Lore-Roman 101 - Eva Burghardt - E-Book

Lore-Roman 101 E-Book

Eva Burghardt

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Beschreibung

Thomas Ortmann löst seine voreilige Verlobung mit Lilo Pfeifer. Er hat erkannt, dass es ein Fehler war. Der Millionär weiß nun endlich, wem sein Herz gehört. Er will Prinzessin Isabella seine Liebe gestehen und das Misstrauen und die Missverständnisse ein für alle Mal aus dem Weg räumen. Doch die Prinzessin hat das Schloss fluchtartig verlassen, und die einzige Person, die ihren Aufenthaltsort kennt, schweigt beharrlich.
Thomas’ zunehmende Traurigkeit führt seinen besten Freund Ted Gardener dazu, die Fäden selbst in die Hand zu nehmen. Es muss doch einen Weg geben, um Isabella zu finden und sie zur Rückkehr zu bewegen. Der Amerikaner entspinnt einen Plan. Doch dieser stiftet nur noch mehr Verwirrung ...


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Inhalt

Cover

Das Aufgebot war schon bestellt

Vorschau

Impressum

Das Aufgebot war schon bestellt

Zweiter Teil des Jubiläumsromans

Von Eva Burghardt

Thomas Ortmann löst seine voreilige Verlobung mit Lilo Pfeifer. Er hat erkannt, dass es ein Fehler war. Der Millionär weiß nun endlich, wem sein Herz gehört. Er will Prinzessin Isabella seine Liebe gestehen und das Misstrauen und die Missverständnisse ein für alle Mal aus dem Weg räumen. Doch die Prinzessin hat das Schloss fluchtartig verlassen, und die einzige Person, die ihren Aufenthaltsort kennt, schweigt beharrlich.

Thomas' zunehmende Traurigkeit führt seinen besten Freund Ted Gardener dazu, die Fäden selbst in die Hand zu nehmen. Es muss doch einen Weg geben, um Isabella zu finden und sie zur Rückkehr zu bewegen. Der Amerikaner entspinnt einen Plan. Doch dieser stiftet nur noch mehr Verwirrung ...

»Vielleicht gelingt es mir heute, etwas über Komtess Isabella zu erfahren!«

Ted glaubte selbst nicht mehr an diese Möglichkeit, deshalb wurde ihm der tägliche Weg zum Krankenhaus auch immer schwerer.

Mit etlichen Brüchen ans Bett gefesselt, blieb Thomas nichts anderes übrig, als der Geschicklichkeit des Freundes zu vertrauen.

Aber diesmal schien Ted aus unbegreiflichen Gründen zu versagen. Er fühlte sich von den Ereignissen überrollt.

Niemand konnte oder wollte ihm sagen, wo sich Gräfin Isabella aufhielt, und keiner wusste angeblich, wohin Doris Feld gefahren war. Dabei war Ted überzeugt, dass man nur eine zu finden brauchte, um auch an die andere heranzukommen. Aber selbst der Bürgermeister war gegen massive Drohungen unempfindlich und behauptete nach wie vor, das Reiseziel von Frau Dr. Feld nicht zu kennen. Sie sei wohl auf sein Geheiß zur Baubehörde nach München gefahren, müsse aber, mit den genehmigten Plänen längst wieder zurück sein.

»Vielleicht ist ihr etwas zugestoßen?«, wagte Thomas zu orakeln.

»Verd ...!« Mit Rücksicht auf den Kranken unterdrückte Ted einen Fluch. »Der passiert nichts!«, widersprach er, mehr aus dem unbewussten Wunsch heraus, sich selbst zu beruhigen.

»Ich kann ja keine Vermisstenanzeige aufgeben!«

»Warum nicht?«

»Weil an ihrer Praxis ein Schild hängt! Bis Montag geschlossen! Ergo wird sie noch sechs Tage ausbleiben!«

»Ach so!« Thomas schloss die Augen. Ein leiser Seufzer kam über seine Lippen.

Verstört sah Ted zu ihm hinüber. Thomas wurde von einer Müdigkeit beherrscht, die seiner Umwelt große Sorgen bereitete. Was sollte werden, wenn sich doch noch herausstellte, dass von dem Unfall eine Steifheit an Arm oder Bein zurückblieb? Der Arzt hatte bereits eine Andeutung gemacht, von der Thomas allerdings noch nichts wusste. Warum ihn beunruhigen, bevor man endgültige Gewissheit hatte?

