltag noch nie gesehen hatte. Sie verspürte ein sehnsüchtiges Ziehen im Unterleib.
Sie war nicht naiv. Der Romanheld Harley war natürlich bloß ein Fantasieprodukt – aber Männer, die eine Frau im erotischen Kontext unterwarfen, gab es auch in der Realität. Leider stand ihnen ihre sexuelle Vorliebe jedoch nicht auf die Stirn geschrieben. Wie sollte Maddy also einen Kerl finden, der auf Dominanz und Unterwerfung stand, der Erfahrung besaß und ihre Tabus akzeptierte? Der beim Sex ein Raubtier, aber ansonsten ein Gentleman war? Und selbst wenn sie so einen Mann finden sollte, ihn zu bezirzen und in ihr Bett zu locken, würde noch viel schwieriger werden. Schließlich war sie keine Sirene oder Verführungskünstlerin.
Keine Chance.
Sie sah zum Fernseher und musste erneut an die nächtliche Talkshow denken. Nachdenklich ließ sie sich nach hinten auf ihr Bett sinken und starrte zur Zimmerdecke hinauf. Sollte sie tatsächlich einen Mann dafür bezahlen, ihre erotischen Wünsche zu erfüllen? Traute sie sich das überhaupt? War sie wirklich so verzweifelt? Gab es Callboys, die explizit Dominanz und Unterwerfung anboten?
Ihr Puls raste. Sie konnte nicht mehr ruhig liegen bleiben. Abrupt richtete sie sich auf. Sie legte das Taschenbuch, das sie an ihre Brust gedrückt hatte, zur Seite und zog ihren Laptop heran. Mit zitternden Händen klappte sie ihn auf. Ihr Atem beschleunigte sich, als sie ein paar Schlagworte in die Suchmaske des Browsers eingab.
Zu ihrer Überraschung traf bereits das erste Ergebnis ihren Nerv. Es gab doch tatsächlich eine Website, die Rent a dominant man hieß. Das Pendant Rent a dominant woman gab es ebenfalls, es stand gleich darunter, aber das interessierte sie weniger. Aber klang der erste Link nicht zu plakativ? Oder war er lediglich auf den Punkt gebracht?
Unsicher klickte sie ihn an. Sie wurde auf eine ansprechende Homepage mit weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund geleitet. In der linken Ecke posierte stilisiert ein gut gebauter nackter Mann. Der Betrachter sah ihn lediglich von hinten. Auf den ersten Blick wirkte die Seite seriös, aber das hieß nichts. Als Erstes prüfte Maddy deswegen das Impressum. Es handelte sich um eine Callboy-Agentur, die in Islington ansässig war. Preise dürften sie auf ihrer Homepage nicht veröffentlichen, las Maddy, aber sie könnten per eMail angefragt werden.
Neugierig sah sie sich die Beschreibung der angebotenen Dienstleistungen an. Ihre Handflächen wurden feucht, ihre Brustwarzen richteten sich auf und rieben gegen den weichen Stoff ihres Oberteils. Sehr dezent und niveauvoll wurde beschrieben, dass es um Sex ging.
»Unsere Callboys werden im Vorfeld Ihre Vorlieben erfragen und bei Ihrem erotischen Treffen darauf eingehen«, las Maddy und bekam eine wohlige Gänsehaut.
»Diejenigen unserer Callboys, die BDSM anbieten, sind mit dem Buchstaben H für Hardcore gekennzeichnet.« Sie keuchte auf.
»Sie unterschreiben einen Vertrag, der Sie und uns absichert. Zudem wird der Callboy Ihrer Wahl ein Safeword mit Ihnen vereinbaren. Sobald Sie es aussprechen, wird er die Session sofort abbrechen. Sie sind also jederzeit in Sicherheit und können sich vollkommen fallen lassen.« Es war merkwürdig, aber allein die Worte verursachten ein Prickeln auf ihrer Zunge.
»Sie können den Deal jederzeit für beendet erklären, sollten Sie sich nicht wohlfühlen. Dasselbe gilt auch für unsere Callboys. Wir bieten niveauvolle Entspannung und Unterhaltung an und arbeiten stets seriös. Die Zufriedenheit unserer Kunden und Kundinnen ist unser höchstes Gebot.«
Das klingt so geschäftlich. Will ich wirklich diesen Weg gehen?
Maddy wollte den Browser schon schließen, als ihr Blick an dem Menüpunkt Unsere Meister der Unterwerfung hängen blieb. Sie konnte nicht widerstehen und rief mit einem Klick die Liste der Callboys auf.
Neben den Fotos standen einige Angaben zu Alter, Typ, Erfahrung und Vorlieben. Leider konnte man keinen der Männer richtig erkennen. Sie waren im Profil abgelichtet worden, außerdem hatte der Fotograf geschickt mit Licht und Schatten gearbeitet. Offenbar wollte man ein gewisses Maß an Anonymität wahren und nicht alles im Internet preisgeben. Dafür hatte Maddy zwar Verständnis, aber sie hätte zu gerne mehr gesehen, um herauszufinden, ob einer der Kerle sie ansprach.