Nein, für Ted hatte sich das Leben in der letzten Woche auf hässliche Weise geändert. Mit der Abreise dieser Doris Feld hatte es begonnen. Wen sollte man jetzt noch mit einem Hotelbau ärgern, wenn diese Doktorin einfach verschwand?

»War auch eine Mordsidee, dich gleich zweimal an einem Abend zu verloben!«, knurrte er erbittert, sozusagen als Resümee seiner besorgten Gedanken. »So was bringe nicht einmal ich fertig!«

»Und das will schon etwas besagen, nicht wahr?«, behauptete eine unbekannte Stimme von der Tür her.

Ted fuhr erstaunt herum. Der weißhaarige Dorfgeistliche stand vor ihnen. Mit saurem Gesicht stand Ted auf.

»Ich besuche hier die Kranken meiner Gemeinde und erfuhr an der Pforte, dass auch Mr. Ortmann dazu gehört.«

»Ted Gardener! Von meinem Freund ist im Augenblick nicht viel zu sehen!«

»Umso mehr habe ich von ihm gehört!«

»Frau Dr. Feld wird Ihnen wohl einiges geflüstert haben.« Ted brachte es auch angesichts der listigen Augen nicht fertig, seinen Groll zu verbergen.

»Natürlich!« Hochwürden zwinkerte verschmitzt. »Sie ist ein prächtiges Mädchen. Leider hat sie was gegen uns Männer und ganz besonders gegen Sie, Mr. Gardener!«

»Denken Sie nur, das ist mir auch schon aufgefallen!«

»Warum ändern Sie es nicht?«

»Weil mich die Dame nicht interessiert. Halt! Das heißt, im Augenblick wüsste ich zu gerne, wo sie sich aufhält! Können Sie es uns vielleicht verraten, Hochwürden?«

»Natürlich! Aber warum wollen Sie es wissen?«

»Sie kennen den Aufenthaltsort von ...? Hörst du das, Thomas?« Ted sah sich nach dem Freund um, dessen Gesicht schlagartig Interesse zeigte.

»Bitte, nennen Sie uns den Ort, Hochwürden!« Thomas warf dem alten Geistlichen einen flehenden Blick zu. »Es hängt sehr viel für mich davon ab.«

»Für Sie? Das verstehe ich nicht.« Hochwürden blickte leicht verwirrt auf Thomas. »Ich wusste gar nicht ...«

»Mein Freund ist mit Gräfin Isabella verlobt. Ein Missverständnis brachte sie auseinander. Nun möchte er gerne über Frau Dr. Feld ihren Aufenthaltsort erfahren.«

»Ach so!« Die Enttäuschung war in dieser Antwort nicht zu überhören. »Ich dachte schon ...!« Hochwürden verschwieg, was er dachte. Er betrachtete stattdessen eingehend Teds ungeduldige Miene und schien offensichtlich mit dem Ergebnis dieser Musterung zufrieden.

»Frau Dr. Feld will von München nach Wien fahren. Dort wohnt der mit dem Bau des Sanatoriums beauftragte Architekt. Sie bringt ihm die Genehmigung und hofft, dadurch den Baubeginn beschleunigen zu können!«

»Dieses Lu ...« Wieder mal schluckte Ted mit Rücksichtnahme auf seine Umgebung einen Fluch herunter. »Das hat sie sich nur ausgedacht, um mich zu ärgern! Jetzt verstehe ich alles. Die Vrzögerungen mit der Behörde, den Ärger, den ich mit meiner Baugenehmigung für das Hotel habe. Intrigen und Gemeinheiten, die sie mit dem Bürgermeister ausgesponnen hat! Aber die sollen mich kennenlernen!«

»Wahrscheinlich ist das bereits der Fall! Frau Dr. Feld und mit ihr eine Reihe anderer Gemeinderatsmitglieder sind der Meinung, Sie würden alle verfügbaren Arbeitskräfte durch höhere Löhne abwerben und so auf Ihre Art den Bau des Sanatoriums verzögern.«

»Und ob!«

»Deshalb die heimlichen Vorbereitungen für den ersten Spatenstich am Sanatorium. Wenn man die einzelnen Firmen unter Vertrag hat, wird man auch gegen Ihr Hotel nichts mehr einzuwenden haben.«

»Wir sind Ihnen für Ihr Vertrauen wirklich sehr dankbar, Hochwürden! Aber ... womit haben wir es eigentlich verdient?«

Ted bekam ein verschmitztes Lächeln zur Antwort.

»Viele Dinge machen sich hinterher bezahlt. Das wird sich in Ihrem Falle bestimmt auch noch herausstellen!«

»Klingt schön, doch irgendwie verdächtig!« Eine gekrauste Nase war bei Ted das Zeichen seelischer Verschnupfung.

»Ich werde Sie eines Tages an unser Gespräch erinnern«, versprach Hochwürden und empfahl sich nach Bekanntgabe von Doris' Adresse mit einem verdächtigen Lächeln.

»Sind wir nun einen Schritt weitergekommen, oder nicht?«

»Rufe sofort in Wien an«, verlangte Thomas erregt, »und wenn sie dort noch nicht angekommen ist, fährst du heute Abend noch nach München.«

»Dir zuliebe!«, knurrte der kluge Sohn von Mr. Gardener, obwohl er vor Ungeduld schon nicht mehr auf der Stelle sitzen konnte.

Jetzt würde er das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden und nicht nur Thomas die Braut zurückbringen, sondern der klugen Doris einen Streich spielen, der ihre Überheblichkeit beträchtlich mindern sollte.

***

»War das nicht ...?« Zögernd und ärgerlich über sich selbst, bestieg Doris Feld den D-Zug nach Wien. Was sollte Ted Gardener um diese Zeit auf dem Münchner Hauptbahnhof? Und trotzdem hätte sie schwören können ...!

Aber daran war nur Isabellas Brief schuld. Er ließ sie heute dauernd an Kirchbach und besonders an das Schloss denken. Zehnmal hatte sie ihn bestimmt schon gelesen und noch immer nicht begriffen, wie so viel in den wenigen Tagen ihrer Abwesenheit passieren konnte. Die Abreise der Gräfin, eine Szene mit Budewig, Verlobung mit Thomas Ortmann, danach prompt Entlobung, denn der Millionär geruhte wieder einmal misstrauisch zu sein!

Doris stellte ihre Reisetasche im Schlafwagenabteil ab und griff, obwohl sie den Brief bereits auswendig kannte, schon wieder danach.

Du verstehst, dass ich jetzt nicht mehr in Kirchbach bleiben will. Durch Vermittlung einer Agentur kann ich einen jungen, sehr begabten Tenor für fünf Monate auf seiner Konzertreise durch Skandinavien begleiten. Unter anderen Gegebenheiten würde ich mich über eine solche Tournee freuen, aber so, wie die Dinge liegen, ist es nur ein Versuch, den eigenen Gedanken zu entfliehen. Ich brauche eben Zeit, um mit dieser Liebe fertigzuwerden, die doch keine Zukunft hat, sondern spätestens in einem halben Jahr an Thomas' Misstrauen zugrunde gehen würde. Er traut mir immer noch zu, dass ich einen reichen Mann heirate, um meiner augenblicklichen Misere zu entrinnen.

Doris steckte den Brief wieder weg. Manchmal war Isabella übertrieben empfindlich! Misstrauen war kein Grund, um eine Verlobung zu lösen und fortzulaufen. Ihre Ehrlichkeit, die sie für andere Menschen durchsichtig wie Glas machte, würde jedes Misstrauen bei Thomas einschläfern und verschwinden lassen.

Nein, Isabella hatte falsch gehandelt! Wenn man liebte und wiedergeliebt wurde, kämpfte man um sein Glück. Sie würde ihr morgen in dem Sinne antworten. Heute war sie zu müde dazu.

Doris hatte den Tag mit stundenlangem, zermürbendem Warten bei verschiedenen Behörden zugebracht, bis man endlich eine Ausnahme machte und ihr die Baugenehmigung persönlich aushändigte. Nun fuhr sie nach Wien, um die Angelegenheit möglichst schnell voranzutreiben und um einem gewissen Mr. Gardener jeden Wind aus den Segeln zu nehmen.