Trotzdem sah sie sich die Aufnahmen an. An einem blieb sie besonders hängen. Der Mann wirkte geheimnisvoller als die anderen. Seine Haltung war selbstsicher und gebieterisch. Alles an ihm strahlte eine natürliche Dominanz aus, die ihr den Atem raubte.
Das ist er! Ace. Den würde ich buchen.
Plötzlich bekam sie Angst vor ihrer eigenen Courage. Mit einer hastigen Bewegung knallte sie den Laptop zu. Ihr Brustkorb wogte auf und ab. Es war verrückt, einen Callboy zu engagieren! So etwas tat man doch nicht. Es war anstößig und verrucht. Es bewies bloß, wie verzweifelt man war.
Wie verzweifelt ich bin.
Während sie eine kleine Tüte Salt-and-Vinegar-Chips aus dem Schrank unter der Spüle holte, grübelte sie weiter. Aber hieß es nicht immer, dass die Mutigen den meisten Spaß hatten? Zudem ging es nicht bloß um die Erfüllung eines Traums, sondern auch darum, diesen nagenden sexuellen Hunger loszuwerden. Die Orgasmen, die sie sich selbst immer häufiger bescherte, stillten dieses Verlangen immer nur sehr kurzfristig.
Maddy war hin- und hergerissen. Nachdenklich schob sie sich einen Kartoffelchip in den Mund. Salziger Essiggeschmack breitete sich auf ihrer Zunge aus. Sie hatte ein wenig Erspartes auf der Bank liegen, das für so einen Callboy vermutlich reichen würde. Aber sollte sie das nicht für etwas Sinnvolleres ausgeben oder als Notgroschen auf der Bank lassen? Andererseits: War das gerade nicht eine Art Notfall?
Erneut klappte sie ihren Laptop auf und schaute sich das Profil von Ace noch einmal an. Er war für fast alle sexuellen Praktiken zu haben. Bloß Küsse auf den Mund schloss er kategorisch aus. Ausgerechnet so etwas Harmloses. Warum wohl? Gehörte Küssen seiner Meinung nach vielleicht nur zu einer Liebesbeziehung? Etwas anderes konnte sich Maddy nicht vorstellen.
»Mache ich mich damit zur Närrin?«, fragte sie sich selbst laut. »Oder soll ich einmal in meinem Leben etwas völlig Verrücktes tun und mir einen Liebhaber kaufen?«
Jared
Überrascht blieb Jared Anderson am Eingang stehen. Für einen Donnerstag war der Pub The Burning Lion erstaunlich gut besucht. Die Eingangstür stand offen, wohl nicht allein, damit Laufkundschaft den Weg hereinfand, sondern auch um Frischluft reinzulassen. Im Schankraum mischte sich der Geruch von Bier mit dem von frittiertem Fisch und Pommes. Jared war hier mit seinem Kumpel Luke verabredet. Der fand neuerdings kaum noch Zeit für ihn, so viele Frauen, wie ihn buchten.
Jared ließ den Blick durch den vollen Raum schweifen. Als er Luke an der Theke entdeckte, hob er die Hand zum Gruß und ging zu ihm hinüber. »Hey. Wartest du schon lange?«
»Das bin ich gewohnt.« Luke zwinkerte und grinste. »Du kommst doch immer zu spät.«
»Gar nicht wahr.« Jared schwang sich auf den Hocker neben seinem Freund.
»Was sagt denn dein Vorgesetzter bei der Bank dazu?«
»Im Job bin ich immer pünktlich.«
»Bei mir nie.« Lukes blaue Augen funkelten amüsiert. »Wie kann das sein?«
Jared konnte nachvollziehen, was die Frauen an seinem Kumpel fanden. Luke wurde nicht älter, sondern nur noch charismatischer. Vielleicht lag es auch daran, dass er seinen eignen Weg gefunden hatte und das tat, was ihm gefiel, und nicht, was man von ihm erwartete, wie es bei Jared zunehmend der Fall war.
»Privat lasse ich es lieber locker angehen«, sagte Jared mit einem Grinsen.
»Wieso nur privat? Als Finanzberater zu arbeiten, passt wirklich nicht zu dir.«
Jared lachte. Sein Freund war schon immer sehr direkt gewesen. »Ach so? Und welchen Beruf sollte ich deiner Meinung nach ausüben?«
»Meinen zum Beispiel.« Luke fuhr sich durch die dunklen Haare, die neuerdings von hellen Strähnchen durchzogen waren. »Du würdest richtig gut verdienen und sogar noch Spaß dabei haben.«
Lachend schüttelte Jared den Kopf. Sex konnte für ihn niemals zum Beruf werden. Er liebte es zu vögeln – wer tat das nicht? –, doch er suchte sich seine Liebhaberinnen lieber selbst aus. Die Chemie musste einfach passen. »Du weißt, wie ich dazu stehe.«
Luke verdrehte die Augen. »Seit du die Uni verlassen hast, bist du echt langweilig geworden.«
»Wohl eher bodenständig.« Jared gab dem Barkeeper ein Zeichen und bestellte ein Lager. Dann frotzelte er: »Du dagegen scheinst nie erwachsen zu werden.«
»Bist du neidisch?«
»Auf den ständigen hemmungslosen Sex, den du hast, ja.« Aber Callboy wollte Jared trotzdem nicht werden, denn dabei ging es nicht darum, die eigenen sexuellen Wünsche auszuleben, sondern die der Kundinnen zu erfüllen. Luke schien damit kein Problem zu haben. Ganz im Gegenteil: Er hatte in dem Job seine Erfüllung gefunden.
»Durch die Strähnchen siehst du aus wie ein Surfer und nicht wie ein Dominus«, lenkte Jared vom Thema ab.
»Mach dich nur lustig über mich!«
»Pass auf, dass deine Kundinnen dich noch ernst nehmen!«
»Ich mag charmant sein, aber ich kann auch anders, das weißt du.«
Jared nickte. Das Studium der Wirtschaftswissenschaft hatte sie damals zusammengeführt, aber die Erkenntnis, dass sie beide dominant waren, hatte sie erst richtig zusammengeschweißt. Daran hatte sich auch nichts geändert, als Luke die Uni abgebrochen hatte.
»Weißt du noch?«, sagte Jared in Gedanken an die gemeinsame Uni-Zeit. »Früher hat man uns oft für Brüder gehalten.«
»Das kann uns heutzutage nicht mehr passieren. Du trägst deinen Seitenscheitel viel zu ordentlich«, feixte Luke.
In Erinnerung an damals wuschelte sich Jared spontan durch die Haare und betrachtete sich im Spiegel hinter der Bar. Nun sah er aus, als wäre er frisch aus dem Bett gestiegen. Gar nicht so übel.
Plötzlich sehnte er sich nach den alten Zeiten. Damals hatten Luke und er nichts anbrennen lassen. Sein Freund war sogar derjenige gewesen, der Jared mit Dominanz und Unterwerfung bekannt gemacht hatte. Schnell hatte Jared erkannt, dass er die größte Erregung dabei empfand, seine Liebhaberin zu unterwerfen und die Frau dabei so scharfzumachen, dass sie nur noch aus Lust zu bestehen schien. Bereitwillig hatte Luke ihm alle Fragen beantwortet und Praktiken erklärt.
Getrieben von Neugier und einer unbändigen Lust, hatten sie gemeinsam BDSM-Klubs besucht, und Jared hatte reichlich Erfahrungen gesammelt. Dadurch war er nicht bloß zum Experten in Sachen Sex, sondern Luke war auch einer seiner besten Freunde geworden.
Obwohl sie sich nicht mehr so oft trafen wie früher, hielt ihre Freundschaft bis heute. Mit seinem Job als Callboy hatte Luke eine Möglichkeit gefunden, seine Leidenschaft auszuleben. Im Grunde machte er nichts anderes als zu Studienzeiten, bloß dass er nun dafür bezahlt wurde.
Dagegen ist mein Job tatsächlich tödlich langweilig, dachte Jared. Er wusste die Vorzüge einer Festanstellung zu schätzen. Die Bank, für die er arbeitete, zahlte recht gut, und er war schnell aufgestiegen, weil er gut in dem war, was er tat. Er betreute finanzkräftige Kunden, beriet sie in Geldanlagen und erstellte für sie Finanzpläne. Alles in allem war er recht zufrieden, aber ihm gefielen die Auswirkungen nicht, die sein Beruf langsam, aber sicher auf ihn hatte.
Tagsüber lief er als Finanzberater in Anzug und Krawatte herum, die Haare glatt gekämmt und die Lederschuhe poliert. Gestriegelt wie ein Lackaffe. In ihrer Sturm-und-Drang-Zeit hatten Luke und er sich über genau solche Typen lustig gemacht. Inzwischen war Jared selbst einer von ihnen, und zwar nicht nur im Job.
Morgens stand er früh auf, fuhr zum Geldinstitut und verbrachte sogar seine Mittagspause dort. Abends trieb er regelmäßig Sport, aß eine Kleinigkeit und fiel dann todmüde ins Bett. Am nächsten Tag ging alles von vorne los. Er lebte fast nur noch, um zu arbeiten. Ohne es zu merken, hatte er ein Hamsterrad bestiegen.
Sachte stieß Luke ihn an und holte ihn damit aus seinen Gedanken. »Was ist los?«
»Was meinst du?«
»Du hast trübsinnig in dein Bierglas geschaut und geseufzt.«
»Habe ich das?«
»Mhm.«
Lässig zuckte Jared mit den Achseln, um seine nächsten Worte herunterzuspielen. »Manchmal droht mich die Routine einfach zu erdrücken.«
»Dann durchbrich sie!«
»Und wie?«
»Indem du mal wieder richtig einen draufmachst.« Luke leerte sein Glas und bestellte ein weiteres Lager. »Ich kann dir dabei helfen.«
»Ich muss morgen früh raus, schon vergessen?«
»Ich meinte auch nicht, jetzt und sofort. Heute kann ich auch nicht. Ich treffe mich gleich noch mit einer Kundin.«
Jared schmunzelte und blinzelte ihn an. »Mh, und hat sie irgendwelche speziellen Neigungen – Peitschen vielleicht oder Nadelspiele?«
»Das würde ich niemals ausplaudern, das weißt du doch.«
»Jaja, weil dein Agenturvertrag dir das verbietet.«
»Auch, aber vor allem, weil ich ein Gentleman bin. Die Lady und ich«, Luke hielt kurz inne, während der Barkeeper das neue Bierglas vor ihm auf den Tresen stellte, »wir werden uns sowieso erst einmal nur unterhalten.«
»Ihr werdet bloß reden?« Zweifelnd runzelte Jared die Stirn.