Doris gähnte und legte sich bald darauf schlafen, ebenso die junge Sekretärin, die das Abteil mit ihr teilte und in Wien ihren Urlaub verbringen wollte.

Der Zug glitt durch die Nacht. Doris lag im Dunkeln und lauschte den monotonen Geräuschen, bis sie die sanften Schlingerbewegungen in eine Traumwelt schaukelten. Sie merkte nicht mehr, wie die junge Dame einen Mantel überwarf und geräuschlos aus dem Abteil verschwand.

»Alles in Ordnung?« Ted Gardener blickte der Dame gespannt entgegen. »Machen Sie nicht so ein Gesicht, Mädchen! Ich habe Ihnen doch gesagt, es handelt sich nur um einen Scherz!«

Er schob ihr zwei Geldscheine zu und verschwand.

Ted fand sofort Doris' Reisetasche und brauchte die Baugenehmigung nur aus dem Seitenfach zu ziehen. Schon geschafft!

Eigentlich hätte er gehen müssen, wenn ... ja wenn die Versuchung nicht so groß gewesen wäre, einen triumphierenden Blick auf die überhebliche Dr. Doris Feld zu werfen.

Dabei war sie schlafend gar nicht so schlimm anzusehen. Im Gegenteil!

Ihr strenges Gesicht war jetzt weich und gelöst. Sie wirkte jung und unbekümmert. Das gelöste Haar, das Stirne und Wangen in kleinen Locken umschmeichelte, und ein kleines Lächeln, machten sie süß und wunderschön.

***

Müde und unausgeschlafen schob sich Doris Feld am nächsten Morgen mit den anderen Reisenden der Sperre entgegen. Bei einer unbeabsichtigten Kopfwendung glaubte sie doch schon wieder, Ted Gardener entdeckt zu haben! Der Menschenstrom drängte weiter, sodass ihr keine Möglichkeit blieb, die Vermutung zu prüfen. Sie war über sich selbst wütend. Dieser junge Mann spukte ihr mehr als notwendig im Kopf herum. Ihn überall zu sehen, wurde bald schon zur fixen Idee bei ihr!

Ein Taxi brachte sie zur Wohnung des Architekten.

»Der Kirchbacher Bürgermeister hat mir Ihr Kommen schon mitgeteilt, gnädige Frau! Ich muss gestehen, dass mich ein so charmanter Behördenvertreter überrascht. Wenn Ihr Gemeinderat lauter solche Mitglieder hat, freue ich mich auf die Arbeit in Kirchbach!«

Schlecht gelaunt murmelte Doris irgendetwas. Dieser Architekt Rupp entsprach genau dem Typ, den sie im Allgemeinen verächtlich mit »Mannsbilder« abzutun pflegte. Ihre ohnehin nicht rosige Stimmung sank bei seinem Anblick sofort auf den Nullpunkt. Und das in dem Augenblick, in dem sie die Papiere vermisste. Hastig kramte sie die Tasche durch.

»Entschuldigung! Sie werden nach unten gerutscht sein!«

»Lassen Sie sich Zeit! Ich bestelle uns inzwischen einen Kaffee!«

Doris ließ sich Zeit, leider mit dem gleichen negativen Ergebnis, oder nein, sie stellte auch noch fest, dass Isabellas Brief fehlte.

Als sie ihre Tasche zum dritten Mal vergebens durchkämmte, kam Rupp mit einem weißen Umschlag in der Hand zurück.

»Das wurde für Sie abgegeben! Durch Boten!«

»Für mich? Unmöglich, Sie müssen sich irren!« Wenn Doris im ersten Augenblick glaubte, man könnte ihr die verloren gegangene Baugenehmigung nachgeschickt haben, verwarf sie den Gedanken sofort wieder. Niemand in Wien kannte ihr Ziel.

Nervös riss sie den neutralen Umschlag auf, fest von einem Irrtum Rupps überzeugt. Isabellas Brief lag darin. Auf der leeren Rückseite große, wirre Buchstaben: Take it easy! Nimm es leicht!

Doris wurde erst rot, dann weiß vor Zorn. Sie hatte das Gefühl, jeden Augenblick zu explodieren.