»Sie ist wohl schüchtern und hat noch nie einen Callboy gebucht, darum will sie mich vor dem eigentlichen Date erst einmal kennenlernen.« Luke zwinkerte. »Als Erkennungszeichen wird sie einen Erotikroman dabeihaben.«
»Die Geschichte der O oder Fifty Shades of Grey oder …?«
»Lady Chatterleys Liebhaber.«
»Wie seriös!« Jared lachte. »So ein Klassiker ist aber schon etwas anderes als das, was sie von dir zu erwarten hat. Ist ihr das klar?«
»Lass uns nicht weiter über meine Kundin sprechen. Ich habe ohnehin schon zu viel gesagt. Mein Vertrag hat eine Verschwiegenheitsklausel.« Er grinste vielsagend. »Was ist mit dir, Jared? Du scheinst inzwischen ja mit deiner Bank liiert zu sein.«
Äußerlich sahen er und Luke sich noch immer ähnlich. Sie hatten eine ähnliche Statur, die gleichen schwarzen Haare und intensiv blaue Augen, die Frauen sofort in ihren Bann zogen. Auch Jared besaß dieses Charisma, was man entweder hatte oder nicht, und wusste es einzusetzen – allerdings tat er es nur noch selten.
Seit Jahren hatte er keinen BDSM-Klub mehr betreten. Er betrank sich nicht mehr, feierte nicht mehr die Nächte durch, und sein letzter One-Night-Stand lag schon drei Monate zurück. Mit diesem hatte er Anfang Juli das Ende seiner letzten Beziehung gefeiert. Doch der Sex hatte schal geschmeckt. Linda, eine heiße Brünette mit verführerischen Lippen, hatte von Unterwerfung nichts wissen wollen. Selbstverständlich hatte er das akzeptiert und darum seine Dominanz nicht ausleben können.
Sein altes Ich rückte zunehmend in die Ferne. Wenn es so weiterging, würde es bald ganz verblassen. In seinem Alter war es auch langsam an der Zeit, an eine Familie zu denken. Und wer wusste schon, ob er eine Ehefrau fand, die einen Kick daraus zog, sich von ihm dominieren zu lassen. Irgendwann würde er vielleicht die Entscheidung treffen müssen, ob er weiter auf eine Frau warten wollte, die seine Vorliebe teilte, und damit riskierte vielleicht niemals eine Familie zu gründen. Oder ob er auf diesen Teil einer Beziehung verzichten konnte, ob eine liebevolle Ehe ohne Dominanz und Unterwerfung genug für ihn war.
Nun, da er darüber nachdachte, fühlte er sich, als würde ihm die Zeit davonlaufen. Vielleicht hatte Luke sich doch für den richtigen Lebensweg entschieden. Er sagte stets, dass er später noch sesshaft werden könnte, jetzt wollte er erst einmal die Erotik auskosten und mit allen Sinnen genießen.
Jared musste sich eingestehen, dass er neidisch auf die Lust war, die sein Kumpel nahezu täglich erlebte. Auch wenn der Job eines Callboys keine Option für ihn war, packte ihn die Abenteuerlust. Wieso nicht hier und jetzt herausfinden, ob er es noch draufhatte?
Neugierig schaute er sich im Pub um, sah aber keine Frau, die ihn ansprach. Nicht, dass die Anwesenden nicht hübsch und sexy gewesen wären, doch keine reizte ihn so richtig. Sie schienen ihm alle austauschbar. Vielleicht lag das aber auch an ihm selbst. Möglicherweise wurde er mit 31 einfach wählerischer. Er hatte bereits viele Frauen glücklich gemacht. Rückblickend hatten sich ihm die meisten zu schnell an den Hals geworfen, sodass er nun Lust auf eine Herausforderung hatte. Auf jemand Besonderen. Einen Diamanten, der erst noch geschliffen werden musste.
Oh, ja, das wäre jetzt genau das Richtige, um mich aus dem Alltagstrott zu reißen und aufzumuntern.
Kumpelhaft schlug ihm Luke auf die Schulter. »Du bist zu jung, um so grüblerisch zu sein.«
»Da ist was dran.«
»Ich glaube, du hast in letzter Zeit vergessen, Spaß zu haben. Das Leben besteht nicht nur aus Arbeit.«
Jared lockerte seine Krawatte und öffnete die obersten Knöpfe seines weißen Hemds. Er trug noch seinen Geschäftsanzug, da er direkt von der Bank in den Pub gefahren war. »Du hast recht.«
»Außerdem hatte Christine dich zu lange an der kurzen Leine.« Luke zwinkerte und nahm eine Handvoll Erdnüsse aus der Holzschüssel vor ihm.
»Unsinn! Sie ist halt lieber mit mir zu Vernissagen gegangen, als in Pubs abzuhängen.«
»Ihr ging es bloß ums Sehen und Gesehenwerden, aber vor allen Dingen wollte sie dich wie einen Prachthengst vorführen. Ich wundere mich fast, dass sie dich nicht gesattelt hat«, frotzelte Luke.
»So war sie nicht. Du hast dir nur nie die Mühe gemacht, sie richtig kennenzulernen.«
»Sie hat dich dazu angetrieben, die Karriereleiter hinaufzusteigen, weil sie ihre Zukunft an der Seite eines reichen Bankers planen wollte.«
Im Grunde wusste Jared, dass Luke recht hatte. Aber es tat weh, sich eingestehen zu müssen, dass Christine mehr in sein Einkommen und seine gesellschaftliche Stellung als in ihn selbst verliebt gewesen war.
»Darum hat sie auch so gegen unsere Freundschaft gewettert.« Luke warf eine Erdnuss hoch und fing sie mit dem Mund auf. Nachdem er sie zerkaut und Jared nichts erwidert hatte, fuhr er fort: »Ich war ihr von Anfang an ein Dorn im Auge, das kannst du nicht leugnen.«
Jared nickte. Nicht allein Lukes ausgezeichnete Auftragslage war der Grund, warum sie sich in den vergangenen Jahren seltener getroffen hatten, sondern auch Christine. Sie fand, dass ein Callboy nicht der richtige Umgang für Jared war. Das war eins von vielen Themen, über das sie immer öfter gestritten hatten. Ein anderes war das erotische Spiel um Dominanz und Unterwerfung. Christine war vor ihrer Beziehung noch nie damit in Berührung gekommen und hatte sich nur sehr zögerlich darauf eingelassen. Sie hatte seine Neigung zwar akzeptiert und dem Spiel hin und wieder zugestimmt, aber Jared hatte jedes Mal deutlich gespürt, dass sie es nur ihm zuliebe getan hatte und ihre Lust in diesen Szenarien nicht echt war. Und letztendlich war das doch der beste Part: die Frau durch Unterwerfung so richtig um den Verstand zu bringen. Deswegen hatte Jared es irgendwann aufgegeben.
»Das ist jetzt kein Problem mehr.«
»Bist du dir sicher?«
Energisch nickte Jared. »Wir sind seit drei Monaten getrennt, das weißt du doch.«
»Sieht Christine das genauso?«
»Sie wird sich damit abfinden müssen«, sagte Jared entschieden und trank sein Glas aus.
»Mir gefällt deine Entschlossenheit. Aber du musst noch das Zaumzeug loswerden, das sie dir angelegt hat. Vergiss nicht: Du bist der Dom.« Lachend rutschte Luke vom Hocker, strich über sein langärmeliges schwarzes T-Shirt, das sich eng an seinen durchtrainierten Körper schmiegte, und zeigte in Richtung des Herren-WCs. »Ich bin dann mal …«
Während Jared seinen Freund beobachtete, wie er sich zwischen den Gästen hindurch zum Toilettenraum schlängelte, fiel ihm auf, dass einige der Frauen Luke ebenfalls hinterhersahen. War das ein Wunder? Luke besaß eine Ausstrahlung, die weibliche Blicke magisch anzuziehen schien. Früher hatte er selbst eine ähnliche Wirkung auf Frauen gehabt, aber er befürchtete, dass er sie verloren hatte.
Heutzutage strahlte sein Freund eine größere Zufriedenheit aus denn je, und das machte ihn ebenso anziehend wie seine hochgewachsene Statur und seine leuchtend blauen Augen. Jareds Spiegelbild dagegen, das ihm von der Wand hinter der Theke entgegenblickte, wirkte zwar attraktiv, aber auch erschöpft. Das Strahlen fehlte. Wie die Sonne, die den Sommer hinter sich hatte und im Herbst ihre Kraft verlor.
Dabei bin ich doch in den besten Jahren, verdammt! Es muss sich etwas ändern.
Unzufrieden ließ er seinen Blick durch den Pub schweifen – und entdeckte Lady Chatterleys Liebhaber.
Das war also die neue Kundin, auf die Luke wartete. Was mochte sie dazu veranlasst haben, einen Callboy zu buchen?
Zögerlich betrat die Frau, die das Taschenbuch wie einen Schutzschild gegen ihre Brust drückte, den Pub. Einem ungeübten Beobachter wäre sie vermutlich gar nicht aufgefallen, aber Jared zog ihr Anblick magisch an. Auch wenn sie sich Mühe gab, es zu verbergen, bemerkte er ihre Angst und Unsicherheit sofort. Er spürte geradezu, dass sie am liebsten nervös an ihrem Kleid herumgezupft hätte. Er hatte den Eindruck, dass sie es gewohnt war, ihre wahren Gefühle vor der Welt zu verstecken.