Ted Gardener war also keine fixe Idee, sondern realistische Gegenwart! Er musste in München ihren Zug bestiegen und sich auf irgendeine Weise in den Besitz der Baugenehmigung gebracht haben! Das verlegene Gesicht der jungen Sekretärin fiel Doris ein. Am anderen Morgen war sie merkwürdig schnell verschwunden! Oh, dass sie den Schwindel nicht eher durchschaut hatte! Am liebsten hätte sie vor Wut geheult.

Jetzt beherrschte sie nicht mehr Zorn alleine, sondern gleichzeitig auch Scham, Ärger und sogar ... Verzweiflung! Ted Gardener war zu weit gegangen!

Doris' Hände verkrampften sich. Sein triumphierendes Gesicht tauchte vor ihr auf. Dieses übermütige, hübsche, beneidenswert sorglose Gesicht! Wie mochte er seine Heldentat ausschmücken und herumerzählen. Das Blut stieg ihr zu Kopf. Nun hatte er seine Rache für das Schlafpulver.

»Ist es eine unangenehme Nachricht?« Anscheinend wusste Architekt Rupp nicht recht, was er mit dem schweigsamen Gast beginnen sollte.

»Durchaus nicht!«, log Doris. »Leider muss ich gestehen, dass die Baugenehmigung in meinem Hotelzimmer liegen blieb! Die Fahrt war umsonst. Ja, dann will ich mich gleich wieder empfehlen. Sie können trotzdem die Vorbereitungen treffen. Ich schicke Ihnen die Genehmigung sofort durch Eilboten!«

»Deswegen brauchen Sie nicht gleich davonzulaufen, gnädige Frau!«, protestierte Rupp entschieden. »Wenn die Genehmigung da ist ...«

»Freilich!«

»... dann geht alles in Ordnung. Sprechen wir noch einmal die Pläne durch. Sie sind doch über alles orientiert!«

»Selbstverständlich! Doch möchte ich jetzt lieber gehen!«

»Es wäre besser, damit jedes Missverständnis ausgeschlossen ist.« Architekt Rupp fand, dass ihm der Gemeinderat zwar eine sehr attraktive, aber keineswegs interessierte Vertreterin gesandt hatte. »Soweit wäre dann alles klar, gnädige Frau! Wenn es Ihnen recht ist, könnten wir zum gemütlicheren Teil übergehen!«

Aber es war Doris durchaus nicht recht. Sie verabschiedete sich im Gegenteil mit einer Eile, die Rupp entsetzt den Kopf schütteln ließ.

Doris war wütend. Was konnte sie tun? Die Baugenehmigung würde so schnell nicht mehr auftauchen! Ob man ihr kein Duplikat ausstellte, wenn sie den Verlust zugab? Das war die rettende Idee!

Neu belebt ließ sich Doris zum Flugplatz fahren. Sie hatte Glück, erwischte einen Platz und war schon wieder in München, als Ted noch im Zug saß und im Vorgefühl seines Sieges schwelgte.

Wider Erwarten erhielt Doris auch sofort eine neue Genehmigung, schickte sie postwendend nach Wien und trat erleichtert die Heimfahrt an. Nun hatte sich der Vertreter der Weltfirma Gardener & Sohn vergeblich in die Gilde der Langfinger bemüht.

***

Kurze Zeit später setzte sich die von Architekt Rupp seit Langem vorbereitete Maschinerie in Bewegung. Bauarbeiter schlugen in Kirchbach ihre Bretterbuden auf, und Bagger und Raupen durchfuhren die Dorfstraße.

Ted Gardener verfolgte diese Vorbereitungen mit offenem Munde, aber als ihm der Gemeinderat noch eine Einladung zur Feier des ersten Spatenstichs schickte, schäumte er vor Wut.

Ohne Genehmigung konnte man nicht bauen und erst recht keinen ersten Spatenstich vornehmen. Die sollten ihn nicht für dumm verkaufen! Er kochte! Und in diesem Zustand fand ihn Doris im Wartezimmer, als sie die Praxis öffnete.

»Sind Sie krank, Mr. Gardener?« Sie runzelte streng die Stirn.