Aber ihn konnte sie nicht so leicht täuschen. Er war gut darin, Menschen zu lesen, besonders Frauen. Das war einer der Gründe, wieso er so gut darin war, sie beim Sex zur höchsten Ekstase zu bringen. Sie brauchten ihm nicht zu sagen, was ihnen gefiel, er spürte es.
Die Frau blieb am Eingang stehen und schaute sich schüchtern im Pub um. Jared wunderte sich über die dezente Farbe ihres Kleids: walnussbraun mit kleinen gelben Blüten. Es war nicht eng anliegend, so wenig ausgeschnitten, dass man nicht einmal die Ansätze ihrer Brüste sah, und der Saum endete knapp über ihren Knien. Etwas weniger Braves wäre dem Anlass durchaus angemessen gewesen, fand er. Immerhin war das Kleid leicht tailliert, sodass man ihre weibliche Figur darunter erahnen konnte. Lag darin vielleicht der Grund für die zurückhaltende Kleidung? Schämte sie sich für ihre weiblichen Rundungen? Auf Jared wirkten sie sinnlich. Vielleicht hatte ihr noch nie ein Mann ins Ohr geflüstert, wie bezaubernd sie aussah. Komplimente wirkten Wunder, jedoch nur, wenn sie ehrlich gemeint waren. Ehrliche Komplimente brachten die Ladys zum Strahlen, einfach weil sie glücklich waren, und jede Frau hatte es verdient, glücklich zu sein. Jared war sich sicher, dass die junge Frau, die sich so schüchtern an ihr Buch klammerte, viel zu selten zum Strahlen gebracht wurde.
Da haben wir wohl etwas gemeinsam. Wir könnten beide leuchten wie die Sonne, aber etwas hält uns davon ab.
Nachdenklich rieb er sein Kinn und spürte die Bartstoppeln dort. Die Kundinnen einer Callboy-Agentur hatte er sich anders vorgestellt. Er hatte gedacht, sie wüssten, was sie wollten, und kämen vor Aufregung und Vorfreude glühend zu einem solchen Treffen. Aber diese Interessentin schien sich zu fragen, was zur Hölle sie hier überhaupt tat. Sie wirkte wie ein Mauerblümchen, das jeden Moment einen Rückzieher machen würde.
Noch immer ließ die Frau ihren Blick suchend durch den Pub wandern – und plötzlich sah sie Jared direkt ins Gesicht. In dem Moment, in dem ihre Blicke sich trafen, geschah etwas Merkwürdiges: Sein Puls beschleunigte sich. Warum? Mauerblümchen hatten ihn noch nie angesprochen. Bisher hatte er selbstbewusste, wenn auch im Bett gerne mal devote Frauen bevorzugt, Frauen, die ihre Reize einzusetzen wussten. Dennoch konnte er nicht leugnen, dass dieses spezielle Mauerblümchen Wirkung auf ihn hatte. Unter anderen Umständen hätte es ihn sehr gereizt, herauszufinden, was er beim Sex aus der Kleinen herauskitzeln könnte.
Sie hielt noch immer seinen Blick, zögerte einen Moment und kam dann langsam auf ihn zu. »Ace?«, fragte sie unsicher.
»Nicht ganz.« Bloß sein Kumpel. Wahrscheinlich hätte er so tun sollen, als wüsste er nicht, von wem sie sprach, aber er hatte nicht widerstehen können. Sein schlechtes Gewissen meldete sich: Mit seiner unüberlegten Antwort hatte er Luke in Bedrängnis gebracht, weil er damit bewies, dass sein Freund die Verschwiegenheitserklärung gebrochen hatte.
»Mir ist schon klar, dass der Name ein Pseudonym ist«, sagte die Kleine hastig und lief dabei rot an.
Du musst dieses Missverständnis aufklären! Aber dann konnte Luke Schwierigkeiten mit seinem Arbeitgeber bekommen. »So war das nicht gemeint«, erwiderte Jared ausweichend.
Sie neigte fragend den Kopf zur Seite, und eine braune Strähne löste sich aus der keltischen Silberklammer, mit der sie ihre braunen Haare am Hinterkopf locker hochgesteckt hatte. »Sondern?«
Er musste sie darauf hinweisen, dass er nicht ihre Verabredung war, aber er brachte die Worte nicht heraus. Nicht nur weil er Luke keine Probleme machen wollte, sondern auch, weil es ihn zu sehr reizte, dieses Spiel fortzuführen. »Wie kommst du darauf, dass ich Ace bin?«
»Weil du mich angestarrt hast, als ich reingekommen bin. Das hat sonst niemand.«
»Vielleicht finde ich dich einfach attraktiv.« Er schmunzelte und nahm wahr, dass sich ihre Wangen noch mehr röteten. Es gefiel ihm, sie in Verlegenheit zu bringen.
»Stimmt, ich sehe ja auch so umwerfend aus«, sagte sie sarkastisch, und die Röte breitete sich auf ihrem ganzen Gesicht aus.
»Ich finde deine Schüchternheit anziehend.«
»Ist es so offensichtlich?« Seufzend setzte sie sich auf Lukes leeren Barhocker.
»Wenn dir dieses Date so peinlich ist, warum hast du dann nicht auf einen weniger öffentlichen Treffpunkt bestanden?«
»Die vielen Menschen geben mir Sicherheit.«
»Hattest du etwa Angst, dass ich über dich herfallen könnte?« Ace! Dass Ace über dich herfallen könnte. Oh Mann, was mache ich hier nur? »Ist das nicht genau das, wofür man einen Callboy bezahlt?«
»Du machst dich lustig über mich.« Sie rutschte vom Stuhl und wandte sich zum Gehen.
Jared griff nach ihrem Handgelenk und hielt sie zurück. Er wollte sich schon bei ihr entschuldigen, doch dann erinnerte er sich daran, dass sie auf der Suche nach einem Mann mit Führungsqualitäten war. Er konnte nicht widerstehen, herauszufinden, wie sie auf seine Dominanz reagierte. »Setz dich wieder!«, sagte er leise, aber sehr bestimmt.
»Lass mich sofort los!«
»Ich sagte: Setzen!«
Etwas an ihrer Körperhaltung änderte sich. Sie wirkte überrascht, aber auch beeindruckt. Dann befolgte sie seine Anweisung. Noch immer hielt er sie fest. Spürte sie das Prickeln dort, wo sie sich berührten, vielleicht auch?
»Ich wusste einfach nicht, was mich erwartet. Es hätte doch sein können, dass du dich als Psychopath entpuppst.« Sie senkte den Blick. Ihre Wangen schimmerten rosa.
Ich gefalle ihr. Jared verspürte ein Kribbeln im Nacken, wie früher, wenn er sich auf die Jagd nach einer Liebesdienerin gemacht hatte. »Das könnte ich immer noch.«
»Nein, das glaube ich nicht.«
»Sehe ich etwa so …«, er hob ihr Kinn an und zwang sie, ihm in die Augen zu schauen, »… harmlos aus?«
Ihre Lippen öffneten sich leicht, ohne dass sie ihm antwortete. Ihre Zungenspitze strich über ihre Vorderzähne. Ihr Blick flackerte unsicher, aber ihr Atem ging schneller.
Jared konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Es machte sie an, wenn er bestimmend war und sich bedrohlich gab. Es schien fast so, als passten sie, was die Erotik betraf, gut zusammen. Das sagte ihm seine Erfahrung, aber auch die Reaktion seines eigenen Körpers: Blut strömte in seine Lenden.
Je länger er mit der Fremden sprach, desto mehr konnte er neben ihrer Schüchternheit auch eine unbändige sexuelle Neugier in ihr spüren. Diese Mischung machte ihn mehr an als eine Frau, die sich sofort die Kleider vom Leib riss und vor ihm auf die Knie sank. Hatte er womöglich seine Herausforderung gefunden? Es könnte ihm schon Spaß machen, diesen Rohdiamanten zu schleifen …
Die Hand noch immer an ihrem Kinn, strich er mit dem Daumen über ihre Wange. »Du hast Angst«, stellte er fest.
Sie erschauerte kaum merklich, doch es entging ihm nicht. Zögerlich nickte sie.
»Angst kann erregend sein«, sagte er in diesem rauen Ton, den man ausschließlich beim Sex anschlug.
»Ich weiß nicht …«
Sanft fuhr er durch die Furche auf ihrem Kinn. »Wenn du dir nicht sicher bist, warum flattert dein Atem dann?«
»Weil du mich schon wieder so anstarrst wie eben, als ich in den Pub gekommen bin.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Wie denn?«
»Wie ein Raubtier, das seine nächste Beute gefunden hat.«
Er lächelte. »Und trotzdem bist du zu mir gekommen. Oder sollte ich sagen: gerade deshalb?«
»Was sollte ich machen? Wir waren doch verabredet.«
»Weil du dir mal einen echten Callboy angucken wolltest.«
»Sprich doch leiser! Sonst hört dich noch jemand.«
Amüsiert lachte er. Er gab ihr Kinn frei und ließ seine Hand über ihren Arm gleiten. Wie samtig sich ihre Haut anfühlte! Ob ihre Brüste wohl ebenso weich waren? »Bist du beim Vögeln auch so schamhaft?«
Sie lief hochrot an. Dann blinzelte sie trotzig und sagte: »Ich bin bereit, alles zu machen. Ich kann dir einen blasen, dass du die Engel singen hörst.«
Überrascht hob er die Augenbrauen. Diese Frau wurde ja immer interessanter. Er neigte sich zu ihr. Wie gut sie duftete! Nach Maiglöckchen. Wie sie wohl unter ihrem Slip riechen mochte?