»Vielleicht!« Ein paar alte Bauern hielten die Antwort für einen guten Witz. »Sie freuten sich, dass es so früh schon etwas zu nehme!«

Doris biss sich auf die Lippen. Sie besaß bei Weitem nicht so viel Überlegenheit, wie sie vorzuspielen bemüht war.

»Wer kommt zuerst?«

Ted sprang auf. Natürlich, er kam immer zuerst!

»Wissen Sie denn schon, ob Sie krank sind? Vielleicht wollen Sie erst noch überlegen, während ich inzwischen unseren alten Bauer Michel an die Reihe nehme!«

»Ich werde Ihnen schon sagen, was mir fehlt!« Ted schob sie ziemlich rücksichtslos in das Sprechzimmer hinein.

»Ihnen fehlt auch etwas?« Noch nie hatte Doris mit so viel Beklemmung im Herzen die Türe hinter einem Patienten geschlossen.

»Ganz recht!« Ted kam einen Schritt auf sie zu. »Jedes Verständnis fehlt mir für die unfaire Art, in der man hier vorgeht!«

»Interessant, Sie über Fairness reden zu hören, Mr. Gardener! Ich nehme an, Sie wünschen weder eine Belehrung noch eine Behandlung!«

Doris spielte weiter die Überlegene. Gegen den Schreibtisch gelehnt, zog sie ihr Zigarettenetui heraus. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass der Vertreter der Weltfirma Gardener & Sohn auch in Augenblicken offener Feindseligkeiten seine Kavalierspflichten nicht vergaß. Sofort fingerte er sein Feuerzeug aus der Tasche und trat dicht neben sie.

»Danke! Wollen Sie nicht Platz nehmen!« Es war wirklich verrückt, aber seine unmittelbare Nähe machte sie nervös. Komisch, schöne Männer waren ihr sonst ein Graus! Nur bei diesem Lackaffen, da ...! Was da war, dachte Doris lieber nicht zu Ende.

»Nein, ich will nicht Platz nehmen, sondern wissen, wie man ohne Bauerlaubnis zur Feier des ersten Spatenstichs einladen kann?«

»Selbstverständlich besitzen wir eine Genehmigung, Mr. Gardener!«

»Das stimmt nicht! Sie wissen es, und ich weiß es auch!«

»An Ihrer Stelle wäre ich mit dieser Behauptung vorsichtiger! Wissen Sie übrigens, dass Diebstahl hier mit einer empfindlichen Gefängnisstrafe geahndet wird?«

»Jawohl, das ist mir bekannt und auch, dass man in Nürnberg erst einen hängt, es sei denn, man habe ihn!« Ted lächelte.

»Sie haben sich erstaunlich schnell akklimatisiert!« Sein Lächeln machte Doris noch verlegener.

»Kaum!« Teds Miene verdüsterte sich. »In diesem Falle wären mir die gängigen Kniffe und Möglichkeiten bekannt. Verraten Sie mir die wichtigste! Wie baut man ohne Genehmigung?«

»Gar nicht! Aber wenn man das Original der Erlaubnis verloren hat, lässt man sich ein Duplikat ausstellen!«

»Verd ...!«

An diesem unterdrückten Fluch drohte Ted zu ersticken. Er war mehr als wütend. Doris Feld hatte ihn wieder hereingelegt, auf eine ebenso naive Art wie beim ersten Mal! Und ein gewisser Trottel namens Ted hütete zu Hause einen wertlosen Fetzen Papier! Wie mochte sie sich heimlich über ihn lustig machen!

Ted knirschte vor Wut. Noch nie war er so anhaltend und gründlich einer Frau auf den Leim gegangen. Das war mehr, als er ertragen konnte. Ein harter Brocken, mit dem er so schnell nicht fertigwurde!

Er schielte in Doris' Richtung. Wie sie lächelte, überlegen, selbstsicher! Wenn es ihm nur ein einziges Mal gelänge, sie von ihrem Thron zu stürzen!

»Bilden Sie sich nur nicht zu viel ein!«, knurrte er giftig und fügte völlig unbegründet hinzu: »Sie sind genauso hinterhältig wie Ihre Freundin. Kein Grund zur übermäßigen Freude, wenn man anderen Menschen das Leben schwer macht!«

Doris zuckte die Schultern.