»Aber kannst du auch dienen?«
»Wie bitte?«
»Kannst du meine Befehle befolgen, mir die Kontrolle überlassen und dich mir vollkommen unterwerfen?«
»Ich … ich denke schon.«
»Wirst du dich mir schamlos präsentieren, wenn ich es von dir verlange? Wirst du dich mir anbieten, damit ich dich nehmen kann, wie auch immer ich will?«, fragte er herausfordernd. Dass sie nicht gekommen war, um ihn zu treffen, sondern Ace, hatte er längst verdrängt. War das überhaupt noch ein Test, um herauszufinden, ob seine erotische Dominanz noch Wirkung zeigte … oder längst ein Vorspiel?
Die Fremde schnappte nach Luft und sah sich um, doch keiner der anderen Gäste hatte Jareds Worte gehört. Mit dem Taschenbuch fächelte sie sich Luft zu. Es fachte seine Lust nur noch weiter an, ihre Unruhe zu beobachten.
»Wirst du mir deinen Hintern hinstrecken, damit ich ihn versohlen kann? Wirst du mir deine Nippel anbieten, damit ich hineinbeißen kann? Wirst du deine Schenkel spreizen, damit ich deine Möse mit der flachen Hand schlagen kann?«
Sie stöhnte auf. Entsetzt über ihre Reaktion, weiteten sich ihre Augen, und sie griff nach dem vollen Bierglas, das vor Jared stand. Sie trank es in einem Zug aus. Während sie ins Glas starrte, als würde der Boden ihr ein Geheimnis offenbaren, fragte sie mit belegter Stimme: »Wie viel?«
»Wie bitte?« Er ließ ihr Handgelenk los und bereute es sogleich. Sie hatte sich gut angefühlt. Er wollte sie überall berühren.
»Wie viel kostet eine Session? Bisher haben wir ja bloß über das Honorar gesprochen, das du für dieses Vortreffen bekommst.«
Das hatte er ganz vergessen. Sie war ja gar nicht hergekommen, um mit Ace zu ficken, sondern lediglich, um ihn kennenzulernen und ihre Scheu zu verlieren. Doch nun war Jared so erregt von dem Gespräch mit ihr, dass er mehr als nur mit ihr reden wollte. »Verrate mir doch erst mal, wie ich dich nennen darf.«
»In meiner eMail stand doch mein Name.«
Jared stutzte. Verdammt, die Mail an die Agentur. Die hatte er natürlich nie gelesen, aber das durfte sie nicht erfahren, sonst würde auffliegen, dass er nicht Ace war, und er wollte sie nicht mehr hergeben. Sie gehörte ihm! Sie war seine Beute – und er war nicht bereit, sie wieder ziehen zu lassen.
Dabei fiel ihm auf: Wo blieb Luke überhaupt? Jared spähte zu den Toiletten hinüber … und erlebte eine Überraschung: Dort, am anderen Ende der Theke vor den WC-Räumen, stand sein Freund, trank ein Bier und schaute amüsiert zu ihnen herüber. Er hatte offenbar längst begriffen, was gerade passierte. Jared warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. Das war nicht geplant, es ist einfach so passiert, Kumpel.
Lukes Grinsen wurde noch breiter und sagte eindeutig: »Nur zu, alter Junge.«
Jared räusperte sich und sagte dann zu der Kleinen vor ihm: »Diese Angaben liegen der Agentur vor, aber sie werden aus Diskretionsgründen natürlich nicht gleich an uns weitergeleitet.« Das wusste er nicht, sondern hatte es sich gerade spontan ausgedacht. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er sie belog, aber sein Verlangen nach ihr ließ ihm keine andere Wahl.
»Ich heiße Madeleine. Aber bis auf meine Chefin nennen mich alle Maddy.«
»Ein sinnlicher Name.«
»Sagst du das, weil du es wirklich so meinst oder weil du glaubst, mich ködern zu müssen?«
Ich habe dich schon längst am Haken. Mit zur Schau gestellter Lässigkeit stützte er sich auf dem Tresen ab. »Es bleibt deine Entscheidung, ob du den Pub verlässt und wir uns nie wiedersehen oder …«
»Ja?«
»Oder ob wir jetzt gemeinsam gehen und ich dir einen Vorgeschmack auf das gebe, was dich bei einer Session mit mir erwartet.«
»Jetzt?« Sie riss die Augen auf.
Er nickte. Sie reagierte viel intensiver auf ihn als die selbstbewussten Frauen, mit denen er sich früher vergnügt hatte. Das gefiel ihm. Alles war neu und aufregend für sie. Durch Maddy konnte er den Zauber der Erotik, wie er ihn bei seinen ersten Schritten als Dominus erfahren hatte, noch einmal neu erleben.
Zudem war sie eine echte Überraschung. Am Anfang hatte er ihr nicht viel zugetraut, doch jetzt glaubte er, dass sich hinter ihrer biederen Fassade ein Vulkan verstecken könnte. Würde sie den Mut finden, sich auf ihn einzulassen? Oder war sie doch nur ein Mauerblümchen und würde gleich einen Rückzieher machen?
»Ich glaube nicht, dass ich genug Geld dafür dabeihabe«, sagte sie. Sie klang atemlos, aber es war trotzdem klar, dass sie es als Absage meinte.
»Liegt das wahre Problem nicht woanders?«
»Was meinst du?«